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Dresdner Journal : 21.06.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-06-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186206217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-06
- Tag1862-06-21
- Monat1862-06
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1862
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DreMerHournal Verantwortlicher Redakteur: I. G- Hartmann. SS Im tritt ?o»t ullä »Ztkmpelru- Uiuru. Erscheinen: T'ilxlicb, mit >u»o»kme 6er 8onn- nock keiert^x«, ^beuä« kirr 6e» kolxerriieu 'x,»x. cherausgeder: Ilötrixl. Krpeöitioir 6e» vreiänsr 6oirr»»I», vreiäeo, ^1»rien»tr»»»« kir. 7. Äd»»»r»e»t«»retse: ^»irrlicir: k> 'kirlr. 1t) klxr. irr t^Lkrl : 1 „ 10 „ „ „ I6on»l>icl> io vr»«N«o: 15 kkxr. Liurelo« Kummer»: 1 >xr. rnseratenannahme auswärts: l.«ipiiz: Ii«t0o»r»r^n«, 6<>mmi»»ic>»iir 6e, I>re»6ner 6onrn»I»; «I>en6ir»»II>,t: II. Ilv»»»»; Klloa»: -c Vooi-r«, N,rliL: Osueive'iieir» liirotllr., ItrnrrrUr»« „ Lure»u; Nr«m«l>! 8cul.uirr; krLirktirrt «. U : 6Lroru'8ctie k»< kliicuülunx! »Sin: Xv«ri.r Ltvr»ri<; k«ri»' v. I^i,»vr!<r»!i.« (28, ru« «ie» b»ir» eok»l>»); 1°»- tiosl-rcu » DucUtlanütuox. Inseratenpreise: k*ür äen k»um einer xeepeltenen Teile: 1 Xxr. Uoter ,,Li»xe»»u6t" Nie Teile: 2 Kxr. Amtlicher Theil. Dresden, 11. Juni. Se. Königliche Majestät haben den Winzern in den Königl. Weinbergen Johann Gott fried Unganz zu Niederpoyriy und Gottfried Mauk sch in Pillnitz dir zum Berdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitMlgsschav. (Donau-Zeitung. — Presse.) Taaesgeschichte. Dresden: Vom Landtage.—Wien: Berathung des Marinebudgets im Abgeordnetenhause. Subscriptivn auf das neue Anlehen. — Berlin: Bom Landtage. Keine Geistlichen nach Brasilien. — Insterburg: Erklärung des Zeitungsredacteurs. — München: Besprechungen wegen des Handelsvectrags. — Hannover und Darmstadt: Kammerverhand lungen. — Koburg: Der Landtag wieder zusam mengetreten. Curliste. — Gotha: Byndesversamm- lung der freireligiösen Gemeinden. Paris: Die mericanische Angelegenheit. Zur Bud getreform. — Turin: Baron Baratclli fallirt. — Livorno: Zur Anwesenheit der königlichen Prinzen. Ermordung aus Anlaß der Cavourfeirr. — Rom: Grundsteinlegung zu einer Caserne. Aus dem Nea politanischen. — Lissabon: Appanagc für die künf tige Königin. — London: Aus dem »Parlamente. Graf Canning -s. — Kopenhagen: Festlichkeiten zu Ehren der schwedischen Studenten. Warschau: Gesetz über Grundentlastung. Installa tion des neuen Generaldirectors des Cultus. — Konstantinopel: Keine Intervention bezüglich Montenegros. Neue Anleihe. — Belgrad: Die Vorfälle der letzten Tage. — Beirut: Ruhe im Li banon. - New-Aork: Aus der neuesten Post. Ernennungen. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Ehemnitz. Zwickau. Mitt weida. Grünhain.) Verwischtes. Feuilleton. Inserate. Lageskalendrr. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Turin, Donnerstag, IS. Juni. Die „Monar- chia vazionale" thrilt einen Auszug auS der der Gesellschaft Rothschild - Talabot erthrilten Con- cesfion zum Bau von Eisenbahnen mit. Es sollen drei neapolitanische Linien und eine in der Lom bardei gebaut werden mit der Verpflichtung, nach Verlauf von sechs Monaten eine Gesellschaft zu bilden, welche die lombardische Societät mit der in Centralitalien fufioniren und ihren Sitz in der Hauptstadt Italiens haben soll. Tie hat zu gleich die Verpflichtung, in Neapel ein Etablisse ment für den Bau und daS Material zn errichten. Derselben ist vom Staate ein Ertrag von 2S,030 Francs pro Kilometer auf den neapolitanischen Linien uud von 25,VAI Francs auf den lombar dischen garantirt worden; außerdem erhält dieselbe beträchtliche Tubfidien. Aus Neapel wird vom gestrigen Tage gemel det, da- zwei Brigantenbanden in die Provinz Bari ringebrungen seien, daß dieselben gegen Montemiloae verfolgt worden und eine Niederlage erlitten haben, wobei sie einen Verlust von 1k Mann gehabt. London, Donnerstag, IS. Juni. In der heu tigen Sitzung des Oberhauses antwortete auf eine Interpellation des Lords Malmesbury bezüglich der mexikanischen Angelegenheit der Staatssekretär deS Aeußern Graf Russell: Die britische Regie- Feuilleton. K. Hoftheater. Die Vorstellung am Donnerstag den 19. d. brachte Boieldieu's mit der „weißen Dame" rivalistrende herrliche Schöpfung „Johann von Paris" neu einstudirt. Der französisch-nationale Charakter bester Zeit — chevaleresk, leichtblütig, offnen Herzens, beweg lichen Geistes — erfüllt in voller Liebenswürdigkeit die originelle und melodiös reiche Erfindung dieser Musik. Mit einer an Mozart anlrhnenden klassischen und geist vollen Behandlung der musikalischen Formen in Gesang und Instrumentation einigt sie Wahrheit der Empfin dung und Charakteristik, Natürlichkeit des Ausdrucks, und der Noblesse der Ideen gesellt Grazie und geschmack volle Komik. Boieldieu hat das Glück gehabt, daß seine beiden Meisterwerke von trefflichen Trrtbüchern unterstützt wurden. Das einfach ungezwungene und doch stet- inter essante durchgeführte Sujet des „Johann von Paris" führt uns mit romantischem Reiz hochgeborne Personen in wahrer und freier, schön menschlicher Empfindung vor, verherrlicht die echte Ritterlichkeit und macht mit heiterer Laune die formbeengte Ausartung aristokratischer Begriffe lächerlich. Die Oper war musikalisch vortrefflich ein studirt und wurde namentlich auch in den Ensembles sehr graciöS und sicher auSgeführt. Frau Jauner-Krall, die früher drnPagen Olivier sehr anmuthig gab, sang die Prinzessin mit lobenswer- them Gelingen, obwohl ihr Talent für daß höhere Sou- brrttenfach zu entschieden und bedeutend ist, um sich dieser Partie völlig anzupaffen, die zu heiterer Laune auch Vor nehmheit und graziöse Noblesse, zarte und romantisch bewegte Empfindung beansprucht. Herr Stolzenberg, der in der Titelrolle gastirte, konnte deren Anforderung rung sei beschuldigt worden, Frankreich bei Aus führung der Expedition nach Mexiko verlasse» zu haben. Man sage, die Engländer uud Spanier hätten sich zurückgezogen und den Franzose« dir Besiegung der Schwierigkeiten allein überlassen. Dies sei »in Mißverständuiß. Die von Frankreich beschlossene Absendung von Verstärkungen nach Mexico finde ihren Grund keineswegs in der Hal tung Englands. Nach der ursprünglichen Con vention sollte Spanien 3000, Frankreich 2500 Mann Truppen, England dagegen nur Seestrrit- kräfte und außerdem 703 Seeleute nach Mexico senden. Letztere seien seitdem wieder zurückgezo gen worden, weil die unmittelbare Gefahr eines Conflicts nicht vorhanden gewesen. Eine Sen dung von Truppen nach Mexico habe niemals in der Absicht Englands gelegen, und deshalb habe dieses auch