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Weißeritz-Zeitung : 24.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189906243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18990624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18990624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-24
- Monat1899-06
- Jahr1899
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 24.06.1899
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Nr. 71 Sonnabend, dm 24. Juni 1899 65. Jahrgang Sg. 920 A. Verantwortlicher Redacteur: Päul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigrm „Jllustrirteu Uuterhaltuugtblatt". Mit land- «ad hautwirthschastlicher Mouattbeilage. Gesperrt wird der von Rehefeld-Zaunhaus nach Seyde führende Kommunikationsweg vom 26. dieses Monats ab wegen des Brückenbaues über die wilde Weißeritz in Rehe« felder Flur. Dec Verkehr wird bis aus Weiteres von Rehefeld-Zaunhaus auf den Grabenweg oder Tannenflußweg nach Seyde verwiesen. Dippoldiswalde, den 21. Juni 1899. Königliche Amtshauptmannfchaft. Lossow. Inserate, «eiche bei b« bedeutenden Auflage del Blattes eine sehr wbch» same Verbreitung findet^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicM Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — (Änae- sankt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeür 20 Pfg. chmtz -ZckW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmamifchaft, das Königliche Amtsgericht nnd den Ktadtrath zu Dippoldiswalde ,. Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. ztz Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Nsa. Einzelne Nummern N Pfg. - Alle Postan flalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Gebräuche am Maunistagc. Am Johannistage waren früher gar seltsame Ge bräuche in verschiedenen Gegenden Deutschlands im Schwünge, die sich zum Theil in Anklängen rc. noch heute erhalten haben. Eine der seltsamsten dieser ehe maligen Johannislag-Gebräuche war jedenfalls der Milchtanz von Geschwends. Am Johannistage wurde in dem Schwarzburgischen Dorfe Geschwends alljähr lich ein absonderliches Fest begangen, welches „der Milchtanz" hieß und einer Erinnerung an den dreißig jährigen Kri g entstammte. Als die Kroaten im Jahre 1627 dir hiesige Gegend heimsuchten, plünder ten und drangsalirten sie auch das Dorf Geschwends, wobei sie alles Vieh wegtrieben und so die Bewohner um ihre vorzüglichste und beliebteste Kost, die Milch, brachten. Der Viehmangel war so groß geworden, daß jede neuangekaufte Kuh mit der damals bedeuten den Summe von 110 Gülden, wofür man sonst ein hübsches Grundstück erwerben konnte, bezahlt werden mußte. Der Stifter des „Milchtanzes" war der Rittergutsbesitzer Heinrich von Watzdorf. Nach dem Nachmittagsgottesdienste gaben die Dorfmusikanten das Zeichen zum Beginn des Festes. Dann zogen die Einwohner mit Frauen und Kindern und Personen aus Nachbardörfern nach dem Rittergute, n o sie sich in einem großen Zimmer des Schlosses versammelten. Hier wurden den Kindern große Schüsseln mit Milch und Semmeln vorgesetzt, deren Inhalt diese unter dem Klange der Musik, mit untergeschlagenen Beinen wie die Türken auf dem Fußboden sitzend, verzehrten. Nach geendigter Mahlzeit und gesprochenem Dank gebete entfernten sich die Kinder und die Erwachsenen begannen den Tanz, die Verheirathet n zuerst, jeder mit seinem Weibe nach Rang und Würden, sodaß der Richter anfing und der Kuhhirte beschloß. Dann kam die Reihe an das junge ledige Volk, welches nun den Rest des TageS bis Abends neun Uhr vertanzte. Wer dabei Streit anfing, wurde in den Hof an den Brunnen geführt, unter den kalten Wasserstrahl ge halten und dann gezwungen, einen steinharten Quark käse zu verspeisen. Im 17. Jahrhundert noch waren am Johannistage die Johanntsbäder üblich. In Schwaben herrschte der Glaube, ein einziges Bad in der JohanniSnacht gelte für neun Bäder. In Schweden und Dänemark wandert man zur Quelle, um sich dort zu