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Dresdner Journal : 07.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-08
- Tag1874-08-07
- Monat1874-08
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 07.08.1874
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M181 Ld«nn«>meut»prvl»: I» ,»»»»11 ä»ut»«d»» Loied»: ^LUrllcb:. . . . S t'titr ^jLKrlivll: 1 IRlr. lb Kzr. I»ill»oIu«»Kumlu«rv; l L»»»»r^»Id ä«» ä»ut»vt>« a ll«»ot»v» tritt ?o»t- «v«I 8wiup»l»u»«l»l»x t>iv»u. Inv-rLt-nprolvor t^ür 6>»n ki»um eiuvr i bi^r Untir,, ^i»ti»,»ukil" äi« /«>>«: b bi^sr. «r t'Ljslivk mit ^u»iu»dms ä«r 8on» uuä kvivit»,«. Xlx,i»ll» wr äso fvl^uiitivn 1^ Freitag, den 7. August. Zres-mrIoumal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionörath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 I.»1x»t,: />> ^ira»«ii,tetter, OommiimiuuLr «io» ' t>r«»<lii«r ^ourm»1»; : /e«A«n />'«,? u Ä S»md»r,-»»rU». Vi«»-L»tp»i,-»»,«I-»r»,I»a-kr»L»1Ilr1» ».: <s l'o-irr, L«rU» Vt»o-L»»>dar,-kr»,-L»tp»j,-^r»iUl- turl».».-tttwrL«»: /<-</ L»rU» Sr»m»» A Sr»» I»u: » tiürvitu; vk»m»U»: />>. 1 o, At, kr»»'-- Ivrt » N.: üu<Ar,'»<b>- u. N O //rrrmanii'-x'ti«' Lu^kU^ ^'u., OorUt«: /»v D., S»»nvv»r: <7. LtMx«ier,' k»ri»i ^/civ««, Li</?ier <s t?»., 8tutt,»rt^ Du«Le <1 Ou, V«»»: U -rai>8ff«-b<-i'r Uviiijsl. I'xpctiition ät^ Dretclner -lournLl», n, )! >>^'>vtkvliskiui!,i! lio 1. NuhtumtHcher TheU. U cbe «sicht. Tele-rapbische Ruchrichtea Zeitung-schau. (Provinzial Korrespondenz.) Tage-grschichte. (Berlin. Königsberg i. Pr. Ehren- dreitstein. Nürnberg. Darmstadt. Eisenach. Wien. Prag. Buda-Pest. Aus den Mederlanden. Madrid. London. St. Petersburg. Mo-de-Ianriro.) Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Meißen. Zwickau. Schnee berg. Löbau.) Vermischte-. Statistik und Lolk-mirthschast. Einaesandte-. Feuilleton. Tage-kalender. Inserate. Beilage. Telegraphische Witterung-berichte. Börsennachrichteu. Inserate. Aelrarapssische Nachrichten. Prag, Donnerstag, 6. August, Bormittag-. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Am heutigen Morgen er schienene tschechische Blätter melden, daß der Marschallpräsident Mac Mahon persönlich zu den bevorstehenden Herbstmanövern in Böhmen kommen und in Brandeis mit dem Kaiser Kranz Joseph zusammentreffen werde. (Bgl. unsere Prager Cor- respondenz unter „Tagesgeschichte".) Bei der engern Wahl im Stadtwahlbezirke Deutsch Brod hat der jungtschechische Candidat Hruschka mit 290 gegen 241 Stimmen gesiegt. Lersailles, Mittwoch, 5. August, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nationalversammlung genehmigte in ihrer heutigen Sitzung zunächst ohne DiScusfion den Entwurf deS Vertrages mit der Bank von Frankreich über einen Vorschuß von 80 Millionen. Die Vorlage, betreffend eine Zu- schlagSdecime auf drei verschiedene direkte Steuern, wurde mit 339 gegen 303 Stimmen verworfen. Die Kammer führte sodann die Berathung de- Budgets für das Jahr 1875 zu Ende und genehmigte dasselbe mit allen gegen eine einzige Stimme. Darauf vertagte der Präsident Buffet die Versammlung bis zum 30. November. DaS Protokoll über eine Sitzung der Linken spricht aus, daß die Republikaner ruhig und vereinigt bleiben werden, und fügt hinzu, die Wähler wür den bei den in den