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Erzgebirgischer Volksfreund : 02.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189312028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18931202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18931202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-02
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 02.12.1893
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ExpHition, Druck und Verlag vop T. M. Gärtner in Schneeberg. Nr. L80. I 2 Sonn» und Festtag«. Bret« vierteljährlich ' Marl 80 Pfe^we In Folge Ablebens des Fabrikanten Herrn Louis Unger in Eibenstock macht, sich die Vornahme einer Neuwahl eine- Vertreters der Höchstbestenerte« zur Bezirksversammlung erforderlich. Die deshalb aufgestellte Liste der stimmberechtigte« liegt vom 4. Decem- ber l. I. bis zum 3. Januar 1894 an Canzleistelle der unterzeichneten Behörde zur Einsicht für die Betheiligten aus. Einsprüche sind bei deren Verlust wenigstens 14 Tage vor der Wahl bei dem Unterzeichneten avzubringen. Die Wahl selbst findet Sonnabend, den 13. Januar 18V4 von 3 Uhr Nachmittags an im Berhandlungssaale der unterzeichneten Behörde statt. Die Abstimmung wird um '/.4 Uhr geschlossen. Schwakenberg, am 29. November 1893. Königliche Amtshauptmannschaft Frhr. v. Wirsing. Freiwillige Grun-stücksversteigeruv g Auf Anttag der Erben des verstorbenen Gutsbesitzers und Waldarbeiters Sonnabend, 2. zDecbr. 1893. ie uoetspaltig« Zeile amtlicher I serene 2» Pfennige Reichskanzler Graf Caprivi: Wenn der selige Oxen- stierna die letzten beiden Reven gehört hätte, so würde er wahrscheinlich sagen: Es ist wunderbar, mit wie wenig Weisheit Reden im Parlamente gehalten werden. (Heiter- leit.) Was den Hannoverschen Prozeß anbelangt, so sind Ermittelungen darüber im Gange, ob und in wie weit die Ehre von Offizieren berührt worden ist; ich würde bitten, es bei dem bisher in solchen Fällen beobachteten Ver fahren zu belesen, während dieser Rntersnchnng die öffent liche Erörterung einzustellen. Die Abgg. Bebel und Lieb knecht machen die Armee zum Gegenstand ihrer Angriffe; jedes Mittel ist ihnen recht, die Armee herabzusetzen. Herr Liebknecht meint, die Offiziere hätten nicht genug zu thun, sonst könnten sie nicht Zeit finden zum Spielen. Ich möchte Herrn Liebknecht nur mal 6 Monate zur Reitschule kommandiren, er würde sich bald überzeugen, daß er Un recht hatte. (Große Heiterkeit.) Für die Anarchisten sind die Sozialdemokraten verantwortlich; wenigstens nach dem allgemeinen Volksbewußtsein. Wenn die Armee erst so weit wäre, daß sie die Rathschläge der Sozialdemokratie befolgen müßte, so würde ich den verbündeten Regierungen Vorschlägen, die Armee abzuschaffen, denn eine schlechte Armee ist die theuerste. — Selten hat ein Abgeordneter eine Rede gehalten, deren Inhalt so sehr im Gegensatz stand mit der physischen Leistung, wie der Abg. Zimmer mann. (Große Heiterkeit.) Er wollte den Borwurf der Demagogie in der antisemitischen Bewegung zurück weisen; allein er unterschied nicht, daß man über ein revolutionäres oder republikanisches Thema ein Buch schreiben kann, das sich frei hält von aller Demagogie; andererseits kann ein reformatorisches Thema demagogisch behandelt werden. Sie haben das z. B. mit der antisemitischen Agitation und neuerdings mit der Währungsfrage gethan. Bei dem Kampfe gegen das jüdische Kapital können Sie nicht stehen bleiben; Ihre Agitation kommt schließlich der Sozialdemokratie zugute. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten, Lachen bei den Antisemiten.) Wenn Herr Zimmermann die auswärtige Politik streifte, auf die Ostseeprovinzen und die deutschen Interessen in Oesterreich gegenüber den Tschechen hinwies und den Fürsten Bismarck uns gegenüber ausspielte, so hätte man wenigstens so viel Geschichtskenntniß erwarten dürfen, daß dem Abgeordneten Zimmermann bekannt war, wie Fürst Bismarck es stets vermieden hat, sich in die in neren Angelegenheiten fremder Staaten zu mischen. Wenn sodann auf die französische Revolution hingewiesen ist, so ist es bekannt, daß es keinem der Staatsmänner, die sie entfachten, von Mirabeau bis Danton, gelang, der Beweg ung Halt zu gebieten. Ich will hoffen, daß Herr Zim mermann nicht etwa einen ähnlichen Versuch an sich selber macht. (Beifall.) Abg. v. Plötz (dkons.) legt Verwahrung ein