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Dresdner Journal : 31.08.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-08-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187008319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-08
- Tag1870-08-31
- Monat1870-08
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 31.08.1870
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F 200. Mitlwoti dm 31. August. 1870. l»n»aa »—«. «MH' - - - - « 1^1». lODdcked: t l^lr. Id l^-r. UMÜt-d: . . . >'Lwm«rv: 1 In kr««»«» tritt ^UdrlioN z Itilr. 8t»ll»p«i«dLi»r, ^»^O^udlv äs» livrää. 8uo6«» ko»t- uvä 8wmp«1-uioU»s dm»«. lL»er»i»»Pr»l»«i PGr ä« K»uw «m«r »v«p»Itm>vu 2«i1«: 1^t Hgr. lluter „LivK«»»llat" äi» 2«ils: S Kxr. ki-»edsli»e»r IlGtial», mit Xuivadm« 6er Soun- noä k»l«rt»go, i^dooä» kür äsu sol<x«r>6eu 1»^. Drrs-mrMlMmi. ' 1 . Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Iniseat«»»»»»»»« »»«Lr1»r Nix,»,: F> Aro«lt-t^trr, 6»wwl«ionLr ä« vr«»äu«r övurn»I»; «d»o6iu : k/ Lua!«7, L«A«i u. L ^><1/«»,- L-w- dnrU-L»rU»-Vl«»-I.»1v«I-->»»»l-Lr»^»-rr»Lttilr1 *. N : <k N«Üa-wl,v-L»wdiirr-»r»k- t-rr » X.-HL»cd«»: /?uck Loi«, L-rU»: Nrieme^er, ^ArecL, Lrrwe»: L Le^totte, Lr»»!»»: T. Sia«««'« Lüre»u u. rr»vkt»rl ». ».: L ^«eA« »cn« a. C ^/«^mtinnijell« Luedli., Da»-« «t Oo., kr»«: H. ^rkic/«'» öuebd.; 0d«m»tt«: F> VoiAt, ?»rt»: Lae«», L»//,« (7o. - wie»; ^lt L-xpetiL, >l»lt»»rt: Da«-« -t Co. Ooraueaeckerr Tüuiel. Lipeäition äs» Or«»äu»r ^ourmll», I)rv»äei>, L»rjs»r«tt>»u^»»» Xo. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 27. August. S«. Majestät der König habe» allergnädigst geruht, dem Geheimen Rache Haus Ludvig von Oppell die nachgesuchte Entlastung auS »r« Staatsdienste mit der gesetzlichen Pension und un- ter velassung seines Titel- und Ranges zu bewilligen. Dresden, 31. August. Seine Königliche Majestät haben die aushüstswene Verwendung de- GerichtSratheS hü'« Bezirksgericht Eibenstock Karl Woldemar Hütt- ier in gleicher Eigenschaft MNnr WpGMckonsgericht zu Zwickau zu genehmigen und dm Nstrstor bci'm Ge- richtSamte Schönfeld Holm von DieSkau zum Ge- rtchtsrathe bei dem Bezirksgericht Eibenstock zu ernennen allergnädigst geruht. Dresden, 31. August. Seine Königliche Majestät haben die Versetzung d«S GertchtSrathcS bei'm Bezirks- aertchtLeipzig Hans August Keck von Schwarzbach in gleicher Stellung zum Bezirksgericht Zwickau zu beschließe» in Gnaden geruht. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 2d. November 1865 wiid von dem Ministerium des Janen» zur öffentlichen Kenntuiß andmch gebracht, daß die Preußische Lebensversicherung- Aktien- aesellschaft zu Berlin den Sitz ihres Geschäft- für Hachsen von Leipzig nach Dresden verlegt hat. Dre-den. den 22. August 1870. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmalz. Fromm. Bekanntmachung, die Einzahlungen auf die Bundes-Anleihe Vom Jahre 1870 betreffend. Die Aunadme der Einzahlungen auf die Bundes- Anleihe vom Jahre 1870 findet in dem auf den 1. September d. IS. anberaumten Termine Vormittags von 8 bis 1 Uhr und Nachmittags von 3 bis 7 Uhr statt. Dresden, am 30. August 1870. Königliche Finanz-Hauptkasie. . . Hoffmann > —. . - — Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Telegraphisch« Nachrichten. Kriegsnachrichteu. (Berlin. Bar-le-Duc. Nancy. Slraßburg. Basel. Pfalzburg. Paris.) Tage-geschichtr. (Dresden. Berlin. München. Wien. Parts.) Dresdner Nachrichten. Provinnalnackrickten. (Leipzig. Glauchau. Kammj.) Lotteriegeminnliste vom 29. August. Knlilleton. Inserat«, ragestalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. * Berlin, Montag, 29. August, Abends. (W. T. v. Ofstcirll.) Lon der Armee find in den letzten Tage» ««hrfach Telegramme eiugegaugen, die iu- drsseu drei bis vier Tage bedurften, um in Berlin einzntresfea, somit von Privatnachrichteu überholt find. Richt bekannt bis jetzt war, da- die fran- zsfischru Generäle Krossard und Bourbaki ver- »undet sei» sollen. » * Aus dem großen Hauptquartier, vom 28. August 7 Uhr Abends wird gemeldet: Gestern (Sonnabend) siegreiches Gefecht deS dritten k. säch- fischen Reiterregiment- (4 Schwadronen, Eomman- d-ur: Oder t v. Standlfest, Standquartier: Borna und Pegau), der i. Schwadron deS k. sächsischen zweiten Ulavrurrgiments Nr. 18 und der Batterie Lenker (erste reitende Batterie deS FeldartillrrieregimeuiS Nr. 12) gegen 6 Schwadronen Chasseur-, in der Gegend von Buzaney (zwischen Stenay und Grand Prö, nordöstlich von VouzicrS). Der französische Com- mandrur wurde verwundet und gefangen. Berlin, Dienstag, 3». August, Vormittags. (W. T. B.) Au- dem großen Hanptquartier, vom 28. August, wird »eiter hierher gemeldet: Alle als direct und telegraphisch von Marschall Bazaine stammend in Paris veröffentlichten Nachrichten fiud in Paris geschmiedet, da Bazaine keine telegra phische Verbindung mit Paris hat; ein etwaiger Bote desselben hätte eine volle Tagereise bis zur nächsten französischen Telegraphenstation zuruck- zuleaev. DaS bei dem glänrendrn Cavaleriegefechte vom 27. August iu der Gegend von Buzancy (v-rgl. oben) auseinander gesprengte und fast aufgeritbeue französische Chasseurregimevt war daS 12. unter Oberstlieutenant Laporte. Derselbe ist, außer vie le« andern Gefangenen, verwundet iu unsern Händen. (Die Telegraph« ndirection macht ferner durch An schlag Folgende- bekannt: Den 30. August Morgens 2 Uhr »ft auS dem großen Hauptquartier ein Telegramm deS Generalquartiermetster? v. PodbielSkt eingegangcn, daS bereit- am 25. August 8 Uhr Abends aufgegrben war. Da der Stand dcr Dinge bet der Armee seit dieser Zeit verändert ist, so mag von dc« gegebenen Nachrichten nur die mitgctheill werden, daß in unsre Hände eine Korrespondenz gefallen ist, die von der in Metz cingeschlossencu Hauptarmce durch einen Spion nach Paris abgeschickt worden war.) * Karlsruhe, Montag, 29. August. (W. T- B.) Die heutige „Karlsruher Leitung" meldet: Der Bischof von Straßburg hat eiurn Bermitte- luugsversuch gemacht. Derselbe kam nach Schil- tighei« hiuaus, wo namens deS General- v. Wer der der Chef de- badenschen GeueralstadeS, Oberft- lieuteuant v. LesziuSky mit ihm conferirte. Der Bischof fand das Bombardement dem Krieg-rechte widersprechend; seine Ansicht wurde widerlegt; er bat dann, den Abzug der Bevölkerung zu gestat ten, welche Forderung abgelehnt wurde. Die