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Dresdner Journal : 18.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-18
- Monat1902-10
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 18.10.1902
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(«tschlictzlich Bestellgeld) »ierteljShrlich Einzelne Nummern 10 Pf. Lird Zurücksendung der sllr die Schriftleitung bestimmten, «der »on dieser nicht ein- gefvrderten Beiträge bean- yirucht, so ist da» Poftgel» brizusügr«. Herausgegeben von der Königl. Expedition deS Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Dresdner Zomiml. Krfchrtne»» Werktag» nach«, v Uhr. ARt»»di,«>,»«rd»hre»: Dir Zeile kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi gung« Seite oder derenRaum ro Pf. Bei Tabellen' und Ziffernsad » Pf. Ausschlag für die Zeile. Unterm Ne- daktion»strich (Eingesandt) die Textzeile mittjer Schrift oder deren Raum bv Pf Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« 1S Uhr für die nach mittag« erscheinende Nummer 1902. ^243. Sonnabend, den 18. Oktober nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 18. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, Allerhöchstihrem Gesandten an den süddeutschen Höfen, Geheimen MH Kammerherrn Freiherrn v. Friesen die Ge nehmigung zur Annahme und zum Tragen des ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Baden verliehenen Großkreuzes des Ordens vom Zähringer Löwen zu ertheilen. Dresden, 13. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Superintendenten, .Kirchenrat Ör tdeol. et pbil. Imanuel Friedrich Wilhelm Michel in Leipzig aus Anlaß seines Uebertrittes in den Ruhestand den Titel und Rang als Oberkirchenrat in der dritten Klasse der Hof rangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Werkmeister Löbel in Lugau und dem Steiger Reichel in Niederwürschnitz das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Am «tschLft«dereick»e des Ministerium» dt» Kultus u. SffenU. Unterrichts. Zu besetzen: Ostern 1903 a.d.cv Bürgerschule zu Zittau einige Hilfslehrerstellen. Wahlf. u solche Bewerber, die im lfd. Jahre die Wahlfähigkeitsprüsung abzulegen gedenken, wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen und Lebenslauf unter Angabe ihres Militärverhältnisses bis 3. Nov. b. Ltadtrat einreichen. Gehalt 1300 M. (VehSrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik Ler Woche. Ein Rückblick auf die öffentliche Behandlung der durch unbekannte, jedenfalls aber nicht-Deutsche Einflüsse verhinderten Audienz der Buren generale bei Sr. Majestät dem Kaiser zeisit, daß die Verwirrung des allgemeinen Urteils lediglich durch diejenigen angerichtet worden ist, die in der Presse zumeist ohne Legitimation die Sache der Generale führen zu müssen glaubten. Wer sich die Mühe giebt, alle unter Berufung auf Dewct, Dela- rey und Botha erschienenen Meldungen oder Dar legungen zusammenzustellen, erhält eine Summe von Behauptungen, die sich untereinander aufhebcn. Eine „authentische" Klarstellung jagte die andere; was aber in diesem Wirrwarr niemals zu fassen war, ist eine unmittelbare und unumwundene Aeußc- rung der Generale selbst. Zeitungsnachrichten, auch wenn sie im besten Glauben verbreitet werden, können das persönliche Zeugnis nicht ersetzen. Noch weniger hätten sie zur Grundlage von Angriffen auf die Haltung der deutschen Regierung gemacht werden dürfen. Jeder verständige Mensch urteilt mit Zurückhaltung über Dinge, die er nicht voll ständig übersieht. Für den Politiker kommt dazu noch die nationale Anstandspflicht, in Zwcifelfällen