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Dresdner Journal : 11.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188406113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-11
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 11.06.1884
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55134 Mittwoch, de» t i.JM. 1884. vb<»uuk«v,t->p»»!i»r I» x»»» » L«ot»LL.» »«ivk, . Kkrliek: .... 18 H»r^. Mrlict»: 4 Lt^rlc 80 ?s. LiElos Kuww«r»: 1vkf. Liri—rlt»Id äe» äeut«cii«r ksiotls» tritt kost- uoä 8t«wp«Iru»ol»l»^ Kiuru l»»er»1euprel,» i kÄr ö«n K»uw eiosr ^eip»lteusu ?stitreil« 20 ?f Ootor „Lü>sse»Lll<it" äi« 2eils SO l'k. ö«i Hdslleu- uoä 2itksrn»atr LO Xukictänb Lrsokel»»» r Hi^Iictl mit XunvLkms Asr 8oon- unck kvierta^s Xbevä» s>ir ä«n folrs^nele»« l^s. Drcs-nerIMrml. »usMitrt»; L»tp«tU: F>. Lra»»ei«tetter, 6oi»ioi»iollLr äs» lirssävsr öourn»I»; L»»darU I»rlt»-Vt»v 1^tp»iU N«»»l >r»»i»» rr»atUVN ». //aa»e«Ä«n <4 ^vA^er, L»rIiL-Vi»» »»mdnrz kr»U - kr»»ttiirt ». N.-Itüacd»»: ^tuet As"«e,' L»rUo' /ira/i«ie»»t1a»t, Lr«m«i> L. 8e5/otte, 8r»»l»n F LtaiAen'» L-reau fL'mii L'ad«t5-, kr»akkart » II : L. ^aegerHis Luottluuräluv^; OvrUi»: AfÄier; N»o»»»»r: 6. 8c5t«wler, r»rt» L«rUo -rr»L>lt«rt ». H «t»tt4»rt: Dartde -4 t/'o , tt»n»dllr8- F<1. Ltetner. Verantwortliche Redactton: Oberredacteur Rudolf Günther in Dre-den. N«r»u»8«der: Aüuial. kipsäition cts» vr««6osr äovrruU», Dresden, 2vintker»tr»»»s üo. 20 Äiutlicher Ldeil. Dre-den, 4. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Geheimen Schulräthe vr. 0r. Bornemann und Schlö milch in Dresden das ihnen von Sr. Durch taucht dem Fürsten Reuß j. L. verliehene Ehrenkreuz I. Klasse annehmen und tragen. Dresden, 4. Juni. Se Majestät der König haben dem Oberlehrer Friedrich Theodor Kirsten in Schneeberg das Verdienstkreuz Allergnädigst zu ver leihen geruht. Bekanntmachung. Das Ministenum de» Innern hat als Sachver ständigen in ReblauSangelenheiten zum Beirath und mr Unterstützung der Verwaltungsbehörden bei Unter suchung der Rebpflanzungen, insbesondere auch bei den regelmäßigen Untersuchungen der Rebschulen, in welchen Reben zum Verkaufe gezogen werden, sowie im Falle der Ermittelung des Jnsects bei Bestimmung und Ausführung der erforderlichen Vertilgung«- und Des- iafectionsmaßregeln den Geschäftsführer des Landes-Obstbauvereins Otto Lämmerhirt in Dresden-Neustadt, För sterei-Straße 14 1 und al- dessen Stellvertreter den Baumfchulenbesitzer Friedrich Tube in Niedersedlitz bestellt. Solches wird in Gemäßheit von 8 < der Ver ordnung zu Ausführung des Reichsgesetzes vom 3. Juli 1883, die Abwehr und Unterdrückung der Reb lauskrankheit betreffend, vom 20. Mai 1884 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 160) hierdurch bekannt gemacht. Dresden, am 10. Juni 1884. Ministerium des Innern, Adtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. v. Einsiedel. Fromm. Mumlmmujtr ^ell. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 10. Juni, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Reichstag hielt heute seine erste Sitzung nach dem Pfingstfeste ab. Der Abg. Ackermann begründete feinen Antrag auf Abänderung der Gewerbeordnung. Der Antrag wolle das Handwerk consolidiren, um den Kampf gegen das Großcapital aufnehmen zu können; an einen mittel alterlichen Zunftzwang im Sinne eines Monopols denke Niemand. Es handle sich nur darum, Raum ftir freie Organisation und corporative Verbände zu schaffen. Wien, DienStag, 10. Juni, früh. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Indem das „Krrmdenblatt" von der (weiter unten aus Nisch gemeldeten) Abberufung der serbi schen diplomatischen Mission au» Sofia spricht, äußert sich dasselbe folgendermaßen: So bedauer lich eine solche Eventualität sei, so läge darin noch keinerlei Grund, den Beginn größerer Com- plicatiouen zu befürchten. Die Entschiedenheit aller Großmächte betreffs deS durch den Berliner Kriedrn geschaffenen statu« guo im Orient und deren klare und friedliche Intentionen würben schließlich ihre Wirkung nicht verfehlen. Wien, Dienstag, 10. Juni, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Anarchist Stellmacher wurde soeben in allen Anklagcpunklen für schuldig er kannt und zum Tote vrrurtheilt. (^Vgl. die „Tages geschichte".) «laufenburg, Montag, 9. Juni, Abends. (Lorr.-Bur.) Der Lerwaltunßsausschuß suspeu- dirte den Bürgermeister Miuorsch wegen seine- BerhaltenS gegenüber den Wahlerceffen. (Vgl. die Rubrik „Zeitung-schau") Paris, Montag, 9 Juni, Abend». (W T B.) In der heutigen Sitzung der Drputirteukammer Verla» der Deputiere Dreyfus den Bericht der Commission zur Lorberathung deS Gesetzentwurfs, betreffend die Revision der Verfassung, welcher mit der Annahme der Regierungsvorlage durch dir Commission schließt. Bon Seiten der Com mission wurde beantragt, die Berathung auf nächsten Montag anzuberaumru. Die Kammer beschloß jedoch mit 249 gegen 234 Stimmen auf den Antrag de» Deputieren Aözena», die Be ratbung deS vorliegenden Gesetzentwurfs bis zur Erledigung deS ReerutirungSgesrtzes zu vertagen. London, Montag, 9. Juni, Nachts. (W. T. B.) Zn der heutigen Sitzung deS Oberhauses er klärte der Staatssekretär des Auswärtigen, Earl Granville, auf eine Anfrage des Earl Stanhope, daß er in Betreff der Couferevz und der ägyp tischen Angelegenheiten heute keine Mitthrilung machen könne. Die Unterhandlungen mit Frank reich hätten wesentliche Fortschritte gemacht, und hoffe er, in der nächsten Woche dir gewünschten Erklärungen abgeben zu können. Inzwischen werde nichts geschehen, waS für England bindend sein könnte. Im Unterhause erfolgte zunächst die Beantwor tung von Interpellationen. In Beantwortung einer Anfrage Bourke'- gab der Premier Gladstone eine der Auslassung desStaats- fecretärS Earl Granville im Oberhause entsprechende Erklärung ab und fügte nur noch hinzu, die Unterhand lungen mit Frankreich seien so weit gediehen, daß er hoffe, demnächst mit den anderen Mächten einen Mei nungsaustausch zu haben. Er glaube, im Laufe der nächsten Woche dem Hause die versprochene Mittheilung machen zu können, und empfehle der Kammer, auf der Hut gegen irrige Darstellungen zu sein. Er verspreche, dem Hause Gelegenheit zu geben, sich über die Frage auszusprechen, bevor etwas definitiv abgeschlossen sei. Churchill sprach den Wunsch aus, der Premier möge die Zusicherung abgeben, daß die Regierung nicht in die Sendung türkischer Truppen nach dem Sudan willigen werde, bis die von der Regierung ein gegangenen Arrangements dem Parlament vorliegen. Der Premier Gladstone verlangte, daß Churchill seine Anfrage über diesen Gegenstand ankündige. — Der Unterstaatssecretär des Auswärtigen, Lord Fitz maurice, erklärte, die am 21. Mai an den General Gordon gesandte Depesche habe diesem volle Erlaubniß gegeben, m dem ersten geeigneten Momente Maßregeln für seinen Rückzug und denjenigen der ägyptischen Truppen, die ihm gedient haben, zu ergreifen, und zwar auf irgend einer Route, die er vorziehe. (Hei terkeit.) Der Lord Fitzmaurice erklärte ferner, daß Sarakhs aus dem westlichen Ufer des Heri Ruds von Rußland nicht besetzt sei; auch sei ihm von dem Vor handensein eines Vertrages, welcher Rußland ermäch tige, dieses Gebiet zu besetzen, nichts bekannt. Im weitern Berlaufe der Sitzung wurden alle 12 Artikel der Rrformbill ohne Amendement- an genommen. Dir Berathung von weiteren dazu gestellten Amendements wurde auf morgen vertagt. London, DienStag, 10. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Daily News" bezeichnen die Mit- theiluugrn der „Pall Mall Gazette" über ein Abkommen zwischen England und Frankreich, nach welchem England dem Khedive zur Regelung der ägyptischen Ainanzverhältniffe ein Darlehen von 8 Millionen Pfd. Sterl, zu 4 Procent Zinsen ge währen würde, als größtentheilS irrthümlicv. Pecuniäre Arrangements seien darin gar nicht erwähnt und von einer Besetzung des Sudan durch türkische Truppen nicht dir Rede. Zn dem Abkommen sei zwar der 1. Zanuar 1tÄs al- Abzugstermin der britischen Truppen au- Aegyp- ten angegeben; dasselbe verpflichte aber die eng lische Regierung weder dazu, Truppen bis dahin in Aegypten zu lassen, noch dazu, dieselben mit diese« Zeitpunkte zurückzuziehen. Sofia, Dienstag, 10. Zuni. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Einer Meldung der „Agruce HavaS" zufolge beantwortete die bulgarische Regierung gestern die Note Serbirus, betreffend die serbischen Flüchtlinge, ablehnend. Die Antwort weist auf die vielfachen Interessen hin, welche Bulgarien und Serbien verbänden, und hebt hervor, daß Bul garien die Verantwortung für alle Folgen des Zwischenfalles ablehnen müsse. Die Zahl brr ser bischen Flüchtlinge in ganz Bulgarien betrage uur 40. Nisch, DienStag, 10. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Zufolge der ablehnenden Antwort der bulgarischen Regierung auf dir srrbischen Rr- clamatiourn wurde die serbische diplomatische Agen tur geschlossen; der diplomatische Agent verläßt heute Sofia. Athen, DienStag, 10. Zuni. (Tei. d. Dresdn. Journ.) Der ueue griechische Zolltarif ist im gestrigen RegierungSanzeiger alS StaatSgrsrtz veröffentlicht worben. Die neuen Zollsätze treten sämmllich sogleich in Kraft, ausgenommen solche für Gewebe und Kedern, welcke erst an einem durch königl. Decret zu bestimmenden Tage inner halb der nächsten 6 Monate wirksam werden. *) In Ergänzung unserer Bemerkung zu der in Nr. 132 mitgetheilten Depefche aus Nifch vom 6. Juni, betreffend die Unterdrückung des Inhaltes der Er- klärung des Ministerpräsidenten Garafchanin in der Fassung von „Wolff's Tel.-Bür.", fei bemerkt, daß das letztere diese Inhaltsangabe mit dem Hinzufügen „ aus führlichere Meldung" nachträglich noch gebracht hat. D. Red. Dresden, lO. Juni. In Ungarn nimmt die Wahlbewegung täg lich größere Dimensionen an. In den letzten Tagen haben zahlreiche Wählerversammlungen stattgefunden, die, wie die halbamtliche „Wiener Abendpost" euphe mistisch sich äußert, „leider nicht überall ungestört ver liefen". Ins Deutsche übersetzt heißt dies, daß bas Candi- diren in Ungarn heute zu den lebensgefährlichen Be schäftigungen gehört und daß die Anhänger der ver schiedenen Parteien nicht weniger bedroht sind. Jeden falls hat vorläufig das vom Ministerpräsidenten v. Tisza in seiner Eigenschaft als Minister des Innern erlassene Circularschreiben an sämmt- liche Mumcipien noch nicht die mindeste Wirkung auSgeübt. In diesem vom 5. d. datirten Erlasse werden die letzteren angewiesen, sofort Verfügungen zu treffen, daß ;ede Behinderung der Meinungs äußerung hintangehalten werde, ferner „es