Departements bevorstehenden MunicipalrathSwahlen die Gelegenheit, von Neuem die republikanischen Gesinnungen Frankreichs zu beweisen, zu ergreifen haben. Die Linke wählte für die Dauer der Ferien eine eigene Permanenz- commisfion. Haag, Mittwoch, 5. August, AbcndS. (W. T. B.) Eine officielle, aus Atchin vom 3. d. MtS. hier eingegangene Depesche meldet, daß die hol ländische Flagge zu Kclcksemawe aufgepflanzt sei, und daß Moesapi (östlich von der Mundung des Atchinflusses), sowie Kampong von den Holländern genommen seien. Dieselben batten bei den Kämpfen 6 Todte und 47 Verwundete, während die Atchi- nesrn 73 Todte verloren. Der Gesundheitszustand der holländischen Truppen ist wenig befriedigend. London, Mittwoch, 5. August, Abends. (W., T B.) In der heutigen Sitzung de- Unterhauses brachte Jenkin- eine Interpellation ein, die angebliche Erhöhung de- Eingana-zoll- auf in Aegypten importirte Kohlen betreffend. Der Unterstaatssecretär des Auswärtigen, Bourke, erklärte, ihm sei von privater Seite dir Mutheilung zu- gegangen, daß die ägyvtischc Regierung einen Eingangs- zoll von 8 Procent auf die in Aegypten importirten Kohlen gelegt habe, welche für die den Suezcanal passirenden Dampfschiffe bestimmt seien. Eine officielle Bestätigung dieser Nachricht sei ihm «roch nicht zuae- gangen; er könne indessen mittheilen, daß Frankreich be reits gegen dir Gesetzmäßigkeit dieser Auflage protestirt habe. Die englische Regierung sei dagegen der An sicht, daß Aegypten nach dem Vertrage von 1861 die Befugniß zustehe, eine solche Abgabe zu erheben. Hierauf trat da- Unterhaus in die erneute Berathung der KirchendiSciplinarbill ein Bei der Discussion über die vom Obrrhause ver worfenen Amendements zu der KirchendiSciplinarbill (vgl. unter „Tagesgcschichte") sprach der Premier Disraeli sein Bedauern über die Ablehnung aus und forderte das Haus auf, gemäß dem Anträge Gurney's, die beiden in Rede stehenden Amendements fallen zu lassen, um die gänzliche Ablehnung der Bill zu vermeiden. In seiner Rede führte Disraeli weiter aus, daß die gänzliche Verwerfung der Bill noch mehr offenbaren würde, was man befürchte, nämlich, daß, obgleich Europa mit Aus nahme eines unglücklichen Landes gegenwärtig in einem Zustande der vollständigen Ruhe sich befände, doch Ein flüsse vorhanden seien, welche frühere oder spätere große Unruhen befürchten ließen. Das Unterhaus nimmt den Antrag Gurney an, durch welchen die erwähnten beiden Amendements aus dem Gesetzentwurf wieder beseitigt werden. Dre-de«, 6. August. Dir neueste „Pr o vinzial-Co rrespondenz" wid met der Brüsseler Konferenz einen größeren Ar tikel, welchen sie „refonnatorische Bestrebungen auf dem Gebiete des Kriegsvölkerrechtes" überschreibt. Das halb amtliche Organ weist zunächst auf die heftigen und weit verbreiteten Kriegsstürme hin, unter welchen das laufende Jahrhundert für Europa begann. Darauf folgten mehrere Jahrzehndr fast ununterbrochenen Friebe,rs, die in manchen Geistern den Gedanken entstehen ließen, „daß der Zeitpunkt gekommen sei, den Krieg überhaupt aus dem Bereich der civilisirten Völker zu banne«"; aber die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit hätten den thatsächlichen Beweis gebracht, „daß die Voraus setzung irrig war." Die „Prov.