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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030401027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903040102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903040102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-01
- Monat1903-04
- Jahr1903
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Abend-Ausgabe UtiMM. TaMM Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Sir. M Jahrgang. Mittwoch den 1. April 1903. 85,35 Irr «ter L. treß 1801 22 SSO 8« Km. - 7575 3075 7200 3825 875 15050 220 1775 2375 830 325 0550 2450 111,40 17450 14100 3750 2275 4750 515 1500 2550 2285 15800 6100 4825 13650 820 2100 180 375 2480 220 860 240 1825 2425 860 Ist 0,0«. (k»I1 0,04). Lil ,1oo äetor. ?»vtL Id. 20,60 157,75 87,10 148,— 118.80 108,75 43,50 143,20 125,75 185,— 175,75 220,50 146,50 145,— 81,— 124,— 208,10 420,— 83,— 128,80 162,75 145,— 74,— 123,25 213,50 170,— Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. klLoädr.! — ält-ÜLndl 88,25 sd Otto, «etprtx. OS) In Lotv«rv«ii Vui allerorten im Wahlkampfe der Krieg erklärt. Und nach den Ferien wird allem Anscheine nach im Hause selbst das Zentrum für Kampsscenen sorgen. Die „Germania" stellt nämlich am Schlüsse des letzten Tagungsabschnittcs Be trachtungen über die Schulfrage an und scheint zu einem Borstoße gegen die preußische Schulpolitik mobil machen zu wollen. Sie beklagt die scharf ablehnende Hal tung des Kultusministers vr. Studt in Schulfragen, be spricht als Symptome einer feindseligen Haltung der preußischen Regierung die Gründung paritätischer Lehrerinnenseminare in spezifisch katholischen Orten, wie Posen und Trier, die angebliche Zurücksetzung dcr^Kirche und der Katholiken au bestehenden katholischen Schulen durch unparitätische Vertretung der letzteren im Lehrer kollegium, den immer deutlicher hervortretenden Mangel an Rücksichtnahme auf Konfession und Kirche bei An stellung von Schulaufsichtsbeamten, vor allem aber die, wie das Blatt sagt, „unerhörte Versagung" der einzigen katholischen höheren Mädchenschule in Kreuznach. Daran knüpft die „Germania" Betrachtungen, die darauf aus gehen, die Aufmerksamkeit des Zentrums auf die Schul frage zu richten. Selbstverständlich kann ein „Vorstoß gegen die preußische Schulpolitik" nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn er von den Konservativen unterstützt wird. Und nach der Haltung der „Kreuzztg." ist eine solche Unterstützung mindestens nicht unwahrschein lich. Was die Regierung betrifft, so darf man nicht ver gessen, daß Graf Bülow, wenn seine Absicht der Ab bröckelung des Jesuitengesetzes sich nicht durchführen läßt, in der Schuld des Zentrums bleibt und im preußischen Ab geordnetenhause oder hinter den Coulissen sicherlich nach drücklich an diese Schuld gemahnt werden wird. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 84. Fernsprecher Amt 1 Nr. 1713. Das preußische Abgeordnetenhaus hat seine Sitzungen nun auch bis nach Ostern vertagt. Da es seit seinen letzten Ferien 87 Plenarsitzungen abgehalten, darf es sich das Zeugnis des Fleißes wohl ausstellen. Manches überflüssige Wort hätte allerdings auch in dieser parlamentarischen Körperschaft gespart werden können, aber der Etat ist doch — soweit das Abgeordnetenhaus zu seiner Fertigstellung berufen ist — noch