keine Verpflichtung gedrochen. Lord Malmesbury, der sich durch diese Erklärungen befriedigt erklärt, bemerkt, er habe diese Frage nur angeregt, weil sie in England Beklommen heit, in Frankreich aber Mißstimmung qegen Eng land verursacht habe. — Schließlich constatirte uoch Earl Russell, da- der großbritannische Gesaudte in Washington nicht nach New-Aork gegangen sei. Dresden, 2ü. Juni. Den Ereignissen in Belgrad widmen die Wie ner Blätter ihre volle Aufmerksamkeit. Mit Ausnahme der für slawische Interessen einstehendcn wenigen Or gane sprechen sich die übrigen Blätter gegen die serbi schen Jnsurrcctionsversuche aus, weil sie eine neue orien talische Frage heraufzubeschwören drohten. Der „Bot schafter" that dies in einem für die südslawischen Völ ker sehr bitter», feindseligen Tone. Dem gegenüber be merkt die ofsiciöse „Donau-Zeitung": „Ob die christlichen Bevölkerungen der Türkei den Türken an Rohheit und Unbildung glcichftehen, wollen wir nicht untersuchen. Aber daß ihr Loos wahrlich kein benei- denswerthcs ist und das Mitgefühl des civilisirten Abend landes in reichem Maße in Anspruch nimmt, das dürfte keinem Zweifel unterliegen. Nicht minder gewiß ist, daß auch in unserm Reiche lebhafte Sympathien für jene Bevölkerungen bestehen, — Snmpathien, die auf dem Grunde der Stammvcrwandtschaft ruhen, im klebrigen nicht blos den Ungebildeten eigen sind. Die Wahrheit Ist, daß Oesterreich sich gerade in dieser Hinsicht in einer beinahe peinlichen Lage befindet. Es sieht Elemente ge gen sich aufgewiegelt, auf die es, seiner natürlichen Be stimmung gemäß, Anziehungskraft üben sollte. Uebri- gens ist sein Beruf weder, die Pforte um jeden Preis zu stützen, noch die revolutionären Erhebungen der Chri stenvölker zu unterstützen. Dieser Beruf besteht viel mehr in der Wahrung seiner eigenen Interessen, und sie sind es, die ihm gebieten, in der nicht unvermuthet, aber rasch und immerhin drohend aufgetauchten serbischen Frage eine zarte Mittellinie einzuhalten. Oesterreich ist gewiß nicht blind für die Gefahren, mit welchen die Vorgänge im Südosten Europas es bedrohen könnten. Oesterreich hat alle Ursache, den höchsten Werth auf seinen, durch ein Jahrtausend geheiligten Zusammenhang mit Deutsch land zu legen. Aber dessenungeachtet ist die „Gleichbe rechtigung der Nationalitäten" kein leeres Wort aus sei nen Lippen. Dieser Idee nach Kräften gerecht zu wer den, ist eine unerläßliche Bedingung seines gesicherten Bestandes. Unser Leitstern bleibt das wohlverstandene Interesse Oesterreichs, und dieses gebietet Mäßigung und versöhnende, vermittelnde Haltung nach beiden Seiten hin." — Die „Presse" spricht sich folgendermaßen über die Belgrader Vorgänge aus: „Man hat bei Ge legenheit der jüngsten Vorgänge in Belgrad den Pariser Vertrag citirt, als ob dieser eine Eventualität, wie die nun eingetretene, vorgesehen hätte, und als ob das Bom bardement von Belgrad durch die Türken ein genügen der Vorwand wäre, um eine Zerreißung des Lehenver bandes, welches zwischen Serbien und der Pforte besteht, in Gesangsausdruck, Spiel und Dialog trotz bestem Be mühen nicht genügen. Am befriedigendsten war der Vor trag des Troubadourliedcs. Fräulein Baldamus hatte sehr anerkennenswerthes Studium verwendet, um für den jugendlich übermüthigen und etwas schwärmerischen Pagen die nöthige Leichtigkeit und Beweglichkeit in