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Dresdner Journal : 11.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188102112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-02
- Tag1881-02-11
- Monat1881-02
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 11.02.1881
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Freitag, den 1t. Februar. 1881 Ako» »»»e»t»pret» r ^Lkrliei»! . . 18 --»rlr. tir-icbe» tritt ?o»t- cmrt K Ilckrtück' 1 bk. kio»u. L>u»clav Kl»o»Livru: 10 kk . Ii>»tra1oui>rvi>»«i kü- Uv» k»um viour Aon^lt'iuva l'vtitreilu 20 kt. tlutvr „^iozvituat' äiv /«ito «0 t't. kiuekelnvar liiKlwk mit XurmtUmv ävr 8ooo uvä l-VlorMg» Ai-vuib» tür cii n kol^vi«teu l'ü.^. DreMerZoumal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Iu»vr»i«u»ou»Um<! »»»«Lil»; H Lru»<Litetter, OomuiEuuLr a« l>r««io«r lounuct»; L»»dilr« N«rUL Visa I-»ix»tG >»„1 - »iA»Ae»rc ». N: /Ia«»e7«»tein L ^OAter, >«rll» Vt«a-L»»d«iA kr»8-L«ip»i, ^r»»ktarr ». ». na»«L«: L/u«e, >«rU» - L. L'»r,»H, /nv«t>Ue»»<tli»it, Ur«««: L Se-Uotte, >r»»1»a; /. Uürv^u; Vr»»A1vrt ». N.! L ^a^AO-'neüs Uuct>kitncjtui>^^ Stritt»: tS. »»rmor«: 0 LcöU«»/«-, k»rt, U»rUL-»r»»Lt»rt ». ». Stutts»rt: Daube L 6o., N»wdmA: D Llecuee. Her»o»xvd«rr Xüiiial. Lip«<ilti»v clv» Or««in»r ^o»e»»1», t>r«-«äel>, /v»ogt!n»iru«« blo. r». Amtlicher Theil. Verordnung, betreffend die Einberufung des Reichstags. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen, rc. rc. rc. verordnen auf Grund de- Art'kelS 12 der Verfassung, im Namen de- Reich-, wa- folgt: Der Reichstag ist berufen, am 15. Februar dieses Jahre- in Berlin zusammenzutreten, und beauftragen Wir den Reichskanzler mit den zu diesem Zwecke nöthi- gen Vorbereitungen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unter schrift und beigedrucklem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin, den 7 Februar 1881. (I,. 8.) Wilhelm. Fürst von Bi-marck. Nichtamtlicher Theil. Übersicht. Telegraphische Nachrichten. Leitung-schau. (Neue freie Presse Presse Wiener Abendpost. Fremdenblatt.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Wien. London. Dublin. St. Petersburg. Bukarest. Belgrad. Washington.) Zur orientalischen Krage. Innere Angelegenheiten. (Einiges vom Paßwesen. II.) Dresdner Nackrickten. Provivzialnachrickten. (Leipzig. Meerane. Zscho pau. Plauen. Kamenz Zittau) Vermischte-. Statistik und »olk-wirthschaft. Eingesaudtes. Keuilletou. Tage-kaleu-rr. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WittrruugSherichte. Lelcgraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 9. Krbruar, AbendS. (W. T. B.) Der Kronprinz Rudolf hat heute Abend seine Reise nach dem Orient angetreten. In der Sitzung deS BudgrtauSschusseS de- Abgeordnetenhauses erklärte der Unterrichtsminister Baron Conrad auf eine Anfrage in Betreff der Angelegenheit der Prager Universität, daß die Regierung die berechtigten Ansprüche deS Ische chicen Volkes auf Ausbildung in seiner Mutter sprache mit Einschluß der Universitätsstudien an- erkenne. Der Minister bemerkte weiter, er habe verfügt, daß m den nächsten Tagen eine Enquöiecommission iu Prag zusammentrete, welche Detailbestimmungen er wägen und beantragen solle, die für den Fall noth» wendig sein würden, wenn eS zur Errichtung einer Universität mit tschechischer Unterrichtssprache kommen sollte. Sobald diese Verhandlungen