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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-31
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1883
- Autor
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Nachmittags ö—K Uhr. UM »4« NZa,M« N»»»i»»dler «»«fco»U die Nc»»cU«» mcht »«»uäUch, »nu«tz«e »er für »te >ichktsol,e«»e Nn««er »eftimmte« Inserate an Wochentagen bis S Uhr Nachmittag«, an bona» und Festtagen srüh bi» V.S Uhr. 3» den Filialen für Ins.-Annahmc: Otto Ale««. Universität-straße 2t, Lonis Lüsche, Kathariaenstrciße 18. v. nur bi» /,3 Uhr npriaer.Tagclilal! Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18,10« Abonnementovreis Viertels. 4'/, ckKö. incl. Bringerloha ü Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer SO Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür lrrtrabeilaaen ohne Postbesürderung 39 Mk. «it Postdcjördcrung 48 Mk. Inserate sgespaltme Petitzeile SO Pf. Lrügere Schrisrcn laut uajerem Preis- Verzeichnis, Tabellarischer u. Ziffcrnsatz nach höherm Tarif. Reklamen unter dem Redactionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind siel- an die i-rpeditio« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praauum-ramio oder durch Post- Nachnahme. ^- 243. Freitag dm 31. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß am Nationalsesttage Deutschland», de« 2. September» Vor mittag» tt Uhr ein Dank- u«d FeftgotteSdieust in der LhomaSktrche stattfinden wird. Für die Mitglieder de» Reichsgerichts «nd der RelchSauwaltschaft, sowie der Königl. Behörden und für die Herren Stadtverordnete« werden bei diesem Gottesdienste, soweit thnnlieh, im Mittelgange Plätze reservirt werden. Leipzig, am 24. August 1883. Die Lircheniuspection für Leipzig. Der Superintendent. Der Nath der Stadt Leipzig. v. Lechter. I)r. Gcorgi. Harrwitz, Bekanntmachung. Der officielle Anfang der diesjährigen MtchaeliSmeffe fällt auf den 24 September und e« endigt dieselbe mit dem 13. Oktober. Während dieser drei Wochen können alle in» und aus ländischen Handelsleute, Fabrikanten und Gewcrbtreidende ihre Maaren hier öffentlich feilbieten. Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weise bereit» in der zum Auspacken bestimmten Vorwoche, vom 17. September an betrieben werden. Da» AnSpackcn der Maaren ist den Inhabern der Mcßlocale in den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Ständen feilbalkenden Verkäufern in der Woche vor der Böttcherwocbe gestattet. Zum Ginpacken ist da» Offenhalten der Mcßlocale in den Häuser« auch in der Woche nach der Zahlwochc erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede» längere Offen halten eine» solchen VerkausSIocalS, ebenso da» vorzeitige M«»packe« an den Ständen und in den Buden wird außer der sofortigen Schließung jedeSmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bi»' zu 78 Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Lösung de» WaarenverschluffcS an bi» mit Ende der Woche >acb der Zahlwoche da» Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, am 18. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Trvndlin. Hennig. Bekanntmachung. Die im Jahre 1873 getroffene Anordnung, wonach auf de« mit Marktstände« besetzten Straße« und Plätze« da» Anfahren der Waaren und Belegen der Stände erst von früh 4 Uhr an gestattet ist, wird mit dem Bemerken hierburck eingeschärft, daß Zuwider handelnde um Geld bis zn litt Mark oder mit Haft bis z» 14 Tagen bestraft werden. Leipzig, am 23. August 1883. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der ExpevitionSiocale wird Donnerstag, de« 3«. und stzreitag, den 31. August nur Vormittags von 8 bis 11 Uhr expedirt Leipzig. 28. August 1883. Daö Königl. Sächs. Standesamt. Director Iuliu» Burckhardt. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die in der Zeit vom 19 /20. bis mit 28. August cr. allhicr an der IohanniSgasse, Königs-, Nürnberger Straße und am Roßplatz einquarkiert gewesenen Truppen vom K S 8. Infanterie-Regiment Nr. 1U7 kann in den nächsten Tagen bei unserm Ouartier-Amte, Stadthaus, 2. Etage, erhoben werden. Der den Quarticrzettel Verweisende gilt zur Empfang nähme berechtigt. Leipzig, am 29. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. L. Bekanntmachung. LS wird hierdurch bekannt gegeben, daß in der Kirche zu St. Matthäi mit dem 2. September ». er. — 15. Sonntage nach Trinitatis —. unter WegiaU der verluchsweise eingeführten Morgengoile-dirnste. Sie AbrnVgotteSdienite von »bis 7 Uhr «ie»rr ihren Anfang nehmen. Für Weitere« verweisen wir aus den wöchenilichen «irchcnzettel in diesem Blatt. Leipzig, am 28. August 1883. Der Airchciworstan» zu St. Matthäi, (gez.) v. EverS. königliches Gymnafillm. Zur Feier des SedanfcsteS, Sonnabend, den 1. September, Vor mittags 9 Ubr Actus (Festredner Pros. vr. Klotz) und Schauturnen, wozu die Angehörigen der Schüler und die Freunde der Schule ergebenst einladet Leipzig, am 30. August 1883. Richard Richter, Rector. BicolaigWnakum. Zu dem am I. September Vormittag» l» Uhr in der Aula der Schule stattsindende» AcluS ladet im Rainen des Lehrerkollegiums hierdurch ganz ergebenst ein Leipzig, den 30. August 1883. vr. Th. Vogel. Ayt-Sesuch. Im hiesigen Orte mit ca. 14,000 Einwohnern ist nach dem Ab leben zweier Aerzte zur Zeit «ur noch rin solcher seßhaft, so daß augenblicklich viele hiesige Einwohner ärztliche Hilfe in benachbarten Ortschaften suchen müssen. ES erweist sich daher al- dringendes Bedürfniß, daß sich, Venn nicht mehrere, so doch mindestens noch ein Arzt recht bald hier niederlasse, und e- kann kaum zweifelhaft sein, daß tüchtigen Kräften ich hier ein angemessenes ArbeiiSseld bietet. Indem wir die« hiermit zur Sssentlichen Kenntniß bringe», erklären wir un« gern bereit, den Herren Interessenten jede etwa gewünschte Auskunft zu ertheilen. Lindeuau-Leipzig, am 29. August 1883. Der «e«etnderath. Oueck, GemeinLcvcn stand. Bekanntmachung. Montag, den 17. September a. o. BormiliagS 10 Uhr werden hinter der Hauptwache zu Borna die au-zumusternden Dienstpserd« der 1., 2. und 4. Escadron und Dienstag, den 18. September a. Vormittag« 10 Uhr vor der Hauptwache zu Pegau diejenigen der 3. und 5. EScodron unter den vor der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich mcistbielend verkauft. L.-Ou. Pegau, am 29. August 1883. Für den abcommandirten Oberst und RegimentS-Commandeur: von Globig, Major und etatSmäßiger StabSosficler. Ledanfeier der rhomasschnle. Zu dem Sonnabend, den 1. September, jrüh 10 Ubr statt- findeuden Actus beehre ich noch im Namen de« Lehrer - LollegiumS ergebenst einzuladen. Leipzig, am 30. August 1883. vr. Iung«an». Nichtamtlicher Thetl. Die Anruhen in Ungarn und Kroatien. Obwohl ein Zusammenhang zwischen den Juden versolgungen im Zalaer und Somogyer Comitat mit der Auflehnung gegen die ungarische Staatsgewalt in Kroatien nicht besteht, so ist doch beiden Bewegungen die Mißachtung der LandeSobngkeit gemeinsam. ES geht ein Zug der Wider setzlichkeit gegen die Exekutivgewalt durch ganz Ungarn und Kroatien und man wird kaum sehlgreifen, wenn man als di« letzte Ursache dieser bedenklichen Erscheinung die