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Dresdner Nachrichten : 11.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187709111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-11
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.09.1877
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»r: I51. «rschetnt tL« li» frlts 7 Uh, In dcr Itr»edill0N Martcnltraßc ln. «dvn- «cmcntsvrci» vterlcltddr-. llih^Mark SUPtgc.dur-I, t d,c Pol, 2 Mail 7LPt»c. 1 Siuzll.glniiittikinIllPs»,.' »u>lo,c 32600 Ur»l. gttr die llliiitgabc rinn,» landlcr Manuicrivlc «acht sich die Rcdaclto» nicht dcrdtndltch. ^»Ikralcn-Annahmc au»- w-irtS: Muixnn^tol» >!,iä v«g«r in Hamlnira. Bcr. liu, Wtcu, Sct»gq. riaskl. kccrtau. arauliu» a. M, — ltait. «tu»», in Bcrtt», Lciptia, Wie». Hamdnr«, Nranktiirt a. M.. Mini- Kcu. — Vaud« L t.'». In Nranlsurt a. M. — kr. Voi^l i» Uh,,,,»!». — »«- »u»I»r t L», in >«rt». SMredarleux: vr. «»N kür da» Feutlletya: LaÄMlL L«tou»o». «erantw. «evaneur: Lro»t L»«p»vl, in Dresden. Dienstag, II. Septembers Tageblatt für Uolitrk, Unterhaltung,Geschäftsverkehr. Börsenbericht,Iremdenliste. XLII. Jahrgang. "Dresden, 1877. 8>>I»>att werden Mo,««»« Quake 0t di» Ab. It Uh« a»g rammen, Sonnt»»» dt« Miua„» 12 Uhr. 8» ittemwdt: groke Nloste«. «a>i>- bi» Aachde. « Uh«. — Der !»»mii eine, ei»> IvaNiacn PetiiMe kostet I» Pi,'. Qitt,>eia»dt die tictlc t, Pi a. eine r'ienar.ttc t»r da» »nci, inariac iirschet» neu dcr Insnale wir» nichl^caeben. sluiwrrnre Annoncen» Austraqc von uni unde- Inrnlcn rennen »ndPcr sonc» tnierirrn wir nu» hrren Pränumerando» -'.aliluna durch eines« marken oder Ponetniah- lum Acht Ciidcn losten >4 Piae Tiniciate tü» die ^iontax« Arminer «der nact, k>ncu> 8ei»a i« »tc Peutdeile uu P Politisches. Alle Machinationen der Bonapartisten und der Anhänger irgend einer monarchischen Restauration sind an dem gesunden, festen Sinne der Republikaner gescheitert: es hat bei Thiers'Leichen begängnis — dessen Einzelnheitcn mir unter „Tagesgeschichte" er zählen — nicht eine einzige ungesetzliche oder auch nur unvorsichtige Demonstration stattgefunden, Paris blieb ruhig, so sehr auch Leute vom Schlage eines Eassagnac bemüht gewesen waren, durch Spott und Provocation die Leidenschaften der Massen aufzureizen. Der hier bewiesene gesetzmäßige Sinn dcr Republikaner hat ihrer Sache mächtig genützt. Denn während jede ausschreitende Form der Trauer, jedes überhebende Selbstgefühl in einer republikanischen Rede die gemäßigte Bourgeoisie erschreckt und, wenn auch wider willig, zu den „Hütern der Ordnung" hinübergedrängt haben würde, so stehen heute Mac Mahon und seine Helfershelfer vor der impo santen Ruhe der Pariser ohnmächtig da. Am demerkcnswerthesten sind die Themata, welche Grem) (der Exkammerpräsident und eventuelle Nachfolger Thiers') und JuleS Simon (der einst frei sinnige Enninister) zu ihren Grabreden wählten. Grevy betonte — sei es aus Klugheit oder aus Wahrheitsliebe —, daß ThierS nur widerstrebend zum Republikaner geworden sei, weil alle seine Be mühungen für eine feste Monarchie, die sein Ideal gewesen, scheiter ten. Simon feierte Thiers als den vorleuchtendsten Gegner des persönlichen Regiments im Staate, als den wahrhaft konstitutionellen Staatsbürger, dessen Grundsatz: „Do roirexiuo, wum