Gesang und Spiel annähernd zu erreichen. Die erste Arie bietet eine reiche Uebung für den sprechenden, schildernden Ausdruck, für zusammenhaltende, steigernde und gerundete Behand lung der musikalischen Form. Leider verhält sich die In tonation immer noch feindselig zn dem strebsamen Flrißc der so stimmbcgabten Sängerin, die zudem die innere Belebung ihrer trefflichen Tonmittel noch zu erwarten hat. Sehr Lobenswerthes leistete Herr Dege le als Seneschall, nicht blos in einzelnen GcsangSausführungen — so in der ersten Arie —, sondern überhaupt in Auf fassung und Charakteristik dieser Figur, die als spanischer Urtypus des Hofcavalierthums in so ergötzlicher Weise althofmännisch ceremoniöse und dünkelhafte Grandezza und ein zärtlich verehrungsvoll klopfendes Kammcrherren- hrrz mit einem höchst aufgeweckten Magen und tiefen gastromischen Gelüsten vereinigt. Herr Degele wird diese so gut angelegte, schwierige Partie seiner Komik noch zu weiterer Vollendung führen können. Er wird gut thun, den sicher geschulten Hofmann etwas älter erscheinen zu lassen, auch eine leckere Zunge pflegt sich erst in reifer» Jahren auszubilden. Der behäbige Gourmand entbehrt auch selten eines gewissen verrLtherischen Lmdcmpnini, nur der Dielesser ohne Wahl täuscht oft durch die Schlank heit seiner Formen. Die Ausführung deS Dialog- gelang sehr wohl. Im Gespräch mit Johann, Act zwei, muß der Seneschall rin Hinwendcn zu diesem noch mehr ver meiden, nur im Affect de» Moment» kommt er unwill kürlich zu solchem Vergessen seiner unnahbaren Würde. Ganz vortrefflich gab Herr Weiß den egoistisch pfiffigen als gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Die Bestimmun gen des Pariser Vertrags vom März 1856, welche sich auf Serbien beziehen, sind indessen so klar und unzwei deutig, daß eine Auslegung derselben zu Gunsten der serbischen Bestrebungen, wie sie nun zu Tage getreten, kaum zulässig ist. Die in der Sitzung des Pariser Con- gresses vom 25. März 1856 festgesetzten Artikel lauten wörtlich: „Das Fürficnthum Eerbicn wird sortfahren, von der hohen Pforte adzuhängen, gemäß der kaiserlichen Hals, welche seine Rechte und Freiheiten seslstellen und bestimmen, und die in Zu kunst unter die gemeinsame Bürgschaft der contrahirenden Mächte gestellt sind. Fvlgeweise dehält das Fürstenthum seine unabhän gige und nationale Verwaltung, sowie die volle Freiheit des Cul- tüs, der Gesetzgebung, des Handels und der Schifffahrt. Le. Majestät der Lultan verpflichtet sich, im Cinverständniß mit den contrahirenden Mächten, die Verbesserungen zu ersorschen, welche die gegenwärtige Organisation der Fürstentbümer gestaltet. Das Garnisonrecht der höhen Pforte bleibt ausrecht erhalten, sowie cs durch srühere Anordnungen stipulirt ist. Keine bewaffnete In tervention darf aus dem Gebiete des Fürstcnthums stattfinden ohne vorgängiges Einvernehmen zwischen den hohen Eonttahenten." „Nun haben wir nicht gehört — fährt die „Presse" fort —, daß die Pforte irgend ein, Serbien durch diese Bestimmungen des Pariser Vertrages verbürgtes Recht verkümmert hat, wohl aber wissen wir, daß alle Bestre bungen Serbiens seit Jahren dahin gerichtet sind, die durch den Pariser Vertrag ausdrücklich gewahrten Rechte der Pforte gänzlich zu vernichten. Die Ausführung der serbischen Skupschtinabeschlüsse vom vorigen Jahre wäre gleichbedeutend mit der