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Dresdner Journal : 24.05.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-05-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185905243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-05
- Tag1859-05-24
- Monat1859-05
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 24.05.1859
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i lr Dienstags W St Mai 185S. W»"i« > .. - I»srrntrn«k«flMr «MwLrt-: Lstprt»: k» KwZZm«»»»-»»», Onuoiiilovl^ ä», l>-«,<ln«r ^»uri»»I«; «b»»l»«N>»t: N. Nt^»!,»»; Hl«»«: ft Ko«.»»; V»rlto: 0»o-lr-»'»ck« Hucbk., ttiriuir»»» X. 8<^ni.<>,r«; 1'i^vlctvrr : ^L,- Biiodd»i>>tt.; S»vil»L,>: St^nl.e»»rri«'e 8i- »»m»i Kil»! ft»--»- k»ri«! v. L.ti-r»«e»r, (28. rue äs» bvo» «U»»,); r^: t',. Luur-io«'» vlloditLoälaux. cherausgrder: KSnlyl. Urveältion <i«« l)r»»<Io«r lon-n»!-, vr«»a«a, b!»riei>,tr»,i« Xr. 7. »ichtrnnllicher Shell, «üherstcht. Lrlrrratz-tlche Nachricht«», ZeitaaGsscha». (Allgeemtne St«. — Neu, Preußisch« -eitnan.) rraesM^tchte.. Deeäd»»: Boa, Landtag». —Wie»: Der Lu» d»4 Grafen Jellachich. General». Wtüifen. Vermehr»», dee Armee. Berichtigung. — Berlin: Vom Hofe. Die Kaiserin van Ruslan» eewarM. Graf Münster geht nicht nach St. Ptterabnrg — Magdeburg: Keine Darl»h»«I»ffe». An« Bayern: Die Sendung d«B preußische» General« y. Alvenslebe«. — Stuttgart: Handel-ftockung. Lehen-mUtrlan-strhr. — Bremen: Eonferenz ameri- tanischer E-asuln. — Pari«: Die Budgetdebatte. Geschäftsbericht der Alter«rente»b»»k. Metzger nach Geaua. Vermehrung der Armee. Verständigung Rem« mit Sardinien. Abänderung der Marseillaise. Vermischte«. — Lugano: Antipathie der Italiener gegen dir Franzos««.— Florenz: Französtscher Han delsschutz — Madrid: Vom Hofe. Cvllante'« Pro- ceß. — London: William« of Kar« nach Eanad» Nachrichten au« Masta. Der Belly Eanal.z— Jassy: Ministerkrisi«. — Alexandrien: Die Suezcanal- ypzelegenheit. — Bombav: Dschidschtbdov -f. Bo« KrirßSschanPlatzr. vretstKtzr N««ürichtev Provir^iiUllachrichtru. Mff«lschaft, Lllnst vud Literatur. Statlstik und »olttmirtstschaft. Sächsische »Lder. Inserate. . Tageflkaleuder. Börsruaachrichteu. Telegraphische Nachrichten. L»t»erpe«, S-nuta-, 22 Mai, Abends 6 Uhr. Ihr« königlichen Hoheiten Prinz und PrmzefG» «rorg von Sachse« find von London glücklich hier angrlangt «nd sofort nach Brüssel abgereifi. Bern, Sountag, 22. Mai. Die Oesterreicher halt«« Novara besetzt. Ihr Rückmarsch auf Pa- ^^md Waam-« »Miubt uolllmumeu orduuugS- Garibaldi, der bereit» am 20. Mai mit 40V0 Mann in Romaguavo eingerückt war, soll in Arona eingrtroffen sein und von dort au» «egen Laveuo (den österreichischen Sriegshafen am Lago- maaaiore) operiren. Der „Kölner Ztg." wird au» Bern uuterm 22. Mai gemeldet: Der Bunde»rath hat infolge Nachrichten vom Krieg»schanplatze Verstärkung nach dem Lanton Tessin geschickt. Dieselbe be steht in einem Bataillon Infanterie und drei Com pagnien Scharfschützen. Ein Brigadestab ist nach Genf aufgevoten worden. Turin, Sonntag, 22. Mai. (Tel. d. Wes. Z.) Um sich de» linken Brückenkopfes der Brück« von Lercelli zu bemächtigen und den Bau einer zwei te« Brücke über die Sefia zu decken, schickte Ge neral Cialdini zwei Colonnen über den Fluß. Eine Colonne, welche dürch eine Furt in der Ge gend von Albano über die Sefia gegangen war, wurde von einer starken