vollständige NegierungSunsähigkeit der magyarischen Raffe erkennt. Welche Zustände in Ungarn sich herausgebildet bab u. feit diese» Land aus sich selbst gestellt ist. daS hat der L'^ia-Eknarer Proceß gezeigt. In Ungarn herrscht nicht Recht und Gesetz, sondern die persönliche Willkür der Personen, welche da» Hcst in Händen haben. Wer diesen Leuten nicht den Willen lhut, wird in» Gefängniß geworsen. gemartert, er ist allen Unbilden, die nur Gewältlhätigkcit mit Erfindsamkeit gepaart zu ersinnen vermögen, preisgcgebcn, und kann noch von Glück sagen, wenn er überhaupt seinen Peinigern entrinnt. Die Volksvertretung in Ungarn ist ein reines Poffcnspiel. Unter der Herrschaft aller bösen Leidenschaften mit Gewalt und Bestechung gewählt, kommen die ungarischen Volks vertreter regelmäßig nur zusammen, um zu lärmen und zu schreien und sich gegenseitig anzuklagen und zu verdächtigen. Der größte Thcil der Zeit wird mit Interpellationen auS- gcsülll, welche nur der Neugier der Fragesteller ihren Ur sprung verdanken, ernste GesctzgcbungSarbrit kennen die ungarischen Volksvertreter nicht, dazu fehlen ihnen auch, einzelne Ausnahmen abgerechnet, die »öthigen Kennlnisie, die meisten betrachten den Parlamentarismus als Sport, als »a Hetz", wie man in Wien und trotz alle» MagyariSmuS auch in Pest zu sagen pflegt. Die nolhwendige Folge ist, daß in Ungarn ein nahezu anarchischer Zustand herrscht; die Steuern geben sehr unregelmäßig ei», und wenn nicht die österreichische National bank zeitweise ibre milde Hand auslhate, um den ungarischen Finanzen anszuhclfcn, dann wüßten die Herren StaatSleiler in Pest oft nicht wo aus und wo ein. Da man sieht, wie cs die Richter und Verwaltunqsbeamte, die Ober- und Vicegespane, die Notäre und Vicenotäre treibe», so bildet sich auch bei Leuten, die nicht in Amt und Würden stehen, allmälig die Vorstellung heraus, daß der AuSgang von Processen sich ihren Privatwünschen anbegnenicn muß. und wenn da» Gegenthcil geschieht, so wird der Geist des Widerstandes erregt. lHabei spielt da» materielle Interesse eine Hauptrolle. Die ungarischen Bauern sind vielfach tie verschuldet und unter den Gläubigern stehen VieISraelitcn obenan. Wir wollen hier nickt untersuchen, aus welche Weise die Schulden entstanden sind, Thatsache ist nur, daß sie exisiiren und den Schuldnern sehr unbequem sind. Daraus entwickelt sich dann jener Haß, welcher sich wie in Csurgo in dem Ruse Lust macht: „Wir lasten un» lieber in Stücke hauen, als daß wir die Juden noch ferner bei un» dulden." Ter beklagenS- werthe Haß gegen die Juden ist nicht durch die Jstvczy und Simonyr systematisch ausgestachelt worden, wie man die Sacke vietsack dargestellt hat, sondern cr war längst da. bevor sich die ge- nanntenHerren zu Führern der Bewegung answarsen. Woraus es anlommt, ist, baß eS den Organen der Regierung weist an demjenigen Ansehen beim Volke fehlt, welches durch unparteiische Anwendung von Recht und Gesetz erlangt und befestigt wird, daö Volk in Ungarn in den Städten und auch auf dem Lande hat keine Achtung vor den Vertretern der Regierung, sonst wären Vorgänge, wie sie sich im Zalaer und Somogyer Eomitat jetzt täglich abspielcn, ein Ding der Unmöglichkeit Ganz dieselbe Erscheinung wiederholt sich in Kroatien Die Kroaten sind voll Begeisterung für ihren Bann», aber von den Beamten der ungarischen Krone wollen sie nicht» wißen. Ihren BanuS feiern sie durch Fackelzüge und be grüßen ihn mit Zivioruscn, weil er die Kroaten gegen die Zumulhungcn der Ungarn in Schutz genommen und sich nicht als Werkzeug der ungarischen