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Dresdner Journal : 01.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-01
- Monat1887-10
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 01.10.1887
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V 228. L«leti- tritt?o.^ °Ltt ^Mrliot»: 4 »0 kk. Li»»«!»« ttmumsrn: 1V Lo-ao-tijiioLNxekakr»»« ^Sr ä«o kLum «m«r ^xpLltsllsu 2«i>2 tleivsr 8«t»r»tt tü t^s. Ovt»r „kiv^v-ooüt" äi« Zsile dv?1. ö«i uoä 2it?ero »t» «ottpr Lr»edetll«»r IH^licd mit Xourotua« 6«r 8o»o- m»ä -'«»rtt^s« »b«o<1». i>sro«pr»«ll-^iu»ot»Iui»r Ur. 12SL. Sonnabend, de« 1. Oktober, abends. 1887. Vres-nrrImrilal. Für di« SesainÜettung vercmnvsrUich: Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. LM»»«»« V» ÄMt-M-l»»»«— — lxtptt,: Oommi»«o»»r UrextQsr ^oanutt«; L»»k«r» - L«rU» - Vt«, - lxlpttU o. » : LaEn«t«n <S ^0-t«r, NoiU»-Vl«»-»o»d«r, kr»U-L«tp»t,-rr»»^»rt ». N. -»L»«L—: L>»<1 Lto»«,' r»rt» rooäoll - NsrU» rnmttarr »X It»tl^»rt: Laoä« <e tÄA«rUL" ,- SSrUt«: tt. LtM«r» /. Loret <« Oo U»r»»is«d«r r Tvichsl. ^ry>»<iitiov 6«, i)r«<i»«r ^ovrwtl», vi««ä«i», 2^riv««r»tr. X). ksr»,pr«ot»-^L»o«^«r Nr. 1tSK. Ämtliäitr Teil. Dresden, 1. Oktober. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, ist heute früh von Schloß Persenbeug hier eingetrofsen und hat Seinen bleibenden Aufenthalt in der 1. Etage des Königlichen Palais am Taschenberge genommen. Dresden, l. Oktober. Se. Majestät der König haben dem Oberbibliothekar der K. öffentlichen Bibliothek, Geheimen Hofrath Professor vr. Förste mann die nachgesuchte Beisetzung in den Ruhestand mit der gesetzlichen Pension unter Belassung seines Litels und Range- vom 1. Oktober d. I. an zu be willigen geruht. Se. Majestät der König haben dem zeitherigen ersten Bibliothekar an der König!, öffentlichen Biblio thek hier, Professor vr. Franz Leopold Friedrich Gustav Schnorr von Carolsfeld, zum Oberbiblio- thekar der gedachten Bibliothek zu ernennen Aller- gnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, vom 1. October dieses Jahres ab die Ent bindung des Regierungsraths Merz von der Funktion eines ständigen Mitglieds der Landes-Versicherungs amts in Folge seiner anderweiten Verwendung zu ge nehmigen und an dessen Stelle vom gedachten Zeit punkte an den Regierungs-Assessor vr. Rumpelt zum ständigen Mitgliede des Landes-VersicherungS- amtS zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den vortragenden Rath im Ministerium des Innern, Geheimen Regierungsrath von Ehren st ein, zum Kreishauptmann in Leipzig zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Amtshauptmann von Metzsch zu Dresden- Neustadt zum vortragenden Rath im Ministerium des Innern mit dem Dienstprädikate als Geheimer Re- gierungSrath zu ernennen. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der AmtShauptmann Freiherr von Weißenbach zu Großenhain zur AmtShauptmann- schäft Dresden - Neustadt und der AmtShauptmann Dr. Wäntig zu Glauchau zur AmtShauptmannfchaft Großenhain versetzt worden. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern, Regierungsrath Merz, zum Amtshauptmann in Glau chau zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Buchhalter in der Römerschen Fabrik in HainSberg, Ferdinand Richter in Deuben das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Druckfrdlerberichtiauug. In der amtlichen Bekannt machung in der gestrigen Ausgabe deS „Dresdner Journals" ist der Name deS m den Ruhestand versetzten LandgerichtSrats Ferdinand Theodor Kunad in Chemnitz irrtümlich als Konrad bezeichnet worden. nichtamtlicher Teil. Kekegraphifche WacHricHten. Berlin, 1. