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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270628016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270628
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927062801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-28
- Monat1927-06
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1927
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Zr. Stresemaims Besuch in Sslo. Polens Anlworl auf die zweite russische Aale. — Pariser Rätselraten über den Daudet-Streich. Feierlicher Empfang Siresemanns in Oslo. Oslo, 27. Juni. ReichSmlnister Gtreseman« traf um 1i Uhr mittags hier ein. Er wurde am Bahnhof von dem Premier» und Außenminister Lykke, Mitgliedern des RobelkomitceS. dem deutschen Gesandten, Vertretern der Stabt Oslo und der deutschen Kolonie empfangen. Den Ver tretern der Presse wollte er keine näheren politischen Er klärungen geben. Er sagte, daß er die Anerkennung hoch- schätze, die die deutsche Außenpolitik der letzten Jahre durch die ihm vom norwegischen Nvbelkomitee zuerkannte Aus zeichnung gefunden habe. Deutschland blicke mit großem Interesse ans das norwegische Volk, das seit mehr als einem Jahrhundert sich ausschließlich Werken des Friedens ge widmet und den Geist internationaler Hilfsbereitschaft so sehr entwickelt habe. Dr. Strescmann begab sich im offenen Auto, vom Publikum lebhaft bcgriißt, zum Grand-Hotel, wo er mit seiner Gemahlin und Begleitung Wohnung genommen hat. Zu Ehren des Reichsanßenministers fand später ln der deutschen Gesandtschaft ein Ar tth stück statt. Ein Autoausflug in die Umgebung von Oslo schloß sich an. Die norwegische Presse bringt ehrende Begrüßungsartikel, die »Ttbens Tcgn" sogar in deutscher Sprache. Gibson mit seinen Erfolgen zufrieden. Amerika gegen Acnderung des Washingtoner Flotten- abkommens. Genf. 27. Juni. Der Präsident der Secabrüstnngs- konferenz. Botschafter Gibson, erklärte heute der Presse, daß er entgegen verschicbcntlichen Pressemeldungen bisher keine neuen Instruktionen aus Washington erhalten habe. Er betonte weiter, daß alle Gerüchte über ernste Schwierig keiten in den Verhandlungen der drei Delegationen nicht den Tatsachen entsprächen. Er sei mit dem biSlwrigcn Verlauf der Verhandlungen durchaus zufrieden. Die amerikanische Delegation halte an den Bestimmungen des Washing toner Fünfmächte-Abkommens als Basis -er gegen wärtigen Konferenz fest und werde keinerlei Abände rung dieses Abkommens ihre Zustimmung geben. Zu der in den lehtcen Tagen in der Presse viel erörterten Frage eines StcherhcitspakteS zwischen England. Amerika und Japan näher Stellung zu nehmen, lehnte Gibson ab. Das technische Sachverständigenkomitee, das in der nächsten Zeit täglich zusammentreten wird, hielt heute wiederum eine Sitzung ab zur Prüfung der Frage, welche kleineren See streitkräfte aus dem zukünftigen Abrüstungsabkommen zwischen den drei Mächten herausgelassen werden sollen. Fener wird auf Antrag der englischen Delegation gegenwärtig eine feste Unterscheidung zwischen Kreuzern und Zerstörern getroffen. Ein Genfer Morgenblatt bringt heute die Meldung, daß der von der italienischen Negierung entsandte Beobachter von seiner Negierung die Instruktion erhalten habe, ans der Konferenz die Forderung Italiens geltend zu machen, die gleiche Anzahl Unterseeboote wie Frankreich zu erhalten, und insbesondere eine Ausdehnung des in Washington fcstgelegten Stärkeverhältnisscs auf die Unterseeboote Italiens abzulehnen. Hierzu wird von zuständiger italienischer Seite erklärt, daß der italienische Beobachter lediglich die Aufgabe habe, sich über den Fortgang der Verhandlungen zu informieren. Er habe keinerlei Instruktionen erhalten, der Konferenz irgend welche italienische Forderungen vorzulegcn. Feng und Tschiangkaischek auf