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Naunhofer Nachrichten : 05.02.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190902056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19090205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19090205
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-02
- Tag1909-02-05
- Monat1909-02
- Jahr1909
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 05.02.1909
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Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleiusteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Be«ugSpreiS: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk 1 30 vierteljährlich. Mit einer vierseitigen Illustrierten Sonntagsbeilage Verlag und Druck: Oünz L Eule, Naunhof. Redaktion: Robert Sünz, Rarmhof. Ankündigungen: Für Inserenten der Amtshauptmann» schast Grimma 10 Psg. die fünfge- spaltcuc Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Psg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DicnStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. Freitag, den 5. Februar 1909. Nr. 16. Politik der Gtraßendemonstrationen. 8. Berlin, 1. Febr. Herr Naumann, an dem man, wie bei der orientalischen Frage, alle Nasen lang ein neues Gesicht entdecken kann, hat vor einigen Tagen auf eine Anfrage der „Berl. Tageblattes" erklärt, daß die Straßendemonstrationen der Sozialdemokratie, die sie eben wieder von Berlin aur in allen Städten des Reiches inszeniert, in der Reichshauptstadt nicht wuchtig genug gewesen seien, um den Anträgen auf Aenderung des preußischen Wahlrechtes zur Annahme zu verhelfen. Damit stellt sich der verflossene Pastor ganz auf den Standpunkt der Sozialdemokratie, die denn auch flugs versichert hat, daß ihm geholfen werden könne. Natürlich bläst das „Berl. Tageblatt" in das selbe Horn. Mit einem feuchten Auge blickt es auf die Häuflein der Genoßen, denen die Polizei so unsanft eine Ernüchterung bereitete, indem sie den Strom der Demonstranten ab lenkte von der breiten Straße hin zur stillen Klause, wo bei Bier und sonstigen Erregern des Mannesmutes weiter die Herzen höher schlagen konnten. Und weiter geht es dann im Tone der Entrüstung, daß die Polizei, anstatt den Maßen zu dienen, — „objektiv" lautet der schöne Ausdruck, — sie zu beherr schen sucht und ihnen die rauhe Faust zeigt, anstatt sie mit weichem Handschuh zu streicheln. Man soll sich über diese albern-sentimen tale Klage nicht weiter aufhalten, da die schwache Beteiligung der Genoßen in Berlin den besten Beweis erbracht hat, daß es ihnen nicht Herzenssache ist. Aber man versuche, sich objektiv den Wert solcher Demonstrationen vor Augen zu führen. Der Volksvertreter, der sich dadurch in seiner Stellungnahme be einflussen läßt, wäre einfach zu bedauern. Denn Entscheidungen sollen nach dem kühlen Verstände und nicht im Affekt getroffen werden. Aber es lohnt sich, bei dieser Gelegenheit wiederum die Frage aufzuwerfen, ob überhaupt das Interesse für eine Frage durch Maßen schaustellungen lebhafter erregt werden kann. Selbst wenn in England die Polizei, wie das „Bcrl Tageblatt" rühmend hervorhebt, die DemonstralionSzüge geleitet, wohin sie wollen, anstatt sie zu zerstreuen unter Anwendung von Gewalt, so geht uns diese Auffassung von den Pflichten der Polizei in Deutschland nichts an. Wer das Heil der Volkes aus der Straße sucht, der kennt die Psyche der Masse nicht. Selbst wenn wir „objektiv" annehmen, daß durch solche Maffenumzüge etwas erreicht werden könnte, müssen wir in Betracht ziehen, daß ein Hinweis auf große Massenkundgebungen, bei denen ein freudiges Gefühl sich wie ein einigen des Band um alle Teilnehmer schlingt, verfehlt ist. Allein die verschiedene Richtung von Freude und Bitternis, Liebe und Haß dürfte den