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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.07.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-23
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070723018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907072301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907072301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-23
- Monat1907-07
- Jahr1907
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Morgen Ausgabe 8. BezugS-Prei» für Leip,ia und Bororte durch unsere lri-er und Spediteur« in» Hau» gebracht: Lut gabe t (nur morgen») »ierteljtdrttch 3 M., nionatlich 1 M : «utgabe » (morgen« und abend») vierteljährlich 4.30 M., monLtlich 1.50 M. Dur» die Voft bezogen 6 mal täglich) innerhalb Deutlchland» u der deutschen Kolonie» vierteljährlich b.A M., monatlich I.7Ü M. au»Ichl. Postbestellgeld sür Oesterreich S L «6 k, Ungar» ö L vierteljährlich. Abonnement-Lnnabm«: Lug»ft»s»latz 8, bei unseren Drägern, Filialen. Spediteure» und Annahmestellen, sowie Postämtern u»d Briefträger». Die einzeln« Bummer kostet 1V Pf» «rdaktton und »rp«ditto«u Johannitgasse 8» Delephon Nr. 14SV2, Nr. 14383, Nr. I4SS4, MMgcrTllgMaN Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 202 Dienstag 23. Juli 1907. iverltaer «edakttonD -lvurrem: Brrlin dlVV. 7, Prinz Laut» Ferdinand- Straß« I. Delephon Ö Nr. 927S. Anzeigen-Preis für Inserate au« Leipzig und Umgeb»», die Saespaltene Petitzrile 25 Ps., finanzielle Anzeigen 30 Ps., Reklamen I M.; von LUtwärt» 30 Ps., Reklamen 1.20 M.; vomAu«land5OPs., finanz. Anzeigen75Ps., Reklamen 1.5>^ M. Inserate v. Behörden im amtlichen Teil 40 Ps. Beilagrgebübr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. «eichästtanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Taris, gestertetlte Austräge können nicht zurück, gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wirb keine Garantie übernommen. Lnzeigen-Lnnahme: Lugustusplatz 8 bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- ikxpeditlonen de« In- und Auslände». Haupt Filiale lkerlin: Earl Duncka , Herzog!. Bahr. Hofbuch handlung, Lützowstrabe 10. (Telephon VI, Nr. 4M3). 101. Jahrgang. Da» wichtigst« vsin Tage. * Die Abfahrt des Kaisers von Drontheim erfolgte gestern erst vormittags 11 Uhr. * Das bayerische Kultusministerium hat die Amts niederlegung des Professors Merk! als unbegründet zurückgewiesen. * Im Mordprozeß Han wurde der Angeklagte mit 7 Stimmen Mehr heit znm Tode verurteilt. Hau hat Nevisiou eingelegt. * In Halle hat schon wieder ein Pi st o I en d u e ll mit töd lichem Ausgange stattgefunden. (S. Letzte Tep.j * Am 3. November wird das Referendum über das Schweizer Militärgesetz stattfinden. * DaS Grabdenkmal für Pap st Leo XHI. ist gestern auf- gestellt. (S. Ausl.) * Japan beabsichtigt eine weitere Einschränkung der Rechte des Kaisers von Korea. sS. Ausl.) * Aus Tokio wird gemeldet: Am 20. Juli sand in dem Kohlen, bergwerke Toyorka. Provinz Bunge, eine Explosion statt. Dem amt lichen Bericht zufolge befinden sich 471 Ä e r g l e u t e in dem Bergwerke; man befürchtet, daß die meisten von ihnen umgekommen sind. Eine Arktik -er Rvitikerr. Wir werden gebeten, folgende Ausführungen zu veröffentlichen, die sich mit einer Kritik der an dem Wahlrechtöentwurf geübten Kritiken beschäftigen. Obwohl der Verfasser auf einem anderen Parieistandpunkt als dem unsrigen steht, und wir nicht in allem ihm zust immen tonnen, hallen wir die Tendenz der Ausführungen doch für so beherzigenswert, daß wir ihnen gern Aufnahme gewähren. Sie lauten: Nachdem der Wahlgesetzentwurf der Regierung und die sich daran anschließenden Aeußerungen des Legationsrates