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Dresdner Nachrichten : 19.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187707190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-19
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.07.1877
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Luiwärli,« Lnnonc«n» «Ultra,« von un» und,« lonnUng^incn und V«» I«»«» »mriitn wir nur ,«,rn Vr»num«ra<>»«» Hallluni durch vrirl» «orlrn oder Po»etn»ad- lung. Acht Sitdc» loltrU >d PI,e. Jnlerol« sllr dt« Montags. Nummer »drr nach «incm grllto,» dt« Petit»-«, Lv Pi». Für daS Feuilleton: LaiRrrtU Mttredaeteur: vr» Liutl Dresden, 1877. Politische». Ist ,s das Ergebniß höchster strategischer Weisheit oder abso lute Unfähigkeit, was den türkischen Generalissimus bewogen hat, die Russen über den Balkan zu lassen? So wird heute die Frage in den Kriegs-Betrachtungen mehrerer Blätter gestellt. In der That scheint ein Mittelding gar nicht zu existiren: „Entweder ist Abdul Kerim ein Erzpfiffikus oder ein Troddel mit Eichenlaub." Daß er an der Troddelosis leidet, dahin neigt sich von Haus aus die über wiegende Anzahl der Beurthciler. Als hätten sie eschene Alpstöcke und keine gezogenen Krnkagewehre in der Hand, schleuderten andert halb Dutzend russischer Bataillone über die Balkanpässe. Einige Bulgaren, zum Erklären der Naturschönheiten des Balkan, ander Spitze, beginnen sie den Aufstieg, treffen auf drei türkische Blockhäu ser, natürlich unbewacht, sie verschnaufen ein Weilchen, stolpern ein weiteres Stück Weges empor und sind kreuzfidel auf der Jochhöhe des Schipka angekommen. Dort haben auf den Nicolausbergen die Türken zur Beherrschung des Schipkapasses zwei respektable Nedouten aufgeführt — sie sind leer. Darauf beginnt ebenso unbehelligt der Abstieg der russischen Bataillone an den südlichen Balkan-Abhängen. 5 Kilometer lang ist der Weg zu Thal, er ist steil und ein weiteres Blockhaus sperrt ihn. Auch das ist unbesetzt. Endlich überraschen sie in einem Dorfe 300 Türken. Dieses Bataillon — jetzt rede Du, Telegraph aus dem bedrängten Konstantinopel!— setzt den Nüssen 2 Stunden lang einen hcldenmüthigen Widerstand entgegen, muß sich aber zurückziehcn. Darauf erscheint der zufällig im Balkan anwesende Marineminister Neouf Pascha und wirst die Russen zurück — bis wohin? verschweigt die türkische Nachricht. Das ist die Geschichte der russischen Promenade über den Balkan. Nun lasen wir vor Kurzem, daß die sämmtlichen Balkan-Uebergänge von den Türken systematisch befestigt würden. Was hilft mich die Be festigung, wenn sie nicht bewacht wird? Dieser Schipkapaß war mittelst Artillerie zu vertheidigcn — die anderen gestatten nur eine Vertheidigung mittelst Infanterie-Gewehre! Wahrlich, bei solcher Kriegführung der Türken hält cs schwer, anders als von Kopflosig keit zu sprechen. Die moralische Wirkung des tolldreisten russischen Balkan-SpaziergangeS kommt keinesfalls den Türken' zu Gute. Nun lächeln aber die türkenfreundlichcn Blätter verschmitzt und brummen: Das Alles ist von Abdul Kerim sein berechnet. Ab sichtlich läßt er die Russen ihre Strcitkräfte sich nach allen Wind rosenrichtungen verzetteln. In Asien haben wir ja ganz das Gleiche erlebt. Da schoben die Russen auch ihre Armeccorps fächerartig auseinander, und als das so weit war, ermannte sich Mukhtar Pascha und fiel über den zerstreuten Feind her, um mit seinen zu- sammengehaltcnen