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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-23
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. LstatNil» »nd LrprdMar» JohanneSgasse SS. LrrechAinhtn irr Nriarli»»: vormittag- 10—IS Uhr. Nachmittag» ü—6 Uhr. t htl >ttck,,»e et»zks«i>tt«r M»i>utcrI»Ir »acht dce Ret»cti»u ii-l »erdladlich. >«« »er t»r Vts «Schftsnlgrntze er »eM««te» Inserate an »achenta,«« »t« 8 Ntzr «achmittaas, «« Wann- nutz Kefttage« srttz bis '/,S Uhr. 2» ieu /itialku für 3ns.-Au»ahme: Dtt« >lr««, llaiversttätrstraße 31» toi» Lisch«» Aatharinrnstroßr 18, P. nur bt« '/,» Uhr. ^»r 144. ripMcr Anzeiger. , Organ für Politik, Localgeschichte, Handels - and Geschäftsverkehr. Auflage LSL0V. ^borinementoprel» oiertrlj. 4'/, Mk. tnct. Bringerlohn k Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilaaeu (in Tageblatt-Format gefalzt) , ohne Postbesörderung SS Mk. «it PostbesSrderung 48 DÜ. Inserate 6grspaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis!. Tabellarischer u. Ziffernsotz nach Höhen» Tarif. Lerlanlen unter de« liedactionsstrich die Spoltzeile Ü0 Pf. Inserate find stet- an die EWetzttim, »a senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnrmuworanlio oder durch Post. Nachnahme. Freitag den 23. Mai 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkannlmchnllg. Der diesjährige Leipziger Wollmartt wird am 18. » 17. Juni abgchallen; es kam, jedoch die Lnsubrr und slegung der Wolle in hergebrachter Weise bereit» am 1b. Juni erfolge«. Bestellungen auf Plötze unter der großen Wollbude aus dem gletscherplatze sind bi» zum 13. Juni Nachmittag» b Uhr bei hiesiger Stadtcasse unter Einsendung von 3 welche beim Standgelds in Anrechnung gebracht werden, an- lubringen und haben sich die Besteller beim Eintreffen durch Postschein zu legitimiren. Maschinen und Geräthe, welche Beziehung zur Landwirth- schaft und zur Wollproduction haben, können während de- Wollmartte» auf dem Fleischerplatze in der Nähe der großen Wollbude, soweit Platz vorhanden, ausgestellt werden. Leipzig, den 20. Mai 1884. Der Rat- »er Stadt Leipzig. !)r. Georgi. Kretichmer. Vekaunlmachung, R« a« »Ü. «nd «S. Mai diese« Jahre« statt stadeade» Rennen zu Leipzig betreffend. Au» Anlaß ker am 24. und 25. Mai laufenden Jahre- aus dem Rennplatz hier stattfindende» Rennen wird zur Aus. rechterbaltung der Ordnung, sowie zur Sicherung de» Ver kehr» hiermit Folgende» bestimmt: 1) Bon 1 Uhr Mittag» bi» 6 Uhr Nachmittag« bleibt der Scheibenweg vom Schleußiger Wege bi» zum Johanna- Park für den Sffcntliche« Fahr» «ad Reit» verkehr, sowie der Scheibenweg vom Schleuniger Wege ab bi» zum Scheidcngchölz auch sür den verkehr gesperrt. 2) Wagen, welche zur Rennbahn gelangen wollen, haben urL die Dusvur- dea Hinweg über den Floßplatz, du straße und Uber den Schleußiger Weg, den Riiekwe aber durch da» Scheibengehvlz und den Johannapa u nehmen. .1 ll) Wagen, welche nur bi« zur Kreuzung de» Scheiben, und Schleußiger Wege» fahren, haben den Rückweg durch di« Mahlmann- und Köruerstraße zu nehmen. 4) Alle in der Richtung nach der Rennbahn verkehrenden Wagen müssen vom Floßplatze ab in einer Rethen« folge fahren und dieselbe streng cinhalten. . ») Ter gesammte Fährverkehr hat sich aus den von ihm benutzten Straßen und Wegen stet- recht« ruballe». 6) Ans dem Schleußiger Wege dürfen Wagen nicht halten. 