Bitte de- Bischofit um einen 24stündigen Waffenstill stand wurde angenommru, fall- binnen eiv«r Stunde gemeldet werden würde, daß der Gouverneur von Straßburg überhaupt unterhandeln wove; auch wurde derselbe eingeladru, herau- zu komme» »ad vou deu Angriffsanstalten Kenntviß zu »ehmeu, eventuell könne da- durch eineu Stellvertreter ge- scheheu. Bei der Rückkehr wurde auf deu Oberst- lieutenaut v. LesziuSky, obwohl er die Parlamen tärflagge selbst in der Hand trug, ein förmliches Pelotonfeuer eröffnet: die Flagge wurde vou Ku- geln durchlöchert. Der VermittelungSversuch war selbstverständlich erfolglos. DaS Bombardement dauert mit kurzen Unterbrechungen fort. ES ge- langen jetzt Geickuye des schwersten CaUberS zur Verwendung. (Vgl. Straßburg unter „Kricgsnach- richten".) Berlin, DienStag, 30. August, Nachmittags. (W. T. B. OfficteU.) AuS dem Hauptquartier Mun- dolSheim wird gemeldet: Eine Parallele bei Schiltigheim ist auf 60« bis 800 Schritte vou den Festungswerken Straßburgs heute Nackt vou einer combiuirtenhJnfanterirbrigade ohne Verlust Die mit * bezeichneten Telegramme sind bereit- durch ein (auch nach auSwärtS versandtes) Extrablatt verdffentlicht morden- und ohne Widerstand eröffnet worden. 42 Ge- schütze wurden neu in die Batterie geführt und feuern. Brüssel, Montag, 29. August. (W. T. V) Eiugetroffene Pariser Blätter, namentlich die „France", bestätigen die Meldung, daß in Pari- sckon jetzt stark die Rede ist von einer theilwetseu Verlegung der Regierung nach einem westwärts gelegenen Orte, falls die Verbindungen zwischen der Hauptstadt und deu nicht occupirtea Departe- ment- unterbrochen werden. ES würden dann 2 »der 3 Mitglieder deö CabiurtS sich nach BourgeS vdrr Toul begeben, um die weitere Lertheidigung zu organifiren. Die Bank und vier große Eisen- vahngrsrllfchaften hätten ebenfalls die Erlaubniß »achgesucht, für denselben Fall ihren Sitz von Paris zu verlegen. Die „Jndöpendance beige" erfährt, daß RheimS in BertheidiguugSzustand gesetzt ist. Die Demoli- rung der iu dem Bereiche der Befestigungen lie genden Häuser hat bereits begonnen. Brüssel, Dienstag, 30. August. (W T. B.) DaS belgische ObservationscorpS hat sich mehr und mehr nach den äußersten Grenzen hin concevtrirt. ver größere Theil der hiesigen Garnison wird einen Bestandtheil deS ObservatiouscorpS aut- mache». Die ersten Truppenabtheilungen rücke» schon hente ab. (Vgl. unter „TageSgesckichtr") Dcr „Jndüpendance belge" zufolge ist da» Hauptquartier Mac Mahon'k zu Seda» (1 Meile von der belgischen Grenze, südöstlich von Mözisres), woselbst sich auch der Kaiser Napoleon mit seinem Sohne befinden soll. ) DaS „Echo du Parlemeut" meldet auS Bouillon vom gestrigen Tage, daß der kaiserliche Prinz iu Sedan ei»getroffen ist. Auch der Kaiser wurde dort erwartet. Preußische Ulan,» zeigten sich in Mouzon, 3 französische Meilen von Sedan. * Madrid, Sonntag, 28. August. (W T.B) Eine Carlistische Baude hat die Eisenbahn zwi schen Pamplona und Aldasna zerstört. Neue Ban den fiud unter General Jmaquiro aufgetaucht. Jufanterie und Gebirgsartillerie wurde nach Ra- »arra gesandt. _ Kriegs - Nachricht«. Berlin, 29. August. Aus drm köuigl. Haupt- quartier, 26. August, wird der ministericUen „N. A. Z.