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Dresdner Nachrichten : 04.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187709042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-04
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.09.1877
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«rr 247. -rlchetnt ftü» 7 Uhr I« »«r »ilxdttt,» Marirnslrat« IS. Adln» «k«ent»pre>» »iertklfdllr- lich jMark «»Pfgr .durch »ic Polt » Mark 7L PI«-. SIntcl.Nummcr» >0P)g«. «usla-e 320Oü Sr»l. gltr die Rückgabe ringe» sandter Ma»»Icri»te «acht sich die Redactio» Utchl berdindltch. Vnseraieii-Aiinabme anl- »iirto: ullck Voglor in Hamburg, Brr lin, Wie», Lcipjtg, iva>el, vredlau, tzranlsnrt o M. — ttack. i» Bellt», Leipzig, Wie», Hainburg, granksur» a. M,, Miln- che», — l)^nl.« L 0u. ill planlsttrt n, M. — b'r, »oigt ill <5be„,»>d, — II»- 7»»,l«lltte, kullior t 0», ius- LMredaeteur: vr. Haiti »1««^. tzür daS Feuilleton: Luelvlr Llarliasaa. verantw. «edacleurr Lvavt Llvpvol» in Dresden. Dienstag, 4. September. Tageblatt für Jolilik, Unterhaltung,Heschästsverkehr. Börsenbericht,Iremdenliste. XXII. Jahrgang: Dresden, 1877. In«,rate werden Marien. ätrabe ii> blb vlb, NUt>r angnommc». Sonntag» dt, Mjilage IL II»r. 2» A-uiiabt: groiic tiloiler- ga,i> /, bl, plachnl. ! Ult». Dc> p!a»>» einer eia- >»al»,cn Pctii',tlle loitei Io PI»-. l-t»,,c)andc die Zeile lj'i Pltle. Eine lSaliNiilc (Nr da» »achniagiae iprickici» ne» der Inserate wird nicht ».»eben. Auswärtige A»»o»ee»o Auslräge Po» »»« u»be kaunlrn?,rr»,en unüPcr Ionen ini-rill» wir nur gegenPr»»» incrnudo» Za III »tt» durch AltZ» markrn ober No»etnzil;- l»»>, Acht Lilben Ich,-'» IS Iniklair rür die Montags Arminer »der na»> eine», Irinaie die Pellizeile W P g^. PolittscheS. Eine ungeheure Demüthigung erfuhr in den neuen Schlachten ain schwarzen Lom und abermals bei Plewna nicht nur die russische Tactik und ihre physische Macht, sondern fast noch empfindlicher und in hohem Grade lehrreich für jeden sich omnipotent diinkendcn Mili tarismus ist die Gewalt der moralischen Niederlage. Seit 1856 ist Rußland emsig beflissen, die Erfahrungen, die cs im Krim- kricge gemacht, zu seinem Vortheil auszunutzen, 21 Jahre hindurch sind die Armee reorganisirt, Geschütze und Schußmatcrial nach den besten Modellen beschafft, zahlreiche Militairbahncn gebaut, die Festungen erneut, die Flotte eisern umpanzert worden — und nun prallen alle diese Vorbereitungen zum Kriege ab an der hin gebenden Zähigkeit, mit welcher ein militärisch ungeschultes Volk in Waffen seine nationale Existenz vertheidigt. Mit Schulden der bedenklichsten Art hat sich Rußland überbürdet, daS beste Mark des Landes hat es für Ärupp'sche Kanonen vergeu det, und jetzt, da man die Früchte der eisernen Wirtschaft zu ernten gedachte — jetzt steht der russische Absolutismus ohnmächtig den verachteten und verspotteten, faulen LSmanen gegenüber, deren Selbsthilfe die Sympathien Europas sich erringt, während man für die Niederlagen des strammen, uns so „befreundeten" Musterstaatco nur ein Achselzucken hat. Auf keine Volksvertretung kann sich der gebeugte russische EäsariömuS stützen, nirgends in den öden, weiten Landstrecken des gleiches kann er sich Tröstungen erwecken; die Liebe, das Vertrauen