von Nostitz-Wallwitz über eine in Sachsen bestebeude Nebenregierung in den Zeitungen wohl aller Parteischattierungen kritisiert worden sind, sei eö einem objektiven Beobachter gestattet, au diesen Kritiken selbst einmal Kritik zn üben. Was zunächst die WahlrechiSfrage anlangt, so wird allseitig zu gegeben, daß diese für Sachse» eminent wichtige Frage dringend der Lösung bedarf; Wohl der schlagendste Beweis hierfür — wenn es über haupt eines solchen noch bedürfte — ist die Tatsache, daß selbst die Agrarkonservativen ihrerseits die Vorlegung eines Gesetzentwurfs in Aussicht gestellt haben. Geht man von dieser sonach allgemein anerkannten Notwendigkeit aus, so kann mau rS bei den weitaus meisten Kritiken über den Regierungsentwurf vom objektiven Standpunkte aus nur auf daS Leb hafteste bedauern, daß dieser Entwurf fast durchweg lediglich nach Partei rücksichten beurteilt wird, während der Grundsatz „daS Vaterland über der Partei", der bei einer so überaus wichtige» und schwierigen Frage zunächst ganz allein maßgebend sein sollte, von nur zu Vielen gänzlich vergessen zu sei» scheint. Ganz gewiß soll und muß — was auch hier ausdrücklich betont sei — ernste und eingehende Kritik an einer so wichtigen Vorlage geübt werden, die Kritik müßte aber, je ernster die Sach« ist, auch ihrerseits um so objektiver und vor allem darauf gerichtet fein, ob daS Wohl des Staates im ganzen gefördert wird, wa» schon notwendigerweise dann der Fall ist, wenn die Vorlage eine Verbesserung gegen den bis herigen Zustand bedeutet. Wird diese letztere Frage aber — wie eS tatsächlich von allen Seiten, selbst von der Sozialdemokratie, geschieht — bejaht, so dürsten einzelne Teile der Vorlage, wie z. B. daS Pluralwahlshstem, die Koinmunalwahlen, vom Parteiftandpunkte au- nur dann völlig ver worfen werden, wenn dies ohne Gefährdung des Ganzen möglich, d. h. wenn der neue Vorschlag geeignet ist, sich ohne weitere» an Stelle des AuSgeschalteten dem Ganzen einzufügea. Daß die» schwer und nur nach Kenntnis und Prüfung aller einschlagenden Verhältnisse möglich ist, wird gewiß niemand verkennen, doch wäre e» im Interesse der Sache nur zu wünschen, wenn sich dies alle Parteien bei der nunmehr ruhiger einsetzenden Kritik stet» vor Augen halten wollten. Aehnlich liegt e» bei der Kritik über die Aeußerungen des LegationS- rateS von Nostitz. Es soll hier völlig dahingestellt bleiben, ob die behauptete Nebenregieruug in Sachsen bestanden hat und ob eS richtig und notwendig war, diese Frage im gegenwärtigen Momente aufzurollen — eine objektivere Kritik hätten diese Aeußeruuge» ganz gewiß verdient. Daß Herr von Nostitz mit jenen Aeußerungen seine ehrliche Ueber- zeugung auSgelproche» hat, hat er nicht nur selbst gesagt, sondern da wird auch jeder glauben, der die Rede gelesen hat und der ihn kennt. Wenn dann die Kritiken versucht haben, ohne jeden Schatten eines Beweises seine amtliche Stellung iosolg« jener Reve al» er schüttert zu bezeichnen, wenn trotz de» au- dem Wortlaute seiner Rede sich klar ergebenden Gegenteile m einer sonst erust zu nehmenden Zeitung ausgeklügelt und behauptet worden ist, seine Angriffe richteten sich auch direkt gegen seinen eigenen Chef, den Grafen Hohenihal, wenn e» schließ lich auch nicht an Versuchen gefehlt hat, die ganze Angelegenheit und die Person de« Redner» io» Lächerliche zu ziehe», so kann auch dies« Art der Kritik aus den objektiven Beobachter nur abstoßend wirken und wird schließlich nur dazu führen, daß ernste und an sich geeignete Männer, um nicht mit Schmutz beworfen zu werden, sich mehr und mehr von politischen Dingen fernhalteu. Daß schließlich ein sächsischer Abgeordneter selbst mit voller Namens nennung