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Dresdner Journal : 27.10.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-10-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187710279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18771027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18771027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-10
- Tag1877-10-27
- Monat1877-10
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 27.10.1877
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1877 Sonnabend, Len 27, October. Fdorulsmsattprslvr ' dLdrUed: . . l8 ^Mrliek: 4 »4^ »0 kt. Linreio« ksumiusrll: lü kk. 4-»»«-V»N> 6« davttollrl, llaietl« tritt ?c»t- a»d 8t«op«t»»edli»8 dia»a. lusvrateaprvlser k'ar dea Kaum einer 8e»p»itsnen I'stitLsils SS kt. Unter „kiasWaadt" dis Lei le bü kk. Lrsellelnva r l'^Iiet» rnit XnenLlims dsr 8ona- sad ksisrta^s Absuds sür dsa tolxsadva 1'»8- DrrMmILnrM. Verantwortlicher Redaeteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Ia»sr»tva»nnadw« ansvllrt»: l>«lp«l8: ^r /tr<»»»ei«erter, Uomoiiixoaür d« lirv»einer kourval»; S»»diNF-»«rl1»-V!«» L»lprl^-S»,«l-»r«,I», ^rKnkkrt». n.: //aa»en«te»>t L i^NA/er, SerUll-V>«o-SLi»d»rik- ?r»ß - kr»!>!rriirr ». N. Uünek«» se«d tVu«»e, Vertin: L 8r«w«a L'. .8c/lintte/ Lrviino: /. Ltan-en'« Uiiren»; Ud«w»U,: />. i^oiAi,- Vr»n>n5url » » : ^eiee/er'e-elie u, d U. -/errmarin'eoiiv üuotit» , SÜrUl»: /»v 7- , Sennorer- u. Viu-Ii-Lerlto vrnoilknrt» n -»tntt^ert: /iani« L (,'« , 8»mdnrb d- Vien: /1i. Ojepe/it. Nornu «iseberr Xüni^I. Ulpedition de« Dresdner dourmds, Dresden, Lvin^erstrnsse k^o. SS. Amtlicher Theil. vretdru, 26. Oktober. Sr. Durchlaucht der regie- gierende Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. ist gestern Nachmittag 4 Uhr nach Gera zurückgereist. Nichtamtlicher TIM. Uebersicht. Die feierliche Eröffnung de» Landtag». Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. Lage»geschichte. (Dresden. Berlin. Wien. Paris. Amsterdam. Rom. Madrid. New Pork.) Ernennungen, Versetzungen re. im offen«. Dienste. Dre»dnrr Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Döbeln. Meißen.) Vermischte». Statistik und Volk»wivthschaft. Eiapesaudte». Feuilleton. Tage»kaleuder. Kirchouachrichten. Zuserate Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungdberichte. Inserate. Dresden, 26. Oetober. Die feierliche Eröffnung des Landtags durch Se. Majestät den König hat heute Nachmittag l Uhr in dem Thronsaale des königl. Residenzschlosscs stattgefunden. Derselben war Vormittags 9 Uhr ein Gottesdienst in der evangelischen Hof- und Svphicnkirchc voraus- gegangen, welchem die Herren Staatsminister, sowie die Dirrctorien und Mitglieder der beiden Kammern beiwohnten. Die Predigt hielt der Oberhofprediger l)r. Kohlschütter. Derselbe stellte die Frage auf: „Wenn sind unsre Her zen wohlgerüstet zum gemeinsamen Kampfe für die öffentliche Wohlfahrt?" und beantwortet- diese Frage auf Grund des Textes L. Tu». 2,1—L daht» Wenn fir I) Das, was die allein sichere Grundlage aller wahren Volks wohlfahrt bildet, mit heiligem Ernste erstreben; 2) Volk und Vaterland und alle Menschen mit selbstloser Liebe umfassen, und 3) in demüthigem Gottcsglauben erfüllt sind mit dem Geiste des Gebetes." Im königl. Residenzschlosse fand die Eröffnungs feierlichkeit im Thronsaale der II. Etage Statt, wo selbst auf den Gängen Ehrenwachen des Gardereiter regiments mit der Musik sich befanden, während am großen Treppenauigange eine Ehrencompagnie des 2. Grenadierregiments Nr. 101 aufgestellt war. Nach