Kräften ihn einzeln zu schlagen. Absolut aus geschlossen ist die Möglichkeit der Wiederholung dieses asiatischen Vorganges nicht. So viel aber ist sicher, daß Abdul Kerim bald sich beeilen muß, um einen Vorstoß gegen die langgestreckte russische Linie zu unternehmen. Säumt er noch länger, so wird er sie schwer durchbrechen können, denn jeden Tag rückt der russische Nachschub zu Tausenden über die Donau. Die über den Balkan gedrungenen Russen werden zunächst sich wohl darauf beschränken, die rumelische Bahn zu zerstören und die Verproviantirung der Türken in der Bulgarei zu erschweren. Andererseits ist die Eroberung von Nikopoli an der Donau mit seiner stattlichen Besatzung ein großer Vorthei für die Russen, da sie nun dort weitere Brücken über die Donau schlagen können. Um so trübseliger ergeht eS den Russen in Asien Dort bereiten sich die Türken vor, den Krieg auf russisches Gebiet zu spielen. Der Kaukasus ist bis auf wenige Oasen den Russen ganz verloren gegangen. Türkische Sofias haben die Muhamedaner durch die Erzählung, Muhamcd habe Säbel vom Himmel regnen lassen, zur allgemeinen Empörung und zur Abschüttelung des Nussenjoches gebracht. England scheint sich vorzubereiten, der Besetzung Konstantino- pcls durch die Russen dadurch zuvorzukommen, daß cs selbst die tür kische Hauptstadt besetzt. Ein Vortheil für die Türken selbst erwächst daraus nicht: die Fremden schicken sich an, sich in den Kaftan und Turban des Muselmannes zu theilen. Sogar Italien träumt von einem türkischen Kleiderfetzen. Die Herren Italiener sind vom Glück verwöhnt. Selbst wenn sie keinen Finger rühren, oder sogar, wenn sie, wie bei Custozza und Lissa, tüchtig auf die Finger geklopft werden, fällt für sie ein Stuck Land ab. Jetzt denken sie bei dem Zusammenbruch der Türkei ein Stückchen Albanien zu erschnappen. In Elsaß-Lothringen will sich die Aufregung über die Unter drückung der größten Zeitung der Reichslande, des zu Mühlhausen erschienenen „Industrie! Alsacien", noch nicht legen. Herr von Möller, der Oberpräsident der Reichslande, hat bisher viel gethan, die Gemüther zu versöhnen und deutschfreundlich zu stimmen. Er hatte sich einer ziemlichen Popularität zu erfreuen. Damit hatte er es nach einer anderen Seite hin verdorben. Es ist ein altpreußischer Verwaltungsgrundsatz: ein Beamter soll seinePflicht thun, darf sich aber keiner Beliebtheit erfreuen. Nun stehen sich betreffs der Ver waltung der Reichslande zwei Ansichten schroff gegenüber: die eine, mehr militäriscbe, will Alles mit Gewalt erzwingen, sic verlangt Strenge, Gehorsam und pfeift auf den guten Willen der Bürger; die andere meint, man müsst die Gefühle der neuen Neichsbürger schonen, mit Milde und Einsicht verfahren und sie erwartet von Geduld und der Länge der Zeit Früchte, welche das rauhe Zu griffen nicht zeitigt. Nun hat vor Kurzem ei« elsässischer Ab geordneter, Herr Grad, ein» Schrift über die Verwaltung des Lan des veröffentlicht und sie dem Fürsten Bismarck mit der Aufforder ung gewidmet, sich die Verwaltung Elsaß-Lothringens mehr an gelegen sein zu lasten als seither. Da« hat den Fürsten Bismarck natürlich nicht sonderlich erbaut; der Oberpräsident Möller weiß, was cS sagen will, wenn sich Bismarck mit einer Angelegenheit ein gehend beschäftigt und, um der Milltärpartei einen Vorwand zur Klage zu nehmen, wurde die oppositionell gehaltene, von Herrn Grad beeinflußte Mühlhauser Zeitung