-Korr." fährt sodann fort: „Seit Wiederherstellung des Friedens haben die jenem Gedankenkreise näher tretenden Erörterungen vielfach die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigt. Noch immer werden die Stimmen der sogenannten Friedens freunde laut, welche sich von der Vorstellung nicht trennen wollen, daß der Krieg sich aus der Welt fchassen lasse, weil nach ihrer Behauptung jeder Zwist der Staaten durch schiedsgerichtliches Verfahren zur Er ledigung gelangen könne; doch der gesunde Sinn der Völker hat sich von dem Wahnbilde des ewigen Friedens nicht täuschen lassen. Man begreift, daß ein schieds richterlicher Spruch, um auf sichere Wirksamkeit rechnen zu können, auch eine schiedsrichterliche Vollstreckung in Aussicht uehmen muß, und daß daher auch die Vor schläge der Friedensfreunde auf die Unentbehrlichkeit des Krieges Hinweisen. Vor Allem aber ist das öffentliche Urtheil darüber im Klaren, daß keine ihrer Kraft be wußte Nation daraus verzichten wird, mit Aufbietung aller ihrer Machtmittel für die Wahrung ihrer Rechte und ihrer Selbstständigkeit cinzutreten. In den Kreisen, wo staatsmännische Emsicht und Erfahrung den Aus schlag geben, hat man daher den Erwägungen und Arbeiten des Friedens ernstere Aufgaben gestellt. Wenn man sich vor Allem der Pflicht bewußt blieb, die nationalen Kräfte im Hinblick auf die etwaigen Be dürfnisse des Krieges zu gestalten und vorzubereitrn, so verband sich damit das Bestreben, auch auf dem Ge biete der Völkerkämpfe den Forderungen der Gerechtig keit und Menschenliebe nach Möglichkeit Genüge zu thun. Daß in dieser Richtung, trotz großer Schwierig keiten, fruchtbare Ergebnisse zu erzielen sind, ist durch die Erfahrung bewiesen; dafür zeugen die bei den Pariser Friedensverhandlungen des Jahres 1856 fest- gestellten Grundsätze des Äevölkerrcchts und die Be stimmungen der Genfer Uebereinkunst vom Jahre 1864, durch welche dem gesammten bei der Krankenpflege im Kriege detheiligten Personal der Schutz der Ncutralitäts- rechte eingeräumt wurde. In neuerer Zeit wurden namentlich mancherlei Vorschläge gemacht, um völker rechtliche Vereinbarungen über die Behandlung der Kriegsgefangenen herbcizuführrn. Im Zusammenhänge mit derartigen Versuchen reifte bei der russischen Re gierung der Plan, eine allgemeine diplomatische Kon ferenz anzurrgen, und zwar mit der Aufgabe, die im Kriegszustände zulässigen Gebräuche genauer festzustellen und darauf völkerrechtliche Gesetze zu gründen, welche für alle Regierungen auf dem Bodcu der Gegenseitigkeit verbindlich sein sollen. Kaiser Alexander, dessen ganze Regierung für das Bestreben Zeugniß ablegt, den Grundsätzen strenger Gerechtigkeit und edler Humanität im Innern seines Reiches, wie in den Beziehungen der Stationen zu einander immer ausgedehntere und wirk samere Geltung zu verschaffen, hat auch der Milderung der Kriegsgebräuche und der Vervollkommnung des Kriegsvölkerrcchtes seine warme Theilnahme zugewendet. Unter seinem wohlwollenden Schutze tagte im Jahre 1868 eine Konferenz in St. Petersburg, die sich über den Ausschluß kleinerer Sprenggeschosse aus den er laubten Kriegsmitteln verständigte. Jetzt widmet er seine Fürsorge einem umfassenderen Unternehmen, dem die Beratungen in Brüssel den Weg ebnen