Unterschied recht deutlich machen. Und selbst wenn der starke Wille alle Demonstranten beseelt, in der friedlichsten Weise ihre Absichten zum Ausdruck zu bringen, so wird der gewalt same Antrieb de? Haßes, den die Sozial demokratie als einzige Triebfeder in Anwendung zu bringen weiß, von vornherein den Keim zu Ausschreitungen in den Willen der Maße einfügen. Und wie leicht dann von Hitzköpfen, die nichts zu verlieren haben, die anderen an sich Besonnenen milgerißen werden, haben wir zu unzähligen Malen erlebt. Wer sich nicht daran gewöhnen kann, daß Mißstände in unserem Leben nicht auszurotten sind, dem ist auch nicht zu helfen, selbst wenn man ihm mit Engelzungen predigte. Und gerade die schlaue Taktik, mit der die Sozialdemokratie vor den Umzügen Versammlungen ansetzte, Stimmung zu machen, muß jedem klär Denkenden zeigen, >vie leicht die Gefahr zu Ausschreitungen unter den so Erregten gegeben ist. Aber auch davon kann man absehen. Wir befinden uns nicht in einem Staate, der Unter drückte kennt. Die soziale Einsicht ist bei uns so weit vorgeschritten, daß sie alles tut, was mit dem StaatSzwecke und dem StaatSwohl irgendwie verträglich ist. Wer aber seine ganze Politik auf der Masse aufbaut, begibt sich auf einen schwankenden Boden, auf dem ein festes Gebäude nun und immer stehen kann. Deshalb wehren wir uns mit Recht, die Politik auf die Straße zu tragen. Wer die Kraft nicht hat, große Wünsche in der hergebrachten Art durch Versammlungen kund zugeben, der beweist, daß seiner Sache der gute Kern fehlt, und auf den kommt es an, nicht auf das Brimborium, das darum herum ge macht wird. Zum Besuch des englischen KSnigspaares. Der König und die Königin sind von Sandringham nach Landon gekommen, um die letzten Vorbereitungen für ihren Besuch in Berlin zu treffen. Die Prinzessin Viktoria wird in Sandringham verbleiben, da ihre Gesundheit eine Reise nicht zuläßt. Daily Expreß bringt fünf Meinungsäußerungen über den bevorstehenden' Besuch von „distinguierten Deutschen" mit deren Unterschrift. Wir ent nehmen diesen die folgenden Sätze: Herr Wilhelm Herz, Präsident oer Berliner Handels kammer, schließt seine Erklärung mit den Worten: „In unseren Kreisen ist man über zeugt, daß der Besuch König Eduards nicht nur eine Formsache ist, sondern den Zweck hat, ein beßereS Verständnis zwischen beiden Nationen anzubahnen und Differenzen aus dem Wege zu räumen, und darum werden wir ihn mit Freude begrüßen." Geheimrat Emil Jacob sagt: „Es ist nicht der geringste Grund vorhanden, weshalb kommerzielle Rivalität zum Kriege führen sollte. Laßen Sie uns froh sein, daß zwei so große Natio nen, die sa viel Lebenskraft und Intelligenz besitzen, mit einander wetteifern und dadurch ihre Produktivität fördern und, dem Ideal der Vollkommenheit sich nähern. Ich bewillkommne den Besuch des Königs und der Königin als ein Ereignis voll glücklicher Vorbedeutung für die Zukunft." Professor Hans Delbrück wünscht, daß Gott gebe, daß die englische Preße noch in vier Wochen und in drei Monaten dieselbe Sprache führe, wie heute, da der Besuch des englischen Königs beim Deutschen Kaiser be vorsteht. Geheimer Justizrat Dr. Rießer schreibt dem Erpreß: „Spät kommt ihr, doch ihr kommt", aber deshalb wird unser Will kommen nicht weniger herzlich sein, denn über den Zweck dieser Reise kann kein Zweifel walten. Graf Ernst von Reventlom schließt seine sehr nüchterne Betrachtung mit den Worten: „Mit Ausnahme der städtischen Be hörden Berlins sehen wir alle dem Besuche des Königs ohne Aufregung entgegen. Wir werben gerne einen politischen Handel mit England auf der Basis der Reciprocität ein gehen, der uns vorteilhaft erscheint. In diesem Sinne heißen wir Alldeutsche König Eduard willkommen mit dem ganzen Respekte, der dem Monarchen eines großen Reiches