internationaler Natur die Aeußerung der eigenen Regierung gegenüber ausländischen Kritikern als richtig anzunehmen, bis das Gegenteil erwiesen worden ist. Im vorliegenden Falle haben die Buren ¬ generale nie daran denken können, einen Gegen beweis anzutreten Uebrigens scheinen sie in ihrem Verhalten gegen über den Trägern der amtlichen Politik nicht ganz konsequent gewesen zu fein. Die Besuche bei dem französischen Ministerpräsidenten Combes und dem Minister des Auswärtigen Hrn. Delcasse sind ihnen nach zuverlässiger Mitteilung aus Paris nicht angeboten, also wohl von ihnen erbeten worden. Auch eine Vorstellung beim Präsidenten Loubet stand auf dem Pariser Programm der Generale; wenigstens hatten sie ihren deutschen Freunden in bestimmter Form mitgeteilt, sie würden von dem französischen Staatsoberhaupt empfangen werden. In Berlin wußte man aber schon damals, daß Hr. Loubet sich zu dem Gedanken eines solchen Em pfanges ablehnend verhielt, und der wirkliche Ver lauf der Dinge hat bewiesen, daß in diesem Falle eine von den Generalen selbst ausgegangcne Behaup tung irrig war. Der Besuch bei Loubet war auch öffentlich, z. B. im Brüsseler „Petit Bleu" vom 12. d Mts., sicher angekündigt worden, und zwar stand sonderbarerweise diese Meldung unmittelbar hinter einer als gleichsam amtlich burisch auftretcnden Erklärung, wonach Generale als Privatleute Audienzen bei Staatsoberhäuptern nicht ins Auge fassen könnten, — ein kleiner, aber charakteristischer Beleg dafür, auf welcher Seite in dieser Angelegenheit die Haltung schwankend und wechselnd gewesen ist. Wie weit die Unrichtigkeit in den Urteilen über das Verhalten des amtlichen Deutschlands geht, das ergiebt sich u. a. aus einem Artikel in dem „Utrechter Tagblad". Dort wird nämlich ausgeführt, daß die „burenfcind- liche" Stellungnahme der deutschen Regierung eine politische Annäherung zwischen den Niederlanden und Deutschland vorerst unmöglich mache. Dieser durch den thatsächlichen Verlauf der Dinge bereits wider legten Auffassung darf wohl überdies entgegcnge- halten werden, daß die verschiedenen Gründe, die für ein engeres deutsch niederländisches Verhältnis sprechen, recht schwache Wurzeln haben müßten, wenn sie durch ein garnicht vorhandenes Mißverständnis in der Burenfrage ohne weiteres entkräftet werden könnten. Wie wünschenswert eine Besserung und Vertiefung der Beziehungen zwischen den Nieder landen und dem Deutschen Reiche auch vom deutschen Standpunkte aus ist, darauf haben wir bei früherer Gelegenheit schon hingewiesen. Ununtersucht möchten wir aber im gegenwärtigen Zeitpunkte die Frage lassen, auf welcher Seite das größere politische Bc dürfnis für die Annäherung der beiden Mächte zu suchen wäre. Aus den noch in diesem Jahre zu erwartenden Monarchenbegegnungen suchen die politischen Neuigkeits- und Geheimniskrämer immer wieder mehr zu machen als in der Absicht der Monarchen selbst gelegen ist. Besonders gilt dies von dem Besuche Sr. Majestät des Kaisers in Sand ringham, obwohl gerade diese Reise durch die in ihrem Mittelpunkte stehende Geburtstagsfeier König Edwards deutlich genug als ein Akt Verwandtschaft kicher Gesinnung gekennzeichnet wird Politisch kann sie nur und wird sie hoffentlich in dem Sinne sein, als die erneute persönliche Berührung des Deutschen Kaisers mit dem englischen König auf die fortgesetzt bei uns wie in England betriebene Ver hetzung zweier großer Kulturvölker nicht ohne mäßigende Rückwirkung bleiben kann. Im übrigen möchten wir alle an die englische Reise Sr Maje stät anknüpfendcn Ausstreuungen über besondere