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Dresdner Journal : 25.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190507255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-25
- Monat1905-07
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 25.07.1905
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Amtlicher Teil. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Zur Lan-tagswahlbewegung. das Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Packmeister Lippold bei der Spinnerei firma Carl Schmelzer »en. in Werdau die Friedrich- August-Medaille in Silber zu verleihen. Der Äufstand in veutsch-Zü-westafrika. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Beim überfall einer Karre durch Hottentotten zwischen Karibaem und Gaibes am 17. Juli 1905 sind gefallen: Gefreiter Karl Bartholomae, geb. am 27 August 1882 zu Flacht, srühcr im Infanterieregiment Nr 88, Kopfschuß; Gefreiter Anton Linz, geb. am 6. Mai 1883 zu Ebenweiler, früher im König! Bayrischen 9. Feldartillcrieregiment, Kopf schuß; Reiter Paul Mannsperger, geb am 16 Mai 1883 zu Cleebronn, srüher im König! Würtlembergiscken 4 Feld- arlillcrieregiment Nr. 65, Brust-und Bauchschuß; Reiter Eugen Wersinger, geb. am 16 Dezember 1876 zu Hagenbach, srüher Bezirkskommando I Mülhausen i. Els., Kops- und Schulterschuß. Reiter Johann Klein, geb. am 7. August 1880 zu Rundeishausen, früher im Trainbataillon Nr. 15, hat sich am 19. Juli 1905 in Windhuk aus Unvorsichtigkeit mit einem Revolver durch die linke Hand geschossen. Bon der Insel Sachalin. St. Petersburg, 24. Juli (Meldung der St Peters burger Telegr-Agentur) Der Gouverneur von Sachalin telegraphiert unterm 23. Juli: Heute vormittag um '-^9 Uhr wurden am südlichen Horizont der tartarischen Meerenge bei dem Posten Alexandrowsk mehrere japanische Schiffe und Torpedoboote wahrgenommen. Zwei davon fuhren nordwärts, die anderen gruppierten sich in der Nähe des Postens Doue und gaben vier Schüsse ab, die jedoch keinen Schaden verursachten. Um 11 Uhr vormittags wurden im Süden mehrere große Schiffe bemerkt Eine zweite Depesche des Gouverneurs von Sachalin, aufgegeben am 23. Juli mittags, meldet: Zwei japanische Torpedoboote machten in der Mündung des Flusses Arloff, 12 Werst nördlich von dem Posten Alexandrowsk, Halt, beschaffen die Küste und entfernten sich dann in südwest- Am 1. August 1905 wird der neue Haltepunkt Oschatz Körnerstraße zwischen Oschatz und Oschatz Süd «an der Linie Oschatz—Döbeln) für Personen- und Gepäckverkehr eröffnet. Auf dem neuen Halte punkte halten nachBedarf sämtliche auf der Strecke Oschatz—Mügeln b. Oschatz verkehrenden Personen züge. Die Abfahrten in Oschatz Körnerstraße er folgen: a) in der Richtung nach Mügeln b. Oschatz etwa 5 Minuten später als von Oschatz und b) in der Richtung ron Mügeln b. Oschatz etwa 3 Minuten später als von Oschatz Süd. Die Personen- und Gepäcktarife werden aus dem neuen Haltepunkte sowie den Nachbarstationen mit dem sonst Erforderlichen durch Anschläge bekannt gemacht. Den Fahrkarten verkauf und Gepäckdienst besorgen die Zugführer. 