österreichischen Truppen macht angegriffen. Es fand ein lebhafter Kampf bei Billata statt. Der Feind wurde geworfen. Die Unsrige« haben sich in Borgo - Lercelli fest gesetzt. Die zweite Colonne, die bei Capuccini- Becchi über die Sefia gegangen war, hat zwei feindliche Compagnien überrascht. Unser Lerlust ist gering, der des Feinde» bedeutend. Dresden, 23. Mai. Di« Augsburger „Allgemeine Zeitung" bringt einen Artikel über die „ Stellung Bayern« in Deutschland", «vorin fle gegenüber den von der Ber liner „Nat.-Ztg." ausgesprochenen und dann sofort von der Pariser Press« reprodurirt«n Verdächtigungen der Motiv« für dir patriotische, anti-französisch« Haltung der öffentliche» Meinung in München und ganz Bayern, al« * sei dieselbe nämlich „auf de» Einfluß de« Hof« «ad die Jntriguen der «ltramoatane» Partei zurückzuführea", die einfache», zu Tag« liegende« Ursachra der in Bayer» herrschende» Stimmung erörtert. S« wird daran erinnert, daß der erst« Anstoß zur gewaltigen Bewegung der öffent lichen Meinnng in Süddeutschland von den erwählte« Vertretern de« Volke« ausging, die mit dem damals regierenden Eabinete im au-gesprochensten Zerwürfniß lebten. Diese eine Thatsache belege, daß «»der di« Re gierung, noch dir Ultramontanen die Ursache derselben ge wesen sein können, denn die ultramontane Partei in der Kammer bestand au« einer kaum zu nennenden Minori tät. Erst »ach lange« Zögern habe der in solchen Ent schlüssen sehr behutsam« Monarch diese« Ministerium ge opfert, welch«« die ersten Anträge der Kammer, bezüglich de« Pferdeausfuhrverbot«, al« nicht dringlich ad,«werf«, versuch««. Würde» so di« Käthe der Krone gehandelt haben, wenn di« Agitation da« einseitig« Werk de« Hof« oder einer Faetto» wäre» E« hab« aber auch gar keine« künstliche» Anstoße« dedneft, «m jene« Auftreten der Kam mer und be» Wie der hall drffelde» in der öffentlich»« Meinung »« erklär«». Beide« resultire au« Gründen, di« der äußern wie der inner» Lag« Bayern« entsprin ge». Ei» sehr werthv«ller Besitz Bayern«, die Rhein pfalz, lieg« westlich iw« «hat»«, bild« also g«ad« einen Theil de« Gebiet«, do« z» «ringen der K. Lecemder sich al« Aufgabe gesetzt War man überzeugt, daß über. Haupt für dir westdeutschen Länder Gefahr droht« , so mußte natürlich in keinem deutschen Land» dir Gefahr drastischer empfunden «erden al« gerade in Bavern. Daß Preußen weit eher im Staude ist, mit seinen 17 Mil lionen die vortrefflich befestigten, durch die Terrainver- hältnisse gegen Angriffe sehr geschützten Rheinlande wider Frankreich zu vertheidigea, al« Bayern mit 4* *ü Millionen die außer dem unvortheilhaft gelegenen Germersheim offene Rheinpfalz (Landau sei keine Festung, die zu einer intensiven unp offensiven Vertheidigung befähig«), bedürfe keine« Beweise«. Es frag» sich also nur, ob »in» Gefäße Pkt" hse Rheinland« vorhanden. Di«« »erd« wohl heute selbst »in „Frieden«»»»" nicht mehr zu verneinen wagen. Daß man nicht einen gewaltigen Krieg beginnt, Ströme von Blut und Mil lionen opfert au« bloser Sympathie für die Unabhängig keit der Italiener, da« fühlt« der gesunde Bolkssinn auf den ersten Blick herau«, weil er sich eben nicht an die kaiserliche» Worte hielt, sondern sich vom allgemeinen Eindruck der Thate» de« 2. December leiten ließ. Ver- waudschaftlichr Beziehungen zwischen den Höfen von Wien und München trügen auch dazu bei, da« seinem Fürsten