po litische Abreden oder Beschlüsse von vornherein in das Reich der Fabel verweisen. Auch der vielleicht gleichzeitige Besuch des Königs Don Carlos von Portugal wird aus Lissabon gegen die Andichtung bestimmter politischer Zwecke verteidigt. Im übrigen macht der Pariser „Gaulois" nicht umsonst darauf aufmerksam, daß die übel verhehlte Neigung eines Teils der englischen Presse, den portugiesischen Monarchen wie einen afrikanischen Zwcrgkönig zu behandeln, am Strande des Tajo verstimmend ge wirkt hat. Bon der Wallfahrt des französischen Staatspräsidenten zu den Manern der Ewigen Stadt ist es vorläufig still geworden. Dagegen wollen einzelne französische Blätter tiefere Zusammen hänge zwischen dem während des nächsten Jahres in Rom erwarteten Gegenbesuchen dcrKaiscr Wilhelm und Nikolaus ausfindig machen, obschon diese deutschen und russischen Kaisertage im Quirinal natürlich nicht mehr und nicht weniger bedeuten als eine Erwiderung der Reisen König Victor Emanuels nach Berlin und St. Petersburg Da übrigens der italienische Monarch, wie erinnerlich ist, ans Grund einer Ver einbarung mit dem Berliner Hofe, zuerst in Ruß land seine Visitenkarte abgab, so wird auch in Rom als Erster nicht Sc. Majestät der Kaiser, sondern der Zar erscheinen, für dessen italienische Reise nähere Bestimmungen bisher noch nicht getroffen worden sein dürften. Werfen wir im Anschluß an diese Bewegungen der Staatsoberhäupter einen kurzen Blick auf die in der Presse angekündigte Kronprinzenreisc, so geschieht es nur, um festzu stellen, daß die so interessant klingenden Meldungen über eine afrikanisch asiatische Fahrt des deutschen Kronerben nach Aegypten und Indien durch Wieder holung nicht richtiger werden. Auch bei der Ansage einer persönlichen Vorstellung des dänischen Thronfolgerpaares am Berliner Hofe scheint Uebereifer im Spiel gewesen zu sein Im Anschluß an dieses Gerücht sei noch hervorgehoben, daß in deutschen Blättern ein Aufsatz des Blattes der dänischen Linken „Politiken" vielfach beachtet worden ist, worin dargelcgt wurde, wie wichtig cs für Däne mark sein würde, wenn cs für ein besseres Verhält nis zu Deutschland Sorge tragen möchte. IP Nachrichten aus Macedonien uud die daran geknüpften möglichst düster gehaltenen Be trachtungen haben in der heute ablaufenden Woche einen ungebührlich großen Raum eingenommen. Ge wiß geht es gegenwärtig an der bulgarisch mace- donischen Grenze unruhiger und blutiger zu als sonst um diese Jahreszeit. Die Abschüttelung der groß- bulgarischen Ruhestörer durch das amtliche Rußland bei der Schipkafeier, die Aufmerksamkeiten, die Kaiser Nikolaus offenkundig dem Sultan zu teil werden läßt, anderseits die aufreizende Sprache des Generals Jgnatiew in Sofia und die nicht überall durchsichtige Haltung der Regierung des Fürsten Ferdinand wirken zusammen, um bei den maccdo nischen Bandenführcrn eine verzweifelte Kampf stimmung zu erzeugen. Dazu kommt, daß die Türkei im Vertrauen auf Rußlands amtliche Abneigung gegen die Unruhestifter diesmal in der Abwehr eine besonders harte Hand bekundet. Daraus ergiebt sich für die Zustände in Makedonien uud Altserbicn ein im ganzen nicht erfreuliches Bild, dessen Einzelheiten aber sicherlich vielfach entstellt und übertrieben werden. Die Aufrührer haben naturgemäß das Bestreben, die Blicke Europas auf ihre „Frcihcitskämpfc" hin- zulcnkeu und die türkischen Gcgenmaßrcgcln als greuelvolle Tyrannei zu schildern. Es bedarf auch keiner nähern Erklärung, daß die englische Presse alter Gewohnheit folgend die ..mnc«clnni»n ntrnoities" nach Möglichkeit