baden. Ein sehr interessantes Schrift stück ist ein Brief Petrarca'S an den Kardinal Colonna, worin geschildert wird, wie ersterer am Johannisabend des Jahres 1330 bet seiner Ankunft in Köln gesehen habe, daß Frauen und Mädchen bei Sonnenuntergang am Rhein standen und Arme und Hände in den Fluß tauchten, dabei Sprüche murmelnd, um alles Elend des ganzen Jahres von sich abzuspülen. Einen direkten Bezug auf die Bedeutung des Johannistages haben die Johannisfeuer. Denn der Johannistag, der 24. Juni, ist daS alte Fest der Sommersonnenwende. Die Germanen, Kelten und Slaven begingen den Tag festlich, zur Feier der Sommersonnenwende, weil ja die Sonne ihnen als eines der höchsten Wesen galt. Die christliche Kirche erklärte den 24. Juni für den Geburtstag Johannis des Täufers. Die JohanniLfeuer wurden früher Eunwendfeuer oder auch SummetSfeuer genannt. In Tirol ist der erste Ausdruck noch heute üblich. In Dberösterreich gelten die Bezeichnungen Sonnwend feuer oder Sonnwettfeuer. Bei Ulm hört man den Namen Himmelsfeuer, in Ehingen an der Donau Zündelfeuer und im hohenzollernschen Oberlande Zinkenfeuer. Die Feuer werden meist in der Ebene angezündet, im Schoß der Ortschaften, vor dem Rath haus, auf dem Markt. In manchen Gegenden wird um das Feuer herum gesungen, getanzt, paarweise über die Flammen gesprungen, um sich von allen bösen, kranken Stoffen zu reinigen. Früher warf man sogar Kräuter hinein, damit gleich ihnen alles Unglück in Rauch aufginge, ja sogar Pferdeköpfe, Knochen, lebende Thiers (hauptsächlich Hähne) wurden den Flammen als Opfergaben überliefert. Da man glaubte, daß die bisher brennenden Herdfeuer alt und kraftlos würden, sobald die Sonne zu sinken begann, so wurden sie am Sonnabend ausgelöscht und ein sogenanntes Nothfeuer angezündet, welches noä Ar not Lur hieß. Durch Reiben zweier trockener Hölzer wurde es erzeugt und mit seiner reinen Gluth das Herdfeuer erneuert. Ein mit Stroh umflochtenes Rad wurde in Brand gesetzt, das als Bild der nun ab wärts eilenden Sonne von einem Berge hinabgerollt wurde. Kohlen und Asche dieses Nothfeuers wurden sorgfältig aufgehoben, denn die Kohlen wurüen gegen Viehkrankheiten angewendet und mit der Asche ver mehrte man die Fruchtbarkeit des Bodens und schützte das Feld vor Ungeziefer. Die christliche Kirche über trug diese heidnische Sitte auf den Kultus Johannes des Täufers, des Erlösers der Irrenden. Ihm zu Ehren wurden in vergangenen Zeiten ebenfalls Feuer angezündet. In Gernsheim bet Mainz wurden sie durch Segenssprüche der Priester geweiht. In großen Städten wurden die Feuer im Beisein der höheren Stände angezündet; sogar Fürsten waren zugegen. Verschiedene Urkunden und Chroniken geben Aufschluß darüber. LoLaLss «Nb JätMHes. Dippoldiswalde. In der Donnerstag abgehaltenen Ralhssttzung ist als Nachfolger des am 1. Oktober d. I. in den Ruhestand tretenden Herrn Stadtwacht meister Ullmann der vormalige Sergeant beim 2. K. S. Grenadier-Regiment Nr. 101 Herr Friedrich Karl Burkhardt, z. Z. Schutzmann in Hainichen, ein stimmig gewählt worden. — In dem zum Landbestellbezirk des Postamts in Klingenberg-Colmnitz gehörigen Ort Obercunners dorf wird am 1. Juli d. I. eine Posthülssstelle eingerichtet. — In der Zeit vom 1. bis 15. Juni sind im Königreich Sachsen von ansteckenden Thierkrankheiten aufgetreten: Der Milzbrand in 7 Gehöften, die Toll- wuth in 5 Ortschaften, die Maul- und Klauenseuche außer 7 mal in Schlachthöfen insgesammt in 106 Gehöften und der Bläschenausschlag in 4 Gehöften. — In unserer Amtshauptmannfchaft trat der letztere in 2 Gehöften in Seyde auf, sonst war der Verwaltungs bezirk von ansteckenden Thierkrankheiten frei. — Jeder, der in früheren Zeiten einmal vas mit Naturschönheiten reich gesegnete Nordböhmen besuchte, wird sich gewiß auch gern der harmlosen Fröhlichkeit und Gastfreundschaft seiner deutschen Bewohner er innern. Leider scheint die gegenwärtige für die deut schen Brüder in Böhmen so schwere