haus» sehr ergebene bayrisch« Volk mit Antipathien gegen den Feind Oesterreich« zu erfüllen. Da« rege Versas- sung«leden Bayern« befestige den nationalen Sinn und da- sehr ausgebildete deutsch« Nationalgefühl, das mit dadurch wesentlich gefördert werde, daß alle Theile Bayerns dem Deutschen Bund angehören, unter den Vertretern des Landes nur Deutsche tagen, müsse sich natürlich in der Kammer, wie in der öffentlichen Meinung sehr deut lich spiegeln, deutlicher alt die« in Preußen möglich sei. Preußen könne in dieser sowie in mancher andern Bezie hung, namentlich was die Entfaltung de« deutschen Gei ste« in Kunst und Wissenschaft betreffe, nicht mehr den Einfluß, wie früher, in Süddeutschland behaupten. Da«, worin faktisch da« preußisch« Uebergewicht noch heut« be steht, die Milttärversassung, erkenne man in Bayern auf da« Bereitwilligste an. Man erkenne an, daß Preu ßen unter allen deutschen Staaten die vergleichung-weise schlagfertigste und zahlreichste Armee besitzt. Bayern könne nur etwa 2'L Pcocent seiner Einwohner unter die Waffen stellen, und Preuße» 3H, ja in extremen Fällen wohl 4^ Procent. Aber wa« nütze das Bayern in einem Weltkampfe, wie dem gegenwärtigen? Bayern habe zunächst nicht« als die. Pfalz zu schützen, die aller dingt sehr gefährdet sei, aber Preußen müsse doch, außer an den Rhein, auch an seine übrigen Grenzen denken. Sollte nicht bei dec drohenden Gefahr eine« Eonflict« mit Rußland dadurch da« Mehr der preußischen Wehr kraft nur zu sehr gebunden werden? Da« sei eine sehr gewichtige Frage. Süddeutschland, speciell die bayersche Pfalz, müsse also seinen Hauptschuh von seinen eignen Waffen und nächstdem von Oesterreich erwarten Ohne hin sei Preußen mehr al« Oesterreich von Rußland be droht. Es möge mehr Erbitterung d«S Hofes gegen da« Wiener Cabinet herrschen, aber in solchen Fällen, sobald es sich um die Action handelt, geben die Interessen den Ausschlag. Rußland könne Oesterreich seine Stellung in Siebenbürgen und Ungarn nicht rauben, und Galizien bilde kein Object, da« großer Anstrengung werth sei und da« man dauernd gegen Oesterreich hallen könne. Nie habe sich auch der russische Ehrgeiz diese« Ziel gesetzt. Was Rußland suchen müsse, sei eine Ausgleichung für seine Niederlage im Orient, und diese wäre vor Allem eine maritime. Dir Ausgleichung dafür böten allein die preu ßischen Ostseeprovinzen, die nicht deutsche« Bundesland sind. Man wisse, daß diese Verhältnisse in den franco- russischen Unterhandlungen zur Spracht gekommen seien. Wie an der Ostsee die preußischen und die russischen In teressen sich gegenüber stehen, könne selbst da« blödeste Auge erkennen. Oesterreich habe also in einem Welt- conflict thatsächlich sehr wenig Verlust von Osten her zu fürchten, da« einzige Angriff-vbject könnte e« für den Au genblick aufgeben. Preußen sei dagegen von Rußland in einem Wettkampfe in einer der Hauptquellen seiner Macht bedroht. Warum ereifere man sich denn überhaupt noch in Berlin über diese wirklich großartige Haltung der deutschen Kleinstaaten? Seit Preußen rüstet, fordere man ja Nicht« mehr von ihm, wie man im Augenblick der Thal sicher damit zufrieden sei, daß Preußen seine Interessen voranstellt und lediglich sie berücksichtigt. Wenn in Süd deutschland die Ursache der Bewegung die war, daß vor herrschend Süddentschland bedroht, daß man der Gefahr nur durch