Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190210198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19021019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19021019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-19
- Monat1902-10
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Bezug-»Preis in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichtet«» Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^l 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung In» Hau» ^l 5.50. Durch di« Post bezog»« für Deutschland u. Oesterreich vierteljährlich 8, für die übrigen Länder lautZettung»prei»ltste. i-»> - Vedaktton und Lrueditio«: JohanntSgafie 8. Fernsprecher 153 und 222. FUUü»vP»tzMoe»«» r AlftedHahN, Buchhandlg., UntverMMr.S, L. Lösche, Kathanuenstr. 14, U. KönigSpl. 7, Haupt-Filiale Dresden: Strehlrner Straße S. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. Haupt-Filiale Lerlin: KSniggrätzer Straße IIS. Fernsprecher Amt VI Nr. S3S3. MMgrr.TagMM Anzeiger. ÄMtsvlatt des Königlichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «nd des Rolizei-Äintes der Ltadt Leipzig. Anzeige« »Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklame« unter dem Redaktion-strich (»gespalten) 7b H, vor den Familieanach» richten (6 gespalten) SO H. Dabellarischrr und Atffernsatz entsprewcnd höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahm» 2» H (excl. Portos. Erkra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morge«-Au»gabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderuug 70.—. Ilnnahmeschluß fLr Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von <k. Polj in Leipzig. 98. Jahrgang. Tonntag den 19. Oktober 1902. Aus der Woche. Wenn der Abschiedsgruß an die Doerengenerale an die Spitze dieser anspruchslosen Wochenbetracbtung zu stehen kommt, so wolle man dahinter nicht die Absicht suchen, irgend jemand auf deutschem Boden zu kiänken, geschweige denn den Unmut der Engländer berauSzufordern. Wir sind weder boshaft noch gar tollkühn. Es würde un» nicht einmal aufgefallen sein, wenn von den ehemaligen Boerenfübrern, dir sich durch angeborene« eigene- und, wie eS jetzt scheint, auch durch fremde« Ungeschick am Berliner Hof« uud bet den höchsten Würdenträgern de- Reiches unmöglich gemacht hatten, di« reich-hauptstädtische Polizei nicht die geringste Notiz genommen hätte. Es möge un- nur erlaubt sein, unsere Genugtuung darüber zu äußern, daß die kühlen Berliner den drr« Männern au» Südafrika trotz jene- Ungeschicke« einen überau« warmen Empfang bereitet und daß die obersten Staatsinteressen e« nicht erheischt haben, Botha, De Wrt und Delarey während ihre« Aufenthalt« in dem Lande, in welchem dereinst — unter Wilhelm I. — Paul Krüger hochgeehrt wurde, ernstliche Unannehmlich keiten kosten zu lassen. Drr Gedanke, daß den ehemaligen Boerenfübrern etliche negative Aufmerksamkeiten vielleicht hätten erspart werden können, kann uns nicht erregen, die wir erst kürzlich von dem Beifallsstürme gelesen haben, den auf dem national liberalen Delegiertentage zu Eisenach der Redner entfesselte' der unter Erinnerungen an die fast königlichen Ehren, die der tote Wiodtborst erfuhr, auf da« Unterbleiben