und mit der ausdrücklichen Bezeichnung »Mitglied der zweiten Ständekammer in Sachse»" einen Artikel im .Tag" veröffentlicht hat, in welchem er de» Grasen Hohenihal und den LegationSrat von Nouitz in satirischer Weise herabzuziehen sucht, sei nur deshalb allein erwähnt, uD^uu zeige», auf welchen Bahueu sich die Kritiken über eine LebenS- f»gr de- Volke» selbst in Kreisen bewegen, die zu einer ernsten Prüfung amtlich berufen stud. Wenn diese Zeilen dazu beitragen würden, die Kritiken objektiver zu gestalten und sich dabei immer den Grundsatz vor Augen zu halten «da» Vaterland über der Partei", so wäre deren alleiniger Zweck voll erfüllt. Anmerkung der Redaktion. Der in den vorstehenden Ausführungen als Verfasser eines gegen den Grasen Hohenihal und den Legationsrat von Nostitz-Wallwitz gerichteten Artikels im „Tag" genannte Herr ist der konservative Abgeordnete Eduard Ulrich. Die Verteilung -er ordentlichen Gerichte in Deutschland. DaS vom Kaiserlichen Statistischen Amt berauSgegebene „Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich" (Berlin, Pultkammer L Mühlbrecht) hat in seinen neuen Jahrgang auch eine Uebersicht über die Verteilung der ordentlichen Gerichte ausgenommen. Aus dieser vom Reichsjustizamt gelieferten Uebersicht geht hervor, daß am 1. Januar 1907 im Deutschen Reiche 1942 Amtsgerichte und 17K Landgerichte vorhanden waren. Die durchschnittliche Einwohnerzahl ist sowohl in den einzelnen Amtsgerichts bezirken wie in den einzelnen Landgerichtsbezirken sehr verschieden. Während nach dem Reichsdurchichnitt die Einwohnerzahl eines AmtSgerichtSbezirkS sich auf 29 025 beläuft, betrug z. B. die durchschnittliche Einwohnerzahl eines AmtsgerichtsbezrrkS im Oberlandesgerichtsbezirk Cassel 1l8l8, im O.-L.-B. (O.-L.-B. ist im folgenden die Abkürzung für „OberlandeSgerichtSbezirl". Red.) Darmstadt 21 130, im O.-L.-B. Hamm 35 561, im O.-L -B. Marienwerder 37 486, im O.-L.-B. Berlin 45 848, im O.-L.-B. Düsseldorf 53 208, im O.-L.-B. Hamburg 125 261. Nach dem Reichsdurchichnitt war die durchschnittliche Einwohnerzahl eines L a n d g e r i ch t S b e z ir k s 320 268, die einzelnen Oberlandesgerichts bezirke weisen aber teils erheblich kleinere, teils erheblich größere Zahlen auf. Am niedrigsten war die durchschnittliche Einwohnerzahl im O.-L.-B. Rostock mit 177 593, es schließen sich an der O.-L.-B. Oldenburg mit 180 783, der O.-L.-B. Jena mit 180 197, der O.-L.-B. Augsburg mit 202 826, der O.-L.-B. Frankfurt a. M. mit 253 506, der O.-L.-B. Marienwerder mit 299 890. Dagegen beträgt die durchschnittliche Ein wohnerzahl eines Landgerichtsbezirks im O.-L.-B. Stettin 326 966, im O.-L.-B. Breslau 333 490, ,m O.-L.-B. Darmstadt 373 298, im O.-L.-B. Düsseldorf 372 453, im O.-L.-B. Hamburg 375 782, im O.-L.-B. Hamm 448 952, im O.-L.-B. Kiel 462 656, im O.-L.-B. Braunschweig 464 333, im O.-L.-B. Köln 488 561, im O.-L.-B Berlin 499 740, im O.-L.-B. Dresden 600 317. Die Zahl für den O.-L.B. Dresden ist die größte, sie übertrifft Len Reichsdurchschnitt fast um das Doppelte. Natur gemäß ist das Verhältnis zwischen Richterzahl und Ein wohnerzahl in den verschiedenen Bezirken sehr verschieden. Die Gesamtzahl der Richter (ohne die Richter beim Reichs gericht und beim bayerischen Obersten Landesgericht) betrug am 1. Januar 1907 9289. Im Reichsdurchschnitt kam 1 Richter auf 6068 Einwohner. Dagegen kam durchschnittlich 1 Richter im O.-L.-B. München auf 4127 Einwohner, im O.-L.-B. Bamberg auf 4501, im O.-L.-B. Augsburg aus 4695, im O.-L.-B. Nürnberg auf 4617, ,m O.-L.-B. Braunschweig aus 4993, im O.-L.-B. Zweibrücken auf 5040, im O.-L.-B. Berlin aus 5173, im O.-L.-B. Jena auf 5339, im O.-L.-B. Darmstadt auf 5999, im O.-L.