Regierung hergebcn will. DaS ungarische Wappen ist den Kroaten nur deshalb so widerwärtig, weil sie die Willkür der Leute scheuen, welche unter diesem Zeichen ihr Amt auSüben, die Sleuerexecutioncn sind die einzige Form, in welcher sich ihnen die ungarische Re- gierungSgewalk zu erkennen giebt und deshalb ricklet sich der Ingrimm der Leute auch in erster Linie gegen die Wappen über der Finanzwacke. DaS Vorgehen der Bauern in Maria Aistritza gegen den Vorstand der Zlataer Gespanschast Cblup iff be zeichnend für die Beweggründe der Bewegung. Sie nahmen ihn ge langen und zwangen ihn, eine Erklärung zu unterschreibe», weiche besagt, daß sie keine Ungarn seien, sondern Kroaten. Diese Abneigung gegen Ungarn balirt nickt von gestern, sondern war von jcbcr vorhanden, sie ist aber bis miss Aeußerste ae- stcigeit worden durch die Unfähigkeit, welche die Ungarn seit dem Ausgleich gezeigt haben, ein geordnetes StaalSwcsen her. zustellen. ES werden VeSbalb auch bereit» Stimmen laut, welche Zweifel auSdrückcn, ob sich der Ausgleich überhaupt werde aus die Dauer aufrecht erhalten lasten, ob es nicht einer Centrataewalt bedürfen wird, welche die immer heftiger auseinander strebenden Theile deS Ganzen Zusammenhalten muß. Die Grenzen des Dualismus werben durch die slavische Bewegung mehr und mehr verwischt; in Ungarn sind cö Slaven und Magyaren, welche sich gegenseitig be kämpfen. in Oesterreich Slaven und Deutsche. Je mehr die Taaffe'sche Politik zur Geltung gelangt, desto breiter wird die Kluft, welche die Nationali täten von einander trennt, und desto schwerer wird eS beim Eintritt der rückläufigen Bewegung, die auSeinander- Irebenden Völkerschaften wieder zu einem Ganzen zusamrnen- zuschließen. Den Czecken dämmert bereits eine Ahnung von dem aus, waS früher oder später kommen muß. sie verbalten ich der kroatischen Bewegung gegenüber mäuschenstill und wollen damit in ihrer Eigenschaft als Slaven absolut nichts zu thun haben. Und doch wollen die Kroaten im Grunde zenommen von den Ungarn nichts Anderes, als waS die Izechen von den Deutschen beanspruchen. Die Kroaten sind aufrichtiger, sie nennen daS Ziel, waS sie vor Augen haben, lautliche Trennung von Ungarn, die Czechen begnügen sich damit, von Vcrsöynung zu reden, während sie unter diesem Aushängeschild auch nur die volle staatliche Selbstständigkeit. daS Herauölreten au» dem Gcsammtverband der Monarchie anstrcben. Die Saat, welche Graf Taaffc seil drei Jahren auSgcstreut hat, ist wider Erwarten schnell und kräftig aus- zegaiigen und treibt Keime auch jenseits der Leitha. Der Kälionalitätenstreit hat bereit» eine Ausdehnung genommen, welche der Regierung über den Kopf zu wachsen beginnt, diese Thatsache wird unzweifelhaft auch bei den neulichcn Wiener Ministerconsercnzen zur Sprache gekommen sei». Vorläufig ist abzuwartcn, ob die ungarische Regierung die aufständischen Elemente in Ungarn und Kroatien noch auS eigener Kraft zu bändigen vermag, allzu großes Vertrauen darf man aus die Geschicklichkeit und die Krastentsaltung der ungarischen Regierung nicht setzen. Aus dem Reichstage. L. Berlin, 29. August. Die Eröffnung de» Reichs tages hat in der wenig formellen Art statlgesundcn, wie Wir e» vorher gesagt haben, und ebenso ist unsere Mit- theiluug, eS sich während der außerordentlichen Session lediglich um die Annahme de» deutsch-spanischen Handelsvertrages handelt, bestätigt worden. Die Mahnungen der Presse hatten gefruchtet, die Parteien sind sämmtlich außerordentlich stark vertreten, daS Resultat des Namensaufrufes, die Anwesenheit von 260 