sollen. Stach dem Schreiben, durch das Fürst Gortschakow die euro päischen Regierungen znr Konferenz eingcladen hat, ist die Absicht des Kaisers dahin gerichtet, in den Grenzen des Möglichen und Wünschcnswerthen die Folgen der Völkerkäurpfe einznschränken und den Jammer der selben zu vermiudern. Der Plan wird darin der all gemeinen Theilnahme mit ernstem Nachdruck em pfohlen, unter Hinweis darauf, daß die Völker, — während sie einer immer enger« Verbindu«g zustrebei«, vermöge deren sie sich, wie Glieder Liner Familie, nahe treten, — ihre militärischen Einrichtungen in der Weise gestalten, daß ihre Kriege den Charakter von Kämpfen zwischen bewaffneten Stationen annehmen. Die Regie rungen haben einem Vorhaben, das auf so anerkennens- werthe Ziele gerichtet ist, ihre Unterstützung nicht ver sagen können. Wenn auch über die wahrscheinlichen Ergebnisse der Konferenz verschiedene Ansichten laut wurden, so mußte doch die Ucberzeugung sich Bahn brechen, daß es Pflicht sei, die hochherzigen Wünsche des Kaisers nach Kräften zu fördern. Auch erkannte man es als einen besonders günstige« Umstand für das Ge lingen des Planes, daß derselbe unter den Eingebungen eines Monarchen in das Leben trat, der mit allen Mäch ten in freundschaftlichen Beziehungen steht und dem jeder Verdacht selbstsüchtiger oder einseitiger Bestrebungen fern bleibt. Der vom Fürsten Gortschakow für die Con- ferenzberathungen vorbereitete Entwurf ließ erken nen, daß es nicht die Absicht sei, der Kriegführung neue Gesetze vorzuschreiben, sondern daß es sich vorzugsweise darum handle, die schon in den Kriegen zwischen civili sirten Völkern mehr und mehr zur Geltung gelangten Grundsätze zu fester und allgemeiner Anerkennung zu bringen. Ueberdies hatte der russische Kanzler noch ausdrücklich erklärt, daß der vorgelcgtc Entwurf nur dcn Ausgangspunkt für die Berathungen bilden soll, und somit in unzweideutiger Weise jede Verständigung über eine etwaige Abänderung oder Beschränkung der vorge schlagenen Bestimmungen offen gehalten. In Deutsch land wendet die öffentliche Meinung den Brüsseler Berathungen lebhafte Theilnahme zu und stimmt mit der Reichsregierung in dein Wunsche überein, daß die selben zu fruchtbaren Ergebnissen führen mögen. Es ist eben die schwierige Aufgabe der versammelten Fach männer, weder das hohe vorgestrckte Ziel, noch die Gren zen des Möglichen nnd Ausführbaren aus den Augen zu verlieren. Sicher aber ist, daß jeder ihrer Beschlüsse, der zur Milderung der Kriegsschrecken dient, ohne die Zwecke des Kriegs in Frage zn stellen, als ein hoch verdienstliches Werk auf den Dank der Menschheit An spruch hat." Tagesgeschichte. * Berlin, 5. August. Se. Majestät der Kaiser befindet sich wohl. Ohne Unterbrechung hat der Mo narch sowohl der Erledigung der laufende«« Rcgicrungs- gcschäste obliegen, wie den Anforderungen der Cur ge nügen können. Der österreichische Ministerpräsident, Fürst Auersperg, ist in Gastein cingetroffen, um dem Kaiser Wilhelm seinen Besuch adzustatten. Für die Rückreise Sr. Majestät bleibt es bei de«« Anordnungen, nach welchen der Kaiser ain 7. d. M. Morgens Gastein zn verlasse«« und ain 'N Machmittags in Berlin einzu- treffcn gedenkt, um sich sofort nach Babelsberg zu bege ben. — Die Nachrichten