Delete Search...
Dresdner Journal : 30.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190510304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-30
- Monat1905-10
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 30.10.1905
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
N 253 v„u,«»prt«: Veim Bezüge durch dir Geschäft»«,»« iuunßut» Fitsdru» 2,50 M (etufchl- Zurraguuai, durch die im Deutschen Reich« S M. zau-schtießlicb Bestellgeld) vierteljährlich. Linzelue Nummern 10 Ps. Wird Zurückfenduna der für die Schnstlertung bestimmten, aber von Kiefer nicht ein« geforderten Bei träge bean sprucht, fo ist das Poftgeld beizufllgen. Dresdner W Äm nal. Hercrusgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.«Anschluß Nr. 1295. -rfchetnnr: Werktag- nachm. b Uhr — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nnr mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden Montag, den 3V. Oktober nachmittags. NnlündigungSgcbUhrrn: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung-Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffcrnsatz ü Ps. Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- daktion-ftrich (Linaesandt) oie Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. 1SOS. Ämtlichcr Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in den Ruhestand getretenen Lehrer und Organisten Kurt Friedrich Schneider in Kirchberg das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Geh. LegationSrate im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten v. Stieglitz die Er laubnis zur Annahme und zum Tragen des von Sr. Majestät dem Kaiser, Könige von Preußen ihm verliehenen Kronenordens 2. Klasse zu erteilen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß Oberbereiter Drechsler, Bereiter Fuchs und Oberwachtmeister Fietz die ihnen von Ihrer Majestät der Königin der Nieder lande verliehene Ehrenmedaille in Gold vom Königl. Niederländischen Hausorden von Oranien annehmen und tragen. Die Bekanntmachung, den Schutz des Eisenbahn- und Telegraphenbetriebes be treffend, vom 6. November 1852 (Gesetz und Verordnungsblatt Seite 315) wird aufgehoben. Es bleibt den Eisenbahnverwaltungen Vorbehalten, je nach den Umständen des einzelnen Falles auch ini Eisenbahndicnste nicht beschäftigten Personen, die durch entschlossenes und zweckmäßiges Handeln eine dem Eisenbahnbetriebe drohende Gefahr abwenden oder den Urheber eines Bahnfrevels zuerst dergestalt zur Anzeige bringen, daß seine Bestrafung erfolgen kann, nach ihrem Ermessen Belohnungen zu gewähren. Dresden, am 20. Oktober 1905. Finanzministerium. 8774 Heptrennunge«, Versetzungen rc. im Sffent- lichen Dienste. Am Geschäftsbereiche »es Ministeriums »er Justiz. Der Rechtsanwalt Paul Haßfurther in Eibenstock ist zum Notar für Eibenstock auf so lange Zeit, als er dort seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden. Im Geschäftsbereiche de» Ministeriums deSlkultuS und Ssfentl. Unterrichts. Erledigt: die 2. ständige Lehrerstelle in Reinhardtsdorf. Kollator: die oberste Lchulbchörde. Außer freier Wohnung im Schulhause 1200 M. behalt, SO M Pers. Zulage, SO M für Vertretung des Kirch schullehrerS, 110 M. für Fortbildungsschul-, 55 M für Turn unterricht und 4S M. für Beheizung des Wohnzimmers. BewcrbungSgesuche nebst den erforderlichen Beilagen (für Hilfs lehrer auch Militärdienstnachweis) bis 15. November an BczirkSschulinspektor Schulrat Reil, Pirna. — Zu besetzen: die 2. Lehrerstelle in 21. Michaelis. Kollator: die oberste Tchulbehörde. 