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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189010086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18901008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18901008
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-08
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.10.1890
- Autor
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Miß MrHt) eiltet ' md TagMM. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. —"H"—— Erschewt jeden Wochentag Nachmittag« 6 Uhr für den ! ^Jahrganq. Inserate »erden bi» Bormittag l1 Uhr angenom- !! ^04. A«nT°g, Lü«^eljShrlich L M°r- --> P^ MlttW0H, -M 8. Ott0-er. ««> und betrSgt^PM« str ^ geipaltene Me KyU V. zweirnonaiuch 1 M. 50 Pf. und ennnommtch io Ps. > I oder vmn rnaum iv Pfg. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Hausbesitzers und Bäckermeisters Hans Friedrich Lauen stein in Freiberg wird heute, am 23. September 1890, Nachmittags 4 Uhr, das Konkurs verfahren eröffnet. Der Kaufmann Johannes Müller in Freiberg wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 3«. Oktober 139« bei dem Gerichte anzumeldcn. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in Z 120 der Konkurs ordnung bezeichneten Gegenstände auf den 21. Oktober 1890, Bormitlags 19 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 13. November 1890, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 35, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 15. Oktober 1890 Anzeige zu machen. - Königliches Amtsgericht zu Freiberg, Abth. Ult». Veröffentlicht: Nicolai, Gerichtsschreiber. Im Handelsregister für den Landbezirk des unterzeichneten König!. Amtsgerichts ist heute aus Folium 67 die Firma Apotheke zu Brüuusdorf, Carl Beger und als deren Inhaber der Apotheker Herr Carl August Moritz Beger in Bräunsdorf eingetragen worden. Freiberg, am 7. Oktober 1890. Königliches Amtsgericht, Abth. II c. Hpt. Im Handelsregister für den Landbezirk des unterzeichneten König!. Amtsgerichts, die Firma Cönrav Schütz in Niederschöna betreffend, ist heute auf Fol. 9 verlautbart worden, daß der bisherige Inhaber der Firma, Herr Heinrich Conrad Schütz in Niederschöna, ausgeschieden, daß Herr Kaufmann Paul Volkmar Schütze daselbst Inhaber der Firma ist, sowie daß die letztere künftig: »Paul Schütze" firmirt. Freiberg, am 7. Oktober 1890. Königliche- Amtsgericht, Abth. No Hpt. Bekanntmachung. Im Laufe der Monate August und September a. c. ist unter Anderem über folgende Diebstahlsfälle Anzeige erstattet worden. Darnach wurde gestohlen: 1) aus einem Grundstück der Humboldtstraße hier, vom Bleichplatz weg, 6 weiß- leinene Betttücher, gestickt bez. gezeichnet mit ck. 8t. Ll. 3, 8, 26, 27, 28; 2 weiß leinene Bettüberzüge, 3. 8t. Xr. 5 und 22 gezeichnet, mit geblumtem bez. ge streiftem Muster; 2) aus einem Grundstück auf der Wasserthurmstraße, vom Bleichplatz, 2 fast neue seinleinene Mannshemden, gezeichnet IV.; 3) aus dem Flur eines Hauses auf der Domgaffe eine Kinderwagendecke von rpthem Plüsch und geblumt; 4) aus einem Hause auf der Moritzstraße 1 schwarzer Schulterkragen, 1 Paar schwarze halbseidene Handschuhe, 1 kleine weiße Damastserviette mit bunter Kante und 22 Stück kleine dunkelblaue Perlmutterknöpse mit Oese; 5) vor dem Meißnerthor eine silberne Cylinderuhr mit der Nummer 24 898 und 1 Portemonnaie mit 7—10 Mark Inhalt; 6) aus dem Tanzlokal des neuen Schützenhauses 1 graubrauner Sommerüberzieher mit grau karrirtem Futter nebst einem schwarzledernen Cigarren-Etui mit weißem Bügel; 7) vom Vorsaal eines Hauses auf der Moritzstraße 1 braungestrichener Stuhl mit grüngepolstertem Sitz, über dem Sitzpolster eine Kappe von rothcm geblumtem Möbelstoff nebst einem braun und roth gestickten, mit rothem Plüsch umzogenen Kiffen mit 4 Quasten, sowie einem dergl. Kiffen mit 4 Schleifen, sowie endlich 1 Paar schwarze Filzpantoffeln mit blauem Futter. Da die angestellten Erörterungen bis jetzt weder zur Ermittelung der Diebe noch zur Wiedererlangung der gestohlenen Sachen geführt haben, wird Solches hierdurch mit der Auf forderung bekannt gegeben, Wahrnehmungen in Bezug hierauf ungesäumt der unterzeichneten Behörde anzuzeigen. Freiberg, am 1. Oktober 1890. Die Stavtpoltzeibehörve. ILLssIvr. Hfm. Sozialistische Fragezeichen. Das Sozialistengesetz ist gefallen: Die Sozialdemokratie hat das Wort. Sie hat nicht nur das Recht und die Mög- lichleit, sie hat die Pflicht und steht vor der