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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-14
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070914020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907091402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907091402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-14
- Monat1907-09
- Jahr1907
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sieimlch LM; K. 2 kr»r«r 8tr«»« 2. Lckv Vsiisudsnutrsuo. ^ur LLükiivr empkodlo Lek: 8ekiIf!vinen-^nrUgv Nuik 9,90 bis 20,— 8ekilflvinvn-8Iu8kn 3,25 di.8 14,— 8eki!f!kinen-6smL8e!ikn Llurk 2,90,3,90,4,50 «lsjü-^asrüLtunZ zeäor Art in ßxnü5«»tvr ^»»ivnlil. wetter - Pelerinen «ukiserüiclit impräAuioit von Uork Ki8 38,—. «r. SSL. Neueste Drahtberichte. Hofnachrichten, Landtagswahle», Gemeiiidceinkvmmrnsleuel-Echöhung. Hauptmissionsverein, GelichtSverhandluiigeu. Berliner Leben. ronttobend, l4. Leptember 1V07. Neueste Drahtmeldungen vom 13. Septbr. Zur Lage ia Rußland. Petersburg. Das Moskauer Zcnsurkvmitce erhob Anklage wegen Mu j c st ä t s b c l e i ü l g u ng und wegen Versuchs, die bestehende Staatsordnung umzustürzcn, gegen den Herausgeber des „Mosckvwski Efhcnjcdjeljnik", Dürften Trubetzkoi. Fürst Trubetzkoi ist der Rubrer der aus dem Boden des Oktobermanisostcs -stehende» Parte: der sriedlichen Erneuerung und ein äußerst gemäßigter Po litiker. Der Artikel, auf Grund dessen die Anklage erhoben wurde, führt die Ueberschrist ..Aus der jüngsten Vergangen heit". Zur Lage in Marokko. Paris. sPrin.-Tel.j Die Aussprache mit Spanien, das nicht ablehnt, jedoch zögert, führte zu dem Beschluß, die Besetzung der übrigen Häsen zu verschieben, bis die Notwendigkeit sich geltend macht. Inzwischen wer den die Vorbereitungen fortgesetzt. London. sPriv.-Tel.) AuS Tanger wird gemeldet, -aß in Tetuan große Aufregung herrscht, weil zwei spanische Unteroffiziere, die als Instrukteure der neuen Kompagnien dienen sollen, dort angekommen sind. Tic Eingeborenen glauben, die Stadt solle durch spanische Trup pen besetzt werden. Man befürchtet deshalb Unruhen. Wilhelmshöhe. Heute morgen unternahm der Kaiser mit der Prinzessin Victoria Luise, die heute ihren Geburtstag feiert, einen Spazierritt durch den Habichts- walü. Berlin. Die „Rordd. Mg. Ztg." schreibt: Die Be sprechungen mit dem Reichskanzler, wozu sich die Herren v. Bethmann-Hollweg und v. Moltke nach Nordernen begeben hatten, bezogen sich aus die Ausgaben der bevorstehenden parlamentarischen Session. Die Herren Minister wurden alsbald nach ihrer Ankunft vom Fürsten Bülow zu einer mehrstündigen Unterredung empfangen. Berlin. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die „Rerl. Mvrgenpost" und andere Blätter bringen die Nachricht, daß der Kultusminister Dr. Holle die Entscheidung der Aufsichtsbehörden bestätigt habe, nach der die von der Ge meinde Wilhelmsburg beschlossene Erhöhung der Lehrergehälter nicht genehmigt wird. Auf Grund zuverlässiger Ermittlungen können wir seststcllen. daß im Kultusministerium von der ganzen Sache nicht das min deste bekannt ist. Weder ist eine Beschwerde der Gemeinde Wilhelmsburg eingegangen, noch ist bezüglich der Lchrer- gehälter in Wilhelmsburg irgend eine ministerielle Ent schließung erfolgt. Berlin. Da infolge der ungünstigen Witterung