eigene Anstrengungen begegnen könne, da Preußen weitau« größere und vielseitigere Interessen zu vertheidigea habe, so folge daraus, daß man eben von Preuße» für Süddeutschland« speciell,n Schutz keine Opfer verlangt. Gewiß wäre man in Berlin berechtigt, Süd deutschland Vorwürfe zu machen, wenn die Opferbereit willigkeit hinter der Größe der Gefahr zurückbliede. Aber dem sei nicht so. Man frage nur nach in Baden, in Württemberg, in Bayern, ob man säumt, sich für die Entscheidung zu rüsten. In Bayer» sei man jedenfalls zu jedem Opfer bereit. „Ueber die neueste Verwickelung in Frankfurt — schließt der Aufsatz —, über die faktisch von Preußen ausgesprochene Zerreißung der Bundesacte, wa« di« Herren Simson und Vincke „das Steifen auf« Bundesrecht" nannten, wollen wir hier schweigen. Zwar liegen uns nur zu viele klar sprechende Beweis» vor, wohin di« Partei, welchr Nicht« vergessen und Nicht« gelernt hat, di« preußische Regierung treiben möchte» aber wir h»ffe» z» Gott und zu dem Genius Deutschland«,' daß ein sch», zwei Mal erhobener versuch nicht zum dritten Male erneuert werde." Ja der „Renen Preußischen Zeitung" wird in einem, de» letzt«, Landtag betreffenden Artikel di« Krage ausgestellt: »b dn« prenßische Eabinet für seine Haltung in da« antzrechenden Weltconflict wirklich einen festen und sichern Pia» hab« ? „Wir können es nur bil ligen," — schreibt da« genannte Blatt ve^trr — „daß auch der Lande«vertr,tu»g blos diseret, Mittheilungen l^macht worden find. Wa« wir ab«, nicht verstehen, und was wir al« überaus dedenkNch be^ichnen müssen, da« ist der Umstand, daß jener preußische Plan bis jetzt auch den deutsche« Eabinet,n vorenthallen zu sein scheint, und daß dies» daran die Besorgniß zu knüpfen beginnen, al« gebrech« e« entweder der Politik Preußen« bis dahin selbst noch an einem desinitiven Entschluß, oder al« sei dieser Entschluß nicht von der Art, um den deutschen Bundrlgenoflen ohne Bedenken vorgelegt werden zu kön nen. Fern sei es dabei von un«, jene Besorgniß der deutschen Eadinete al« eine begründete zu bezeichnen; doch können wir nicht umhin,, dieselbe eine verzeihliche zu nenn^» verzeihlich, weil wir vergeblich nach einem Grund« geforscht, um jene Zurückhaltung de« preußischen Eabinet« den andern deutschen Eabineten gegenüber zu rechtfertigen; verzeihlich, weil auch die Thaten Preußen bis dahin noch nicht von der Art sind, um nur eine befriedigende Auslegung zu gestatten." Da« Blatt führt weiter au«, man mögt sich preußischerseit« noch immer der trügerischen Hoffnung und Täuschung hingeben, als könne man für die preußische Politik bei England und Rußland den nöthigen Rückhalt finden. England habe inzwischen die unbedingte Neutralität seiner Baum wollenpolitik proclamirt, während die Politik Rußlands kaum eine andere sein dürfte, al« die, allerding« nicht in förmlicher Allianz, doch aber in der Gemeinschaft der Interessen mit Frankreich zu handeln, sein eign,« activr« Eingreifen in die europäische Politik und seine kriegerische Action möglichst weit hinau« zu schieben und inzwischen die möglichst größten Vortheile mit den möglichst kleinsten Opfern zu erzielen. Ins Politische übersetzt, wolle da« ungefähr sagen, daß Rußland Oesterreich seine Neutra lität um einen möglichst hohen Preis verkaufen und gleich zeitig versuchen wird, Preußen in der Neutralität fest- zuhaltrn. Es würde