Nothwendigkeit, zur praktischen Politik überzugehen und zum Mindesten das „wie, wann und wo" ihres gepriesenen Zukunstsstaates offen und ehrlich darzulegen. Zur Zeit scheint jedoch an leitender Stelle noch wenig Neigung zu bestehen, den Schleier zu lüften, ja, das Organ der Parteileitung, das „Berliner Volksblatt", sucht sogar den Nachweis zu erbringen, „das alle Diejenigen, welche dem heutigen Sozialismus vorwerfen, daß er sich über die endgiltige Form seines Zukunftsstaates nicht auszusprechen im Stande sei, damit nur beweisen, daß sie dogmatische Dickköpfe sind, von wirthschaftlicher, sozialer und politischer Entwickelung überhaupt nichts und insbesondere von den Gesetzen dieser Entwickelung gar nichts wissen." Interessant ist es, aus dem Artikel zu erfahren, weshalb die wißbegierigen Frager zu der freundlichen Bezeichnuug „dogmatische Dickköpfe" kommen. Man weiß wirklich nicht, ist es Naivetät oder Sophisterei, die die Antwort in folgenden Sätzen geben zu können glaubt: „Wir wollen des Nähern nachweisen, von was für Unwissenheit es zeugt, vom Sozialismus einen vollständigen Entwurf eines Zukunftsstaates zu verlangen. Im 17. Jahrhundert war die Tyrannei der Zünfte so groß geworden, daß z. B. in Frank reich einige Zunftmeister es durchsetzen konnten, daß ein Geselle aus die Galeeren geschickt wurde. Sein Verbrechen hatte darin bestanden, daß er auf dem Heuboden einer Scheune eine Werk statt zum Schuhflicken für die Bauern eingerichtet hatte, um für sein krankes Weib und eine Anzahl von Kindern das Brot zu verdienen. Als Geselle hätte er nicht heirathen dürfen, und weil er es dennoch gethan hatte, so konnte er bei keinem Mei ster mehr Arbeit finden. Nehmen wir nun an, es hätte damals eine sozialistische Bewegung unter den Gesellen und einen wissen schaftlichen Sozialismus gegeben, und man hätte ebenfalls einen Entwurf des Zukunftsstaaies von ihm verlangt. Damals gab es noch keine Dampfmaschinen, noch keine Eisenbahnen und Telegraphen, noch keine Hilfsmittel der modernen Chemie und Technik rc., sondern blos das alte und hergebrachte Werkzeug. Diesen unvollkommenen Produktionsmitteln entsprach der Klein betrieb der Gewerke, also das Handwerk. Alle Vorschläge, die man damals machen konnte, hätten diesen Kleinbetrieb zur Voraussetzung nehmen müssen. Hätte sich damals der Sozialis mus, wenn ein solcher schon bestanden hätte, mit einem end- giltigen Entwurf des Zukunftsstaates blamiren dürfen?" Zu nächst müssen die Anhänger sozialistischer Lehren, die ihre Hoffnung auf eine baldige Erfüllung ihrer Wünsche gesetzt, aus dieser Darlegung das gewiß niederschlagende Bekenntniß entnehmen, daß die Leiter der Bewegung selbst das Ziel ihres Strebens noch in weiter, weiter Ferne glauben. Wenn noch Jahrhunderte vergehen können, ehe der „Zukunftsstaat" in sein Recht treten soll, wenn vielleicht erst das Zeitalter der lenk ¬ baren Luftballons und elektrischen Flugmaschinen heran- gekommcn sein muß, weshalb dann schon jetzt die Auf regung ? Doch es verlangt ja kein Mensch von der Sozialdemokratie, daß sie unsere Phantasie in spätere Jahr hunderte überführe. Sie soll ausschließlich offen darlegen, wie sch der sozialdemokratische Staat unter den heutigen Verhält nissen gestalten würde; denn so viel steht doch fest, daß Niemand seine Stimme einem sozialdemokratischen Kandidaten giebt, damit seine Ururenkelkinder einmal die Früchte soziali stischer Ideen ernten, sondern Jeder will schon für seine Person und seine Familie etwas von den Segnungen des „Zukunfts staates" einheimsen. Wenn demnach die Agitatoren dieBeseitigung der jetzigen Staats- und Gesellschaftsordnung predigen, so müssen sie sagen können, und dies bis ins Einzelste, was sie an deren Stelle zu setzen gedenken. Da aber die Antwort auf diese Frage in dem leitenden Organ der Sozialdemokratie, welches am 1. Oktober das bereits 1875 aufgestellte Gothaer Programm feierlich bekannt gegeben hat, abgelehnt wird, wie aus der obigen Darlegung ersichtlich, so ist wohl der Schlüß erlaubt, daß die Sozialdemokratie sich selbst noch nicht darüber klar ist, wie sie sich die deutsche Zukunftsrepublik und Produktionsgenossenschaft denken soll, und auf welche Art sie für die Unterhaltung, Erziehung, Bekleidung, Unterbringung von fünfzig Millionen Staatsangehörigen sorgen will. Den einzigen Anhalt zur Beantwortung dieser Fragen bietet das eben erwähnete Programm. Volksthümlich und allgemein verständlich kann man dasselbe in seiner Fassung kaum nennen, doch