7) Die Droschkenfuhrer müssen da- Fahrgeld von den Fadrgäste» vor dem Emsteigen erbebe». Zuwiderhandlungen gegen diei'cAnordmmgcn, für deren strenge Beobachtung die Schutzmannschast Sorge tragen wird, werde» mit Geldstrafe bi» zu 60 oder entsprechender Hast bestraft. Leiprig. am 21. Mai 1884. Der Rath und da« Poltzeiamt der Stadt Leipzig. De. Georgi. Vretschneiver. Heiuug. Bekanntmachung. k. >0 de» Drcschkeiireguialivs vom 5. October 1883 ist den Droschkenfiihreru während de» Sommer» da» Tragen eine» Strohhute« zwar nachgelassen, er muß jedoch derselbe dem bei dem Polizeiamte a«»liege«den Muster entspreche». Indem wir auf diese Bestimmung hiermit noch besonder» aufmerksam machen, bemerken wir ausdrücklich, daß da» Tragen anderer als der vorstehend gedachten Strohküte nicht gestattet ist und daß Zuwiderhandelnde sich der Bestrafung zu gewärtigen haben. Leipzig, am 20. Mai 1834. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Müülncr. Brctschneider. Nichtamtlicher Theil. Vie Eröffnung -er französischen Kammern. Am 20. Mai sind die französischen Kammern nach längerer Unterbrechung wieder zusammengetrcten. Die letzten Be- rathunaen der Deputirtcnkammcr vor Ostern waren dem RccrutirungSgesetz gewidmet und die Fragen der dreijährige» Dienstzeit und der Aushebung de» Institut» der Einjahrig- Freiwilligen brachten da» Blut der Deputaten in Wallung. Wenn diese Frage wieder auf der Tagesordnung erscheint, dann wird sie vermuthlich ruhiger behandelt werden, al» in den Apriltagen, da man noch auf einen großen Krieg mit Ehina gefaßt war. Der Ministerpräsident Fern- ist sichtlich dom Glück begünstigt; die internationalen Berwickclungen, welche während seiner Amtsführung schwebten, finken ciue »ach der anderen eine befriedigende Lösung und auch die sehr gefähr liche sociale Frage hat seit der Beendigung de» Streik» in Nnzin viel von der Dringlichkeit ihrer Gefahren eingebüßl. Am 2t. Mai waren siiiiszehn Monate seit dem Tage ver gangen, an welchem Fcrry die Zügel der Regierung ergriffen hatte und am Vorabend diese» Tage» war der Consc'ilxrästdent m der glücklichen Lage, den Kammern die Miltbeiluiig zu machen, daß der Krieg mit A»am durch einen sür Frankreich vortheilhaste» und ehrenvollen Friede» beendet sei. Ferry besitzt die in seinem Vaterlande sehr geschätzte Fähig keit, ei»«,, solchen Erfolg mit dem entsprechenden Aufnxmde dm» Pathos öffentlich zu verkünden unv"4wßdalb wurde seine ErkSrnng in der Kammer und von der Pwsse beifällig aus sowmmen, andernfalls würde auch der glänzendst« thalsäch- sich« Erfolg der Heeresleitung und der Diplrmatie ihn nicht vor beißender Kritik der angrifsSsähigen Puncte in ker ton- nnes,scheu Angelegenheit bewahrt haben. Aber Fern» tra de» Tan. welchen die Franzosen lieben, ul» er sagte: ..Frank reich hat immer seine Ebre darin gesunden, die Folgen seiner Siege nicht bi» auf» Nenßerste au»z»nutzen. Unsere Mäßigung wird von der öffentliche» Meinung Europa» in hohem Grade anerkannt und gewährt un» die beste Lösung für die Gegen- Utt. da» höchste Maß von Sicherbeik für di« Zukunft." Eicher Franzose dätte so glänzenden Phrasen gegenüber Kälte so bewahren könne»! Frankreich sonnt sich wieder im hellste« Schein seiner militairischen und diploma- schen Erfolge. China, da» größte und mächtigste Reich in Asien, beugt sich feiner militairischen und nationalen Ueberlegenheit, verzichtet zu Gunsten Frankreich» aus alle Reckte »nd schätzt e» sich zur Ehre, mit dieser Macht in freundschaftliche Handel», bezichungen zu treten. Wie sollten die französischen Tepu- tirten und die französische Presse da nicht ein Auge zudrücken über die nicht unbedeutende» Kosten der Expedition, zumal ja da» an Kohlen und edlen Metallen so reiche Tonkin die Gelegenheit gewährt, da» Anlagecapital der ErpeditionSkosten reichlich zu verzinsen- Unter solchen