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Weißeritz-Zeitung : 19.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188408191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18840819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18840819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-19
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 19.08.1884
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„Weißerttz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. LK Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern IO Pfg. - All« Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehinen Be stellungen an. Wchmtz-MW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen KGsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein M -ubnm i !i IL .<>!' > Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Nr. 98. Ein verlassener Bruderstamm. In den Tagen des 19. bis 27. August wird zu Hermannstadt, der Hauptstadt des siebenbürgischen Sachsenlandes, ein Fest gefeiert, welches wohl verdient, daß sich ihm nicht nur die Aufmerksamkeit der Deutsch österreicher zuwendet, sondern daß man seiner auch bei uns, den Deutschen „draußen im Reiche" mit gebüh render Sympathie gedenkt. Es handelt sich um die 700 jähr. Feier der Gründung deutscher Ansiedelungen in Siebenbürgen, welche von unseren deutschen Stam- mesgenofsen an der äußersten Ostmark des österreich ischen Kaiserstaates in würdigster Weise begangen werden soll, und gerade dieses festliche Ereigniß ist geeignet, im neuen deutschen Reiche die Erinnerung an jenen wackern deutschen Volksstamm wieder wach zurufen, der nun schon seit Jahrzehnten mit echt ger manischer Zähigkeit den Kampf gegen magyarische Uebermacht und magyarische Vergewaltigung uner schrocken weiter kämpft. — Es ist in weiteren Kreisen des deutschen Volkes nur wenig über die Siebenbürger Sachsen und über ihre Geschichte bekannt, und doch verdient es dieser verlassene Bruderstamm, der trotz der ihn umgebenden Gefahren das Banner des Deutsch- thums noch unentwegt hoch hält, inmitten des mehr als je die habsburgische Monarchie erschütternden Na tionalitätenzwistes, daß man seiner in Deutschland nie vergessen sollte. Wann die ersten deutschen Ansiedler nach Siebenbürgen gekommen sind, läßt sich historisch nicht genau nachweisen, dagegen steht fest, daß König Geisa II. (1141—1161) vertragsmäßig Dentsche, zu erst aus Flandern, dann vom Mittel- und Niederrhein, in den öden, unbevölkerten, südlichen Theil Sieben bürgens berief, und vom Niederrhein, dem ursprüng lichen Sitze der alten Sachsen, erhielten daher wohl auch die neuen Ansiedler den Namen Sachsen. Die selben hatten hier eine doppelte Aufgabe zu erfüllen: sie sollten das noch unbebaute Gebiet von den Thälern der Maros und ihrer Nebenflüsse bis hin zu dem Iranssilvanischen Waldgebirge urbar machen und das selbe zugleich gegen die Einfälle der, Siebenbürgen und Ungarn immer auf's Neue bedrängenden Gepiden, Petschenegen rc. zu vertheidigen, und die deutschen Bauern unterzogen sich der Lösung dieser Doppelauf gabe in so rühmlicher Weise, daß schon 1224 den deutschen Kolonisten vom König Andreas ll. der gol dene Freiheitsbrief verliehen wurde. Derselbe wurde auch den deutschen Ordensrittern ertheilt, welche sich gegen 1211 im Burzen- oder Burgenlande, im Nord osten Siebenbürgens, unter Führung Hermanns von Salza ansiedelten. Während aber die Ansiedelung der Ordensritter als solche kaum zwei Jahrzehnte bestand und deni Andringen des Magyarenthums erlag, blühte das Land der andern Kolonisten gar bald mächtig auf. Die Siebenbürger Sachsen hatten freies Grundeigen tum und ihr eigenes deutsches Partikularrecht, das ihnen volle Selbstverwaltung gewährte; durch dieses erhoben sich die Städte Hermannstadt, Klausenburg, Schäßburg, Kronstadt, Bistritz rc., und sie waren es, welche hier, in den« entlegentsten Theile Oesterreichs, eine Stätte deutscher Kultur, deutschen Geisteslebens und