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem Vernehmen nach trifft CriSpi heute in FriedrichSruh ein. Metz, 3V. September, abends. (W. T. B.) In folge eines Gnadengesuchs, welches wegen deS gestern zu Gefängnisstrafe verurteilten Lohnes deS PolizeikommiffarS Schnebele an Se. Majestät den Kaiser gerichtet worden war, ist heute der telegraphische Befehl eingegangen, Schnebele sofort in Freiheit zu sehen. Schnebele ist heute abends 7 Uhr von hier ab gereist. Feuilleton. Der Komödianten-Natz. Ein« Geschichte aus den bayerischen Bergen. Bon Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) Der junge Herr sagte nichts, sondern seufzte nur verstohlen und befeuchtete einige Male mit der Zunge die Lippen. Da aber das erfehnte Ziel nicht mehr gar ferne war, fo beschleunigte er seine Schritte und Vater und Tochter folgten seinem Beispiele. Sie durchschritten Dorf Rotlach ohne Aufenthalt und in ziemlicher Eile, holten viele Spaziergänger ein, ließen sie wieder hinter sich zurück und mäßigten ihre Schritte erst dann, als sie das Gasthaus „zum Bartlmä" vor sich liegen sahen. Die Ankömmlinge traten in den schattigen WirtS- garten und bemerkten mit Vergnügen, daß sich noch nicht gar viele Gäste eingefunden hatten. Sie konn ten sich daher ein schattige- Plätzchen aussuchen, von dem au- man den im Sonnenlichte glitzernden und leuchtenden See nach allen Richtungen hin über blicken konnte. Eine derbe, rotbackige Kellnerin erkundigte sich nach den Wünschen der neuen Gäste und brachte dann für die Herren Bier und für die junge Dame Kaffee herbei. Ein starkknochiger, vier- fchrotiger Mann half zwei Kellnerinnen bei Bedienung der Gäste; derselbe befand sich, wahrfcheinlich der Hitze wegen, in Hemdärmeln und hatte eine große, weihe Schürze umgebunden, mit der er sich von Zeit Wien, 30. September. (W. T. B.) Die Grenzsperre, welche in PodwoloczySka gegen die Ein- und Durchfuhr von Schafen und tierischen Produkten angeordnrt war, ist wieder anfgehohe» worden. Paris, 30. September, abeadS. (W T B.) Nach einer der Regierung zugegangrne» Mitteilung, soll dir deutsche Regierung sich bereit erklärt haben, der Witwe Brignon eine Unterstützung zu gewähre« und zwar ohne daS Resultat der gerichtliche» Untersuchung abzuwarten, die ihren Fortgang nehmen soll. Dublin, 1. Oktober. (Tel. d. DreSdv. Journ.) O'Brien und der Lordmayor von Dublin find in Anklagezustand versetzt worden, weil die von ihnen herausgegebenen Zeitungen „United Ireland" und „Nation" Berichte über die Verhandlungen unter drückter Zweigvereinr der Nationalliga veröffent lichten. Dresden, 1. Oktober. Die Thronrede des österreichischen Kaiser». Von Allen, denen die europäische Ordnung und die Sicherung der Zukunft am Herzen liegt, wurden die jüngst gesprochenen Kaiser!. Worte mit freudiger Zu stimmung ausgenommen. DaS gilt nicht nur für Österreich, sondern auch für andere Staaten. Die Thronrede, mit welcher Kaiser Franz Joseph den ungarischen Reichstag eröffnet hat, ist für da- Ausland und besonders für uns Deutsche von hervor ragendem Interesse, wenn auch nur bezüglich der aus wärtigen Angelegenheiten. ES wird darin mit einer alle anderen Deutungen ausschließenden Klarheit ge sagt, daß gegründete Hoffnung auf Erhaltung deS Friedens nur dann vorhanden