Umständen denken die Franzosen nicht an die Opfer, welche die Erpcdition ver ursacht bat, nicht an die Zahl der Soldaten, welche Lei» Klima ihren Tribut zahlte», nicht an die Missionare und Katecheten, welche dem nationalen Hasse der Ananiiten er lagen, nicht an die tapfere Schaar des Eapitain» Riviöre, die am 20. Mai 1883, also genau ein Jahr vor der pomphaften Erklärung Ferry'», in Anam ihr Leben einbnßte. In Tonkin ist jetzt da» französische Banner ausgepflciiizt, der Kaiser oder König von Anam hat von China keine Befehle mehr z>» em pfangen, sondern genießt krnScbntz Frankreich», oder ist mit andern Worten zu einem willenlosen Werkzeuge dieser Macht herabgc- dilickt. Frankreich übt heule da» Protektorat über Anam nicht minder au» wie über Tunis und bereit» ist dem Kaiser von Marokko sehr deutlich ru verstehen gegeben worden, daß es ihm nicht aiider» ergeben wird, wie seinem Bruder in Tunis, fall» er sich sollte «insallen lassen, den Befehlen Frankreich» zuwider zu handeln. Endlich stehen die Sache» in Madagaskar so. daß eine haltige Unterwerfung der Hovas nicht zweifelhaft ist-also kann Fcrry mit den Ergeb nissen seiner auswärtigen ActionSpolilik wohl zufrieden sein. Die Franzosen sind aber nicht alle gleich leicht zufrieden zu stelle», eS gicbt darunter auch solche von der Art deö Senator- Gavardie. welche AllcS aus einmal haben wollen und die Tugend der Mäßigung, welche Fcny mit Recht so scbr rühmt, nicht kennen. Gavardie. nicht ziisricken mit dem Frieden von Tienlsi», wünschte die ParlamentScrössiiung auch noch durch einen durchschlagende» diplomatischen Erfolg England gegenüber zu feiern und ließ sich deshalb nicht darüber belehren, daß die egvptiscbe Angelegenheit ncch nicht reis sei zur parlamentarischen Erörterung. In dieser Be ziehung können sich die Franzosen die En^iänder zum Muster nehme». Wenn Gladstone in einem der Helden Häuser de» eng lischen Parlament» erklärt, daß au» diesem oder jenem Grunde die gewünschte AnSkunsl nicht erlheilt werten könne, kann erlwbt sich dag-gen erfahrungsgemäß nicht der mindeste Widerspruch, das Hau» wartet ruhig den Tag ab, an welchem eine in der Regel nichtssagende oder unzureichende Aufklärung gegeben wird. Uebrigcn» hat da» in diesem Falle nicht diel zu sagen; sür dir Republikaner, welche eine Revision der Ver- zassung wünschen, ist der Ccandal im Senat, den Gavardie hervorgeruscn hat, nur ein neuer Beweis sür die Neform- bevürstigkeit dieser parlamentarischen Körperschaft. Ferry hat bekanntlich für die gegenwärtige Session eine Vorlage wegen Rcv sion der Verfassung zugcsagt und er wird kiese Zusage halten. Es kommt nicht darauf an, ob eS ibm mit der Revision der Verfassung ernst ist, sondern nur darauf, daß er die Schreier, welche der Veränderung bedürftig sink, zufrieden stellt. Der Senat ist die Zielscheibe der reviüons. lüsternen Franzosen und deshalb muß ihnen irgend ein Brocke» bi»geworfen werken, an welchem sic ihre Leidenschaften kühlen können. Daß der Senat deshalb noch nicht an» der franzö sischen Verfassung verschwinden wird, ist selbstverständlich, avcr der Wablmodu» könnte vielleicht eine nicht allzu lies greifende Veränderung erleiden. Tie Frage der Verfassungsänderung beschäftigt weite Kreise der französischen Bevölkerung. ,»» sic schaarcn sich die Radikalen, die Socialisten und Intransigente» nicht weniger al» die Bonaxartistcn und Orleamsten, cö ist daS ein Zankapfel, welcher all« den bestehenden Zustände» feind lichen Elemente eine Zeit lang beschäftigen wird. DaS ist gut und nothwendig, denn diese Kräfte müssen ans irgend einem Puncte zur