Delete Search...
Dresdner Journal : 31.01.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-01-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186101316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-01
- Tag1861-01-31
- Monat1861-01
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 31.01.1861
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
.W2« 0 . ' - Äbennemenlvprelst: ^LbrNeb: 5 'Niln. 10 lrxr. i» »aed»«°. 1 „ 10 „ ,. .. IlonLtlicil in vr«»ä«o! 15 Linrslo« ttummiru: 1 ki-e. Iw LuiUurck« tritt ko»t uoä k>temp«lru- icdl»x bwru. Insrratkllprrist: riir äcu It.nm ew«r e°,p»1teo«° 2«il°: 1 kixr. Unter „Linxessoat" ä,e 2ell«: 2 klxr. erscheinen: l'iieliod, mit Xaioailme äsr Sonn- uock keiertex«, >d«uä» kür äen kvlxvnäen l'ax. Donnerstag, den 31. Januar. DresdnerMurnal. Verantwortlicher Redacteur: J.G. Hartmann 1861 »nserateunnuahmr auvwürtv: Letxrix: k'». Nnmoevnrri», Loailniüsionitr äe» Oresckner ^onrnnl«; «deo6«»eld»t: H. UV»»»»; Lltonei Ittrx8ii»»rLni L Vonl.»«; Lerlin: Onoplvu'eeN« Nueiili., R»:rL«nri:it'i Nurenu; Lrewon: 8. 8cnl.orr«; rrenlckart ». H.: öueiikitn<Nuiix; Liilo: >ooi.r LLviinr»; ?»ri»: v. (28, rus äe» dou» euf»lli)j kr»x: t'n. Lnill.ien'» Laeklrauilluu^. Herausgeber: Nöoi^I. Lipeäitivn äe» Oresäovr 3vurvitl», VrvZäeo, Llnrienstressv I^r. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die diesjährigen Aufnahmeprüfungen der bereits an- gcmeldeten oder späterhin noch anzumeldenden Aspiran ten für da- CadettencorpS und die Artille'ieschule, solle» den 8. April früh 8 Uhr ihren Anfang nehmen und sind die noch rückständigen Anmeldungen bis zum 15. März bei den betreffenden Commandos zu bewirken. Hinsichtlich der bei der Anmeldung beizubringenden Atteste und clller übrigen zu erfüllenden Bedingungen, wird hiermit auf den Auszug au- den Regulativen vom Jahre 1859 für da- CadettencorpS und die Artillerie schule mit dem Bemerken verwiesen, daß derselbe auS der hiesigen Höcknerschen Buchhandlung bezogen werden kann. Dre-den, am 18. Januar 1861. Kriegs-Ministerium. v. Rabenhorst. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. ZeitvNgSschau. (Constitutionnel. — Preuß. Zeitung.) kages-rfchicht«. Wien: Ernennung von Obcrgespa- nen- — Triest: Deputation aus Dalmatien. Kriegs vorbereitungen in Montenegro. Lmporio dell' ääria. — Pesth: Wahlskandal. — Berona: Reise Bene- " dek'S nach Wien. BertheidigungSmaßregeln. Bon der Grenze. — Berlin: Die Adreßdeputation deS Her renhauses beim König. Antworten auf Wünsche be» deutschen JuristentageS. Der Kronprinz zum Statt halter von Pommern ernannt. — Thüringen: Deutsche Lehrerversammlung nach Köchen verlegt. — Pari-: Englands Haltung in dem deutsch-dänischen Confltcte. Senat-Vorschläge bezüglich der Parlaments verhandlungen. Beerdigung Caussidiere'S. Ein Jour nal Proudhon'S genehmigt. Neuer Befehlshaber deS levantinischen Geschwaders. Denkmünze für den chinesischen Feldzug. Vermischte Nachrichten. — — Neapel: Nachrichten über den Angriff auf Gaeta. Anarchie auf Sicilicn. Ein Rundschreiben Casella'- an die Gesandten deS Königs Franz ll. — Genua: Verstärkungen nach Neapel. Die ungarischen Freiwil ligen. Theaterskandal. Truppen von Ancona nach Ascoli. — Kopenhagen: Eisenbahn sdurch Fühnen genehmigt. — St. Petersburg: Der Emir der Bu- .charei vergiftet. Truppenbewegungen. — New - Park: Der Conflict mit dem Süden. Dresdner Nachrichten. Trlcgrüphische Uachrichttn. Berlin, Mittwoch, 3st. Januar. In der Ant wort deS KönigS auf die Adresse des Herrenhauses (vergl. unter Berlin) dankt derselbe für die in letz terer dargelcgten Ausdrücke tiefen Schmerzes über den Verlust des Heimgegangenen Königs und die für ihn ausgedrückten Gesinnungen. Sodann fährt der König ungefähr folgendermaßen fort: „Die Grundsätze Meiner Regierung Hube Ich bei Uebernahme der Regentschaft dargrlegt. Ich habe offen und bestimmt ausgesprochen waS Ich will. Ich will keinen Bruch aut der Vergangen heit, Ich will aber, wo Meine Ueberzcugung es M>r ei. giebt, die bessernde Hand an die Institutionen des Landes legen, wie Mein hochseliger Vater 1808. Mein holdseliger Bruder nach den Erlebnissen Srimr Epoche getkan. Ich habe Mir eine Linie vor gezeichnet, wir weit Ich gehen kann, und werd: diese Linie bestimmt innebctten. „Wir wollen unS nickt verhehlen, daß wir viel leicht schweren Leiten entgegengehen, und daß in Berücksichtigung dessen Alles darauf ankommt, daß daS Laud in seinen Vertretern mit Mir einig sei. Das hoffe, wünsche und erwarte ich. Nnr so wer- Feuilleton Dresden, 30. Januar. Gestern fand die bereits ^»»gekündigte Soires Musicals der kaiserlich russischen Hof sängerin Fräulein v. Jansard und des Guitarrenvir- tnosen Herrn de Ciebra im „Hotel de Sare" statt. Fräulein v. Jansard offenbarte in verschiedenen Piecen ei» sehr beachten-wertheS Gcsangstalent. Ihre Stimme ist rin hoher Sopran von frischem, klangreichem Gepräge, leichter Tonansprachc, großer Geschmeidigkeit mit Volu- bilttät. Dabei besitzt die Sänaerin eine glückliche An lage zur Coloratur und zum Triller.. Auch ein gutes Gehör scheint ihr angeboren zu sein, obwohl sich einige Male Neigung zum DiStoniren bemerkbar machte. End lich hat Fräulein v. Jansard sich bereits eine bedeutende Gewandtheit und Fertigkeit, gepaart mit einer gewissen bequemen Sicherheit ihrer Vortragsweise erworben. DaS Alle- sind nun sehr schätzbare und für Gesangsleistungen durchaus unentbehrliche Eigenschaften. Allein sie reichen nicht aus, um eine fertige Concertsängcrin zu machen. ES fehlt der jungen Dame die eigentliche feinere, höhere künstlerische Gesangsdurchbildung. Die Coloratur, und waS dahin gehört, hat einen etwas naturalistischen An strich, die Tonbildung ist unfertig und nicht ganz frei von gewissen Mängeln, wie z. B. Gaumenton, und namentlich die unter» Chorden der Stimme sind unent wickelt, schwächlich und spröde. Dem Tonansatzc auf dem Bocale a ist zudem eine gewiße Schärfe eigen. Auch die Aussprache läßt zu wünschen übrig, ebensowohl hinsicht lich der Schärfe und Deutlichkeit der Consonantenarti- vulation, als betreffs der Reinheit der Vocalisation. Der Vortrag hat im Ganzen etwas angenehm Natürliches, Ansprechende- und oft RaiveS, jedoch ohne tiefere Regungen der Empfindung z» enthüllen. Bor dem Fallenlafsen der Schlußnoten einer Phrase muß die -en wir, nach innen und außen stark, getrost der Zukunft rntgezensehen können." Berlin, Mittwoch, 30. Januar. Der Adreß- eutwurf, den die Eowmission deS Abgeordneten hauses auSgearbeitet. beantwortet die Thronrede Satz für Sah. Derselbe erwähnt der freudigen Zustimmung, mit der das HauS die Männer be- grüßte, mit welchen der König seinen Thron um geben, und spricht daS vertrauen