der Besuch der Deutschen Armee-, Marine- und Kolonial-Ausstellung sehr beeinträchtigt worden ist, hat der Minister des Innern gcnchm'gt, daß die Ziehung der A u s st e l l u ng s l o t t c r i e vom 10. Sep tember und den folgenden Tagen aus den 5. und 6. De zember verlegt werde. Berlin. Der Generalleutnant ,z. D. Ernst von Legat ist gestern Nacht hier gestorben. Hamburg. Gestern abend ist hier der NeichSpost- dampfer „Prinzessin" mit den, A b l ö s u n g s t r a n s p o r t der Kreuzer „Bussard" und „Seeadler" aus Ostafrika eingetroffen. Die Heimkchrcnden wurden nach Kiel be fördert. itunst und Wissenschaft. s-* Kammersänger Gießen s. In dem 11 Uhr 8 Min. vormittags von Berlin hier cintrcssende» Schnellzuge hat sich heute kurz vor der Ankunft in Dresden der Königliche Kammersänger Herr Hans Buss-Gießen erschossen, lieber die Beweggründe zn seiner Tat war noch nichts zu ermitteln. Die Königliche Staatsanwaltschast war zum Zwecke der Feststellung des Tatbestandes aus dem Pcr- sonen-Hauptbahnhose eingetroffen. — Ter Verstorbene war am 13. Februar 1862 in Gießen geboren. Er hat in Gießen studiert, wo er Mitglied eines studentischen Korps war. Seine Ausbildung zum Sänger erhielt er durch den ver storbenen Dresdner Professor Scharfe. Kammersänger Gießen, wie sein Künstlername lautete, war ein sein durch- gebtldeter Gänger und vertrat das Tenorfach: besonders bevorzugte der Künstler Koloraturvarti.cn. Nachdem er be- reit- im Jahre 1886 ein Jahr an der hiesigen Hosoper engagiert gewesen war. erfolgte am 1. September 18V8 ein abermaliges Engagement, das bis zum 31. August 1008 währte. Von diesem Zeitpunkte gastierte Gießen meist in Konzerten hier Und auswärts. Was Len überaus beliebten Künstler zu dem verhängnisvollen Schritte getrieben hat, läßt sich schwer denken, zumal er sich bekannterweise in sehr guten äußeren Verhältnissen befand. s* Mitteilung auS dem Bureau der Königlichen Hoftheater. Aus königlichen Befehl findet Dienstag, den 17. September, eine F c st v o r st c l l n n g zu Ehren der 7». Versammlung De ntscherNatur forscher und Aerzte im Opernhaus«: statt. Zur Aufführung gelangt dt« Oper „Die Bkchvme" von Puccini. Ueber sämtliche Plätze des OperichanfeS ist verfügt. — Die erste Gesamt- Hamburg. Frau Brach hat dem Kuratorium der Hamburger wissenschaftlichen Leistungen 100 000 Mark zum Andenken an ihren verstorbenen Gatten Rudolph Brach überwiesen. Stettin. Der italienische Kreuzer „Et na" ist gestern abend in Swincmünde cingetrvsscn. Schwerin. «Priv.-Tel.j In der T c f r a n d a t i o n s- Assärc der staatlichen Irrenanstalt Sachscnbcrg ist gegen sieben weitere frühere Lieferanten, sowie gegen drei frühere Beamte Strafuntersuchung eröffnet. Es handelt sich um neu ausgedeckte Unterschlagungen von rund 150 OM Mark Hannover. Gestern nachmittag stürzte beim F e n st e r p u tz e n im vierten Stockwerk eines Hauses der Georgstraße ein etwa 18jähriges Mädchen in die Tiefe, siel durch ein Glasdach in einen Lichthos und blieb be sinnungslos liegen. Schwerverletzt wurde die Verunglückte ins Krankenhaus gebracht. — An demselben Nachmittage stürzte aus dem Neubau des Henrietten - StisteS ein Zimmcrmann aus einer Höhe von 0 Metern herab, erlitt einen Schädclbruch und starb bald daraus im Kranken haus,:. ohne das Bewußtsein wicdererlangt zu habe». Dortmund. iPriv.