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Dresdner Journal : 28.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186607289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-07
- Tag1866-07-28
- Monat1866-07
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 28.07.1866
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^172 Sonnabend, den 28. Juli. 18««. Adonnementlpritstz; 3»krli<-k 6 t KIr. — Kj-r ^jLkrliok! 1 ., IS „ Üoi»tliok— „ IS „ Lio»«Io« I „ I» Xo«I»»»» tritt?o«t v 8t«»p»I K1»»»- rnseratenpretse: k^ir 6«» «i»«r »«»»»It,»«» L«tl«: 1 klxr. Unter „Lill^eeenat" <U» Leil«: » dl»r Lrschet«,: l't^Iick, mit Xn«v»kin« 6«r 8ooo- aoä k'eierteß», Xb«o<1» kür 4«n kol^enüen Dres-mrIMmal. Verantwortlicher Redactear: I. G. Hartmann. » -»ferNUnannatz»» «Zw-N«. I^lMlL! 8^»l>,r»r,»», (.'»MwieeloaLr 6«» vreeäuer 3our»»I»j «dsnä»,.: K 8»ol.»», Xvaie k°o»r>! Semdor, 8«U»- Vi,o-rre»t^»rt »-N.: N^Leexireii« L Voar.«»! Netti» Oevrive'evd« 8aekd., Uerenir»«'» tture»»! Nr«»«,: L. 8v»l.orr»; Nr«,I»o: 1,.8v^»>,»!«'»Xiiuoa<:«odcir»»», 3«»»» X öL««i<»»tvii»; kreeickart Kuckb.; Nül»: Xv. 8Lv«»ii»:Neri»: ü^r^e, ^.^»r^r», Lvl.l.1»» Sc 60., (8, kl»c« 6« I» Loores): Nr»^: k». L»»l.ic»', Lockk.; Vien: Xi.. O^»r.r». Hrransgrbtr: USni^l. 8ip«6ltioo 6«, Vreeäner 3onr»»l», Or«»6e», tl«ri«n»tr»^e Ko. 7. Abonnements - Einladung. Nachbestellungen auf das „Dresdner Iournal" für dre Monate August und Tcp- tlmbcr werden für Dresden in unsrer Ex pedition, für auswärts del den zunächst ge legenen Postanstalten angenommen. Für Dresden und den Bereich ver k. sächsischen Postverwaltung beträgt der Preis auf diese beiden Monate I Thlr. Die JnsertionSgebühren betragen beim „Dresdner Journal" für die Petitzeile oder deren Raum im Jnseratentheile L Rgr., unter „Eingesandt" 3 Rar. Küaigl. ErptdMoa des Dresdner Journals. (Marienstraße Nr. 7.) Nichtamtlicher LheiL. Liederlich!. Telegraphische Nachrichten. TagrSgefchichte. Dresden: Freigebung des Verkehrs dein» Königstein. Verluste der sächsischen Armee in Böhmen. — Bcrl>n: Chinesische Gesandtschaft. Die Wahlen zum Parlament. Mittheilungen aus Sach sen. — Wien: Zu den Friedensverhandlungen. Bei tritt zur Genfer Convention. Adresse des Gemeinde raths dem Kaiser überreicht. Militärische Auszeich nungen. Kronprinz und Kronprinzessin von Sach sen. Vermischtes. — Pilsen: Statthaltereiangele- genheiten. — München: Veränderungen in hohen Mititärstellen. Neuer Orden. Zur KriegSsrage. — Hannover: Tumulte. Die hannöverschen Offiziere. Herr v. Bock. — Karlsruhe: Adresse an den Groß- Herzog. Keine preußische Sommation. — Wiesba den: Werren nicht abgercist. — Wei m ar: VomLandtag. Altenburg: Vom Landtage. Sächsisches Telegra- phenbüreau geschlossen. — Frankfurt: Deputation an den König von Preußen. Landrath v. Diest ab gereist. — Genua: Organisation der venetianischen Provinzen. — London: Wiederholte Unruhen. Par- lamentsverhandlungen. — St. Petersburg: Eine englische Gratulationsadresse. Krieg-nachrichten. (Chronik der KriegSrreignifse. AuS dem Hauptquartier deS König- von Preußen. Nach richten au» Böhmen und Schlesien. Die ungarischen Gefangenen in Glogau. Von der Mainarmee. AuS Frankfurt, Karlsrube und Ulm. Das Seegefecht bei Lissa. Kämpft mit italienischen Truppen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zittau.