unterdrückt. Gewiß ist es recht angenehm, daß, nachdem ein deutsche« Ka nonenboot den Namen „Leipzig" erhalten hat, nun auch zwei Cor- vetten als „Baiern" und „Sachsen" getauft werden. Die Bevöl kerungen dieser Bundesstaaten tragen ja zu den Unterhaltungs kosten der deutschen Marine höchst respectable Summen bei. Ob es sich aber nicht empfohlen hätte, ähnlich wie man Panzerfregatten mit den Namen verstorbener preußischer Fürsten oder des Prinzen Friedrich Karl schmückte, unter die Bugspriete der neuen Panzcr- corvetten die Namen des jugendlichen Baiernfürsten und des ruhm gekrönten deutschen Sachsenkönigs zu befestigen — das scheint man in der Admiralität zu Berlin wohl nicht erwogen zu haben. Neueste Telegramme der „DreSduer Nachrichte»." London, den 18. Juli. Dem „Neuter'schen Bureau" meldet man aus Konstantinopel vom gestrigen Tage, daß der britische Bot schafter Layard wegen etwaiger Einfahrt der britischen Flotte in die Dardanellen keinen offiziellen Antrag formulirt habe. Diese Frage sei nur offiziös angeregt worden. Locale» and Sächsische». — Se. Mai. der König hat daS Protektorat über den bienen wirthschaftlichenHauptve re In im Königreiche Sachsen übernommen. — — Der Oberiörster Schlegel und der Förster Eschen- dors, welche bekanntlich wegen Zwcikampis zu Fcstungoslrale verurtbcilt worden waren, sind, nachdem sie einige Monate in der Festung Königstei» deiinirt gewesen, vor einigen Lagen durch die Gnade des König» entlassen worden. — — Zu den Ea 11 d 1 datcn, welche sich um dieerledigte StadtratbSstell e hier beworben habe», hat sich auch noch von national-liberaler Seite der Herr Bürgermeister Ludwß Wolf in Großenhain gesellt. Wir wollen nicht anstehen, dieie Errignlß unseren Mitbürgern, resp. Gemcindevertrctcrn pflicht schuldigst zu signalisiren. — Recht dunklen Betrachtungen verfällt man, wenn man gegenwärtig durch taö im großen Ganzen so elegante englische Viertel unserer Statt wandelt. Vergraute, rußige Häuser präscntlrcn sich ln drr Lüttichau- und Struvc-Straße da eben nicht sehr vorthcilhaft und wenn wir in Dresden auch gerade nicht an die peinliche holländische Reinlichkeit gewöhnt lind, so wissen wir doch eben so gut wie die Holländer, daß ein Hanö, besonders ein hübsche« Haus, von Zeit zu Zelt gereinigt werden muß, ganz als ob « ein Kleidunge-stück wäre, auf welches der Schmutz bekanntlich auch nicht verschönend wirkt. Und eö glebt doch gerade im englischen Viertel so wohlhabende Hausbe sitzer. Sollten wirklich viele von ihnen bezüglich Ihrer Hänier denkcn: „Die Sauberkeit ist eine Zier — toch bill'gcr ist cS ohne ihr!"? — Einen der schönsten Spaziergänge bei jetziger Lindcubiütbe Dresdens fluten wir immer noch schwach besucht: co ist als ob gegen dielen Ort eine Art Abneigung bestünde und doch ist er, wir meinen die sogenannte PieschcnerAUce im qr 0 ßenGehcge. so prächtig gelegen und vor Allem, weil immer schattig und staubfrei und voll reinster Lust, so böchst gesund; Lungcnlcitcnbc namentlich sollten diesen Weg recht ott an,suchen. Ucbrigeiiv findet man ln kcr Mitte dieser Allee auch eine sehr netle, länd liche Wirtbichast, i» der man gute, auf Eis gelagerte Biere und täglich irisch Röhrenluchen und Backfische bekommt. ES ist dicö die Wirihschaft von Panliiie Arlt. — Ein inicrcssantcv Bild gewährt seit ea. acht Tagen die Vogelwiese hinter Antons vom Walbschlößchcn und dem Garten der Sängereiche auö. denn an den beiden