-B. Kassel auf 5579, im O.-L.-B. Dresden auf 6329, im O.-L.-B. Köln aus 6428, im O.-L.-B. Düsseldorf auf 6834, im O.-L.-B. Kiel auf 6871, im O.-L.-B. Stettin auf 7364, im O.-L.-B. Karlsruhe auf 7354, im O.-L.-B. Kolmar auf 7745. Die meisten Richter zählt also verhältnismäßig Bayern, die wenigsten Elsaß-Lothringen. Rechtsanwälte gab eS am 1. Januar 1907 (ohne die beim Reichsgericht und beim bayerischen Obersten Landesgericht zugelassenen) 8608. Nach dem Reichsdurchichnitt kam demgemäß 1 Rechtsanwalt auf 6548 Einwohner. In den einzelnen OberlandeSgerichtsbezirken ist die Durchschnittszahl wiederum entweder wesentlich niedriger oder wesent lich höher. Im O.-L.-B. Berlin kam schon 1 Rechtsanwalt auf 3766 Einwohner, im O.-L.-B. München auf 3822, im O.-L.-B. Rostock auf 4358, im O.-L.-B. Karlsruhe auf 5748, im O.-L.-B. Darmstadt auf 5743, im O.-L.-B. Stuttgart auf 6614, IM O.-L.-B. Nürnberg auf 7479, im O.-L.-B. Jena auf 8191, im O.-L.-B. Stettin auf 9617, im O.-L.-B. Celle auf 9347, im O.-L.-B. Königsberg auf 9646, im O.-L.-B. Kolmar aus 12 024, im O.-L.-B. Old-nburg auf 22 598. Ein Vergleich mit den Jahren 1905 und 1903 läßt erkennen, daß die durchfchnitiliche Einwohnerzahl der Amis- und der Landgerichts bezirke etwas zurückgegangen ist, soweit der Reichsdurchschnitt in Frage kommt. Im Vergleich mit den Jahren 1897, 1899 und 1901 aber ist die Einwohnerzahl der GerichlSbezirke etwas gestiegen. Dagegen hat die Zahl der Richter eine solche Vermehrung erfahren, daß gegenwärtig 1 Richter auf rund 800 Einwohner weniger kommt, als im Jahre 1897. Noch stärker hat sich verhältnismäßig die Zahl der Rechtsanwälte ver mehrt. 1 Anwalt kam im Jahre 1897 aus 8479 Einwohner, während jetzt 1 Anwalt auf 6548 entfällt. Der Gesundheitszustand in den deutschen Kolonien. Der Gesundheitszustand in den deutschen Kolonien wird durch die Medizinalberichte über die deutschen Schutzgebiete beleuchtet, die von der Kolonialabteiluna des Auswärtigen Amtes herausgegeben worden sind. Die Aerzte haben in den Kolonien eine wesentlich andere Auf gabe, als daheim, weil sie viel stärker zur Wahrnehmung hygienischer Anforderungen berangezogen werden, als es hier der Fall ist. Daheim ist das Heilen, drüben das Verhüten von Krankheiten der vorwiegende Teil ihrer Tätigkeit, obgleich sich selbstverständlich eine scharfe Grenze überhaupt nicht ziehen läßt. Dr. Nösle aus Dresden entwirft aus Grund des vorhandenen, letzt ziemlich reichlichen Materials in der „Münchener Medizinischen Wochenschrift" ein Bilo von den Gesundheitsverhältnissen in den deutschen Kolonien und beginnt mit dem Hinweis auf die noch nicht genügend gewürdigte Tatsache, daß sich die Ansichten über die Be deutung des tropischen Klimas an sich in neuester Zeit wesentlich ge- ändert haben. Die Vorstellung, daß das Tropenklima allein schon ge sundheitsschädlich wirkt, wird jetzt bereits als altmodisch betrachtet und erinnert auch in der Tat etwas an die altertümliche Anschauung, wonach die Nebel und „bösen Dünste" die Träger aller möglichen Krankheiten sein sollen. Nur wer schon mit krankem oder geschwächtem Körper auS der gemäßigten Zone in die Tropen kommt, hat von dem dortigen Klima eine Gefahr zu befürchten. Durchaus gesondert davon sind die eigent- licken Tropenkrankheiten zu beurteilen, die allerdings insofern eine andere Stellung einznnehmen scheinen, als die Krankheiten der ge- mäßigten Zone, weil sie bisher fast keinen Europäer ganz zu verschonen pflegten. Aber auch das ist keine Notwendigkeit, sondern grade in un seren tropischen Kolonien sind die Beweise dafür geliefert worden, daß der Mensch im Kampfe gegen die Tropenkrankheiten sehr bedeutende Erfolge zu erringen vermag, obgleich