gegen die Angriffe der Presse, die gegen ihn wegen seiner neulichen Rede erhoben worden. Nachdem noch der Abg. Förster (Antisemit) gesprochen hatte, wurde die Debatte geschlossen. In persönlichen Bemerkungen vertheidigt sich der Abg. Zimmermann erregt gegen die Vorwürfe des Reichskanzlers Grafen v. Caprivi. Der Präsident ruft den Abg. Zimmermann wiederholt zur Ordnung. Hierauf wurden die Haupttheile des Etats der Bud- getkommiffton überwiesen. Nächste Sitzung morgen Mittag 1 Uhr. Tagesordnung: Erste, eventuell zweite Berathung oeS Jesuitenantrags. Lage-geschickte. — In der gestrigen (9.) Plenarsitzung des Reichs tages, welche Präsident v. Levetzow um 1 Uhr 20 Min. eröffnete, wurde nach Erledigung geschäftlicher Angelegen heiten die erste Berathung des Etats fortgesetzt. Der erste Redner war der Abg. Zimmermann (Deutsche Reform- vartei). Er betonte, daß wir uns unter der Nachwirkung der im vorigen Sommer angenommenen Äfilitärvorlage be finden. Erfreulich sei, daß trotz der gebotenen Sparsam keit das System der Dienstalterszulagen ausgedehnt worden sei. Leider werde die berechtigte Unzufriedenheit der Mittelstände durch die Regierungsmaßregeln erhöht; aus diesen Verhältnissen ziehe nur die Sozialdemokratie den Vortheil. Die Verquickung der Quittungssteuer mit der Börsensteuer sei durchaus zu mißbilligen. Auch gegen die Weinsteuer müßten seine Freunde Protest erheben, da sie die Weinbauer schwer schädige. Noch entschiedener aber protestirten sie gegen die Tabaksteuer. Wo sollten die Tabakarbeiter, die zweifellos brotlos würden, denn Arbeit und Unterkunft finden? Was sollten die kleinen Fabri kanten, die jetzt schon um ihre Existenz kämpfen, anfangen? Den Ausführungen des Abg. Rickert gegenüber sucht Redner die Berechtigung und die nationale Bedeutung des Anti semitismus uachzuwesen. Der neue Kurs habe es unter lassen, zur Hebung Deutschlands im Auslande den nöthigen moralischen Druck zu üben. Der Vorwurf, den die „Nordd. Allg. Ztg." der antisemitischen Bewegung gemacht habe, sie gehe in die Breite, es fehle ihr an Tiefe, treffe viel eher den neuen Kurs. Abg. Liebknecht (soz.) erklärt, daß es nicht das Juden thum, sondern der Kapitalismus sei, welcher den Nieder gang des Mittelstandes herbeiführe; innerhalb der kapita listischen Gesellschaft sei Rettung nicht denkbar. Den Spiel teufel in der Armee durch Erlasse auszurotten, werde eben sowenig gelingen, als man durch solche die Mißhandlungen beim Militär ausgerottet habe. Bezüglich des Hannover schen Spielerprozesses sei es doch sehr bedenklich, daß der Kriegsminister sich in seinen neulichen Bemerkungen über den Reichstag gestellt habe. Zu einem Abstteifen der neu lichen Attentate, die entweder ein Zeichen des Wahnsinns oder ganz gemeine Verbrechen seien, von der sozialdemo kratischen Partei, wie es Abg. v. Frege angedeutet habe, liege für dieselbe durchaus kein Anlaß vor. Gerade dort, wo die Sozialdemokratie sich entwickelt habe, gebe es keinen Anarchismus. Die Sozialdemokratie habe niemals etwas mit dem Anarchismus zu thun gehabt. Dagegen stehe die heutige bürgerliche Gesellschaft in gewisser geistiger Ver wandtschaft mit dem Anarchismus! Der Redner trat den bimetallistischen Forderungen der Abgg. v. Kardorff und v. Frege entgegen und suchte dann die Gründe, welche der Finanzminister Dr. Miquel gegen die Reichseinkommenstruer angeführt, m ausführlicher Darlegung als nicht stichhaltig nachzuweisen. Im Etat selbst mache sich bereit- seit dem Jahre 1872 in den ordentlichen Ausgaben eine enorme Steigerung bemerkbar; das Helte namentlich von den Etats der Militär- sowie der Marmeverwaltung. Redner kommt auf seine alte Forderung einer Miliz zurück, da eS gar nicht möglich sei, daS gegenwärtige System zu einer solchen Vollkommenheit zu bringen, daß wir allen Koalitionen ge wachsen seien. , Der sozialdemokratische Einfluß in den Kasernen werde nicht geübt, sei auch gar nicht nöthig. Der Bazillus der Sozialdemokratie liege heute ebenso in der Lust, wie 1848 der Bazillus der bürgerlichen Demokratie. ErMb.Nolksfreund. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. Akttt-tziatt für di« köuigltlbea und Sidtis-«» Behörden ta Ao«, Grimhaia, Hartenstein, J»han»»e»rgei.