il nv s;c»l- vvrnv pas" (das Staatsoberhaupt soll regieren, aber nicht in die Verwaltung sich einmischcn) alle constitutionelle Weisheit enthalte. Man sieht, Thiers ist von seinen besonnenen Freunden ethisch und politisch analysirt, aber nicht dithyrambisch als Märtyrer der Repu blik gepriesen worden. Bor Allem ist diese Auffassung wahr, und nebenbei war es höchst klug, sie bei dieser Gelegenheit hervor zuheben. Auf dem Kriegstheater spielt man in sehr langsamem Tempo. Russischerseits ist die Offensive so verworren wie möglich, und bei den Türken findet weniger eine constante Vorbewegung statt, als vielmehr leidenschaftliche Vorstöße, denen alsobald wieder Erschlaffung folgt. Türkische Depeschen über russische Niederlagen oder Petersburger Siegesberichte wirft eine besonnene ZcitungS- redaction einfach in den Papierkorb. Erst wenn dcr Geschlagene seine Niederlage selbst eingcstcht, ist der Sache zu trauen. Akts dem russischen Hauptquartier nun kommt die Nachricht: „Die Türken griffen auf der ganzen Linie Rustschuk-Osmanbazar an. Trotz hel- denmüthiger Gegenwehr zogen sich unsere braven Truppen in guter Ordnung auf Bjela zurück. Russische Verluste bedeutend, türkische Verluste enorm." Ins Thatsächliche übersetzt, heißt das: die Russen sind fürchterlich geschlagen worden, haben die Lom-Linie aufgcben müssen, und flohen, von der türkischen Reiterei hart verfolgt, zur Jantra. Mehemed Ali rückt mit sei ner ganzen Macht über den Lom auf Gornji-Studcn, und entweder kommt es. bevor die Russen über die Jantra westwärts zurückgehen, an diesem Fluß zu einer nochmaligen Schlacht, oder dicRussen geben auch die Jantralinie preis und concentriren alle Kräfte zwischen Jantra, Osma und Vid. (Alle genannten Flüsse fließen vom Balkan zur Donau, von Süd nach Nord in der Reihe, von Ost gerechnet, Lom, Jantra, Osma, Vid). An der Osma liegt das von den Russen er oberte Lovac (Loivatz) undBulgareni, des Großfürsten Hauptquartier. An der Vid liegt Plewna, Osman Pascha's Standquartier, das freilich jetzt westlich von den Serben beunruhigt werden kann und nördlich von den Rumänen, östlich und südlich von Lowatz her von den Russen bedroht ist. Sulciman marschirt, Schipka blos durch ein Detachement beseht lassend, durch das Hankioj-Defilee von Südost auf Tirnowa zu. Hätten die Russen früher kräftig die Offensive ergriffen, so waren ihre 210,000 Soldaten auf jedem Punkt den einzelnen Türkenhceren überlegen. Jetzt, wo die Türken von allen Seiten gemeinsam sich Vorschüben, fehlt es dcr kolossalen russischen Macht an Platz, ihre Truppen aufzustellen, die sich gegenseitig er drücken müssen, wenn nicht endlich ein strategisches Genie unter der russischen Heerleitung auftaucht. Daß Jedermann als rcichsfcindlich gestempelt wird, dcr nicht preußisch-partikularistisch oder nationalliberal ist, haben unS die Berliner Blätter längst gelehrt. Neuerdings stempelt die National- Zeitung auch Jene als schlechte Deutsche, die mit ihren Sympathien nicht unbedingt mit den Russen gehen. Die „Nat. Ztg." nennt die deutsche Türlensreundschaft „ein politisches Mißverständnis;" und meint, nur so könne sie sich's erklären, wenn Organe des gebildeten deutschen Bürgerthums redlich Verehrer dcr Türkenherrschaft sind: , „Sie verabscheuen russischen CäsariSmuö — gut, so sollen ) sie auch türkischen verabscheuen. Sie vasscn daS tormal völkcr- ! rechtliche Unrecht, einen Staat mit Krieg z» überziehen, weil er seine Untcrrhancn schlecht regiere — gut, so sollen sie voö andere Unrecht ebenso hassen, daß ein Staat seine Internatto- ' nalcn Verpflichtungen nickt erfüllt und daß er seit Iahrhun. denen eine barbarische, culturzerstbrenve Herrschaft übt. Sic sprechen Rußland daö Kricgörccht ab, weil Barbaren nicht im Rainen dcr Ckvilisation gegen den BarbarivmuS zu Felde zicben düricn — gut. aber sie sollen dann nicht im Rainen derselben ' Civllisatlon die Barbarei erhalten wollen, indem sic ein criav- ' rungvmäßig culturumähigeö Regiment und StaatSwcsen j verthcibigen." i Es freut uns aufrichtig, diesmal mit dem Berliner Blatt über einzustimmen. Wir sind für die Türkei nur in so weit, als man liberalerseitS (nicht nationalliberalerseitS — das ist etwas anderes) die Selbstbestimmung der Völker zu achten pflegt. Ein frivoler Krieg ist ein Gewaltakt gegen diese und bekanntlich hat nicht ein CivilisationS-Areopag Rußland beauftragt, die inneren Zustände dcr Türkei zu bessern, sondern Rußland hat auü allbekannten Macht frage-Gründen die Büttelrolle sich selbstständig angemaßt. Jede Türkenliebe wird Wegfällen, sobald ein vertrauenswürdiger Arzt an' das Bett des kranken Mannes tritt. Aber der „Nat.-Ztg." ist eS ja gar nicht Ernst mit türkischen inneren Reformen, die der Gesammt- Eultur Europas zu entsprechen hätten. Am Schluffe ihres Artikels vercälh sic harmlos die eigentlichen Motive ihrer Russen Sympathie. Sie sind zu wichtig, um unerwähnt zu bleiben. Die „Nat.^Ztg/ sagt: „In Nord-Deutlchlanv, In Preußen, bat man mehr alö anderswo Grund, sich zu crlunern, daß dcr russische Kaiser unserer Eustur. unserem Wohlergehen blöder eine icstcreStühe gewesen ist, alö irgend eine Macht in Europa. (!» Keine »Ab neigung gegen bicicö oder icncö Volk, tei» Interesse unserer Industrie oder Handels (!» allein kaim uns den Voriheil auswicgen, unsere äußere Sicherheit durch eine» wohlwollenden nachbarlichen Herrscher zu stärken. Dcr »Augenblick hat unö einen erprobten »Verbündeten gegeben, mit welchem glcickwerthige, wechselseitige Interessen uns verknüpfen. Nicht Furcht oder Liebe gebieten die Erhaltung dieses Verhält» nisseö, sondern Politik." »Run, das heißt ehrlich gesprochen, aber falsch geschlossen. Ruß land hat in Ehicanen gegen unseren Handel, in Mißachtung unserer Interessen das Aeußerste geleistet, dessen eine befreundete Nation fähig ist. Dcr Deutschenhaß feiert wahre Orgien in Rußland, vom russischen Kaiserhause, das hieran Nichts ändern kann, sprechen wir nicht. Piebe gebietet also keinBündnißmit Rußland, die Furcht auch nicht, nach Rias; der russischen Niederlagen in Bulgarien. Somit bleibt als Grund des Bündnisses in der That nur die deutsche Loya lität gegen russische Fußtritte bestehen. Ob diese einer Nation würdig sind, welche wie das deutsche Reich, von 540 Millionen Mark Ge- sammtstaats-Einnahmen 445 Millionen auf das Militär verwendet) (mithin für „alles Uebrigc" nicht voll 95 Millionen übrig behält), die Frage mag die „Nat.-Ztg." beantworten- wenn sie kann! Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, den 10. September. Die „Nordd. Allg. Zeitung" schreibt, daß die Angaben der österreichischen Journale, wonach die Begegnung zwischen Andrassy und Bismarck zwischen dem 14. und 17. d. Ni. in Salzburg stattfindcn soll, nicht im Widerspruch stehen mit den anderen Andeutungen, denen zufolge dem Eintreffen Bis marcks in Berlin für die zweite Hälfte dcr nächsten Woche entgegen zu sehen wäre. Wien, den 10. September. Die „Polst. Eorrcsp." meldet auS Athen: Der Miiiisterratl) beriech in de» letzten Tagen über die Vorschläge dcö russischen Eabincto, betreffend ein gemeinsames »Vorgehen hinsichtlich der Sicherstellung dcö Schicksals dcr Ebristen unter türkischer Herrschaft; heute gelte cd iür gewiß, daß eine Verständigung zwischen Griechenland und Rußland aus Grund lage bestimmter »Ansprüche dcr griechischen Regierung erzielt würde. Eine mittlerweile an die griechische Regierung über reichte englische »Note beantwortete Trikupio mit einer die Politik Griechenlands tarlcgcntcn Note. Die ..Politische Eorrespondenz" meidet auö Buk irrst vom 10. September offiziell: »Vorgestern wurde daö Feuer gegen die ganze Linie von Plewna eröffnet; zwölf rnmänlsche »Batterien nahmen nebst der Brigade d'Alcrander »Anghclcoco Ihcil nnd be mächtigten sich »ach crbittcrtcinKainpicdcrtürliichcn»Vcrschanzu»gcn, Die rumänischen Truppen, besonders die.Artillerie und daS i:i. Dorobanzen-Regffnent zeichneten sich aus und zeigten die Kali- biütigtcit altgcdicnlcr Soldaten hatten mehrere Todte und 30 Verwundete. Der russische Kaiser »versande 40 Georgvkceuze sür die sich ausgezeichnet habenden rumänischen Offiziere und Soldaten. Folgenden Tagö brachte der Kaiser einen Toast aus die rumänische »Armee, deren Tapferkeit rühmend hcrvorhcbend, aus. Fürst Karl verlieb das Kreuz des rumänischen Sternes der Fahne des dreizehnten Dorobanzcn-Regimcntcs. Konstantinopel, den 10. September. Es bestätigt sich, daß der deutsche und französische Botschafter wegen der Freilassung der drei wegen des Eonsulmordes in Salonichi zu fünfjähriger Zwangsarbeit vcrurtheilten und nach Widdin gebrachten, jetzt frei in Salonichi herumgehenden Personen besondere (nicht identische Noten an die Pforte richteten. Die Note Frankreichs verlangte die Wiedcrcinschlicßung dcr drei Verurtheiltcn, die deutsche spricht sich ähnlich auS. »Bordeaux, den 10. September. Auf die Ansprache der Maircö entgegnete Mar Mabon: »Ais ich vor zwei Iabrc» ihre Stadt und die benachbarten Gegenden besuchte, war iel» erstaunt über den Gcffl dcr Ordnung und Ardcit, welcher die »Bevölkerung beseelte. Jetzt finde Ich i» dieser schönen großen Stadt dieselbe Tbätigkclt, dieselben verständige» Gesinnungen, die da deittimmcn den Gefühle», welche Sic mir soeben Ramcnö dcr Stadt ausge sprochen. Seien Sie versichert, dcr Frieden, weicher daö noth- wcndlgffe Bedürfnis; iür Sic iit, wird nickt gestört. Wenn daö Land aui meine »Bcruiung wird geantwortet haben, wird die Vcr- iassnng, woran Sic scsthaltc» und worüber ick alö ein treuer Hüter wackcn werde, ohne Hlndcrniß iunktionire», um die voll ständige Entwickelung der nationalen Wohlfahrt zu sicher». Locale» nnd Sächsisches. — Der „Berliner Börsen-Eour." unterstützt ln wünschcnö- wcrthesier Weise unsere jüngst geäußerte »Anschauung der Bcrlin- D rco d c ner EI s cn b a hn v crh ä I tn i s > c. Das »Blatt schreibt