rechtzeitig unter Dach und Fach gebracht worden. Aber weder die Be ratungen des Etats, noch die der übrigen Vorlagen, nicht einmal die Debatten zu den die Ostmarkcnpolitik betreffen den Gesetzentwürfen, vermochten sich zu einer ähnlichen Bedeutung hinaufzuschwingen, wie sie die nationalliberale Interpellation über die Vorgänge in Trier er langte. Sie weckte die Geister zur Abwehr, nicht — wie die „Germania" heute der nationalliberalen Partei unter stellt — zur „konfessionellen Verhetzung". Das Zeichen zu einer solchen ging vom Bischofssitze zu Trier aus! Daß der voreilige Vorstoß des Bischofs Korum kluge Berech nungen des Zentrums vollständig über den Haufen warf, ist für letzteres erklärlicherweise recht ärgerlich. Da es den eigentlichen Urheber nicht als Schuldigen zu nennen wagt, müssen die Nationalliberalen als Sündenbock her halten; der Spieß wird umgedreht, die nationalliberale Partei der „konfessionellen Heye" beschuldigt und gegen sic Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag-10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expeditton ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Havpi-Filiale Lerlin: Carl Duncker, Herzgl. Bahr. Hosbuchhandlg. Lützowstraße 10. Femsvrecher Amt VI Nr. 4603 Ledaktion und lkrpeLitiou: Iohannt-gaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. FUtale»p»ditto«o» r AlfdedHahn, Bochhaudlg., UuwersitStSstr.3, L. Lösche, Kathartnenstr. 14, n. KünigSpl. 7. doch die serbische Armee nicht mit den veralteten und wenig brauchbaren russischen Gewehren in den Kamps ziehen lassen könne. Insofern könne auch das neue Ge schenk des Zaren die Folge haben, eher die Aktionsfähig keit Serbiens zu vermindern, als zu verstärken. Die Freundschaft zwischen Griechenland «nd der Türkei. Die Entsendung der türkischen Offiziere Nahmi Pascha und Tcwfik Bey zur Ueberbringung der höchsten türkischen Orden für den König Georg und den Kronprinzen Konstantin ist auf griechischer Seite in seiner ganzen politischen Bedeutung gewürdigt worden. Der Sultan hat gleichzeitig dem König einen in türkischer Sprache geschriebenen eigenhändigen Brief mitgesaudt, in welchem er den König Georg als „Bruder" anredct und der Hoffnung Ausdruck verleiht, daß von nun an Griechen und Osmanen in Frieden und Eintracht neben einander leben würden. Der Empfang der Abordnung im königlichen Schlosse in Athen war auch der denkbar feierlichste, und auf dem Gastmahle der türkischen Bot schaft erklärte der Ministerpräsident Delyannis, er er blicke in den Abgesandten des Sultans, so lange sie auf griechischem Boden seien, nicht nur die Gäste des Königs, sondern auch die Gäste des ganzen hellenischen Volkes. Auch die Abgeordnetenkammer veranstaltete eine Kund gebung der Sympathie für den Sultan und die Türkei, wobei der Abgeordnete Luka Bellas eine begeisterte Rede über die verheißungsvolle künftige Entwickelung des Orients auf Grund der griechisch-türkischen Interessen gemeinschaft hielt. Die Lage in Marokko. Die Nachrichten aus Marokko geben -war keineswegs ein klares Bild der Lage; aber sie stimmen in dem einen Punkt überein, daß die Aussichten des Sultans immer unerfreulicher werden. Nachrichten aus Melilla bestätigen, daß der Prätendent 80 Kilometer von Melilla entfernt steht. Die Unruhen im Norden halten noch immer an. Tie Mehrheit des Stammes der