jeder offiziellen Teilnahme an der Leichenfeier für Rudolf von Bennigsen binwieS. Man ist bei uns nicht verwöhnt. Auf die polinfche Bedeutung der Eisenacher Veranstaltung wird im Lichte der eigentlich erst jetzt erscheinenden gegnerischen Kommentare noch zurückzukommen sein; vorläufig sei nur bemerkt, daß in Bezug aus NichtauSschöpfung menschlichen Woblwollenö gouver- nementale Kreise nickt unerreichbar sind. E« war der erste allgemeine nationalliberale Parteitag seit dem Hinsckeiden Johanne« Miquels, der um die Partei und ihre natio nalen Ziele doch nicht ohne jegliches Verdienst geblieben war. Auf die Niederlegung eine« Eickenzweig«« war dennoch nickt zu reckuen, aber daß Steine aus dieser Versammlung aus da« Grab de« einstmaligen Kämpfer» und starken Mit streiter« und Führers sielen, ist bedauerlich. Wegen der zwei neuen Oberpräfidenten wittert man in Preußen Morgenluft in den Kreisen, die, unbelehrt durch da« Schicksal de« österreichischen Liberalismus, noch immer meine», «ine Partei, eine politische Richtung, könne ohn« eigne Krajtleistungen, zu denen, beiläufig bemerkt, auch die Selbstzucht gehört, zu einem mehr al« ephemeren Einflüsse gelangen. Die Berufung der Herren Delbrück und Wentzel ist gewiß kein unerfreuliches Ereignis. Aber man darf nicht vergessen, daß auck der bisherige Ober präsident von Westpreußen ein konservativer Parteimann im eigentlichen Sinne des Worte« vielleicht niemals, jedenfall« nicht mehr seit dem Zeitpunkte gewesen ist, wo er den Präsi- dentenstuhl de« Reichstag« betrat, um bald darauf seine hohe Beamteolaufbahn zu beginnen. Herr v. Goßler war in BildungSfragen nicht antiljbrral und wurde au- der Siel- luog als Kultusminister entlassen, weil er — dem Zentrum nicht genehm war. Drr bisherige Oberpräsident von Han nover hat allerdings die konservative Partei in Klüngel sache« gefördert, aber dabei kam sein« Initiative weit weniger in Betracht, als die von ihm geduldet» Wirksamkeit von Untergebenen, von deren Rücktritt oder Versetzung man bisher noch nicht« gekört hat und wohl kaum etwa« hören wird. Erst wenn sich in Hannover tatsächlich etwa« geändert hat, wird man dort von An zeichen eine« beginnenden Umschwunges reden, aber auch dann noch nicht hoffen dürfen, daß die Grundlage der herrschenden Reaktion, die eben der einheitliche UltramoptaniSmu« und nickt der geistig vielgestaltige protestantische KomervatiSmuS bildet, irgendwie erschüttert sei. Vergleich« hierzu jede Numm«r eine- unabhängigen ZeitungSblatteS, insbesondere aber di« Geschickt« von der Nichterstehung einer deutschen evangelische« Kirche in Rom. Ihr Bau wurde in der Tat von Berlin aus gehindert, weil man dort nichts mehr fürchtet, als den Papst und die Herren Bachem und Müller-Fulda zu verstimmen. Der Reichstag ist gestern trotz dreitägiger Verhandlungen über den Weizen- und den Roggenzoll noch nicht zu einer Abstimmung gelangt; eS unterliegt aber nach den von den Rednern der Mehrheit-Parteien abgegebenen Erklärung«« keinem Zweifel, daß die zweite Lesung der Zollgesetze ergebnislos ver laufen wird. Gras Bülow hat am Donnerstag umsonst gesprochen, wir bezweifeln aber nicht, daß er e« vorau-gesehen hatte. Gewundert mag es ihn jedoch