des Voltes fehlen ihm — und daS ist cs, was man die Moral dieser Geschichte nennen könnte. Der in Petersburg und Moskau künstlich geschürte KriegsenthusiaomuS verflog und macht den bedenklichsten langen Gesichtern Play, die kummervoll oder neugierig die Plakate auf dem Newsky-Prospect oder an den Mauern des Kreml anstarren und zwischen den Zeilen der offiziellen Siegesberichte erschütternde Niederlagen herauszulesen beginnen, Ter Jnstinct des Volkes fängt an, den von der absoluten Regie rungspartei heraufbeschworcnen frivolen Krieg richtig zu verstehen. Wohl dem Lande, wenn die Verluste bei Plewna eine innere Ein kehr hcrbeisühren. Möge der Groll der Menge den edlen Kaiser Alexander, der zu diesem Kriege nur gedrängt wurde, nicht für das verlorene Prestige verantwortlich machen. Das trivialeSprüchwort: „Spiele nicht mit Schießgewehren!" wird an der Donau blutig sarkastisch illustrirt. ES unterliegt keinem Zweifel: wäre Rußland angegriffen worden, so hätte der Patriotismus seiner gesammten Bevölkerung jeden Feind besiegt. Agrcsionskriege aber, die schließlich doch nur, um die ungeheuren Friedenshcere zu be schäftigen, unternommen werden - wie man auch diese Tendenz unter allen möglichen Vorspiegelungen verbergen mag—, sind in unseren Tagen bereits bedenklich. Gebe Gott, daß die Zeit kommt, wo sie zum Heil der friedliebenden Völker unmöglich sein werden! Während in der bulgarischen Lom-Ebcne bereits ein dreißig- ftündiges heißes Ringen der Heere statthatle und die Entscheidungen so rasch drängen, daß wir es den Telegrammen überlassen müssen, die Taten dem Leser zu übermitteln, verschmäht es die „Peters burger Zeitung" nicht, auch den letzten Rest deutscher Sym pathien für Rußland zu zerstören. Mögen sich die verhöhn ten Berliner Juchten - Blätter für den Schimpf bedanken und den Russen den Stiefel küssen. Das Blatt schreibt: „Deutsche Zeitungen sind beflissen, Rußland in der öffentlichen Mei nung herabzusetzen, seinem materiellen Credit und seiner moralischen Autorität in Europa einen Schlag zu versetzen. Sie promulgircn unsere vermeintlichen militärischen Niederlagen,unsere eingebildeten !) politischen Mißerfolge, Sie vergießen Krokodils-Thrünen über die angeblich zusammenbrechende Größe Rußlands. Wir haben eine unsere nationale Würde so beleidigenden, hochmüthigen Ton ver deutschen Presse gegen uns selbst hcrvorgcrufcn. Einige unserer Blätter, die sich früher durch recht entschiedenen Deutschenhaß auS- zeichneten (sehr gut auszeichneten), sind plötzlich aus einem Extrem in'S andere übergegangen und haben angefangcn, den Deutschen den Hof zu machen, (?) 1866 und 1871 brauchten uns die Deutschen mehr, wie wir sie jetzt <!).s Unlösliche Bande gegenseitiger Interessen verbinden unL mit Deutschland. Nur diese Ursache kann einen so realen, der Sentimentalität fremden Politiker, wie den Fürsten Bismarck bewegen, auf der Seite Ruß lands zu stehen. Daher ist gar kein Grund zum Kurmachen und zu Darbringungen. Nur durch Kraft werden wir Achtung einfloßen." — Wie viel wird sich Bismarck solcher pikanten Ent hüllungen gefallen lassen? Handels-Interessen, die uns unlöslich mit Rußland verbinden (!) sind es nicht, die das Petersburger Blatt meint; denn die Art, wie unsere Handels- Interessen von