sei, wenn die öster reichisch-ungarische Regierung auch sernerhin eifrig mit jenen Faktoren zusammenwirke, mit denen vereint ihr diese Friedenserhaltung auch bisher gelungen sei. Das ist genau derselbe Gesichtspunkt der Beurteilung der europäischen Lage, welchem Tisza neulich vor sei nen Wählern Ausdruck gegeben hat E» ist dies zu gleich die erste öffentliche Wiederspiegelung der Unter redung, welche Graf Kalnoky vor einigen Wochen in FriedrichSruh mit dem deutschen Kanzler gepflogen hat. Die „Faktoren", mit denen die österreichische Monarchie zu dem obenbesagten Zwecke zusammen zu arbeiten hat, — so sagt eine Betrachtung der „M. Ztg." —, sind Deutschland, Italien und England. Trotz der Stärke dieses Bundes erscheint e» auch dem ungarischen Minister unzulässig, die größtmögliche Vervollkommnung der Wehrkraft seines StaateS außer Acht zu lassen. Obwohl die ungarischen Finanzen zu wünschen übrig lassen, erkennt der Minister der Linken freimütig an, daß die gegenwärtige Weltlage nicht bloß die Aufrechterhaltung, sondern auch die „Vervoll kommnung" der schweren Rüstung erheischt, welche Österreich gleich anderen Staaten zu tragen hat. Die Thronrede vermeidet es, wie man hieraus deutlich er sehen kann, die Dinge anders und schöner zu fär ben, als sie in Wahrheit sind. Es ist nicht zu zwei feln, daß der ungarische Reichstag voll und ganz der berechtigten Auffassung dieser Lage, die ja eine erfreuliche nicht genannt werden kann, beitreten wird. Näheres über die politische Lage wird man jedenfalls demnächst in der Darlegung der auswär tigen Verhältnisse hören, welche Graf Kalnoky in Wien vor den Delegationen zu geben hat. Eine Annähe rung Englands an den Verteidigungsbund der drei europäischen Mittelmächte Österreich, Deutschland und Italien ist, wie jetzt von verschiedenen Seiten bestätigt wird, in letzter Zett erfolgt, wenn auch kein formeller zu Zeit sein erhitztes rotes Gesicht abtrocknete. Hier und da blieb er oei einigen bäuerischen Gästen stehen, nippte der Reihe nach an ihren Bierkrügen und plau derte einige Augenblicke mit ihnen. Mit den Städtern ging er etwas weniger vertraulich um und fügte feinen höflichen Grüßen meistens auch noch einige ungelenke abgehackte Verbeugungen bei. Jetzt hatte er die neuen Gäste erblickt und er watschelte sofort herbei, um sie zu begrüßen. „Grüß Gott beieinander", sagte er händereibend und verbeugte sich, wobei er mit dem Fuße hinten auSscharrte, „grüß Gotti Freut mich, daß Sie mir auch die Ehr' schenken. Ich hoff', daS Bier wird Ihnen schmecken, denn ich hab' grab' voneh ein frisches Fasse! an'zapft." „Sehr gut und frisch ist's", nickte der a!te Herr, den Krug mit befriedigter Miene wieder absetzend. „Ah, daS schmeckt nach einem solchen Spaziergang!" „Sie sind wahrscheinlich auf der Landstraß' herüber gekommen?" fragte der Wirt. „Ja, dann glaub' ich'- gern, daß Sie Durst gekriegt hab'n. T)ie Sonn' brennt heut' ein bissel anders und der viele Staub trückert einem ja völlig die Gurgel au». Man kann sich schier gar nimmer retten vor lauter Hitz' und möcht' am liebsten gleich mitsamt dem G'wand z'tiefst in 'n See 'neinspringen, nur g'r.d' um sich wieder ein bissel abzufrischen." „Ihr habt wohl jetzt immer viele Gäste?" fragte der alte Herr ,^kann net Nagen", antwortete der Wirt. „DaS i» immer die schönste Zeit, der Sommer! Ja, wenn wir die Stadtleut' net hätten, da thät ei diemal gar bö» au-schau'n! Aber jetzt wimmelt ja