Mazuza- kabylen, der bisher dem Sultan treu war, hat sich für den Prätendenten erklärt. Nach dem Berichterstatter der „Times" in Tanger hat der Sultan seine irregulären Truppen entlassen Wohl werde amtlich als Grund dafür angegeben, der Aufstand sei beendet, die Lage bleibe in dessen unerklärlich, da der Prätendent auf freiem Fuße und unbezwungen sei, und die Sultanstruppen weder Tazza genommen, noch die Nieta- und sonstigen aufstän dischen Stämme bestraft hätten. Unzweifelhaft seien die irregulären Truppen wegen der verlängerten Dienst leistung gründlich unzufrieden, außerdem durch Desertio nen stark geschwächt und im ganzen wertlos, so daß die Regierung wohl zur Entlassung schreite, um den äußeren Schein zu wahren. Die Lage sei auch sonst durchaus un befriedigend. Der Sultan habe die besten Absichten, sei aber von selbstsüchtigen Ränkeschmieden umgeben. Unter seinen Vezieren herrsche ein höchst gespanntes Verhältnis, das die Stellung des Sultans umsomehr erschwere, als er ohnehin durch widerstreitende europäische Ratschläge hin- und hergezogcn werde. Der Weg nach Tetuan bleibe vor der Hand noch in der Gewalt der Bergbewohner, die, ungeachtet gegenteiliger Behauptungen, den Weisungen der Führer des Aufstandes gehorchten. Nach ihrer An gabe richte sich ihr Vorgehen nur gegen die Christen und Juden. Schon seien Einsprüche von den Gesandten Oester reichs, Spaniens und Portugals wegen der Schädigung ihrer Staatsangehörigen durch die Räubereien einge gangen. Da die Straße nach Fez vollständig geschlossen «2 . 1. . »«y iLvll srd. 18800120150 7225 — 4825 4875 6000 4775 87Y Bezug-Preis der Hmlptexprdtttou oder deren Ausgabe» -«Leu abgeholt, vierteljährltch 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Hau» ^l 8.78. Durch die Post bezogen für Deutsch laud u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übriges Länder laut ZeitungSpreiSüste. deriodt.) 2 L«meoU<tLtioL delsdt ull<1 äio ren«t. SodLlker kriso Isst, »nvk o NöNsr, rremäs 85,45 216,25 82.70 186,10 88,50 226,40 388,— 187,50 186,40 187.40 168 — 106.40 86,40 206,75 101,30 105,10 80,80 88.80 102.60 88.10 88,20 7025 102.50 72.40 82,80 16,36 r»t.kr. .--1.-0. ov«t olld. i>d.8»«t «»»öd. lL-Llll. iv. 1,-1. »V »lt«r Lu Lt.-V. rLtmir. todlbr. . vüdt. mit einem kolossalen Wagemut in Scene gesetzt. Die Truppe hat den Marsch am Sonntag, den 2V. Dezember, von Pitsana aus augetreten, ist nachts um 11 Uhr über die Grenjze gegangen, um den Wog übetr Malmani, Ottos Hoop, Doornpoort und Kleinfontein einzuschlagen. Hier hat sie zunächst den Telegraph zerstört, und so ist der telegraphische Befehl des englischen Residenten an den Kommandanten von Mafeking, die Truppen sofort zurückzubeordern, nicht zur Ausführung gelangt. Er würde voraussichtlich auch seinen Zweck verfehlt haben, wie es bei dem durch einen Boten überbrachten Befehl des Gouverneurs, der die Truppe am 31. Dezember bei Elandsriver erreichte, der Fall gewesen ist. Sie hat einfach ihren Marsch auf Krügersdorp fortgesetzt." Mynheer van Senden war den Mitteilungen seines Sohnes sichtlich mit einem Höhcgrad von Erregung ge folgt. Sein Gesicht zeigte einen wechselnden Ausdruck von Sorge und wiedercrwachter Hoffnung. Jetzt atmete er auf. „Sic wird inzwischen mit den Johannesburgern sich vereinigt haben, wenn es sich nicht um ein müßiges Ge rede handelt. So viel ich