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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030127010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903012701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903012701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-27
- Monat1903-01
- Jahr1903
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Und wenn er sich auch sagt, daß im preußischen Abgeordnetenhause, da gleichzeitig mit dem Reich-tag in die erste EtatSberatung ein trat, aber diese Gelegenheit zur Besprechung oder auch nur Berührung von Kundgebungen de» Staatsoberhauptes vorüber gehen ließ, kein Sozialdemokrat sitzt, der die Initiative zu einer solchen Besprechung hätte ergreifen können, so blickt er doch zu tief in das Wesen der Dinge, als daß er die Ent haltsamkeit der preußischen Bolksboten allein auf die Zu sammensetzung der zweiten preußischen Kammer zurückzu führen versucht sein köunte. War cS doch überdies im Reichstage nicht ein Sozialdemokrat, sondern ein Mitglied deS auch im preußischen Abgeordnetenhaus« vertretenen Zen trum», das zuerst einen Pfeil auf den Träger der deutschen Kaiserkrone abschoß. Nein, dieser Träger weiß, daß er selbst durch neuerliche Kundgebungen sich zum Mittelpunkte jener Debatte gemacht hat und daß diese der Hauptgrund der Enthaltsamkeit der preußischen Abgeordneten war. Nun behauptete der erwähnte Zentrumsredner, der Kaiser hätte durch eine seiner Kundgebungen den bayerischen Klerikalen und durch sie dem ganzen Zentrum einen Dienst erwiesen. Und wie er versicherten die sozialdemokratischen Redner, ihre Partei sei durch kaiserliches Hervortreten um ein wirksames AgitationSmittel reicher geworden. Aber keiner dieser Redner dankte dem Monarchen. Dieser wird daraus nicht schließen, daß jene Versicherungen unzutreffend seien. Denn der Augen schein lehrt da- Gegenteil und daS Ausbleiben des DankeS erklärt sich au» dem Bestreben der klerikale» und sozialdemokratischen Schürer^, den ihnen in den Schcß gefallenen Vorteil noch durch Aufreizung anderer Parteien gegen den Kaiser zu vergrößern. Dieses Bestreben blieb ohne Erfolg; aber ohne Zweifel würde sich Kaiser Wilhelm II. heute, auch wenn nicht Männer von erprobtester Kaiser- und Reichstreue ihn darauf hiugewieseu hätten, bewußt sein, daß jene Kundgebungen ihren Zweck wenigstens da verfehlt haben, wo sie am tiefsten wirken sollten. Und so bilden jene Debatten, so unliebsam sie an sich waren, doch gerade für Kaiser Wilhelm II. und sein unablässiges Trachten, die wirksamsten Mittel zur Beseitigung am Staatskörper fressender Uebel zu finden, ein Geburtstagsgeschenk. Nicht ein prunkendes, aber eines zum Hausgebrauch. Und sein hoher Sinn und seine glühende Liebe zu dem seiner Fürsorge vertrauten Reiche bürgen dafür, daß er die Bedeutung dieses Geschenke- nicht unterschätzt. Aber e» ist ihm auch noch ein zweite-, kostbarere» aus jenen Debatten erwachsen. AuS dem Bilde» das der Reichs kanzler bei der Abwehr der Angriffe auf den Kaiser von diesem entwarf, leuchtet ein Sinn hervor, eine Hingabe an die Person und die hohen Ziele des jetzigen ReichSvberhauptes, die ihn des vollsten Vertrauens seines Auftraggebers wert erscheinen lassen. Und dieses Vertrauen wird dem Kaiser gerade dann ein wohltuender und fördersamer Besitz sein, wenn der bedächtige Rat de- erfahrenen Staatsmannes und Diplomaten sich mahnend zwischen edle Empfindungen und folgenschwere Aeußerungeu stellt. Und noch eia drittes, daS kostbarste Geschenk stellt sich als Folge jener Debatten auf dem Geburtstagstische des Kaisers ein. Es ist herauSzulesen auS dem stürmischen