abgeschlossen sein würden, werde die Regierung ihre Beschlüsse fassen Nach seiner (de- Ministers) persönlichen Ansicht könne eine Trennung der Lehrkräfte innerhalb der Facul- tätru der jetzigen Hochschule nur aus legislativem Wege erfolgen. Der Minister schloß mit der Ver sicherung, daß keine Ernennungen von Professoren mit der Tendenz erfolgen würden, daS Stimmenverhältniß in den Lehrkörpern der jetzigen Hochschule zu verändern. Rom, Mittwoch, 9. Februar, AbendS. (W. T. B.) Der Papst bat die Großfürsten Nikolaus und Peter von Rußland in feierlicher Audieuz empfangen und sich sodann mit denselben längere Zeit privatim unterhalten. Später statteten die Großfürsten dem Staatssekretär Cardinal Jaco bini einen Besuch ab. Madrid, Donnerstag, Ist. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein königl. Decret löst die Cor te- avf. Im Personal deS diplomatischen CorpS und der höheren LerwaltungSbeamten stehen Verände rungen bevor. London, Mittwoch, 9. Februar, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unter hauses erklärte der Untrrstaatssecretär Dilke auf eine bezügliche Anfrage, dir französischen Kriegs schiffe hätten gestrrn den Befehl erhalten, Tunis zu verlasscnz ein gleicher Befehl sei auch den eng lischen Kriegsschiffen zugegangen. — Der Sprecher thrilte sodann mit, er habe eine neue Geschäfts ordnung für die Behandlung dringender Ange- legenheiten auf den Tisch deS Hause« niedergelegt und hoffe, baß durch dieselbe derartige Angelegen heiten gefördert werden würden; eS sei nicht un gehörig, die Redefreiheit einigermaßen zu beschrän ken. — DaS Unterhaus nahm im weitern Verlaufe der Sitzung dir irische Lwangsbill in zweiter Lesung mit 359 gegen 56 Stimmen an. St. Petersburg, Donnerstag, 10. Februar. (Tel d. Dresdn. Journ.) Die „Agencr ruffe" äußert sich hertte in demerkenSwerther Weise über den Stand der griechisch-türkischen Krage. Die „Agence russc" weist hierbei aus die von ein ander abweichenden Nachrichten hin. Einige Blätter meldeten, der englische Botschafter bei der Pforte, Göschen, habe die Muston gehabt, in Berlin eine Co!» lectwpreision der Mächte auf die Pforte vorzubereuen; andere Blätter meinten, die Pforte werde keine Con- cession machen. Die „Agence russe" meint, die Wahr heit dürste zwischen beiden einander widersprechende» Versionen liegen. Eine der weniger direct bei der Orientfrage interessirten Mächte dürfte die Initiative ergreifen, eine Lösung herbeizusühren, welche die grie chisch türkische Differenz friedlich beenden könnte. Nach allen hier vorliegenden Nachrichten ist die chinesische Krage als in guter Entwickelung begriffen anzusehen. Belgrad, Mittwoch, 9. Kebruar, AbendS. (W T B.) Die Skupscbtina nahm in ihrer heu tigen Sitzung die Vorlage der Regierung, betref fend dir Unabhängigkeit deS RicdtcrstaildeS, in der Generaldebatte mit großer Majorität an. Die Mehrheit der Redner sprach fick gegen die Er höhung der Richtergehalte und gegen dir Bewil- ligung eiurü CrrditS behufs Prnfionirung uuquali ficirter Richtrr aus. Dresden, 10. Februar Al- der Reichskanzler Fürst Bismarck in seiner am 4. d. im preußischen Abgeordnetenhause gehaltenen Rede unter Andtrem die Worte sprach: „Die Parteigegen- sätze, die bei uns noch obwalten, schwinden nur vor übergehend, wenn daS Vaterland in hohen Wellen der Gefahr steht, daS ist aber eigentlich nur in KriegS- zeiten