8;I. HkitMirtklkll drr Sichs. Ktaolttiskülwhiitii. entscheidenden Abmachungen und größere Festigkeit nicht manche Härten hätte beseitigen können." Es handelt sich hier lediglich um eine liberale Annahme Das Chemnitzer Blatt streitet nicht wider feststehende Tatsachen, sondern gegen Gebilde seiner Phantasie. Es schreibt über gegnerische Kundgebungen, die von ihm aar nicht oder doch nur bruchstückweise in zusammenhanglosen Sätzen gelesen wurden. Nur so konnte ihm das Unglück passieren, daß es den Konservativen im Tone der Ent rüstung Borwürfe machte, die es nicht hätte erheben dürfen, wenn eS sich gewissenhaft mit den konservativen Verlautbarungen vorher beschäftigt hätte. Zum Beweise setzen wir einige Stellen aus den konservativen Organen, dem „Vaterland" und den „Sächs. Polit. Nachr", hier her. In Nr. 25 des „Vaterland" vom 24. Juni heißt cs auf Seite 293: »Wir bestreiten nicht einen Augenblick, daß die Verstim mung in industriellen Kreisen ihre guten Gründe hat. Auch wir müssen gestehen, im Interesse der sächsischen Industrie wäre cS dringend erwünscht gewesen, die Reichsverwaltung hätte beim Abschlusse der Handelsverträge eine solch' glückliche Hand gezeigt, daß unsere Ausfuhr keinerlei Erschwerungen erfahren hätte." Ferner ist in Nr. 26 der „Sächs Polit. Nachr." vom 20. Juni zu lesen: »Im übrigen hegen auch wir (die Konservativen) den dringenden Wunsch, daß die Hoffnung unserer Industriellen, bei den noch abzuschließenden Verträgen sür die erlebte Ent täuschung entschädigt zu werden, in Erfüllung geht. Vielleicht ist es möglich, daß (trotz der vermehrten Hindernisse) durch ein von hoher Kunst und Geschicklichkeit, Ausdauer und Ent schlossenheit geleitetes diplomatisches Spiel bei zukünftigen Verlragsverhandlungen vieles vermieden werden kann, waS unsere Industriellen gegenwärtig verstimmt. Daß unsere Re gierung zu diesem Zwecke ihre besten Kräfte einsetzt, das ver langt auch mit der größten Entschiedenheit die konservative Partei Sachsens." Desgleichen befand sich im „Vaterland" vom 17. Juni in bezug auf die handelspolitischen Ausführungen des Reichstagsabgeordneten Bassermann aus dem Dresdner Delegiertentage der nationalliberalen Gesamtpartei fol gender Satz: „Was hier der hervorragendste nationalliberale Parla mentarier des Reichstags zum Ausdruck brachte, hätte auch jeder Führer der sächsischen Konservativen ohne jede Ein schränkung aussprcchen können " Man vergleiche mit diesen Zitaten aus anerkannt konservativen Blättern die weiter oben befindlichen Be hauptungen des Chemnitzer liberalen Blattes Eine solche Nebeneinanderstellung ergibt ohne weiteres, daß das Chemnitzer Blatt seine Anklagen gegen die Konservativen entweder in unverantwortlich leichtfertiger Weise oder in voswilliger Absicht erhebt. Das eine ist so verwerflich wie das andere. Der zweite Aufsatz des Chemnitzer Blattes, den es als Zuschrift aus Parteikreisen bezeichnet, macht der kon servativen Partei den Vorwurf, daß aus der Geschichte der konservativen Partei Sachsens nachgewiesen werden könne, „daß auch hier (!) die agrarische Richtung die ausschlaggebende gewesen ist." Zum Beweise führt der Verfasser des Aufsatzes an, daß im Jahre 1902 die konservative Fraktion des Landtags „die Regierung habe scharf machen wollen, bei der Beratung des autonomen Zolltarifs einen Mindestzoll von 7,50 M für Getreide zu befürworten". Der Mitarbeiter des Chemnitzer libe ralen Organs hat hierbei jedoch übersehen, daß er für seine mit vollster Bestimmtheit ausgesprochene Behauptung keine Belege beibringcn kann. In Nr. 26 des „Vaterland" vom 1. Juli wurde bereits die in dem nationalliberalen und freisinnigen Wahlaufrufe enthaltene Erzählung von dem Getreidezoll von 7'^ M. als falsch gekenn zeichnet. Es wurde dort gesagt, daß in der Sitzung der Zweiten Kammer vom 29. November 1901 der konser vative Fraktionsredncr Abg Hähnel-Kuppritz bezüglich der Höhe der Zollsätze