Zeil auch hierin Wandel zu schaffen, nicht in der Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft, aber in den Annehmlichkeiten des Aufenthalts. Wo Du hinstehst, erblickst Du die Werke der Czechistrung. Besuchst Du, lieber Leser, z. B. die ehemals kerndeutsche Stadt Teplitz, so be lehren verschiedene czechische Firmenschilder und ein czechischeS Vereinshaus, wie weit eS die Feinde der Deutschen dort schon gebracht haben. Rathen möchte ich Dir ja nicht, an verkehrsreicher Straße in Teplitz Nachmittags bei Hellem Sonnenschein Deinen Freund zu rufen oder vielleicht mal so recht gesund und kräftig zu niesen, sofort kommt die hohe Polizei und nimmt Dich beim Kragen. Dann Hilst keine Entschuldigung und Du mußt ob Deines öffentlichen Aergerniß er regenden Schreiens mit auf die Wache, obwohl der angeblich deutsche Schutzmann, der Dir so nahe war, nicht mal verstanden hat, was Du eigentlich gerufen hast. Bist Du aber dann der so wachsamen Polizei entronnen und benutzt die elektrische Bahn, um den Ort des Schreckens zu fliehen, so setzt man Dich auf halber Strecke wegen Leitungsstörung ohne Fahrgeld rückvergütung heraus. Nun eilst Du, lieber Leser, zur K. K. St.-B., damit Du wieder in die Heimath kommst, doch auch hier ist weniger das gefällige und freundliche Benehmen deutscher Schaffner, desto mehr aber rücksichtslose Grobheit czechischer Beamter vorzu finden. Dieselben werden von der Regierung bez. Behörde planmäßig bis an die äußerste Grenzstation Moldau, wo friiher kein czechischer Laut zu hören war, vorgeschoben. Gestattest Du Dir solchen Beamten zu fragen, wie es komme, daß auf einer verhältnißmäßtg so stark befahrenen Strecke Sonntags nur drei Per sonenwagen genommen werden, so daß die meisten Reisenden zu stehen gezwungen sind, antwortet man: Wenns Jhna net paßt, so lafen's, S'Fahrgeld kriegen'S wieder. Das sind so ungefähr die Annehmlichkäten, welche man bei einem Ausflug nach Teplitz haben kann. Ich glaube aber, lieber deutscher Landsmann, wenn Du Rückgrat hast, wirst Du Deine Ausflüge nicht mehr nach diesem schönen Stückchen Erde auS- dehnen, haben wir doch im Vaterland schöne Punkte genug, um unser Geld los zu werden, dann bleibt eS wenigstens unter uns und unsere deutschen Wirthe werden uns dankbar sein. — Das Reichspostamt giebt über die Porto- freiheit der in verschlossenen Umschlägen an Sol daten gerichteten Drucksachen bekannt: „Das Reichs gericht hat entschieden, daß Drucksachen in ver schlossenen Briefumschlägen unter der Aufschrift „Sol datenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" portofrei zu befördern sind, weil derartige Sendungen gesetzlich als Briefe anzusehen sind. Vorbedingung für die Portosreiheit ist aber, daß die Sendungen thatsächlich eigene Angelegenheiten des Empfängers betreffen." Dresden. Wie wir aus zuverlässiger Quelle hören, wird das Kgl. Finanzministerium für den Bau neuer Eisenbahnanlagen, die in der Etatperiode 1900 zur Vorlage gelangen dürften, ebenso für die Er richtung von Dienst- und Wohnhäusern zusammen 85 Millionen Mark fordern. Diese Summe wird jedenfalls um so lieber von dem kommenden Landtage bewilligt werden, als die Einnahmen aus dem Per sonen- und Gepäckverkehr, sowie aus dem Güterver kehr ganz besonders hohe Beträge ergeben werden. In der nächsten Finanzpertode werden generelle Pro jekte für die namentlich in landwirthschastltchen Kreisen gewünschten Eisenbahnen von Weissenborn nach der Linie Bautzen-KönigSwartha, von Wilsdruff über Löt hain nach Gadewitz, ferner für eine solche von Thum nach Meinersdorf und für eine Zweiglinie von dem in der Flur Siebenbrunn gelegenen Bahnhof, auf welchen jetzt die Stadt Markneukirchen angewiesen ist, nach der Stadt selbst vorgelegt werden. Ebenso werden verschiedene der Regierung zur Kenntnißnahme empfohlene Bahnprojekte in Vorbereitung genommen. Für die Bahnhofsumbauten in Dresden werden jeden-
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