auS, daß die notbwendige Einheit der Verwaltung immer mehr befestigt und die Anordnungen der Regierung durch solche Organe auSgrfhHbt «erden würden, welche deren Systeme volle und aufrichlige Unterstützung darböten. Dem Abgeordnetenhaus« werde eS zur Genug- thuung gereichen, die neuen Anordnungen im Heer wesen aiS innerhalb der gesetzlichen Grandlagen der Heeresverfaffung sich bewegend zu erkennen. Durch den angebahnten Handelsvertrag zwischen Frankreich und dem Zollvereine werde auch die er freuliche Aussicht eröffnet, daß zwei große Na tionen erhöhte Gelegenheit finden würden, in den Arbeiten deS Friedens um jeden Preis zu ringen. Bezüglich der Revision der BnndeSkriegSvrrfas- sunfspricht der Adreßentwnrf die Nrberzeugung auS, daß eine zweckmäßigere Gestaltung derHeeres- ordnung allein nicht genüge, die berechtigten Wünsche drS deutschen Volkes zu erfüllen. Ein einmüthigeS Zusammengehen aller deutschen Regierungen und Stämme trage nur dann die Gewähr der Dauer und Wirksamkeit in sich, wenn eS in zeitgemäßen, entsprechenden politischen Institutionen ausge prägt sei. Der Adreßentwnrf drückt ferner daS Vertrauen aus, die energische Anwendung aller geeigneten Mittel werde den verfassungsmäßigen Zustand Kur- Hessens wiederhrrstellrn und einem gcsetzrStreuen deutschen Stamme sein gutes Recht zurückgeben. Der Adreßentwnrf erkennt eS als eine natio nale Pflicht an, daß Preußen mit seinen deutschen Verbündeten die gebührende Lösung der Elbher- zogthümerfrage herbeifübre, in der bestimmten Vor aussetzung, daß bei einer etwaigen BundeSrrecn- tion in Holstein Deutschlands Recht bezüglich Schleswigs Vorbehalten bleibe. Preußen werde eingedenk des hoben Wortes, daß^eß nicht bestimmt fei, dem Genüsse der erwor- denn nur diesen gehöre daS Blut seiner Söhne, mit allen Kräften cinzntreten. Paris, Dienstag, 29. Januar. Ueber Rom ein gegangene Berichte aus Gaeta vom 25. d. M. melden, daß die Batterien dieses Platzes am 22. d. M. ein fürchterliches Feuer begonnen, an den folgenden Tagen aber geschwiegen haben. Die Festung hatte 60 Verwundete oder Todte. Unter den Soldaten herrschte Enthusiasmus. Paris, Mittwoch,30. Januar. Der „Cvurrier du Dimanche" bat eine erste Verwarnung erhal ten, weil er das Princip der Regierung anae- griffen und beleidigt habe. Der Verfasser deS be- lrrffcnden Artikels, Herr Ganesco, welcher rin Fremder iss. wnrde aus Frankreich verwiesen. Die Eommission deS Senats hat beschlossen, daß die Dessert!ichkeit der Sitzungen in der Ver öffentlichung der Debatten In e»te»»<», oder unter Zustimmung des Präsidenten redigirt, bestehen solle. Gaeta, DienStag, 29. Januar. Täusch »wer den einige Hundert Schüsse gewechselt. Lori-e Nacht haben die Piemontesen Tausende von Bom ben geworfen. Der Platz hat nicht geli: e>. Turin, Dienstag, 29. Januar. Nach hier ein getroffenen Nachrichten auü Neapel vom gestrigen Sängerin sich akur hüten. In den Gesängen mit ita- licnifckcm Text waren die Leistungen von Frl. v. Jansard lobeiwwerlyer, als in der Freischütz-Arie, welche die er wähnten Mängel schärfer hervortrcten ließ. Jedenfalls handelt eS sich hier um ein Gesangstalent, welches aller Aufmunterung Werth ist. Bei fortgesetztem, eifrigem Studium wirb das Fehlende unter guter Anleitung leicht nachzuholcn sein. Wie verlautete, war Frl-v. Jansard am Concerttage sehr