weiß, ist deine Erklärung dieser Expedition vollständig aus der Luft gegriffen. Die Mounted Police der Chartered-Company geht auf einem Richtweg durch Transvaal nach Mashonaland zurück — weiter nichts." „Mich wundert nicht, auch von dir eine Meinung aus- sprcchcn zu hören, die heute das Losungswort zu sein scheint. Sie findet keinen Glauben. Dagegen möchte ich bezweifeln, daß eine Vereinigung der Schutztruppe mit den Johannesburgern ohne weiteren Zwischenfall sich vollziehen wird. Die Roercn sind zum Widerstande entschlossen. Sie suchen den Vormarsch der Engländer aufzuhaltcn, und heute wird eS bei Krügcrsdorp zu einer Schlacht kommen, nachdem alle Versuche, eine friedliche Lösung hcrbeizuführcn, sich als nutzlos erwiesen haben. Die Bocrcn sind zwar in der Minderzahl und es fehlt ihnen an jeglicher Artillerie, doch kann man darum den Ausgang nicht verbürgen." „Wenn Jamcson nicht wäre!" Wilm van Senden, dessen erwachter Verdacht, daß der Vater dem Ereignis dcS Tages nicht fern stehe, ihm plötzlich zur Gewißheit geworden war, verbarg ein jähes Erschrecken nicht. „Jamcson? Was weißt du von Jamcson? Ich nannte den Namen nicht.? titlLU. t.I U.-L, 101,70 IM. teil 4« <M1k i> » WLÜlk ?2,u». 2a so. «LLll Anzeiger. Ämtssifatt des Königlichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «nd des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. mit vernehmlichem Spott in dem Ton seiner Stimme. Aber der gereizte und mißmutige Ausdruck seines Ge sichts hatte sich mit einem Male verändert. Gespannte Erwartung fand einen Widerschein in seinen Zügen. „Wunderliche Dinge, Papa. Und sie sind nicht von der Hand zu weisen, so gern man möchte. Mancherlei Anzeichen sprechen für ihre Wahrscheinlichkeit. Um kurz zu sein: Achthundert Mann der Betschuana-Schutz- truppe mit vier Feld- und 6 Maximgeschützen sind in das Transvaalgebiet eingefallen und sollen über Malmani im Vormarsch auf Johannesburg sein." „Ach was!" versetzte Mynheer van Senden in weg werfendem Tone. ,^Ver hat dir den Bären auf gebunden?" „Bon Bären aufbinden kann nicht die Rede sein. Ich habe die Nachrichten aus sehr guter Quelle. Sie gehen noch weiter." „Die Quelle — die Quelle!" In den Worten lag eine große Ungeduld. „Pretoria. Der Landdrost von Zeerust hat sie an die Regierung telegraphiert." „So wäre die Regierung unterrichtet?" „Ganz gewiß. Schon seit langem. Die Leute sind mit einer geradezu verblüffenden Unverfrorenheit zu Werke gegangen. Nicht allein, daß sie an der Westgrenze der Republik Aufstellung genommen, sie haben auch längs des einzuschlagcndcn Weges überall Verpflegungs niederlagen für Mannschaften und Pferde unter dem Vorwand einrichten lassen, daß man eine neue Post- wagcnverbindung von Mafeking nach Johannesburg in Aussicht genommen habe. Die Verständigung zwischen dem Johannesburger Resorm-Comitö und Cecil Rhodes ist vielleicht auch nicht so ganz vorsichtig geführt worden, jedenfalls gibt es in Johannesburg der Elemente genug, die eine Zwitterstcllung einuehmen und es den einen Tag mit dem Premierminister der Kapkolonie halten und am anderen der Regierung zu Pretoria einen Ge fallen erweisen möchten. Zweifellos ist, daß General Piet Joubert schon vor längerer Zeit die dienstpflichtigen Männer der Distrikte Rustcnburg, Krügcrsdorp und Pvtschcfstrom zu den Waffen gerufen hat, und so hat sich