haben, daß am Freitag, nach dem drr Nationalljberal« Paajche, der mit einigen seiner Freund» von H»r«en etwas höht» Sätze al« di« der Re- gierungSoorlag« erwünscht, im Interesse de« Erreichbare« di« BundeSrat-sätz« acceptiert hatte, Graf Kanitz sich zur Abgabe o«r Erklärung erhob, di, groß« Mehrzahl der Konservative» werde nicht etwa an den von der Regierung zurück- gewiesenen — auch von den Kons»r»«tiv«n in der Kom mission mitbeschlojsenen — Konipromißsätzen frsthalten, sondern für die — Sätze des Bunde« der Landwirte (7>/, -ck!) stimmen. Die Konsklvativen haben die Wahl, ob sie nach dieser Eiklärung ärgster Frivolität oder aber schimpflichster Anast vor den Hahn, Roesicke und Oertel beschuldigt sei» wollen. Vom Zentrum ging nur eia Antrag Heim, hinter dem aber »atürltck dieie, Abgeordnete nicht all«»» steht, über di« -ompromißbeschlüffe hinan«, fo daß »nck tzieser nickt «bin weit von der „großen Mehrzahl" der angebliche» Knnser» vativen entfernt ist. Da« «sfittell» Zentrum verspricht durch d«n Mund dtS Bvgrordneten Herold, «n de» Kommission«, beschlüssen festhalten zu wollen- C« hofft, wie auch der Abgeordnete ». Kardorsf, di« Regierung werde doch »och mit sich reden lasset,, w«s des«»»» will, daß da« Zentrum da« Meiste priiSgikea will, wenn »« nur etwa« rettet. Hierin liegt vielleicht noch immer der Schlüssel zur Lage. Deutsches Reich. Brrlt«, 18. Oktober. (Die preußische Heeresverwaltung und die Polenpoltti k.) Auf dem Gebiete der preußische nHeercSverwal. tung sind in jüngster Zeit etliche Maßnahmen getroffen, die den Stempel des Gegensätze» zurpreußischen Poleupolitik tragen. Den Anfang machte die Ver fügung, daß die neuen KrtegSartikel in polnischer lieber- setzung den polnischen Soldaten behändigt und vorgelescu werden sollten. Jetzt teilen die „Berliner Neuesten Nach richten" mit, Lab den polnischen Soldaten polnische Feld gesangbücher übermittelt werden; und zugleich wird be kannt, daß im Bezirke des IX. Armeekorps ein polnischer Geistlicher zur Abnahme der Beichte für alle die Soldaten umhergesandt wird, die der deutschen Sprache nicht mächtig seien. Mit Recht erblickt man in der letzteren Maßnahme ein Gegenmittel gegen die heilsame Wirkung, welche die Aushebung polnischer Rekruten nach rein deutschen Gegen- den auSüvt. Alle drei gedachten Maßnahmen aber be- deuten einen lauten Widerspruch gegen die Schulpolitik des preußischen Kultus ministers. Wenn die Heeresverwaltung in solchem Um- fange das Polentum berücksichtigt, können sich die groß- polnischen Agitatoren bei ihrem Widerstande gegen die Er teilung des Religionsunterrichtes in deutscher Sprache aus die preußische Heeresverwaltung berufen. Man wird sich vergebens den Kopf darüber zerbrechen, weshalb jetzt mit einem Male von der Heeresverwaltung jene verhängnis vollen Neuerungen vorgenommen werden. Der Stand deS Nationalitätenkampfes im Osten erfordert zum mindesten den Verzicht auf solche Neuerungen; die Entwickelung de« Schulwesens in Preußen aber gestattet nicht nur, daß die fraglichen Neuerungen nicht eingeführt werben, sondern auch, daß die Heeresverwaltung die Zügel im deutschen Sinne straffer anzieht. Gab es doch nach der amtlichen, im „Zentralblatt für die