Rußland ausgcbeutct werden, ist zur Genüge be kannt. Wichtige Interessen aber müssen eS freilich sein, wenn man sich jetzt in Rußland eine solche Sprache erlaubt. Frankreich ist erfüllt vom Gambetta-Proccß, mit welchem die Negierung der Popularität dieses Exdictators die ivün- fchenswertheste Reclamc macht, Gerade vor den Wahlen kommt dies neueste politische Märtyrerthum Gambetta sehr zu Statten, der, wenn es hoch hergeht, nur zu einigen Hundert Francs verurtheilt werden kann. Die „Franks. Ztg." sagt mit Recht, daß Mac Mahon in Gambetta's Rede Stellen incriminirt habe, billig wie Brombeeren und Bismarck-Beleidigungen, die nur mit den Augen der Tendenz gesehen, Strafwürdiges enthalten. In der deutschen Reichs-Hauptstadt ist die orthodoxe Conferenz (siehe Tagesgcschichte) zu Ende. Für die dort getauschten Phrasen bietet der Abgeordnete E. Richter einen eigenthümlichen Ersatz durch — Ziffern, welche das HeereS-Ersatzgeschäft betreffen. „Zunächst muß die Thatsache überraschen, daß das Rekruten- Contingent abnimmt. ES wurden nämlich ausgchoben 1874: 136,1)75. 1875: 135,091, 1876: 134.111 Mann. Diese Ab nahme im Ganzen ist er«olgt. obwohl daS von Elsaß-Lothringen gestellte Rekruten.Contlugent von 3586 auf 4337 aewachsen ist. »Ulan erstellt daraus deutlich, wie die 1874 im Anschluß an das ReichS-Militärgesetz stattgehabe Erhöhung deö tbatsächltchen Präsrnzstanbcs ber Armee von 355,000 aus 385,000 Mann nicht eine vollständigere Durchführung ber allgemeinen Wehr» »flicht durch verstärkte Aushebung und somit «ine Verstärkung der deutschen KriegS-Armce, sondern Iedtglichtie Ver lang er u n g der D i e n stzett dev e i nz c l n c nManncü bei der Fahne bezweckt bat. (!) Die französischen Aus hebungen kn diesen 6 Jahren halten mit den dcuischcn gleichen Schritt, nur daß von den 136.000 alljährlich ln Frankreich Ausgehobcncn über 42.ooo nur ein halbes Jahr bei der Fahne zu diene» brauchen, während unsere Rekruten, bis auj wenige Trainlahrer und Schullehrer, dreiIahre dienen müssen. Die deutsche Aushebung wird In Europa gegenwärtig nur überholt von der russischen. Rußland hov 1875 i üo.ooo Mann. 1876. wchi tn Vorbereitung deö Krieges, 172,000 Mann aus. In Deutschland wurden 1876 Im Ganze» 15,393 Urthcile wegen Militärdienst-Entziehung gciällt. Eine beunrubigende Ziffer, wenn man bedenkr, baß schon aus 9 eingestellte Rekruten ein wegen nnerlaubtcr Auswanderung Bestrafter kommt. Daneben erheischt der Umstand Auiklärung, daß die Zahl der bei ber Gestellung vor den Ersatz-Eommilstonen unermiltclten oder unentschuldigt Ausgebiicbencn erheblich wächst. DicGcsammt- ziffcrn von 1874 bis 1876 sind 135,734, 139.383, 145.221. Die einzige Provinz Preußen stellt 20Proc. zu jenen Ziffern; aut dieselbe kamen 1876 2530 Siras-Urweile wegen unerlaub ter Auswanderung, also mehr als ein Sechstel der Gesammt- ziffer Deutschlands Offenbar wächst hier mit der Leichtigkeit, sich ber Militärpflicht seewärts zu entziehen, die Häufigkeit der Entziehung. Den Höhepunkt erreicht die Entziehung der Wehr pflicht bei der sogenannte» seemännischen, b. h. nach ihrem Be rus zur Aushebung für die Marine geeigneten Bevölkerung. AuSgchoben für die Marine wurden derart 187t nur 1418 Mann; dagegen ergingen im selbigen Jahr allein 828 Stra>-Urthetle gegen die seemännische Bevölkerung wegen unerlaubter Aus wanderung." Die Ziffern reden für sich selber. Wer will bestreiten, daß jede Erleichterung im Dienst, jede Vertürzung der Präsenzzeit stvie sie also in Frankreich ganz gut möglich ist!) nicht nur dem deutschen Reich Unsummen Geldes ersparen, sondern auch diese traurigen Entziehungs-Symptome herabmindern müßte. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Konstantinopel, 3. September. Dem Vernehmen nach ist Aarisi zum Botschafter in Paris designirt. Der Commandant von Rnstschuk, Achmed, meldet einen erfolgreichen Ausfall aus der Festung mit sieben Bataillonen. Sulciman Pascha soll auf die das Fort Nikolas ans dem Schipkapas; dominirenden Höhen Geschütze in Position gebracht haben. Wien, 3. September. Die „Politische Correspondenz" ver öffentlicht ein offizielles rumänisches Telegramm aus Bukarest vom 2. September: Die um Plewna befindlichen russisch rumänischen Truppen sind dem Befehle des Fürsten Carl untergeordnet. Die ganze rumänische Armee, die Reserven mitinbegrisfen, bewerkstelligte am Sonnabend den Donau-Uebcrgang bei Corabia. Fürst Carl ging heute früh von Nicopolis in das neue Hauptquartierzu Paradin. Nicopolis wird nur von rumänischer Garnison besetzt. Ein Telegramm aus Bukarest vom 2. September besagt: Die türkische Garnison von Silistria errichtete eine Brücke bis zur Donauinsel; es ist noch unklar, ob diese Vorbereitungen zu einem Uebergange nach Rumänien oder ob es sich um cine bloßeHolzfällung auf der Donauinscl handle; von russisch-rumänischer Seite sind alle Vorkehrungen getroffen, einen Donauübergang unmöglich zu machen. Locales and Sächsisches. - Gestern hat Herr Oberbürgermeister De. St übel einen »ichrwöck'cntiichen Urlaub angctrctcii, während dessen Herr Bürgermeister Dr. Hertel die DircctorialgcsckMe des Rathcs führt. - Gestern land die feierliche Ucbcrtühnmg der sterblichen Ucbcrrcstc der Frau Polizcidircctor Schwans; ans der Obcrlöffnitz nach Meißen zur Beisetzung in die Familicu- grust aus dem St. Afrakirchhofc statt. — Die combinlrtc I. Infanterie-Brigade Rr. 45, bestehend aus dem Leib-Gicimbier-Reginicitt, 1. und 2. Bataillon dcS 2. Grenadier-Regiments, 1. Jäger-Bataillon, Gardcrcitcr-Rcgi- meist. l. Husaren-Rcgimcnt, 2 Batterien des 1. Fclb-Artilicric- Negimentö zu ie 6 Geschützen und 1. Pioimiei-Comvagnie rückt beute früh halb 8 Uhr vom Alaunplatz aus (die 2. Eskadron deö Gardcrcltcr-RegiincntS schließt sich am Zoologischen Garten an, zu den H e i b st - II cbu n gen bei Dippoldiswalde ab und wird dabei folgende Straßen passiren: KöiiigSbrückerstrasic, Hauptstraße. AugnstnSbrücke, Theaterplatz. Sophicnstraffc, Post platz, Marienslraßc, DippoldiSwaldaer Platz, Reilbahnslraßc, Earolastraße: bicrielbst theilt sich die Brigade in 2 Eolounen und zwar setzt die linke Eoionnc: daS l. Jäger-Barailion und die I. und 2. Esc. teS Gardcrcitcr-RegiincntS den Marsch über Streb- len. die übrigen Tbeile der Brigade als rechte Eoiomie den Marsch aus der DippoldiSwaldaer Ehaussce fort. — Die von der hiesigen kgl. Amtshauptmannschast anaesteiitkn Erörterungen haben ergeben, daß die in Rr. 69 dcr Elblbalnach- richtcn gebrachte und in unsere vorgestrige Nummer kritisirent übergcgangciic Notiz über