1200 M. Grundgehalt, 110 M. für Turn- und 110 M. für Fortbildungsschulunterricht, 25 M. sür Vertretung des Kirchschullehrers und freie Wohnung mit Gartengenuß. Gesuche bi- 1b. November an BczirkSschulinspektor Schulrat Or Winkler, Freiberg; — die 2 Lehrerstelle in Hcrrndors- Hetzdors. Kollator: die oberste Schulbehörde 1200 M. Grundgehalt und freie Wohnung mit Garten. Gesuche mit Zeugnissen und Militärausweis bis 18. November an Bezirks- ihulinspektor Schulrat Oe. Winkler, Freiberg. Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Vie groken Manöver im Auslände. Wenn man die jetzt eingehenden zusammen- safsenden Berichte über die großen Hcrbstmanöver bei unseren Verbündeten und unseren westlichen Nachbarn einer genauen Durchsicht unterzieht, dann wird man in ihnen nicht nur einen guten Überblick über den soldatischen Wert dieser Armeen, sondern auch manche andere Beobachtung finden, die für uns lehrreich und beachtenswert sein dürfte WaS zunächst die italienischen KönigS- manöver anlangt, so hat sich auch in diesem Jahre bei ihrer Anlage und Durchführung die geschickte Hand des Chefs des Generalstabs der Armee Saletta vortrefflich bewährt und gezeigt, wie aus gezeichnet dieser Genera! das von der deutschen Armee gegebene Beispiel auf die heimatlichen Ver hältnisse zu übertragen versteht. Besonders interessant war bei dieser Manöveranlage zu sehen, wie General Saletta die vorjährigen und diesjährigen Übungen in engsten Zusammenhang zu bringen wußte, in der bestimmten Absicht, dadurch alle diejenigen militärischen und örtlichen Faktoren in ihrer ganzen Bedeutung in den Vordergrund treten zu lassen, die für das italienische Heer und die Landesverteidigung im Ernstfälle den ersten Platz einnehmen werden. Dieser Versuch wird, wie angenommen werden darf, seine guten Früchte tragen, den schon jetzt verlautet, daß die bereits lange der Lösung harrenden Fragen einer Modernisierung Nkr Küstenbefestigungen und der Arsenale, sowie neuer befestigter Anlagen bei Capua und zum Schutze der Landeshauptstadt, nun mehr in beschleunigterem Tempo erledigt werden sollen. Bei der Beurteilung der drei Waffen kommt die Linieninfanterie bei weitem am besten weg. Die erst unlängst erschienenen taktischen Vor schriften für Gefecht, Sicherungsdienst und Märsche beruhen durchaus auf modernen Anschauungen und wurden von der Truppe gut angewendet, namentlich hinsichtlich der Geländebenutzung. Über die Reser visten und die Mobilmiliz lauten die Urteile ganz verschieden Übereinstimmend ist die Meinung, daß der lange Zeitraum, der zwischen der aktiven Dienst zeit und den Übungen dieser Wehrpflichtigen liegt, ihre militärische Leistungsfähigkeit ungünstig beein flußen müssen. Die italienische Kavallerie ist im ganzen gut, ihr Reiten im Gelände geradezu muster gültig. Dagegen versagte bei ihr der Aufklärungs dienst mehrfach, namentlich bei der Kavalleriebrigade der „roten" Partei, die sich deshalb der überlegenen drei Infanteriedivisionen des Gegnes nicht erwehre?: konnte. Bei der Artillerie machte sich, wie im vergangenen Jahre, die Bewaffnung mit zwei ver schiedenwertigen Geschützen sehr störend bemerkbar. Daran wird nicht eher etwas zu ändern sein, als bis die noch immer schwebende Frage eines geeigneten Rohrrücklaufgeschützes gelöst ist. Beim Verkehrs- und Nachrichtenwesen werden die guten Leistungen des Automobilkorps, die Tätigkeit der Drachenballons und die erstmalige Benutzung der Radiotelegraphie besonders hervorgehoben. In Österreich haben in diesem Jahre in An wesenheit des obersten Kriegsherrn zwei große Manöver stattgefunden, die einen in Südtirol, die anderen in Böhmen Besonders die ersteren haben viel von sich reden gemacht, denn sie spielten sich unter Geländeschwierigkeiten ab, wie sie selbst in der Schweiz nicht vorkommen. Geradezu erstaunliches haben einzelne Jnfantcrictruppentcile, darunter auch Landsturmbataillone