dem Vor marsch gegen Schantung. Schanghai, 27. Juni. Die große Offensive -er Truppen Fcngs und Tschiangkaischeks gegen Schantung hat begonnen. Die Armee Tschiangkaischeks, deren Operationen von der Nanking-Flotte unterstützt werben, hat die Schantnng-Grenze bereits überschritten. Die Vorhut befindet sich etwa 7« Kilo meter von Tsingtau entfernt. Wie hier bekannt wird, hat Tschiangkaischck Befehl gegeben, die japanischen Truppen beim Vorrücken bis zur Kiautschau-Bucht zu ignorieren. Die japanischcu Truppen verstärken die Befestigungsanlagen Tsingtaus in aller Eile. Die Lage wird als sehr ernst an gesehen. Man bezweifelt, daß sich Zusammenstöße zwischen den vorrückenden Südtruppen und den Japanern vermeiden lassen werden. Die Truppen Fcngs marschieren auf Tstnanfn. Der Widerstand der Schantung-Trnppcn ist sehr gering. ^ London, 27. Juni. Nach Meldungen aus Han kan be schäftigt sich die Hankan-Negierung lebhaft mit einem Ulti matum Tschiangkaischeks, in dem u. a. die Auf lösung der Arbeitergewcrkschaften und die Entlassung mehrerer russischer Berater verlangt wird. (TN.) Vergebliche Suche nach Dauöel. Poincarö brauch) einen Sünbenbock. Paris, 27. Juni. Der Minister des Innern Sarraut hatte heute vormittag mit dem Polizeipräfekten und dem Leiter der Sicherheitspolizei längere Besprechungen über den Fall Daudet. Eucnso hatte der Gencralstaatsanwalt mit dem Leiter der Gerichtspoltzct eine- Unterredung, in der Maß nahmen für den Fall einer eventnellcn Verhaftung Daudets ins Auge gefaßt wurden. Der Chefredakteur der „Nction Francaise", Pnjo, erklärte einem Vertreter der »Informa tion": Die Regierung ist bestrebt, den Direktor der Santö zum Sündenbock zu machen. Eine Verteidigung des GefängniSbircktors könnte so auSsehen, als ob er unser Komplice wäre. Das ist aber n t ch t der Fall. Er gehört nicht zu unseren Freunden. Er hat lediglich „korrekt" ge handelt. <W. T. B.) Paris, 27. Juni. Der Untersuchungsrichter in der Affäre Daudet hat heute eine Reihe von Zeugen darüber vernommen, wie es möglich gewesen ist, vom Ministerium des Innern aus mit dem Gefängnis zu telephonieren. Zu einem Ergebnis ist er, wie Havas berichtet, noch nicht ge langt. Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Ssmard, ist anfgcgeben worden, sich innerhalb zehn Tagen zur Verbüßung seiner fünfmonatigen Gefängnisstrafe zu stellen. Noch immer keine Spur von Daubek. Paris. 27. Juni. Von Leon Daudet hat man bisher noch nicht die geringste Spur entdeckt, obgleich die Polizei fieberhaft arbeitet, um die Affäre, über die ganz Frankreich lacht, aufzuklären. Die Grenzen werden sorgsam bewacht, aber die Royalisten erklären, daß dies unnötig sei. Daudet werde sich zwar gewiß nicht freiwillig st eilen, aber er denke auch nicht daran. Frankreich zu verlassen. Wie „Paris midi" feststcllt. weiß man immer noch nicht, wer de» Gefängnisdircktor angcrusen hat. ebensowenig kann man sich erklären, wie die falsche Verbindung zu dem Gc- fäiigntsdircktor geleitet wurde, und wie cs weiter möglich war. baß zum zweitenmal die Verbindung falsch geleitet wurde und so einem Anhänger DandctS Gelegenheit gegeben wurde, zum Gelingen des Planes beizutragcn- Die Polizei glaubt nun, daß die Telephonistin, die die Verbindung hergestellt hat. die Schuldige sei. Die Möglichkeit, da« der Verräter sich im Ministerium selbst befand und von dort aus den falschen Befehl und die falsche Bestätigung gab. wirb auch heute noch zugegeben, obgleich man sie im allgemeinen für nicht recht wahrscheinlich hält. Wie-er ein Zusammensloh im befehlen Gebiet. Neustadt a. d. H., 27. Juni. Wie erst jetzt bekannt wirb, ereignete sich am Sonntag vor acht Tagen auf dem Flugplatz Lachen - Speyerdorf eine Schlägerei zwischen fran zösischen Soldaten und mehreren deutschen Staatsangehörigen, in deren Verlauf zwei