und einer- großen Nation gebührt, dessen politische Ge schichte und politische Tüchtigkeit wir mit wirklicher Aufrichtigkeit bewundern. Zu dem Offiztersdnell im Frankfurter Stadt walde, bei dem der Landwehrleutnant v. Stuckrad den Tod fand und worüber wir bereits eine Notiz brachten, liegen weitere Meldungen vor. Ek handelt sich bei dem blutigen Handel wieder um eine Ehebruchs-Affäre. ». Oertzen hatte seinerzeit zusammen mit v. Stuckrad im 24. Infanterie-Regiment in Neu-Ruppin ge standen. Alk Oertzen im Herbst» vorigen Jahres vom Manöver zurückkam, hatte seine Frau, die Tochter des Großbierbrauers Mahn in Rockstock, dak eheliche Heim verlassen und war in Begleitung v. Stuckrabs, der kurz vorher aur anderen Gründen seinen Abschied genommen hatte, heimlich nach Amerika gereist. Die Eltern der Frau waren ihrrr Tochter nachgefahren, doch scheinen die Verhandlungen zu keinem Resultat geführt zu haben. Die Folge des Schrittes der Frau war ein Antrag Oertzens auf Scheidung der Ehe. Diesem Anträge wurde im Dezember v. I., also erst vor wenigen Wochen, auch stattgegeben. Die Bedingungen zum Duell waren normal, näm lich dreimaliger Kugelwechsel auf 25 Schritt Distanz. Beim ersten Kugelwechsel schoß Oertzen seinen Gegner in den Unterleib und verletzte ihn so schwer, daß Stuckrad kurz danach verschied. Oertzen zeigte den Ausgang des Ehrenhandels unverzüglich seinen Vorge setzten an. Der Erschossene v. Stuckrad mar ein Sohn des Generalmajors a. D. von Stuckrad, der gegenwärtig Bürgermeister von Meisenheim, einem kleinen Orte bei Kreuznach ist. Die Familien Stuckrad und Oertzen ver kehrten früher freundschaftlich miteinander. Stuckrad, der für leichtsinnig galt, soll seiner zeit wegen Differenzen mit dem General von Bissing seinen Abschied genommen haben. El mar als Offizier auch in China und Südwest- afrika tätig gewesen. Zum «euen Wahlrecht äußert sich die „Sächsische Industrie", das Organ der Verbandes Sächsischer Industri eller, wie folgt: „Zu der durch die Wahlrechts änderung geschaffenen neuen Situation wird der Gesamtvorstand des Verbandes Säch sischer Industrieller in seiner nächsten Sitzung Stellung nehmen. Das jetzige Wahlrecht ver meidet die offenbaren Mängel, welche den sogenannten Eventualvorschlag der Regierung unannehmbar machen mußten. Immerhin bedeutet es zahlenmäßig eine große Verwinde rung des direkten Einflußes der sächsischen Industrie bei den Wahlen. Von dem Ge sichtspunkte ausgehend, daß das Wohl der Allgemeinheit über dein Interesse der einzelnen Berufsgruppen stehen muß, wird man in den Kreisen der sächsischen Industrie auch die vor aussichtliche Minderung des industriellen Ein flußes in der Zweiten sächsischen Ständckammer dann hinnehmen müßen, wenn durch das Wahlgesetz selbst Ruhe und Zufriedenheit in die Bevölkerung getragen wird. Im übrigen wird der Verband auch unter dem jetzigen Wahlrecht sein Augenmerk darauf lenken, den gesetzgebenden Körperschaften möglichst viel Angehörige des praktischen Lebens zuzuführen, um dafür zu sorgen, daß die Klage, die kürz lich der Staatssekretär des Innern von Belh- mann-Hollmeg über die ungenügende Ver tretung der Industrie im deutschen Reichstage erhob, nicht auch für das Königreich Sachsen wieder Geltung erlange." — Von einer solchen Beurteilung des neuen Wahlrechts in industri ellen Kreisen muß man etwas überrascht sein. Denn zweifellos ist das neue Wahlrecht unter- hervorragender Mitwirkung der nationalliber alen Fraktion zu stände gekommen; die nationalliberalc Partei hat sich aber von jeher die Vertretung der industriellen Interessen besonder- angelegen sein lassen. Wie unsicher alle Voraussagen über die Wirkung des neuen Wahlrechts sind, beweist der Umstand, daß bekanntlich die Kreise des Mittelstandes sich gerade zugunsten der Industriellen für benach teiligt halten. Rundschau. * Die Bezahlung der Telephongespräche soll bekanntlich in absehbarer Zeit nicht mehr im Abonnement, sondern nach der tatsächlichen Gesprächksumme erfolgen, was eine Preiser höhung bedeutet. In Oesterreich sind infolge Ausschlags die Jahrekgespräche um 30 Mill, gesunken. Um einem ähnlichen Resultat für Deutschland vorzubeugen, finden Bemühungen statt, er beim alten zu laßen. 