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig. Pirna.) Statistik n. Bollswirthjchaft. LeltgrujUMie Nachrichten« Berlin, Freitag, 87. Juli. (W. T. B.) Sine Frankfurter Deputation, bestehend au- drei Senato- toren und dem Baron Mayer Karl v. Rothschild (vgl. unter „Tagesgeschichte"), ist hier eingetroffen und gestern vom Finanzminister v. d. Heydt, sowie von dem Minister de» Innern, Grasen Eulenburg empfan gen worden. Außerdem ronferirten die Deputations- Mitglieder lange mit dem früher« preußischen Ge sandten am Wiener Hofe, Frhrn. v. Werther, und dem ehemaligen Bunde»tag»grsandten, Herrn v. Sa- vigny. Eine aus Norden in Ostfriesland an Se. Maje stät den König gerichtete Adresse spricht den Wunsch nach Bereinigung de« ganzen Königreich» Hannover mit Preußen aus. Wien, Donnerstag, 26. Jnli. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung" bringt eine Bekanntmachung, welche für Niedrristerreich die den Schutz der persönlichen Freiheit und de» Tomicil» betreffenden Gesetze auf- — — Feuitteton. Dresden. In der Hauptversammlung der Gesell schaft „Isis" am 19. d. M. hielt Herr vr. Schneider einen längern Vortrag über die „Reliefkarten von Franz Keyl". Der Vortragende sprach zunächst über die Alpen und insbesondere über ihre Eigenthümlichkeitrn den Schweizeralpen gegenüber, sodann über die Mängel der Flächenkarten und über die großen Vorzüge der Relief karten von diesen Gebieten, die er bei seinem mehrjäh rigen Aufenthalt in den Alpen au- eigener Erfahrung kennen gelernt hat. Hierauf verdeutlichte er in sehr anschaulicher Weise die Herstellung der letzter« durch F. Keyl und verlas einige auf dieselben sich beziehende Urthcile kompetenter Männer. Den Schluß bildete eine mit Wärme vorgetragene Schilderung der Persönlichkeit wie des Strebens Keyl'». F. Keyl hatte in Prag Phar- macie studirt und ging mit dem Gedanken um, akade mischer Lehrer zu werden, al» er die Alpen besuchte und von denselben so gefesselt wurde, daß er es sich zur Lebensaufgabe stellte, dieselben gründlich zu studiren und ihre Formen plastisch wiederzugeben. Seit Jahren ar beitet er mit einer Gründlichkeit und Zähigkeit an sei nem Werke, wie man sie nur bei deutschen Gelehrten findet. Im Anschluß hieran sprach Hr. Lohdiur, Schloß- prrdiger a. D., über die Fertigung einer Reliefkarte der Weesenstein» Gegend. Hr. Zschau berichtete über die Thätigkeit der in letzter Sitzung gewählten Com mission zur Untersuchung der Desinfecttonsmittel. Hr. Kaufm. Schmor! zeigte prachtvolle Aalkspathdrusen. X. » Mar Müller, jetzt wohl der berühmteste Ver treter deutscher Wissenschaft in England, ist, wie H. Beta in seinem kürzlich erschienenen „Londoner Leben»- »nd verkehr»btld«rn" erzählt, ei« geboraer Dessauer hebt und Militärgrrichie rtablirt. Da» amtliche Blatt fügt der betreffenden Verordnung hinzu, daß diese Au-nahmemaßrrgel nicht durch die Haltung Nieder- öftrrrrich», namentlich Wien», das einen patriotischen Geist und zum Kaiserhause Treue zeige, hervorgrrufeu fei, sondern durch dir Vereinigung zahlreicher fremder Elemente. Bremen, Donnerstag, 26. Juli, Abend». (Wes.