-Tcl.) Nächsten Sonntag findet wieder eine Anzahl Bergarbeiter-Versammlungen statt, öle sich mit der Knappschaftsresorm beschäftigen wer den. Während die bisherigen Versammlungen und die Siebener-Kommission einstimmig beschlossen, die neuen Satzungen in der vorliegenden Form abzulehnen, ver harren anderseits die Bergwcrksbcsitzcr aus dem Stand punkte. daß die Forderungen der Bergarbeiter unannehm bar seien. Letztere würden eine Mehrbelastung voll zehn Millionen Mark bedingen, oder bei einer Belegschaft von 280000 Mann 38 Mk. pro Kops. Bei Annahme der von den Arbeitern gestellten Forderungen wäre eine Kohlen- prciscrhühung die unausbleibliche Folge. Jedenfalls wird cs aber bei der Fortdauer der hartnäckigen Forderungen dahin kommen, daß das Oberbergamt neue Satzungen er lassen wird. Koblenz. lPriv.-Tel.j In der verilossenen Nacht wurde an der Karthaus der Unteroffizier Blaezhcim vom 85. Infanterie-Regiment, der als Schreiber aus dem Bureau des Generalkommandos des 8. Armeekorps beschäftigt war, mit einer Schußwunde i in Kops bewußtlos anfgesun- den und ins Krankenhaus gebracht. Es liegt ein Selbst mordversuch vor. Der Verletzte ist noch nicht vernehmungs fähig. Ob die Tat mit der Schiwara-Angclegenheit znsam- menhängt, muß die Untersuchung ergeben. Rom. lPriv.-Tel.j Auf der Linie Ortc-Rom erfolgte bei Ponte Nvincntana gestern abend ein Zusammen stoß zwischen einem Militärzug, der mit vom Ma növer hcimkchrendcn Reservisten dicht besetzt war, und einem Güterznge. Zahlreiche Reservisten trugen mehr oder minder schwere Verletzungen davon. Etwa 30 Ver letzte fanden in römischen Spitälern Ausnahme. Mehrere Wagen des Militärzuges sind zertrümmert. Ueber die Ursache des Zusammenstoßes gehen bisher nur nnkon- trvllicrbarc Gerüchte. London. Blättermeldungen zufolge hat die Militär behörde in den Aihvlc-Bergen in Schottland eine Station errichtet, a»s der in aller Stille Versuche mit einem neuen lenkbaren Lu st sch iss angestcllt werden. London. Vlätterincldnngcn aus Ncwiivrk zufolge sind sämtliche in Bcllinghnin wohnenden Japaner und Chinesen aiisgesvrdcrt worden, unverzüglich die Stadt zu verlassen. Die Japaner, die sich bewaffnet haben, er klärten. sic wollten etwaigen Versuchen, sic zu vertreiben. Widerstand entgegensetzen. In der Stadt Seattle, wo die asiatcnfcindlichcn Elemente eine große intcriiacivnale Kundgebung veranstalten wollen, haben sich die Irpaner und Chinesen bcwasinet. Drvnthci m. Die T r o m söcr Zeitung „Dagpostcn" meldet, daß Wellmann mit dem Dampfer „Fritjof" in der letzten 'Nacht von Spitzbergen dort angekommen sei. Wellmann stieg mit dem Vallon am 2. September aui. Starke Nordmestwinde sü'"'«en indessen den Ballon jüd märts Uber Land. Schließlich wurde der Ballon abge schnitten und i ni Stiche gelassen. Tic übrigen Teile wurden nach zweitägiger Arbeit geborgen. Oertliches unv Sächsisches. Dresden, 13. September. Landtagowahlcn. 2. Tag: Tic Wahlen der 2. Klasse. Im Wahlkreis C h e m nitz 11 erhielten in allen Wahl bezirken die Wahlmänncr für die Kandidatur des National liberalen Kickelhann die Mehrheit. — 1. städtischer Wahl kreis (Z i t t a u - L ü b a u>: 18 nationalliberale. 