preußische Unterrichtsverwaltung" veröffentlichten Statistik in ganz Preußen nur 03 Rekruten, die bloß in der nichtdeutschen Muttersprache Schulbildung besaßen, während ip gayz Preußen 156 Rekruten, das sind O,lst Prozent, ohne Schulbildung waren. Glaubt die Heeresverwaltung,'auf diese geringe Zahl, unter der auch etliche Nichtpolen sein werden, Rücksicht nehmen zu müssen, so soll sie dafür sorgen, daß > diese Mannschaften d t e deutsche Sprache erlernen. Aber die Heeres verwaltung darf nicht ans Rücksicht auf so winzige Minder heiten Anordnungen treffen, welche der großpolntschen Agitation Vorschub leisten müssen. Bei der bevorstehenden Etatsberatung im Reichstage wird der preußische Kriegsminister hoffentlich Gelegenheit znrNecht- fertigung seines Verhaltens bekommen. Das Interesse einer etnheitlicheNPolen Politik der Regierung erheischt es unbedingt, daß von deutscher Seite in dieser Be ziehung kein Blatt vor den Mund genommen wird. H Berlin, 18. Oktober. (Ausführungsan Wei sungen zum S ü ß st o f fg e se tz e.) Dem Reichstage wird wahrscheinlich zu Beginn des nächsten Jahres «ine Vorlage zur Genehmigung unterbreitet werden, welche sich auf die Regelung, Einführung und Abgabe von Süß stoffen bezieht. Bekanntlich hat der Reichstag am Ende seines vorigen Tagungsabschnittes einem Sllßstoffgesetze seine Zustimmung gegeben, das an Stelle der von den ver bündeten Regierungen vorgeschlagenen Beschränkung der Verwendung von Süßstoffen bet -er Herstellung von Nahrungs» und Genußmitteln die Herstellung, Einführung und Fetlhaltung von Süßstoffen verbietet, soweit nicht be sondere Ausnahmen zugelassen sind. Da« Gesetz hat in dieser Fassung auch die Zustimmung des Bundesrates er halten und ist Ende Juli des kaufenden Jahres veröffent licht worden. Um die erwähnte Ausnahme nun wird es sich in der an den Reichstag zu bringenden Vorlage handeln. Der Bundesrat ist ermächtigt, die Erlaubnis zur Herstellung und Einfuhr von Süßstoffen einem oder mehreren Gewerbetreibenden zu geben. Die Abgabe de» hergestellten oder eingeführten Süßstoffes ist nur den Apo- theken oder solchen Personen gestattet, welche die amtliche Erlaubnis dazu haben. Die Bedingungen, unter denen Apotheker -en Süßstoff an andere al« die im Besitze amt licher Erlaubnis befindlichen Personen abgeben dürfen, setzt gleichfalls der VuudeSrat fest. In dem Gesetze ist aber ausdrücklich erklärt, baß alle diese vom BundcSrat« zu erlassenden Bestimmungen dem Reichstage vor dem Tage de« Inkrafttreten« de« neuen Gesetze«, vor dem 1. April IMS, vorgelegt und, soweit dieser es verlangt, außer Kraft gesetzt werden müssen. Um die Vorlage dieser Bestimmungen wird es sich also demnächst handeln. ES ist anznnehmcn, daß der Bundesrat noch im laufenden Jahre mit der Angelegenheit befaßt werden wird, so daß dem Reichstage zu Beginn des nächsten Jahres die be treffende Ausftthrungsanweisung zugestellt werden kann. * Berlin. 