über das Befinden des Reichs kanzlers Fürsten Bismarck lauten ebenfalls günstig. Der hohe Staatsmann wird, der „Prov-Corr." zufolge, voraussichtlich seinen Aufenthalt in Kissingen bis in die nächste Woche hinein verlängern. — Das „Militär wochenblatt" bringt über die Friedensklasse des Ordens I'our I» moriw einen trefflichen Aufsatz, der auf die Lhatsache Bezug nimmt, daß Feldmarschall Graf Moltke vor Kurzem zum Ritter des Ordens an Stelle des ver storbenen Königs von Sachsen gewählt worden ist. Der Verfasser (Generallieutenant Freiherr v. Troschke) er innert in einem geschichtlichen Rückblick daran, daß Friedrich der Große dem von ihm gestifteten Orden 1'our Ic: mmitc, insofern keilte ausschließlich militärische Bedeutung beilegte, als er auch hervorragenden Gelehr ten diese Auszeichnung verlieh, und daß König Friedrich Wilhelm IV. auf dem Boden dieser Ueberliefernng stand, als er die Friedensklasse des Ordens für hervorragende Vertreter von Wissenschaft und Kunst schuf. Es heißt daun in dem Aufsatz u. A.: „Nach allem Diesem kann es für die Armee nur von hohem Jntercsfe sein, einen ihrer hervorragendste«« Führer durch allerhöchste Sanc- tion der auf ihu gefallenen Wahl eine»« Kreise angereiht zu sehen, der sich seit 33 Jahre«« durch ähnliche Wahlen aus bei« ersten Notabilitätcn deutscher Wissenschaft und Kunst ergänzt hat. Als es galt, für den hochsinnigen Monarchen, dessen Hinscheiden nicht nur sein heimisches Sachsenland, sondern das gesammte deutsche Reich unter der vollen Sympathie der übrigen Welt betrauert hat, in feiner Eigenschaft als Ritter des Geistes einen Nach folger zu bezeichnen, hat die Wahl sich auf Denjenigen gerichtet, für den iin ganzen Volke der Sachsen der vollste Anklang erwartet werden durfte, dessen Wiederhall im gesammte«« Deutschland nicht zweifelhaft fei«« konnte. Wir dürfe«« überzengt sein, daß die Bestätigung dieser Wahl eine wahre Herzensbesriedigung für den erhabenen Monarchen gewesen ist, welcher mit dein Ordensschmnck, bei« der unvergeßliche König Johann von Sachsen ge tragen, die Brust des Feldmarschalls Grafen Moltke ge ziert hat." - Die Schließung der Mainzer Katholikcn- vereine erstreckt sich auch über Preußen hinaus. Nach officiöser Andeutung scheint für die bevorstehende Reichs tagssession cm gemeinsames Reichsvereinsgcsetz vor bereitet zu werden. Das „Pr. VolkSbl." fügt der des- fallsigcn Meldung die Bemerkung hmzu: Die neuesten nach dieser Seite hi«« gemachten Erfahrnngen haben die Nothwcndigkeit eines Reichsvercinsgefetzes dargethan, denn wenn beispielsweise in Preuße«« einzelne Vereine geschlossen werden, so widerspricht es der Aufgabe wie dein Wesen des Reiches, wenn diese Vereine ihre Thä- tigkeit nach einen« anderen dentschen Staate verlegen FtUlUetol«. Redigirt von Ltto Bauck. Vom Theater im lustigen Alt-England. lieber das einstige englische Bühnenleben entnehmcn «vir der nach historischen Quelle«« gegebene«« Darstel lung eines ungenannten englischen Schriftstellers einige besonders interessante Einzclnheitcn, die theilweise zu gleich auch die Sitten der damalige«« Londoner Gesell schaft charaktcrisireu. Einerseits erschrecken wir über die Rohheit und die zügellosesten Ausschreitungen der selben, andererseits aber erstaunen wir