- Ztg.) Nach einer Depesche de» General» v. Manteuffel au» dem Hauptquartier Hundheim von heute v Uhr 3t) Min. hat da» Füsilierbataillon Bremen mit gro ßer Bravour und stürmender Hand da» Dorf Wer- bach an dem Tauber gegen vereinigte Württemberger und Badenser genommen. — Nach Privatnachrichteu haben die Oldenburger (1. u. 2. Bataillon und Ar- tllltiir) mit Bravour zwei Dörfer an dem Tauber genommen. (Vgl. umstehend „Kriegsnachrichten".) Pari», Donnerstag, 26. Juli, Abend«. (W.T.B.) Da« Frankfurter Senat-Mitglied v. Bernu» hat hierher und, wie e« heißt, auch nach London und St. Petersburg eine Depesche gerichtet, welche sich in schar fen Ausdrücken gegen die preußifcherseit» Frankfurt auferlegte Kriegscontribution ergeht. Nach dem „Abend-Moniteur" ronstatiren Briefe au» Venedig die Unruhe, mit welcher die Bevölke rung den Vorbereitungen zur Blokade und Belage rung rntgegenfieht. Alle Verbindungen mit Venedig find seit dem 19. durch General Mezzarapo fortdauernd unterbrochen. Zu Ancona haben wegen de» Seetrrffen» bei Liffa gegen den Admiral Persano Kundgebungen der Bevölkerung stattgefunden. Der „Etendard" sagt: E» sind noch große Schwie rigkeiten vorhanden, auf deren Hebung man allgemein hofft. Unter den Bedingungen, welche Oesterreich für unerläßlich erachtet, ist dir Erhaltung der Integrität de» Kaiserreichs mit Ausnahme Venetiens und dem gemäß die Brrzichtleistung Italiens auf Tirol, sowie die Rückkehr des König» von Sachsen in seine Staa ten. Man versichere, daß über diese beiden Punkte zwischen Frankreich und Oesterreich vollkommene Urber- einstimmung besteht. — Nach einem Telegramm au» München vom heutigen Tage sucht man in die Verhandlungen we gen de» Waffenstillstand» sämmtlichrvunde»staaten ein- zuschließen. Florenz, Donnerstag, 26. Jnli. (W.T.B.) Die Einstellung der Feindseligkeiten hat gestern Mor gen um 4 Uhr begonnen. Die Spitzen der Lolonnen bleiben da stehen, wo sie sich eben befinden. Andere Truppen können zwar Bewegungen machen, dürfen aber nicht über die von den Spitzen der Kolonnen besetzten Punkte hinausgehen. Prinz Amadeus ist in Monza eingetroffen. General Medici hat gestern Leropina, eine sehr feste Position, 8 Kilometer von Trient, erreicht. Florenz, Donnerstag, 26. Juli. (W. T. B.) Wie die „Opinione" meldet, steht General kialvini in der Nähe de» Zsonzo. Die Oesterrrichrr haben Udine und die Festung Osoppo aufgegeben; dagegen werden in der Festung Palma-nuova Vorkehrungen zur Vertheidigung getroffen. 25,000 Oesterreichrr sind zwischen Gratz und Laibach conrentrirt. — Man versichert, daß General Govone nach Berlin abge- reist ist. London, Donnerstag, 26. Juli, Nachm. „Reu ter» Office" meldet: Vom ,, Great-Eastrrn" wird heute ^12 Uhr Vormittag» trlegraphirt, daß da» Schiff sich nur noch 80 Meilen vom Ende feiner Reise in der Nähe von Trinity-Bai befindet. Tagesgeschichte. Dresden, 27. Juli. Der geheime Finanzrath v. Thümmel ist gestern Nachmittag von seiner Mission und ein Dichtersohn. Sein Vater war der berühmte GriechenfreiheitSsänger Wilhelm Müller, der freilich schon dem vierjährigen Mar starb. Die verwitwete Mutter, sein Großvater Basedow, Sohn des auch durch Goethe berühmt gewordenen Pädagogen, und die herzogliche Schule in Dessau, später Prof. Carus in Leipzig und die Nikolaischule sorgten für gute Erziehung