Bei fall, den beim Zeichnen jenes Bilde- die Züge im Wesen deS Enkels Wilhelms I. und Sohnes Friedrichs Hl. ent fesselten, die zwar abweichen von den geliebten Zügen seine, Vorgänger, aber doch mehr und mehr zum Stolze der großen Mehrheit des deutschen Volkes geworden sind. Nichts kennzeichnet so sehr wie dieser Beifall den Umschwung, der sich allmählich in der Würdigung der Sonderart Kaiser Wilhelms II. bei dieser Mehrheit vollzogen hat. Was anfangs befremdete, weil eS unverstanden blieb, ist heute, weil eS ver standen wird, vertraut, geschätzt al- seltene, nur wenigen AuS- crwählten zugeteilte Eigentümlichkeit, die um so höher zu bewerten ist, je mehr sie gesteigert wird durch ernste Selbstprüfuvg und Selbsterziehung. Gerade das Feuer, mit dem der Kaiser jeden Gedanken verfolgt, der eine Forderung der Macht und des Ansehen- de- deutschen Volkes, seiner geistigen, sittlichen und materiellen Wohlfahrt zu verbürgen scheint; der Mut, mit dem er feine Ueberzeugung trotz voraus sichtlicher Verkennung, Widersprüche und Anfeindungen zum AuSdrucke bringt; die schneidige Art, die viele seiner Aus sprüche zu geflügelten, die Oede des Alltagsgesprächs wür zenden und belebenden Worten macht: alle- da- macht ihn zum Stolze gerade eine- Volkes, das nur zu leicht in FrirdenSzeite« in Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten seine Kraft vergeudet und höhere Ziele vergißt. Findet es sich auch zuweilen durch ein von den rühmlichsten Beweg gründen «iugegebeae-, abrr über da- Ziel hinau- treffendeS Wort in innere Streitigkeiten verwickelt, so fühlt eS sich doch durch die unverkennbaren edlen Motive und die Wucht des Wollen» erhoben und von dem Bewußtsein erfüllt, daß daS Ausland um ein Oberhaupt von solcher nimmer ermüdenden Pflichttreue, solchem Feuer, solcher selbstlosen Reinheit de» Willens und solchem Mute der Ueberzeugung un- beneiden muß. Wo wäre ein Land, in dem auch der um das Wohl deS Vaterlandes und seines Oberhauptes besorgteste Teil der Volksvertretung eS wagen würde, Aussprüche dieses Ober hauptes so freimütig zu besprechen, wie dies soeben im deutschen Reichstage selbst auf der rechten Seite deS Hause geschehen ist? Ueberall würde man befürchten, dadurch das Fundament veS Staates zu erschüttern. Daß bei unS eine solche Befürchtung nicht zu herrschen braucht, ist ausschließlich daS Verdinst des Kaiser- selbst. Ihn irrt und entmutigt oder verbittert auch die herbste Kritik nicht, setzt ihn nicht herab vor dem AuSlande und raubt der überwiegenden Mehrheit der Nation nichts von dem Stolze, den sie im Besitze Wilhelms II. fühlt. Denn das Urteil deS Auslandes wurzelt wie der Stolz der Deutschen in Eigenschaften und Taten deS Kaiser-, neben denen einzelne Nebenerscheinungen verschwinden. So erhöht daS stürmische Vorspiel deS kaiserlichen Ge-> burtSfestes in diesem Jahre noch den Glanz dieser Feier. ES beflügelt die Hoffnung auf Beherzigung einer Lehre, die dem einsichtigen und mutvollen Kämpfer auf dem Throne am wenigsten entgehen wird, und eS erfüllt mit klarerem Bewußt sein von dem Werte deS Besitzes, mit dem die Vorsehung daS Deutsche Reich durch die mit den kostbarsten Gaben auSgestattele Person Kaiser Wilhelms II. gesegnet hat. Und heißer als je dringt heute aus Millionen deutscher Herzen zum Himmel die Bitte: Gott schütze und schirme unseren Kaiser und segne sein edles Wollen und Wirken zum Heile der deutschen Nation! Deutsches Reich. 0. 