0 freisinnige Wahlmänncr gewählt: 4 Nachwahlen erforderlich. — 3. städtischer Wahlkreis lNischossmerda-Großen h a i n - P u l s n i tz - R a d c b c r gj: 27 konservative Wahl männer gewählt. — 0. städtischer Wahlkreis lDöbeln- W a l d h e i m - L c i s n i g - M ü g e l nj: 10 nationalliberale, >6 freisinnige Wahlmänncr gewählt. 3 Nachwahlen. — 13. städtischer Wahlkreis lR o ch l i tz - P e n i g - B u r g städti: 5 konservative, 8 nationalliberalc und 3 Wahl Männer für die Rcsor.mvartct gewählt: 2 Nachwahlen er forderlich. — 10. städtischer Wahlkreis lC r i m m i t s ch a » - Werdaus: 31 nationallibcrale Wahlmänncr gewählt. — 20. städtischer Wahlkreis (A u e - E i b e n st o ck-S ch n ce ll e rgj: 8 konservative Wahlmänncr für Krctzschmar und 10 konservative Wahlmänncr für Hesse, sowie 21 national liberale und 17 sozialdemokratische Wahlmänner gewühlt. — 1. ländlicher Wahlkreis (Zit kauf: 12 konservative, 8 nationalliberalc Wahlmänncr gewählt: 1 Nachwahl. — 2. ländlicher Wahlkreis lG r o ß sch ö n a u-E b e r s b a chj: 33 nationalliberalc Wahlmänner gewählt. — 5. ländlicher Wahlkreis iB a u tz c n - W e i ß e n b e rgj: sämtliche 19 kon scrvativc Wahlmänner gewählt. — 0. ländlicher Wahlkreis lR a d c b u r q - N a d e b c r g - P i l l n i tzj: 35 konservative Wahlmänncr gewählt. — 3l. ländlicher Wahlkreis sC li e m- n ip - L i mb a ch - V o r n a): alle nationallibcrale»» Wahl- mätincr gewühlt. — 32. ländlicher Wahlkreis lFrankcn- b cLg - A u g u st » sb u rgj: 17 nationalliberale. 8 konserva tive und 2 sozialdemokratische Wahlmänncr gewählt. — 38. ländlicher Wahlkreis lStollbergj: ^sozialdemo kratische, 3 konservative Wahlmäniier gewählt: 2 Nach wahlen. — 44. ländlicher Wahlkreis (Oberlosas: alle tvnservaliven Wahlmänncr gewählt. — Die Wahlbetci - ligung war überall eine rege. In der 2. Abteilung in der S t a d t Z i t t a u z. B. waren von 135l Wahlberechtigte» 1080 erschienen, das sind 80,«! Prozent. — Im 44. ländlichen Wahlkreis P l a » e n - E l st c r b c r g wurden nur kon servative Wahlmäniier gewählt. 3. Tag: Die Wahlen der 1. Klasse Im Wahlkreis Chemnitz ll wurden 88 national liberale und 2 konservative Wahlmänncr gewählt. — Im 10. städtischen Wahlkreis Crimmitschau-Werdau wurden 31 nationallibcrale Wahlmänner gewählt. — In: Wahlkreis Leipzig II wurden 14 nationalliberale, im Wahlkreis Leipzig I V 71 nationallibcrale Walilmäniier gewählt. Das Gesamtergebnis in allen drei Ab teilungen stellt sich mithin für Leipzig II aus 02 national liberale und 40 sozialdemokratische Wahlmänncr. für Lcip anssüihrung von Richard Wagners „R i n g d e ö N i b e l u n- g e n" in dieser Spielzeit beginnt Mittwoch, den 18. Sep tember, mit der Aufführung des „Rheingold", Donnerstag, den 10. September, folgt „Die Walküre". Sonnabend, den 21. September, „Siegfried" und Dienstag, den 24. Sep tember, „Götterdämmerung". Die Billetts für die vier Vorstellungen zusammen werden bereits Montag, den 16. September, an der Tageskasse des Opernhauses von vor mittags 10 dis l Uhr ausgegebe». Skannnsitzinhabcr können ihre Plätze für alle vier Vorstellungen gegen Abgabe von 4 Coupons und Entrichtung des Preisunterschiedes gleich falls am genannten Tage entnehmen. Berliner Leben. L. Berlin, 12. September. Vor einiger Zeit berichteten wir, daß ein Kopenhagc- ner Architekt in Berlin durch Bortrüge Propaganda für das von ihm — wenn man so sagen kann — erfundene „Ein- küchcnhaus" gemacht und