* über den Antheil dcS k. sächsischen Aimce- corpS in der Schlacht bei Metz geschrieben: .In der Schlacht, die am 18. August im Halbkreise um Metz stattfand, babcn d<e Sachsen sich durch die Hel» denmüthigc Tapferkeit, die wir an ihnen schon wiederholt bewunderten, hervorgethan und sehr we sentlich dazu beiqetragen, daß der Zweck deS TagcS deutscherseits erreicht wurde. In der Absicht, den leb haften Wunsch dieser braven Truppen, bald auch vor den Feind zu kommen, möglichst rasch und in geeigne ter Weise zu erfüllen, hatte man dieselben nach dem Lußrrsten linken Flügel, der sich bis ia die Näbe der Mosel vorschob, dirtgirt, und dazu waren am 17., so wie am nächsten Tage sehr starke Märsche erforderlich. Trotz dieser Strapatzen aber griffen diese musterhaften Soldaten, als sie sich den Franzosen gegenüber sahen, mit größter Energie und raschestem Ungestüm an, war. fen, zum Theil durch Bayonnetangriffe, den Feind kräf tig zurück und erfüllten ihre Aufgabe, die darin be stand, den Franzosen das Durchbrechen auf dcr Straße nach Thionville zu verlegen und sie von dieser Rich tung zurückzutreibcn, in vollkommenster Weise. Leider hatten sie dabei auch sehr starke Verluste, die sich im Ganzen auf 2200 Mann an Tobten und Verwundeten belaufen.- — Sodann heißt es in dem Berichte weiter: „Interessant wird noch Dielen sein, daß daS Telegramm Feuilleton. Zar Literatur der Gegenwart. (Fortseyuu, an- Nr. »S«.) Diese Betrachtungen werden uns nahtgelegt durch einen Roman „HundertJahre 1770—1870", Zeit- und LebenSbitdrr von Heinrich Albert Opper man» (Leipzig, F. A. BrockhauS), von dem gegenwär tig sünf Bände erschiene« sind, die uns bis in die Zeit der Freiheitskriege und des Wiener Kongresse- führen, und der sonach noch eine beträchtliche Ausdehnung haben dürste. ES wird aber der Versuch gemacht, diesem Ro man eine- kürzlich verstorbenen Autor-, dessen historisch- publicisttsche und politische Thättgkett in hohen Ehre« steht, eine außerordentliche Bedeutung zu vindictren — ebe« weil er gegen alle und jede Gesetze einer Dich tung verstößt, weil er eine Sammlung von Briefen, Familitnerinnerungen, kleinen Lebensbildern und Stt- trnschildrrungen, politischen, socialen und anderwetien Reflerionen, eine Galerie verschiedenartigster, unter sich in keinem Zusammenhänge und kaum in einem Bezug stehender Persönlichkeiten, wrtl er mit einem Worte Alle- und Jedes, nur kein Roman ist. Der Zweck ist die Darstellung norddeutscher, hauptsächlich hannöverisch- hessischer Zustande im letzten Drittel deS 18. und den beiden ersten Dritteln deS 19. Jahrhunderts, was nicht au-schließt, daß da- Buch sich gelegentlich nach Parts, Neapel, Amerika und Rordafrika hinüber spielt. Der gänzliche Mangel eine» poetischen Vor- Wurfs, einer poetischen Intention, die Abwesenheit jeg liche« Kunstgefühls in diesem Werke, dessen verdienst lichste Theile einzelne Genrebilder find, die an Gustav Freytags „Bilder au» der deutschen Vergangenheit* -emahurn, fällt peinlich auf, würde uns aber wett we- Niger empfindlich berühren, wenn nicht aus der ganze» Anlage, der Breite der politischen und reflecttrendcn