und die Elemente der Wissenschaft. Mar aber noch mehr. We nigstens konnte er schon im achten Jahre schön Clavier spielen und bald darauf dichten. Sein Gedicht zum Buchdruckerjubiläum in Leipzig (1840) fand ganz be sonders Beifall, auch den des Komponisten Mendels sohn. Auf der Universität Leipzig studirte er zunächst Hebräisch und Arabisch, dann aber Sanskrit, die reiche Quelle seiner jetzigen Verdienste. Seit 1844 finden wir ihn eine Zeit lang aus der königl. Bibliothek zu Berlin, schwelgend in alten Sanskritmanuscripten, in den Hörsälen von Bökh, Heyne rc., angeregt und an regend bei Humboldt. Damals war auch der Dichter und Persischkundige Friedrich Rückert zur Berliner Uni versität berufen worden, dem eS hier aber nicht gefiel. Er sollte Vorlesungen halten, wollte aber nicht. In der Hoffnung, daß sich Niemand als Zuhörer melden Würde, kündigte er eine Vorlesung über die persische Sprache an. E» meldete sich Niemand außer Mar Müller. Rückert sagte, er müsse wenigsten» drei Zu hörer haben (ir„ s»einnl collegium), sonst thue er'» nicht. Mar Müller ließ sich keine Mühe verdrießen, die bei den Fehlenden zu finden. Nun meldeten sich drei und Rückert mußte verdrießlich ansangen; aber der Eifer und die raschen Fortschritte der Zuhörer machten ihn bald liebenswürdig und selbst eifrig. Bon dem Rufe de» berühmten SanSkritgrlehrten Burnouf nach Pari- getrieben, wagte sich Mar Müller an die schwierigste, wenn auch ehrenvollste Arbeit, an die Herau»gabe Ll- zu Er. Majestät dem König zurückgekehrt und hat, dem vernehmen nach, die allerhöchste Genehmigung zur Frei gabe de-Verkehr-, sowohl hinsichtlich der Schifffahrt als hinsichtlich der Eisenbahn, soweit dieselbe bisher durch die Festung Königstein behindert war, mitgebracht. — Durch Vermittelung der hiesigen königl. preu ßischen Kommandantur ist ein Verzeichniß der in dem Treffen bei Gitschin und in der Schlacht bei Königgrätz gebliebenen, verwundeten und ver mißten Offiziere und Mannschaften der kö niglich sächsischen Armee an die königlich säch sische Landescommisston gelangt und uns heute zur Veröffentlichung übermittelt worden. In dem an die königlich preußische Commandantur gelangten, aus Wien vom 19. Juli datirten, vom königl. sächsischen Kricgsminister Herrn Generalleutnant v. Rabenhorst unterzeichneten Begleitschreiben heißt es: „Unter den obwaltenden Verhältnissen ist es nicht möglich gewesen, eine richtige Liste früher nach Sachsen von hier aus gelangen zu lassen, selbst die vorliegende Offiziersliste kann möglicher Weise noch einzelne Jrrthümer enthal ten; gänzlich verhindert ist man aber durch die Ver hältnisse, für jetzt eine nur einigermaßen auf Richtig keit Anspruch machende dergleichen Liste über den statt- gehabten Verlust an Unteroffizieren und Mannschaften aufzustellen." — Da nun das uns heute zugekommene Namensverzeichniß der Offiziere mit dem in der gestern nach der„Leipz.Atg." (und heute in Ertraabzügen) in vie len tausend Eremplaren veröffentlichen Verlustliste bis auf 2 Namen überernstimmt, ein Namensverzeichniß der Unteroffiziere und Soldaten aus den oben angeführten Gründen aber nicht beigefügt ist, so können wir von nochmaliger Veröffentlichung dieser Namen, unter Ver weisung auf unser gestriges