unter allen Verhältnissen und mit allen Mitteln unmöglich zu machen", daß die aufgereizten Massen zur Gewalt greifen können. Jene, die ungesetzliche Mittel an wenden wollen, sind durch alle durch das Gesetz ge statteten Mittel hieran zu hindern; wo Thätlichkeiten vorkommen, ist sofort zur Bestrafung der Schuldigen zu schreiten; gegen amtliche Organe, welche sich Unter lassungen oder gar Parteinahme zu Schulden kommen lassen, ist sofort das Disciplinarverfahren anzuwenden, eventuell sind sie den Gerichten auszuliefern. Den Mumcipien, welche sich nicht die pünktlichste Durch führung dieses Erlasses angelegen sein lassen, droht der Minister mit der ganzen ihm gesetzlich zukommen den Gewalt, die er gegen Jedermann, der seine Pflicht auch nur nachlässig erfüllt, ohne Rücksicht aus Person und Stellung ausbieten werde. Zum Schluß wird angeordnet, daß dieser Erlaß unverzüglich in jeder Stadt und jeder Gemeinde publicirt und daß die Wähler von Amtsweaen darüber beruhigt werden, „daß nöthigensallS auch durch Militärgewalt die freie, durch keine begründete Furcht oder Zurückhaltung be einflußte Ausübung des Wahlrechtes gesichert werden wird." Ueber die vorgestrigen Wahl schlachten liegen nachstehende Meldungen vor: In Ditro, einem Orte des Gyergy-Szent-Mikloser Wahlbezirkes, aus welchem die Unabhängigkeitspartei den bisherigen Vertreter Dobranszky zu verdrängen sucht, begnügten sich die Excedenten nicht mit Fenstereinwerfen; es wurde sogar in die Häuser geschossen. In Mindszent mußte selbst der Regierungscommissar vor dem Pöbel flüchten; dieser wollte das Gemeindehaus stürmen und griff die Gendarmerie an, wobei 3 Personen getövtet und meh rere verwundet wurden. Die amtliche Meldung über diese Excesse kommt aus Szegcdin und lautet, wie folgt: Als der Markgraf Pallavicini mit feinen An hängern, von Szegvar kommend, in Mindszent an langte, verhinderte der betrunkene, mit Stöcken bewaff nete Pöbel denselben in gewaltthätiger Weise, ßcine Programmrede zu halten. Der Pöbel wollte die in zwischen in das Haus des Stuhlrichters geflüchteten Anhänger der liberalen Partei angreifen und den Cordon der Gendarmerie durchbrechen. Der Führer der Gendarmen wurde insultirt und die Gendarmen zu Boden geworfen. Der Pöbel begann das Thor zu stürmen und auf die Gendarmen zu schießen. Diese erwiderten das Feuer mit 7 Schüssen. Noch ärger ging es in Vadkert zu. Der „N.fr. Pr." telegraphirt man aus Kalocsa: Edmund Gajari, der Candibat der liberalen Partei, zog vorigen Sonnabend von Kalocsa mit mehr, als 500 Wählern auf 140 Wagen nach Kiskörös, um daselbst seine Programmrcde zu halten. Der Zug wurde von 60 Berittenen eröffnet. An der Grenze des Kisköröser Hotters wurde der Zug von den dortigen Insassen begrüßt. Gajari begann so dann seine Programmrede, welche jedoch von den anwesenden Antisemiten vielfach unterbrochen wurde. Es entstand eine große Rauferei; indessen gelang es, alsbald die Ruhe herzustelleu. Von Kiskörös zog die Partei Gajari's sodann nach Vadkert, wo gleichfalls eine Programmrede gehalten werden sollte. Der Can- didat gelangte jedoch nicht zum Worte. Die Menge schrie fortwährend und der Lärm wuchs so stark an, daß die Rede des Candidaten ungehört verhallte. Der Stuhlrichter mahnte die Excedenten zur Ruhe, was mit Geschrei beantwortet wurde. Der Rädels führer der Lärmenden wurde sodann verhaftet, und dies gab das Signal zu einem förmlichen Aufruhr. Die Menge stürmte das Gemeindehaus und zertrüm merte das Thor, um den Gefangenen zu befreien. Da die Massen eine sehr