alle- von BündniSabschluß. Die Lage Englands gegenüber Frankreich in Ägypten und gegenüber Rußland in Afghanistan macht dies vollkommen erklärlich. Wenn nicht alles täuscht, so wird die weiter» Ent wickelung der Dinge in Rußland wie in Frankreich dafür sorgen, daß das Zusammenschließen der ge nannten vier Mächte ein immer engeres und durch die gegenseitigen Interessen bedingtes werden wird. Lagesgeschichte. Dresden, 1. Oktober. Ihre Majestät die Königin wird Sich morgen nachmittag zu einem Besuche Ihrer Königl. Hoheit der Frau Herzogin-Mutter von Genua von hier über Hof, Lindau nach Stresa am mL^ttior« begeben. Die Reise Ihrer Majestät erfolgt im strengsten Jncoqnito und eS wird jede Verabschiedung allhier und Begrüßung unterwegs im Voraus dankend ab gelehnt. In der Allerhöchsten Begleitung werden sich be- findeni Hofdame Gräfin Einsiedel und Kammerherr v. Minckwitz. Dresden, 1. Oktober. Nach vorläufig getroffener Bestimmung soll der Landtag zum 9. November d. I. zusammenberufen werden. * Berlin, 30. September. Der Geburtstag Ihrer Majestät der Kaiserin wurden heute in Baden-Baden in festlicher Weise begangen. Ihre Majestät nahm zuerst die Glückwünsche Sr. Majestät deS Kaisers entgegen, alsdann wurden die Kaiser!. Hofstaaten zur Gratulation empfangen. Daraus erschie nen die Großherzogl. badische Familie, Prinz Heinrich von Preußen, der Großherzog von Sachsen-Weimar, der Fürst von Hohenzollern, die Herzogin von Hamilton und der König von Belgien, um Ihrer Majestät ihre Glückwünsche darzubringen. Von Sr. Majestät dem Kaiser erhielt die Kaiserin reiche Geschenke, unter denen zwei kostbare Vasen und ein Renaissanceschrein beson der- hervorragen. Der König von Belgien über reichte ein Riesendouquet mit Blumen der seltensten Art. An dem Diner bei Ihrer Majestät nahmen die sämtlichen genannten Fürstlichkeiten und außerdem der Kaiser von Brasilien mit seinen Familienangehörigen, sowie der Großherzog und die Prinzessin Irene von Hessen teil. Letztere trafen nachmittags 4 Uhr hier ein und waren von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich und von den Großherzogl. badifchen Herr schaften auf dem Bahnhofe empfangen worden. — In Berlin wurde der Geburtstag Ihrer Majestät der Kaiserin ebenfalls festlich begangen. Auf dem Königl. Schlosse wehte den Tag über die Kaiser- standarte, die Königl. und die Prinzl. Palais, die Kasernen, öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser hatten Flaggenschmuck angelegt. — Die Wachen und Posten zogen im Paradeanzuge mit Haarbusch auf Wie schon in früheren Jahren, fand eine festliche Be wirtung der Hospitaliten in den von der Armendirek tion ressortierenden Hospitälern und der im Arbeits- Hause befindlichen Personen statt. Der Staatssekretär des Innern, Staatsminister v. Boetticher, hat nach Beendigung seiner Kur am 29. v. Mts. Karlsbad verlassen. Wie verlautet, ge denkt derselbe am Sonntag oder Montag hier ein zutreffen, jedoch nur kurze Zeit in Berlin zu ver weilen, und dann eine Nachkur auf dem Lande zu ge brauchen. Der bisherige Konsul zu Sansibar, Generalkonsul Or. Arendt, welcher seit einiger Zeit beurlaubt ist und sich hier aufhält, ist dem Vernehmen nach zum Generalkonsul für Antwerpen bestimmt. Das dortige im Frühjahr neu errichtete Generalkonsulat wird gegenwärtig noch kommissarisch von dem Berufs konsul für den Hafen von London, Vizekonsul Stem rich, verwaltet. 