keine Forderungen erhoben habe. Wörtlich fährt das „Vaterland" dann fort: „Niemals hat die konservative Partei daran gedacht, von der Re gierung zu fordern, für Zollsätze einzutreten, die den Ab schluß langfristiger Handelsverträge in Frage gestellt hätten. Für einseitige und übertriebene zollpolitische Forderungen würde in der konservativen Fraktion de» ver russisch-japanische Krieg. Aus der Mandschurei. St. Petersburg, 24. Juli. (St. PetcrSb Tel-Ag.) General Linewitsch meldet unterm 22 Juli: In der Gegend von Hailungchöng ging am 20. Juli morgens 10 Uhr eine russische Abteilung in zwei Kolonnen gegen die feindlichen Stellungen 4 Werst nördlich von Au- langtse vor. Die rechte Kolonne rückte gegen die Front des Feindes heran, die linke Kolonne dagegen umging den rechten Flügel der Japaner. Das plötzliche Er scheinen der linken Kolonne in den Seitenstellungen des Feindes zwang diesen, diese Stellungen ohne Widerstand zu räumen. Die Ruffen besetzten hierauf die japanischen Laufgräben, während sich die Japaner aus eine befestigte Stellung im Westen von Aulangtse zurückzogen. Ein Tal deckte ihre Bewegungen Für die Russen bot es große Schwierigkeiten, die Terrainhindernisse zu über winden. Dies veranlaßte ihren Rückzug in die Gegend nördlich von Liaupunoff. Vie soziale Zusammensetzung der sozialdemo kratischen Wählerschaft Deutschlands. Im „Archiv für soziale Wissenschaft und Sozial politik" hatte ein vr. Blank Untersuchungen über die soziale Zusammensetzung der sozialdemokratischen Wählerschaft Deutschlands angestellt Blank erklärt, die Sozialdemokratie dränge mit steigender Energie über die Grenzen der Arbeiterklasse hinaus in die bürgerlichen Kreise; die bürgerliche Demokratie schließe sich der sozialdemokratischen Wählerschaft immer mehr an, wodurch der Satz des Kommunistischen Manifest-': ,Proletarier aller Länder, vereinigt euch!' immer weniger zur Geltung kommen, ja geradezu abgeleugnet werden müsse. Auf Grund seiner Berechnungen kommt Blank zu dem Ergebnis, daß von den rund drei Millionen Stimmen, welche die Sozialdemokratie bei der letzten Wahl erhalten hat, rund 750000 aus den bürgerlichen Kreisen herrühren. Der Reichs tagsabgeordnete Bebel tritt in der „Neuen Zeit" diesen Ausführungen sehr entschieden entgegen. Zu nächst müht er sich ab, einige statistische Fehler nach zuweisen. Bebel erkennt jedoch wohl selbst, daß es für das Ergebnis gleichgültig ist, ob bei dieser oder jener Gruppe sich etwas größere oder kleinere Zahlen ergeben. Da greift er nun zu einer Widerlegung der aus der Statistik gezogenen Schlußfolgerungen, die allerdings so einfach wie nur möglich ist Was macht es, daß der Sozialdemokratie Handwerker, Bauern, Kaufleute, Beamte ihre Stimmen abgeben? — führt Bebel aus — Das ist eben ein Beweis für die fortschreitende Proletarisierung und Ver elendung! Hierzu schreibt nun die „Königsberger Hartungsche Zeitung": „Was würden alle die braven Marxisten nur machen, wenn sie nicht über diese wichtigen, niemals der Zugkraft ent behrenden Worte verfügten! Darin liegt ja ihr Programm! Daß die Einlommensteuerverhältniffe, die gestiegene Lebens haltung nicht nur bei den Arbeitern, sondern auch bei den Kaufleuten und Handwerkern das Gegenteil von der Ver elendung und Proletartsierung zeigen — das geniert große Geister von dem Schlage der Bebel und Genossen nicht Sie stellen die Tatsache fest, und wer sie nicht anerkennt, der müßte von Rechtswegen oder vielmehr von ParteileitungS- wrgen „fliegen"; denn unter der