sowohl über die außerordentliche Hingabe des damaligen Publicums an die Leistungei« begabter Schauspieler, als auch über die Begeisterung und Einbildungskraft, womit sich diese ihre«« Ausgaben widmeten. Jetzt ist dafür Sucht nach zer streuendem Amüsement und gar sehr das Geschäft des Komödiespielens eingetreten. Jeder Theil des Theaters stand in London im 17. Jahrhundert dein Besuche der Herren offen. In den Zwischenakten gingen sie in die Ankleidezimmer der Schauspielerinnen, während die Bühne selbst der fashionabb ste Theil des Auditoriums war. Es mag uns dies heut zi« Tage fast unbegreiflich erscheinen, aber es ist Thatsache, daß sich hier die Galans zu Zeiten so anhäuften, daß sie ernstlich den Fortgang der Handlung des Stückes verhinderten, und auch in den tragischen Ecenen machte es den Herren keine Scrupel, mit den eben beschäftigte«« Schauspielerinnen Gespräche anzu knüpfen. vr. Dora«« sagt in seiner Schrift „Tbvir ^o)'«ti<-s 8«rvar>ts" zur Zeit Karl's II.: „Im An gesichte des ganzen Hanscs sieht man, wie sich Nell Givynne (eine Dame) schwatzend mit dcn jungen Gecken unterhält, oder wie sie sich über zwei derselben hinüberlehnt, uin nut einem Dritte«« ei«« Gespräch zu führen; diese Witzlinge kritisire«« die Schauspieler oder conversiren mit dei« Masken im Parterre voi« dcn Logen aus; Damen von Stand und gutein Leumund können unbcgleitet in Niaske erscheinen. Solche Ladies halte«« wahre Witzkämpfe mit schöne««, eleganten Herren, necken sie unbannherzig, rufen sie bei ihren Namen, aber ver weigern es, ihre eigene«« bekannt zu geben, und die Zu schauer hören oft mehr von diese«« Disputen, als von den Vorträgen der Schauspieler, während feine Gent- lemen laut «nit hübschen Orangeverkäuferinncn plaudern und sich dabei ihre Perrüken kämmen." Erst 1704 erschien ein Decret der Königin Anna, welches die Gegenwart des Publicums auf der Bühne verbot. Aber das Verbot wurde bald wieder gebrochen und im Jahre >732 zahlte man im Covent-Garden- Thcatcr 10 Schillinge und 6 Pence für eine«« Sitz auf der Bühne. Auch zur Zeit Shakespeare's, sowie vor und nach ihm wurde die englische Bühne häufig durch gemeine Unterhaltungei« entweiht. Während der letzte«« Jahre des 17. Jahrhunderts gingen gerade bei der Darstellung Shakespeare'schcr Meisterwerke die „Geschäfte" im Drury- Lane so schlecht, daß man zu Tänzern, Gauklern, Kraft menschen und Vierfüßler«« Zuflucht «ehmen mußte. Als der Schauspieler Betterton im Jahre 1709 im Haymarket Theater de«« Othello spielte, gab in den Zwischcnacten ein Anstandslehrer namens Higgins auf der Bühne dem Public uin Unterricht im ferne«« Be nehme«« ! Eines Abends in der Mitte des vorigen Jahrhun derts erschien der Name einer berüchtigten Quacksalberin, Mrs. Mapp, als der einer Patronesse auf dem Zettel des Drury-Lane-Theaters, und dies erzielte ein über ¬ volles Haus, und zwischen den zur Darstellung gelangen den Stücken wurde zu Ehre«« der Quacksalberi«« eiu Lied gesungen. So weit bringt es heut zu Tage doch die zudringlichste Reclame nicht mehr. Ein furchtbarer Mißbrauch, der die englischen Theater voi« ihrer ersten Begründung an bis in eine Zeit, die noch in der Erinnerung jctzt Lebender ist, entehrte, ist nun gänzlich verschwunken. Es waren dies die soge nannten