Blatt füglich abschen und theilen hier nur noch die summarischen Angaben der uns vorliegenden Liste mit. Es sind dies Todte: 1Z Of fiziere, 137 Unteroffiziere und Soldaten;Verwundete: 39 Offiziere, 979 Unteroffiziere und Soldaten; Ver mißte: 2 Offiziere, 1225 Unteroffiziere und Soldaten. Die in der gestern veröffentlichten Liste nicht Auf geführten sind: Rittmeister v. Minckwitz vom 3. Rei terregiment und Portepeejunker v. Götz vom 3. Jäger- bataillon, die Beide verwundet worden sind. Berlin, 26. Juli. (St.-A.) Ihre Maj. die Königin erthrilte der kaiserlich chinesischen Gesandtschaft eine Audienz. Im königl. PalaiS fand ein Diner statt. — Die preußische Regierung geht, nach der „Prov.- -korr." mit den Vorbereitungen zur Eiuberufuug eine» deutschen Parlamentes lebhaft vor. Abgesehen von Preu ßen und von den gegenwärtig unter preußischer Ver waltung stehenden norddeutschen Staaten ist die Auf forderung zur Vorbereitung der Wahlen zum Par lament an folgende Staaten ergangen: an Sachsen- Altenburg, Sachsen Koburg, Sachsen-Weimar, Schwarz burg-Sondershausen u. Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß jüngere Linie (Gera), Waldeck, Lippe-Detmold, Schaum burg-Lippe,Mecklenburg-Schwerin, Mrcklenburg-Strelitz, Anhalt, Oldenburg, Braunschweig, Hamburg, Bremen, Lübeck. Dem preußischen Landtage wird ein Wahlge setz für das deutsche Parlament aus Grund des Reichs wahlgesetzes vom 12. April 1849 vorgelegt werden. Inzwischen werden vorläufig Vorbereitungen für die Feststellung der Wahlbezirke bereits getroffen. Nach dem erwähnten Gesetze soll in Wahlbezirken von je 100,000 Seelen je ein Abgeordneter gewählt werden, für einen Ueberschuß von wenigstens 50,000 Seelen ist ein besonderer Wahlkreis zu bilden, ein geringerer Ueberschuß aber unter andere Wahlkreise verhältniß- mäßig zu vertheilen. Bei der nach der letzten Volks zählung ermittelten Summe von 19,255,139 Einwoh nern treffen auf den preußischen Staat, mit Einschluß der Provinzen Preußen und Posen, 193 Abgeordnete, die fick auf die einzelnen Provinzen so vertheilen: Preu ßen 30, Posen 15, Brandenburg 26, Pommern 14, Schlesien 35, Sachsen 20, Westfalen 17, Rheinprovinz 35, Hohenzollern l Abgeordneter. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt aus Dresden vom tester Brahmanengesänge im San-krit, des Rig-Veda. Nachdem er ein Buch z uStande gebracht und sich dabei sogar etwas Geld gespart hatte, ließen ihm die Sanskrit kostbarkeiten im britischen Museum zu London keine Ruhe mehr. Ohne Englisch zu verstehen fuhr er hin über, und fand hier durch Prof. Wilson, die erste Sanskritautorität, und Bunsen thatkräftige Unter stützung. Das große Ursprachwerk, die Rig-Vedaar- beit, erschien al» das Heldenwerk eines deutschen Ge lehrten mit englischen Mitteln. Jetzt steht Mar Müller in England al- der gefeiertste Priester einer ganz neuen Wissenschaft unangefochten in höchsten Ehren. -j- Am 15. Juli wurde die Kunstausstellung in Lille eröffnet. Nach einem vorliegenden Bericht hat man es wenigstens dem eigen- dazu errichteten Aus- stellungSlocale nicht an Größe mangeln lassen. Dasselbe umfaßt acht große Säle und einen Centtalsalon und bietet nahezu an 2000 MetreS Wandfläche dar. Außer dem Interesse, welche- die Ausstellung