genannten Punkte» kann man am Bcguemstcn das rührige Treiben der Arbeiter beobachten, welche die lustige Brctcr- und Zeltstadt er stehe» lassen, die bereits vom übernächsten Sonntag ab ihre An ziehungskraft aus Einheimische und Fremde üben wirb. — Zu welchen Abgeschmacktheiten gewisse Leute greisen, wenn sie die unglückliche Idee fassen, einmal „witzig" sei» zu wollen, davon ward nno gestern wieder ein Beispiel. Wir erhalten aus M ügeln bet Oschatz einen Brief mit einer kleinen Papp schachtel und in dem Bricie wirb gesagt, daß in drr Schachtel :! Stück Käser seien, welche der Schreibende aus seinem Kar- tofselielde getrosten und für Exemplare des berüchtigten Eolorado- käierü balte. Die Schachtel barg drei Stück lebende — Wan zen! Abgesehen bcxvon. daß es nicht eben für die Sauberkeit beS mit „Wänzelow" unterschriebenen, allem »Anschein nach kauf männischen Unbekannten spricht, sich in der Lage befunden zu haben, gleich st Stück dieser im Hcmösland reinlicher Leute nicht geduldeten Thiere versenden zu können, ist die Albernheit denn doch auch zu groß. — Der gestrige Auöflng deö Dresdner Gewerbe- Verein S per Bah» nach rem herrlich gelegenen Sebnitz ß,nd unter Theilnabme von über 60» Personen statt, welche sich in 21 vollbesetzten Wagen früh 7 Uhr dorthin begaben und »ach einer kleinen Verspätung um ca. "/U0 Ubr dort cintrafcn. Alles war entzückt über die herrliche Strecke Schandau-Schnitz, deren Terrain bei einer tbellweisen Steigung von i zu 5tt mit Müde von 2 Locomottvcn erklommen wurde. Die Exeursioner waren besonders erstaunt über die Großartigkeit und Fortschritts- Technik beim Besuche der Lampensabrik und Metalldrückcrci von Hostnann I» Schnitz. — Der hiesige Ge mciu n ü tz ige Vere in hat seit circa 2 Monaten in seinem an kcr Krcuzkirchc Nr. 15, I. Etage gelege nen Eentrai-Locale ein Lesezimmer für alle Stände eröff net, worin alle hiesige» unv auswärtigen Zeitungen zur Be nutzung für Jedermann auöliegen. — Der Verein DreSdnerGastwirthe feierte am Dienstage, vom herrlichsten Wetter begünstigt, in den festlich ge schmückten Räumen dcö Linckc'schen Bades sein st. StlstliugSscst. DlerüblNlIchstbekannteEavettebeö l.<LkIb->Grenadicr-Negii»c»tcS, unter Leitung deS Herrn MuflkdirectorS Ehrlich, cxccutirte hierbei ein gewähltes Concert-Programm. »Außerdem bestand das Fest in Kinber-Vogelschiesjen mit Gcwliin-Vertbcilung, Waarcn- Lotterie und feierlicher Prämilrung kcr hierzu angcmclketcn Gc- schästöaehlllcn, sti an der Zahl, die der Vorsitzende rtS Vereins, Herr Hotelier Llngkc. mit einer entsprechenden Festrede elnleltcte. Nach Vcrthetinng der Prämien sprach einer der Prämlanten, Herr Nöhler, seit Ist'/rJahrcnKüchcn-EbcllmHctelStabtGotha. im Namen der Anderen Worte dcö Dankes woraus VcrciiiSmtt- glied Hecht in begeisterter Rede der Verdienste des Vorstandes gedachte upd mit einem Hoch aui denselben den festlichen Akt schloß. Mittlerweile waren Begrüßungs-Telegramme von Ham-, bura. Berlin. Ebcmnttzrc. cingelnuicn, tiesämmkilch mitdornern-I den Beifallsrufen ausgenommen wurde». Auch die Industrie war an diesem Tage vertreten, indem unter Anderem die Hovst glaswerke Augustenhütte zn Radeburg (Niederlage: G. Richter, Könlgstrnßc Nr. I l> hier), eine gewählte Collection ihrer Produkte ausgestellt hatte. Der wunderschöne Abend endete mit einer pracht vollen Illumination und einem flotten Ball ln dem brillant er leuchteten Garten-Saale. — AuS Stylptn