der Fall, und diese sind Gott sei Dank nicht vorhanden, eS ist auch gar keine Aussicht dazu*, brachte diese FriedenSverstcherung auS dem Munde deS Reichskanzlers allerwärtS die freudigste Bewegung hervor, die sich sogar an der Pariser Börse durch eine Hausse kundgab ES ist bemerkenswerth, daß der Reichskanzler diese Worte zu einer Zeit sprach, wo der Besuch deS englischen Botschafters bei der Pforte, Mr. Göschen, in Aussicht stand, und eS erscheint daher naheliegend, daß man die Mission Mr. Gö- schen'S mit den Worten deS Fürsten Bismarck in Verbin dung bringt. Es ist hieraus die Hoffnung erwachsen, laß, wie schon ein Rial bei den montenegrinischen Hän deln, Deutschland auch bei den griechisch-türkischen Grenz- streitigkeiten die Vermittelung übernommen und daß eS ihm gelingen werde, den Streit zu einem guten Ende zu füh ren. Wir haben in unserer Beurtheilung der Orientange legenheiten nie den pessimistischen Standpunkt vertreten, wir finden auch heute kerne Veranlassung, uns dem Optimismus zu überlassen, nehmen aber die betreffen den Preßstlmmen als Kundgebungen des allg-memen FriedenSwunscheS gern entgegen. Insbesondere ist es die „Neue freie Presse", welche Veranlassung nimmt, in ihrem neuesten Leitartikel die größeren oder geringeren Chancen einer friedlichen Beilegung deS griechisch-türkischen Conflictes neuerdings zu dlScutircn. DaS genannte Blatt kommt hierbei zu dem Resultate, daß der Friede unbedingt zu wahren wäre, wenn die Diplomatie Griechenland gegenüber die nöthlge Ent schiedenheit entwickeln und von der Pforte nichts Un mögliches verlangen würde. Sei Fürst Bismarck ent schlossen, Deutschlands mächtigen Einfluß m diesem doppelten Sinne wirken zu lassen, dann wäre seine Aeußerung zu begreifen. Die „Presse" schreibt anläßlich der Friedensworte des Reichskanzlers das Folgende: „Die Lommentare, welche die dem auswärtigen Amte nahestehenden Ber liner Blätter zur betreffenden Stelle der Rede deS Reichskanzlers geben, und die Randglossen, mit denen sie die Anwesenheit de- Herrn Göschen, dessen Con- ferenzen mit dem Fürsten und dem Grasen Hatzfeldt illustr»ren, geben ebenfalls der FnedenSzuversicht und dem Glauben an ein Gelingen der Action der Bot schafter Ausdruck. Diese Thatsache ist umso auffallen der, als in den jüngsten Tagen mit Bestimmtheit ver sichert worden ist, Deutschland habe auf ausdrückliche Aufforderung von Frankreich und England auch jetzt wieder die Führung in der griechischen Angelegenheit übernommen, wie es seinerzeit die Negociationen über die Beilegung der montenegrinischen Streitfrage mit Glück und Erfolg geleitet habe. Man bringt d e ein gehenden Conferenzen, welche Mr. Göschen mit Bismarck, Hatzfeldt und mit dem Kaiser gehabt hat, hiermit in Zusammenhang; mau sagt, Kaiser Wilhelm wolle sich wieder persönlich an den Sultan wenden, um diesen zu weiteren Zugeständnissen in Bezug auf die Grenzlinie zu bestimmen und dann bei beiden stieltenden Theilen die Abrüstung zu beantragen, um so die unmittelbare Knegsgesahr zu beschwören und eine Basis für weitere AuSgleichsverhandlungen zu gewinnen. Sind derartige Plane in der That in Berlin so weit gediehen — die zur Schau getragene Friedenszuversicht läßt die be treffenden Angaben als nicht unbegründet erscheinen — so hat Fürst Bismarck wohl bereits einige Bürgschaf ten für das Gelingen ferne- neuen Maklergeschäftes. Er