u. »A.: „Man ist in Sachten mit dem »Verdick, durch welches daö Lübecker Gericht die »Börlin-Dresdener Streitfrage geschlichtet, namentlich mit der Form, in dcr cS ergangen, durchaus einver standen. Daö sollte schon daraus hervorleuchtcn, daß Sackscn sich nicht weiter hintcr den Formalitäten, die ihn; zu Gebote standen, verschanzt hat, sondern voll und unuiiiwuuvr» sich dem Urthcil dcr »Austrägaliiislanz untergcordnel hat. Allerdings legt man hier den Schwerpunkt dcö gefällten llrthcilv in jenen Passus, welcher bestimmt, daß die Rccvte Preußens nict, to h n c Einwilligung dcr Königl. Sachs. Staatöreg Ir rung aui daS deutsche Reich übertragen werten kiiricn <8 12 deö Vertrages!. Daö berechtigte Bestreben dcr sächsische» Etienbahnpolitik ging dabin, eine» kräftigen Schutz gegen eine plötzliche Mediatffirimg der sächsischen Eisenbahnen durch daö Reick zu gewinnen. So lange im deutschen Staatcubnntc die einzelnen Staaten selbstständig bcstcbeii, wird man es sür natur gemäß halten, daß die einzelnen Staaten lick auch nickt die wick- »igsten HoheitSreckte aus dein Wege der Rcichögeietzgebung einer seits und dcr »Verhandlungen mit Prlvat-Eiienbahngesellschasten andererseits entziehen lasten mögen. Dcr sächsische Staat hat sich durch den Ankauf so ziemlich aller Eisenbahnlinien Sachsens, die sich bis dabin noch In Privathänbcn befanden, gestückt. Die sächsische StaatSeisenbahnverwaltung umiaßt setzt ein wobiarron- dirteS Schlenennetz von über 1800 Kilometern, lieber dieses große Schienennetz kann süglich nicht einseitig von der deutschen ReichS- regierung in Verbindung mit dem deutschen Reichstag vertilgt werden und die Königl. Eächs. Regierung Ist für setzt und vor aussichtlich sür lange Iabre hinaus keineswegs gewillt, ihre HobeitS- rechte in Bezug ans daö Eisenbahnwesen an daS Reich übergeben zu lassen. Selbstredend konnte i» dieser Beziehung nur immer vom Reiche, nickt aber von »Preußen her den sächsischen HodcitS reckten eine Gefahr drohen. Da die Lüdcckcr Entscheidung nun die Ueberttagmtg der DoBdtnerivaSn an daö Reich so gut wie eliminlrt sbenn an eine sächsische Einwilligung in dicicc Beziehung ist eben nicht zu denken», ist man hier, wie oben erwähn;, turck daS Verdick völlig zuiriedc» gestellt. Es kan» somit auch nicht von einem „Eiicnbahnkricg" zwischen P;rußen und Sachsen die Rede sein, sondern sebcr Staat wild, wie dies ja ganz natürlich, die »Verwaltung der in leinen Händen odcr in icinci» Bcntz be findlichen Linien so sichren, wie cö ihm zu eigenem Vorchcil gereicht." — Der erste Haupttag der diesjährigen H crbst ü bungen von dcr 1. comb. Division Vir. 2ll war gesicrn Monlag. Gegen I Ilbr Morgens landen z» diesem Iwccke die ersten Truppen bewegungen der iin UmirciS von 2 Meilen iicgcntcn Truppen statt. »Biö gegen »/-R Uhp hatten sich säinmtliche Trnppcnlhcilc aut ihren Rendezvous-»Plätzen cingciuiiden, rücklcn um ll Uhr, nach Eintreffen des General-Stadco, bestehend auS Sr. Mas. dem König, Sr. K. H. Prinz Georg, dem Divisiono - Stad und einigen sremdc» Offizieren, in die vcrichiedcnen Stellungen und daö Manöver begann. Dicicm lag folgende strategische Idee zu Grunde: Eine Nordanncc vertbeidigt die Elbgcgcnd gegen eine aus Böhme» cindringcntc Sntarmee. Das ersle Evrpo hat Stellung gcneiinnc» zwischen