die Tropenhygiene von der Ein bildung, bereits auf der Höhe ihrer Entwicklung zu stehen, weit ent fernt ist. Sie kann sich einer solchen Täuschung auch kaum hlngeben, da sie in ihren Fortschritten selbstverständlich von der Vervollkomm nung der medizinischen Kenntnisse über die Tropenkrankheiten ab hängig ist. Am lehrreichsten sind für die Beurteilung der hygienischen Leistungen in unseren Kolonien die Verhältnisse von Deutsch-Ostasrila schon deshalb, weil dort vergleichsweise viele Europäer ansässig sind. Im Jahre 1904 — weiter ist die Statistik noch nicht gekommen — er- krankten von den 1200 Europäern Deutsch-Ostafrikas noch 915, also mehr als drei Viertel. Aber ehe aus dieser hohen Zahl weitere Schlüße gezogen werden, müssen sie noch etwas eingehender untersucht werden. Die weitaus meisten Fälle kamen auf ansteckende Krankheiten, nämlich 40 vom Hundert, dann folgten mit 14 v. H. Krankheiten der Ernährungs organe und 10 v. H. Hautkrankheiten, wahrend alle übrigen Krankheiten sich in größerem Abstande hielten. Es sei nur noch erwähnt, daß die Krankheiten durch tierische Schmarotzer und Nervenkrankheiten mit etwas über 2 v. H. vertreten waren. Von den ansteckenden Krank heiten forderte die Malaria allein vier Fünftel aller Fälle, und weitere 9 v. H. entfielen auf das verwandte Schwarzwasserfieber. Besonders aufaefuhrt werden außerdem Ruhr (Enteritis), Pest, Dengue-Fieber mit verhältnismäßig geringen Zahlern während alle übrigen ansteckenden Krankheiten 7 v. H. einnehmen. Diese Taffachen eröffnen eine günstige Aussicht für die Zukunft, denn gerade die Malaria wird zweifellos mehr abnehmen, weil mit der Aufklärung ihres Ursprunges auch die Mittel zu ihrer Bekämpfung während der letzten Jahre in hohem Grade ge stärkt worden sind. Die Statistik zeigte schon im Vergleich zum Vor- sahr eine Verminderung der Malariafälle um 142. Die tropische Ruhr wird mit der Verbesserung der Trinkwasserversorgung überall ab- nehmen, wie es sich in Deutsch-Ostafrika schon gezeigt hat. Die Pest und das Dengue-Fieber werden für Deutsch-Ostafrika jetzt bereits als bedeutungslos zu betrachten sein. Ein wesentlich anderes Bild er- geben die Feststellungen bezüglich des Gesundheitszustandes der Ginge- borenen. Hier entfallt fast ein Viertel sämtlicher Erkrankungen auf Hautkrankheiten, während die eigentlichen Infektionskrankheiten nur 10 v. H. umfassen. Diele Statistik ist übrigens noch recht unzulänglich, namentlich auch deshalb, weil die Schlafkrankheit seit ihrer Feststellung in Deutsch-Ostafrika einzusetzen eigentlich erst begonnen hat. Was die Sterblichkeit betrifft, so betrug sie in Deutsch-Ostafrika für Europäer sowie für Eingeborene 1,75 auf je 100 Krankheitsfälle. Auch bei den übrigen Kolonien mit Ausschluß von Südwestafrika und den Südsee. inseln, aber mit Einschluß von Deutsch-Neu-Guinea, überwiegen dir eigentlichen Tropenkrankheiten in der Gesamtzahl der Krankheiten ganz bedeutend, und in einigen Kolonien erleidet durchschnittlich jeder Europäer eine, leider in mancher Gegend sogar mehrere Krankheiten in jedem Jahr. Die ungesundeste deutsche Kolonie ist auch nach den neuesten Angaben noch immer Kamerun, wo sich nur in dem Bezirk Kribi eine erhebliche Besserung zn zeigen begonnen bat. Den zweitschlechtesten Platz belegt Togo, den dritten Kaiser Wilhelmsland. In allen Kolonien mit Ausnahme von Südwestafrika und dem Bezirk Herbertshöbe in Neu- Guinea bilden die Tropenkrankheiten die hauptsächlichste Todesursache. Der Hauptunterschied, der sich ans einem Vergleich zwischen der Sterb- lichkeit der Europäer in den Kolonien mit der Gesamtsterblichkeit bei spielsweise in Bayern mit bezug auf das Lebensalter ergibt, besteht