Unabhängigkeitserklärung des Fürstenthums, mit der Aufhebung des durch den Pari ser Vertrag aufrechterhaltenen Abhäigigkeitsverhältnisses, und soeben hat man in Belgrad das der Pforte durch denselben Vertrag ausdrücklich verbürgte Garnisonrecht durch Niedermetzrlung der türkiscken Besatzung und Erstür mung der Festung zu annulliren versucht. Beruft man sich also auf das Recht der öffentlichen Verträge, so wird man nicht im Stande sein, dasselbe zu Gunsten des jüngsten Belgrader Putsches auszulegen. Einen Act der Nothwehr, wie das gestrige Bombardement, wird man mit aller Spitzfindigkeit zu keiner durch den Pariser Ver trag verbotenen „bewaffneten Intervention" stempeln können, denn das der Pforte verbürgte Garnisonrecht involvirt auch jenes Recht, die befestigte Stellung, welche man vertragsmäßig besitzt, gegen bewaffneten Angriff mit allen Mitteln zu vertheidigen. Daß die türkische Be satzung sich nicht überrumpeln ließ, dafür wird man, wie die Dinge heute liegen, der Pforte sowohl in Wien und London, als in Paris und St. Petersburg Dank wissen. Belgrad ist ein für die Erhaltung des euro päischen Friedens ungemein wichtiger Punkt. Sein Ver lust, welcher die unvermeidliche Voraussetzung einer sieg reichen serbischen Revolution wäre, würde nicht nur die zerstreuten Brände der südslawischen Bewegung zu einer einzigen großen, das ganze illyrische Dreieck verheerenden Flamme vereinigen, sondern Belgrad wäre auch das offene Thor, durch welches sich die bewaffneten Schaaren der Emigration auf österreichisches Gebiet ergießen würden. Dem Kaiser der Franzosen, welcher in Italien Alles auf bietet, den Mazzinismus niederzuhalten, und dem Rom und Merico so schwere Sorgen bereiten, kann cs in die sem Augenblicke unmöglich gelegen sein, alle Tämcne der orientalischen Frage losgelassen zu sehen, und was Ruß land betrifft, so ist es in St. Petersburg und Warschau so vollauf mit der Erdrückung revolutionärer Regungen beschäftigt, daß es in diesem Augenblicke Ihatsächlich außer Stande wäre, die ihm günstigen Conjuncturen einer süd slawischen Bewegung von so furchtbarer Intensität aus zubeuten. Es ist somit allerdings wenig Aussicht dazu vorhanden, daß die Belgrader Vorgänge jenen großen diplomatischen Eonslict herbciführen, welcher der orien talischen Frage einen, den Weltfrieden bedrohenden Cha rakter verleihen könnte. Wie die Tinge für den Augen blick liegen, dürften die Eabinctc von Paris und St. Petersburg den Bemühungen der austro englischen Poli tik, die von Belgrad her drohende Gefahr zu begrenzen und zu ersticken, aus Gi finden des eigenen Interesses kaum erhebliche Schwierigkeiten bereiten." und servilen Gastwirth, und bewährte für derartige Par tien ein sehr beschäftigungswcrthes Talent, das sich von der niedrigen Charge fern hält. Pedrigo's Tochter wurde von Fräulein Weber befriedigend gesungen. Die Einlage des l'as cte 51rmte»u mit seiner zu roh instrumentirtcn Musik paßt nicht in diese Oper. Dem sehr ungleich erfolgreichen Bemühen der Darsteller redete Boieldieu's köstliche Musik das Wort bei dem zahlreich versammelten Publicum, und in jedem Fall bleibt es ein Kunstgewinn, dies Werk in möglichst bester und den jetzt vorhandenen Kräften angemessener Besetzung auf dem Repertoir zu erhalten. C. Banck. 