die Auffindung eines angeblich „wirk lichen" E o I o ra d o k äf er S in Raundorscr Flnr durch Herrn Di-. Büttner aus einem Jnthimi oder Scherz beruht, indem der gefundkiic Käser weder mit der Farbe noch mit den sonstigen Eigenschaften dcS Coloradokäfers etwas gemein hat. Die Farben des Käfers sind noch immer, wie eö scheint, nickst allgemein genug bekannt, sie sind: Gelb und Schwarz. Bcwobner von Dresden und Umgegend tcnnen diese Farben längst in dem Eolorit, wel ches die Fcstonö und Fahnenstangen haben, die bei festlichen Gelegenheiten und gegenwärtig wieder am Altstädtcr Rathhausc zum Sedansestc prangten. Ucvrigenö bat daS kgl. Ministerium des Innern in unserem, durch sein: Holzspielwaarcii weitbekannte» Seinen 8000 Stück Holzbüchscn mit je einer Nachbildung des Coloradokäfers und einer Larve desselben unfertigen und an die Gemcidevorstände und Schulen verweilen lassen. Eine solche Büchse kostet in größeren Partien 15 Pfg. Die Modelle hat Herr Gewerbelehrer Pretßier nach einem natürlichen Colorado käfer gemacht. Herr W. Kluge in Sciffen ist der Verfertiger und übernimmt auch private Aufträge. — Einige neuere Resolutionen teoReichSoberbandclö- gerichteö in Leipzig sinb für die gekämmte Geschäftswelt von hervorragendem Belang. Nach 8 32 des RetchkgcnosscnschaftS- gesetzeS muß der Zweck der Generalversammlung jederzeit bei der Berufung bekannt gemacht werben; über Gegenstände, veren Verhandlung nicht in dieser Webe auaekünblgt ist, können Be schlüsse nicht gefaßt werden. In Beziehung auf diese Bestimmung hat daS R.-O.-H. IU. Sen. in einem Erkenntniß vom 12. April 1877 ausgesprochen, baß, wenn dem ungeachtet über Gegenstände, deren Verhandlung nicht vorher angckünvigt. Beschluß ge soßt worden ist, dem fraglichen Beschluß aus die Aniechtung seitens eines Genossenschafters die Giltigkeit avzusprechc» ist. Dagegen läßt das R.-O.-H. die Frage offen, ob terzenlge Ge nossenschafter. der in der Generalversammlung, tn welcher über einen nicht angekündlgtcn Gegenstand bcialhcn und beschlossen worden, zugegen gewesen ist und keinen Widerspruch gegen diese Berathung und Beschlußfassung erhoben, vlclmcbr sieb sogar bet derselben betbclilgt bat. wegen Mangels der Ankündigung den Beschluß auscchten kann. — Weiler: Nach Artikel 27 des Handels geictzbuches kann Derjenige. welcher durch den »»heiligten Ge brauch einer Firma in seine» Rechten verletzt ist, den Unberecv- tigtcn auf Unterlassung der weiteren Führung der Firma und am Schadenersatz belange». Von diesem Rechte kann »ach einem Erkenntnisse des Reichs-Ober-Hantclögcrichlv, III. Senats, vom l.'>. März 1877, nicht nur der sirmabercchtigte Kanimann (sog. Volitäusmanns, sondern auch der Kaufmann, aut welchen nach Art. 10 die Bestimmungen des Handelsgesetzbuches über Firmen keine Anwendung finden, weicher also i» dieser Beziehung dem Nichtkautmann glcichstcht, Gebrauch machen. — In unserer Nachbarstndt. dem freundlichen Meißen, fand am Sedan-Sonntage die icierltche Einweihung tct> S ic geöd en km a l s statt, welches zur Erinnerung an glor reiche Tage und für die aus dem Felde der Ehre geialicnen Söhne öloisom»!; seit längerer Zeit projektier war. Zur Vorfeier dev Festtags fand in Geißlcr'o Etablissement sowie ln Stadt Hamburg ain Sonnabend Abend