M Uhr hatten sich die Herren des Ovrps äipioin»tiqu« und die am königl. Hose vorgestellten Fremden, welche der Eröffnungsfeierlichkeit beiwohnen wollten, im Go belinssaale der H. Äage des königl. Schlosses ein- gcfunden und wurden von dort kurz vor I Uhr durch den königl. Ceremonienme.ster in den Thronsaal ge leitet, wo dieselben 'zur Linken des Thrones Ausstel lung nahmen. Die Herren Staatsminister und die Herren der 1. und 2. Klasse der Hosrangordnung, sowie die nicht im Dienste befindlichen königl. Kammer- Herren und Flügeladjutanten hatten sich A1 Uhr in den Gemächern der zweiten Etage des königl. Schlosses versammelt, um dem Könige vorzutreten, als AUer- höchstdrrselbe sich zum Throne begab und von da zurück- kehrte. In den Paradesälen derselben Etage des könig- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Dresden, 26. Oktober. Gestern gab Herr Her mann Scholtz seine „Chopin - Soiröe", durch wtche zugleich der Börsensaal als neuer Concertsaal in wahrhaft künstlerischer Weise eröffnet wurde: eine Er- öffnurg, der Se. Majestät der König durch Seine hohe Gegenyart huldvolle Auszeichnung verlieh. Das Pro gramm enthielt Sonate (Ü-woil), op. 58 — Notturno (U-woils, Berceuse, Polonaise (A-äur) — Präludium (Des äui), Scherzo (L-ruoll) — Larghetto aus dem L'-woU-Cmcerl, Etüde (6-nroIl), aus »p. 25. Mit fühlbarer Vorliebe für die gewählte Aufgabe der Inter pretation deser Tonwerke entwickelte der Concertgeber die uns bekarnten vorzüglichen und individuell ausge prägten EigeNchaften seines Spieles: porsievolle, musi kalisch feinsinNgr, auf alle Details der Chopin'schen Tonsprache Mt vertrautem Nachfühlen bedachte Austastung und Gestaltung, innig und weich empfun denen Ausdruck, verbunden mit reizenden, zart modu- ltrten Klangsärbtngen und geschmackvoller Behand lung. Aber auch n Entsaltung von Kraft des Tons, von Präciston und Klarheit der technischen Ausführung ergeben die Vorträge z. B. der ersten Sonatensätze des Scherzos, der Etüde eine Steigerung gegen frühere Leistungen. Arßerordeulich schön und vollendet im Co- lorit, in feiner ausgkarbtieter Gestaltung und fesselndem poetischen Auswuck der Stimmung war die Wiedergabe der Berceuse, des Präludnms und des Sonatenlargo. Ungern vermiße ich im Programm, auch für die Ver meidung zu gtichmäßigen Eindrucks, Mazurken, für welch« di« den aristokrattschen Geiste Chopin'» wenig rnt- lichen Schlosses hatten sich ferner diejenigen Herren der 3., 4. und 5. Klaffe der Hofrangordnung, sowie dir am königlichen Hofe vorgcstellten einheimischen Herren, welche in der Hofrangordnung nickt mit inbegriffen sind und der Eröffnung beiwohnen wollten, versammelt und begaben sich sodann in den Thronsaal, woselbst ihnen hinter und neben dem für die Kammcrmitglicder abgegrenzten Raume ihre Plätze angewiesen wurden. Kurz vor 1 Uhr erschienen die Dirrctorien und Mitglieder der beiden Kammern im Thronsaale und nahmen dem Throne gegenüber Aufstellung. Nack dem Glockenschlage 1 Uhr ertönte der Parade marsch des Trompetcrchors des Gardereiterregiments und verkündete die Ankunft des Königs. Se. Majestät erschien in Begleitung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg unter Vortritt der Herren Staatsministcr und der übrigen Herren der I. und II. Klasse der Hofrangordnung. Beim Eintritt in den Thronsaal wurde der König von der zahlreichen Versammlung mit einem, von dem Präsiden ten der Ersten Kammer, Kammerherrn v. Lehmen, aus- gcbrackten dreimaligen Hoch empfangen. Se. Majestät nahm, umgeben von dem großen Dienste rc., auf dem Throne