1- Das Liederfest des norddeutschen Sänger bundes hat am 13. und 14. d. M. unter zahlreicher Betheiligung in Hannover stattgrfunden. Bei dem geselligen Zusammensein im „Odeon" errang der ein heimische Männergesangvercin den meisten Beifall durch ein von Marschnrr componirtes Arndt-Nationallied. Am andern Tage brachten die Sänger dem Könige in Herren hausen ein Ständchen. Wie der Festzug der Sänger nach dem „Odeon", so war auch der Zug nach Herren hausen — wie die „Weser-Atg." schreibt — ein wahrer Triumphzug; „ein förmlicher Regen von Blumen wurde au» den Fenstern auf die Sänger auSgrschüttrt, welche den schönen Spenderinnen mit ununterbrochenen Hochs dankten." Ebenso wird da- Concert der vereinigten Liedertafeln im festlich geschmückten Hoftheater als rin Glanzpunkt deS Festes geschildert. -s Nach dem Urtheil der historischen Commission bei der k. Akademie der Wissenschaften hatte keine der ein gegangenen Schriften, welch« sich um die von Sr. Maj. den König von Bayern ausgeschriebenen historischen Prri-aufgaben bemühten, daS angegebene Ziel erreicht. Tllgesgcschichtc. Dresden, 20. Juni. Die Erste Kammer hielt heute Mittag eine kurze öffentliche Sitzung, in welcher nur die Registrande zum Vortrag kam. Es befanden sich unter den Eingängen mehrere aus Eisenbahnen, so wie den französischen Handelsvertrag bezügliche Petitio nen; ferner ein königliches Decrrt, womit die allerhöchste Entschließung über die von der Vollziehung des letzten Landtagsabschiedes bis zum Schlüsse des Landtags noch eingegangenen ständischen Anträge ertheilt wird; ferner ein Gesuch von Wolf Graf in Dresden, worin die Ständeversammlung um nähere Prüfung seiner Angabe, „daß er ein Sohn Napoleon'» I. sei", angegangen wird, sowie eine „die Arbeiter an der Tharand Freiberger Ei senbahn" unterzeichnete Eingabe, welche als anonym zu folge der Landtagsordnung bei Seite gelegt wurde. Nach Verlesung der Registrande kam noch eine Einladung des Finanzministeriums an die Ständemitgliedcr zu einer morgen nach den Freiberger Hütten hin stattfindenden Eisenbahnfahrt zum Vortrage und wurde vom Herrn Finanzminister noch näher erörtert. Sodann ging die Kammer zu einer geheimen Sitzung über. Heute Nach mittag 6 Uhr wird eine zweite öffentliche Sitzung stattfinden, für welche die Berathung des Deputations berichts über die voigtländische Eisenbahn auf die Ta gesordnung gebracht ist. Die Majorität der Deputation beantragt, die neugewählte Linie (Herlasgrün-Auerbach Brambach Eger) zu genehmigen, die Minorität (Bürger meister Müller), die ursprüngliche Linie (Plauen-Eger) beizubehalten. — Heute ist der Bericht der zweiten Deputation der Ersten Kammer (Referent Bürgermeister IW. Koch) über den Handels- und Schifffahrtsvertrag deS Zollvereins mit Frankreich, sowie den Vertrag, die Zollabfertigung auf den Eisenbahnen betreffend, im Drucke erschienen. Das allgemeine Gutachten der Depu tation geht dahin: daß, was auch im Allgemeinen, oder im Besonder» vom Llandpunkle der einzelnen dabei Betheiligten an diesen Vor lagen vermißt werden mag, deren Ausiührung doch im Be tracht der damit zweifellos für die Gesammlheit zu gewinnen den Vortheile, welche die etwaigen, ohnehin im Wesentlichen nur vorübergehenden, Nachtheile weit überragen, entschie den anzuempfehlen ist. Im Einzelnen empfiehlt die Deputation den Beitritt zu den Beschlüssen der Zweiten Kammer, mit Ausnahme des über die Petition verschiedener Baumwollspinner ge