0r. Arendt wird in kürzester Zeit auf Fremden, wo man hinschaut. Au^m Se. schwimmen's herum, im Wald und Feld sind'- anzutreffen und auf die höchsten Almen kraxeln sie hinauf. Man hat frei lich diemal viel Müh' und Plag' mit die Leut', aber was will man machen! Plagen muß sich der Mensch einmal —" Der alte Herr unterbrach den redseligen Wirt, der ohne viele Umstände an ihrem Tische Platz genommen hatte, mit der Frage, wer der alte weißhaarige Mann fei, der nicht weit von ihnen an einem Nachbartische sitze. Der Wirt blickte nach der bezeichneten Richtung hin und wandte sich dann wieder mit der Gegenfrage zu dem alten Herrn, ob er den meine, der jetzt eben gerade mit einem rothaarigen Burschen spreche. Der alte Herr bejahte es. „Das ist der Komödianten-Natz!" antwortete der Wirt. „Der Komödianten-Natz?" rief der alte Herr ver wundert. „Der alte Mann sieht doch nicht au- wie ein Komödiant —" ,La, jetzt iS er freilich keiner mehr", sagte der Wirt mit etwas leiserer Stimme, damit ihn die am Nachbartische nicht hören konnten, „aber vor dreißig Jahren ist er einmal mit so Komödianten oder Seil tänzern im Land herumgezogen und seit derselbigen Zeit ist ihm der Nam' auch geblieben." „So? Nun, und wa» ist er denn jetzt?" fragte der alte Herr neugierig. „WaS er jetzt ist? Ein Bauer iS er und er hat ein kleines Gütl da unten am See", sagte der Wirt. „Aber er i» alleweil ein narrischer Kerl g'wesen und iS'» noch und wenn ich Ihnen alle die Stückeln er zählen müßt', die der schon geliefert hat in seiu'm seinen neuen Posten abreisen Danach sind jetzt offen: das Generalkonsulat zu Sidney, dessen bis heriger Inhaber Travers Ministerresident für Marokko in Tanger geworden ist; das Generalkonsulat für Bulgarien zu Sophia, welches jetzt vom Konful zu Galatz, v Aichberger, kommissarisch verwaltet wird, und das Konsulat zu Sansibar, wo Vizekonsul vr. Michahellis gegenwärtig die Geschäfte führt. In der Angelegenheit von Raon wird gemeldet, daß auf dem Thatorte eine gemeinsame Untersuchung der deutschen und französischen Behörden stattgefunden hat. Über das Ergebnis ist noch nichts bekannt. Wie nicht anders zu erwarten, bestreitet die Pariser Presse die Richtigkeit der durch die deutschen Erhebungen ge wonnenen Resultate in mehr oder minder heftiger Form. Wien, 30. September. Die gestern bei Er öffnung des ungarischen Reichstages gehaltene Thron rede hat die von vielen erwarteten Aufklärungen nicht gebracht. Der kurze Absatz, welcher von den auswär tigen Beziehungen spricht, ist von bemerkenswerter Farblosigkeit; er konstatiert freundschaftliche Beziehungen zu allen Mächten, hebt aber gleichzeitig hervor, daß die allgemeine Weltlage ein Nachlassen in der Für sorge um die Ausgestaltung der Wehrkraft nicht gestatte. Der weitaus überwiegende Teil der Thronrede ist den inneren Angelegenheiten gewidmet. Die Erwartung, daß die Verstaatlichung des Eisen bahnnetzes allmählich aufgegeben werden soll, scheint sich nicht bewahrheiten zu sollen; als sicher geht aus der Thronrede hervor, daß die Ablösung der Reqa- lien, speziell der eigenartigen Schankmonopole, in An griff genommen werden soll. — Graf Taaffe benutzte seine Anwesenheit in Buda-Pest, um mtt der ungari schen Regierung über die zwei noch ungelösten Fragen des Ausgleichwerkes, die Spiritussteuer und die Zuckersteuer, zu verhandeln. — Der gestrige Tag gestaltete sich zu einer wahren Nationalfeier Ungarns. In Gegenwart Sr. Majestät de- Kaisers, der Mini ster, mehrerer Botschafter, der