lassen wir dasselbe im Wortlaut folgen, um Jedem an die Hand zu geben, die sich nothwendig machende Verdol- mecschung des Programms zu kontroliren: I. Die Arbeit ist die Quelle alles Reichthums und aller Kultur, und da allgemein nutzbringende Arbeit nur durch die Gesellschaft möglich ist, so gehört der Gesellschaft, das heißt allen ihren Gliedern, das gesammte Arbeitsprodukt, bei all gemeiner Arbeitspflicht, nach gleichem Recht, Jedem nach seinen vernunftgemäßen Bedürfnissen. In der heutigen Gesellschaft sind die Arbeitsmittel Monopol der Kapitalisten- klasse; die hierdurch bedingte Abhängigkeit der Arbeiterklasse ist die Ursache des Elends und der Knechtschaft in allen Formen. Die Befreiung der Arbeiterklasse erfordert die Verwandlung der Arbeitsmittel in Gemeingut der Gesell schaft und die genossenschaftliche Regelung der Gesammt- arbeit mit gemeinnütziger Verwendung und gerechter Ver- theilung des Arbeitsertrages. Die Befreiung der Arbeit muß das Werk der Arbeiterklasse sein, der gegenüber alle anderen Klassen nur eine reaktionäre Masse sind. II. Von diesen Grundsätzen ausgehend, erstrebt die sozia listische Arbeiterpartei Deutschlands mit allen Mitteln (früher hieß es: mit allen gesetzlichen Mitteln!) den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft; die Zerbrechung des ehernen Lohngesetzes durch Abschaffung des Systems der Lohnarbeit; die Aushebung der Ausbeutung in jeder Gestalt; die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit. Die sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, obgleich zunächst im nationalen Rahmen wirkend, ist sich des internationalen Charakters der Arbeiterbewegung bewußt und entschlossen, alle Pflichten, welche derselbe den Arbeitern auferlegt, zu erfüllen, um die Verbrüderung aller Menschen zur Wahrheit zu machen. III. Die sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands fordert, um die Lösung der sozialen Frage anzubahnen, die Er richtung von sozialistischen Produktiv-Genossenschaften mit Staatshilfe unter der demokratischen Kontrole des arbeitenden Volks Die Produktiv-Genossenschaften sind für Industrie und Ackerbau in solchem Umfange ins Leben zurufen, daß aus ihnen die sozialistische Organisation der Gesammtheit entsteht. Die .sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands fordert als Grundlage des Staates: 1. Allgemeines gleiches direktes Wahl- uud Stimmrecht mit geheimer und obligatorischer Stimmabgabe aller Staatsangehörigen vom zwanzigsten Lebensjahre an für alle Wahlen und Abstimmungen in Staat und Gemeinde. Der Wahl- oder Abstimmungstag muß ein Sonntag oder Feiertag sem. 2. Direkte Gesetzgebung durch das Volk. Entscheidung über Krieg und Frieden durch daS Volk. 3. Allgemeine Wehrhaftigkeit. Volkswehr an Stelle der stehenden Heere. 4. Abschaffung aller Ausnahmegesetze, namentlich der Preß-, Vereins- und Versammlungsgesetze, über haupt aller Gesetze, welche die freie Meinungsäußerung, das freie Denken und Forschen beschränken. 5. Rechtsprechung durch das Volk. Unentgeltliche Rechtspflege. 6. Allgemeine und gleiche Volkserziehung durch den Staat. Allgemeine Schulpflicht. Unentgeltlichen Unterricht in allen Bildungs anstalten. Erklärung der Religion zur Privatsache. Die sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands fordert inner halb der heutigen Gesellschaft: 1. Möglichste Ausdehnung der politischen Rechte und Freiheiten im Sinne der obigen Forderungen. 2. Eine einzige progressive Einkommensteuer für Staat und Gemeinde, anstatt aller bestehenden, insbe sondere der das Volk belastenden indirekten Steuern. 3. Unbeschränktes Koalitionsrecht. 4. Einen den Gesellschafts bedürfnissen entsprechenden Normal-Arbeitstag. Verbot der Sonntagsarbeit. 5. Verbot der Kinderarbeit und aller die Gesundheit und Sittlichkeit schädigenden Frauenarbeit. 6. Schutzgesetze für Leben und Gesundheit der Arbeiter. Sanitätliche Kontrole der Arbeiterwohnungen. Ueberwachung der Bergwerke, der Fabrik-, Werkstatt- und Hausindustrie durch von den Arbeitern gewählte Beamte. Ein wirksames Haftpflichtgesetz. 7. Regelung der Gefängnißarbeit. 8. Volle Selbstverwaltung für alle Arbeiter-Hilfs- und Unter stützungskassen. Eine bündige Auslegung dieses Programmes giebt die „Weserzeitung": I. Das Privateigenthum wird abgeschafft, Die Arbeit wird von der Staatsgewalt angeordnet und geleitet' Aus dem Ertrage der Arbeit erhält Jeder so viel, wie die Staats»
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