Auseinandersetzungen, auS der Wichtigkeit, die ringe- flochtenen Dokumenten und Briefen betgelegt wird, h«r- vorlruchtete, daß diese wüste, künstlerisch unverarbeitete Materialhäufung unS für eine „Erhebung- über die „gewöhnliche* Romanltteratur gelten soll. Gerade hier gilt e» besonder-, ftrcng Aufgabe und Leistung gegen einander abzuwägen, denn auf keinem Gebiete ist die herrschende Geschmack-verwirrung augenfälliger, als auf dem deS historischen Romans. Aus dieser Thatsache erklärt sich, ganz abgesehen von der allgemeinen Bitter keit deS berühmten Historikers gegen alle neuere Li teratur, der harte Ausspruch eines Gervinus über die historischen Romane, dcr in denselben die schädlichsten aller halbpoetischen Zwitterwrrke erblickt, „die den Kunst sinn nicht nähren und den GeschichiSsinn zrrstörcn, die nach der AuSmerzung der alten Sagen oder brr Ge schichte, cine gefährlichere Art von Mythen wieder eia- sühren und von der Natur der Menschen und Zettrn schiefe Begriffe bilden, die kaum eine bessere Belehrung wieder au-tilgrn kann." Eben dieser Au-spruch rnt- hält zu gleicher Zeit «ine fruchtbare Wahrheit, die mit Recht der „Haldvocstr* unserer Tage entgegengesetzt wird, und einen Vorwurf, dcr, beinahe ununterbrochen wiederholt, doch nur mit äußerster Vorsicht auf- und angenommen werden darf. Wenn allerdings jeder hi. ftorische Roman ohne wirklich poetischen Gehalt, ohne bedeutende, wahrhafte Menschengestalt«» und Conflicte ein traurige- Zwtttrrwerk bleibt, so leidet doch dieser Name keine-weg- auf jede Production Anwendung, welche von einem »der dem andern Historiker beschul digt wird, den Thatsachen und Menschen irgend einer Zeit und eine- Lande- Gewalt anzuthun. Die wts- scnschaiil ch: Kritik vergißt bet diesen Aaschuldtgun- gen sehr häufig, daß, bestimmte Grundwahrheiten ab gerechnet, auch die rrine historische Darstellung ohne alle poetischen Zusätze drr subjektiven Auffassung un terliegt, daß selbst die Thalsachcn und Daten, welche der Poet freilich fast regelmäßig verdichten, anein anderrücken, umwandeln muß, keineswegs mit ab soluter Sicherheit und allgemeiner Ueberrirstimmung berichtet sind, wenn sie eS aber auch wären, in ihrer Mehrzahl für den Geist einer Epoche nicht bezeichnender sind, als die Erfindungen deS Dichters. Es heißt noch nicht der Geschichte Gewalt anthun, und eine gefährliche Art von Mythen wiedrrriuführen, wenn der Poet zerstreute vereinzelte Thatsachen, zu fällige Momente im Geist und Wesen der geschilderten Zeit zur lebendigen Einheit umwandelt. Nicht die That sachen der Geschichte sollen aus historischen Romanen und Dramen gelernt werden, sondern der Athem ihre- Leben- unS entgegen wehen. ES ist eine falsche For derung, vom historischen Roman Das zu verlangen, waS die Geschichtschreibung selbst nicht gewähren kann, und e- heißt der Intuition, drr Phantasie alle Rechte raubm, wenn man poetische Werke mit einem kritischen Maßstabe mißt, der für Monographien anwendbar sein mag, die sich auf Urkunden und Acten stützen. Wäre die Thatsachenbribringung eine Hauptaufgabe deS histo» rischen Romandichtrr-, so müßte« Oppermann'S „Hun. dert Jahre" alS eine wirkliche Leistung