ist nicht der Mann, welcher ohne zwingende Nöthi- gung sich aus ein derartige- Unternehmen einläßt, wenn er nicht un Vorhinein deS Gelingen- so gut wie sicher ist. Im gegebenen Falle liegt die Vermuthung nahe, daß er nicht dlos von Athen und Konstantino pel aus Andeutungen bekommen hat, welche ein Jnsich gehen an maßgebender Stelle signalisiren und eine AuS gleichsbereitwilligkeit kundgebeu, die mit der äußerlich zur Schau getragenen Unnachgiebigkeit im Widerspruche steht. ES wäre auch erklärlich, daß beide Parteien in den tiefsten Falten ihres Gemüths Scheu vor dem Kriege haben. Griechenland hätte von einem Ausgleich einen sicheren Gewinn zu erwarten, während bei der gegenwärtigen Stimmung der Mächte der Krieg für den Fall einer Niederlage durch die türkische Uebermacht einen Gebietszuwachs als sehr fraglich, deren StoatS bankrott aber al- gewiß voraussehen läßt. Die Psrrte aber wird in ihrer Kriegslust durch die geradezu un glaubliche finanzielle Calamität, in welcher sie sich der- zeit befindet, gewaltig herabgestimmt. Sie ist mit ihren allerletzten Ressourcen zu Ende, findet nirgends mehr Credit und kann die unerläßlichsten lausenden Tages- auSgaben nur durch die allergewagtesten Finanzopera tionen mit den Wucherern von Pera und Galata auf- bringen. Dazu kommt die Ueberzeugung, daß die Cabinetc in Bezug auf die AusgleichSaction einig und nöthigen- fallS auch zu einem materiellen Drucke entschlossen sind. Mr. Göschen wud nach seiner Ankunft die türkischen Staatsmänner in dieser Ueberzeugung zu bestärken in der Lage sein, wenn er auch die- Mal nicht mehr mit einem drohenden guo« egv! erscheint, wie >m ver stoffenen Mar, als Gladstone in den Flitterwochen seine- neuen Regiments sich anschickte, die Türkei über den Hausen zu werfen uud auf der Balkauhalbinsel das Unterste zu oberst zu kehren. Aus seiner dies maligen Reise durch Mitteleuropa muß Göschen bc- scherdentlicher auftreten In Berlin war er genöthrgt, sich mit dem Reichskanzler, den Gladstone als persön lichen Feind anzusehen gewohnt ist, auseinanderzusetzen. Welche Erfahrungen er die- Mal während seines paarstündlgen Aufenthaltes in Wien gemacht, wissen wir nicht." Die Auffassung der bis jetzt in den internen diplo matischen Kreisen v^bliebenen Vorgänge in Beilin selten des Wiener Blattes ist eine unleugbar ruhige und gemäßigte. Noch etwas ruhiger, ja sogar ziemlich kühl, tritt die halbamtliche „WienerAbendpost" auf, welche bemerkt: „Der Aufenthalt, welchen der englische Botschafter bei der Pforte, Herr Göschen, auf seiner Reise nach Konstantinopel in Berlin und Wien ge nommen, bietet der Presse einen w.llkvmmenen Anlaß zu sortgesetzten Lonjecturen über die Haltung, welche die Mächte und speciell England der griechltch - türki schen Angelegenheit gegenüber beobachten. Bei dem Mangel an irgend welchen autoritativen Meldungen sucht man begreiflicher Weise, den einschlägigen E.