18. Oktober. (Nachles« zur Beeren fraß«.) U»t», dieser Uederschrist geht de» „Südd. Reich». Korr." von hier rin« «,ue Zuschrift zu, di, solgende „klein« Feststellungen" enthält: 1) Die ..Sltzeipilch.Westfälisch« Zeit»»," behauptet unterm 15. diese« Viaast«, da« »»«tpßrtt,« Amt hab« de» der an die Boereng«n«role gelangten Eröffnung über di« Möglichkeit «ine» «i»pf«»ß,S d»»ck d«, Kaiser erst erfahren, al» die Generale wegen d«r Nachsuchung der Audienz schs» b«de»klich «,»»rde» »am. Pi« Wahrheit ist, daß «leich di« allasasfta Aasißtz»« de» AndtAufw bei de» vom» giniral«» aus HSH««« w«isu»g d»»ch «i», im Auftrag« be« Au«, wärtige» Amte« handel»«» PerlSnli-keit erfolgte, die ihrerseits nicht unmittelbar, sonder» dgrch et»«» »ichtdevtfch,» Vir. mittler di, Gen«,»l, »,» d« Ge„it»illl«r,it ha kkais«,», si« auf Anm^du», dmch de» britischen votlchsite» za empfa»««», „«ftöndigt«. 3) Heer Gastor Schon»,! ter »ekliirt in einer Zuschrift an di« „Münch«,n Reuest,» Nachricht»»", s«t» Vries «» de» »taatSstkreiär des A«llß«r« über d«a Twpsang der General« fif nicht für di, O«ff,»tltchk,l« »«stiwWt ««»«!«». „rratzde»". sagt dst „Deutsch« r»««Sz^t»,ß", „»««»« d», Vries t» ßt» VHWtlickkcht gebracht". Die Wahrheit ist, daß. beoor der Brief des Herrn Sch o- walter im Auswärtigen Amt eingetrosfen war, den „Leipziger Neuesten Nachrichten" dir io deren Nummer vom 12. d. M. veröffentlichten Mitteilungen über den Abgang und den Inhalt des Schreiben- zag-gangen sind. Ohne diele Veröffentlichung wäre es Herr» Schowalter erspart geblieben, in der „Nordd. Allg. Ztg." indirekt als nicht berufener Vermittler bezeichnet zu werden. Wer aber hat den „Leipziger Neuesten Nachrichten" di« betreffenden Mitteilungen gemacht? Das Nurwärtige Amt gewiß nicht, also wohl der Herr Briefschreiber selbst. 3) Da» Auswärtige Amt habe in der Presse gegen den Empfang d«r Boerengeneral« durch den Kaiser polemisieren lassen („Rhei- nisch-Weslsälische Zeitung"). In Wahrheit ist nicht ein einziger Artikel, abgesehen von gelegentlichen mißfälligen Aeußerungen pro- boerischer Blätter, wie z. B. der Bemerkung der „Nheiniich-West- sälischen Zeitung" über das Unangenehme eine- Empfanges durch „diesen Kaiser" (!) in der deutichen Press, gegen die Vor- lassung der Boerengenerale bei Seiner Majestät geschrieben worden. Da- AuSwärrige Amt hat niemals gegen eine Sache Ichreibeo lassen, die e- selbst befürwortet hatte. Ebensowenig war di« Berliner Reise der Generale als solche jemals Gegenstand einer von den amtlichen Stellen gewünschten Abwehr. Ernste uud Vielfache Verwahrungen mußten allerdings eine Zeitlang, als dir Audieazsrage der Presse noch ganz unbekannt war, gegen die den Lorrengeneralea selbst peinliche Ausstreuung eingelegt werden, als solle ihr Aufenthalt in Berlin zu anti-englischen Kund- gedungen dienen. Die betreffende Ausstreuung kam von all- beut ich er Seite. Sie wurde erst widerrufen, als ihr Urheber einjah, was er damit angerichtrt hatte." Auf den Vorwurf, baß von alldeutscher Seite AuS- streuungen über anti-englische Kundgebungen auSgegangeu seien, zu denen der Berliner Aufenthalt der Generale habe benutzt werden sollen, werden wobl die „Alldeutschen Blätter" antworten. Andere Kreise werden jedenfalls unangenehm dadurch berührt sein, daß der Berliner Ge währsmann drr „Süvd. Neichö-Korr." sich in Widerspruch zu der „Nordd. AUgem. Zrg." setzt, die sm 18. d. erklärte: „Am 18. Seplember hatte der Kaiser aus den Vorschlag Le» Reick-kgnzitrS sich bereit