Platz, neben welchem zur Rechten Se. königl. Hoheit der Prinz Georg stand, bedeckte das Haupt mit dem Helm und verlas die folgende, von dem Vorsitzen den im königl. Gesammtministerium, Staatsininister v. Fabrice, Sr. Majestät überreichte Thronrede: „Meine Herren Stände! Zu Meiner Freude sehe Ich Sie um Mich ver sammelt, um Ihre Thätigkeit dem Besten des Landes in gewohnter Hingebung abermals zu widmen. Gern ergreife Ich die Gelegenheit, zu danken für die Beweise von Theilnahme und Anhänglichkeit, welche in Anlaß der von der göttlichen Vorsehung über Mein Hans jüngst verhangenen Verluste Mir und der Königin, Meiner Gemahlin, entgegcngebracht wurden und die Unseren Herzen wahrhaft wohlgcthan. Die Beziehungen Meiner Regierung zu der Regie rung des Reichs haben denselben Charakter gegenseitigen Vertrauens behalten, der ihnen bisher beigcwohnt hat. Nachdem die Gesetzgebung der letzten Jahre auf fast allen Gebieten des Staatslebcns neue Organisationen in's Leben gerufen hat, scheint cs dringend wünschcns- werth, den Behörden, wie der Bevölkerung Zeit zu ge statten, sich vollständig in die neuen Ordnungen einzu- ltben, bevor umfassende weitere Aufgaben in Angrif genommen werden. Die Ihnen zu machenden Gesetz vorlagen werden sich daher auf das unbedingt Noth- wendige, und einige, durch früher von Ihnen gestellte Anträge veranlaßte Entwürfe beschränken. Nach verschiedenen Richtungen hin habe Ich Ihre Mitwirkung zur Durchführung der Reicksgesctze in An- spruch zu nehmen, welche ein gemeinsames Proccß- reckt gewähren und nebst dem die Organisation und die sachliche Zuständigkeit der Gerichte, sowie einige andere Punkte in Bezug auf die Rechtspflege regelnden Gerichtsvcrfassungsgcsctz spätestens am 1. October 1879 in Wirksamkeit treten sollen, in mehrfacher Beziehung aber eine Ergänzung und Abänderung der Landesgesetze, sowie Bestimmungen zur Vermittelung des Ueberganges in die neuen Institutionen erheischen. Um wenn irgend möglich der Nothwendigkcit über- hobcn zu sein, Ihnen die mit Abhaltung eines außer ordentlichen Landtags verbundenen Opfer aufzuerlcgen, habe Ich alsbald nach Erlaß jener Reichsgesetzc die Frage, inwieweit cs zu deren Durchführung eines Ein greifens der Landesgesetzgebung bedürfe, in umfassender Weise prüfen lassen und die Fertigstellung der auf das sprechende A-äur-Polonaise gern zu entbehren war. Wohl sind diese phantastischen, ganz von charakteristischer Poesie erfüllten lyrischen Tongedichte in ihren kleinen flüchtig vorüberschwindenden Formen am wenigsten ge eignet für den Concertsaal. Aber sic bilden das origi nalste und genialste Grundelemcnt der Chopin'schen Tonmuse und hätten sich schwerlich der schnellen em pfänglichen Auffassung und Hingabe der Hörer in diesem Concertsaal entzogen, der aus mancherlei äuße ren Gründen, namentlich durck locale Abgeschlossenheit, eine innerlich gesammelte und musikalisch intimere Stim mung begünstigt. Und glänzend bestand derselbe die Hauptaufgabe seines Debüts bei dem zahlreich versam- mclten Publicum. Die Klangwirkung ist vollkommen schön, die Vibration so ausgiebig wie klar, jedes Ton- colorit des Bechstein'schen Flügels vom Fortissimo bis zur leisesten Ansprache kam effektvoll und reizend zur Geltung. Und im Uebrigen erfüllen die bequemen Stühle — dieses so wichtige Requisit für den Concert saal, — die geräumige Treppe, die Lage und Räumlich- lichkeit der Garderobe alle gerechten Ansprüche der Con- certbesucher an den Comfort; und die Einrichtung des Saales selbst, die wir der besonderen Anordnung des Herrn Hofmusikalienhändlers F. Ries zu danken haben, ist ungemein zweckmäßig und geschmackvoll. Die umsichtige Wahl und Erwerbung des Börscnsaalcs als Concert- saal erweist sich, namcntlick hinsichtlich der öffentlichen Vorführungen von Kammermusik, als ein für Künstler und Musikfreunde höchst anerkcnncnSwerthes, wahrhaftes Verdienst um das hiesige Musikleben. C. Banck. Jllnstrirte Literatur. „Der Formenschatz der Renaissance", eine Quelle der Anregung und Belehrung aus den Werken der Dürer, Holbein, Alde unzweifelhafte praktische Bedürfniß beschränkten Gesetz entwürfe zur Vorlegung auf diesem ordentlichen Land tage angcordnet. Zu Meinem Bedauern hat die Hoffnung auf das Eintreten eines erfreulichen Aufschwunges von Handel und Gewerbe auch in dem verwichenen Jahre sich nur in geringem Maße erfüllt. Der Druck der Zeitverhält. Nisse hat fast allen Kreisen der Bevölkerung sich fühl bar gemacht und kann cs unter diesen Umständen nicht überraschen, daß die laufenden Staatseinnahmen den Erwartungen des Voranschlags nicht entsprochen haben. Die bewährte Ordnung unseres Staatshaushaltes wird eine Störung hierdurch nicht erleiden, doch bleibt, wie wohl Meine Regierung bemüht gewesen ist, in allen Zweigen der Verwaltung thunlichste Sparsamkeit ein treten zu lassen, eine höhere Inanspruchnahme der Steuerkraft unerläßlich. Möge diese Nothwcndigkeit eine nur vorübergehende blciben. Ich hoffe dies um so mehr, als die gesegnete Erndte dieses Jahres auf Haudel und Gewerbe einen günstigen Einfluß äußern wird und Ich vor Allem auf das altbewährte that- kräftige Streben aller Schichten unseres Landes rechne, da» in Mir die Ueberzeugung fest bestehen läßt, daß Meine Sachsen wohl befähigt bleiben, auch ungünstige Zeiten glücklich zu überdauern. Die in Betreff des dirccten Steuerwcsens gestellten Anträge wurden einer sorgfältigen Prüfung unterworfen, als deren Ergebniß ein unter Berücksichtigung der bei den Einschätzungen gemachten Erfahrungen ausgestellter Entwurf eines revidirten Einkommensteuergesetzes Ihnen vorgelegt werden soll, welcher die Beseitigung der her- vorgetrctenen Mängel und die Vereinfachung des Ein- schätzungsvcrsahrcns erstrebt und, wie Ich hoffe, eine geeignete Basis für die künftige Erhebung der directen Steuern abgeben wird. Dabei bietet sich die Gelegen heit, die Frage einer eingehenden Erwägung zu unter ziehen, ob cs sich empfehle, auf eine Aushebung der Gewerbe- und Pcrsonalsteuer unter entsprechender wesent- licher Ermäßigung der Grundsteuer zuzukommcn. Die Verschmelzung der mit Ihrer Zustimmung neu erworbenen Privatbahncn mit dem früheren Staats- bahnmtze ist unter Ueberwindung von mancherlei Schwie rigkeiten glücklich zur Durchführung gelangt, und wenn sich schon jetzt die günstigen Wirkungen einer größeren Consolidirung des gesammten Sächsischen Eisenbahn wesens zu zeigen beginnen, so läßt sich erwarten, daß die Vortheile sowohl für den allgemeinen Verkehr, wie für die finanziellen Interessen des Staates mit der Zeit noch mehr zur Geltung gelangen werden. Durch die neuerliche Vollendung mehrerer Eisen bahnen sind ausgedehnte Landestheile der Vortheile einer Eisenbahnverbindung thcilhaftig geworden. Um die Wohltyaten eines erleichterten Verkehrs, ohne unverhält- nißmäßige Belastung des Staatshaushaltes, auch auf diejenigen Gegenden erstrecken zu können, welche in dieser Beziehung der Erfüllung ihrer Wünsche noch harren, hat Meine Regierung wegen der Räthlichkeit der Erbauung von Sccundärbahnen erneut eingehende Erörterungen anstellen lassen, in deren Folge Ihnen wegen Erbauung zweier derartigen Bahnen Vorlagen zugehen werden. Durch erfolgreiche Verhandlungen sind w>r zu einem einheitlichen Tarissystcme für jämmtliche deutsche Eisen bahnen gelangt, mit dessen Einführung diesseits sofort grever, Beham, Burgkmair, Flötner, Hopfer, Solis, Hirschvoacl, Mielich uno Anderer. Hciausgegebc» von Georg Hirth in München, Verlegt von G. Hirth in Leipzig. Wenn man sich fragt, wie das deutsche Hand werk im 16. und zu Anfang dcs 17. Jahrhunderts dazu kam, einen so hohen, bisher noch von keinem anderen Volk wieder erreichten Grad der kunstgewerb lichen Fertigkeit zu erlangen, so findet man, daß diesem Aufschwung eine Vorarbeit vorausging, welche leider unserem heutigen Gewerbe fehlt. Es war die B geiste- rung der Künstler, cs waren die ornamentalen Schöpf ungen eines Dürer und Holbein, welche neues künst- lerisches Leben auch in die gewerblichen Werkstätten hineintrugen. Die ersten Anregungen fielen auf so guten Boden, daß sich bald eine ganze Reihe hervor ragender Kräfte damit beschäftigte, gute ornamentale Vorlagen (Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte) zu schaffen, welche in Tausenden von Exemplaren unter den Handwerkern Verbreitung fanven. Was das zu bedeuten hatte, mag daraus erhellen, daß solche Vor- lageblättcr noch heute — nach mehr als dreihundert Jahren — als kostbare Raritäten in den Kupferstich- cabinetcn aufbewahrt und von kunstliebenden Sammlern sehr hoch bezahlt werden. Aber kann nicht dasselbe Mittel, welches unserm Vorfahren durch ein Jahrhun dert hindurch die Grundlage zu gediegenen gewerblichen Leistungen abgab, auch heute diesclben Dienste thun? Diesen sicherlich sehr gesunden Gedanken sucht die obengenannnte Pudlication zu verwirkten. Ab gesehen von dem überaus reichen Inhalte, dessen Be deutung und Werth von keinem Einsichtsvollen ange- zweifelt werden kann, liegt der Schwerpunkt dieser Ver öffentlichung im Preise (ein Heft von >5 Cartonblättern in vorzüglichem Druck kostet 1 Mark). Bet solchem nach der Vereinbarung vorgegangen worden ist. Wenn auch die Befriedigung aller Wünsche nicht zu ermög lichen blieb, so erscheint doch die Hoffnung berechtigt, daß das neue Tarifsystem die früheren Unzuträglich keiten im Wesentlichen beseitigen und in der Entwicke lung des Eisenbahnwesens einen erheblichen Fortschritt bilden werde. Die von Ihnen auf dem letzten Landtage bewilligten Staatsbauten, welche in erwünschter Weise einem großen Theile der Bevölkerung Gelegenheit zu lohnender Ar beit geboten haben, sind kräftig gefördert worden und steht insbesondere die Vollendung des Baues des neuen Theaters in nächster Zeit zu erwarten. Das Werk wird, wie mit Sicherheit zu hoffen ist, mit den von Ihnen bewilligten Mitteln zu Ende geführt werden und damit der Zukunft eine würdige Stätte der Kunst geschaffen sein. Und so, Meine Herren Stände, heiße Ich Sie willkommen. Ich thue dies unter der festen Zuversicht, daß uns die Segnungen dcs Friedens fernerwrit erhalten bleiben, und unter dem Wunsche, daß die Vorsehung Ihre Berathungen zu Nutz und Frommen des Landes hinausführen möge." Nachdem Se. Majestät die Thronrede beendet hatte, erfolgte durch den Geh. Rath vr. v. Weber der Vortrag der nachstehenden „ Uebersichtl ichen Mit- thcilung zur Eröffnung des 17. ordentlichen Landtages": Uebcr die Ausführung der auf dem letzten ordent lichen Landtage vom Jahre 1875 und 1876 von den Ständen gefaßten Beschlüsse hat die Staatsregierung der Ständeverfammlung Folgendes zu eröffnen: Unter Berücksichtigung der von den Ständen bean tragten Abänderungen sind publicirt worden: das Gesetz, einige Bestimmungen in Bezug auf die Gerichtsverfassung enthaltend, unter dem 1. Juli 1876, das Gesetz, die öffentlichen Schlachthäuser betreffend, unter dem 11. Juli 1r>76, das Gesetz, den Schutz der Waldungen gegen schäd liche Jnsecten betreffend, unter dem 17. Juli 1»76, das Gesetz wegen Abänderung einiger Bestimmungen des Gesetzes vom 9. April 1872, die Reorgani sation de» Landesculturrathes betreffend, unter dem 15. Juli 1876, das Gesetz über die Schonzeit der jagdbaren Thiere unter dem 22. Juli 1876, das Gesetz, das Mobiliar- und Privatfeucrversiche- rungswesen betreffend, unter dem 28. August 1876, das Gesetz, die Landcs-Jmmobiliar-Brandversicherungs- Anstalt betreffend, unter dem 25. August 1876, die Gesetze über die Erbschaftssteuer und den Urkun- denstempcl unter dem 13. November 1876, das Gesetz, die weitere Ausführung dcs Neichsgesetzes wegen Gewährung von Beihilfen an Angel örige der Reserve und Landwehr betreffend, unter dem 18. Decembcr 1876. Dem ständischen Anträge bezüglich der geschäftlichen Behandlung von Beschlüssen und Beschwerden in An lagesachen der Kirchen- und Schulgemeinden ist bereits durch die Verordnung, das Verfahren bei Aufstellung von Anlageregulativen und Beschwerden gegen die Ein schätzung zu den Kirchen- und Schulanlagcn betreffend, vom 24. Mai 1877 entsprochen worden. Auf die Anträge der Stände wegen Regelung der Gehaltsverhältnissc der evangelisch-lutherischen Geist lichen, Einführung einer neuen Eintheilung der Epho- ralbezirke und Heranziehung nicht Staatsangehöriger zur Fortbildungsschule werden den Kammern besondere allerhöchste Decretc zugehen. Preise kann sich jeder Geselle und Lehrling, jeder Kunst- jchüler in den Besitz eines solchen Heftes setzen; es ist in ter That eine erste volksthümliche Ausgabe unserer Formen- classiker, welche neben den schon längst populär gewor denen Klassikern der Dichtkunst ihre volle Berechtigung beanspruchen dürfen. Kein Wunder, daß der glückliche Gedanke unter Fachmännern begeisterte Zustimmung findet. Die Lirectorcn und Vorstände der k. Akademie der bildenden Künste, des Nationalmuseums, der Pina kothek und des Kupferstickcabincts, der Kunstgewerbe- schulc und dcs Knnstgewerbevcrcins zu München habe» sich denn auch zu folgender Erklärung veranlaßt gesehen: „Die Unterzeichneten begrüßen das Unternehmen des Herrn IN. Georg Hirth, den Jüngern der bildende» Künste und des Kunslhandwcrks, sowie dem Publicum die reichen Formenschme der Renaissance des 16. Jahr hunderts durch eine beispiellos billige und dabei doch gut ausgcstattetc Veröffentlichung zugänglich zu machen, mit ungrlheilter Freude. Sic sind der Uebcrzeugnng, daß die durch den gestellten Preis ermöglichte Massen verbreitung dieses Werkes von den segensreichsten Fol gen für die Entwickelung namcutl ch dcs deutschen Kunst gewerbes sein würde, und empfehlen daher das vcroienst- volle Unternehmen der vollen Beachtung aller zur Pflege der Kunst und der Industrie berufenen Persönlichkeiten und Anstalten angelegentlichst." Durch diese wohlbcrechtigtc Anerkennung bewährter Autoritäten wird sich der Herausgeber gewiß nickr in der Urberzeugung tsoliren, daß sein sehr werldvylle» Unternehmen als eine Einzelheit, als ein erster Versuch der Art ohne Vorgänger und Gefährten dastebt. Wir haben, wie sich unsere Leser erinnern werden, schon er freuliche Gelegenheit gefunden, auf dem weiten, neuer dings so fleißig bebauten Felde der Kunstgewerbeindustrtc
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