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Wilsdruffer Tageblatt : 21.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192110212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19211021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19211021
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1921
- Monat1921-10
- Tag1921-10-21
- Monat1921-10
- Jahr1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 21.10.1921
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MOmsserMMM -?ernwr.'cher Wilsdruff Rr. o MochLNblü^ fÜk UNd ^MgLgLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide i« Wilsdruff. Nr. 247. Freitag den 21. Oktober 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. Für einen Ivjätzrigen Junge« wird baldigst eine Ziehstelle, möglichst auf dem Lande, gesucht. Meldungen bis 26. Oktober 1921 erbeten. Wilsdru'f, am 19. Oktober 1921. s>7 Der Stadtrat. j Nir Mm MM Mzchm Sir 1v Mr mmillG LllsMM. Meta« Teilung für eilig« Leser. * Nach einer Reutermeldung haben sich alle alliierten Re- aierunaen damit einverstanden erklärt, die Vorschläge des Völ- kerbunosrates tn bezug auf Oberschlesien ohne Vorbehalt an» -unehmen. * Der frühere König Ludwig III. von Bayern ist auf seiner Besitzung in Ungarn gestorben. * An der oberschlesischen Grenze bei Rosenberg kam es zu einem nächtlichen Gefecht mit vorgestoßenen polnischen Truppen. Zwischen zwei Feuern Nach dem Vertrag von Wiesbaden und nach dem so genannten Schiedsspruch von Genf kann der französische Ministerpräsident sich getrost wieder einmal vor der Kam mer der Republik sehen lassen. Er weiß, daß ihn aus die sem heißen Boden harte Kämpfe erwarten, daß seine Gegner vor und hinter den Kulissen rastlos an der Arbeit sind, ihm ein Bein zu stellen. Aber ein so alter parlamen tarischer Kämpfer und Klopffechter, wie Herr Briand, hat das Fürchten längst verlernt. Das politische Terrain ist sorgfältig vorbereitet, und schon das erste Geplänkel, das sich inderEröfsnungssitzung am Dienstag ergab, ließ erkennen, daß Herr Briand auch diesmal wieder sciücr Sache absolut sicher zu fein glaubt. Zunächst ließ er, wie der parlamentarische Gebrauch es vorschreibt, den Interpellanten den Vortritt. Der eine bedauerte, daß Deutschland nur einen Teil von Ober schlesien verlieren solle, und daß der ihm verbleibende Rest noch immer einen maßgebenden industriellen Einfluß im gesamten Arbeitsbezirk von Oberschlesien gewährleiste. Der andere, der Redner der sozialistischen Fraktion, hatte an der Haltung der Regierung in der russischen Unter stützungsfrage viel auszusetzen. Warum sie sich nicht den humanen Grundsätzen von Frithjof Nansen angeschlossen habe, jetzt, wo es noch Zeit sei, Rußland zu helfen? Briand brachte hier sofort eine kurze Erwiderung an, in dem er versicherte, daß er keinerlei Hintergedanken in dieser Frage habe, und nur den Hungernden zu Hilfe kommen möchte, doch müsse man sich unter allen Umständen dessen vergewissern, daß die Hilfeleistung tatsächlich ihren Zweck erreiche und die Züge mit Nahrungsmitteln, die man nach Rußland schicken wolle, nicht unterwegs geplündert wür den. Ein dritter Jnterpellationsredner, Royalist seines Zeichens, zeigte sich sehr aufgebracht darüber, daß man die wirtschaftlichen Sanktionen im Rhcingebiet fünf Wochen nach der Ermordung des Kommandanten Montal-)gre auf gehoben habe. Die französische Regierung scheine trotz der Lehren der Geschichte die Haltung des Besiegten an nehmen zu wollen, die vor dem Abschluß des Friedens von Versailles hätte gebilligt werden können, aber jetzt nicht mehr zulässig sei. Mit der Verurteilung des Mör ders jenes