hiermit sich selbst und Frankreich den besten Dienst leisten, den es augenblicklich zu leisten vermag. Die inzwischen erfolgte Entlassung de« Grafen Buol bestätig, daß Oesterreich um- jeden Preis eine Verständigung mit Rußland such,. Möchte Preußen nicht so lanß« wart,«/ bi« Oesterreich eine weitere Ver ständigung mit ihm für überflüssig hält. So unabweis- lich und patriotisch e« daher auch sei, die Politik Preußens gegen jede« Bestimmtwerden durch BundeSmajorität«- ' beschlösse zu verwahren: — man dürfe sich doch nicht darüber täuschen, daß die Möglichkeit de« Zu wartens wie überall, so auch hier ihre Grenzen hat. Man müsse militärisch wir diplomatisch diejenige Stellung einnehmen, ohne welche die Bemühungen und Opfer Preußen« umsonst zu sein schienen. Zurrst militärisch. Soll« die erftlgt« Kriegsbereitschaft Zweck und Bedeutung haben, so sxi diese nur darin zu finden, daß man dem kriegsbereites Theile dec Armee eine Position anweist, die über den Zweck ihrer Verwendung keinen Zweifel läßt und welche zugleich die militärische Action de« außer österreichischen Deutschlands gleichmäßig schützt und be herrscht. Nicht minder wichtig aber sei die diplomatische Seite. Die Führung des Krieges könne man localisiren die sei es schon von selbst; aber wer sei im Stande, die Wirkungen zu localisiren? Sei dies aber unwidersprech- lich, wa« solle e« dann noch heißen, den Kriegsfall von irgend etwas Aeußerlichem, etwa von der Überschreitung der lombardischen Grenze oder der Mincio-Linie abhängig zu machen! Mit der Proclamation, in welcher der Napoleo- nide die Verträgt von 1815 zerrissen und mit Oesterreich auch Deutschland aus Italien verwiesen,— mit dieser Pro clamation habe der Kaiser der Franzosen den Rubicon überschritten, welcher da« legitime und da- revolutionäre Europa trennt, und die nächste Aufgabe Preußens müsse es sein, den Verfasser jener Proclamation zuerst diplo matisch, und wenn dies nicht gelingen will, sofort mili tärisch über jene Grenze zurückzuwerfen. Eine Versäum- niß auf diesem Punkte dürfte »ine 1>nwiederbringliche sein. So di« „Neue Preußische Zeitung." Wir machen zu ihrem Aufsatze nur die Bemerkung, wie seltsam e« sich ausnimmt, wenn die Proclamation de« Kaiser« von Frankreich, in der die Verträge von 1815 zerrissen, als bringender Grund einer kräftigen Gegenaktion Preu ßens hingestellt wird, während wenige Zeilen vorher e« al« „unadweiSlich" und „patriotisch" bezeichnet wird, daß Preußen die Bundesacte von 1815, einen so wichtigen Theil jener großen Verträge, nicht beachte! Tagesgeschichte. Dresden, 23. Mai. Die auf heute zu einem außer ordentlichen Landtage einberufcnen Ständekammern werden morgen ihre ersten vorbereitenden Sitzungen hal ten. Die 1. Kammer — zu deren Präsidenten Se. Majestät den Rittergut-besitzer Herrn Major v. Schönfel« auf Reuth wiederum zu ernennen geruht hat — wird in der ihrigen die Eandidaten für die Stelle de« Vice präsidenten, die II. Kammer die für die Stelle des Prä sidenten und de« Bicepräsidenten wählen. Die feierlich« Eröffnung des Landtag- wird Mittwoch (25. Mai) im königlichen Schlosse durch Se. Majestät den König voll zogen werden und derselben Vormittag- ^9 Uhr ein Gottesdienst in der evangelischen Hofkirche vorangehen, wobei Herr Oberhofprediger vr. Liebner die Predigt halten wird. Wien, 22. Mai. Die „Wien. Ztg." begleitet die Nachricht