allgemeiner Commcro mit Unterhaltungs musik statt. Sonntag Morgens 6 Uhr brachten drei Musischere einen Weckruf, dein sich um 8 Uhr Fcsrgottcotlcnst amchloff. Gegen 11 Uhr bewegte sich unter Theilnahmc ber ganzen Schul jugend ein Festzug »ach dem Fcstplatz, wo die Enthüllung und Weihe des Denkmals bei Fcflgcläute mit alle» Gleckcn der Stadt und Umgegend stattfand. Nachmittags 3 Ubr fand ein zweiter Umzug durch die schön geschmückten Straßen der Stadt mit vier Musikchörcn statt, der am ter Schützenwieie endete. Die Festrede dielt Hr. Stadtrath H of>» an», ebenso Krachen die Herren Schul dir. Rockslrvh und iiamentlichDinc.Lampadiuo in schwungvoller Weise über den Zweck der Feier. Nun ging der allgemeine Fest- trubci los. Ganz Meißen und Umgegend war aus den Beine» und amüsirtc sich am der Schicßwicie unter Zellen und im Garten, in welche», der altvcrdicnte Hr. Musikdirektor Hart man« mit seinem, wenn auch kleinen, doch trefflich geschulte» Ehor concertirtc. Einige Herren aus rer Bürgerschaft hatten lür die noch thcllwclse zu deckenden Kosten des Denkmals eine Anzahl Glücksspiele: Jambola-. Lotterie-und Würiclipiclc arrarigirt. und suchte» im Verein mit ihren schönen Frauen und Jungfrauen, Hrn. M ar Grüne w a l d an der Spitze, die möglichst höchsten Einträge zu erzielen. Abends 8 Uhr fand großer Zapfenstreich statt, und die schöne mntangrctche Illumination der Stadt und des Fcslpiatzcö trug wesentlich zu der ungezwungenen. heiteren Festsiimmung bet, die allenthalben herrschte, begünstigt vom schönsten Wetter. — An dem neuen Siegcsdimkmal besitzt Meißen unstreitig eine der schönsten Zierden, welche nach dieser Richtung andere Provinzstadtc tamn ausznwciicn haben dürsten. Die Ent stehung. Ausführung und künstlerische Vollendung deö Ganzen sind so interessanter, eigcnthümlichcr Natur, daß wir nickst umhin können, aus die wesentlichsten Momente näher cinzugrken. Die Haupttoslen zur Herstellung deö ganzen Denkmals ergaben sich zunächst aus tlciwilligen Beiträgen auö Stadt und Land. sowie durch Lotterien u. tcrgl. Ganz besonders aber ist bcrvorzuhcbc», daß alle a» der Herstellung Bethciligtcn ihre Leistungen so gering alS möglich, thcilö aber gar nicht berechnet haben. De» künstlerische» Theil des Ganzen ldaS Modcilircn der Sockels und der Eolosscilfigur» hat Meißen dem ausgezeichneten Hrn. Pres.A lex.S chm ik t zu banken, der seine samiiltllcbeii schwie rige» Arbeiten gratis lieferte. Die technische Ausführung 1 Terra- Cotta-Masse) Uescrte die Thonwaarcn - Fabrik Buiciibat- Meißen zum Selbstkostenpreis von 3200 M., während der massive Saiidsteinuntcrbaii lm Preise von »ur looo M. von Hrn. Hammer geliefert wurde. Die eisernen Ketten und Ständer sind aus der Fabrik von Schindler u. G r ü ncwald hcr- vorgegangeir (ulk. 300) und endlich bas Mosaikpflastcr -- um nichts unerwähnt zu lassen — lieferte Hr. Pfiastcrmstr. Steiz- ncr unentgeltlich, sowie Hr. Zimmcrmttr. Zcnncr die Ausstel lung. Das Drnkmal selbst läßt an künstlerischer Durchiühnmg und Schönheit nichts zu wünschen übrig. Auf zwei rings hcrum- lamcnden Stufen erhebt sich ein Sandsteinpostament mit vicr Schristtascln. die eine Widmung, sowie die Namen der im letzten Feldzug gefallenen Offiziere, Untcroisizicre und Soldaten enthalten. Daraus