die berittene Betschuana-Schntztruppe von dem Augen blick an, wo sie auf fremdes Gebiet eingefallen ist, in Flanke und Rücken von den Spähern der Bocrcn be gleitet gesehen. Trotzdem ist die Expedition bis zur Stunde noch nicht als gescheitert zu betrachten. Sie ist iLmdsre: iviL" '»riL" der" «ri»" VLldsr»«»' >t MsiuLrvk"» xo-rii-pILcL ULM- L-1-isks, kiodLrck Anzeigen,Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedakttonSstrtch (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). „Du fragst? vr. Leander Starr Jamcson ist doch ein alter Freund des Premierministers, der ihn vor Jahren in Kimberley von einer schweren Krankheit geheilt hat. Er weilte noch kürzlich als Gast bei Cecil Rhodes, und ich hatte täglich Gelegenheit, ihn zu sehen." Wilm atmete schwer. Eine große Angst hatte ihn mit einem Male erfaßt. ,LZater — du bist beteiligt?? „Und wenn ich's wäre!" kam es schroff zurück. Mynheer van Senden hatte plötzlich das Gefühl, daß er wohl tun würde, dem Sohne gegenüber nicht länger den von ihm eingenommenen Standpunkt zu ver schleiern. Wilms unzeitgemäße Ausfassung mancher Dinge war unzweifelhaft nur die Folge eiuer verkehrten Erziehung, und es würde eine Torheit sein, nicht energisch dahin zu wirken, ihr den Boden zu entziehen. „Und wenn ich's wäre!" wiederholte er. Willst du etwas dagegen einzuwenden haben? Freilich, kurz sichtig genug bist du, und das Verkennen deiner ersten Pflicht, dir eine herrschende Stellung im Leben zu sichern, gefährdet meine ganzen Errungenschaften. Laß doch die Sache mit vr. Jamcson beiseite. Ob er ein Engländer, ob er ein Boer — ein Afrikander ist, tut nichts zur Sache. Jedenfalls ist er für die Rcfvrmpartei tätig, und darum ist es zu wünschen, daß er einen vollen Ersolg davon trägt. Ob er in die Lage kommen wird, ihn auszu nützen, ist eine andere Frage. Vielleicht setzen wir uns an einen gedeckten Tisch. Wir brauchen auf alle Fälle ein vernünftiges Regiment, eine unabhängige Republik, meinetwegen nach englischem Zuschnitt, die volle Ent wickelung industrieller Unternehmungen gewährleistet, und nickst durch unerschwingliche Steuern, Dynamit monopol, Eisenbahntarife und was der Tinge mehr sind, sich selbst zum Hemmschuh macht. Willst du ein Mann der Zeit sein, dann lerne am eigenen Leibe. Da" — Mynheer van Senden deutete mit der ausgestrcckten Reckten durch die Verandentür auf seinen Schreibtisch — „studiere Zahlen, wie ich diese Nacht wieder einmal ge tan habe. Sie werden dir die besten Lehrmeister sein. Eine furchtbare wirtschaftliche Krisis ist durch das un sinnige Treiben leichtfertiger Spekulanten am Wit- watersrand in bcdrohlickie Nähe gerückt. Und wer hat etwas davon gehabt? Ein Dutzend Johannesburger, während die Aktionäre betrogen sind. Wo ist das Gold? Nur ein jämmerlicher Bruchteil der enormen Ausbeute ist in den Staatsschatz geflossen. Die Gesellschaften ren- Feuilleton. Das Gold vom Mdwatersrand. Roman von F. Klinck-LütetSburg. Nachdruck verbaler«. Erstes Kapitel. Krisch und belebend strich es vom Meere herüber. — Wenig mehr als ein kräftiger Luftzug zerrte an dem weißlichen Nebel, der die Stadt umhüllte, aber er zer riß ihn und trieb ihn als wallenden Brodcm dem Tafel berg zu. An den Felssormationen begann er aufzu steigen, seltsame Gebilde hervorzaubernd, bis zum Hoch plateau. Wie sich scheuend vor der