drohende Haltung annahmen, ordnete der Gemeinderichter die Freilassung des Ge fangenen an, was fofort ins Werk gesetzt wurde. Der Befreite mengte sich schreiend unter seine Genossen und haranguirte die Masse, daß sie Rache nehme für seine Verhaftung. „Die Herrenleute", sagte er, „fürchten sich; man muß das Ersen schmieden, so lange es heiß ist. Schlagen wir also die Herrenleute todt!" Dieser Rath sollte sofort befolgt werden. Unter unbeschreib- lichem Toben fiel ein Hagel von Stöcken, Mistgabeln, Ziegelsteinen auf die Gäste aus Kalocsa und Kislörös, die in wilder Flucht sich ins Freie retteten. Die Frauen und Mädchen gossen aus den Fenstern Un rath auf die vorbeieilenden Wagen und deren In sassen; Viele wurden verwundet. Der Candidat mußte Feuiketon. Redigirt von Otto Banck. A. Hoftheater. — Altstadt. — Am 9. Juni: „König Renö'S Tochter." Lyrisches Drama von Henric! Herz. (Neu einstudirt.) „Die Geschwrster." Schauspiel in 1 Act von Goethe. „Die Dienst boten." Lustspiel in 1 Act von Benedix. (Frl. Schweighofer als Gast.) Durch ein umsichtiges neues Einstudiren ist die Herz'sche Dichtung, die in ihrer poetisch phantastischen, an das Magische leise anstreifenden Sentimentalität immer noch zahlreiche Freunde im Publicum hat, un- ferm Repertoire wieder auf einige Zeit erhalten worden. Außer der Titelrolle bleibt der maurische Arzt darin eine Hauptpartte, da von seiner gut abgestimmten Haltung der weihevolle Ton und zum Thett auch die angehende Glaubhaftigkeit der Handlung adhängt. Hr. Jaffe verwendet zur Lösung dieser Aufgabe den voll sten Fleiß. Auch der Vater des vom ehemals noch unheilbaren grauen Staar gequälten Mädchens findet durch Hrn. Porth eine sehr ausdrucksvolle, dem Cha rakter der Zeit entsprechende Darstellung. Jolanthe, die Leidende selbst, ist eine Gestalt, welche die anmuthige Jugendkraft einer tragischen Schauspielerin ersten Ranges verlangt, obgleich sich da» LooS dieser Blinden ein glückliches verwandelt. Sellen wird eine sentiu. atale Liebhaberin die hier »öthige Tiefe der seelischen Färbung treffen und die Worte über die Wirkung der blosen Rhetorik oder der süßen Empfindsamkeit hu.Etragen können. Frl. Schweighofer theilte diese Schwierigkeit mit den Meisten, die diese Rolle spielen; da sie indeß mit bereits genugsam erworbener technischer Routine und mit der bei ihr erfreulichen Sinnigkeit und herzlichen Betonung der Gefühlsäußerungen an die Aufgabe herantrat, war das Resultat für ihre individuelle Kraft ein verhältnißmäßig genügendes und wurde beifällig und wohlwollend ausgenommen. Schwieriger in ihrer Einfachheit, die völlig ohne emphatischen Schwung ist und sich ganz allein nur auf die sympathische Macht des mädchenhaften Natu rells und der interessanten Subjectivität stützen kann, spielt sich die Rolle der Marianne in Goethe's Ge schwistern. Doch auch hier sicherten die eben erwähn-- ten Eigenschaften der Gästin einen achtbaren Grad von theatralischem Erfolg, der solche Repräsentationen, wenigstens möglich macht, wenn auch nicht für ein. großes Kunstinstitut auf die Dauer rechtfertigen würde. O. B. Eiue verhängnißvolle Wette. Erzählung. (Fortsetzung zu Rr. 188.) Es mochte ungefähr 14 Tage nach dem eben Er lebten vergangen sein, als gegen Abend Wolkonsky m die Wohnung seines Freundes trat. Er fand denselben bereits m voller Galauniform, ihn erwartend, auf dem Sofa sitzend. „Nun, was sagst Du dazu, Wolkonsky?" rief er dem Eintretenden entgegen. „Die Sache ist ruchbar geworden und jedenfalls dem Kaiser zu Ohren gekommen," antwortete