Mitgliedern, wurde mit Bravo begrüßt. Der Antrag deS Abg. Windthorst, das Bureau cinsach durch Acclamation wiederzuwählen, gelangte zur Annahme, also auch hier hat sich der Eorrcspondent der „BreSlauer Zeitung" wie in vielem Anderen getäuscht» sogar die Fortschrittler erklärten, von einem Widerspruch in Anbetracht der kurzen Session abschen zu wollen. Die Form der Thronrede hat im Allgemeinen befriedigt, der Hinweis aus die einzubolende Indemnität kam den fortschrittlichen Nörglern etwas überraschend. (Wir haben unsere Auffassung über die Indemnität gestern klar gelegt und freuen unS, dieselbe von den Nationalliberalen, dem Centrum und beiden conservativcu Gruppen getheitt zu sehen. Die Redaction.) Ein formelles JndcmnitätSzcsuch ist über flüssig, die Negierung zeigt durch die Einberufung deS Reichs tags, durch die Nacbsucbung der nachträglichen Genehmigung, dag sie streng verfassungsmäßig versabrcn will, und diese Auffassung wird durch die Haarspailcreicn der Eecej- sivnisten nicht erschüttert. Der Reichslag wird wahrscheinlich am Sonnabend die dritte Lesung deö Handelsvertrages er ledigen und dann geschloffen werden können. Der Abg. Rickert wird allerdings morgen, unterstützt von den Sccei- sionisten und der Fortschrittspartei, den Antrag aus commissa« rische Behandlung de» Handelsvertrages stellen, doch er scheint die Annahme diese« Antrages sehr zweifelhaft, da die Conservalivcn und daS Ccntrum demselben gegenüber sich ablehnend verhaltm. ES wird also wesentlich von der Stärke der Parteien, insbesondere aber von der Haltung der Nationalliberalen abhängen, ob CommissionS- berathung beliebt wird oder nicht. Innerhalb der national- liberalen Partei ist aber nur geringe Meinung vorhanden, die Session ungebührlich in die Länge zu ziehen, wäbrcnd man gleichzeitig der Meinung ist, daß etwaige Wünsche in Bezug auf den Handelsverkehr mit Spanien auch ohne comniiffarische Berathung im Plenum zum Ausdruck gebracht werden können. Voraussichtlich wird daher der ersten Be rathung des Vertrage« sofort die zweite folgen. Von den Abgg. Rickert und Gcnossen ist folgende Inter pellation bei dem Reichstag eingebracht worden: „Am 12. Februar d I. wurde die Wahl des Abg. Or. ClauS- witz für den Wahlkreis Torgau-Licbenwerda durch den Reichstag für ungültig erklärt. Durch Bekanntmachung des königl. preußischen Regierungspräsidenten zu Merseburg vom 23. Mai e. wurde der Wabllermin aus den 5. Juli anaesetzt. — Durch Versüaniig des Regierungspräsidenten zu Merie- bnrg ist dieser Wahltermin indeß unerwarteter Weise, wäh rend die Wahlbewegung bereits in lebhaftem Gange war. wieder ausgehobcn worden. Erst in den letzten Tagen ist der Wahltermin aus den 4. September angcsetzt. Der Wahlkreis Torgau - Liebcnwerda ist somit nahezu sieben Monat ohne Vertretung im Reichstage. Nach tz. 34 des vom BundcSralhe zur Ausführung des Wahlgesetzes vom 3l. Mai >869 erlassenen Wahlreglementö hat „die zuständige Behörde, wenn der Reichstag die Wahl für ungültig erklärt, sofort eine neue Wahl zu veranlassen." — Aus vie von Wählern deS Wahlkreises Torgau-Licbenwerda wegen Auf hebung deS bereits aus den 5. Juli angesetzten WabltcrminS an den preußischen Minister deS Innern gerichtete Beschwerde hat derselbe unterm 19. Juli er die Aushebung des Wahl termins sür gerechlsertigl erklärt, da „der tz. 31 des Wahl reglementS zwar die Vorschrift enthalte, daß die zu ständige Behörde sofort eine neue Wahl zu ver anlaßen hat, daß indessen keine gesetzliche oder reglcmen- tarische Bestimmungen darüber bestehen, innerhalb welcher Frist derartige einzelne Ersatzwahlen spätestens vorzuiiehmcn sind." A» den Herrn Reichskanzler erlauben sich die Unter zeichneten die Ansrage zu richten: 1) Hat der Herr Reichs kanzlcr Kenntniß von der durch die preußischen Behörden herbcigesührlcn Hinausschiebung der Wahl und insbesondere von der Aushebung de» bereits angesetzten WahlterminS. 