ruht der eigentliche Terra-Cotta-Sockel, äußerlich reich verziert; daS Innere desselben enthält in einem hohlen Cvlintcr eine Anzahl Vlechcasscttcn. in denen sich sämmttichc am taö Denk mal bezügliche Urkunden, die Nummern des ..Meißner Tage blatt" sowie der „Dresdner Nachrichten" vom 19-25. August befinden. Aus dem runden Sockel erbebt sich dann majestätisch die 3 Meter hohe Colossal-Statuc der siegreichen Sar o n i a auS blaßgclber, schömarbigcr Terra-Cotta. DaS ganze Monument ist sieben Meter hoch und fielst aus dem Piatzc vor dem alte» Gewandhaus, dem heutigen Theater, der in Ermangelung eines in Meißen seiner clgentbümlicben Bauart wegen nicht auizunn- renden regelmäßig gebauten ganz gut gewählt ist. Namentlich die schöne Albrcckstsburg, im Hintergrund mit dem Dom und en- bischöflichen Palast, hebt sich vortlicilhait ab. Die Figur trr Saronia ist im kriegerischen Schmuck, im Schuppenvanzer mit Schild und Wchrgcbäiige und ziirückgcschlagcncm Mantel und entblößtem Arme. Sic birgt daS Schwert In der Scheide mit hohcitovoller Rübe, mit königlicher Würde, nach der Waffcntliat, ohne Hast, ohne Lcidcnsch.ist und Acngstlichkcir — deshalb ist sic die Siegreiche, den Eickicnkranz ans dem Haupte. Ein Aus druck der Milde und des Friedens ruht aus ihrem Antlitz, welch' letzteren sie mit klarem, weit hlnausschalicndci» Blick dem Lande zu verbeißen scheint. AlS Saxonia ist die Figur von dem genialen Mar Schmidt charalterisirt. Sie ist ein Wciv, eine Mutter ihres Volkes — am dem Haupte die Mauerkrone, aus dem Schilde das königliche Wappen mit dem Löwen alö Schildhalter, auf dem Saume deö Mantels heraldische Stickereien. Was die tech nische AuSsührung in Tcrra -Eotta anbct risit, so ist dieselbe eine außerordentlich schwierige, keim bei jeder keramischen Masse wachsen die Hindernisse der Gefahren, die Möglichkeit des Mißlingens mit terGrößc ceöOhIccteö. Diele techni schen Schwierigkeiten sind von der Hcrsiellcrin, der Buschbgt- Melßener Thonwacirciikabrik. glänzend überwunden worden: eine 3 Meter hohe »nb 25 Ecntncr schwere Figur in einem Stück saußer dem Scbwertgriff) hat vor Ihr noch Niemand hcrgestcllt. Nach dieser Richtung dürste also die Meißener „Saronia" als ein Unlciim bastehcn. Die Fiaur ist nach de», vorsichtigen, monate langen Trocknen in 80stündlgem, 2000" EelsiuS übersteigendem Feuer gebrannt. In diese», Feuer hat die Terra-Cotta Ihre Dauerhaftigkeit und Wittcrungsbestäntigkcit zu erhalten. Es hängt beöbalb Alles davon ab, daß der höchste Hitzegrad, begin nende Welßaluth, erreicht werbe, bei der anfangcndc» Erreichung der Paste (äußere glatte Rinde) aber die Modellirnng in allen ihren Thellen erhalten bleibe. Die Herstellung Ist in schöner Voll- bczeick'neii, ohne Makel und endung alS vollständig gelungen zu l Tadel, dem edlen Sandstein ähnlich. hnllch. Uebrigcnö skcht die Be rechtigung der Terra-Cotta auch zu monumentalen Zwecken ganz außer Frage. In Plastik und Architektur ist die selbe schon seit alter Zelt berufen, de» Sculptursandstcln zu er setzen (Assvrier. Griechen »nd Römer). Schon seit Dcccmiien sind in Berlin und Wien große Banken von den bestehenden Etablissements ausgesübrt. In Sachsen ist dieselbe seit 5Jabrcn
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