ör- terungen durch allgemein gehaltene Vermuthungen ein actuelles Gepräge zu geben, Versuche, für welche Jencn, die sich in denselben ergehen, selbstverständlich die Ver antwortung überlassen bleiben muß. Die bezüglichen Darstellungen sind der Mehrzahl nach von in ziemlich zuversichtlichem Tone gehaltenen friedlichen Ei Wartungen erfüllt, wobei zumeist von der Voraussetzung auSge- gangen wlid, daß sich die Lage besonders deshalb günstiger zu gestalten scheine, weil sich in Athen eine größere Mäßigung bemelkdar gemacht habe, welche nur von günstigen Rückwirkungen auf eventuelle Bemühungen in Konstantinopel sein könne." Um die Auslassungen der Blätter auf ihr richtige- Maß zurückzusühren, wäre eS von Werth, über die Vorgänge in den hohen Kreisen Berlin- und W ens irgend welche näher Mittheilungen zu erhalten. Theil weise geschieht dieses durch das zuweilen auS diplo malischen Quellen schöpfcnde„Fremdenblatt", welches unter dem Datum deS 8. Februar Folgende- schreibt: Feuilleton. Viidigirt von Otto Banck. Mittwoch, den 9. Februar sand im Börsensaale da- Coucert deS Frl. Aglaja Orgäni Statt, welche durch die genußreichen Leistungen ihrer früheren Gast spiele auf dem königl. Hoftheater den hiesigen Musik freunden unvergeßlich geblieben ist. Die geschätzte Sängerin hat sich die meisterhafte Beherrschung ihrer Stimmmittel bewahrt und ihr mit künstlerischer Voll endung, mit feiner und tiefer Empfindung und geist vollem, charakteristischem Ausdruck gestalteter Vortrag erregte sofort wieder die innigste Sympathie und den wärmsten, sich immer steigernden Beifall der Hörer. Die Concertgeberin führte Gesangsstücke aus von Hasse, Martini, Jomelli (dessen „Ealandrina" wir nun in richtiger Auffassung kennen lernten), Faure, Dessauer, Lieder von L. Hartmann und eine Piäce au- der ge rühmten Oper Bolto'S „ Aeüstotslo". Unterstützt wurde da- Loncert von Hrn. G. Knauth, der bei fleißig fortgesetzten Studien ein vortrefflicher Pianist werden kann, und von Hrn. Brückner, einem sehr tüchtigen Eellisten, sowohl in fertiger Technik, al- »n musikalisch durchgebildetem und geschmackvollem Vor träge. Seine Ausführung der Sonate von Corelli zeichnete sich durch stilvolle Haltung au». Der erwähnte Componist Martini ist nicht mit dem Operncomponisten L. Martin und noch weniger mit dem Abbate I. B. Martini (Bologna) zu ver wechseln. Jener Martini war ein Deutscher — eigent lich Schvartzendors geheißen — au- der Oberpfalz (geb. 1741). Ei ging infolge von widerwärtigen Familienverhältnissen nach Frankreich, fand nach man chen Känipfen mit dem Geschick zuerst in Nancy Schutz und Anstellung beim König Stanislaus und nach dessen Tode beim königl. Hofe und beim Lon- servatorium in Paris. Hier compvnirte er mehrere, und zwar nicht französische Opern, die großen Erfolg hatten und seinem Talent Hochschätzung verschafften, auch sehr reizende Romanzen, die populär wurden, namentlich diese „klaisir lluulour", welche noch jetzt — natürlich in einfachster Form — in Südsrankreich gesungen wird. Dieser Martini (dil Tedesco) starb bald nach Aufführung seines auf den Tod Ludwigs X V I. componitten Requiems, im Jahre 1816. L. B. Zigeunerblnt. ttünstlernovelle von Fritz Bley. (Fortsetzung zu Nr. SS.) An seiner Seite durch die Ruinen der ewigen Stadt zu wandeln, war wie rin erquickender Trunk für die dürstende Seele. Jeder Stein erzählte ihm eine lange vieltausendjährige Geschichte, seine leiden schaftliche Liebe zu der Antike sprengte die Gräber und beschwor die Todten. Die alten Consuln und Tribunen standen auf und die Poeten in all ihrer klassischen Schönheit, in dem Mausoleum deS Hadrian ragten wieder wie einst die Statuen empor, welche AlarichS Horden hier zerschlugen, an dem Obelisk de- Sonnen gottes trat die grhrimnißvolle Schrift der Hieroglyphen wieder hervor, die da» herrliche Bauwerk