unpäßlich gewesen, und hatte nur gesungen, um keine Störung zu veranlassen. Abgesehen davon, daß diese Gewissenhaftigkeit sehr anerkenncnswcrth ist, darf doch unter solchen Umständen mit Recht Dieses und JeneS der gemachten Ausstellungen auf Rechnung der vorhandenen Indisposition gestellt werden. Herr de Ciebra, welcher mehreres Sclbstcomponirte, spielte, ist ein GuitarrenvirtuoS in der vollen Bedeutung des Wortes: er hat seinem dürftigen, beschränkten und poesielosen Instrumente das Möglichste abgewonnen, und es ist jedenfalls amüsant, seinen technisch vollkommen be- herrsckten und nicht ohne Geschmack auszeführtcn Vor trägen eine Weile zuzuhören. Man erkennt bei der Gelegenheit, daß die Guitarre, mit Geschick gehandhabt, mehr Klangfähigkeit besitzt, als man ihr zutrauen sollte. Uebrigens weiß Herr de Ciebra Allerhand vorzubringen, was in seiner Weise effectuirt und dazu beiträgt, die dem Instrumente eigne und unvermeidliche Monotonie weniger fühlbar zu machen. Er führt figurirte Passagen auS macht schwierige Accompagnements zur getragen ge spielten Melodie, ahmt das Tremolo der Streichinstru mente nach und läßt eS endlich auch an dem Tambourin- schlagc und dem Paukenwirbel nicht fehlen, indem er mit den Fingern der rechten Hand zwischendurch auf dem Resonanzboden der Guitarre artig trommelt. Schade nur, daß diese- einst so beliebte und ehedem in dem HauS- rathe deS deutschen Studenten so wichtige Instrument Ta^e hatte sich am 27. ein Parlamentär auS der Festung Gaöta der piemontefischen Flott« ge nähert, worauf rin piemontrsischer Dampfer an die Festung gegangen war. Infolge dessen ist daS Feuer eingestellt worden. Neapolitanische Deser teure sprachen von Uebrrgabe. St.PeterSburg,DienStag,29.Januar. Nach einer Mittheilung auS guter Quelle ist die hiesige große Eisenbahnarsellschaft im Begriff, im Aus lände ein« Anleihe von 25 Millionen Rubeln in vierproceittigen Obligationen abznschließrn. Der GmissionScourS ist nicht bekannt. Dir Realisation der Anleihe wird nicht bezweifelt. Dresden, 30. Januar Bekanntlich ist in jüngster Zeit von Paris her auch rin polnischer „Schmerzensschrei" gegen Preußen ver nommen worden. Eine dort erschienene Broschüre „Preu ßen und die Wiener Verträge" hat diese Sache aufs Ta pet gebracht, und nicht nur die demokratischen Blätter, wie „Siöcle" und „Opinion nationale", construiren daraus eine neue europäische Frage, sondern auch der „Constitutionnel" erörtert dies Thema in ähnlicher Weise. In einer Correspondcnz auS Berlin im „Con- stitutionnel" wird für die Polen deS Großherzogthum» Posen gegen die preußische Regierung Partei genommen; eS werden in derselben alle die „Versündigungen" dieser Regierung an der polnischen Nationalität, bestehenden Verträge» zuwider, mit großer Beflissenheit aufgezählt, und folgende Bemerkungen bilden den Schluß des Bericht-: „Die (preußische) Regierung möchte ihre Anmaßungen vor die Kammern bringen und ein Gesetz erlangen, welches dieselben bestätigen würde; sie vergißt ohne Zweifel, daß eine Kaazmer nicht die Eigenschaft besitzt, Entscheidungen, welche eia europäischer Kongreß gefaßt hat, umzugestalten. Der Art. 1 des Wiener Vertrags sichert den Polen drS GroßherzogthumS eine nationale Abgeordnetenkammer und nationale Einrichtungen zu. An anderer Stelle verspricht ihnen de: selbe Vertrag noch