daß sich alsbald eine Gesellschaft zur Ausnützung dieser „Erfindung" in der deutschen RcichS- oauptstadt gebildet habe. Das letztere war nicht weiter er staunlich. Kein mehr oder weniger neuer Gedanke, er mag noch so vernünfttg oder töricht, brauchbar oder phantastisch sein, wenn er nur einigermaßen reklamchaft aufgeputzt ist, fällt sang- und klanglos in die Spree. Er wird begierig arrfgcgrtffen und macht nicht selten den, der ihn geschickt verwertet, zum Millionär oder auch, falls er das nicht schon vorher gewesen war, zum Bettler. Also auch jener Kvpen- hagencr Einfall fiel auf fruchtbaren Boden, und binnen kurzem werben in Groß-Berlin die ersten beiden Eiu- küchcnhäuser fertiagestellt sein, das eine in dem etwas weiter gelegenen Vorort Schlachtcnsce, das andere in der nahen Stadt Wilmersdorf, der jüngsten auf deutschem ReichSboden. Es handelt sich, wie vielleicht noch erinnerlich sein wird, dabei »m die Verwirklichung eines Grundsatzes aus dem sozialistischen ZuknnstSstaate, eines Grundsatzes, der wiederum sein geschichtliches Vorbild vv» den Spar tanern hergeholt hat. Der alte Lukurgos hatte es bekannt lirh aus eine mögliche Gleichheit aller Staatsbürger abge sehen, und da von ihm bereits das Wort des Philvsophe i Ludwig Feiicrbach: „Der Mensch ist, was er ißt" voraus geahnt zu sein scheint, hatte er bcknnittlich in seiner Ge setzgebnng „Pheiditicn" oder auch „Sisisitien" ciirgcführi. Ohne dem geehrten Leser zu nahe zu treten, darf wohl ruhig aiigciiommcn werden, daß ihm die einen wie die anderen ohne nähere Erläuterung völlig unbekannt sein werden. Es sei daher bemerkt, daß darunter gemeinsame einfache Mahlzeiten zu verstehen sind, die immer je 15 Spai - tiaten zusammen einnahmen und bei denen die berühmte Schwarze Suppe, die alles eher als ein Genuß gewesen sein soll, eine unheimliche Hauptrolle gespielt hat. Lrsiurg wollte aus diesem Wege seinen Landsleuten die Lust an leckeren, aber entnervenden Schmausereien ein für alle mal austreiben und sie an die Anschauung gewöhnen, daß der Mensch nicht lebt, um zu essen, sondern daß er lediglich ißt, um zu leben. Seitdem ist man von diesen Lnkurgi- schen Mahlzeiten, nicht zu verwechseln mit den lucullischcu, die einer späteren, schon mehr verweichlichten Zeit an gehörten, wieder abgekommcn, und kein Gesetzgeber der Welt hat es gewagt, sie von neuem cinznsühren. Diese Kühnheit bleibt einem Bebel des ZukunftsstaateL Vorbehal ten. Ein Stückchen davon hat man nun in den Einkücheu Häusern zn verwirklichen gesucht. Wie die künftigen Ge nossen auö einer stattlichen Zentralküche gespeist werden sollen, so werden hier die Mieter sämtlich aus einer ge niciusamcn Küche beköstigt. Die Vorteile liegen aus der Hand. Man spart zunächst iür jede einzelne Wohnung den Raum für Küche und Speisekammer, was bei den teure» Bvdcnprciscn Groß-Berlins nicht wenig ins Ge wicht fällt. Ferner braucht sich Sie einzelne Hausfrau in solchem modernsten Hause nicht mehr eine Köchin z» hal te», was ebenso finanziell wie seelisch von höchster Be dcutiing ist. Eine einigermaßen gute Köcht« ist i» Berlin unter 300 Mk. jährlich nicht mehr aufzutrciben Außerdem pflegt sie so anspruchsvoll und unverschämt zn sein, daß sich selbst die sanftmütigste Hausfrau durch sie tag- 4.8
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