20. Jahrgang. * Die Steuerleistung an Staatseinkom mensteuer betrug 1908 in Berlin pro Kopf 20,05 Mk. Schöneberg bei Berlin hatte 21,93, Wiesbaden 27,22, Frankfurt «. M. 31,50 und Charlottenburg, das also die reichste Stadt Preußens ist 34,34 Mk. Nach Char lottenburg sind die meisten reichen Berliner fortgezogen. * In den letzten Tagen hat sich der Zu stand des Fürsten Eulenburg derart ver schlimmert, daß eine Genesung des Schwer kranken nach menschlichem Ermeßen nicht mehr zu erwarten ist. Die Angehörigen der Fürsten, ebenso der behandelnde Arzt, weilen Tag und Nacht ohne Unterbrechung am Krankenbette. Der Fürst befindet sich in einem agonieähn lichen Zustande, nimmt sehr wenig Nahrung zu sich und erkennt zeitweise seine nächste Umgebung nicht mehr. Die Herzschwäche ist derart beängstigend, daß wiederholt Kampfer- injeklionen gegeben «erden müßen. Bei dem hohen Alter des Patienten ist man auf das Schlimmste gefaßt. * Berlin. In ReichStagSkreisen denkt man an die Aenderung des Nachlaßsteuerge setz-Entwurfes in der Richtung, daß die Nach läße von Kindern und Ehegatten eine geringere Steuer zahlen sollen. * Berlin. Vor der 4. Strafkammer des Landgerichts II begann die Verhandlung gegen die Zugführer Gustav Wende und Karl Schreiber, die angeklagt sind, am 26. Septbr. auf drm Gleisdreieck der Hochbahn durch Ver nachlässigung der ihnen obliegenden Pflichten den Tod von 18 und die Körperverletzung von 18 Menschen verursacht zu haben * Breslau. Der am Sonntag nach mittag bei der in der Nähe von Goldberg erfolgten Landung des Ballons „Pommern" verunglückte Rittergutsbesitzer Haberland aus Schwachom ist gestorben. * Wilhelmshaven. Die AufklärungS- schiffe der Flotte litten am 8. d. M. ihre Reise nach den spanischen Gewässern an; di« Rückkehr erfolgt Anfang März. * Düffeldorf. Auf der Rodelbahn in Grafenberg verunglückten heute nachmittag zehn Personen. Si» haben Arm- und Bein brüche, Gehirnerschütterungen usw. erlitten und wurden zunächst im Sanatorium Waldesheim untergebracht, wo ihnen die erste ärztliche Hilf« zuteil wurde. Verschiedene der Verletzten, unter denen sich ein Vater mit zwei Söhnen befindet, wurden dem Kranken Hause zugeführt. * Düsseldorf. Ein neunzehnjähriger Kauf mann forderte einen hiesigen Fabrikanten brieflich auf, ihm postlagernd 300 Mk. zu senden, widrigenfalls er erschoßen würde. Als der Erpresser sich im Postamt einfand, wurde er verhaftet. * Oranienburg. Ein Steinsetzmeister, der von dem Referendar Igel nach einem Wort streite in den Unterleib geschoßen wurde, ist gestern nachmittag gestorben. * Köln. Leutnant L. vom 8. Lothring ischen Infanterieregiment Nr. 159 in Mühl heim a. d. Ruhr wurde in der Kaserne er schoßen aufgefunden. Es liegt unzweifelhaft Selbstmord vor. * Als am Montag um 1 Uhr mittags der Professor der deutschen StaatSrealschule in der Heinrichsgaße zuPrag Herr Reiniger, das Anstaltsgebäude verließ, wurde er, weil er deutsch sprach, von einem derangiert aus sehenden tschechischen Paßanten beschimpft und bedroht. Der Tscheche versetzte dem Profeßor schließlich zwei Faustschläge ins Gesicht. Es sammelte sich eine große Menschenmenge an, Wache wurde herbeigeholt, die den Exzedenten nach der Wachstube auf dem HeuwagSplatze brachte. Dort wurde in ihm der 37 Jahre alte Franz Stovicek sichergestellt.
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