goldschimmernden Fläche, staute sich oberhalb derselben noch einmal der Dunst, um dann in rosigen, zarten Wölkchen davon zuschweben und sich im Aether zu verlieren. Der Uebcrgang von einer unfreundlichen Morgen stimmung zu vollem Tagesglanz hatte sich so überraschend schnell vollzogen, daß Mynheer Egnatius van Senden verwundert den Blick erhob, als die ersten gelblichen Sonnenstrahlen das sanfte, weiße Licht seiner kostbaren Arbeitslampe störend zu beeinflussen begannen. Der volle Tag schaute durch die halb zurückgezogenen seidenen Vorhänge. Mechanisch streckte Mynheer van Senden die Hand a«S, die Lampe zu löschen, legte die Bücher auf seinem Arbeitstisch zusammen und erhob sich. „Vruvv!" stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Nicht mehr alS 27A, Prozent. Und wenn nun noch " Ihm wurde schwül. Er ging, die Tür der Veranda zu öffnen, um frische Luft einzulassen. In demselben Augenblick wurde geklopft, und un mittelbar darauf trat ein junger Mann ein. „Was willst du?" fragte Mynheer van Senden mür risch und voll Unwillen Uber eine Störung. „Nimm's nur nicht übel, Papa. Im allgemeinen über laufe ich dich ja nicht. Heute halte ich es aber wirklich nicht aus. Ich muß doch hören, was du von den Ge rüchten sagst, die in der Stadt in Umlauf sind. Sic sind so toll, daß man nichts davon glauben kann, und doch hat man eS geradezu im Gefühl, daß was vorgeht." ^WaS vorgeht, Wilm?? fragte Mynheer van Scnden auvker: ,Odsr»«>ciL' 'eiee, .LpsrlL" <3U/Z> .iUmor«, »yrimss-jv NM tv Oolowkv Lnl l>7er: .LeviU»' ('NM von Xsspet »llk der ruLwduko vLvd Vic- ^viis <to 8M, ,?Li»li»- /idtori»" (SU 3) von k<M voll kl^ioollU« «vk VeeUoitieL. Milodor- (31/3) Lor- stLlltill. LLUvorts x. Lrrkllis Isst, srxvorkL-Rllxs Ut: 221» SLL8 U 8^, Vsr. kominor- 3., LLrolios 1.15V ;ts LollstLlltio «ter 272k> ö., vorntkolli «ll 5600 6., LvLlä nillSlltkLl 15800 U Ly» llLwbllrx nua > llllä LwLUg 15800 O.. 3850 L., 3ll!ill» 6., iiöllix 1,u<iwic evll 15 300 6., Uolll n 4725 6., 4825 idlli-x 1475 6.. 1490 3., 15800 8., Viktor vsrtre: ksisllrock« dsi 8ollöor»dLllson odsllroUsro 4850 6., 12 700 <2., 13200 8., IleodLkteu: livll- König Alexander von Serbien und Rußland. Aus Belgrad, 30. März, schreibt man uns: Die Gesinnungen des Königs Alexander und der offenbar von der Königin Draga stark beeinflußten Hofkreise schwanken von Tag zu Tag. Vor drei oder vier Wochen war der Hof sehr österreichfreundlich, da man mit Sicherheit auf einen Empfang des Königspaares in Pest oder Wien seitens des Kaisers Franz Josef rechnete. Als dann jedoch von Wien aus versichert wurde, daß bis jetzt über einen derartigen Empfang (d. h. einschließlich der Königin Draga) noch nichts bestimmt sei, schlug die Stimmung in Belgrad sofort zu Gunsten Rußlands wieder um. Gleich darauf erfolgte die Ankündigung des Zarengeschenkes, betreffend die zehn Millionen Berdau- Patronen, und wieder wurde vom Hofe aus versichert, daß nunmehr der Empfang des Königs mit der Königin Draga gesichert sei. Wenige Tage darauf traf aus Peters burg eine sehr kühl gehaltene Mitteilung ein, der Zar gebe die Patronen nur unter der Bedingung, daß Serbien sich jeder Begünstigung der makedonischen Wirren enthalte; und falls Serbien das ganze kommende Sommerhalbjahr hindurch eine durchaus korrekte Haltung beobachte, so werde der Zar dem serbischen Königreiche