Kommandanten zu fünf Jahren Gefängnis hätte man sich ohne weiteres zufrieden gegeben. Die Re gierung habe in dieser Frage ihre Pflicht nicht getan, und die Folge werde sein, daß die nachfolgenden Negierungen einen neuen Krieg würden führen müssen. Herr Brtand hörte sich diese merkwürdigen Aus lastungen mit allen Zeichen der Entrüstung an und suchte den Redner durch protestierende Zwischenrufe aus dem Konzept zu bringen. Er mußte sich aber von ihm erwidern lasten, daß er Frankreich den Rat gegeben habe, sich die Ohren mit Baumwolle zu verstopfen, um nicht diejenigen zu hören, die schon 1913 und 1914 auf die deutsche Gefahr aufmerksam gemacht hätten. Jetzt müsse man Deutschland endlich die Hand an den Kragen legen. Die deutschen Einlagen müßten internationalisiert werden, die deutschen Jndustriemagnaten müßten bezahlen. Die Rechte der Kammer hielt mit ihrem Beifall nicht zurück, um dem Mi nisterpräsidenten zu zeigen, daß der Charwinismus in Frankreich noch lange nicht ausgestorben ist. Ein letzter Redner endlich kam auf Oberschlesien zu sprechen und sagte, die Verzichtleistungen Frankreichs gegenüber Lloyd George müßten endlich aufhören. Auch hier spielte Briand sofort den. Ungeduldigen, indem er in den Saal hinein rief: Wenn die Kammer eine Politik der Gewaltmaßnah men gegen Deutschland wünsche, die aber zu einer Isolie rung Frankreichs von den übrigen Alliierten führen würde, so möge sie es klar aussprcchen und alle Konse quenzen daraus ziehen. Er für seine Person sei entschlossen, die Reise nach Washington nicht anzutreten, wenn die Kammer nicht mit großer Mehrheit seiner Friedenspolitik ein Vertrauensvotum schenke. Wolle man es anders, so werde er anderen überlassen, die Politik durchzuführcn, die die Kammer wünsche. Der Ministerpräsident fand mit diesen Worten den Beifall der Linken, während der Jnter- pellMonsredner mit den Worten schloß, daß die Allianz mit England zwar wertvoll sein möge, dass man aber auf sie verzichten müsse, wenn die Bande, die Frankreich und England verknüpfen, Frankreich erwürgen würden Auf dem Grunde dieser Rede wird nunmebr Briand seine Antwort auszubauen haben. - Man sieht schon, worauf er hinauswill: Er, der Vater des Londoner Ulti matums, betrachtet und bezeichnet sich als den Träger der Friedenspolitik in Europa, und jede Kritik, die ihn von seiner zuletzt in Genf so erfolgreich betriebenen Methode der — Gewaltlosigkeit abdrängen wollte, wird er als eine Gefährdung französischer Interessen abweisen. Er will die Entente mit England nicht aufs Spiel setzen und doch mit den Vereinigten Staaten so fest wie nur möglich Zu sammenhalten. Dazu muß er Deutschland gegenüber offene Gewaltmaßnahmen vermeiden und das, was jeder Franzose wünscht, Mit genannten Verträgen oder mit Schiedssprüchen zu erreichen suchen. Was wir also in Deutschland als offene oder zum mindesten heuchlerisch verschleierte Gewalt empfinden, was wir als Friedens- und Rechtsbrüche brandmarken, was wir als einen wirt schaftlichen Unverstand sondergleichen beklagen, damit Wird sich Herr Briand der Kammer gegenüber brüsten, um den Nachweis zu führen, daß ihm die Wahrung des Frie dens ebenso am Herzen liege wie der Schutz der Inter essen seines Landes. Er wird damit durchdringen, wie er auch seinen Verbündeten bisher immer die Oberhand behalten hat. Und Deutschland wird sich abermals zu seinem Leidwesen davon überzeugen müssen, wie welten- weit die Anschauungen hüben und drüben voneinander entfernt sind, wie unmöglich es ist, daß zwei Völker ein trächtig Zusammengehen sollen, die von so grundverschis- j denen Gesinnungen und Empfindungen erfüllt sind