erhalten wir von der Hand eines sehr angesehenen Bürgetö folgende Zuschrift: „Daö Referat eines Nichtsachscn tn Nr. 107 Ihres geschätzten Blattes gedenkt vci Besprechung der neueröffnete» Balm Pirna-Nculiadt-Schan- dau der großen llcbelstände, unter denen die Gegend von Stol pe« und Neustadt l» Folge deS ganz cigciithüiiittehen Fahrplans zu leiden habe. Damit Ist der wunde Punkt unserer gegenwär tigen Verkchrsverhättnlssc berührt. Wir sind in der That jetzt schlimmer daran, als zuvor, denn die neue Bahn hat unö nur gcnoininc». waö wir batten lbcgneme Post- und Omnibusvcr- biubnng nach Arnsdorf zu allen Hanptzügen), ohne nno Ersatz zu gebe». Der Fahrplan leistet daö Mcnichcnmögliche. um unS die Freude über die Balm zu versalzen. Ur^ciato ogni sperau/a u. s. w. möchte man namentlich sür Diejenigen über der Pforte nnicreö Stationsgebäudes aubringen, welche den kühnen Glauben haben, aus der neuen Bahn einen TagcöauSflug nach Dresden ober Pirna machen zu können. Daran Ist nicht zu denken, ob gleich beide Städte — Dresden als Mekka zahlreicher hiesiger Geschäftsleute. Pirna als Sitz unserer Verwaltungsbehörden re. - die gewöhnlichsten Reiseziele unserer Bevölkerung sind. In Dresden vermögen wir zwar mittelst dcö ersten l!) Zuges um 11 Uhr elnzutrcffcu, aber schon zwischen 2 und :> Uhr gebt der letzte <!) Zug hierher zurück, noch dazu mit I'/Atündiger Unter brechung. Es bleiben also in Dresden nur die Mittagsstunden, mit denen weder dein Geschäfts- noch dem Vcrgnügungörclsenden gedient sein kann. Wahrhaft monströs aber Ist unsere Verbind ung mit dem nahen Pirna. De: erste Zug geht früh gegen'/»U) Uhr ab. Im Sin sind wir in Dürrröhrödorf. Hier aber haben wir über drei Stunden aus den Anschlnßzug zu warten, der uns >/<L Ubr nach Plrna bringt cdaö man zu Fuß viel schneller erreicht! D. Red.). Nun heißt rö aber eilen, denn schon eine reichlieve Stunde später gebt de: letzte Zug zurück, der in Dürrröhrödors iwohl der Gleichmäßigkeit halber) wieder 2'/« Stunde Anscnlvalt bat und gegen st Uhr hierher kommt. Um also in Plrna eine einzige Stunde sein zu können (die stoch dazu in eine Tageszeit fällt, in welcher die königliche AmiSbauptmänst' schalt und andere Behörden nicht expcdircii). muß man elnca ganzen Tag opfern und daS Vergnügen eines fünf- blS sechs« Kündigest AuscnthaltS in Dürrröhrödors durchkosten. Sie werden es begreiflich finden, wenn in hiesiger Bevölkerung über diese offenbaren Mißstände tiefe Verstimmung herrscht. Ein bitteres Gefühl, so oft wir von den Anlagen unseres herrlichen Schloßbergcö die Züge unten Im Lhalc vorbcisahrcn sehen, uns denken zu müsse», wie schön cs wäre, wenn wir auch mit- sahrcn könnten. Ebenso sind wir postalisch jetzt schlimm daran, denn während trüber die Zeitungen zwischen 8 und i) Uhr in unsere Hände gelaugten, erhalten wir dieselben, nachdem sie eine Rlnibrcise über Pirna, Schandau und Schnitz gemacht, erst gegen 11 Uhr." — Obige Thatsachcn sprechen so beredt sür sich >eibst, daß eine Abhilfe »och i» ber gute 11 Rcisezci: wohl bestimmt erwartet werten muß. - »Auf dem hiesigen schlesischen W c r kstä t t cn - B ahn - Hose Ist am 17. Juli beim Nanglren eincS Zugs beschädigter Wagen infolge einer defcctcn Bremse die angrenzende K irch- b 0 iöinauer durchbreche n worden, wodurch 2 Gräber Be schädigungen erlitte». — — Auch !» unserem benachbarten, schön gelegenen Blase- w > tz scheinen sich die Zechpreller