angesehen wer- d«n — Thatsachen, selbst urkundlich beglaubigte, fehlen thneu nicht. Aber freilich liegt die eigentliche Streitfrage über dm historischen Roma« nicht auf dieser S«itr der Sache, wo derselbe ohne Schwierigkeit mit eben den Argumen te» verthridigt werdrn kann, welche da- frei gestaltende Dtchterrrcht auch im historischen Drama, oder tm epischen Gedicht wahren. Wen« wir eine Aazahl tnstomL« Romane besäße», gegen die sich lediglich ber gedachte des König- aus dem Bivouac, »velcheS den Steg vom 18. meldete, de- Nackt- vom Grafm Bi-marck beim tlüben Schein eine- Wachtfeuers, dem au- der Nach barschaft ein brennendes HauS leuchten half, nieder- gtschliebrn wurde, und zwar in die Brusttasche rine- Beamtrn, der eben angekommen war und grmeldit hatte, daß er die Trlegrapyenlcitung bi- Gorze hergestellt, auf der die betreffende Siegrsnachrtcht rann in die Welt flog. Lebensmittel waren in dieser Nacht sehr knapp in dcr Umgebung de- König-, dk-gletchen war es mit dem Nachtquartier übel bestellt, da alle Dörfer voll Verwundete lagrn. Mit Mühe wurden für den König einige Coteleites und später rin Nachtlager beschafft. Der Bundeskanzler hatte sich, nachdem «r von unge- fähr zu einigen Eiern gelangt, die er am Degenknopf zerschlug und ungesotten verzehrte, ausgemacht, mit sei ner Begleitung selbst ein solches zu suchen. Mehrere Häuser, wo cr nachfragte, boten, voll Blesstrteu, kein Unterkommen. Auch ein ferneres sollte nach Aussage der Insassen voll sein. „Aber da oben ist wohl noch Streu?" fragte der Graf, indem er auf ein dnnkles Fenster tm ersten Stock zeigte. „Auch voll Verwun- drte", hieß es. Aber der Minister ließ sich nicht ab. weis n, er ging den Dingen auf den Gruns, besah sich da- betreffende Zimmer und entdeckte, daß «S drei leere Betten enthielt, in deren einem er dann Platz nahm, während der Ecbgroßherzog von Mecklenburg sich in ein andere» legte und der amerikauische General She ridan, welcher in der Begleitung deS Grafen BiSmarck der Schlacht bcigewohnt, sichS auf dem Bodm bequem machte" — Die „D. A. Z." entnimmt dem Bliese eiur- sächsischen Offiziers, daß der König von Preußen aus dem Schlachtfelde von Gravelotte am Abend de- 18. August dm Kronprinzen vou Sachsen um- armt und ihn mit dem Eommando der »euzubUdendm IV. Armee bekleidet habe. (Bekanntlich ist dem Kron prinzen auch das Eiserne Kreuz vou Sr. Majestät de« Köatq Wilhelm verliehen worden.) Bar-le-Duc, 24. August. (N. P.Z.) Mit gewal tigem Strome fluchet eS seit vorgestern von allen Sei ten hier durch auf Paris zu. G-stern und heute ein baycrscheS Regiment nach dem andern, von denen zwei heute Nachmittag mit klingendem Spiele au der Woh nung d S obersten deutschen Feldherrn, de- König- Wilhelm von Preußen, vorüberziehen, dessen Haupt quartier heute von Eommercy hierher verlegt wor den ist und sich somit fast in erster Linie des Vor marsches befindet. Da neben der Armee dr» Kronprin zen von Preußeu, welche auS drei preußischer» uud zwet dayerschen ArmcrcorpS besteht, auch noch eine andere Armee, aus drei AimeecorpS bestehend, unter de« Kron prinzen vou Sachsen formtrt wordm ist und beide Ar meen — zusammen 8 ArmeecorpS stark — zwar