Einrichtungen, welche die Er haltung ihrer Nationalität sichern würden. Preußen, welches so oft die Verträge in Erinnerung bringt, kann unmöglich ohne Kenntniß derselben sein, und eS ist ge wandt genug, um einzusehen, daß eS sein Interesse nicht ist, dieselben zu brechen. AlS die Besetzung von Krakau vor sich ging, sagte Lord Palmerston der österreichischen Regierung, daß die Verträge, wenn sie schadhaft sind an den Ufern der Weichsel, nicht haltbarer sein werden an de» UjG» deS Po. Oesterreich hat diese Wahrheit er- hrobt.'^^Die officiöse „Preußische Zeitung" gab i» ihren letzten Nummern aber bereit- eine ausführliche Er örterung der polnischen Ansprüche mit genauer Berücksich tigung der Stipulationen. Sie sagte: „Der erste Artikel der Wiener Schlußakte, welcher von der Wiedervereinigung deS HerzogthumS Warschau mit der russischen Krone han delt, bestimmt in seinem zweiten Absatz: „Die bezüglichen polnischen Unterthanen Rußland-, Oesterreichs und Preu ßens werden eine Vertretung und nationale Institutionen erhalten, die dem Modus der politischen Existenz entspre chend geordnet sind, welchen jede der Regierungen, denen sie angchören, zuträglich und angemessen halten wird, ihnen zu bewilligen." ES dient zur Charakteristik der oben bezeichneten Agitation, daß die polnischen Stimmen den eben angeführten Satz der Wiener Schlußacte mit Auslassung de» beschränkenden Relativsätze anzuführen pflegen. ES ist aber ein ausnehmender Unterschied, ob Vertretung und nationale Institutionen unbedmgt zuge sichert werden, oder ob die Art der Ausführung und die ganze Form der politischen Existenz ausdrücklich dem be dingungslosen Ermessen der betheiligten Regierungen Vor behalten worden sind. ES möchte in der Thal kaum eine Form der politischen EristW» denkbar sein, die sich unter jenen rrsten Artikel der Wiener Schlußacte nicht subsu- mireu ließe. Statt sich also auf angebliche Rechte zu be ruf«, welcke durch die Verträge von 1815 ihnen garatr- tiit sein sollen, würden die Polen sich höchstens darüber beklagen können, daß ihnen, solche Garantien nicht gegc- keinem Kunstzwecke zu dienen vermag, damit Herr de Ciebra einen bessern Vortheil auS seiner bedeutenden Kunstfertigkeit zu ziehen vermöchte. Der Beifall des PublicumS wenigstens wird ihm nirgends fehlen. —k— In der Ausstellung des sächs. Kunstvereins, im Doublettensaale auf der Brühl'schen Terrasse, können gegenwärtig die bei dem ausgeschriebenen ConcurS zur Herstellung von Altargemälden für die Kirchen zu Schöneck und Wildenhain eingegangenen Oelsktzzen in Augenschein genommen werden. Die von dem akademi schen Rathe als die besten erachteten der beiden Historien maler Adolph Wichmann und Alfred Diethe sind zur Ausführung bestimmt worden. Auch die drei Skizzen, welche durch die Motti: „8a»<:lu8, 8Lneiu8 Dominus Deus", „Lv. 8l. lob. c»p. XX." und „Patrik" bezeichnet sind, heben sich vortheilhvft von den übrigen ab. Die ganze Sammlung macht eilten sehr unerquicklichen Eindruck, und wollte man nach diesen Skizzen die hiesigen Kunstzustände bemessen, so sähe eS mit unsrer Malerei traurig genug auS. Zugleich mit diesen Arbeiten sind drei, der „Verbin dung für historische Kunst" gehörige Gemälde ausgestellt, unter denen besonder- «in Bild von Martersteig unsre Theilnahme fesselte. Dasselbe zeigt die Krönung Ulrich'- von Hutten zum kaiserlichen Dichter. Der schwer!