Herrschaft der Sozialdemo kratie gibt eS noch weniger Willensfreiheit als im modernen Polizeistaat. Aber noch haben wir nicht den absolutistischen sozialdemokratischen ZukunstSstaat, und da kann z. B Bernstein es wagen, in den „Sozialistischen Monatsheften" einen Aufsatz zu veröffentlichen „Von einem Totgesagten" - dem Re visionismus —, in dem er darlegt, daß vier Streitsragen nach wie vor vorhanden sind: 1. die Agrarfrage; 2. die Frage der Zu- oder Abnahme der Kapitalistenklasse; 3. die Krisensrage und die Zusammenbruchstheorie; 4. die BerelendungStheorie. Was bleibt dann eigentlich noch als unstreitig von dem sozial demokratischen Programm übrig?! Für dir Widerlegung, die Bebel der sozialdemokratischen Partei zuteil werden läßt, indem er auf die Verelendung und die Proletarisierung hinweist, ist von besonderem Wert, waS Bernstein in seinen Betrachtungen über einen .Totgesagten" auSsührt: „Eines aber ist klar" — bemerkt er —, „soll noch von einer Vcrelendungstheorie ge sprochen werden können, so muß der Nachweis sür eine positive Verelendung gebracht werden Relative Verelendung ist eine be- griffslose Phrase. Man kann sich in Einkommen, Lebenskomfort rc. relativ verschlechtern, aber man kann nicht relativ verelenden. Der Nachweis für eine positive Verelendung ist aber nicht er bracht worden und auch nicht zu erbringen ' So tritt denn zu den „vier Fragen" der Revisionisten noch eine sanfte hinzu: Wird die sozialdemokratische Partei auch ferner den Anspruch darauf erheben können, eine Arbeiterpartei zu sein trotz ihrer Zusammensetzung aus verschiedenen Berus-klassen? Bebel will es freilich bejahen; doch die Gründe, die er dafür anfahrt, stehen im Widerspruch mit den Tatsachen Bernstein be hauptet: „Der von revisionistischer Seite verfochtene Gedanke, daß der Weg zum Sozialismus über den Ausstieg und nicht über die Verelendung der Arbeiterklasse geht, ist vielmehr immer mehr zur Anerkennung gelangt." Wann nun erfolgt dann eigentlich der „Ausstieg"? Unter der Herrschaft der kapitalistischen Wirtschaftsordnung! Bebel scheint recht zu haben, wenn er behauptet, daß die Revisionisten nicht in die sozialdemokratische Partei passen, deren Früchte nur aus dem Boden der Verelendung oder der Proletarisierung sich ent wickeln. Aber Bernstein hat auch recht mit seinen Ansichten von dem „Ausstieg" unter der Herrschaft der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Zwischen ihren Ansichten liegt eine tiefe Kluft. Die Größe ist der Partei verhängnisvoll geworden. Sie konnte groß werden, indem sie die Massen mit Schlag worten blendete Nun wird ihr von ihren eigenen Leuten nachgewiesen, daß sie nur mit Schlagworten arbeitet!" Landtags wohl kaum eine beachtenswerte Stimmenzahl aufzubringen gewesen sein Als der Abg. Töpfer sich im Eifer der Rede zu einigen Entgleisungen hinreißcn ließ, gab der Vorsitzende der konservativen Fraktion sofort die Erklärung ab, daß die sächsische konservative Partei auf dem Standpunkte stehe, den der Abg Hähnel dargelegt habe. Die Anschauungen des Abg Töpfer teile sie nicht. Damit war kein Zweifel darüber gelaffen, daß die kon servative Partei eine Einigung auf der Mittellinie an strebte." Alles das zieht der Mitarbeiter des Chemnitzer Blattes nicht in Betracht. Er verbreitet die alte Un wahrheit ruhig weiter. Wenn das liberale Chemnitzer Organ von handelspolitischen Gegensätzen innerhalb der konservativen Partei Sachsens spricht, so handelt es sich um weiter nichts, als um Wünsche und Hoffnungen