einen neuen Beweis seines Wohl wollens geben. — Das aber war eine sehr schwache Aus sicht auf die endliche Gewährung des Empfanges für Frau Draga, und wiederum verfiel der Hof in eine un freundliche Stimmung gegenüber Rußland. Ein der Regierung sehr nahestehendes Blatt wagte sogar An deutungen darüber, daß die geschenkten Berdau-Patronen für Serbien überhaupt keinen Wert hätten. Als vor Jahresfrist der erste vom Zaren geschenkte Vorrat dieser Patronen durch eine angebliche Explosion zerstört wurde, habe eigentlich niemand dies Ereignis bedauert, da man 74oO r:o 3025 15600 3825 850 14800 16400! 14850 12050 15050 15225 13875 3650 4675 1475 2450 2-iOO 2240 15400 1500 1600 Politische Tagesschau. * Let-zig, I. April. Der viSmarcklag mahnt m diesem Jabre da- deutsche Volk mehr als je zu Rückblicken und Vergleichen, zu innerer Einkehr und männ lichen Entschlüssen. Das bastende Treiben der Gegenwart verlöscht nur zu leicht die Erinnerung an all das Große, das wir dem Schmiede der deutschenKaiserkrone verdanken.und an all die Sorgen und Müden, ohne die selbst die gewaltigste Kraft nicht im Stande gewesen wäre, die zahllosen Widerstände zu über winden, die dem Vollbringen des Riesenwerkes sich entgegen stellten. Einige Stunden sollte daher beute jeder Deutsche darauf verwenden, um an seines Geistes Auge alles das vorüberziehen zu lasten, was sich in der Geschickte an den Namen Bismarck knüpft. Nur dann können wir zu der vollen Dankbarkeit uns erheben, der Kaiser Wilhelm I. am 1. April 1885, dem 70. Geburtstage seines Kanzler-, bei Ueber- reichuug des Festgeschenkes der kaiserlichen Familie — eine Kopie des Wernerschen Bilde- der Versailler Kaiscrprokla- matioo — so rührenden Ausdruck gab mit den Worten: „Mein lieber Fürst! Wenn sich in dem deutschen Lande und Volke das warme verlangen zeigt, Jbnen bei der Feier Ihres 70. Geburtstages zu betätigen, daß die Erinnerung an alles, was Sie sür die Größe des Vaterlandes getan haben, in so vielen Dankbaren lebt, so ist es Mir ein tiefgefühlte» Bedürfnis, Ihnen heute auszulprechen, wie hoch eS Mich erfreut, Laß solcher Zug des Dankes und der Verehrung für Sie durch die Nation geht. ES freut Mich das sür Sie als wahrlich im höchsten Maße verdiente Anerkennung, und es erwärmt Mir das Herz, daß solche Gesinnungen sich in so großer Verbreitung kundtun; denn e» ziert die Nation in der Gegenwart und es stärkt die Hoffnung auf ihre Zukunft, wenn sie Erkenntnis für daS Wahre und Große zeigt, und wenn sie ihre hoch verdienten Männer feiert und ehrt . . Muß man sich nun auch einerseits hüten, durch Dank barkeit zur Ungerechtigkeit insofern sich verleiten zu lasten, daß man von denen, die das Werk deS Gewaltigen zu schirmen und auszubauen berufen wurden, dasselbe fordert, was nur er zu seiner Zeit zu leisten imstande war, fo würde man doch anderseits ungerecht gegen riesen Gewaltigen selbst werden, wenn man von jedem Vergleiche absehen wollte. Und vergleicht man z. B., was Fürst Bismarck zur Sicherung des europäischen Friedens durch den Ab schluß des sogenannten Rückversicherungsvertrags mit Rußland tat, mit dem späteren Schicksale dieses Vertrags uud den Folgen dieses Schicksals, so muß dieser Vergleich zweifellos zu Gunsten des ersten Kanzlers auSsallen. Die Fmanznot, unter der bas Reich und seine Glieder seufzen, halte auch Fürst BiSmarck