Verwendung gelangen. Ferry hat mit großer Geschicklichkeit denjenigen Zeitpunkt abgewartet, welcher für dir Behandlung dieser Angelegenheit der ungefährlichste war. Für viele Franzosen, die sich früher in Ermangelung einer andere» Streilsrage eifrig auf die RcvisionSangelegcn- heit geworfen hatte», ist diese jetzt, da sich ihrer T Heiligkeit andere fruchtbarere Gebiete erschließen, ein überwundener Standpunct. Allem Anschein nach wird die RevisionS- bewcaung ungefährlich im Sande verlaufen. Für die öffent liche Meinung ist jetzt die rgyptisLe Frage weit brennender al» die NcvisionSfrage, da- wird sich im Lause der Kammer- session bald genug Herausstellen. Also Glück zu, Fcrry, dein Weizen blüht l » Leipzig, 23. Mai 1884. * Die „Provinzialcorrcspondenz" widmet auch dem nationalliberalen Parteitage eine Betrachtung, welche zu folgendem Ergebniß gelangt: Die Verschmelzung der link-liberalen Kruppen zu einer sort- schrittlich.liberalen Bereinigung, welche zu Anfang März d. I. in» Leben getreten «ar. hatte bereit» um die Osterzect zu den Partei- tagen nationallibrraler GestnnnngSgenosse» i» Heidelberg und in Neustadt an der Hardt geführt. Die Bersammlnnqen in den ge- nannlen SlLdten trnge« der Lage der gewählten Oertlichleiten gemäß den Charakter südwestdentscher Bereinigungen. Um eine Repräsen tation der gesammten Partct, welch« in allen Thcilen Deutschland» eine aniehnlich« Gefolgschaft zählt, »u Stande zu bringen, war ans den 18. b. M ein Parteitag In Berlin ausgeschrieben worden. Die Hoff nungen, welche von der Partei aus diesen Tag gesetzt wurden, scheinen in Erfüllung gegangen zu sein, «u- allen Thcilen Deutsch- land» hatten sich angesehene Mitglieder zu einer Versammlung zusem'mngesund«», deren Theilnehmer ans MO geschätzt werden. Die beiden Männer, welchen in der parlamentarischen Wirksamkeit der Partei lange Zeit die hervorragendste Rolle zugeiallen war, die Herren v. vennigien und Miguel, waren zugegen. Nach einer Reih« von Vorträgen führte die Berathung zur einstimmigen An nahme einer Erklärung. (Die unfern Lesern bekannt ist. Die Red. d. Lechz. lageblatte».) Der Nachdruck, mit welchem die Partei den Entschluß kundqiebt, die N> ichsrrgirrnng in ihren aus die Verbesserung der socialen Lage der arbestenven Classen gerichteten Bestrebungen, vorbehaltlich einer sorgfältigen PrLsuktg der einzelnen Maßregeln, mit allen llrästen zu unterstützen, bildet den bei weitem wichtigsten und sür da- Berhältniß der Partei zur ReichSregierung eulscheidenden Puuct der Erklärung. Mtt Recht ist tu »encrrr Zeit von alle» Seiten immer nachdrücklicher daraus hingewiesen worden, daß die Stellung zur Socialpolitik die wahre Scheidung der Geister, die richtige Gliederung der Gegeusätze und Parteien zur Folge haben und daher auch die Be deutung maucher bisherige» Gegensätze auihebcn oder wenigsten» ver ringern muß Der fortschrittliche „ad monchestcrliche Liberalismus «er- wiistnberha«ptjedepositiveSocIalpolitik.d.h.irde»überdieVewahrnng l * Der englische Admiral Hewett, der nach Abes» der allgemeine» Rechitschrankcn hinaiAehende Liiig.rcisei, de-Staate» j sinien entsandt wurde, um mit dem Könige Johanne» --- Vertrag abzuschließen, ist in Akua angekommen, hat aber nicht die erwünschte freundliche Aufnahme gefunden. Al» er vor der Stadt ankam, erschien Niemand, um ihn zu empfangen. Der Bevölkerung, welche den Fremden gegenüber eine feindliche Hallung annahm, war verboten worden, den Briten Nahrungsmittel zu verkaufen; e» kam in Folge dessen zu Reibereien und zwei englische Ofsiciere wurden aus rem Markte von den Soldaten des Gouverneur» beschimpft. Ter Admiral schrieb nun klagend an den Feldherr» RaS- Allulu, der vorausgereist war, um dem Könige in Makakl den Vertrag zu übcrbringen. Der Verkauf von Nahrung». Mitteln wurde nun gestattet, aber alSbald wieder verboten. Tie «Daily New»", welche diese Vorgänge berichtet, schreibt dieselben ans Rechnung de» griechische» und französischen Consul-, welche von M.