cinzunistcn. In Lackstlcfeln. Gchrock und Chlindcr erschien ein dergleichen Stutzer am Dienstag Abend in Hclncmaini'ö Restaurant, stillte seinen Appetit in etlichen Beefsteaks und diversen Biere», ließ einen Droschken kutscher von Nack,mittags '/2-I Ilhr bis Abends U Uhr ganz ruhig draußen warten und vcrurthellte denselben zuin Ende durch sein plötzliches Verschwinden noch dazu, daS Genossene selbst zn be zahlen und mit leerem Beutel nach Hause zn fahren. Der Kellner hatte weder die Beessttakg noch die Biere bezahlt bekommen und halte ebenfalls daö leere Nachsehen. — Jener Mann, der sich unserer neuiicben Mitlhcilung zu folge am vorigen Sonntag Abend auf Streblencr Flur von einem hier ankommenden Extrazug hat übersah ren lassen, ist aiS ein in Striesen wohnhafter Maurer NamcnS Kaden recog- noöcirt worden. Derselbe hatte sich, wie nachträglich bekannt worden Ist. mit der Acußerung von zu Hause entfernt, daß er sich auf die Schienen legen werde. — Der flotte Barbier am hiesigen Gcorgplatz ward In diesen Tagen zu einem cigenthünilichen „Raflrcii" nach der in dem Stadtwaisenhause befindlichen Jmpsstation gcruien, baß er einige Augenblicke ganz betroffen da stand. Kein menschliches, nicht einmal ein männliches Wesen galt eö mlt dem haar- vertllgente» Messer zu bearbeite,>, sonder» - ein Kalb! Und nicht im Gesicht hatte er es zu barbircn, sondern am Enter, denn von d iesem wollte der betreffende Arzt die schon neulich besprochene kerngesuiide Lstmpbe gewinnen. So viel wir hören, hat der Barbier seine Sache ganz trefflich gemacht und daö Kalb hat sich dabei sehr einsichtsvoll nnd ruhig benommen. - Wer die Königin der Blumen, die Rose, ln ihren hun- dertsachcn, immer schönen Variationen bewundern will, der wan dere jetzt die Ebemnlpcrstraße hinaus zu unserem ersten Rosen- züchtcr,- zn R usehple r am Z c l l's ck, en W ege; er wird über die Prackft des gegenwärtigen Florö erstaune», der schöner denn ic fick, entfaltet bat. Nai»c»tlick> ii»d in stärkster Anzahl und üppigster Pracht die so bclieblcn zarten Tbccroscn vorhanden. — Wer etwas wirklich Praktisches zur Reise wissen will, rer gebe, ehe er seinen Koffer packt, zu Kadschun, Victoriastr. 30, und verlange sick, ein Dutzend Eintagöttrttmpse ohne Naht, Neise- sirümpse. welche sich weich an den Fuß anschmicgcn und keine Falten werten. Sie kosten ä Paar ganze 15 Pfennige und unsere Proben haben ergeben, daß man sie bis 4 Tage lang tragen kann. Dann wirst mein sic weg, statt sich über eine Ihcure Wäicherin zn ärger», oder spart im Kokser den Platz, den a»f der Rückreise die schmutzige Wäsche eiiizunchiucn pflegt. Also: Gcnckc-Socken oder Hessel-Strümpfe nicht vergessen, wenn man daö Faulhorn besteigen oder daS Berchtesgadener Bergwerk anfahren will. — Gestern trüb ist ein ans dem Fischbosplatze wohnhafter Maurer unter Umständen gestorben, welche aui eine Vergütung durch PhoSphor schließen lassen, den ec bcrei-S ln voriger Woche in aufgelöstem Zustande genommen haben soll. Der Mann war vnbestächet und lost ln zerrüttete» Verhältnissen sich bciunden haben, welche wahrscheinlich daö Motiv zum Selbst mord gewesen sctn werden. - Vorgestern Abend in der 7. Stunde ist einem am Bau des neuen PostgebändcS i» der Annenstiaßc mit bcschäiligien Arbeiter beim Abladen von Sleinen ein solcher aus den ein Oberschenkel gtiallcn und hat denselben zcrbr 0 che n. men
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