8. Berlin, 26. Januar. Eine feste inter nationale Organisation der Luftschiff fahrt ist in die Wege geleitet und wird sich nach dem Vorbilde der internationalen Erdmessung vollziehen. Vorläufig wird man im Verfolge der auf dem Berliner Kongresse gefaßten Beschlüsse der internatonalen Kom mission für Luftschiffahrt ein amtliches Organ ins Leben rufen, in dem das Beobachtungsmaterial der Simultan fahrten schnell und allgemein zugänglich zur Veröffent lichung gelangen soll. W läßt sich nicht bestreiten, daß die internationale Kommission die ihr seinerzeit (1896) in Paris erteilte Aufgabe, die physikalischen Ver hältnisse der freien Atmosphäre häufig und gleichzeitig durch international bestimmte Ballonfahrten von möglichst vielen Stellen aus zu erforschen, im großen und ganzen glücklich gelöst hat. Es ist der Kommission ge lungen, in kurzer Zeit zahlreiche Teilnehmer an ihren Unternehmungen zu gewinnen, und seit mehreren Jahren findet bekanntlich allmonatlich eine Reihe von wissenschaftlichen gleichzeitigen Ballonfahrten in Paris, Straßburg, Berlin, München, Wien, Petersburg usw. statt, die nach allgemeiner Meinung ein reiches Beob achtungsmaterial ergeben haben. Zweifellos haben diese Ballonfahrten in ungeahnter Weise die für theoretische und praktische Zwecke gleich bedeutsame Kenntnis der Physik der Atmosphäre gefördert. h. Berlin, 26. Januar. (Dieschwarzen Lands leute und ihre staatsrechtliche Behand lung.) Bei der Behandlung der Eingeborenen deutscher Schutzgebiete hat man sich bisher in staatsrechtlicher Hin sicht bisher nichts weniger als konsequent gezeigt. Wenn Eingeborene deutscher Schutzgebiete nach Deutschland kamen, galten sie als gleichberechtigte deutsche Staats bürger, während sie in ihrer Heimat, in dem betreffenden deutschen Schutzgebiet, nur als Deutsche zweiter Klasse an gesehen wurden. Das läßt sich auf die Dauer nicht auf recht erhalten. Angenvnnnen, Deutschland würde ge nötigt, sich einen größeren Teil von Shantung auzuglie- dern und damit eine bedeutende Zahl von Chinesen — welche Konsequenzen würden sich daraus ergeben, wenn die Chinesen in Shantung wie die Schwarzen in Kamerun eine Art von Bürgern zweiter Klasse blieben, bei ihrer Uebersiedelung nach Deutschland aber als gleichberechtigte Staatsbürger behandelt würden? BorauMchtlich würden in diesem Falle viele Tausende von Chinesen nach Deutsch land kommen, um hier unter günstigeren Bedingungen die staatsbürgerlichen Rechte zu nützen, die man ihnen wie ihren schwarzen Genossen aus Kamerun usw. in Deutsch land so bereitwillig cinräumte. In diesem Punkte muß, wie Panl Dehn in Lohmeyers „Deutscher Monats schrift" darlegt, geradezu das entgegengesetzte Verhalten etngcschlagen werden. Die farbigen Bewohner der deut schen Schutzgebiete mögen in ihrer Heimat gleichberechtigt sein, das ist eine Angelegenheit, die dort entschieden wer den muß. Hier in Deutschland können sie immer nur als Staatsangehörige zweiter Klasse angesehen, hier darf ihnen -die Gleichberechtigung nie zucrkannt werden. -r- Berlin, 26. Januar. (Eine OrdenSverleibuna des Herzog- von Anhalt.) „Herr» Archivar Otto Elster zu Schloß Nachod, dem verehrten früheren ersten Borsipeudeu dir braunschweigischen Landesrecht«- vartei ist vom Herzoge von Anhalt daS Ritterkreuz I. Klaffe vom Orden Albrecht- de- Bären verliehen." — So meldet, zweisrllo- auf gründ zuverlässiger Information, da- Organ der brannschweigische» Rrcht-partri. Daß der Herzog von Anhalt «wen welfischen Führer mit einem Orden bedenkt, ist einigermaßen auffällig. Man bat zwar gelegentlich von Verstimmungen gehört, die zwischen dem Berliner und dem Dessauer Hofe bestehen sollen, aber die nationalpolitische Haltung des Herzog- von Anhalt ließ nicht vermuten, daß er einem welfischen Agitator ein äußeres Zeichen seiner Gewogenheit geben könnte. Solche Politiker durch Orden und Titel auszuzeichnen, ist in Deutschland lange Zeit hindurch das unbestrittene Privilegium Hein richs XXII., Fürsten von Reuß älterer Linie, ge wesen. Die OidenSverleihung des Herzogs von Anhalt an Herrn Otto Elster nötigt zu der Frage, ob daS Herzogtum Anhalt in dem gedachten Stücke die Erbschaft deS Fürsten von Reuß ält. Linie angetreten babe. Sollte dies der Fall sein, so müßte eS u. a. im Interesse der Anhaltiner lebhaft bedauert werden. T Berlin, 26. Januar. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin unternahmen gestern nachmittag eine Ausfahrt und einen Spaziergang im Tiergarten. Zur gestrigen Abendtafel waren geladen Prinz und Prin zessin Heinrich, Prinz Eitel Friedrich und Prin zessin Feodora v. Schleswig-Holstein. Am Tbee nach der Tafel nahmen sodann teil Prinz und Prinzessin Max von Baden und Prinz und Prinzessin Adolf zu Schaumburg- Lippe. — Heute morgen unternahm der Kaiser mit dem Prinzen Eitel Friedrich einen Spaziergang im Tiergarten, hatte eine Besprechung mit dem Reichskanzler Graf v. Bülow und hörte im königlichen Schlosse die Vorträge des Grafen Hochberg, des Vorsitzenden der musikalischen Kom mission für den Gesangwetlstreit deutscher Männergesang vereine, und des Stellvertreters deS Chefs des CivilkabinettS v. Balentini. — Der deutsche Kronprinz traf heute Morgen aus Rußland wieder hier eio. — Zur Feier des Geburts tages des Kaisers werden noch erwartet Prinz und Prin zessin Friedrich Carl von Hessen, Prinz Eduard von Anhalt, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, der Großherzog von Oldenburg, der Großherzog von Sachsen, Prinz Adalbert, Herzog Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein-Glücksburg, brr Erbprinz von Sachsen- Meiningen, der Fürst zu Schaumburg-Lippe, der König von Württemberg, der Fürst zu Waldeck und der Erb prinz und di« Erbprinzessin Reuß j. L. — Außer den oben erwähnten Fürstlichkeiten ist der Fürst von Hoheuzolleru be reit« hier e,»getroffen. — In einer Berliner Zuschrift der „Süddeutschen Reichs korrespondenz" wird gegenüber den sozialdemokratischen Aus lassungen über die Nichterörterung des Falles Krupp festgestellt: Auch für diesen Fall war der Kanzler bereit, den Handschuh des Angreifers aufzuheben und hatte, wie gegenüber den Verdächtigungen des „Vorwärts" ausdrücklich betont werden muß, keinen Grund, eine nähere Auseinandersetzung zu scheuen. — Der frühere Direktor im Reichspostamt, Wirkt. Geh. Rat Adolf Sachse, ist in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in seiner Wohnung, Lützowplay 14, gestorben. Er war geboren am 26. Dezember 1834 in Fraustadt; er war Mitglied des Koloniallais und Ehrenmitglied der Kolonial-Gesellschaft. Die Beerdigung soll am Dienstag erfolgen. * Königsberg, 25. Januar. Einer der bekanntesten alt- katholischen Geistlichen, der Pfarrer Joseph Til ge r , der un August vorigen Jahres sein vierzigjähriges Pric« stcrjubiläum gefeiert hatte, ist am Freitag abend nach langem Leiden gestorben. Geboren am 16. März 1837 zu Falkau im Großherzogtum Baden, absolvierte er das Gymnasium und die Uniiversität zu Freiburg im Breisgau, trat daun in das Pric- sterscminar zu St. Peter daselbst ein, wo er 1842 die Priester weihe empfing. Als Pfarrer von Ueberlingcn a. Ried erklärte er sich 1874 für den Altkatholizismus^ wurde infolgedessen ex kommuniziert und abgcsetzt, von der ^otaatsregicrung aber im Besitz der Pfründe geschützt. Auf speziellen Wunsch des Großherzogs verzichtete er im Jahre 1886 auf diese gegen eine gleichwertige Pension aus der römisch-katholischen Steuer