geleistet, die nach an strengendsten Gefechts- und Marschtagen, ohne Ver pflegung bleiben mußten, weil die Munition mit dem Proviant entweder verunglückt waren oder nicht hatten folgen können Sehr befriedigt in ihren Leistungen hat auch die Gebirgsartillerie, die der Infanterie überallhin zu folgen vermochte, da gegen versagten die schmalspurigen Haubitzen, wie zuvor bei den Übungen im Eisacktale und trafen erst ein, als die Entscheidung längst gefallen war. Neben den GebirgSgeschützcn fanden Maschinengewehre ausgiebigste Verwendung Anzuerkennen sind auch die Leistungen der Pioniere, die in 60 m Höhe über den reißenden Noeefluß einen Reitseilsteg von 40 m Länge aus improvisiertem Material herzustellen vermochten Unter den Hilfsmitteln des Nachrichten dienstes sind besonders Brieftauben und die Funkentelegraphie zu nennen, die unter schwie rigeren Verhältnissen wohl noch nie in Tätigkeit ge wesen sein dürften. ^sBei der. Manövern in Böhmen wird von der Berichterstattung die ausgezeichnete Haltung und Frische der Truppe, sowie der außergewöhnlich gute Gesundheitszustand hervorgehoben. Getadelt wird, daß die Infanterie sich im Gefecht noch immer in veralteten Formen bewege und namentlich der Feuer wirkung nicht hinreichend Rcchnun gtrage. Ins besondere sei auch das Nachsühren der Reserven nicht kriegsgemäß. Bei der Kavallerie soll sich die versuchsweise Aufstellung und Verwendung von ReserveeSkadrons als Divisionskavallerie derart be währt haben, daß ihre Organisation für den Kriegs fall in größerem Umfange geplant wird, um dadurch die Linienkavallerieregimcnter zur Formation von Kavalleriedivisionen frei zu haben. Bei der Ar tillerie war zum erstenmal bei jedem Armeekorps, außer der Tivisionsartillerie, noch eine Korps- artillerie mit einer Hanbitzdivision eingeteilt, als Vorläufer derjenigen Organisation, die schon jetzt nach der Neubewaffnung der Artillerie mit Rohr- rücklaufgeschützcn in Aussicht genommen ist Mit vielem Nutzen hat die Artillerie, wie es auch bei uns und den französischen Manövern geschehen ist, Lichtblitzapparate zum Zielmarkieren angcwendct, doch wird ausgesetzt, daß diese Apparate wegen zu schwacher Linse nur bis auf 3000 m gewirkt hätten. Unter den Kraftwagen trat besonders ein Taimler- Lastenautomobil hervor, das bei Tagesleistungen bis zu 70 Km, Lasten von 50 bis 60 Meterzentnern schleppte und niemals versagt hat. Spannend und lehrreich sind auch in diesem Jahre wieder die großen Armecmanöver in Frank reich verlaufen, die, von außerordentlichem Um fange, im Westen unter Anteilnahme von drei Armee korps und einer Kavalleriedivision unter dem Befehl des Generals Duchesne und im Osten unter Be teiligung von vier Armeekorps und vier Kavallerie- divisioncn unter General Brugsre stattgefunden haben. Aus den auffallend ähnlich lautenden Kritiken beider Armeeführer, soweit sie bekannt geworden sind, geht hervor, daß der offensive Geist bei der Infanterie, auch in der Defensive, immer mehr festen Fuß fasse und daß in der Geländebenutzung ein entschiedener Fortschritt anzuerkennen sei, dagegen müsse vom Spaten besserer Gebrauch gemacht werden und bei den Umfassungsbewegungen sei zu häufig die Verbindung verloren gegangen. Der Kavallerie wird, wie fast alljährlich, nicht genügende Aufklärung vorgeworfen und bei der Artillerie getadelt, daß sie es an Schnelligkeit beim Stellungswechsel habe fehlen lassen — ein Vorwurf, der zum großen Teil seinen Grund in dem zu hohem Gewicht der französi schen Rohrrücklaufgeschütze hat. Besonders lehrreich sind die zahlreichen Ver suche, die auf den verschiedensten Gebieten während dieser Manöver angeordnet wurden. Da ist zunächst das aus vier Kompanien zu sammengesetzte