deutschen Bürgersinnes schufen, sie waren es, welche Jahrhunderte lang, ihren Verträgen entsprechend, die Grenzen des Landes gegen Tartaren, Mongolen und Türken tapfer verteidigten, treu zu ihren Königen und Kaisern haltend. — Leider ist aber den Sieben bürger Sachsen diese ihre Treue von den österreichischen Herrschern nicht in dem Maße, wie sie es verdiente, gelohnt worden. Im Gegenteil wurden sie, obwohl sie in den blutigen Revolutionskämpfen der Jahre 1848 und 1849 treu auf Seiten der Kaiserlichen ge standen, der magyarischen Willkür fast schutzlos aus- geliefert; seit der Revolution von 1848, welche die Verfassung der siebenbürgischen Sachsen tief erschütterte und zum Theil vernichtete, wird gegen sie, sowohl was ihre vertragsmäßigen Rechte, als auch ihre Nationalität Dienstag, den 19. August 1884. anbelangt, von den übermächtigen Magyaren ein er barmungsloser Vernichtungskrieg geführt, und überall wird deutsche Sitte, deutsches Wesen und deutsche Sprache im siebenbürgischen Sachsenlande von den magyarischen Heißspornen auf's Aergste bedrängt. Trotz aller Willkürakte aber, die seitens der magyarischen Negierung gegen sie ausgeübt werden, halten unsere Stammesgenossen im Lande der Stefanskrone noch zäh an ihrer Muttersprache, an deutscher Sitte und deutschem Wesen fest, und dieses treue Ausharren in dem ungleichen Kampfe, den die 200,000 siebenbürger Sachsen gegen die 5 Mill. Magyaren führen, muß ihnen die Sympathie auch ihrer Brüder jenseits der schwarzgelben Grenzpfähle sichern, u»d hoffentlich be- thätigt das deutsche Mutterland diese Sympathien an läßlich der kommenden Hermannstädter Festtage. Lokales und SächstfHes. Dippoldiswalde. Der Assessor beim hies. königl. Amtsgericht, Herr Paul Schomburgk, wird dem nächst unsere Stadt verlassen und aus dem Staats dienste ausscheiden, da derselbe als Bürgermeister von Stollberg einstimmig gewählt worden ist. — In der zum Rittergutsbezirke Reichstädt gehö rigen „unteren Eichleithe" erhing sich am Nachmittag des 13. August der 39jähr. Maurer Lorenz Meister, nachdem derselbe den zum Selbstmord benutzten Strick kurz vorher bei dem in der Nähe der erwähnten Leithe wohnhaften Böttcher Reichel entwendet hatte. Der Leichnam ist vom Straßenmärter Baldauf in Reichstädt aufgefunden und an die Anatomie zu Leipzig abge liefert worden. — In seiner Behausung in Quohren erhing sich in der Nacht vom 14. zum 15. August der 61jährige Hausbesitzer Heinrich Wilhelm Wolf. Als Beweg grund wird anhaltende Krankheit bezeichnet. — Nach neueren Mittheilungen werden die im Bau befindlichen Sekundär bahn en in Sachsen voraus sichtlich noch in diesem Jahre eröffnet und zwar Dö beln-Mügeln für Rübentransporte Mitte September, Mügeln-Oschatz 20. Oktober, Radebeul-Radeburg Ende September, Klotzsche-Königsbrück I I. Oktober und Zit tau-Reichenau Ende Oktober. Lauenstein. Das 5. Gauturnfest des Turn gaues Müglitzthal und Umgegend wird nächsten Sonn tag, den 24. August, in unserer Stabt abgehalten. Der Auszug, an dem sich hoffentlich viele Gau-Mit glieder und Gäste betheiligen werden, ist auf 2 Uhr angesetzt. Dresden. Prinz Georg ist mit seiner Familie von seiner Schweizer Reise nach Dresden zurückgekehrt, und hat sich in seiner Eigenschaft als kommandirender General des sächs. Armeekorps zunächst nach Bautzen begeben, um mit der Besichtigung der Infanterie-Re gimenter zu beginnen. — König Albert hat die erneute Wahl des In spektor Tanner als Präsident von Sachsens Militär- Vereinsbund mittelst Schreibens vom 4. August be stätigt. > — Aus Anlaß der nächstens beginnenden Herbst übungen der Truppen machen wir darauf aufmerksam, daß in den Aufschriften bei Postsendungen an die bei den ausgerückten Truppentheilen befindlichen Offiziere, Militärbeamten, Unteroffiziere und Mannschaften das Regiment bez. Bataillon, sowie die Kompagnie bez. Eskadron, Batterie, Kolonne rc., bei welcher sich der Empfänger befindet, angegeben sein muß, und daß als Bestimmungsort