bietet, finden die Kunstfreunde in Lille eine wenig bekannte, aber sehr interessante Sammlung, welche der Maler Wicar seiner Vaterstadt vermacht hat. Diese enthält unter Anderm eine große Anzahl Handzeichnungen von Mi chel Angelo und Raphael; von Letzterm allein über sechzig und außerdem Vieles von David, zu dessen Schülern Wicar zählte. -j- Die anthropologische Gesellschaft in London hat, wie die „Jllustr. Ztg." schreibt, einen besonder« Fond für Ausgrabungen im Interesse der vorweltlichen Anthropologie gebildet unter dem Titel „Anthropolo gischer AuSgrabungSfond»". In Dorsetshire eristiren nämlich eine große Menge von Hünengräbern, welche noch nie untersucht worden find. Nun soll ein Theil de» Gelbe- zu deren Bloßlegung verwendet werden, um hierdurch Beweise für die erst neuerlichst von der 25. Juli: „Die von hier ausgehenden Mittheilungen mehrer Blätter über Konflikte zwischen dem preußi schen Eivilcommissariat und der sächsischen Landescom misston beruhen mindestens auf Uebertreibungen. Etwa entstehende Schwierigkeiten werden durch gegenseitiges Uebrreinkommen bald gehoben. Die von vielen Blät tern verlangte Entfernung der Landescommisston und der höhern Beamten hätten einen großen Apparat preu ßischer Staatsdiener erfordert. Was die Parlaments frage anbetrifft, so wird die preußische Verwaltung die Wahl einfach ausschreiben und die Landescommisston dem keine praktischen Hindernisse entgegensetzen." Wien, 22. Juli. Der „Boh." wird in Bezug auf die FriedenSunterhandlungen berichtet: Oester reich verlangt nichts als die Integrität seines Gebietes. — Der „Kamerad" meldet: Der Kaiser hat gestern die Beitrittserklärung zur Genfer Convention unter zeichnet. — Die „Debatte" fordert die Regierung auf, zu erklären, daß sie, sobald der Friede gesichert ist, ein verantwortliches Ministerium ernennen und den ungarischen Landtag und dencisleithanischenReichs- rath »ä Koo zu gemeinsamer Revision des Februar- patent- einberufen wird. Deak batte eine anderthalb stündige Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser. Wien, 23. Juli. Die „W. Abdp." meldet: Se. k. k. apostolische Majestät geruhte heute Vormittag den Hrn. Bürgermekfter in-. Zelinka und die beiden Herren Bürger meisterstellvertreter vr. Felder und Iw. Mayrhofer in Audienz zu empfangen und die allerunterthänigste Adresse des Gcmeinderathes der Stadt Wien allergnädigst entgegenzunehmen. (Den Wortlaut der Adresse haben wir in Nr. 168 bereits mitgelheilt.) Se. Majestät geruhte ungefähr Folgendes zu erwidern: Se. Majestät anerkenne den Ausdruck der Loyalität, nur mögen den Worten auch die Thaten entsprechen; Se. Majestät wolle unter den gegenwärtigen Verhält- nissen absehen, daß die Ueberreichung dieser Adresse nicht in den Wirkungskreis des Gemeinderaths gehöre. Er wolle dieselbe nur als die Aeußerung der einzelnen Mitglieder des Gemcinderathes ansehen. Se. Majestät hege selbst den wärmsten Wunsch, daß die konstitutionelle Thätigkeit baldigst wieder ins Leben trete, hierbei kön nen aber nicht die Wünsche der Stadt Wien allein, son dern nur die Bedürfnisse des ganzen Reiches in Betracht gezogen werden. — Se. Majestät der Kaiser hat durch allerhöchste Befehlschreiben dem beim 9. Armeecorps zu» getheilten