^ss^wa abgereist sind, um beim Ab» 'chlusse de» Vertrages zugegen zu sein. in die LebkiiSbedingiingen der verschiedenen BolkSclossen, wie die selben durch die sich selbst überlassene wirtqschastliche Entwickelung gestattet werden. Wer aber mit der Reichs- und Slaatsregierung den hohen Berns de» Staate» in dieser gegenwärtigen Zeit vor Allem darin erkennt, bas sittliche und materielle Loo» eines immer niehr anwachsendcit Dheile» der GesamintbcvSlkerung nicht den, so- genannte» Gesetz der wirtbschasllicyen Entwickelung alles» zu über- lassen, der wird vor der Größe der Ausgabe auch den Ernst und die G-ivissc»l>attigkctt in der Ailifindiing der richtigen Mittel und Wege nicht vermissen lassen. Dieser Ernst und tiese Gcwijsenhasligkeit aber inüssei: zu einer Gemeinsamkeit der Einsichten und zur gemein, sainen Wahl praktisch heilsamer Wege führen, wie verschieden auch die Aur.zang-vuncie sein mögen, von denen die in jenem großen Ziel verbundenen Arbeiter Herkommen. * Die Frage de» Nord-Ostsee-Canal» dürfte ihrer Entscheidung näher gerückt sei». In sonst gut unterrichteten Kreisen wird wenigsten« angenommen, daß man an maß gebender Stell« dahin neigt, da» Unternebmrn nicht der Privalthätigkeit zu überlassen, sondern die Ausführung des selben von SlaatSwegen in Angriff zu nehmen. Dabei würde ta» Reich mit Rücksicht auf die LandeSvertheidigung»- und HandclSiutcrcsscn, welche für die Bcurtbeilung der Anlage vorzugsweise in Betracht kommen, als Nnlerneliincr aus- zuticle», Preußen den belheiligte» Landesinteressen entsprechende sinanziclle Beiträge z» leisten haben. Den Interessen der Marine würde es übrigen» entsprechen, wenn der Canal nicht an der Elbe endigte, sondern eine unmittelbare Verbindung zwischen Wilhelm-haven und Kiel erinöglicht. * Dem „Export", dem Organ de» Cenlralverein» für Handel«gcographie. wird au» Lissabon gemrldet, daß der mit dem Kanonenboot .Möwe" nach der afrikanische» West küste entsandte Gencralconsul vr. Nachtigall Angra Pcquena zum Reiseziel habe, um dort aus den von dem Brcmcr Hause Luders erworbene»Küstengebieten diedeutsche Flagge zu entfalten. Bekanntlich ist die Angelegenheit dieser Lage im englischen Parlament zur Sprache gekommen, ohne daß die britischen M'.nister bestimmte Auskunft über die Pläur der deutschen Negierung gegenüber jenem west- asrikanijcben Küstenstrich hätten abgeben könne». Die Angelegen heit würdedurch bie Entsaltung der deutschen Flagge eine über raschende Wendung nehmen. Ter „Export" meiut: Wennsich rie Thatsacbe bcwahrbeilet, so würde sie völlig identisch sein mit der Begründung der ersten Cvlonie de» Reiche» deutscher Nation. In t>e deutsche Flagge in Angra Pcquena entfaltet, io gchört daS Land zu Deutschland und die ausländischen wie inlänkischei, Gegner einer deutschen Colonialpolilik werden dies Factum anerkenne» müssen. Weht einmal die Flagge, o ist die Oberhoheit de» Reiche- über da- Land erklärt und die anS dieser Oberhoheit sich ergebenden Confequenzen, die Pflichte» wie die Rechte, werden bald einen sehr unziveideutigen Charakter annchmcn. Gegen die wirthschasllichcn Grund, lagen de» Liideritz'scken Unternehmen» sind die Einwendungen und Bedenken, welche s. Z. die Sanionvorlage zu Fall