erklärt, die Generale zu empiangen, wenn sie sich durch Vermittlung de« englischen Botschafter» in Berlin an milden lassen und sich antienglijcher Agitationen enthalten würden. Die General« wurden hiervon infolge Verfügung de« Auswärtigen Amts an den Kaiserlichen Vertreter im Haag in Kenntnis gesetzt." Wenn nun, im Gegensätze zu dieser bochossüziösen Meldung von der neuen, nicht minder bochojfipösen veisicherl wird, dir erste Anregung der Auvienzirage bei den Generalen se, auf höher« Weisung durch eine im Auftrage de« Aus wärtigen Amte« bandelnde Persönlichkeit erfolgt, die sich ihre- Auftrages nicht persönlich, sondern durch einen nichtdeutschen Vermittler entledigt bade: so wird dadurch das Vertrauen in die offiziösen Be hauptungen und Darstellungen bedenklich erschüttert. Uno noch mehr: Ist di« neue Version richtig und ist den Gene ralen die betreffende Eröffnung durch einen nicht-deutschen Vermittler gemacht worben, so ist die Vermutung nickt ab- zuweisrn, daß die Generale über die Absichten und den Willen deS Kaiser« nicht in genügender Weise aufgeklärt worden seien. * Berlin, 18. Oktober. Die Ueberficht der Ergeb niss« des Hreres-Ergänzung-geschäft« für das Iabr 1901 ist dem Reichstage von Seiten de« Staatssekretärs Graf v. PosadowSky, al« Vertreter deS Reichskanzler«, zugegangen. In den alphabetischen und Restanten-Listen wurden 1818 612 Mann geführt, und zwar 693 256 20jährige, 471 731 21jährige, 364 269 22jährige, 89 356 ältere. Bon diesen sind 49 244, und zwar älter«, als unermittelt in den Restavtenlisten geführt, obne Entschuldigung auSge- blieben 88 722 (36 597 20 jährige, 29 062 21jährige, 21 063 22 jäbrige): anderwärts gestellungspflichtig ge worden 420 113 (il9 309 20jäbrige, 130 834 21 jäbrige, 100 358 22 jäbrige, 9603 ältere); zurück zestellt 564 127 (309 186 ZOjgbrige, 229497 21 jäbrige, 12 664 22jährige, 12 780 älter«); ausgeschlossen 1219 ( 166 20 jäbrige, 214 21jäbrige, 307 22jäbrige, 523 ältere); ausgemustert 413Z2 (18 290 20jährige, 6099 21jährige, 14 700 22jäbrige, 2243 ältere); überwiesen dem Landsturm ersten Aufgebots 100 071 (16 135 20jährige, 11845 21jährige, 86 751 22jäh- rigk, 5340 ältere); der Ersatzresk've überwiesen 83 546 (4478 20jäbiig«, 3026 21 jäbrige, 72698 22jährige, 3346 ältere); ausgedob«« 228 406 (99 300 20 jäbrige, 51615 21 jäbrige, 71 993 22jährige, 2488 allere); überzählig geblieben 13 674 (12 768 20jährige, 908 2ljäbrige); freiwillig eingetreten in da« Heer 27 494 (16 033 20jährige, 5161 2ljäbrige, 2810 22jähriae, 3456 ältere); in die Marine 1358 (734 20jährige, 287 21jährige, 180 22jährige, 175 ältere); der Marine-Er- satzreserv« 1308 (214 bezw. 174 bezw. 765 bezw. 155). Ja den von unermittelt biS hier registrierten Kategorien be- träsl di« Gesamtsumme 1818 812, nämlich 693 258 20jährige, 471 781 21jährige, 364 269 22jährige, 89 356 ältere. Boa dea 228 408 Ausgebobenen sind für da« Heer auS- gehoben 215 479 zum Dienst mit drr Waffe, 4701 zum Dienst i»hae Waffe; für die Marin« 4968 auS der Land- h«»ölk«raag, 3258 an« der seemännischen und haldseemännischen Bevölkerung. Bor Beginn de« militärpflichtigen Alter» sind ferner freiwillig eing«»ret«n 21 492 in das Heer, 1773 in die Mari»«. Wegen