von dem Ableben de« Banu« Grafen Irl lach ich mit folgenden Worten. Erinnern wir un- nochmal« der verhängnißvollen Umstände, unter denen Graf Jellachich im Jahre 1848 die Leitung Eroatien« übernahm. Sa gen wir e« un«, wiederholen wir e« un«, vergessen wir e« nie und halten wir r« un« immer vor, wie er nur in seiner unwandelbaren, in der wärmsten Treue für seinen kaiserlichen Herrn da- sichere Unheil, die rasche Entschlossenheit, dir Kühnheit im Handeln finden konnte, dir jene Umstände erforderten, die ihm zum Ruhme wurden und ihn in die Tafelrunde unser« ritterlichen Monarchen riefen! — Der in außerordentlicher Mission hier weilend« königl. preußische General v. Willis««, dessen Abreise bereit« zum IS. Mai bestimmt war, wurde, wie die „Oest. Ztg." meldet, infolge au- Berlin eingelangter wichtiger Depeschen veranlaßt, seinen Aufenthalt zu ver längern. In den letzten Tagen hatte derselbe mit hoch gestellten Persönlichkeiten Eonferenz,n Dem Vcrneb men nach dürfte der General v. Willis,n übermorgen nach Berlin zurückkehren. Man knüpft an die Anwesen heit de« General« dl, gegründete Hoffnung, daß mehrere, Deutschland jetzt bewegende Fragen zum gütlichen An träge gelangen «erden. — Wie man der „Fr. Pzt." schreibt, wird die k. k. Arme« abermals vermehrt werden, und zwar durch 62 Bataillon« Infanterie, 5 neue Jägerbataillonc und 35 Batterien. Die Gesammlstärke derselben wird dann 940,000 Mann tragen — Di, von der „Mil.-Ztg." mitgerkeilte Nachricht von einem Schreiben des Kaisers von Rußland an seinen Schwager, den Prinzen von Hessen, k. k Brigadegenerak, entbehrt — wie die „Ostd. Post" aus competenter Quelle hört — jedweder Begründung. Berlin, 22. Mai. (Pc. Z.) Ihre Maiestälen der König und die Königin werden, nach den neuesten Bestimmungen, am DienStag Charlottenburg verlassen und Allerhöchstsich nach Schloß Sanssouci begeben. Später gedenken Ihre Majestäten, dem Vernehmen nach, Ihren Sommeraufenthalt im Schlosse Erdmannsdorf zu nehme». — Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Wilhelm ist gestern im besten Wohlsein bei der eng lischen Königsfamilie eingetroffen. Die hohe Frau wird bis zum 2. Juni am englischen Hofe zum Besuche ve» weilen und dann die Rückreise nach Berlin antreten. — Ihre Majestät die Kaiserin-Mutter von Ruß land wird, nach den neuesten hier eingegangenen Nach richten, am 15. Juni St. Petersburg verlassen und auf dem Landwege die Reise nach Beilin antreten. Die hohe Verwandte unser« Königshauses beabsichtigt einige Tage am hiesigen Hofe zum Besuche zu verweilen und dann sich zu einer mehrwöchentlichen Cur nach Bad EmS zu be geben. — Die Nachricht, welche verschiedene Blätter gebracht haben, daß der.Oberst Graf v. Münster-Mcin- hövel mit einer Mission an den Hof von St. Peters bürg beauftragt worden und bereits nach der russischen Hauptstadt abgereist sei, bedarf der Berichtigung. Wie wir aus zuverlässiger Quelle vernehmen, ist die Mission des Grafen aufgeschoben worden. Magdeburg, 20. Mai. Die Deputation der hiesigen Kaufmannsältesten, schreibt die „M. Z./, ist aus Berlin zurückgekehrt, nachdem sie bei den Ministern des Handels und der Finanzen Audienzen gehabt hatte. Beide Minister erklärten, die Errichtung von DarlehnSkassen unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht befürworten zu können, dagegen ist eine Suspension der gesetzlichen Be