brachten, nicht zu erheben; der wirthschasttiche Eharakter desselben ist glatt und nett. Herr Lubcritz hat bereit» Million Mark hineingesteckl und wenn Angra Pcquena deutsche Colonic wird, wen» dort die deutsche Flagge von einem deutschen ReichS- coniinissar gebißt wird, so steigt der Werth de» Küsten- landeS durch die gewonnene Sicherheit um da» Dreifache und eS wird dem muthigcn Bremer, der s. Z. englische Anmaßung zum Hasen hinaus bugsirte, leicht sein, eine Acliengesellschaft zu Stande zu bringen oder aus sonst weiche Weise, in Bremen elbst, die nölhigrn Capitalien zur Ausbeutung de- von ihm gewonnenen Bcsitzthums flüssig zu machen. Die deutsche ReichSflagge in Angra Paquena bedeutet die Inaugurirung einer ncucn Epoche nicht nur in der wirthschasl-politischen, sondern auch in der coltnrpolitischeu Entwickelung Deutsch« land». Mögen immerhin die Gegner ob des schmalen, armen Küstenstriches schmähen — der Hebel sür eine fruchtbare coloniale Politik Deutschlands ist gesunden, denn wenige Meilen landeinwärlS vo» der Küste liegen die Zugänge zu den s>achtbaren Hochländern von Bighü und Damaraland. * Die Session der spanischen CorteS ist nunmehr in aller Form eröffnet worden, und der vom Telegraphen skizzirle Inhalt der Thronrede zeigt, daß Herr CanovaS del Eastillo sich bie hochbedeulsame Ausgabe gesteckt hat, unter den .berechtigten Eigenlhümlichkeilen" des Lande» gründlich aus „uräumen. DaS mit der NcgierungSsähigkeit der dynastischen Linken cmgestellle und so ungünstig ausgefallene Experiment hat der Bethätigung de« konservativen Gedanken» jenseits der Pyrenäen wirksam vorgearbeitet, und handelt c» sich sür da« Cabinet jetzt hauptsächlich darum, die Erwartungen zu recht fertigen, welche von der öffentlichen Meinung an seine Ge- schäflSübernahme geknüpft worden sind. Da» telegraphische RcsumL der Thronrede stellt der staatSmännischen Bcsc de» Ministerpräsidenten ein sehr günstige» Zeugniß an» CanovaS zeigt sich al» der mit den realen Bedürfnisse» de» Lanke» eng vertraute Politiker; er stellt sich entschlossen aus den Boden der gegebenen Verhältnisse, bietet allen Richtungen, die in der Erhaltung und Befestigung de» monarchischen Regime» da» wichtigste Unterpfand für eine gedeihliche Zukunft Spanien» erblicken, ein Bündniß an, und wirst mit derselben rückhaltlosen Offenheit den Umstürzlern den Fehdehandschuh hi». Canova» del Eanillo ist der Vertrauensmann de» König»; Niemand zweifelt, daß der Monarch die Anschauungen de» leitenden Minister» theilt, man darf daher die Thron rede nach Form und Inhalt auf direkte Inspriralio» von maßgebendster Stelle zurücksübren. Höchst charakteristisch sür eie Tendenzen der spanische» Politik erscheint die ai gek»»righ Rangerhöhung der spanischen Gesandtschaft in Berlin, sowie der diesseitigen in Madrid zu Botschaften. Wen» die Thronrede Spanien» Beziehungen zu allen au» wärtige» Staaten vortrefflich nennt, so gilt da» in erster Linie von de» Beziehungen zu Deutschland, wo» wiederum beweist, daß die von Berlin an» inaugurirte europäische Politik am Madrider Hose verdiente Würdigung und Nach eiserung erfährt. Behuf» Durchführung des EanovaS'schen Programm» braucht Spanien einen aus sicheren Grundlagen beruhende» Frieden so twlhwendig al» irgend ei» Staat in Europa. Diese Erkenntniß bricht sich von oben herab all mälig i» immer weiteren Schichten der Bevölkerung Bahn sie bildet schon jetzt einen krustigen Tamm gegen die Um fiurzbestrcbuiigen der Zorilla und Cvnsorte», »nv wenn, wie zu erwarten sieht, die Actio» de» Ministerium» a» kr» Eorle» einen kräftige» Rückhalt findet, so erscheint