der Liberalen, denen noch frühzeitig genug die Enttäuschung folgen wird. Die feste Geschlossenheit der konservativen Partei steht nach wie vor in einem wohltuenden Gegen sätze zu der nationalliberalen Zerfahrenheit" daß diese oder jene liberale Beschuldigung, die sich gegen konservative Anschauungen richtet, irrtümlich sein könne. Das Blatt schreibt zu diesem Gegenstände u. a.: „Ist auch auf Grund ganz unanfechtbarer Tatsachen dieser Nachweis geführt worden, so kann man sicher sein, in einigen Tagen kehren die als falsch erwiesenen An klagen und Behauptungen in der liberalen Presse wieder, ohne daß auch nur das geringste unternommen wird, was der versuchten Erbringung eines Wahrheitsbeweises ähnlich sieht. Gewöhnlich übersehen die liberalen Wort führer absichtlich die vom Gegner gemachten Feststell ungen, um gegen ihn Vorwürfe erheben zu können, zu denen er durchaus keine Veranlassung gegeben hat. Als Beispiel mögen hier die Nummern 157 und 158 der liberalen „Chemnitzer Allgem. Ztg" vom 9. und 11. Juli dienen. Dort wird, in zwei Aufsätzen, die in der Hauptsache sich mit nebensächlichen Dingen beschäftigen, gegen die handelspolitischen Betrachtungen im „Vater land" und den „Sächs. Pol. Nachr " polemisiert und der Anschein zu erwecken versucht, als sähen die Kon servativen sauer zu dem ganz gerechtfertigten Wunsche der Industriellen, bei den weiteren Vertragsverhand lungen ihre Interessen bester gewahrt zu sehen, wie bei den bis jetzt abgeschlossenen Handelsverträgen. Nach Ansicht des Chemnitzer Blattes haben die Konser vativen gar nicht begriffen, daß die Frage sich in der Hauptsache darum dreht, „ob hier die Regierung durch bessere Heranziehung der beteiligten Industrien vor den In seiner jüngsten Nummer beschäftigt sich „Vaterland", das Organ des Konservativen Landes vereins im Königreiche Sachsen, mit der Frage der Land tagswahlbewegung In dem Aufsatze wird ausgeführt, daß e« schwierig für konservative Politiker sei, mit der liberalen Presse Sachsens eine Auseinandersetzung herbeizusühren, weil die Wortführer der Liberalen sich nicht davon überzeugen ließen, Kunst und Wissenschaft. Wissenschaft. * Die Entdeckung des Blutkreislaufs wird ge wöhnlich dem großen William Harvey als Haupt» verdienst zugeschrieben. Nach einer Abhandlung, die jetzt vr. Hemmeter in dem von John Hopkins-Hospital herausgegebencn „Bulletin" veröffentlicht hat, ist diese Ansicht doch nicht so allgemein Nicht weniger als sechs verschiedene Personen werden mit dieser Großtat in Ver bindung gebracht. Die Spanier bezeichnen als Entdecker des Blutkreislaufs Servetus; die Italiener gleich drei Forscher, nämlich Colombus, Ruini und Cesalpinus: die Engländer und Deutschen bleiben bei Harvey, die Fran zosen bei Rabelais. Die Frage ist natürlich nicht so leicht zu entscheiden, weil eine solche Entdeckung nicht auf einmal gemacht wird, sondern ihre Vorläufer hat. So schließt Vr. Hemmeter auch ganz einleuchtend, daß die Entdeckung des Blutkreislaufs da» Werk fast eine» Jahr tausends von Aristoteles und Galen bis auf Harvey ge wesen ist, daß Harvey aber die abschließende Hauptarbeit geleistet hat * Ober die Ausbreitung der Tuberkulose in England machte Vr. Kelynack auf dem öffentlichen Gesundheitskongreß zu London lesenswerte Mitteilungen. Nach seinen statistischen Forschungen sterben jährlich 60000 Personen in England und Wale» an Tuberkulose, und er meint, wenn er jede» der so verlorenen Leben auf 6000 M schätze, so habe das Land jährlich durch diese