Radsahrerbataillon des Majors Gerard zu erwähnen, das sich vortrefflich bewährt und am zweiten Manövertage durch seine geschickten Be wegungen die ganze 35. Division zur Entwickelung gezwungen haben soll, es sind ferner die Gepäcks ¬ erleichterungsversuche beim 76. und 136. In fanterieregiment zu nennen, bei denen nach den Vor schlägen des Generals Brugore das Gewicht des Gepäcks von 32 Kg auf 28 Kg vermindert worden ist, es sind weiter aufzuführen die fahrbaren Küchenwagen beim 94. Infanterie- und 4. Kürassier regiment, die ganz nach russischen Modellen ein gerichtet, sehr gute Dienste geleistet haben sollen und es sind endlich auch noch die neuen Wasserwagen hervorzuheben, die bei der kleinen Bagage jedes Jn- fanteriebataillons und jeder Artillerieabteilung ein geteilt waren. Bei der Artillerie hat die Benutzung der Scheinwerfer vom Modell Vial zum Ziel markieren, infolge Ausgabe einer eingehenden In struktion für alle Truppenteile, große Fortschritte gemacht und auf dem Gebiete des Nachrichtenwesens fallen besonders die Versuche mit drahtloser Telegraphie und mit farbigen Wimpeln auf, durch die während der Gefechte die Verbindung zwischen den einzelnen Besehlsinstanzen leicht und einfach hergeftellt wurde. Der ÄufKand in Deutsch-Liidweliafrika. * Ein Telegramm ans Windhuk meldet: Am 24. Oktober 1S0S im Gefecht bei GobabiS gefallen: Reiter Friedrich Bosien, geboren am 28. 6. 85 zn Tommclkcim, früher im Husarenregimcnt Nr. 1, Reiter Karl Grabowski, geboren am 10. 7. 80 zu Gombnow, früher im Füsilierregiment Nr.90, Reiter Hermann Mecklenburg, geboren am 7.2.82 zu Hamburg, früher im Infanterieregiment Nr. 83, Reiter Heinrich Schrader, geboren am 16.1.83 zu Hilwartsbaufen, früher im Pionierbataillon Nr. 10. Außerdem: Reiter Alfred Mix, geboren am 28. 11. 83 zu Schippenbeil, früher im Pionierbataillon Nr. 1, am 25. Oktober 1905 im Feldlazarett 12 Lüderipbucht an Herz schwäche nach Typhus gestorben. Reiter Albert Bartsch, geboren am 29 3 83 zu Frauendorf, früher im Infanterie regiment Nr. 24, am 20. Oktober 1905 im Lrangesluß beim Baden ertrunken Hamburg. Mit dem vorgestern im hiesigen Hasen ein getroffenen Postdampfer „Eduard Woermann" kamen 3 Offi ziere und 19 Unteroffiziere von Teutsch Südwestasrika in die Heimat zurück Die Heimgekehrten traten einen Heimat urlaub an. Tagesgeschichk. Dresden, 30. Oktober. Se. Majestät der König wohnte am gestrigen Sonntag dem Vor- mittagsgottesdicnst in der Katholischen Hofkirche bei und erteilte von mittags 12 Uhr ab an nachstehende Herren Audienz: Geh Räte Professoren Or. Heinze und vr Wundt-Leipzig, Frhrn. v. Salza und Lichtenau, v Kirchbach, Morgenstern-Dresden und Prof Or Windisch-Leipzig, Relchsanwalt Or Nagel- Leipzig, Geh Legationörat v Stieglitz-Dresden, Kaiserl. Geh Regierungsrat und Vortragenden Rat im Reichsschatzamt vr. Hoffmann-Berlin, die Be zirksärzte Geh Medizinalräte Or Niedner Dresden und Or. Siegel-Leipzig, Geh. Regierungsrat Or. Schmaltz-Dresden, Geh. Regierungsrat Prof Or. Partsch-Leipzig, Rektor der Bergakademie Oberberg rat Prof. Or. Papperitz-Freiberg, die Amtshauptleute Or Junck-Plauen i V., Dcmmering - Schwarzen berg i. E. und Oberregierungsrat v. Nostitz-Trzewiecki- Pirna, Landgerichtsdirektor vr. Rudert-Freiberg, Oberlandesgerichtsräte Hemschel und Schmidt, Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Zschadraß Obermedizinal rat Or Günther, Oberstaatsanwalt Martini-Bautzen, Finanz- und Baurat Schiege-Dresden, Landgerichts rat Justizrat Schuberth Engclschall - Leipzig, Amts- gcrichtsräte Justizrätc Tost-Bischofswerda undGaudich- Königsbrück, Landgerichtsrat Justizrat Or. Leuner- Bautzen, Medizinalrat Or. Schweißinger - Dresden, Landesanstaltsdirektor