einstmals zierten, bevor der mächtige Augustus e» dem fernen Heliopolis entführte. Dann zog das Leben jener Helden an unserem Geiste vorüber, die einst von jenem Hügel auS dem Erdkreise geboten. Wo sind sie heute, d,e alten erlauchten Geschlechter, die Meteller, die Servilier, die Scipione»? Zerfallene Ruinen sind selbst ihre stolzen Grabstätten! An den Columbarien der Via spricht zerbröckelndes Ge stein dem thörichten Träumer von der Pracht und Schönheit, die ehemals an diesen Stätten heiteren kla ren Friedens geherrscht. Hier weilte ehedem die Toch ter an der blumenumrankten Urne deS entschlafenen Vaters und netzte daS Lacrimatormm mit ihren Thrä- nen. Hierher unter verschwiegenen Cypressen, unter die freundlich blinkende Lampe flüchtete sich die Sehn sucht auS dem Gewirr der Dissonanzen des römischen Lebens, hier nahm der Wanderer, wenn er durch die Porta-Lapena hinausging in die weite Fremde, Ab schied von seinen theuern Verstorbenen und schöpfte Lebensmuth am Ruheplatze der Todten. Hier an diesen Grabstätten, welche geschmückt waren mit höchster Vollkommenheit römischer und griechischer Kunst, war ehedem der Sammelpunkt der vornehmen römischen Welt und an den Laubgängen dieser Columbarien vorüber wogte daS bunte frohe heitere Leben. Wo wellt heute das Volk, welches die Ruhestätten seiner Todten in so sinniger und von hoher Cultur zeugen der Weise zu schmücken wußte? Ach, seine Nachkom men wissen kaum die Namen der stolzen Geschlechter zu melden, welche in jenen Aschenkrügen ruhen Freche Barbarenhand zerschlug die Marmordüsten und Statuen, welch« einst diese Nischen und Säulen schmückten, und zerbrach die Fackel de- holden TodeSengel», welcher jene Urne zierte. Im finstern Cultus deS Häßlichen suchten die Epigonen die höchste Wahrheit der Kunst und mit dem kalten Schauer des Todes umgaben sie die Ruhe plätze ihrer Todten. Giovanni lächelte zu diesen meinen Worten. E» war ein bitteres düsteres Lächeln. „Schilt sie nicht, sie meinten eS ehrlich mit der Wahrheit. Nur, daß sie deswegen nicht hätten in Katakomben zu steigen brauchen. DaS Leben, das Ihr Leben nennt, ist eine einzige, große Katakombe voller Moder und Fäulniß und da- wahre sittlich freie Leben ruht in Trümmern. WaS hilft eS Euch heute, daß Ihr die Erde aufwühl» und die Statuen bloß '.egt? WaS werft Ihr Euch über die schöne Lerche, um auS den gebrochenen Augen einen Strahl deS warmen Leben-, von den kalten Lippen den letzten TodeSseufzer zu erhaschen — Thoren die Ihr seid, da- Geheimmß der Antik, ist mit dem Leben dahin! So oder dem ähnlich sprach er zu mir, al- wr eines AbendS auf die Riesenmossen der ewigen Stadl hinabblickten, die vom Mondlichte geisterhaft umflossen waren. Zu unseren Füßen lagen die Ruinen deS Ko losseum» und um die wüsten Steinbogen deS alte» KaiserpalasteS zu unseren Häuptern flog die Eule mit heiserem Klageschre:. Und der Mond warf fein volles Licht auch auf den Grei» an meiner Seite, so daß dessen mächtige hohe Stirn wie au» Erz gehauen er schien und die dunkeln Augen unter den buschigen Brauen noch energischer hervorblickten. Giovanni sprach deutsch zu mir, seit jenem Abende in der Osteria des alten Bossi hatte er überhaupt nie mehr italienisch zn mir gesprochen. Ich meinerseit» vermied e», deutsch mit ihm zu reden, wenn Andere zugegen waren. Wa»
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