- und liederkundige Hutten kniet in bescheidener Schlichtheit vor seinem Kaiser, dem ritterlichen Maxi milian, der ihn vor den versammelten Fürsten und Edeln seine» Hofe» mit eigner Hand zum Ritter schlägt und seine Stirn mit einem Lorbeerkranz umwindet, den die Krone von Augsburg, die schöne Tochter Pcutingcr'S, geflochten hatte. Er waren diese Augsburger Tage die we»igen Sonncnblicke im unsteten, wildbewegten Leben Hutten'S; er knüpfte den Kranz al- Schmuckgehänge an ben worden sind. Es leidet keinen Zweifel, daß der Wiener Congreß die Angehörigen der polnischen Natio nalität für die Pflege dieser Nationalität in Sprache, Sitte und politischer Freiheit lediglich an die Weisheit und Billigkeit der bethriligten Regierungen gewiesen, nicht aber diese Regierungen in irgend einer bestimmten Weise zu Gunsten der polnischen Nationalität beschränkt hat. Wollten die Polen aber dennoch die Schonung ihrer Na tionalität, anstatt au- der Weisheit und dem sittlichen Gerechtigkeitsgefühl der Staaten, denen sie angehörc», auS dem geschriebenen Recht der Wiener Schlußakte her leiten, so werden sie doch auf jeden Fall zugeftchen müs sen, daß der Zustand, welchen der preußisch: Staat ihnen bietet, den Bestimmungen der Wiener Schlußacte, auch bei .einer für die Polen möglichst günstigen Auslegung, ge recht wird. Die Provinz oder, wie die Polen lieber sa gen, da- Großherzogthum Posen hat «inen Provinzial landtag und entsendet seine Vertreter auf den allgemeinen Landtag der preußischen Monarchie in derselben Weis«, wie alle andern Provinzen. Ganz wie diese nimmt da- Großher- zogthum Posen Theil an der in Preußen organisirten Selbstverwaltung der Commune» und Kreise. Die preu ßischen Bürger polnischer Nationalität haben denselben Spielraum politischer Freiheit, welcher den deutschen Bür gern Preußens gewährt ist. Die königliche, an die pol nischen Einwohner de» Großherzogthum- Posen gerichtete Proclamation vom 15. Mai 1815 verheißt: „Ihr werdet Meiner Monarchie rinverleibt, ohne eure Nationalität verläugnrn zu dürfen. Ihr werdet an der Constitution Theil nehmen, welche Ich Meinen treuen Unterthanen zu gewähren beabsichtige, und ihr werdet wie die übrigen Provinzen Mei ne- Reiche- eine provinziell« Verfassung erhalten." Welche von diesen Verheißungen wäre nicht in Erfüllung gegangen? Von diesem Aufruf müssen noch zwei andere Stellen er wähnt werden, weil die Polen auf dieselben Gewicht le gen. ES heißt: „Eure Sprache soll neben der brut schen in allen öffentlichen Verhandlungen gebraucht wer den, und Jedem unter Euch soll nach Maßgabe seiner Fähigkeiten der Zutritt zu den öffentlichen Aemtern des GroßherzogthumS, sowie zu allen Aemtern, Ehren und Würden Meine- Reiche- offen stehen. Mein unter Euch grborner Statthalter wird bez Euch refidiren." Daß die Zusicherung in Betteff der Sprache und in Betreff drr Berechtigung zu den Aemtern de» preußischen Staates gehalten worden ist, werden die Polen bei unbefangener Beurtheilung kaum läugnen können. Wa» die Pflege der Sprache betrifft, so ist zu beachten, daß der Thcil der Bevölkerung der Provinz Posen, welcher entweder nur deutsch oder nur polnisch redet, sich in der Minori tät befindet, und daß die Mehrheit der Einwohner beide Sprachen redet. Die Regierung hat nun dafür gesargt, daß sich an den untern