Generalität und aller, welche im politischen oder sozialen Leben Ungarns eine Rolle spielen, wurde das von den« verstorbenen Bild hauer Huszar modellierte Denkmal des „Weisen der Nation" Franz Deaks enthüllt. Der Bruder des Mi nisterpräsidenten Tisza hielt als Obmann des Denk Maikomitees die Festrede an den Monarchen. Depu tationen aus den meisten Städten und Komitaten waren erschienen; zahllose Kränze wurden an dem Sockel des Denkmals niedergelegt. — Der Antrag der Lemberger philosophischen Fakultät, es mögen an der dortigen Universität Vorträge über Anatomie und Physiologie eingeführt werden, ist seitens der Uuterrichtsverwaltung genehmigt worden. Der Mo- tivenbericht führt aus, daß in diefer Maßregel der erste Schritt zur Kompletierung der Lemberger Hoch schule mit einer medizinischen Fakultät zu erblicken wäre. * Paris, 30. September. An der Schwelle der politischen Wintercampagne Frankreichs lauert daS Manifest des Grafen v. Paris und entpuppt sich immer mehr als ein Faktor, mit dem die maßgeben den Kreise werden rechnen müssen, wenn sie sich nicht der Begehung eines schlimmen parteitaktischen Fehlers schuldig machen wollen. Ein gewiegter Politiker, wie der „Tonkinese" Ferry unstreitig ist, ließ er sich denn auch gestern die Gelegenheit nicht entgehen, im Kreise seiner Wähler zu Epinal, nahe der französisch deutschen Grenze, das beregte Manifest scharf zu zerzausen und sich solchermaßen der öffentlichen Meinung aufs neue zu insinuieren Als bedeutender Republikaner konnte Ferry natürlich nicht anders, wie von dem Manifest direkt in möglichst geringschätzigem Tone reden. Daß er eS im Herzen aber nicht so ganz als guuntiti« betrachtet, geht aus den Darlegungen Her- Leben, dann dürft' ich wochenlang in einem fort er- »ählen und ging mir der Stoff net aus. Die Haupt fach' will ich Ihnen aber g'schwind erzählen, weil Sie sich für ihn interessieren", fügte er hinzu, setzte sich in Positur und begann: „Der Nazi und ich waren Schulkameraden und haben einander, so lang' ich denk', gut leiden können. Ich aber hab' ein bissel ein' harten Kopf gehabt und der Nazi war ein gescheiter Kerl; wenn er mir beim Schulaufgabenmachen net alleweil so getreulich geholfen hätt', wär' ich meiner Lebtag nie fertig' worden Ich hab' ihn auch dafür recht gern g'habt und wenn er angefeindet oder verklamperit worden is, hab' ich alle weil feine Partei genommen. Wie wir aus der Schul' 'kommen sind, hat er bei feinem Vater als Bauern knecht arbeiten müssen und das hat ihm gar net ge taugt, denn er hätt' lieber studieren mögen, aber da von hat sein Vater nix wissen woll'n. Ich bin auch bei meinem Vater 'blieben und hab' in der Wirtschaft mitgeholfen. So sind wir siebzehn, achtzehn Jahr' alt' worden und waren in der letzten Zett nimmer viel beieinander, denn der Notz is nach und nach ganz menschenscheu 'worden und is alleweil mutterseelenallein drauß'n im Holz und oben auf den Bergen herum geschlichen. Da kommt auf einmal an einem schönen Sommerabend ein Komödiantenwagen nach Tegern und stellt in der Post ein. Der Posthalter hat den Komödianten erlaubt, daß sie auf'm Tanzboden ein Theater aufschlagen und da Komödie spielen dürfen. Sie haben auch ein ganz gutes Geschäft g'macht, denn die Fremden hab'n oft die Stück', die'- aufg'führt hab'n, angeschaut, weil e- da alleweil viel zum Lachen geben hat und die Bauern sind auch diemal hinein-
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