Theatcrtumulte («6 »ti ic«l > im«), Einige die ser Wirren waren in ihrer Zeit so bedeutend, daß sie ein Gegenstand der Geschichte geworden sind. Einer der frühesten Theateraufftände, voi« dem authentische Berichte vorliegen, ereignete sich am Faschingsdienstag 1617 und wurde durch jene Hitzköpfe des alten Londoi« hervorgc- rufen, die man sehr bezeichnend „Feuerbrände" nannte, aus angeblich religiösem ZelotismuS griffen sie das Theater für Hahncnkäinpfe in Drury-Lane an und zer störte«« es beinahe gänzlich. Aber diese Theaterausstände waren weit öfter das Werk seiner Herren aus der gulen Gesellschaft, als das des niedern Volkes. Das Theater war häufig die Scene ihrer fortwährende«« Händel und Duelle. Ein zorniges Wort war oft der Prolog zunr Ziehen des Schwertes, und da man gewöhnlich «m Parterre, dem damaligen Versammlungsorte der Galans und Witzlinge — der Sedleys, der Etheriges und cer Buckinghams — nicht Raum genug für einen Zweikampf fand, so spränge«« die Streitenden inmitten der Vorstellung aus dem Par terre auf die Bühne, und es gab ost Zweikämpfe vor den Augen des Publicums mit verhänanißvollem Aus gange. Schlechte Stücke hatte«« bei solchen Episoden gar nicht Zeit zun« Durchfällen. Solche Kämpfende stacke«« nicht zwischen Rumpf und Arm hindurch unsichtbare Wunden in die Luft, wie unsere Schauspieler, sonden« wirkliche Blutströme bedeckten häufig das Podium. Im Jahre 1679 drangen eines Abends mehrere be trunkene Gentlemcn «nit gezogenen Schwertern in das Lincoln's-Jun-Theater und stießen Drohungen gegen die Herzogin v. Portsmouth aus, welche gegenwärtig und äußerst unpopulär war. Sie flachen auf die Zuschauer los, warfen die brennenden Fackeln auf die Bühne nnd versuchten das Gebäude in Brand zu stecken. Stoch in« Jahre 172 l kreuzte ein bekanntcr Edel mann die Bühne, uin mit einem Gentleman aus der ent gegengesetzten Seite des Theaters zu sprechen, während einer Vorstellung des „Macbeth", als eben der Thau und seine Lady auf den Breiern waren. Stich, der Di rector, gerieth darüber ii« solchen Unwillen, dag er dein kecken Menschen verbot, je wieder hinter der Scene zu erscheinen. Die Antwort auf dieses Verbot war ein Schlag in das Gesicht. Rich zog das Schwert, die Schauspieler unterstützten ihn und trieben so den Edel man«« und seine Freunde, die sich seiner annahmen, mit blanker Waffe aus dem Theater. Aber die Vertriebenen kehrten bald zurück, erzwangen, an Zahl verstärkt, dcn Eingang, zerschlugen alle Spiegel und Sitze und versuchten es, das Theater in Brand zu stecken. Es wurde Militär hcrbeigerufen, die Aufstän dischen wurden gefangen genommen und das Haus wurde für eine Woche geschlossen. Voi« dieser Zeit ai« erhielte«« alle Theater, welche patentirt waren, jeden Abend eine Wachc, eine Sitte, die sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Im Jahre 1754 brachte Garrick eine prachtvolle Balletpantomime mit französischen Tänzen und Tänzerin nen zur Aufführung. Aber der Krieg mit Frankreich war ebei« ausgebrochen und daher erregte die französische Balletgesellschast de«« patriotischen Unwillen des Par terres. Ein förmlicher Aufruhr brach los: die Loge«« nähme«, Partei für die Tänzer; die Herren, von den
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