unerlaubter Auswanderung wurden ver urteilt 158 458 vsn der Landbevölkerung, 3527 von der fee- und halbseemännischen Bevölkerung, noch in Untersuchung befinden sich 13 281 bezw. 153 Mann. (-) vsrltn, 18. Oktober, (Telegramm.) Der „Reichs, aazeiger" veröffentlicht »ine Bekanntmachung deS Reichs kanzler« betreffe»« den Befähigungsnachweis und die Prüfung der GilschtntftkN auf den Seedampfschiffen der deutschen Handelsflotte vom 18 Oktober 1902. — Der ..ReichSanzeiger" veröffentlicht ferner di« aus Anlaß der beutigen Einweihung de« neu«p Lettebaufe« erfolgte Ver- leihtztzß ß-k ttzfestr» Klaffe der zweiten Abteilung de« Luisen- Ordens mit der Jahreszahl 1865 an di« verwitwete Frau Professor Elisabeth KaselowSky geborene Ientzen' zu Ber- l n und die verwitwet« Krau Mathilde Stettien geborene Schwarzschild zu Berlin. — Die Meldung, daß die polnische Fraktion des Reichstags ihren bisherigen Vorsitzenden, den Fürsten Radziwill, nicht wieverwählen wolle, wird von den Polen bestritten. T Fchrbclltn, 18. Oktober. (Telegramm.) Heute mittag erfolgte auf dem Kanonenderge bei Fehrbellin die Enthüllung de« DeokmaleS d«S Großen Kur fürsten. DieStadt und der Kestplatz waren reich geschmückt. Kurz vor 12 Uhr traf der Kaiser mit Gefolge rin. Er stieg zu Pferde, ritt mit einer Schwadron Kürrassiere nnd der Regimentskapelle zum Festplatz und hielt gegenüber dem Denkmal. Oberpräsident von B e t h m a n n - Hollweg wies in einer Ansprache darauf hi«, daß, wenn auch die Tat Frobeu« von der Sage umwoben sei. roch die Treue zum Herrscherbau« noch beute in gleicher Innigkeit und Begeisterung bestehe. Der Oberpräsident erbat die Erlaubnis, die Hülle fallen zu lassen. Der Kaiser ließ präsentieren und unter den Klängen der Nationalhymne fiel rie Hülle. Hierauf begrüßte Landrat WilmS den Kaiser in Kebrbellin, vaS mit dem ganzen Osthavellande sich eins fühle in dem Danke für da- herrliche Denkmal, da« der Kaiser dem Gedächtnis de- Helden von Fehrbellin an der Stätte seine« Ruhme« errichtete. Schließlich überreichte Redner einen Ebrentrunk. Der Kaiser dankte und drückte seine innig« Freude darüber au«, daß daS Denk mal hier errichtet sei. Der Kaiser wie« auf die Taten des Gioßen Kurfürsten und Friedrichs H. hin und fügte hinzu, wir Kälten aber auch durch ein Jena und Tilsit hindurch gemußt; das sei der Schmelzofen gewesen, den Gottes Vor- sebung für notwendig gehalten habe, um da« deutsch« und märkische Gold im Feuer zu bewahren. Ihm (dem Kaiser) sei eS gegeben, in Frieden daS Erbe seiner Vorfahren zu verwalten, aber nur dann könnten wir unS ungestört fried licher Arbeit hingeben, wenn unsere Söbne «ach wi« vor ibre vornehmste und höchste Pflicht in der Verteidigung de- Vaterlandes sehen. Der Kaiser trank auf das Wohl der Märker. Er begrüßte hierauf zahlreiche Anwesende, nabm den Parademarsch ab und reiste unter den begeisterten Ova tionen der Bevölkerung nach dem Neuen Palais ab. Für beute nachmittag ist ein Volksfest und für heute abend ein Festspiel vorgesehen. r. Ruvolstatzt, 18. Oktober. Zu dem Ergebnis der LandtagSwablen in unserem Fürstentum schreibt die kiesige „Rudoist. Ztg": „Wenn auch die sozialdemokratischen Stimmen überall gemäß der rührigen Agitation