kasse. Nachdem er von 1874 bis 1880 die altkatholischc Ge meinde Pforzheim, dann jene zu Furtwangen und Gütenbach pastoricrt hatte, übernahm er im Oktober 1888 die Pastoration der Gemeinde Königsberg, sowie der übrigen altkatholischcn Gemeinschaften in Ost- und Westprcußen, und setzte nach lang wierigen Verhandlungen die Anerkennung der hiesigen altkatho lischcn Gemeinde als selbständige Parochie durch. * Aus der Ostmark. Zum Falle Wil lich-Birn baum bringt die ,L?vss. Ztg." noch eine Zuschrift aus Meseritz, in der manches kurz angcdeutet wird, was den westlichen Bewohnern Deutschlands als Antwort auf die verwunderte Frage dienen kann, weshalb uns die „paar Polen" so zu sckzaffen machen. Es heißt da: „Dem Vernehmen nach ist Herr v. Willich der erste ge wesen, der seiner Zeit die Kassenführung des Majors Endell einer abfälligen Kritik unterzogen und ein strafrechtliches Ein schreiten gegen diesen veranlaßt Hat. Herr Endell wurde frei gesprochen — angeblich, nachdem er Herrn v. Willich zum Zweikampf gefordert und dieser die Forderung wegen Satisfaktionsunfähigkeit des Fordernden abgelehnt hatte. Die ehrengerichtliche Untersuchung soll zu Ungunsten des Landrats ausgefallen sein. Tatsache ist, daß die „gute Gesellschaft", d. h. die Großgrundbesitzer des Kreises, den Verkehr mit ihm abbrachen und ihm vor einem öffent lichen Festessen erklärten, daß sic sich bei seinem Erscheinen ent fernen würden. Herr v. Willich, der soeben bei Gelegenheit des Kaisermanövers vom Kaiser in auffallender Weise aus gezeichnet und demnächst zum Königlichen Kammer herrn ernannt worden war, nahm einen mehrmonatigen Ur laub, den er in Wiesbaden verbrachte. Nach seiner Rückkehr war der sonst heitere und lebensfrohe Mann verschlossen und schwermütig. Am Mittwoch zog er sich vom Frühstückstisch in sein Zimmer zurück, das er hinter sich abschloß, und erschoß sich mittels eines Jagdgewehrs. Er hinterläßt eine junge Frau und drei kleine Kinder. Der Spruch und die Gründe des Ehren gerichtshofes sind nicht bekannt geworden. ES ist wohl möglich, daß dem gutherzigen, aber etwas hitzigen Manne ein Versehen zur Last fällt. Daß er aber in bösem Glauben gehandelt hat, glaubt hier niemand, und wenn daS Publikum zwischen Herrn v. Willich und Herrn Endell wählen? sollte, so stünde e» mit seinen Sympathien sicherlich nicht auf Seiten des Major»." Ferner erklärt noch das „Pos. Tagebl." auf Grund „absolut zuverlässiger Mitteilungen", daß weder ein Disziplinarverfahren gegen Herrn v. W. schwebte, noch ihm sonst irgend eine disziplinarische Maßregelung be vorstand. Im Gegenteil sei ihm eine sehr ehrenvolle Beförderung schon für die nächste Zeit in Aussicht gestellt gewesen. * Dessau, 25. Januar. Staatsminister vr. v. Koseritz hat sich gestern nach seiner Besitzung Sermione am Gardasee be geben. (Magdeb. Ztg.) * Gotha, 25. Januar. Herzog Karl Eduard reiste beute nachmittag nach Berlin zurück. Bald darauf traf die Schwester deS Regenten, Erbprinzessin von Reuß, au- Gera zum Besuche hier ein. Die Regentenfamilie tritt morgen ihre Reise nach der Schweiz an. —r. Jena, 26. Januar. Am Sonnabend hatten sich die Staatsminister vr. Rotbe und Geb. Regierungsrat D ollert- Weimar, Staatsminister H en t ig»Gotha, Staatsrat TrinkS- Meiningen und Geh. Regierungsrat Kühn-Altenburg zn einer Konferenz hier zusammengefunden. -s- Gera, 25. Januar. Hier beabsichtigen die Maurer, zum Frühjahr in einen AuSstand zu treten, falls die Meister gewisse Lohnmehrforverungen nicht bewilligen. Unter handlungen sind im Gange. * Aus Rheinland. Die erwähnte Meldung rheinischer Blätter, daß in nächster Zeit ein OberlanbeS- gericht