Franzosen erhebliche Verletzungen er litten. Von Beamten der französischen Landgendarmerie wurden sofort umfangreiche, die ganze Woche über an dauernde Nachforschungen nach den am Streit beteiligten Deutschen angcstellt, denen selbstverständlich die ganze Schuld an den bedauerlichen Vorfällen zugeschoben wird. Ein Speyerdorfcr Bürger wurde nach dem Verhör verhaftet, am letzten Donnerstag jedoch wieder freigclassen. Am Freitag wurden neuerdings wegen der Vorfälle zwei junge Leute ans Habloch festgenommen, während zwei andere Deutsche sich der ihnen drohenden Verhaftung durch die Flucht ent ziehen konnten. Da die Untersuchung ausschließlich von der französischen Gendarmerie geführt wird, ist es unmöglich, ein richtiges Bild von den Vorfällen zu geben. Im Zu sammenhang damit sei darauf hingewtescn, daß es in Lachen- Speyerdorf schon seit den ersten Tagen der Besatzung zwischen Soldaten nnd Einheimischen immer wieder zu größeren oder kleineren Reibereien kam. Alle Zwischenfälle liegen darin begründet, baß auf dem Flugplatz Lachen-Speyerdorf mehr BesatzungSangchörige stationiert sind, als die Gemeinde Ein wohner zählt. Der französische Dudgekenlwurf. Paris, 27. Juni. Dem Finanzausschuß der Kammer ist heute der Budgetentwurf für 1928 zugegangen. Die vor gesehenen Einnahmen beziffern sich auf 42160 682 651 und die vorgesehenen Ausgaben auf 41527 926171 Frank. Der Ent wurf schließt mit einem Etnnahmeübcrschnft von 632 780 480 Frank ab, der sich allerdings infolge neuer Belastungen durch Gehaltsaufbesserungen usw. auf 200 Millionen Frank er mäßigen dürfte. Gegenüber dem Budget von 1927 haben sich die Ausgaben um 1986 Frank erhöht, baS ist im wesentlichen auf die Ausgaben für die Heeresreform zurttckzuführcn. Eine Entlastung tritt durch die Erhöhung der Ein nahmen aus dem DawcS-Plan ein, die im Budget jahre 1928 8 3 9 Millionen Frank betragen. In dem den Entwurf begleitenden Bericht wird festgcstellt, daß sich eine Besserung der Finanzlage vollzogen habe, baß jedoch eine endgitltige Stabilisierung noch in weiter Ferne liege und somit auch die Zukunft der französischen Währung noch als ungünstig bezeichnet werden muß. Deuksch - französische Wirtschaftspolitik. Aus die Wirtschaftsbeziehungen der beiden bedeutsamsten kontinentalen Wirtschaftsmächte wirst es ein bezeichnendes Licht, wenn man seit 1024 mit geringen Unterbrechungen über einen deutsch-französischen Handelsvertrag verhandelt, in der Praxis jedoch, obwohl man bereits zweimal Grundlagen für einen endgültigen Vertrag vereinbart hat, jeweils für einige Monate lediglich klägliche Provisorien schafft. So war es im ganzen Jahre 1926, und so soll es vielleicht auch diesmal wieder werden, nachdem man das letzte dreimonatioe Pro visorium im März lediglich deswegen durchgeletzt hat. weil Frankreich bis zu seinem Ablauf am 80. Juni die Annahme des neuen französischen Zollgesctzentwurss durch die Kammer als Verhandlungsbasis für den endgültigen Vertrag in Aus- sicht gestellt hatte. Der Termin ist jetzt da. der neue fran- zösische Zolltarif aber ist ferner denn je. Der französische HandclSministcr B'okanowski hat vielmehr der deutschen Delegation vor einigen Tagen mitgeteilt, daß der neue Zoll tarif keinesfalls vor dem 1. Januar 1928 in Kraft trete» könne. Kein Wunder, daß sich die Pariser Verhandlungen unter diesen Verhältnissen kritisch zugespitzt haben, und daü man den neuen Plänen einer abermaligen provisorischen Regelung in Deutschland mit starker Skepsis entgegensieht, ganz besonders deswegen, weil eine derartige Ueberstürzuns — bis zum letzten Augenblick hatte man bekanntlich den Ein tritt eines vertragslosen ZnstandeS für unvermeidlich ge halten — schwerlich die Gewähr für eine befriedigende Neu regelung der bisherigen, für uns höchst ungünstigen pro visorischen Abmachungen geben