nicht das schnell wechselnde Marsch oder Kantonnements-Quartier, sondern zweckmäßig nur der Garnisonsort, von dem aus die Postanstalten die Nachsendung auf dem schnellsten Wege veranlassen, zu bezeichnen ist. — Die von dem Turnrathe des sächsischen Turn kreises veranstaltete Alpenturnfahrt hat ein sehr 49. Jahrgang. günstiges pekuniäres Resultat geliefert. Außer 300 Mark, die für Vereinszwecke verwendet werden, haben die Veranstalter des Unternehmens, wie nach der vorigen Alpenfahrt 500 Mark aus dem Ueberschuß der Direktion der königl. sächs. Staatsbahnen, welche das Unternehmen in bereitwilligster Weise gefördert hat, als Beitrag zur Unterstützungskaffe der bei den Staatsbahnen beschäftigten Arbeiter überwiesen. — In sämmtlichen 103 Dresdner Schulen wur den am I. Juli 1884 38,336 Schüler und zwar 21,782 Knaben und 16,554 Mädchen unterrichtet. 31,891 befanden sich im schulpflichtigen Alter und 16,607 genossen Turnunterricht. — Gegen den 1. Juli 1888 gingen 1390 Schüler, 752 Knaben und 638 Mädchen, mehr in die Schulen. — Die dem wegen Landesverraths zu einer län geren Festungsstrafe verurtheilten polnischen Schrift steller vr. Ignaz von Kraszewski gehörige Villa mit schattigem Park an der Nordstraße in Dresden- Neustadt wird gegenwärtig zum freihändigen Verkaufe ausgeboten. Hieraus dürfte zu schließen sein, daß der Genannte nach Verbüßung seiner Strafe unserem ihm zur zweiten Heimath gewordenen Sachsen (von Kras zewski hatte sich bekanntlich seiner Zeit in Sachsen naturalisiren lassen und ist Dresdner Bürger) den Rücken zu kehren gedenkt. — Die Einnahmen auf den königl. sächs. Staats- bahnen ergaben in den ersten sechs Monaten d. I. die Summe von 32,690,429 M. — ca. I Million weniger als im gleichen Zeiträume des vor. I. —; und zwar brachte diesen Minusausfall nur der Güter verkehr. Diese genannte Einnahmesumme vertheilt sich: 8,587,434 Mark im Personen- und Gepäckverkehr, 22,466,527 Mark im Güterverkehr und der Rest durch Neben-Einnahmen. Der Personenverkehr erbrachte gegen das Vorjahr ein Mehr von 366,362 M. Die Minder-Einnahme im Güterverkehr dürfte wohl nur auf die im vorigen Herbste genehmigte Frachten-Er mäßigung zurückzuführen sein. Leipzig. Das deutsche Schützenfest ist von 377,679 zahlenden Personen besucht worden und be trug die Einnahme aus verkauften Billets 150,244 M. 8000 Schützen- und Freikarten wurden ausgegeben. — Abgegeben wurden nach den Scheiben 269,952 Schüsse, von denen 228,027 Punkte getroffen wurden. — Die Ehrengaben, die zu dem Feste gestiftet wurden, hatten einen Gesammtwerth von 51,453 M. 50 Pf., und trugen dazu bei: Brasilien 150 M., Oesterreich 2750 M., Bayern 5110 M., Preußen 8497,so M., Sachsen 26,607 M. (dabei Leipzig mit 22,041 M.), ' Würtemberg 1558 M., Baden 1444 M., Hessen-Darm stadt 1839 M., Oldenburg 33 M., Weimar 205 M., Mecklenburg-Schwerin 49 M., Koburg-Gotha 443 M., Sachsen-Altenburg 20 M., Neuß ältere Linie 70 M. und jüngere Linie 150 M., Braunschweig 383 M., Schmarzburg-Rudolstadt 75 M., Bremen 560 M. und Hamburg 1000 M., Lothringen 60 M. und Schweiz 450 M. Johanngeorgenstadt. Am 15. August ist ein 20 jähr. Postgehilfe unter Mitnahme von Kassengeldern und Werthsendungen im Betrage von 3600 Mark flüchtig geworden. Auf seine Festnahme ist eine Be lohnung von 300 Mark ausgesetzt. AuS dem Voigtlande. Das Pech aus den sächs. Staatswaldungen hat von jeher für ein vorzügliches Produkt gegolten. Seit Jahren aber ist die Pech- produktion im Eibenstocker und Auerbacher Forst bezirke, in welchen dieselbe von Alters hergebracht mar, zurückgegangen. Nachdem im verflossenen Jahre in beiden genannten Bezirken noch ungefähr 270 Centner Pech mit einem Rein-Ertrage von 5038 M. gewonnen worden sind, ist für die Zukunft der Pechbetrieb so wohl in» Eibenstocker, als auch im Auerbacher Forst bezirke vollständig eingestellt und wird nur noch in Privatwaldungen des Voigtlandes fortgesetzt werden.
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