2) Bejahenden Falls: ist der Herr Reichskanzler einverstanden mit der Auslegung deS preußischen Ministers de» Innern und wenn nicht, welche Maßregeln wird er ergreifen, uni einer Wiederholung einer solchen Auslegung des Wablregle- mcntS vorzubeugen- —" Die Interpellation ist von säinmt- lichcn hier anwesenden Mitgliedern der liberalen Bereinigung und der Fortschrittspartei unterstützt. Die Interpellation wird wahrscheinlich in der „außerordentlichen" Session nickt mehr zur Erledigung komme», da. wie wir eben auSeinander- gesetzt, die Sitzungen bereit» am Sonnabend geschloffen werden dürsten. Leipzig, 31. August 1883. * In die Wahlbewegung für die Erneuerung der Berliner Stadtverordnetenversammlung sind auch die Socialdcmokraten mit regem Eifer emgelreten. Sonst war eS ihre Gcwobnbeit nicht, sich an Clafsenwahlen zu bethcilige»; jetzt aber schmeicheln sic sich mit der Hoffnung, zum ersten Mal eine Anzahl ihrer Anhänger in die städtische Vertretung zu bringen. In der gegenwärtig in Berlin herr schenden Agitation sür die Eommunalwahlen wird den Socialdemolratcn auch von polizeilicher Seite ein weit freierer Spielraum gelassen, als eS sonst unter der Herrschaft deS Socialislengcsctzes und de» kleinen Belagerungszustandes gestattet ist, und man bekommt dort wieder manch kräftig Wörllein zu kören. Die freie Bewegung, die man der Socialdemokratie gestattet, erklärt sich leicht be, einem Kampfe, der gegen die Herrschaft der Fortschrittspartei gerichtet ist. ES fehlte zwar in den jüngsten, von den Socialdemokraten geleiteten oder beherrschten Volks, und Arbeiter- Versammlungen in Berlin auch keineswegs an heftigen Aus fälle» gegen die Confervativen und Christtichsocialen; eS war aber unverkennbar, daß die Angriffe gegen die Fortschritts partei den Rednern noch weit mehr von Herzen kamen und unter den Zuhörern noch lauteren Beifall fanden als die Anklagen gegen andere Parteien. Auch Uber ihre Haltung bei etwaigen engeren Wahlen zwischen Confervativen und FortschritlSmännern verweigerten die socialdemokratischen Redner jede Auskunft. Der tiefe Haß gegen die Fortschritts partei, der sich in der Arbeiterwelt festgesetzt hat und bei jeder Gelegenheit zum Ausbruch kommt, sollte jUr die erste« eine ernste Mahnung sein, zu prüfen, ob sie mit ihrer völlig negativen Haltung in den socialpolitischen Reformsragen oder dem ewigen Hinweis auf längst vergangene, heutigen Tages den Ansprüchen nicht mehr genügende Leistungen den An forderungen entspricht, die man an eine die Volks« und Arbeilersreundlichkeit ganz besonder» im Munde führende Partei zu stellen berechtigt ist. Wo sind doch die Zeiten hin, da die Berliner Arbeiter an Schulze-Delitzsch den National dank abstatteten und die „Volkszeitung" al» da« Organ der Arbeiterwclt gelten konnte! * Die „Nalionallibcrale Correspondenz" schreibt zur parlamentarischen Lage: „Die Rede, mit welcher StaatSsecretair von Bötticher im Austrage deS Kaiser» den Reichstag eröffnet hat, hält sich auSschließlicy an den spanisch-deutschen Handelsvertrag. Da« von der Regierung betreff« der vorläufigen Inkraftsetzung der Tarifvereinbarungen eingeschlagene Verfahren wird in gleicher Weise begründet, wie eS in der vssiciösen Presse geschehen. Indeß