Regierungsrat Reich-Bautzen, Reqierungsrat Kunze Chemnitz, Landesanstaltsdirektor Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 29 d. M.: „Die Zauberflöte". Große Oper in zwei Akten von Schikaneder, Musik von Mozart. Vor gut besuchtem Hause ging das Werk diesmal in zwei Hauptrollen neubesetzt in Szene Den Tamino sang ein Debütant, Hr. Grosch, den Sarastro ein Gast, Hr. Egem vom Stadtthcater in Brünn Der letztere, der zwar den Beweis zu erbringen vermochte, daß er eine für kleinere Bühnenverhältmsse ausreichende Kraft darstellen mag, der sich jedoch ein mehr der Anerkennung nicht erwirken konnte, scheidet für eine besondere kritische Würdigung von vornherein aus Anders Hr. Grosch. Er führt zum wenigsten einen der Faktoren ins Treffen, die eine erfolgreiche Bühnenlaufbahn bei uns verheißen: eine schöne Stimme. Und da diese, ein lyrischer Tenor von etwas dunkler warmer Färbung auch für den ge bundenen Gesang ganz annehmbar vorgeschult erscheint, so wird man ihn sich gern in Partien versuchen sehen, die seinem künstlerischen Vermögen entsprechen Zu diesen gehört natürlich der Tamino nicht, für den wir gerade jetzt ohnedies in Hrn. Jäger einen vortrefflichen, die Rolle auch innerlich erfassenden Vertreter besitzen. Dem Debütanten, der sich auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, erst bewegen lernen muß, winken andere Aufgaben, al» die Verkörperung de» jungen Königssohn«, der sich „der Lieb und Tugend Eigentum" zu erkämpfen auszieht. Vorerst mögen Rollen rein lyrischer Art, wie beispielsweise der Lyonrl Martha), sein Versuchsfeld ab- gebcn Für den Tamino bedarf auch da« Organ nach der Höhe hin noch eine« Zuwachse« an Glanz und Fülle, der sich bei den vorhandenen guten Anlagen durch ge eignete Beschäftigung allmählig von selbst emstellen dürfte. O. S. Königl. Schauspielhaus. — Am 28. d M.: „Was ihr wollt". Lustspiel in vier Aufzügen von Shakespeare. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Karl Zeiß Die Aufführung der Shakespearischen Komödie „WaS ihr wollt" zeigte wieder einmal deutlich die Vortrefflich» keit unseres Lustspielensembles. Es war ein erfreulich einheitlicher Stil in der Darstellung; sonnige Heiterkeit schimmerte durch das Ganze, und reizvolle Bühnenbilder boten sich dem Zuschauer: nicht eine der Rollen hätte besser besetzt werden können, und die wunderlichen Zu fälle wurden — für den Augenblick wenigsten» — glaub haft. Unter den Damen verdienen insbesondere Frau Basts als Viola und Frau Gasny als Maria volle Anerkennung. Die Vertreterin der Viola wußte dieser dankbaren Rolle alles abzuacwinncn und namentlich die Verlegenheit, in die sie sich durch ihre Verkleidung ge bracht sieht, ausgezeichnet zum Ausdruck zu bringen. Daß sie sich auch als Sängerin des schönen von Franz Wüllncr komponierten Liedes „Komm, herbei, Tod" vor züglich bewährte, mag noch besonder» hervorgchoben werden Das allerliebste witzig-boShaste Kammermädchen Maria der Frau GaSny fesselte von Anfang bis Ende. Hr. Müller stellte die Falstafffigur de» Tobias von Rülp mit unnachahmlicher Lebenswahrheit auf die Bühne, und für den Christoph v. Bleichenwana in seiner Blödheit und Schwerfälligkeit setzte Hr Gevühr seine volle Kunst komischer Wiedergabe solcher Gestalten ein Ein Kabinett stück lieferte Hr Fischer al« puritanisch gespreizter Haushofmeister Malvolio. Wie er sich dank der bos haften List Maria« von seiner Herrin geliebt glaubt, wie er den weinlustigen Junker Tobia» nach den Vor schriften des geheimnisvollen Werbebriefe« von oben herab behandelt, wie er jeden Umstand zu seinen Gunsten zu deuten versteht, alle« bewies feinste« Charakterisierungs vermögen. Der Narr, der im Lachen den wahren Philo sophen verrät, hatte in Hin. Rens einen Vertreter ge funden, dem höchstens eine etwas melodischere Gesangs- stimmc zu wünschen gewesen wäre Bis in die unbedeutend sten Rollen hinein zeigte sich das redlichste und erfolg reichste Bemühen, dem Lustspiel zu neuem Siege zu verhelfen. Viel Lob verdiente sich Frl Politz als Gräfin Olivia, obgleich der Dichter cs nicht leicht gemacht hat, diese Erscheinung zu verkörpern Nicht leichter hatte es Hr Dettmer als Herzog Orsino, doch leistete auch er alles, was man von dieser Figur billigerweise erwarten durfte. Hr. Wierth verlieh der Gestalt des Sebastian ge winnende Züge und Hr. Gunz als Fabio war gleich falls rühmenswert. Unübertrefflich komisch wirkte das Zusammenspiel in der Gartenszene, als Malvolio hinters Licht geführt wurde Hier herrschte so viel Schalkhaftig keit, daß die Zuschauer über das stark Possenhafte hinwcgsahen und die Entwickelung mit Hellem Lachen begleiteten Der Erfolg ist ohne Zweifel hauptsächlich der in jedem Betracht vorzüglichen Darstellung und In szenierung zu danken. Die Neubearbeitung besitzt die schon charakterisierten Vorzüge gegenüber dem in der Folio erhaltenen Tert; sie ist mrt entschieden glücklicher Hand hergestellt und ermöglichte erst einen raschen Fortgang der Komödie, wenn schon die Aufgabe, die dem verdienten Bearbeiter Or. Karl Zeiß hier gestellt war, sich unver hältnismäßig spröder zeigte als die bei „Der Widerspenstigen Zähmung". Fraglich erscheint, ob selbst diese Bearbei tung bei minder gelungener schauspielerischer Wiedergabe der Komödie ein dauerndes Bühnenleben sichern könnte, jedenfalls verdient die Sorgsamkeit de» Bearbeiter«, seine Pietät für den Dichter und seine glückliche Hand in der HerauShebvg de« burlesken wirksamsten Teile« den ein gehendsten Vergleich mit früheren Bearbeitungen, den wir un« ausdrücklich vorbehalten Nesidenzlheatcr. — Am 28. v Mts: „Otyetto, der Mohr von Venedig", Trauerspiel in fünf Aufzügen von William Shakespeare. — Am 29. d Mts : „Kean oder Genie und Leidenschaft". Schauspiel in fünf Akten und einem Zwischenspiel im Zuschauerraum (Drury-Lane-Theatcr 1820) von Alexander Dumas. Nach der Bühneneinrichtung von L. Barnay. Mit zwei Rollen, in denen die Dresdner Albert Matkomsky seit Jahren bewundern, beschließt der große Künstler sein diesmaliges Gastspiel. Nbcr beide Neues zu sagen von ihm und seiner Darstellungskunst, ist kaum möglich Nian weiß, wie sein Spiel als Mohr erfüllt ist von eminenter Kraft und Leidenschaft, und man braucht nicht mit ihm übereinzustimmen in allen Einzelheiten seiner Auffassung, um doch zu dem Schlußurteil zu kommen, daß er als Othello noch heute kaum einen eben bürtigen Darsteller, ebenbürtig an Kraft des Ausdrucks, an Leidenschaftlichkeit dcS Temperaments, an sprachlichem Vermögen, neben sich hat Auch als Kean entwickelt Hr. Matkowsky stets von neuem all' die großen Züge seine» Darstellertalents; in der gestrigen Vorstellung de» langst überlebten DumaSschen Stücke» aber trat zugleich na Nachteil hervor, der wohl schließlich allen Meiftenvielern der deutschen Bühnen gebräuchlich wird: der Vrrrus4 ra ihm schädigte den Künstler, sein Spiel war an mehr al« einer Stelle nicht ausschließlich die Tat de» deieelnn. sondern de» für äußerlich« Wirkungen empfänglichen Künstlers Im Othello trat neben Hrn MaikowSkv ein Gast auf, den die Dresdner schon von einer „Hamlet"-Auf führung de» Rcsidenztheater» her kennen: Hr Paul Pauly Er spielte m ihr den König, nicht mit be sonderem Glücke. Weit besser schnitt er vorgestern al« Jago ab; er beherrschte den Shakespearrschen Per» lobens wert und wußte auch den Charakter de» Bösewicht», den
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page