aufzubauschen sucht, obschon, wie gern festgestellt sei, auch z. B in einem Berichte der „Morning Post" die gesunde Vernunft zum Worte kommt. Schwerer verständlich aber ist die Beachtung, die in österreichischen Blättern den Sen sationsmeldungen aus inehr oder weniger unbekannten maccdonischcn Ortschaften zu teil wird. Die Träger der großbulgarischen Bewegung können sich durch diesen Wiederhall ihrer Thaten in westeuropäischen Zeitungen nur ermutigt und in ihren Wahn- vorstclumgen bestärkt fühlen. Gerade aus den Ländern des Doppel-Adlers werden sie eine der artige, wenn auch unbewußte, publizistische Förderung kaum erwartet haben. In Paris und London scheint übrigens der Gedanke an ernstere Ausbrüche in Macedonien hinter Hoffnungen oder Befürchtungen in der Meerengen frage zurückzutreten. Mit der Durchfahrt der vier russischen Torpedoboote, die in diesen Tagen nach dem Wunsch des Sultans einzeln in gewissen zeit lichen Abständen und unter der Handelsflagge die Dardanellen und den Bosporus passieren, ist das Interesse der französischen und der britischen Diplo matie nicht erschöpft. Es richtet sich mehr jetzt auf die Anwesenheit eines größeren russischen Kriegs schiffes am Goldenen Horn. In einem Pariser Telegramm hat zuerst der „Standard" Lärm ge schlagen und auf besondere Unterhandlungen Ruß lands mit der Pforte über die Oeffnung der Meer engen durch die russische, oder über deren Schließung für jede nicht russische Marine hingewiesen. Tie türkische Botschaft in London ließ diese Ausstreuung alsbald zurückwciscn, aber die Wachsamkeit, oder richtiger der Argwohn der englischen Politiker ist und bleibt erregt, die „St. James Gazette" hat schon erklärt, eine abermalige Ueberrumpelung Englands in der Mcerengenfrage, wie im Jahre 1871 durch - Gortschakow, sei heute nicht mehr möglich Toch kann der Wandel der Zeiten in London und Paris kaum darüber täuschen, daß noch heute wie bei weiter zurückliegenden Abmachungen eine für die Westmächte günstige oder ungünstige Gestaltung der türkischen Politik an den Auslässen des Pontus von dem jeweiligen Stand der gerade jetzt vortrefflichen, fast könnte man sagen intimen Beziehungen zwischen St. Petersburg und Konstantinopel abhängt. Ein russisch türkisches Einvernehmen in der Mcerengenfrage wäre nicht durch England allein, kaum durch England und Italien zusammen, vielmehr mit sicherer Aussicht auf Erfolg wohl nur durch den Beitritt Frankreichs zu einer anglo- italienischen Gegengruppe aufzuwiegcu. Dies aber würde zur Voraussetzung haben, daß die Republik in ihrer Oricntpolitik die russcnfreundlichc Maske fallen ließe und offen als Widersacher gegen das Verlangen des nordischen Bundesgenossen nach einer besonderen Vorzugsstellung an den Meerengen austräte. Auch für einen so vorsichtigen und geschickten Mann wie Hrn Telcass« ist es ein schwieriges Kunststück, ja beinahe ein Doppelspiel, Rußland im westlichen Mittelmeer als Vorspann französischer Pläne zu gebrauchen und cs gleichzeitig im Osten des großen Beckens hinter dessen natürlichen Zugängen fcstzuhaltcn. Wollte Frankreich aus bundesfrcund- licher Gesinnung die Sperre der Meerengen beseitigen helfen, so würde die russische Kricgsfiagge als neuer gleichberechtigter Machtfaktor in den Kreis der Mittclmecrslottcn cintrcten, — ein Umstand, der für die Pariser Diplomatie nicht unter allen Umständen einen Gewinn brächte. Die unmittelbare Folge Kunst und Wissenschaft. Tie Ausgrabungsarbeiten der Deutschen Orient gesellschaft in Aegypten. III. Um den Tempel herum fanden sich Gräber aus allen Zeiten der