Schulen der Provinz Lehrer be finden, welche deS Deutschen und des Polnischen mäch tig sind, sie hat ferner in den Klaffen der Gymnasien und bis zur Prima hinauf parallele Cötus einrichten lassen, von denen in dem einen die Sprachen und Wis senschaften polnisch, in dem andern deutsch gelernt wcr- den können. Da die Polen, wie bekannt, Wenig- Nei gung hatten, in den preußischen Staatsdienst zu treten und die zur Uebernahme von Aemtern erforderliche Bor bildung und praktische Tüchtigkeit sich anzueignen, so setzte die Regierung für diejenigen Bewohner der Pro vinz — gleichgiltig ob sie Polen oder Deutsche waren —, welche als Lehrer an höher» Unterrichtsanstalten, oder als Auscultatoren, Referendare im Justizfach und in der Verwaltung Dienste leisten wollten, Stipendien unter der Bedingung auS, daß sie sich verpflichteten, in der Pro vinz zu bleiben. Obwohl ferner, gemäß dem Wortlaute de- königl. Aufruf- vom 15. Mai 1815, nach welchem die polnische Sprache nur neben der deutschen gebraucht werden sollte, der Grundsatz scstgehalten werden mußte, daß die Geschäftssprachc der Behörden unter einander mit wenigen, durch praktische Bedürfnisse bedingten Aus nahmen die deutsche sei, so war doch die Regierung da für bemüht, daß alle Behörden beider Sprachen mächtig waren. DaS Amt eine- Statthalters wurde von dem Fürsten Anton Radziwill so lange verwaltet, bis der sein Ritterschwert und stürzte sich dann in den Kamps, in dem er einsam verblutete. DaS kleine Bild bringt uns in seiner einfachen, gesunden, realgeschichtlichen Dar stellungsweise eine abgeschiedene Welt der Vergangenheit herauf. Da» sind Köpfe aus Tagen, in denen sich vor zugsweise da- Element des Charakters, die Persönlichkeit in herben Ecken auSprägte, verschieden von dem Typus der Gegenwart, von den modernen Gesichtern, die mehr da- Wesen der Intelligenz kundgeben, mehr Idee und Theorie repräsentiren und zugleich meist mit einem all gemeinem Firniß lackirt sind. Die Feierlichkeit ist in einer anspruchslosen, natürlichen Weise vorgctragen, malerisch und bedeutungsvoll gruppirt sich der Figurcn- reichthum; die Farbe ist klar, kräftig und energisch und die Zeichnung charakteristisch. — Da- zweite Bild ist eine Grablegung von De- CoudreS, welche, obgleich etwas unruhig und zerstreut in der Lichlwirkung, doch nicht ohne Verdienste in der Farbe ist. Noch blerbt dem Bilde mehr Tiefe im Ausdruck und eine größere Strenge in der Zeichnung zu wünschen; wir sahen bessere Ar beiten des Künstlers, al- die vorstehende. — Die drille, von der „Verbindung für historische Kunst" erworbene Arbeit ist eine Farbenskizze de» Prof. Hübner: „Die Steinigung deS h. Stephanus"; man kennt diese Skizze von einer früher» Ausstellung her. ' Ein weiterer Umblick in dem KunstvereinSlocale macht den Besucher mit verschiedenen andern Novitäten bekannt. Don Interesse, besonder- für das hiesige Publicum, ist ern Bild vom Prof. Th. v. Oer, welches „Die Ankunft der Sixtinischen Madonna in Dresden" betitelt ist. Da berühmte Raphael'sche Gemälde traf im November 1753 hier ein, und an seine Ankunft knüpft sich eine Erzäh lung, welche von der großen Kunstliebe König August'- III. zeugt. Erfreut, da» Gemälde endlich wiederzusehen und zu besitzen, ließ nämlich König August dasselbe sofort in
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview