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Dresdner Journal : 28.01.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188001282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-28
- Monat1880-01
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 28.01.1880
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Mittwoch, den 28. Januar. 1880 fiter. » «,is. in S Bit- rr wider >rl Musik leise.) Au ¬ en Dent Acten von Karl Plei- knde Hw scheu. kräftigen > Frau. r Blmrtk KireeN nt d. Res inz Georg' o A. i».. u. N>r» aj l. mke». jenen eruk« rauen »rang rauer iieren >beve- glicbe r treu ginne e, ö- >n Är >r. es in ec. er- os. «d ») lm n-i-it-: iLdrlwtr: . . »8 Karlc. X jndrtick: 4 Kark SVbk. Liurelne Huwioero: lv?k L»»»«rN«1d de» eleutoeden ltoiotr«« tritt ?o»t- uoä Lleiu^lruiEtitaK dioiu. lueerateupreievt kür Uen kaum einer xs«»pultensn ?«titLsit« SO kt. Vater „Linzeoanett" äis Leit« dü kl. NrveNelueur l'Lglieti mit Xnonirkme cksr 8onn- ov<i keiertasre ^bsnä« lür (Ivo solssenäen 1a^. K-esdiMMnrnal. loner»ten»an»Nme «n»n>r1«t /<> Lran<i«trtt»r, Lvwmunuoniir <is» Vrvxtavr öouraal»; L»mdnr« N,rli» Visa L«jpit^ >»»«! - Lr«,i,a ^ritnkta- t ». » : 2aa«en»te«« L ko-isr, Lirlta Vi-a-UamdarU kr»^-l^tp«ix rr»»kturt ». N. 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In der heutigen Sitzung der Deputieren- kammer wurde der Antrag LouiS Blane'S auf Aufhebung aller daS Vereins- und LersammlungS- rrcht regelnden Gesetze mit 822 gegen 162 Stim men abgelehnt. AuS Cannes wird gemeldet, daß die für morgen beabsichtigt gewesene Abreise der Kaiserin von Rußland nach St. Petersburg auf nächsten Sonnabend verschoben worden ist. Rom, Montag, 26. Januar, Nachmittags. W. T. B) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer verlas der Minister deS Innern ein königl. Drcret, durch welches die gegenwärtige Session vertagt wird. Rom, DienStag, 27. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Journale sagen, das Decket, betref fend den Schluß der Session, werde wahrscheinlich erst nächsten Freitag veröffentlicht werden, damit dir Präsidenten deS Parlaments, deren Functionen mit dem Schluß der Session aufhören würden, noch dem am nächsten DonuerStag stattfindenden parlamentarischen Diner, welches der König all jährlich zu geben pflegt, beiwohnen können. Madrid, Montag, 26. Januar, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Drpu- tirtenkammer erklärte in Beantwortung einer Interpellation Posada de Herrera'S der Minister präsident CanovaS del Castillo, e- habe ihm fern gelegen, in der Sitzung vom 16. vor. MtS. der Minorität zu nahe treten zu wolle«. — Mau nimmt an, daß die Minorität durch diese Erklä rung CanovaS del Castillo'S befriedigt sein und von heute ab an den Sitzungen der Kammer wieder Theil nehmen werde. Bukarest, Montag, 26. Januar, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der Drputirtenkammer erfolgte heute die Wiederaufnahme der Debatten über den Gesetzentwurf, betreffend den Rückkauf der Eisenbahnen. JoneScu und MareScu bekämpf ten den Entwurf; JoneScu verlangte, man solle die definitive Behandlung vertagen, bis die drei europäischen Westmächte die Unabhängigkeit Ru mäniens anerkannt haben. Der Minister deS Auswärtigen vrrtheidigte die Vorlage auf daS Entschiedenste. Athen, Montag, 26. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Die Kammer versagte dem Ministerium mit 67 gegen 73 Stimmen dir nackgesuchte Er mächtigung, über einen Betrag von 21k Millionen Drachmen verfügen zu dürfen. Das Ministerium hat infolge dessen seine Entlassung eingrrricht. Kairo, Montag, 26. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Laut amtlicher Bekanntmachung ist Reuf Pascha zum Gouverneur des Sudan ernannt worden. Washington, Montag, 26. Januar, Nach- mittags. (W. T. B) Der Senat hat zu der Er nennung JameS Russel Lowcll'S zum Gesandten in London, John W. Korster'S zum Gesandten in St. Petersburg und Lucius Kairchild'S zum Ge- sandten in Madrid die erforderliche Bestätigung erthrilt. New-Aork, Montag, 26. Januar, Vor mittags. kW. T. B) Nach einer Meldung auS Augusta (der Hauptstadt deS StaateS Maine) hat der von den Kufionisten gcwählte Gouverneur eine Proklamation erlassen, in welcher die Republikaner alS Revolutionäre bezeichnet werden. Die Republi kaner dagegen behaupten, unwiderlegliche Beweist dafür zu besitzen, daß ihre Vorsichtsmaßregeln gerade ru rechter Zeit ergriffen worden seien, um der Beschlagnahme deS LegiSlaturgebäudeS durch die Fufionisteu vorzubeugrn. Dresden, 27. Januar. Die dritte französische Republik lenkt von den Traditionen der großen Revolution immer ausge sprochener zu dem innern politischen System des ersten ConsulS über, daS in einer allgewaltigen Centralijatwn, dem natürlichen Umschlag der Zerfahrniß der Staats gewalt unter der Schreckensherrschaft, seinen Ausdruck sand. Nirgends tritt diese Wendung deutlicher zu Tage, als in der gegenwärtigen Unterrichtsgesetzgcbung, die sich vollständig dem Geiste der Napoleonischen Uni- versite anschließt und eine große Organisation des öffentlichen Erziehungswesens zu schaffen bestimmt ist, die dem Corsen erst vorschwebte Der Ausbau wird von Grund aus vollzogen, indem der Staat alle Zweige des Unterrichtswejens, deren im Lause der Zeit der Clerus sich bemächtigt hatte oder die der privaten Initiative überlassen waren, an sich zieht und sie seinen Interessen gemäß umgestaltet. Die Volksschule wird den Keres jzuorautms, das Mitteljchulwesen den Je suiten, die Hochschule der Hierarchie abgenommen, und der Staat reclamirt damit nur Rechte, die ihm in anderen Ländern unbestritten seit je angehörea und welche die Voraussetzung einer nationalen Erziehung sind. Jedoch geschieht die- Alles mit einer gewissen, den Franzosen charakteristischen Gewaltsamkeit in Resormen. Dem Streben, die Schule zu „säcularisiren", liegt die ebenso unzweideutige als bedenkliche Absicht zu Grunde, der Kirche jeden Einfluß auf die Schule zu entziehen. Der Radicalismus begnügt sich nicht imt der Laien- fchule; er verlangt vielmehr geradezu den confefsionS- lofen Unterricht. Nichts erfordert aber mehr prak tischen Blick, die Unterscheidung des Wesentlichen vom Unwesentlichen, nüchterne Auffassung, als die Unter- richtsfrage, und daß diese Eigenschaften durch allerlei doktrinäre und romantische Ideen bei den französischen UnterrlchtSreformen beeinträchtigt werden, beweist der vor einigen Tagen von der Deputirtenkammer decretirte Gesetzentwurf Camille See's über die Errichtung von Mädchengymnasien. Dieser soll eine Umgestaltung der französischen Gesellschaft bewir ken, in welcher die Frau auch heute noch dominirt. In den republikanischen Kreisen Frankreichs betrachtet man jetzt die Frage des Mädchenunterrichtes als eine social - politische Angelegenheit ersten Ranges, als eine Lebensfrage für den Bestand der liberalen Insti tutionen, ja für den dauernden Bestand der Republik selbst. Deshalb hat auch die Erziehung der weiblichen Jugend in dem großen Unterrichtsplane der dritten Republik eine so pronovcirte Stelle gesunden. Die Absicht der Gesetzgeber ist klar. Die Klosterschule übernahm bisher daS Mädchen vom 10. Jahre an, und sie entließ es in die Familie wieder als Vor posten der streitenden Kirche. Die Legislatoren haben den Gegner als Gattin, als Tochter bei sich mr Hause, und da sie sich der Superwrität derselben jeder für sich nicht zu entziehen im Stande sind, helfen sie sich auf dem Umwege durch daS Gesetz, das wenigstens ihren Enkeln zu Gute kommen soll. Der Bericht erstatter der Kammer schilderte die heutige Lage kläglich genug. DaS Leben der jungen Eheleute beginne mit emer moralischen und rntrllectuellen Scheidung. Die Frau lege in die Seele ihres Kindes ihre eigenen Vorurtheile und nähre es mit einer Literatur, welche die Nation verdumme; sie entfremde eS den Ideen des Vaters. Die Einheit der Familie müsse wieder her- gestellt werden, die Frau in Gemeinschaft der Gesin nungen mit ihrem Manne leben, und dies werde nur erzielt, wenn sie der Staat unterrichte. Die ganze Zu kunft Frankreichs sei in seinem Gesetze enthalten, denn von der Frau seien die Geschicke einer Nation ab hängig Der clericale Deputirte Keller hatte gut, die Französin zu vertheidige:», wie sie ist; es machte nicht einmal Eindruck, als er in Aussicht stellte, die religiösen Feste würden m den neuen Internaten abgeschaffl und die patriotischen mit Tanz und Gesang gefeiert werden wie unter der ersten Republik. Der Gesetzentwurf, welcher die Gründung von Staatsgymnasien für Mädchen anordnet, wurde mit großer Majorität angenommen und sand auch in gemäßigten Organen der Presse die wärmste Vertheidigung. Der „Temps" bemerkte, die Com mission habe sich wohl gehütet, etwas zu übertreiben. Das Ziel, welches Camille See verfolgte, berücksich tige ebenso dre moralische wie die intellectuelle Ord nung. Die Commission, die Kammer und die Regie rung wollten eine Einrichtung begründen, welche ge stattet, die jungen Mädchen jo vorzubereiten, daß sie in der Lage sind, ihre Pflichten als Gattin, Mutter und Repräsentantin des Hauses wohl erfüllen zu kön nen, und welche es ihnen ermöglicht, muthvoll dem Kampfe des Lebens die Stirne zu bieten. Unzweifel haft verleihe eine mit den Eingebungen deS modernen Geistes übereinstimmende Erziehung der französischen Frau eine viel größere Geistes- und HerzenSgemein- schast mit dem Manne, den sie geherralhet hat und dessen Urtheil in den öffentlichen Schulen gebildet wor den ist. ES sei die Einheit in der Familie, die In timität des häuslichen HerdeS, welche das Gesetz kräf tigen will. Von diefem Gesichtspunkte aus verdiene eS die lebhafte Sympathie aller aufgeklärten Geister, welcher Partei sie auch angehören mögen. — In lau niger Weise behandelt daS Thema der Frauengymnasien I. I. Weiß. Derselbe veröffentlicht im „Gauloi» " eine auf diesen Gegenstand bezügliche Studie, der wir zunächst folgende Stelle entnehmen: „Man kann die Unwissenheit der Frauen anbeten, an ihrer Bildung Geschmack finden. Je nachdem. Ich kann nicht ander» sagen, als: Je nachdem! Beides ist angenehm in seiner Weise. Für deutsche Mädchen giebt eS eine große Anzahl bestens eingerichteter Mädchenschulen. Da» ist vortrefflich, weil eS in Deutschland so gefällt. Aber die Französinnen sind eben keine Deutschen. Mögen mir es die deutschen Mädchen und Frauen nicht übel nehmen." Weiß spricht sodann von dem „so gebildeten kleinen Bürgermädchen in Berlin", welches in allen Angelegenheiten der Küche wohl bewandert sei, deutsche Gedichte von Berg und Thal, Mond und Wolken recitire und ganz nach Belieben Mendelssohn oder „Madame Angot" spiele; sie plaudere mit der gleichen Sachkenntniß und den gleichen sanften und immer blauen Augen von Physik, Chemie, Literatur, Politik und Hygiene. Das sei ja ganz interessant, und es könne Einer dabei nicht gelangweilt bleiben. Man sehe dabei, was Alles so ein Mädchen gründlich und nach vernünftiger Methode gelernt hat, umsomehr, als das gute Ding gar nichts bei all' dem vielen Lernen zu verlieren hatte. Die „Grazie" hätten aber die grausamen Götter der deutschen Frau versagt. Die Frau sei ein Product der Natur und der Kunst, das hinter der Schiffbrücke von Mainz verschwindet und erst wieder erscheint in Warschau und „an der Wien" mit den Wienerinnen, die sich allerdings wieder für Physik und Chemie sehr wenig interessiren. Wenn Hr. Ferry schon überflüssiges Geld habe, so möge er recht viele höhere Bürgerschulen für Knaben inS Leben rufen. Das se» eine dringende Aufgabe, die, glücklich angesaßt und gelöst, dem Ehrgeize eines Ministers genügen könnte. — Man sieht, wie leicht es sich ein Theil der fran zösischen Journalistik macht, die wichtigsten Lebens fragen zu behandeln. Wir citiren daher noch eine ernst und wohlgemeinte Aeußerung der Wiener „Presse". Dieselbe jagt am Schlüsse eines längeren Artikels, welchen sie den bezüglichen Verhandlungen auf der Tribüne des Palais Bourbon widmet: „Also die clajsische Bildung soll die Französin von den Vor- urtheileu des Klosters befreien, eine neue weibliche Generation heranziehen,welche den republikanischen Salon ziert. Wir wären auf das Experiment, wenn es un- näher anginge, nicht neugierig. Man muß, um das Gewagte der Idee einzusehen, sich vergegenwärtigen, daß es sich hier ganz vorzugsweise um die Töchter der Bourgeoisie handelt, die in den StaatSinternaten er zogen werden sollen, um m einem Jahrzehnd Horaz und Calull ihren Söhnen tradiren zu können. Mau Hal bisher gezögert, die Ausnahme zu gestatten, daß die Frauen an den Universitäten zugelassen werden. Die Resultate sind vielfach abschreckend gewesen. Die Republik eröffnet den Mädchen die gelehrte Laufbahn als Regel. DaS ist etwa- ganz Verschiedenes von den Pensionaten, in denen ander wärts die weibliche Jugend der besseren Stände Aus bildung in den lebenden Sprachen erhält, oder von jenen BerufSanstalten, welche junge Damen zu den ihnen heute eröffneten Stellungen im Lehrfache, dem Post- und Telegraphenwesen vorbereiten. Es wird ein regelrechter wissenschaftlicher Unterricht in den huma nistischen und Realfächern beabsichtigt, wie er in den Mittelschulen für Knaben ertheilt wird, und man geht princtpiell von dem Gesichtspunkte aus, beide Ge schlechter gleichzustellen; neben der Rücksicht auf die Ausbildung zu emem gelehrten Beruse »st dabei auch die Absicht maßgebend, die Frauen an methodische» Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. » A. Hostheater. — Altstadt. — Am 26. Januar: „Ein GlaS Wasser"oder:„Ursachen und Folgen", Jntriguenspiel in b Acte» nach Scribe. Selten wohl hat man in der Theatergeschichte eine Comödie verzeichnen können, die sich auf dem Reper toire so lange jung und vom Zahn der Zeit unbeschä digt erhielt, al» Scribe'S überraschend elastische, feine, mit Zeit und Kraftaufwand auSgesührte Arbeit. Daß in ihr da» glänzende Talent für Jntrigue und fcemsche Situation, der Wik und die Eleganz de» fesselnden Dialog», die glückliche Stoffwahl nicht allein zur Geltung gekommen sind, sondern getragen und in ihrer Wirkung erhöht werden durch den dahinter stehenden ernstlichen Willen de» Autor», etwa» Tüchtige» zu leisten und sein individuelle» Können in einem Werke nach vielen Seiten hin zu repräjentiren, macht diese Arbeit erst zu Dem, was sie ist. Die in manchen Punkten begründete literarische Sage vom Leichtsinn und der Flüchtigkeit der französijchen Production ist von deutschen Federn mit zu viel Uebertreibung auS- aebeutet und für da» Urtheil mißgünstig verwandt. Wenn wir von den höchsten Vertretern der Production absehen, die bei jeder Ration den Gemu» der Ge diegenheit und persönlichen Aufopferung hinter sich haben, so steht e» mit der sraazüsijchen Literatur ge- rad« so wie mit der ebenfalls der Oberflächlichkeit und speculativen Hohlheit ungerecht augeklagtrn französischen Industrie unv Kunsttechnik: Man muß auf den Ge bieten des bessern Tagesbedarfs emsig suchen, ehe man in Frankreich geistige und technische Erzeugnisse findet, die eS mit der Leichtfertigkeit so vieler der unsrigen ausnehmen können. Dies gilt auch für die Theater arbeit. In der dramatischen Production der letzten fünfzehn Jahre har Deutschland an Oberflächlichkeit aeleistet und willig genossen, waS man sich jen- seit deS Rheins aus den namhaften Bühnen weder erlauben noch bieten lassen würde. ES schickt sich für unS, daß wir die Arbeitsanspannung unserer Nachbarn, auch wenn es keiner an sich wichtigen, sür die Nachwelt geplanten Sache gilt, nicht verkennen; wir dürfen dann mit mehr Recht unS gegen sittliche Auswüchse abweisend verhalten. Selbst im Alltäglichen da« möglichst Gute zu bieten, ist eine Geschäftsangt- legenhtit in geistigen Dingen und gehört zur Redlich keit de» Verkehr» mit unsern Mitmenschen. Ich be ziehe da» sogar auf die Gewissenhaftigkeit deS Stil», auf die sorgfältige Handhabung der Sprache. Fran zösische Lust- und Schauspiele, die unsern gerechten Tadel au» vielen ästhetischen Gründen verdienen, weisen ost in dieser Beziehung eine Fülle von Fleiß auf. Freilich animirt den französischen Schriftsteller auch der Borsprung, die Früchte jeineS Fleißes wahrschein licher und erfreulicher genießen zu können, al» der deutsche, der m der gesellschaftlichen Ordnung ohne unbefangene Position ist. Die vom Franzosen so zwanglo» gebrauchte StandrSbezeichnung „Dichter" ruft bei un» rascher die verwandte Vorstellung vom Bettel stab, al» vom Lorbeerbaum hervor. Man »ätzt bei un» den Namen „Dichter" erst gelten, wenn man sich im betreffenden Falle durch dessen Verspottung al» unwissender Barbar selbst ansechten würde. Der par teilosesten neutralsten Anerkennung erfreut sich der deutsche „Dichter", wenn er nicht bloS bedeutend, son dern von der Gesellschaft bereits durch eine Rasendecke getrennt ist. Die Ausführung war im Ganzen eine sehr abge rundete, angespannte Leistung und wurde gewiß von Seiten der Hauptdarsteller, deS Frl. Ulrich als Hcr- zogin, Frl. Ellmenreich als Königin und deS Hrn. Dettmer als Bolingbroke, so fein nuancirt, wie e» innerhalb des weitzurückgehenden, den Ton schwächen den Raumes der prächtigen Zimmerdecoration gewagt »verden kann. Natürlich ist Frl. Ulrich als geistreiche, von Jn trigue und verschlagener Frauenklugheit und Bosheit sprühende Vertreter»» der Marlborough für diese Rolle unentbehrlich und bei uns wie fast aus jedem Theater der Gegenwart unersetzbar Doch fehlt dem Stücke ihre ehemalige Leistung als Königin, die in der Dar stellung feiner, vornehmer Grazie und kindischer Un- zulänglichkeit mir unvergeßlich ist. Frl. Ellmenreich'- sonst so hohe Kunst bleibt dieser Pailie eine inter essante JndivlduaUsirung schuldig. Ihr Bild der Er müdung, da- sie giebt und zu geben hat, fesselt nicht, es steckt m der Stimmung den Zuschauer ein wenig an. Hr. Matkowiky war al- Masham sehr fleißig; Frl. Klinkhammer de-gleichen, doch mag sie sich be streben, sür solche Ausgaben in Haltung und Redcton den TypuS der Soubrette um em Beträchtliche» zu adeln. Otto Banck. Montag, den 26. Januar fand »m Saale de» „Hotel de Saxe" der zweite Productiou-abeud de» Tonkünstlervereins Statt. Er zählte zu den im hohen Grade genußreichen, deren wir jo viele dem Verein verdanken, sowohl durch die Wahl der dar gebotenen Werke al» durch die ungemein vollendete Ausführung desselben. An dieser detheiligten sich Herr H. Scholtz und Herr Feigerl durch schönen Vortrag einer Sonate (k-äur op. 8) sür Pmnosorte und Violine von E. Grieg (zum ersten Mal) und Mit glieder der königl. Kapelle unter Dlrectwn de- Herrn Kapellmeister- Schuch durch vorzügliche künstlerisch fertige Wiedergabe einer neuen Serenade (op. 44) sür 12 Blasinstrumente mit Violoncello, Contrabaß von Anton Dvorak und deS Concerl» sür zwei Bratschen, Gamben (durch Violoncells ersetzt) Violoncello und Baß von I. S. Bach, welches »rotz seiner alten Physiognomie immer wieder neu und ungeschwächt in Frische und Kraft wirkt. In der Sonate zeigt sich Grieg - Talent in der liebenswürdigsten Weise, eigenthümlich anziehend und geistig fesselnd in den Motiven und deren sinniger Durcharbeitung ohne Gesuchtheit und prätensiöse Origi nalität. Namentlich ist auch Behandlung und Ton sprache der beiden Instrumente vortrefflich und wohl- verwedt, und daS Ensemble derselben (Flügel E Ascher- derg) war von schöner Klangwirkung. Unter den drei Sätzen der Sonate steht der mittlere (Allegretto) durch graciöje Erfindung und feine Gestaltung an erster Stelle. A. Dvorak, über den das Programm einige will kommene Notizen bringt, »st m letzter Zeit mit vollem Recht warmer Beachtung empfohlen, wa» aber nicht verleüen möge, an fein sehr jchätzentwerthe» unv wohl- durchgedüdete- Talent überjpannte Anforderungen §u
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