« >st Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Mhristia« Gottlieb Weist in Hund-Hübel sollen die zu dessen Nachlasse gehörigen Grundstücke, alS: 1 ., da- Wohnhaus, Nr. 57 des Brandkatasters, Folium «5 des Grund buchs für Hundshübel, Nr. 185», 185d des Flurbuchs für diesen Ort, 2 ., die Felder und Wiesen, Folium 185 des Grundbuchs für HundS- j Hübel, Nr. 579, 580, 581, 582 und 583 des Flurbuchs für diesen Ort, Montag, den 11. Dezember 1893, «ormittng E Nhr in» Nachlasthanse z« Hnndshübel öffentlich versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen werden im Termine bekannt gemacht, können auch vorher bei dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte eingesehen werden. Nach der Grundstücksversteigerung sollen sofort die beweglichen Rachlaßsachen, alß: 2 Kühe, 2 Schweine, ungefähr 8 Schock Roggen, 4 Schock Hafer, 50 Gentner Heu, 12 Centner Grummet, 45 Hektoliter Kartoffeln, sowie die landwirthschaftlichen Ge- räthe, Möbel und Kleidungsstücke gleichfalls versteigert werden. Eibenstock, am 30. November 1893. ' Königliche- Amtsgericht. Kautzsch. Staab. Berlin, 30. November Die Deutsche Reform - Partei zog ihren Anttag auf Entlassung AhlwardtS aus der Haft zurück und brachte einen neuen Anttag im Reichs tage ein, wonach die Vollstreckung von Freiheitsstrafen gegen Reichstagsabgeordnete durch den Beginn her Session ohne Aufschub unterbrochen wird. — An maßgebender Stelle ist man, «ie aus Berlin berichtet wird, mit allem Eiser bemüht, di« Aufregung über die gegen Kaiser und Kanzler gerichteten Bomben- Attentate zu beschwichtigen und der Affatte einen möglichst harmlosen Anstrich zu verleihen. Angeblich ergab sich als Resultat der chemischen Untersuchung, daß der Inhalt der Schachteln lediglich aus schlechtem Schießpulver bestand, wie es zu Feuerwerkskörpern zum Effekt von Sprühfeuer verwendet wird. Das Pulver war vorher angefeuchtet, dann getrocknet worden. Auch der Mechanismus wird jetzt Plötzlich als vollkommen ungenügend bezeichnet, um mehr als leichte Verwundungen und allenfalls Zertrüm merung einiger Fensterscheiben zu bewirken. Der Kaiser soll über dieses ihm gestern mitgetheilte Ergebniß ge scherzt und von einem Spielzeug gesprochen haben. Gegenüber Behauptungen der Pariser „Agence Havas", es gebe in Orloans keine Rue de Boutlong, von wel cher aus Caprivi den Brief mit der Höllenmaschine erhielt, und ebensowenig einen Mann Namens Dechanteau, be merkt die „Nordd. Allg. Ztg.", es werde hier nicht ver standen, weshalb man sich in Frankeich so außerordentlich Mühe gebe, die Verantwortlichkeit für die in Orkans auS- geheckten Bubenstücke von den französischen Anarchisten auf anarchistische Ausländer zu schieben; eS sei dies um soweniger verständlich, je geringeres Gewicht überhaupt der Sache hier beige messen werde. Die „Köln. Ztg." berichtet aus Berlin: Die Pariser Meldungen, der deutsche Botschafter Graf Münster habe mit dem französischen Minister deS Auswärtigen Unter redungen gehabt zwecks Polizeimaßregeln zur Entdeckung der Attentäter, sowie Maßnahmen gegen den Anarchismus im allgemeinen, sind falsch, trotz deren hartnäckiger Wieder holung von Paris aus. Deutschland hat keineswegs die Absicht kundgegeben, ein internationales Vorgehen gegen den Anarchismus anzubahnen. Hier ist keineswegs mit Gewißheit bekannt, ob die Attentate rein anarchistischen Ursprungs sind. Bei den Berliner Anarchisten fanden er folglose Haussuchungen statt. In einer gestern abgehaltenen, starkbesuchten Anarchisten Versammlung erklärten sämmtliche Redner, kein Anarchist könne der Thäter sein; Kaiser und Kanzler hätten von den Anarchisten nichts zu befürchten. Berlin, 30. November. Die Reichsschuldenver- waltung macht bekannt, daß in neuester Zeit sich falsche Fünfzigmarkscheine im Umlauf befinden und setzt eine Be- lohnunp bis zu 3000 M. demjenigen aus, welcher die Verfertiger und Verbreiter ermittelt und der Poltzer- oder Gerichtsbehörde derart nachweist, daß die Bestrafung er folgen kann. Hannover, 30. November. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind heute Nachmittag 4 Uhr hier eingetroffen. Die Majestäten begaben sich in einem offenen Vierspänner nach dem Schlosse. Auf dem ganzen Wege bis zum Schlöffe bildet« eine dichtgedrängte Menschenmenge Spalier, welche die Majestäten mit lebhaften Zurufen begrüßte. Afra«er stich« Paris, 30. November. In der Ministerkise ist wieder eine neu« Wandlung zu verzeichnen. Spuller be-
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