ägyptischen Geschichte. Zunächst solche der Großen des Königs, von denen eines bisher gründlich durchforscht wurde. Eine solche Mastaba, die dem Toten kultus der darin Beerdigten geweiht ist, muß natürlich in kleinem Maßstabe alles das enthalten, was im großen zu einer Pyramide, dem Begräbnis eines Königs, ge hört Zu einer Pyramidcnanlage gehören nun: Das Grab des Königs, d. h. die Pyramide selbst, ferner die Räume für den Kultus, also der Tempel, in dem natür lich auch Räume für die beim Kultus wesentlichen Sta tuen der Verstorbenen nicht fehlen dürfen, und endlich Anlagen für die Beerdigung von Familienmitgliedern, also Nebenpyramiden. Eine Mastaba enthält alle diese Anlagen in sich vereinigt' Begräbniskammern für den Besitzer und seine Familie, soweit sie mit ihm beerdigt wurden, also meistens nur für seine Frau und uner- wachscne Kinder; diese Räume sind unterirdisch angelegt, oberirdisch liegen die für die Hinterbliebenen zugänglichen Kulträume und mit diesen im Zusammenhang, aber nicht zugänglich, die Statuenkammern. Es war ein eigentümliche« Gefühl für die Mitglieder der Borchardtschen Expedition, als sie die ersten Steine aus der Thürvermauerung de« Familiengrabes hcrauS- drachen, das der Tempelvorfteher Jen-em-jechwet ,Fönig Zen im Glanze"*) für sich und seinen Vorstehpriester Jen Hotrp „König Jen ist zufrieden", sowie für ihre Frauen in der Ecke zwischen Aufweg und Tempel- Jeu ist ein zweiter, vielleicht erst später aosgrkommenrr Name für den König Ne-woser-rr Fundament hatte anlegen lassen. Durch die kleine Oeff nung sah man die vier Särge stehen, genau so, wie man sie bei der letzten Beisetzung hatte zusammcnschieben müssen. Die Gruft war zu kurz gewesen, man hatte deshalb die Handgriffe der Särge noch ganz zuletzt ab gesägt. Da tagen sic noch am Boden. Die Sägeschnitte an den Deckeln erschienen noch ganz frisch. Auf den Särgen lagen Bootsmodelle, allerdings stark zerfallen, damit die Toten es für ihre Fahrt am Himmel bequem hätten; unter den Särgen lagen Krüge, in denen einst Wasser war, Schüsseln mit Opfergaben, kleine Holz- statucn von Dienerinnen rc. Das sind alles Dinge, die sich oft und in guter Erhaltung in europäischen Diuseen finden. Endlich war die Arbeit vor dem Grabe soweit ge diehen, daß der erste Sarg auf Schienen herausgezogcn werden konnte Die Holznägel, die den Deckel schlossen, wurden ausgebohrt, der Deckel angehoben: der Tempel- vorstcher Jcn-em-jcchwct lag in seinem Sarge, wie man ihn vor 4000 Jahren gebettet hatte. Die lang gestreckte Mumie war in ein langes, braunes Leintuch gehüllt und ihr eine farbige Maske aus Leinwand und Stuck aufgesetzt. Nach der Tracht der Zeit hatte die Maske einen schmalen Backenbart und einen längeren Kinnbart. Die Augen sind durch Schminkstriche ver längert. Die große, in der Mitte gescheitelte Pcrrücke hat einen blauen, heute ins Grünliche spielenden Ton, der Lapislazuli nachahmen soll. Die ägyptischen Götter pflegen nämlich Haare aus Lapis zu tragen, und der Tote muß als Gott diese Mode mitmachen. Die Mumie lag etwas auf der linken Seite, ganz so wie die Aegypter schlafen, die Kopfstütze derselben Art, wie sie noch heute im Sudan im Gebrauch ist, unter der linken Kopffeite. Die Augen sehen nach Osten, der aus gehenden Sonne entgegen; deshalb sind auch auf alle Sargkästcn dieser Zeit an der östlichen Kopfseite zwei große Augen aufgemalt Ueber dem Toten lagen zwei Stäbe und unter seiner Schulter eine kleine Holz statue, die ihn selbst darstcllen sollte. Nach einer theologischen Theorie waren diese Statuen die Stell vertreter des