der Partei stark gewachsen sind, so würde dieses Wachstum allein noch nicht die überraschenden Erfolg« erklären. Dieselben wurden vielmebr erreicht durch ein fast demonstrative« Zurückhalirn der bürgerlichen und landwirtschaftlichen Wähler, wie e« sich au« der Vergleichung der Zahl der Wahlberech tigten mit den abgegebenen Stimmen ergibt. Eine all gemeine, lang verbaltenr Mißstimmung kam bierin zum Ausdruck, deren Grund offenkundig ist. „Dieser Wahlausfall ist di« Quittung für di« schönen Steuererklärungs formulare-, so kann man beute in allen Kreisen sagen hören. In der Tat ist di« Erbitterung über diese all- gemein. Sie haben da« Gesetz, da« manche gut« Seiten bat unv namentlich auch mit der Entlastung der unteren Klaffen einen Anfang macht, gänzlich in Mißkredit gebracht. Neben diesem im Vordergründe siebenden lokalen Einflüsse dürste aber auch die gesamte politische Lage mitsprecken. Bei schlecht oder gar nicht beschäftigter Industrie, einer künstlichen Steigerung der Fltischpreis« und d«r trüben und ungewissen Aussicht auf noch weitere Zollerhöhungen und Verteuerungen der notwendigsten Nahrungsmittel, da ist e« nicht sehr wunderbar, wenn breit« Massen deS Volke- dem Gefühle ihrer Angst und ihrer Not Ausdruck geben, indem sie sich der radikalsten Partei zuwenden. Das Resultat der Landtags- wähl kann einen ungefähren Vorgeschmack für die nächste Reichstag«wahl geben. O Mysiswitz, 18. Oktober. (Telegramm.) Zur Enthüllung der Denkmäler für Kaiser Wilhelm!, und Kaiser Friedrich ist drr deutsche Kronprinz in Begleitung de« Oberleutnant« Stülpnagel, de« Oberpräfidenten Herzog zu Trach en berg und des Fürsten v. Pleß heute vormittag hier eingetroffen. Vom Bahnbofe, wo sich zum Empfange der Regierungspräsident und der Landrat «ingesunden hatten, begab sich drr Kronprinz unter dem Jubel der zahl reichen Volksmenge nach dem Festplatze. Nach einer Rede des Bürgermeisters von Myslowitz fielen auf »in Zeichen des Kronprinzen Vie Hüllen der beiden Denkmäler, worauf der Bürgermeister ein Hoch auf den Kaiser ausbrachte. Au die EnlhüllungSseier schloß sich ein Frühstück in der festlich ge schmückten städtischen Turnhalle. Um 12>/, Uhr fuhr der Kronprinz nach Kattowitz, um sich von dort nach Pleß zu begeben. * Bamberg, 17. Oktober. Bor kurzem wurde am hiesigen amerikanischen Konsulat da« Wappenschild berab- gerissen und in unflätigster Weise beschmutzt, ohne daß es gelungen wär«, di« Täter zu fasse». Im Auftrage des Staat«minlsterium« b«gad sich gestern der Erste Bürger meister von Brandt mit de» Vorständen de« Gemeinde» kollegium« in Amt«trackt zu dem Konsul, um ihm sein Bedauern über den Vorfall auszusvrechrn. Da« Schild wurde dann in Gegenwart der Kommission neu angebracht. Frankreich. * Pari«, 18. Oktober. (Telegramm.) Der englische Botschafter Momsnn gab zu Ehren de« Lord Küchen« ei, Frühstück, an welchem auch der König von Griechenland teilnahm. * Giert«, 18. Oktober. (Telegramm.) Der AuSstand der Beraleut« dauert unverändert fort. Die letzte Nackt war im Kohlenbecken Pa« de Calai« ziemlich erreg». Ein Arbeiter wurde «uf dem Wege zur Arbeit durch «inen Schuß am Kuße verwNNßlt,
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page