wie : Frankreich u -d Deutschland. Briand steht zwischen zwei Feuern. Auf der ! einen Seite peitscht ibn der nationale Block der Kammer. ! der Deutschland am liebsten mit Stumpf und Stiel von der Erde vertilgen möchte, zu rücksichtslosestem Vorgehen gegen uns auf, dieselbe Rücksichtslosigkeit aber ist es, dis den Mimsterpr"'Deuten in Konflikt mit den kühler und klüger berechnenden Verbünteten bringen würde, wenn er ihre Spitzen nicht geschickt zu verhüllen verstände. Es kostet Herrn Briand keine geringe Anstrengung, sich zwischen diesen zwei Feuern mit heiler Haiti zu bewegen. Deutsch land aber trägt die Unkosten dieser ministeriellen Akrobatik. Rückschläge. (Von unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 19. Oktober. Die Berliner Verhandlungen zur Lösung der inne- ren Krisis, die bereits gute Fortschritte gemacht hatten und einem greifbaren Ergebnis nahegerückt waren, sind leider erneut ins Stocken gekommen. Die inter fraktionellen Besprechungen haben statt weiterer Annähe rung ein neues stärkeres Hervortreten der alten Gegensätze gezeitigt, sodaß im Augenblick die Lage wieder reichlich un geklärt erscheint. Zwischen Sozialdemokratie einerseits und bürgerlichen Parteien andererseits ist noch keine Brückc über die trennenden Meinungsverschiedenheiten in den grundsätzlichen Fragen der Steuerpolitik und besonders der Anrechnung der industriellen Kredite aus die Besitz steuern gefunden worden, während die bürgerlichen Par teien unter sich, mit Einschluß des Zentrums, in diesen Punkten ziemlich einig sind. Das genügt aber nicht zur Herbeiführung einer auf die Dauer haltbaren Arbeits gemeinschaft, und die Hoffnungen aus eine baldige Ver wirklichung der sogenannten großen Koalition mußten leider wieder stark zurückgeschraubt werden. Mit dem Fehlen der sachlichen Verständigung ist naturgemäß auch die Personenfrage wieder in den. Hintergrund getreten, an deren Erörterung man selbst verständlich erst nach einer erzielten Übereinstimmung über die Grundzüge der künftigen gemeinsamen Politik Heran gehen kann. Da die Sozialdemokratie wenig Neigung zum Entgegenkommen zeigt, spricht man auch nicht mehr von der Kanzlerkandidatur Loebe. Andererseits finden auch die Meldungen wenig Glauben, die von der Über nahme dieses Amtes durch neue Männer des Zentrums sprechen. Vielmehr macht sich jetzt eine Strömung geltend — und zwar sowohl beim Zentrum als auch bei einem Teil der Volkspartei, — die den Wunsch vertritt, den Reichskanzler Wirth bis auf weiteres in seinem Amte zu lassen. Da das auch dem ständig geäußerten Wunsche der Sozialdemokraten (nicht aber der Demokraten) ent spricht, so steht man ungefähr wieder auf dem Punkte, von dem die Verhandlungen ausgingen. Höchstens kann man von einem inzwischen beobachteten engeren Anschluß des Zentrums an die anderen bürgerlichen Parteien sprechen. Eine Klärung der Situation ist wieder in keiner Weise zu erkennen, steht doch im Augenblick nicht einmal mehr der soeben noch als unabänderlich betrachtete Wille des Kabinetts fest, nach dem Eintreffen der Beschlüsse über Ober-chlesien vom Amte zurückzutreten. Die Besprechungen der Parteien haben dagegen ein anderes neues Moment zutage gefördert. Es'verstLM sich immer mehr die Auffassung, daß noch ein Versuch gemacht werden müsse, bei der Entente eine neue Abstim mung in Oberschlesien anzuregen. Man geht da bei von der Voraussetzung aus, daß bei der Abstimmung vom 20. März nur über die Frage „deutsch oder polnisch", nicht aber über die Frage „geteilt oder ungeteilt" ent schieden werden sollte, und daß über diese zweite, jetzt brennend gewordene Frage erneut der