faßten, welche die Zweite Kammer auf sich beruhen las sen, die Deputation der Ersten aber der Slaatsregierung mit den andern Petitionen zur Erwägung übergeben wissen will. Die Verhandlung in der Kammer beginnt am Montag. Wien. 18. Juni. (O. P.) Unter großem Audrange zu den Galerien begann heute in dem Abgeordneten hause die Berathung des Marinebudgets. Die Re den, die gehalten wurden, waren mitunter von langer Hand vorbereitet, berücksichtigten nur in geringem Grade da- vorher Dorgrbrackte und entbehrten dadurch der le bendigen Unmittelbarkeit so wie des überzeugenden Ein flusses. Die Thcilnahme der Mitglieder des Hauses war deshalb auch mitunter keine besonders große. Man hatte sich eben schon entschieden und der Ausschußantrag kann in seinem Hauptbestandtheile — der Beschränkung des Marinebudgets auf das unumgänglich Nothwendige — als angenommen betrachtet werden. Für eine imposan tere Entwicklung unsrer Kriegsflotte, beziehungsweise für die Gewährung des hierzu erforderlichen Kredits, wie ihn der von der Mannecommission an das Haus erstattete Be richt als erforderlich hinftcllt, sprachen sich fast nur die Vertreter jener Länder aus, denen die aus der Vermeh rung unsrer Scckräste rcsultncnden Vortheile zunächst zu Gute kommen würden, und cs gingen hierin die sonst eben nicht gleichgesinnten Herren Lapenna und Ljubisia Hand in Hand mit einander; ja, Letzterer, (welcher serbisch sprach) ging noch weiter und beantragte geradezu, unsre Kriegsflotte zur Wahrung der Seehrrrschaft auf de« adri- Es wurden indessen einige Arbeiten der Aufmerksamkeit und der Belohnung durch ein Accessit würdig gefunden. Da die eigentlichen Preise nicht ertheilt worden sind, so wird die im Januar 1860 gestellte Preisaufgabe erneuert, aber für minder gelungene Arbeiten kein Accessit in Aus sicht gestellt. Durch die Stellung dieser Preisaufgabe wird eine Reihe von Lebensbeschreibungen berühmter Deutschen gewünscht, welche auf selbstständiger und gründ licher Forschung beruhend, in ihrer Form sich an die gejammte Nation oder doch den gebildeten Theil derselben in seinem weitesten Umfange richten und in ihrer Tendenz der Belebung eines echten vaterländischen Sinnes dienen. ES ist gleickgiltig, welchem Territorium, Stande odcv Lebensberuf die zu schildernden Personen angehören; das einzig Wesentliche ist, daß sic auf das politische oder Kulturleben des gesammten deutschen Volkes eine bedeu tende Einwirkung ausgeübt haben. — Ferner sollen außer jenen Biographien berühmter Deutschen, unter gleichen Bedingungen und entsprechenden Anforderungen, auch eine Reihe von Lebensbeschreibungen berühmter oder verdienter Bayern in Anregung gebracht, und für eine jede der beiden Aufgaben soll bei dem Einlaufen ent sprechender Arbeiten ein Preis von 1000 Fl. der nach Form und Inhalt vorzüglichsten ertheilt werden. AIS Termin der Ablieferung für diese beiden Aufgaben ist der 31. März 1864 festgesetzt worden. * Dir schon erwähnte Biographie „Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orleans" von l>r. H. Straß ist jetzt (Berlin, O. Förster) erschienen und sei hiermit empfohlen. Sie ist nach den besten Quellen anziehend und gedrängt bearbeitet, und bringt mit Ausscheidung alles Sagen haften, alle- historisch Sichere über die Heldin der Schil- lrr'schen Tragödie,
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