die Zukunft Spaniens in einem hrffnungSvcllcren Lichte al- e» seit langen Jahren der Fall gewesen ist. Aus dem Reichstage. * Berlin, Sl. Mal. Die Unsallverstchernnq-.L»«- Mission ist am Mittwoch zum Beginn der zweiten Lesnng der st« beschäftigenden Vorlage mit einem vollständigen System vo» Ab- LnderungSanträge» überrascht worden, welch« zwischen den Vertreter« de» Tentriims und der beiden conlervative» Fraktionen unter Bei hilfe der Regierung»vertreter vereinbart worden sind. Damit ist da» Schicksal de» Gesetz» in der Commission entschiede». Zur Cbarakterisirung der Anträge ist zu Vemerken, daß in iyneu dte IS- wöchige Larcnzzeit an Stelle der in der ersten Lesung angenommene» 4 wöchigen, sowie die Reichsgarantie an Stelle der in der ersten Lesnng beschlossenen Garantie der Gesammthrit der Genossenschaften wiederhergestellt, die Vefugniß der Genossenschaften zur Versicherung bei versicherungSgesellichasten wieder beseitigt, endlich die Facultät der Linzrlstaaien zur Errichtung von Landesversicherungsämtern an Stelle re» ReichSversicherniigSamre» elngesührt wird. Angesicht» dieser tieseinschneidenden Veränderungen an dem Ergebniß der ersten Lesung haben die Vertreter der naiionalliberaleu Fraktion erklärt» daß sie, da eine vorherige Besprechung mit ihren politische» Freunden nicht möglich gewesen sei, ihre Abstimmung lediglich für ihre Person vornehmen könnten, ohne bie Stellung ihrer Freund« im Plenum zu präjudiriren. Der Verkauf der Sitzung hat bewiesen, daß gegenüber der erwähnte« Loalitio» alle weiteren Anträge anSstchtSlo» sind. Man erledigte bte ersten ü Paragraphen durchweg «ach den Vorschlägen der Maioettät. Infolgedessen sind in §. 1 die land- und sorstwirthschaftliche» Rebe», betriebe, soweit sie nicht unter Absatz 1 solle», van de» Gesetz ans« cschlossen. Die Besügnlß von Unternehmern versichernng-pflichtiger 1etr>be, deren Jahreseinkommen 3000 -si nicht übersteigt, sich nach Maßgabe diese» Gesetze» auch für ihre Person zu versichern, ist bc- eitigt. In tz. 4 ist, entgegen den Beschlüssen der zweiten Lesung, >ie Bestimmung der Regierungsvorlage wieder bergestelll, wonach da» Unsallvcrsicherung-gesetz aus Reichs-, Staat», and Lammunal- "beamte mit s-stem Gehalt und Pension-berechtigung keine Anwendung indet. In ß. ü ist die Larrenzzeit von 13 Wochen »ach der Ne- gierungSvorlage angenommen. Ebenso ist die Bestimm»«« der Re gierungsvorlage wieder hergcstellt, nach welcher bei der Berechnung de» jährlichen ArdrilSvcrdienste» der 4 ^l pro Tag übe» tcigende Gehalt oder Lohn nur mit einem Drittel zur Anrechnung kommen soll. * Die Actiengesetzcommission de» Reichstag» hielt gestern Bormitt " ' ' ' Abend und heute Vormittag Sitzungen, in denen die Arbeit erheb- lich sortrückte. Die Verhandlung begann mit dem zweite« Absatz de» Artikel» 222» (Recht dc. Minorität, di« Ernennung von Revisoren beim Handelsgericht zn beantragen). Ein Antrag Porsch, hinzu- usügen, daß gegen die Anordnung die sofortige Beschwerde gemäß 5,40 der C.-P.-O. stattsinde, wurde angenommen. Zn Absatz 4 wurde beschlossen, daß ver Bericht der Revisoren aus die Tages ordnung der nächsten Generalversammlung zu setzen sei. lieber Absatz 5, welcher im Falle der Unbegründetheit de» Anträge» die Antragsteller nur dann zum Schadenersätze verpflichtet, wenn ihnen eine bö-willige Handlungsweise zur Last fällt, entspann sich eine sehr lange Di-cussion. Bon mehreren Mitgliedern wurde verlangt, dost die Antragsteller für omni» culp» zn lmften hätten, vom Abg. Büsing wurde bcaniragt, daß, weun der Antrag offenbar muihwillig gestellt sei, auf eine entsprechende