Wille der ober schlesischen Bevölkerung erforscht werden müßte. Man ist sich über die großen Widerstände klar, die eine solche amt liche deutsche Anregung beim Obersten Rat finden würde, dennoch ist ein Fühler in dieser Angelegenheit auf pri vatem Wege bereits in London ausgestreckt worden. Erwähnt sei auch eine Meldung eines amerikanischen Korrespondenten, der wissen will, die englische Regierung habe besonderes Interesse daran, daß die Partei von Dr. Stresemann in die Koalition eintrete, und die englische Negierung sei der Ansicht, es werde der Deutschen Volks- Partei gelingen, Deutschland finanziell zu rehabilitieren. Der englische-Botschafter habe die Hoffnug ausgesprochen, daß die Deutsche Volkspartei, falls sie in die Koalition eintrete, das Auswärtige Amt durch Dr. Stresemann be setzen lasse. Die „amerikanische" Meldung, die Richtiges und Falsches durcheinanderbringt, muß man mit großer Vorsicht ausnehmen. Vsw. Prinz Ludwig unter seinem teil und wurde in dem Gefecht von Helmstadt am 25. Juli durch einen Schuß in den rechten Oberschenkel schwer ver wundet. Die Kugel konnte nicht entfernt werden, und der Prinz hinkte zeitlebens infolge der Verwundung; er schied auch aus dem aktiven Militärdienst aus. Er hat aber, wie die übrigen Mitglieder des Hauses Wittelsbach, sich in die neuen Verhältnisse gefunden, und war zeitlebens ein warmer deutscher Patriot. Am 20. Februar 1868 vermählte sich der Prinz mit der damals achtzehnjährigen Erzherzogin Maria Theresia von Österreich. Nicht weniger als dreizehn Kinder sind der Ehe entsprossen. Noch während der Stürme des Welt krieges im Jahre 1918, ein halbes Jahr vor dem Zu sammenbruch, konnte er unter großer Teilnahme des Bayernvolkes das Fest der goldenen Hochzeit feiern. Die Schicksale des bayerischen Königshauses sind noch in aller Erinnerung. Am 13. Juni 1886 starb auf tragische Weise der bockbegabte König Ludwig II. durch Selbstmord in der bayerische Prinz Otto, in kinderloser Ehe vermählt mit einer Prinzessin von Oldenburg. Prinz Ludwig wurde von der Familie als möglicher Thron folger in Aussicht genommen und lernte deshalb schon die neugriechische Sprache, aber die Aussicht zerschlug sich, da König Otto von Griechenland im Jahre 1862 durch eine Revolution aus Athen Vertrieben wurde. Im Alter Zum Tode Ludwigs Hl. München, 19. Oktober. Die Nachricht vom Ableben König Ludwigs hat, trotzdem sie nicht unerwartet kam, nicht allen: in den monarchisch gesinnten Kreisen tiefe Trauer ausgelöst. Denn der Entschlafene erfreute sich auch nach seinem Sturz großer Sympathien. Die Beisetzung wird in München an der Seite der ver storbenen Königin erfolgen. Vierzehn Tage nach dem Ableben des Königs von Württemberg ist auch König Ludwig von Bayern aus dem Leben geschieden. Der Tod ersolgte am 18. Oktober nach mittags 4 Uhr 30 Minuten auf der ungarischen Besitzung zu Sarvar. Die Leiche wurde einbalsamicrt und wird in einigen Tagen zur Beisetzung nach München überaesührt Werden, wo sich auch die Mitglieder der Familie einfinden werden. Der letzte König von Bayern hat ein hohes Alter er reicht. Er war am 7. Januar 1845 als ältester Sohn des Prinzen Luitpold und der Prinzessin Augusta von Tos kana geboren. In seiner Jugend rechnete niemand mit der Möglichkeit, daß er einmal den bayerischen Thron be steigen sollte, vielmehr nahm man eher an, daß er König von Griechenland werden könnte. Der erste König dieses von der Türkenherrschaft befreiten Landes war seit IL32 von 21 Jahren nahm der Prinz Ludwig unter seinem Vater als Ordonnanzoffizier an dem Kriege von 1866
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