schwerlich völlig abzuwenven ge wußt, aber wer die zahllosen Beweise seines vorschauenden Geistes verfolgt hat, kann sich der Ueberzeugung nickt verschließen, daß unter seiner Leitung die Versuche zur Be seitigung dieser Kalamität früher und energischer unternommen Worden sein würden. Von den Parteien machte er sich jedenfalls weniger abhängig, als seine Nachjolger geworden find. Am wenigsten durfte man sich von ihm versehen, daß er gerade die Partei, deren Einfluß auf die äußere und innere Reich-Politik er am meisten fürchtete, durch ungeeignete Maß nahmen und Konzessionen noch mehr stärken werde. Wenn daher heute die Sorge vor immer weiterer Abbröckelung des Jesuitengesetzes die weitesten Kreise beherrscht, so ist es be- greiflich, daß der Kummer um den Verlust deS Großen sich noch mehr vertieft und der Vergleich zwischen dem Einst und dem Jetzt zu Ungunsten des letzteren ausfällt. Je mehr dies aber der Fall ist, um so mekr ist die innere Einkebr am Platze, die fragt, welchen Schuldanteil daS Deutsche Volk selbst an dem trägt, was eS jetzt zu beklagen hat. Gewiß bat daS bloße Verschwinden der Neckengestalt, die zu jeder Stunde bereit war, ihr Liebstes für die Wohlfahrt des Reiches binzugeben, mit dazu beigetragcn, daß das deuische Volk sich in Streitigkeiten um materielle Güter mehr und mehr zer- splitterte und dadurch unfähig wurde, zu großen idealen Zwecken sich zusammenzuichließen; aber sicherlich war es dieses Verschwinden nicht allein, was zn dem beklagenswerten Zustande führte. Ist doch Eigensinn, Lust am Hader und an Kirchturmspolitik ein deutsches Erbübel, das nur kurze Zeit unter der Einwirkung der Taten Bismarcks ausgetilgt ichien. Daß es aber die Herrschaft so völlig wieder ge winnen konnte, bleibt trotzdem ganz wesentlich Schuld des Bockes selbst, das sich trotz alles Singens: „Deutschland, Deutschland über alles" nicht dazu erziehen lasten mag, kleinliche persönliche und Fraktionswünsche zurückzustellen binter das, was zur Sicherung und zum Wohle des Reiches erforderlich ist. Gerade heute sollte daher die innere Einkehr alle, die dankbar zu dem großen Schläfer nn Sachsenwalde cmporblicken, zu dem männlichen Entschluss- führen, ihre Dankbarkeit durch opferwillige Tat für daS Reich ru bekunden. Das deutsche Volk steht vor einer wichtigen Entscheidung. Von dem Ausfälle der Reichstagswahlen hängt vielleicht für die innere Entwickelung Deutschlands und mithin auch sür seine äußeren Beziehungen weit mehr ab, als wir alle uns träumen lasten. Da möge es der Geist Bismarcks sein, der die Wähler leitet. Wer sich nicht dazu erheben kann, selbstlos und opferwillig einzutreten gegen die inneren Feinde, die seinem Wirken die größten Schwierig keiten bereiteten und die er noch kurz vor seinem Tode als die Zehrer am Marke des Reiches bezeichnet hat, der rühme sich nicht, wert zu sein der Opfer, die auch für ihn der Deut scheste der Deutschen beim Aus- und Ausbau deS Reiches ge bracht hat. id-tdll. Ornv. -tLI^tr ÜL>»Il« mmicüp ti.ik-L. livsii L-okin. ^IkLli I'rsibr. 102.10 e««t«mp. 74,25 286,— »ks 134,— rLxs UoL»t« «r« 8 r. UoNLt« m 8 r«. ULQKll. «to. » (Ivlä l»LlU«U> »r L«1»r 4tt» <t»ttoii L VULwit ?Lekvtt t-to^lt 8tr«LLd. ULLVll rr. SLruvr". ^«truotc vordotsn.) O«ia ! Lrist . . 53000, , . 74oO »L. 4o00 s
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