unterscheidet sich dies ossicicllc Actenstück von den bisherigen halbamtlichen Auslastungen sehr vorlhcilhaft durch seinen vollkommen correctcn und klaren staatsrechtlichen Standpunct. Be kanntlich hatten osflciöse Organe die vorläusige Inkraft setzung der Tarisermäßigungen al» eine „bloße BerwaltungS- maßregel" bezeichnet, welche die Rechte de» Reichstag» gar nicht berühre. Dagegen sind nach der heutigen Eröffnungs rede die verbündeten Regierungen von vornherein darüber einig gewesen, daß für die in dem erwähnten Verfahren „liegende Abweichung von den Bestimmungen der Verfassung die Indemnität bei den gesetzgebenden Körpern demnächst nach- zusucken sein würde." Daß dies nicht alsbald geschehen, wird mit der durch die Jahreszeit bedingten Rücksicht aus die persönliche Belästigung der ReichstagSmi'tglieder begründet. Aber auch hier unterscheidet sich die Eröffnungsrede vorthcilhast von der ossiciöscn Publicistik. Während nämlich die „Prov.-Corr." die Sacke so darstellte, als ob jene durch die Jahreszeit gebotenen Rücksichten nunmcbr im Wesentlichen als weqsallend zu betrachten seien, geht die Eröffnungsrede von der Anschauung auS, daß die Lage nach wie vor dieselbe, daß aber ein „unerwarteter Umstand" eingetreten ist, welcher dem Kaiser Anlaß gegeben bat, die der sofortigen Einberufung cntgegen- stchenden Bedenken znrücktrcte» zu lagen. Dieser Umstand ist der, „daß nicht nur vereinzelte Stimmen, sondern die Organe weiter Kreise übereinstimmend gegen die Abweichung von dem Buchstaben der Versassungöbenimmungen Klage erhoben und dein in anderen Bcrsaffungsstaaten thatsächlicb i» Hebung stehenden Princip eine» JndemnilätSversakrenö jede Anwendbarkeit aus die NeickSversassung bestritten haben". Im Grunde ist eS also nach der Darstellung der Eröffnungs rede die Rücksicht auf die öffentliche Meinung gewesen, waS die RcickSregierung veranlaß! hat, die von ihr von vorn herein für nothwcndig gehaltene Indemnität ohne weitere Verzögerung nachzusuchen. Mit dieser offenen Anerkennung des allein corrcclcn verfassungsmäßigen Verhältnisse« dürste einer breiten AnSspinnung der staatsrechllichen Controversc in den bevorstehenden Debatten vorgebcugt sein. Soweit wir eS beurlhcilcn könne», hat die Eröffnungsrede einen allgemein befriedigenden Eindruck gemactil." * Von der Ostseeküste, 27. August, wird der „Allgemeine» Zeitung" geschrieben: „Wenn eine Thal deS Fürsten Bismarck und seiner Leitung der auswärtige» Politik Deutschlands während des letzten DecenniumS die ungethciltc Anerkennung der Bevölkerung an der deutschen Ost- und Nordsceküste gesunden Kat, so ist die« entschieden daS durch ilm hcrvorgerufcnc enge Bündniß der beiden mächtigen Kaiserreiche Deutschland und Oesterreich- Ungarn. Gerate die Secbandel und Seeschifffahrt in allen süns Welttbcilen treibende Bevölkerung unserer norddeutschen Seelüften erkennt den Werth der Freundschaft Oesterreichs und Sie Verstärkung unserer Slrcitkräste zur See durch eine österreichisch-ungarische Flotte am besten. Durch ibr muster- hastcS Benehmen während deS Krieges von 1861 gegen Dänemark und ihre Tapferkeit in dem Scclressen bei Helgoland stebl die Kriegsflotte mit dem Doppeladler auch noch in besonder» gutem Andenken in unseren norddeutschen Häsen, und man begrüßt sie stets mit der lebhaftesten Freude, wenn sich deren Schiffe in mehr oder minder langen Zwischenräumen daselbst wieder zeigen. Besonders jetzl, wo der kaiserliche Krieg«» tranSvorldampfcr „Vela", welcher die Mitglieder der öfter»
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