Toten für die Arbeiten im Jenseits. Drei andere Mumien, die in demselben Grabe gefunden wurden, hatten leider durch Feuchtigkeit und infolge der schlechten Konstruktion der Särge stark gelitten. Daß der erste Sarg so vortrefflich erhalten geblieben war, war nur ein Zufall, dem sich erfreulicherweise ein zweiter Zufall hinzu gesellte, nämlich der, daß es glückte, den Sarg mit In halt genau so, wie er gefunden worden war, bis nach Berlin zu befördern. Der Ausweg scheint übrigens der gegebene Platz für die besseren Pricstergräber des Tempels gewesen zu sein, denn I)r Borchhardt stieß beim Ausgraben der nördlichen Böschung des Aufweges noch auf drei unberührte Priester gräber Allerdings Einzelgräber und nicht in der vor züglichen Erhaltung wie das de« Jen-em-jechwet. Diese Grabreihe bestand aus kleinen mit Tonnengewölben überdeckten Ziegclkammern, die gerade so groß waren, daß sie den Sarg beherbergen konnten. Das beste von ihnen gehörte einem Priester Namens Herichschef-Hetep „der Gott auf seinem See ist zufrieden!" Ein großer, schöner Sarg, der Holzstärken bis zu 18 cm aufweist, erfüllte die ganze Kammer. Als er herausgezogcn und geöffnet wurde, zeigte cS sich, daß cs nur em äußerer Sarg war, in dem sich noch ein zweiter leichterer befand; in diesem lag erst die Mumie, noch ganz unversehrt. Nur ihre Binden waren wie oxydiert und daher sehr leicht zerstörbar. Der Tote muß wohlhabend gewesen sein, wenigstens hatte er bessere Beigaben als die früher gefundenen. Um den Hals seiner Maske war ein Kollier von Fayenceperlcn gelegt. Die äußeren, innen über und über bemalt und be schriebenen Deckel und Boden trugen Totentexte in schwarzer Kursivschrift auf weißem Grunde. Die Seiten zeigen in Bemalung die Beigaben, die dem Toten im Jenseits dienen sollten. In der Zeit des neuen Reichs scheint die Umgegend von Abusir recht ärmlich gewesen zu sein, wenigstens lassen die Gräber, die I)r. Borchardt aus dieser Zeit auf dem Totenfelde fand, dies vermuten. Es sind Massengräber, die sic in verschiedene Teile des Tempels hincingebaut hatten. Eins von ihnen lag mitten in der Thür zum Aller- heiligsten, ein zweites in der Maucrdicke südlich davon, ein drittes und viertes an den beiden Enden des . Ganges nördlich vom Säulcnhof. Die Wände dieser Grabhöhlcn waren, wenn sie überhaupt regulär gemauert waren, aus Bruchstücken der Tcmpclwände roh auf gemauert. Ebenso ärmlich wie die Gräber selbst war auch ihr Inhalt. Uebereinander geschichtet lagen die Mumien, meist zerbrochen, kaum war hin und wieder eine davon mit einer gewöhnlichen Kette einfachster Faycnccperlen geschmückt Das einzige bessere Stück, das gefunden wurde, war ein winzig kleines blaugrünes Fayencefigürchen: eine kuhköpfige Jsis-Hathor, den Horusknabcn säugend. Die Särge waren natürlich nicht aus dem besten Holze hergestellt gewesen und daher völlig vermorscht. Man konnte nur sehen, daß sie Mumienform hatten und auf gelbem Grunde bunt be malt gewesen waren. Die Gesichter der Särge waren nicht wie sonst aus Holz geschnitzt, sondern aus Nil schlamm geformt. Einige von diesen Mumien lagen ohne Sarg auf einer einfachen Diatte aus Palmrippen. Wissenschaft. * Otto Sverdrup arbeitet zur Zeit, soweit sein Gesundheitszustand es erlaubt — alle Expcditionstcil- nehmer sind nach ihrer Heimkehr von einer starken Er kältung befallen worden —, eifrig an der Aufzeich nung der Ergebnisse der Expedition Das Werk wird von gleichem Umfange werden wie Frithjof Nansens bekanntes Buch; der Verfasser gedenkt, zu Februar
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