Jener. „Deshalb sind wir Beide heute in- Winterpalai» beschieden, da» ist meine feste Ueberzeugung, warum aber in großer Uniform, ist mir ein Räthsel. Sagtest Du nicht, die Dame habe Dich gekannt?" fügte er nach einem Weilchen hinzu. „Ja, sie nannte meinen Namen," antwortete Tschertnovsky, „als ich um 5 Uhr hinkam, und sie ihrer Haft entließ, drehte sie sich an der Thür um und sagte: „Sie werden weiter von mir hören, Hr. v. Tschertnovsky," und fort war sie, wie der Wind. Wahrscheinlich hat uns die kleine Hexe eine Suppe eingebrockt; nun es wird wohl nicht an den Kopf gehen, Freund," fetzte er in seiner leichtfertigen Weise hinzu. Er sah nach der Uhr. „Es ist übrigens Zeit, wir müssen fort." Als der Schlitten mit den beiden Offizieren am Winterpalais hielt, wurden sie von einem Lakaien in Empfang genommen, der sie in ein hellerleuchtetes Zimmer im ersten Stock führte. Die gegenüberliegende Thür öffnete sich und die hohe, im- ponirende Gestalt des KaiferS Nikolaus stand vor ihnen, das Adlerauge mit scharfem Blick auf Tschert novsky geheftet. „Sie haben einen Bubenstreich aus- geführt, Tschertnovsky," donnerte er ihn jetzt an. „Wissen Sie, was Sie verdient hätten? Degradation! Aus Rücksicht für ihren hochverdienten Vater aber, will ich noch einmal Gnade für Recht ergehen lassen und eine milde Strafe dictiren, es ist aber das letzte Mal, verstehen Sie mich wohl, Sie wissen, ich spaße nicht. Der Dame, die Sie am Hellen, lichten Tage entführt und die Sie in den Augen der Welt com- promitirt haben, werden Sie natürlich Ihre Hand und Ihren Namen geben. Ihre Braut, die Tochter der verwlttweten Oberst Napow aus Odessa, die sich mit ihrer Mutter feit mehreren Wochen zum Besuch in St. Petersburg aufhält, ist, gleich Ihnen russisch- griechischer Confession, demnach steht der Verbindung nichts im Wege. Gleich nach der Trauung, die jetzt in meiner Gegenwart stattfinden soll, besteigen Sie den Schlitten, der bereits auf Sie wartet, fahren in Ihre Wohnung, um das Nöthige zu ordnen und zu holen, begeben sich dann direct zur Bahn, die Sie inS kasansche Gouvernement, nach der Festung K. bringt, dort bleiben Sie in Hast bis nächsten Winter, wo ich Sie dann mit Ihrer Frau Gemahlin an meinem Hose empfangen werde. Und nun kommen Sie, Ihre Braut wartet. Sie, Wolkonsky, sind Trauzeuge, Ihnen gebe ich übrigens den Rath, zu dergleichen Affairen ein ander Mal keine Hand zu bieten, es könnte Ihnen ein zweites Mal schlecht bekommen. Sie kennen das alte Sprichwort: Der Hehler ist so gut wie der Stehler." Er trat, von den beiden Offizieren gefolgt in die kleine, matterleuchtetete Kapelle des Winterpalais, der Pope, in den festlichen, weißen Ge wändern, stand bere is auf feinem Platze und erwar tete das Brautpaar, außer ihm, der Braut und deren Mutter, war nur noch ein Adjutant des Kaisers an wesend. Die Braut in dem langen, weißen Atlas- gewand mit dem feinen Spitzenfchleier drehte sich jetzt langsam nach dem Eintretenden um, ein Blick Tgchert- novsky's und er taumelte entsetzt zurück. Dieses Wesen, die mindestens noch einmal jo alt war, wie er, mit dem alten, faltigen Gesicht, sollte er zum Altar sührenl „Diese Alte soll ich heirathen, Wolkonsky", flüsterte er dem Freunde zu. „Wo hatte ich meine Augen? Gang und Figur kamen mir so jugendlich vor." Er hatte nicht lange Zeit sich seinen Betrachtungen hinzugeben, der Kaiser, der bei Tschertnovsky'S Erfchrecken flüchtig gelächelt, bot der Dame den Arm und führte sic zum
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