Buße zu erkennen sei, auch wenn sür die Gesellschaft selbst kein Schaden cingeirclen sei. Dieser Antrag wurde demnächst bi» zur Verhandlung über die Strafbestimmungen zurück- gezogen und schließlich der Absatz in der Fassung der Vorlage an genommen. Artikel 223 behandelt da» Recht einer Minorität, An sprüche au- der Gründung, der Geschäftsführung oder der Liquidation im Wege der Klage geltend zu machen. Der Antrag, die Worte „oder an- der Geschäftsführung" zu streichen, wurde auch hier wieder abgelehnt. Dagegen wurde auch hier wieder der Zusatz augcnommen, daß die Minderheit glaubhaft zu maä^u yabe, daß sie die Aciicn bereit- sechs Monate besitze. Auch wurde klar gestellt, daß dieselbe die Aciicn während der ganzen Dauer de» Processe» zu Hinterkegen habe. Endlich wurde beschlossen, daß die M nderheit wegen der Proeeßlosten »nd wegen de» drohen den Schaden» Caution zu leisten habe. Artikel 234 nimmt Bezug aus die Art. I9i und 192, welche vom Auisichtrath handeln. Ein Antrag Porsch zum Art. 19l, wonach Personen, welche verwandt oder verschwägert sind, nicht zugleich Mitglieder de- AussichtSraih» sein dürsen, wurde mit 9 ge en 8 Stimmen abgelchnt und der Artikel angenommen. Zu Artikel 192 war beantragt worden, daß außer der im Statut anzugebeuden Höhe der Vergütung sür die Aussicht-- rathSmitglieder eine weitcre Vergütung unzulässig sei und daß, wenn die Vergütung in einem Bruihlhetl de- Reingewinne- bestehe, ein Maximum de« Betrages sestgeietzt werden müsse. Ter Antrag wurde abgelehnt. Der Artikel 22ä legt dem AussichtSraih die Pflicht der Ucbcrwachung de- Vorstände- aus. Der bezügliche, sür die Tom- mondttgelell chasren aus Aciicn normtrende Art. 193 enthält weniger strenge Vorschriften. Man war allseitig der Ansicht, daß eine Gleichmäßig- keit der Bestimmungen wüiijchcnswerlh sei. Ei» Autraq Büsing. die Vorschriften de-Artikel» 193 auch aus die Actiengesellichastea anzu- wenden, wurde jedoch abgelehnt und die Regieruug-vorlag« mit un erheblicher Aknderung, jedoch mit der Maßgabe angenommen, daß die Einsicht der Bücher »nd Schriften, sowie die Prüfung der Be stände entweder vom Atiisichl-rathe al- solchem oder durch lelegirte desselben vorzunelimen sei, daß aber den einzelnen Mitgliedern des Aussichtsratb» bezügliche Befugnisse nicht zuständen. Artikel 196 ist damtt noch nicht erledig». Zu Artikel 22ü» wurde der Antrag Kochlrann angenommen, daß zeiiweUig Mitglieder des AussichtSraih» in den Vorstand delegirt werden können und die Functionen der- leiben dann so lange ruhe». Artikel 226 enthält den viel onge- sochtenen Satz, daß die Mitglieder de« AussichtSratbS, wenn sie in Anspruch geuommen werden, die Anwendung der ihnen obliegenden Sorgsall eines orteutliche» Geschäftsmannes zu l-eweise» haben. Dieser Satz wurde von der Commission einstimmig gestrichen, dagegen ein Antrag Meyer (Halle): statt Sorgfalt eine» ordent lichen GeichäsismanneS zu jagen: „Sorgfalt eine- ordentlichen Ans- sicht«rathS»ii,gliedc«" abgelebnt. T,e Aitilel 227 bis 239», »elche nur geltende« Recht enthalten, wurde» ohne TiScu'sion angenommen. Artikel 239d verweist aus die Artikel 185»—«:. Artik-l I8ö» handelt von der Ausstellung der Bilanz. Die Bestimmung, des, Nerthpnpiere oder Waaren, welche einen Vöisen- oder Marktpreis hal>en, nicht zu einem höhere», als dem Anichasiuug-preiie augeietzt werde» dürfen, fand vielfach Anfechiung. E« gelang zeboch nicht, sich schon jetzt über ein« anderweitige Formulirnng zu einigen und wurde die Fassung der Vorlage einstweilen angenommen. Dagegen wnrd«
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