in L verschiedenen Richtungen, aber nach deu Anordnungen des Königs Wilhelm, übereinstimmend in alle» ihren Bewegungen, auf Pari- marschiren, so ist Bar-le-Duc, wenigstens in diesem Augenblicke, der Mittelpunkt der eigentlich von hier auS beginnenden größern Opera tionen gegen die Hauptstadt de» Feindes, zu deren Ver- theidigung sich alle nur erreichbaren und verfügbare« französischen Truppcutheile bi- unter die Kanonen der Pariser Fort- zurückzuziehen scheine». — Die Festung Toul soll gestern beschossen worden sein. So unbe deutend diese kleine Festung für die eigentliche mili tärische Action auch ist, so wichtig würde ihr Besitz für die Benutzung der Eisenbahnverbindung der Armee mit Deutschland sein. Ohne BelagerungSarttllerie wird e- indessen kaum möglich werden, sich deS Platze- so rasch zu bemächtigen, und wird dem Commandanten wohl später auS Pari- dcr Befehl zugeferttgt werde» müssen, zu capituliren... Zu Morgen ist hier der Durchmarsch eine- ganbayerschcn Armeecorp», General v. d. Ta » n, angesagt, welches sich direct nach Westen vorbewegen soll. Danach zu uriheilrn, rückt die Armee de- Kron prinzen von Sachsen mehr nördlich vor. Jedenfalls sind heute auch die Marneübergänge sämmtlich in deut« Angriff richten ließe, so wäre die Erwiderung leicht und einfach. Unglücklicherweise ist die- utcht der Fall, und der Eiuwand, welcher auch vollendeten Leistungen auf diesem Gebiete begegne» soll, wendet sich mißbiäuch.. lich gegen Werke, die ihre künstlerische Existenz au sich nicht zu rechtfertigen vermöge». Die Verwirrung der neuer» Kritik, die bet allem herben RigoriSmuS in den selten sten Fällen auf den Grundlagen wahrer Dichtung oder Kunst zu bestehen wagt, sondern heute ei» ortgturlle- und echt poetische- Werk unter unzulässiger vernfuag auf irgend eine Schöpfung der Vergangenheit verdammt, und morgen der gröbsten Unkunst als neu und zett- gemäß da- Wort redet, hat bisher jede Feststellung der Grundgesetze und Grenzen de- historischen Romans ver hindert. Die allgemeine Anarchie und Verwilderung deS UrtheilS macht sich dieser poetischen Gattung ge genüber vorzugsweise gellend, und indem man vom historische» Romane der Gegenwart und Zukunst spricht, Hai man mit dem einfachsten und selbstverständlichsten Satze: daß die Dichtung ia Wahrheit auch Dichtung sein muß, zu beginnen. Alles Ernstes, dieser Aus- spruch, dessen besondere Betonung sich schier wie eine Albernheit auSnimmt, scheint bei der Mehrzahl unsrer historischen Romane zuerst von der Production und weiterhin von der Kritik vergessen. Es ist demnach keine-weg- unwesentlich, sich etuzuprägen, daß e- für den historischen wie für jeden Roman einen gemeinsamen Au-aangSpuvkt gtebt und jener seine vieldestritten« Be- rcchnqung nur dadurch erweisen kann, daß sich dieser Au». gangSpunkt mit vollkommener Deutlichkeit darstellt. Der historische Roman soll und darf nichts Anderes sein, al- ein couceatrirtes Lebensbild, zu welche« sich der Dichter durch die Fülle der Empfindung und Anschau ung gedräagt fühlt, es muß eine Handlung oder einen Eonflict, es muß Menschen darflelleu, an Hit sich so-
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