Felbmarschallleutnant ErzhcrzogHeinrich in Anerkennung seine- tapfer« Benehmen» in der Schlacht von Custozza am 24. Juni das Militärverdienstkreuz mit der Kriegsdecoration, dann Sr. königl. Hoheit dem Kronprinzen Albert von Sachsen, „dem tapfern Führer des der kaiserlichen Armee verbündeten, in hei ßen Kämpfen unerschüttert und muthooll bewährten königlich sächsische« Armeecorps", da- Ritterkreuz de- MUitär-Marie Theresienordens zu verleihen geruht. — Contreadmiral v. Tegetthof wurde von Sr. Majestät am 21. Juli zum Viceadmiral ernannt. — Se. k Hoheit der Kronprinz von Sachsen ist am 20. d. Abend» halb 10 Uhr mit der Westbahn hier eingetroffen. Se. königl. Hoheit wurde am Bahn hof von dem König von. Sachsen, von dem Erzherzog Karl Ferdinand, dem sächsischen Gesandten Baron v. Kön- neritz, den Ministern v. Beust und v. Rabenhorst empfan gen und nahm den Aufenthalt in der kaiserl Sommer- residenz Hctzendorf. Kurz nach der Ankunft wurde der Kronprinz von Sr. Ma;, dem Kaiser empfangen, bei Welcker Gelegenheit Se. Majestät dem tapfern Feldherr» selbst das Militärkreuz des Märie-Theresienorden» an die Brust heftete. — Ihre königl. Hoheit die Frau Kronprinzrssin von Sachsen ist heute Morgen hier angekommcn. In Hütteldorf wurde sie von Sr. k. Hoheit dem Prinzen von Wasa (ihrem Vater) erwartet, worauf die Ange kommenen in Penzing ausstiegen und nach Schönbrunn fuhren. Pilsen, 2l.Juli. (Boh.) Das vor zehn Tagen von hier nach Budweis übersiedelte Statthalterrigremium anthropologischen Gesellschaft ausgestellten Theorien über Hünengräber zu gewinnen. Mehrere Mitglieder der Gesellschaft sind von wissenschaftlichen Autoritäten Bel giens zur Theilnahme an den Ausgrabungen aufgefor dert worden, die man gegenwärtig in den Höhlen bei Dinant unternimmt, wo bereits eine Menge vorwelt licher Thierknocken, Steinwcrkzcuge und menfckliche Ge beine und Schädel von besonderer Form gefunden wur den. ES sind zu diesem Zwecke schon über 100 Pfd. St. grzeicknet. -j- Dem französischen Theaterdichter Eduard Four nier wurde von der Pariser Akademie der alle drei Jahre zur Vertheilung kommende Preis für die fran zösische Literatur zuerkannt. Literarische Neuigkeiten. Schmidt-Weißenfel-: Polignac. Roman. Berlin,Seehagen. — LotharSchenck: Markgraf Rüdiger. Drama. Paderborn, Junfermann. — Heinrich Smidt: Ein Berliner Matrose. Seero man. Berlin, Janke. — Fernan Caballero: Ausge wählte Werke. Paderborn, Schöningh. — P. Fedder sen: Geschichte der schweizerischen Regeneration von 1830 bi- 1848. Nach den besten Quellen. Zürich, Vrrlag-magazin. — l)r. Franz Schlegel: Die zoolo gischen Gärten Europa-. Breslau, Mälzer. — Prof. Bernhard v. Cotta: Die Geologie der Gegenwart dar- gestellt und beleuchtet. Leipzig, Weber. — Fr. El. Gerke: Die Naturheillehre de» Joh. Schroth. Berlin, Grieben. — De. Moritz Kypke: Die diätetische Heil methode ohne Arznei und ohne Wasserkur. Berlin, Grieben. — H. Bürger: Anleitung zur rationelle« Verbesserung der natürlichen Wiesen. Zum Selbstunter richte für Landwitthe. Quedlinburg, Ernst. — G. A. Grotesend: Publikistische Skizzen. Hannover, Klind worth. — vr. I. K W. Alt: Predigten über die evan gelischen Terte. Zwei Bande. Hamburg, Nolte.
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