in Düsseldorf und ein Landgericht in Krefeld errichtet werden sollen, eilt nach den von der „Köln. Ztg." eiNgezogenen Erkundigungen den Tat sachen weit voraus. In der Stadt Düsseldorf ist eine Bewegung im Gange, ein Oberlandesgericht ins Leben zn rufen, wofür die Stadt große Opfer bringen will. In nächster Zeit soll ein Antrag der Stadt der Staats regierung unterbreitet werden. Welche Stellung diese dazu einnehmen wird, läßt sich zur Zett auch noch nicht annähernd feststellen. Für ein Landgericht in Krefeld stehen die Aussichten im Augenblick nicht günstiger als seit Jahren. Im Justizministerium besteht nach dem ge nannten Blatte zwar die Geneigtheit zu seiner Ein richtung; aber die Schwierigkeiten sind vorläufig noch nicht überwunden. * Saarbrücken, 25. Januar. Hier rechnet man, Ker „Rh.-W. Ztg." zufolge, mit dem Besuche des Kaisers im Laufe des Sommers, und zwar aüs Anlaß der Ein weihung des Kaiser Wilhelm-Denkmals auf der alten Saarbrücke. Es wird gehofft, daß sich die Arbeiten zur Aufstellung des Denkmals bis dahin noch erledigen lassen, da es sich nur um die Fundamen- tierungsarbeiteln handelt. Das Denkmal selbst, ein bronzenes Reiterstandbild, ist bereits seit langem vom Professor Dondorff vollendet. Verhandlungen mit dem Hofmarschallamt haben schon vor einiger Zeit in dieser Angelegenheit geschwebt. * München, 25. Januar. Die „Münch. Neuest. Nackr." teilen mit, gegen den Exjesuiten Frbrn. v. Berlichingeu, der in Würzburg ketzerische Vorträge über Luther und den Protestantismus hielt, sei daS Gerichtsverfahren wegen groben Unfugs eingeleitet worden. Frankreich. Kammer. * Paris, 26. Januar. (Telegramm.) Die Sitzung wurde nach 2' 4 Ukr unter dem Vorsitze JaurSs eröffnet. Die Tribünen und das Haus sind aus diesem Anlaß übersüllt. Der Antrag Gauthier Clagny, in Poris ein Denkmal zu Ehren der für die nationale Verteidigung 1870 Gefallenen zu errichten, wurde an die Budqetkommission verwiesen. Das Haus tritt sodann i« die Weiter beratung des Budgets ein. Belgien. Attentat-Prozeß. * Brüssel, 26. Januar. (Telegramm.) Die Haupt verhandlung gegen den Urheber des am 15. November auf den König gemachten Mordanschlages, Rubino, die heute morgen beginnen sollte, ist auf den 6 Februar vertagt worden, weil die Gattin eines der Verteidiger gestorben ist. Orient. * Konstantinopel, 26. Januar. (Telegramm.) Der bisherige Bali von Tripolis HafuS-Pascha ist zum Vati von Kossowo ernannt worden. — Die Morgen blätter veröffentlichen eine amtliche Mitteilung, welche besagt, der Minister deS Aeußern übermittelte der Botschaft in Paris den Befehl, die Leiche deS in Brüssel verstorbenen Mabmud Pascha, welcher wegen Flucht gerichtlich aller Würden und OrdenSauSzeichuungen verlustig erklärt war, nach Konstantinopel zu befördern. Afrika. Lage in Marokko. * Berlin, 26. Januar. (Telegramm.) Die „National zeitung" enthält folgende Mitteilung au- Paris: Die Mehr heit hiesiger Banken vereinigte sich, um der marokka nischen Regierung eine Anleihe von 7 Millionen Francs auf vier Jahre zu gewähren. Als Sicherheit werden die Zolleinkünfte Marokko- verpfändet. Amerika. Aktion «egen Benezuel«. /?. Berlin, 26. Januar. (Privattelegramm.) Da- Bom bardement de» Fort« Sau Carlo- hat die Brrhandluugea nicht ausgehalteu. Benezurla bot für die deutschen und englischen Borforderuugen Garantien an; erweisen sich letzter« als ausreichend, dann sind die Mächte der Aufhebung der Blockade geneigt. (Wiederholt.) * Re» Aart, 26.Januar. (Telegramm.) Einem Telegramm des „New Uork Heralb" auS Willemstad zufolge habe» dl« Auf»
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