Meißen nnd Dresden, wciicre Truppe» derselben sammeln sich bei Pirna an und bcnnden sich größtenlheilo noch im Eisenbahntranspert. In »Pirna läuit aus dem Dresdner Hanplgnarlicr am Lepicinber »Abcndö 10 Uhr der »Bcichl ei», daß eine gciniichte Brigade (»Nord-Brigade» morgen nach Maren z» birigiren ist, da dcr Feind (Süd-Brigade» an;September Freibcrg, Dippoldis walde und Reinhardtsgrimma besetzt bat. Dieselbe l at die »Aus. gäbe, hie Straßen nach Glashütte nnd Dippoldiötralde zu recog- »oocircn, die in dcr Reihe bcsffitlichcn Höhe» bei Maien aber möglichst zu behaupten. Die »Nordbrigatc. deren »Bewegungen wir folge» konnte», unter Beiebl des Herr» Gen c ra l mai or v. Earlowitz, ging also über die Ottichaiten Ploichwitz. Fal- kcnhaili, Eröffn und Schinorödori vor nnd lchiilc (ich an die ge nannte »Anhöhe bei Maxen a», wo rechts gegenüberliegend, in thctlwciie gedeckter Stellung die Südbriggde unter Bewdl dcö Herrn Gc»c ra l ma l o r v. Rudors »posto gemßt hatte. Dcr Hauptangriff begann nunmehr, wobei cö schic», als habe sich die diesseitige »Nordbrigade durch allzu hastiges Vorgehen clwas ver rannt: die ReeognoScirungcn des schwierigen scrrains wurden treffend markirt und boten von dcr »Anhöhe guö einen interessanten Anblick. Die Sndvrigade hatte das Dort Maren besetzt und und wurde nach hartnäckiger Vcnheidignng von der »Nordbrigade daraus vcttricbcn. Runmchr rnsictc sich die letztere wieder zum »Angriff, tun die verlorenen »Positionen vom Frischen zu erringen, was ihr auch vollständig gelang; unter Deckung ibrer »Artillerie und Eavalcile zog sich die Nordbrigade in ihre alte Stellung zu rück. Gelegentlich eines Scheingefechts zwischen zwei icintltchcii Eavalcrieregimcntcrn passirtc auch daö Malheur, daß ein Ulan durch eine ungeschickte Wcnknng seinem Gegner, einem Huiarcn. die gcsäiffe Lanze Uci in den Rucken stach, so daß der Letztere vom »Platze und zur SanitätSeolonnc getragen werten mußte. Die Ucbnngc» erreichten gegen 12 Uhr ihr Ende, nnd während die Truppen eine längere Rast hielten, vcriammcucn sich sämmrliche LtabSoifieicre dcr. Division aus der südliche» Anhöbe von Marc», um dao Gcsammtcrgcbni»; dcr heutigen Hebung tcnnen zu lerne», lieber die Kritik derselbe» konnte man selbstverständlich nichts criahrcn, jedoch sollen sic die allerhöchste Anerkennung gesunden habe». Gegen 1 Uhr ruckte» die verschiedenen Reglmentcr unter klingendem Spiel >» ihre Onaniere und AbendS wird dcr größte Thcil derselben Bivouacö beziehen. Die umiaiigleichen »Vorbe reitungen dazu waren ersichtlich in langen Wagcnreihcn mit Stroh und »Brennmaterialien beladen, welche sich längs dcr Straße nach Köttewitz und Zuschendorf hinzogc». Militärische Manöver bieien sür den müßige» Beschauer iuimelhin manches Interessante und Erheiternde, zumal wenn io kostbares »Wetter ist, wie am gestrigen Tage. Man Ißt schlechte Wurst und trinkt warmes »Bier mit noch wärmeren Schnäpsen dazu mit einer Wollust, alö hatte man nicmaiö köstlichere Sacken genossen. Eine »Portion Staub, eine schleunige Flucht, odcr gar ein kralliger Tritt auiö dcste Hühnerauge und viele andere kleine Unannehmlichkeiten ver leihen derartigen Schauspielen einen gewissen Reiz, den man darüber bei anderer Gelegenheit nicht empfindet. Manchmal ist man gezwungen, um den