Krankheit einen Verlust von 360 Mill. M. In London allein beträgt die jährliche Zahl der Todesfälle durch Schwindsucht 8000, und wenn man die ver schiedenen Formen der Krankheit berechnet, die mit Tuberkulose zusammenhängen, dann stellt sich im ganzen sogar die Zahl der Tode»fälle auf 80000. Da sich in dem Vereinigten Königreich nur einige 70 Sanatorien befinden, die 2760 Kranke aufnehmen, so erscheint die Einrichtung neuer Sanatorien dringend notwendig. * Aus Göttingen wird berichtet: Die Apparate des hi Ligen geophysikalischen Institut» registrierten vorgestern ein gewaltiges Erdbeben; wo cs stattgefunden hat, ist noch unbekannt. Literatur. * Von Schätzen, die man unter alten Büchern findet, erzählt eine englische Zeitschrift, indem sie an die Aufsehen erregenden Nachrichten anknüpft, die kürzlich durch die Zeitungen gingen. Bekanntlich fand man unter altem Gerümpel höchst wertvolle Erstausgaben Shake- spearischer Stücke. Der wirkliche Bücherkenner kann an den merkwürdigsten Orten Funde von unschätzbarem Werte machen. So trat vor einiger Zeit ein Bibliophile in einen kleinen Tabakladen im East-End Londons und kam gerade noch zurecht, um die Eigentümerin aus einem schwarz bedruckten altertümlichen Buche Blätter heraus- reißcn zu sehen, in die sie Waren einpackte. Er be merkte, daß diese« als Makulatur benutzte Buch ein sehr seltener Druck au« der Zeit der Königin Elisabeth sei, ein Traktat über die Tugenden der Hausfrau unter dem Titel „Goode HuSwifeS Jewell" enthaltend. Für einen Schilling sicherte er sich den noch nicht zerrissenen größten Teil de« Buches, und für ein paar Flaschen Bier erhielt er auch die fehlenden Seiten von den drei im Laden an wesenden Käufern, die den eben erstandenen Tabak wieder aus dem Einpackpapier auSwickelten Vor etwa vier Jahren kaufte sich ein Schmied für einen Penny ein merkwürdige« alte« Buch, da« auf einem Bücherkarren in Camden Town seine Aufmerksamkeit erregte Er gab sich auch alle mögliche Mühe, die sonderbar verschnörkelten Buchstaben de« Druckes zu entziffern, aber al« ihm da« nicht gelang, warf er das Buch ärgerlich fort. Einer seiner Mitbewohner hob da« Buch auf, und da er heraus brachte, daß cs vorn das Dalum des Jahres 1450 trug, dachte er, es könnte vielleicht seines hohen Alters wegen von Wert sein und trug es nach dem British-Museum. Dort war man zu seinem Erstaunen gern bereit, ihm das Buch zu einem Preise von 1800 M abzukaufen, von dem er die Hälfte dem Schmied gab. Der Band, dessen sonderbare Typen den wackeren Handwerker so ge ärgert hatten, war der sehr seltene Druck eines der ersten Bücher, die aus Gutenbergs Presse hervorgegangen waren, und von unschätzbarem Werte. Ein höchst ärgerliches Malheur begegnete vor kurzer Zeit einem bekannten Sammler. Es sollte eine große Bibliothek versteigert werden und in einem Convolut, da« ein ganze« Bündel Bücher enthielt, die zu sammen verkauft werden sollten, entdeckte er ein Exemplar eines äußerst selten gewordenen Buches von Thackerey „Flore et Zephyr", das einige der frühesten Zeichnungen des großen Dichters enthält. Voller Freude legt er da« Buch wieder auf den Bücherhaufen, sagt niemandem etwas von seiner Entdeckung und ersteht auf der Auktion das ganze Bündel Bücher für 5 Schilling. Aber wie grenzenlos ist seine Enttäuschung, als gerade dieses Buch fehlt. Halb irrsinnig vor Ärger läuft er im Saal herum und erfährt schließlich, daß einer von den Anwesenden al« Fidibu« für seine Pfeife ein paar Seiten aus dem Buch herauSgerissen und e« dann fortgeworfcn hat E« fanden sich nur noch einige herausqerissene Zeichnungen, die der Sammler später für 100 M verkaufte, so daß er doch noch ein gutes Geschäft machte. Jüngst hörte ein bedeutender Bücherhändler, daß in einem Trödelladen in der Farringdon Straße in London sich eben ein Un bekannter ein sehr seltene« Buch „Cato Major on Old Age" gekauft habe Sofort stürzt er sich in eme Droschke und befiehlt dem Kutscher, so schnell er nur könne, nach dem Laden zu fahren. Er findet auch glücklich noch den Käufer de« Buche«, stellt ihm auf der Straße einen Scheck über 400 M aus, und verkauft da« Buch noch an demselben Abend für 600 M. Ein andere« Mal fanv ein Buchersammler v»e elf 'Nummern von Thackerays berühmten „«Snob Papers", die vollständig fast über haupt nicht mehr aufzutreiben sind, als eben der Besitzer des Bücherstands sich ein Blatt zum Anstecken seiner Pfeife herausreißen wollte, und ein anderer Glückspilz, der vor einem Antiquariatsladen stand, sah zufällig auf das Titelblatt eines alten Buches, das ein neben ihm Stehender acht los vom Ladentisch heruntergeworfen hatte Ein Freuden strahl zuckte in feinem erfahrenen und geübten Auge auf, zitternd raffte er das Buch zusammen, bezahlte den da für geforderten Penny und stürzte mit dem Buche fort, „wie wenn ich es gestohlen hätte", erzählte er selbst später. Es war die Erstausgabe von Miltons wunder voller Elegie „Lycidas" und 10 000 mal mehr wert als die Summe, die dafür bezahlt worden war. * Der fünfte internationale Verlegerkongreß wird in den Tagen vom 6. bis 10. Juli 1906 in Mai land stattfinden Wie die früheren Kongresse in Brüssel, Paris, London und Leipzig verspricht auch diese Tagung sehr interessant zu werden Ein besonderer, aus Vor standsmitgliedern des „Deutschen Verlegervereins" und des „BörsenoereinS der deutschen Buchhändler" zusammen gesetzter Ausschuß (Geschäftsstelle in Leipzig, Gutenberg straße 7, 1l) besorgt die Vorarbeiten für Deutschland, Österreich und die Schweiz, und hat in diesen Tagen an alle früheren Kongreßbesuchcr aus jenen Ländern ein Rundschreiben mit der Geschäftsordnung des Kongresse« verschickt und zur Teilnahme aufgefordert Bei der durch die früheren Kongresse gesteigerten Anteilnahme für internationale Fragen des Buch-, Kunst- und Musi kalienhandels dürfte auch der Besuch der Mailänder Tagung für alle beteiligten Verleger von hohem Inter esse sein * Die Deutsche Kommission, die an der Ber liner Akademie der Wissenschaften gebildet worden ist, steht im Begriffe, ein Archiv der literarischen Handschriften Deutschlands zu gründen Es soll 170 Dienstag, den 25. Juli nachmittags. 1905 Dresdner Journal Herausgegeben von der König!. Expeditton des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erschein,« r Werktag- nachm 5 Uhr. — Qriginalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. vez>«»pret«: Beim Bezüge durch di« GelchiMsfte», tuuerßaw Aresdeu» 2,50 M. (erajchl Zutragung), durch die im Deutschen Reiche » M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pi Wird Zurücksendung der für die Schnelleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- aesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Poftgeld beizusügen- AnkündignngSgebühre«: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zisscrnsatz 5 Pf. Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) Vie Dextzeile mittler «Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. 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