kann. Man 'kann es ver stehen. daß Frankreich den größten Wert auf die Erneuerung des Provisoriums logt; denn cs hat auf seiner Basis aus gezeichnete Geschäfte gemacht. Das französische Zollgebiet, einschließlich des Elsaß »nd des Saargebicts. hat im Jahre 1926 bereits Waren im Werte von 507 Millionen Mark nach Deutschland cingcführt, während die deutsche Einfuhr nach Frankreich nur einem Wert von 323 Millionen Mark entsprach. Noch viel ungünstiger für uns ist die Bilanz des ersten Vierteljahres 1927, da Frankreich in diesem Zeitraum Werte von 642 Millionen Franken in Deutschland absetzcn konnte, denen eine deutsche Einfuhr von nur 230 Millionen Franken gegenübcrstand. Tie provisorische Regelung hat also Deutschland ein recht empfindliches Verlustgeschäft ge bracht, das aufrcchtzncrhalten Deutschland vom volkswirt schaftlichen Standpunkt aus kaum ein Interesse haben kanm Es kommt hinzu, daß wir in dem letzten Provisorium bereits Frankreichs wichtigstes Interesse an einem Handelsvertrag durch das Zugeständnis eines meistbegünstigten Weineinfuhr kontingents vorweg befriedigt haben, während sich die durch Ab machungen verminderten Sätze für deutsche Waren nur auf etwa 15 bis 20Proz. aller Punkte beziehen, 80 bis 85 Proz. der Punkte also bereits derartig behandelt werden, alö ob ein Vertrags» loser Zustand mit Deutschland bestände. Selbst die geringen Zugeständnisse an die deutsche Industrie haben dabei zum großen Teil noch nicht mal ansgcnntzt werden können, weil die kurzen Fristen der provisorischen Regelungen cs dem deutschen Export unmöglich machten, die Waren auf dem französischen Markt untcrzubringen. Man wird es darum verstehen können, wenn die deutsche Wirtschaft den augenblicklich in Berlin zur Prüfung vor liegenden Vorschlägen für ein neues Provisorium mit einiger Besorgnis entgcgensieht. Schon das letzte Provisorium vom März hat im Reichstage ernste Schwierigkeiten gefunden. Die Regierungsparteien haben damals in einer genau for- mulierten Erklärung zum Ausdruck gebracht, daß die Ge währung eines neuen Wcinkontingents zu den Vertrags, sätzcn in einem etwaigen weiteren Provisorium abgclehnt würde. Man wird deswegen um so weniger «»nehmen können, baß die neuen Pariser Vorschläge in Berlin Billigung finden könnten, wenn sie nicht wenigstens den wichtigsten deutschen Forderungen sowohl in bezug auf die Ausdehnung der begünstigten Warenliste, als auch in bezug auf eine Ucberbrückung des gesamten Zeitraums bis zum Inkrafttreten des neuen französischen Zolltarifs entsprechen. Selbst bei einer einigermaßen annehmbaren neuen Zwischen- rcgelnng mit Frankreich bleiben jedoch die großen Schwierig keiten bestehen, die sich ans dem maßlos übertriebenen schntz- zöllnerischen französischen Zvllgcsctzcntwurf ergeben, und die» wenn die verstiegenen Zollsätze des Entwurfs Gesetz werden» jeden ersprießlichen deutsch-französischen Gütcranstansch ans- schließcn müßten, weil sogar die Miulmaltarifc des Entwurfs eine Anslnnbkouknrreuz znm allergrößten Teile ausschliesten. Auf der Weltwirtschnftökvnfercnz in Genf hat sich bereits bet große Gegensatz zwischen den beherzigenswerten theoretischen Leitsätze» der K onferenz, die mit Zustimmung Frankreichs ver kündet wurden, nnd der in den neuen Pariser Zollplänen znm Ausdruck kommenden Praxis gezeigt. Der französische Zolltarifcntivurf hat in Genf die schärfste Kritik aller Nach barländer Frankreichs erfahren, und die Isolierung, in der Frankreich dort gestanden hat, hat den innerpolitischen Kampf in Frankreich gegen das neue Zollgesetz zweifellos verschärft. Trotzdem ist die Entschlossenheit des nationalistischen Hanbels- miiiistcrs Bvkanvwski, den Tarif bnrchznbrttcken, keinesfalls erschüttert. Die Durchlöcherung dieses protektionistischeü
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