interessanten Faden dcr militärischen Bewegungen nicht zu verliere». eine ganze Stunde weit mit zu niarichircn. Die schöne klare Luit und dcr Mariä» thucn »Wunder; ei» krampshaitcr »Appetit, wie man Ihn schon lange nickt empfunden, stellt »ick ein. Schnell etwas essen und trinken. Ja, woher nehmen, keine Kneipe, kein Marketender in der Rahe. Endlich hat man einen solchen erwischt, nun stürzt Alles über taS Wariiihicr her, man wartet ruhig eine starke viertel Stunde, bis 12-15, andere »Personen, die etwas mehr Unver frorenheit besitzen, Ihlen Durst gelöscht habe», well derartige flie gende Restaurationen gewöhnlich mir 2 Gläser besitzen; daraus müssen »Alle trinken. Aber Roth kennt kein Gebot! Dcr Durst Ist zu groß llnb - cv schmeckt vorzüglich Ja wenn alle Mensche» einen so ausgezeichneten Neiscwagcii besäßen wie Herr Grat L uckner aui Affiranken. Der Herr Gras kam »äinlich gegen 0 Uhr vierspännig die Ehannce von Dobna nach Maren gefahren, nahm in der Rabe dcö Stabcö her iüdl. »Brigade Stellung und als letztere Rast hielt, wurden iämmtlichc Offiziere zu einem ful minanten Dejeuner Ungeladen. Durch einen sinnreichen Mechanismus am Wagen wurden sofort einige Tische iinprovi'irt. gcschäitige Diener entwerte» eine Anzahl Eiö- kästen mit Geflügel und alle» erdenklichen Lecke;binen, dazu eine Menge Wein und ei» treffliches Mahl, wie inan cs an; »Alt- sranken selbst nicht besser finden dürste, wurde von den Herren Offiziere» unter ircicni Himmel vcr;edrt. Schließlich dckankicn sich die Herren höflich iür diese schöne Ueberraschung nnd baten beim Abschied den Herrn Grasen, er möge nur morgen wieder kommen. Zum Schluß wollen wir »och eine heitere Episode er wähnen. Ein Bauer, dcr in dcr Rade eines UlanenrcgimcntS pflügte, kam mit lammt seinem Gaule in recht arge Bedrängnis;. »AIS nämlich zur Eavalcrlc-Attaciuc gcblaicn wurde, sing das Pferd des »Bauern laut an zu wieder», nabin einen kurzen »An lauf und wäre jedenfalls den dahiniagendcii Ulanen nachgciaust, wenn nicht einige Männer daö ganz toll gewordene Thier gehal ten hätten. Die edle Rosinaiite hatte der »Bauer nämlich akS auörangiltcS Eavalcric-Pierd gckanst mit die altgewohnten Sig nale hatten einen so Uesen Eindruck an, dasselbe gemacht, daß cs momentan seine untergeordnete Stellung ganz vergessen hatte und i» dem Wahne war, ein slolzcö Schwatronpicrt zu sein. — Der Austrieb am gestrigen S ck l a ch tv i ebin a r k t e betrug 361 Rinder, 1024 Schweine, 1412 Hammel und 183 Kälber. Der Geschäftsgang gestaltete sich im Allgcmcincii trotz deö abermaligen Ausbleibens fremder Exporteure zu einem stot- tcn und blieb nur im Kälberhankel ein ungewöhnlich schleppen der. Böhmische Manschst», bekanntlich die Prima-O.ualität in Rinkern aus hiesigem Markte, erzielten bei deionderS guten Stücken 7S, Miltciiraare 60 nnd dritte O.nalität «ganz geringe Rinder waren nicht am Platzet 4ä- k»o Mark. »Veste Waare von Hammeln, nämlich englische Lämmer. sti'Itcii vollständig: Land» Hammel jedoch wären in guten Sorten vollauf vorhanden und bezahlte man dieselben zwilchen t'.st und 72 Mark pro Paar bei durchschnittlich ää Kilo Fleisch. »Wkstekainmel. die icit Woche» vergeblich gekncht waren, rasteten das Paar 42 bis 43 Mark »mb
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