darin, daß die Sterblichkeit in den mittleren Lebensjahren in ven Kolonien besonders hoch ist, waS freilich wohl kaum eine Ueberraschung bedeutet, weil eben hauptsächlich Europäer in diesem Altersabschnitt in die Kolonien gehen. Im Durchschnitt ist die Sterblichkeit der Europäer in den deutschen Kolonien um 35 v. H. größer als im Mutterlande. Deutsches Reich. Leipzig, 23. Juli. * Zur Verabschiedung des Gesandten v Below bemerkt die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung": Ja einigen Blättern wird der unlängst erfolgte Rücktritt des Gesandten Paul v. Below mit Vorgängen in Verbindung gebracht, welche neuerdings in der Presse viel besprochen worden sind. Es wird dabei insbesondere behauptet, daß Herrn v. Below der Abschied ohne die sonst üblichen Ehrungen bewilligt worden sei. Demgegenüber stellen wir fest, daß die Verabschiedung des Gesandten v. Below lediglich au- Gesundheitsrücksichten erfolgt ist und bereit» seit dem Winter beschlossene Sache war. Sowohl der vom 9. Mai datierte Allerhöchste Abschied als der Erlaß, mit welchem die AbschiedSbewillizung Herrn v. Below übermittelt wurde, sind in den anerkennendsten Worten abgesaßt. Eine OrvenSauszeichnung stand den dafür maßgebenden Grundsätzen entsprechend nickt in Frage, da Herrn v. Below erst im Januar eine solche, der Rote Adlerorden 2. Klasse, verliehen worden war. * Ein Dberpräsivium tn Berlin? Gegenüber der Meldung, daß das Ministerium de« Inneren sich gegenwärtig mit der Frage der Er richtung eines eigenen Oberpräsidiums für Berlin beschäftige, hört das „B. T." von zuständiger Stelle im Ministerium des Inneren, daß ein derartiger Plan dort jetzt nicht erwogen werde; es wurde mit aller Ent- schiedenheit betont, daß die Erwägungen und Verhandlungen über die Frage „Groß-Berlin" sich in einer ganz anderen Richtung bewegen. Es handelt sich darum, zur Schaffung einheitlicher Verwaltungsinstanzen für Groß-Berlin neue Wege zu finden. L. v. Internationale VewerkschaflSkongresse finden im Anschluß an die Tagung des internationalen Sozialistenkongresses im August in Stuttgart statt. Die Bäcker werden über eine Reihe wichtiger Punkte beraten, die das Verbot der Nacktarbeit, die Begrenzung der Arbeitszeit und andere- betreffen, und die Holzarbeiter wollen Unterstützungssrageu regeln. Die Friseure und Handlungsgehilfen wollen mit den Organi sationen der anderen festere Fühlung nehmen. Von größerer Bedeutung ist auch der internationale Kongreß der Maurer, der am 16 und 17. August tagt. Zu gleicher Zeil sind auch die Delegierten der Schuh macher in Stuttgart versammelt, und die Tabakarbeiter haben eine ganze Woche, vom 11. bis 18. August, für ihren internationalen Kongreß angesetzt. * Ein volkSschnllchrer al» Prinzenerzteder. Der präsumtive Erbe der bayerischen ÄönigSkrone, Prinz Rupprecht, der Enkel des Prinz regenten Luitpold, hat die Erziehung seines 6jährigen Söhnchens einem Münchener VolkSjchullehrer anvertraut, der bereits einen dreijährigen Urlaub für diesen Zweck erbeten und erhalten hat. Diese Tatsache läßt einen erfreulichen Schluß auf die Wertschätzung zu, die der Volksschul lehrerstand von feiten de» bayerischen Fürstenhauses genießt. Bisher war man gewohnt, als Erzieher künftiger Könige ausschließlich Offizieie, Geistliche und Philologen wirksam zu sehen: die Volkssckullehrer wurden nur für den Unterricht in den Elementarfachern als „Nebenlehrer" bei gezogen. Prinz Rupprecht hat mit dieser Tradition gebrochen und damit bewiesen, daß er die Tätigkeit des Volksschullehrers entsprechend zu würdigen weiß. Ob sein Beispiel wohl an den übrigen deutschen Fürsten höfen Nachahmung finden wird?
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