schränkungen des Zinsfußes mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Aus Bayern, 21. Mai. (Pz.) Nach einem Schreiben aus München von guter Hand Hal die Sendung des preußischenGeneralmajorsv. Alvens leben haupt sächlich zum Zwecke gehabt, die bayrische Regierung zu bestimmen, keine Schritte zu thun, welche die Dinge innerhalb oder außerhalb des Bundestags weiter führen könnten, als es zur Zeit dem preußischen Cabinet genehm wäre. Dieser Auftrag war, wie sich der Verfasser des Briefes ausdrückt, „garnirt" mit einer Darlegung der preußischen Politik und der guten Absichten Preußens zur Wahrung der deutschen Interessen. Es soll dabei angedeutel worden sein, daß Preußen sich durch ein ein fettiges Vorgehen der Mittelstaaten in keiner Weise werde bestimmen lassen, etwas zu thun, was es der Lage der Dinge nicht für angemessen erachte. Außerdem war Herr v. Alvensleben noch beauftragt, über gewisse eventuell zu ergreifende militärische Maßregeln mit der baorischen und wahrscheinlich auch mit andern süddeutschen Regierungen in Beralhung zu treten. Die Antwort, welche unsre Regierung dem preußischen Abgesandten ertheilte, ist noch nicht genau bekannt; doch wird man nicht irren, wenn ma» annimmt, daß sie sich in keiner Beziehung gebunden, sondern nach dem Vorgänge der preußischen Regierung sich die,,Freiheit des Handelns" Vorbehalten hat. Wenn hier die preußische Politik schon früher keine Bewunderer gefunden hat, so waren die neuesten Phasen derselben noch weniger geeignet, ihr solche zuzuführen. Selbst Männer, welche seit vielen Jahren als warme Anhänger Preußens bekannt sind, mißbilligen das neueste Auftreten desselben, weil eS allem Anschein nach dahin abzielt, sich eine Art Dictalur über Deutschland zu sichern. Man würde diese« Bestreben hier leichter übersehen, wenn man nicht auf der andern Seite in Berlin eine so große Scheu an den Lag legte, Etwa« zu thun, wa« den Gewalthaber in Frankreich unangenehm berühren könnte. Wenn die Franzosen, wie alle Nachrichten melden, an der deut schen Grenze ein Beobachtungsheer aufstellen, so findet man eS hier mehr al« rücksicht-voll, daß man preußischer feit« auS Besorgniß, die strenge Neutralität zu verletzen, Bedenken trägt, rin Gleicht« zu thun. Stuttgart, 20. Mai. (W.-Z.) Die Stockung im Handel und Gewerbe macht sich bei un« überall aufs Empfindlichste geltend. Hunderte von Arbeitern werden ent lassen; viele Fabriken haben ihren Betrieb gänzlich eingestellt, andere arbeiten wöchentlich blo« noch «inen oder zwei Tage. Daß auch der projectirte Bau der Eisenbahnen, namentlich der Bau durch da« fruchtreiche RemSthal, wieder auf eine unsichere Zukunft hat verschoben werden müssen, hat di« Gemüther de« Volkes sehr verstimmt. Dasselbe verlangt einhellig, daß da« frstvereinte Deutsch land rasch und kräftig mit den Waffen in der Hand dem verderblichen Zustande der Gegenwart ein Ende mache und Europa den Frieden dictire. — Das Würt temberg ein Ausfuhrverbot von Schlachtvieh, Pulver und Hafer erlassen hat, hab« ich Ihnen gemeldet. Allgemein verlangt man aber rin Ausfuhrverbot aller Leben«- mittel. Wenn nnn auch kein lebende« Schlachtvieh mehr au-geführt wird, so hindert da« erlassene Verbot nicht, daß nicht ganze Ochsenviertrl, Schinken, Zungen, Schlachtdratrn n. s. w. zu hohen Preisen massenhaft nach
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