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Dresdner Journal : 31.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870331
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-31
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 31.03.1887
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V74 Donnerstag, den 31. März, abends. 1887. v«ru»»pr»l», ISdrlivdi.... 1» I ^Muktted: 4 Ll»rk LV kk I IlLZ»lL« Uuauller»: 10 kt. - Lo—rv»ldä», ävuticdev ksied«» tritt ko«t- uoä 8t«wp«I,u,oll»b lüoru. A»S-o<Itxa»ss»x«k-dr«» > I^lr a«» ktvvm »iv«r ^s-p»It«u«o 2»il« iclsivsr Loiuilt >0 kk Hüter „8u>ts«»llät" äi» 2«ü» KO kk. Lei o. LiL«ro»t« «vtepr. AuL»oU»b. Lrvedet»»», IR^Iio^ mit äar 8oiu>- anä keiert»^« »do»6^ DresdnerMurml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. L»»»dw« rvo LotNuälUnvU«» »avvrLrts» Lelp^U: F>. 6onurü«io»kr <1— vreeäoer 7oum»Ii; Ludarx - Nsrlt» - Vt« - *. > ' N«rllL-Vt«L-L»wd»rb. kr»U-l.«tp»tU-rr»»ttvr1 ». N-»L-od«: Äu<t Sko«e, ?«rt, L»oLo» - NsrU» - kr»»»vrt » N Iv»tts»rt: Da-d« <t Co,- >«rll»: /nvattti«i<ia«L, Lr»m«i»: L. Schott«,- Nr„I,a: A StanA«,', L^eau (Lm»7 Labat^-, SürUt»: Statt«-'« ^a«/>/dtAer, N»üLovr: <7. ÄAü««t«, L«U« ». 5.: F. Larct ct <7o. Serouexeder i lüvial Lxpeäitioo äs, Or«,äoer 7vnr»»lL, Drsiäs», 2^u»s«r,tr»»« Ho. >0. Aestessungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für bei den betreffenden Poftanstalten. Lömgl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Generaldirek tor der Staatseisenbahnen, wirklichen Geheimen Rath Otto Julius von Tschirschky und Boegendorff vom I. April 1887 ab die erbetene Versetzung in den Ruhestand unter Gewährung der gesetzlichen Pension und unter besonderer Anerkennung seiner während eine- langjährigen Zeitraumes dem Staate geleisteten hervorragenden, ersprießlichen Dienste Allergnädigst zu bewilligen geruht. Se. Majestät der König haben dem Stellvertreter des Generaldirektors der Staatseisenbahnen, prädicirten Geheimen Rath vr. pdil. Gustav Woldemar Freiherrn von Biedermann vom 1. April 1887 ab die er betene Versetzung in den Ruhestand unter Gewährung der gesetzlichen Pension Allergnädigst zu bewilligen geruht. Dresden, 31. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die von dem Vorstande des Ober-Kriegsgerichts, Generalauditeur Maximilian Bruno Grimmer, erbetene Versetzung in den Ruhe stand zu genehmigen, auch demselben die Erlaubniß zum Aorttragen seiner bisherigen Uniform mit den »orgelchriebenen Abzeichen zu ertheilen. Bekanntmachung, die Aufhebung der Vieheinfuhrstation Ebmath betreffend. DaS unterzeichnete Ministerium bringt hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß beschlossen worden ist, die laut der in Vir. 105 des Dresdner Journals vom Jahre 1885 sowie in der Leipziger Zeitung abgedruck- ten Verordnung vom 1. Moi 1885 zeither bestandene Vieh-Einbruch-Station Ebmath, da ein BefürfniS für deren weitere Offenhaltung zufolge amtlicher Anzeige nicht vorhanden ist, vom Monat April dieses Jahres au wieder aufzuheben. Dresden, den 28. März 1887. Ministerium des Innern. Für den Minister: v. Charpentier. Körner. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 31. März. (Tel. d. DreSdn Journ.) DaS preußische Abgeordnetenhaus vertagte sich heute bi- zum 19. April. Wien, 3V. März. (W.T.B.) Der bulgarische Zustizministrr Stoiloff ist heute abend hier ein- -etroffev. Pari-, 3V. März. (W. T B.) Abgeordneten kammer. Rach Wiederaufnahme der Sitzung sprach Clemenceau gegen die Supplementarkredite. Nachdem der Ministerpräsident Goblet darauf noch einmal da- Wort ergriffen hatte, wurden die Kre dite entsprechend den Anträgen deS Ministeriums mit 290 gegen 220 Stimmen genehmigt. Haag, 30. März. (W. T.B.) Zweite Kammer. In Gemäßheit einer zwischen der liberalen Partei und der Regierung erfolgten Verständigung wurde beschlossen, die Beratung über die Abänderung der Verfassung am 19. April wieder aufzunehmen. Rom, 30. März. (W. T. B.) Der „Jtalie" zufolge werden CriSpi und Zanardelli morgen mit Cairoli konferieren, bevor sie der projektierten Kabinettsbildung endgillig zustimmen. London, 30. März. (W T.B ) Von Seiten der Postverwaltung wurden heute zwei kleine an den Staatssekretär deS Innern, MatthewS, und den Staatssekretär für Irland, Balfour, adressierte Pake'e ungehalten und geöffnet. Beide Pakete enthielten eine kleine Flasche mit einer weißen Flüssigkeit und einem Kupferdraht. Die Flüssigkeit wird einer chemische, Analyse unter zogen. London, 31. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Einer Meldung des ,,Reuterschen BureauS" zu folge wurde in Gatschina gestern auf den Zaren ein neue- Attentat verübt. Der Zar ist nicht ver wundet. Einzelheiten fehlen. (Wir geben diese Nachricht, bezüglich deren eine weitere Bestätigung noch nicht vorliegt, mit allem Vorbehalt. D. R.) Dresden, 31. März. Die Sittenverwilderung und die deutschfeind lichen Umtriebe in Elsaß-Lothringen. Die Zustände in Elsaß-Lothringen sind derartige, daß es Pflicht der Presse ist, ihren Lesern über die selben vollkommen klaren Wein einzuschenken. Aus diesem Anlaß wiederholen wir einen Teil eines unter der Überschrift die „Sittenverwilderuug in Elsaß-Lothringen" dem „Frankfurter Journal" zu gehenden Schreibens aus dem Reichsland Wir unter drücken nur diejenigen Stellen des Aufsatzes, wo es sich um so nichtswürdige Roheiten handelt, daß der Verfasser zu Gedankenstrichen flüchten muß. Derselbe schreibt: „Eine Erscheinung ist in der jüngsten Zeit hier zu Lande zu Tage getreten, die, so betrübend sie auch für jeden Freund Elsaß-LothringenS und der Mensch heit überhaupt sein mag, darum doch nicht verschwie gen oder verschleiert werden darf: Wir meinen eine nahezu Beängstigung einflüßende Verrohung in Rede und Gebühren der unteren Bevölkerungsschichten, namentlich bei den jüngeren Leuten." „Ein Blick auf die Verhandlungen der diesseitigen Strafgerichte genügt, um zu sehen, wie Schlägereien, Messer- und Revolveraffairen, mitunter mit tätlichem Ausgang, täglich häufiger werden; daß Drohungen durch anonyme Schreiben keinesfalls mehr zu den Seltenheiten gehören und, was noch schlimmer ist, daß heimtückisch ausgeführte Überfälle ohne erkenn baren Anlaß an der Tagesordnung sind." „Es würde zu weit führen, wollten wir auch nur einige dieser Vorkommnisse hier näher mitteilen; es genügt, auf den im Monat Juli vorigen Jahres in Straßburg nächtlicherweile vollführten Angriff auf einen Zahlmeisteraspiranten, auf den im Januar dieses Jahres in Gebweiler meuchlings verübten Überfall eines Referendars hinzuweisen. Der Angriffe auf Forst- und Zollbeamte, die ja auch anderswo, wenn schon seltener vorkommen, wollen wir gar nicht gedenken; dagegen betonen wir besonders die in einer Anzahl von Garnls onsorten stet- sich wiederholenden Überfälle von Soldaten und namentlich von abseits postierten Schild wachen. Durch dieselben sah beispielsweise die Metzer Militärbehörde sich genötigt, die Mannschaften mit geladenem Gewehr auf ihren Standort ziehen zu lassen." „Nach den Eingewanderten sind es zumeist die jenigen Einheimischen, denen versöhnliche Gesinnung Feuilleton. L. Hoftheater. — Neustadt. — Am 30. März um Besten deS Neustädter KinderhospitalS: „DeS König» Patenkind*. Dramatische- Genrebild in 1 Akt von Wilhelm Bolin. (Zum ersten Male.) — Gesang-vorträge. — „Wer ißt mit?- Vaudeville poffe in 1 Akt nach Desaugiers „Us äiner äs öä»äs- lou" von Friedrich. (Neu einstudiert.) DaS warme Entgegenkommen unseres Publikums tu Gunsten eines wohlthätigen Zweckes verschönte schon durch die gute Absicht und durch die Sicherung de- materiellen Erfolges diesen leicht zusammengestell ten Theaterabend. Er wurde mit der Vorführung jener Scenen er öffnet, in welchen der finnländische Schriftsteller Wil helm Bolin, Bibliothekar der Universitätsbibliothek tu Helsingfors, mit Anlehnung an eine bereits vor handene poetische Idee „Des Königs Patenkind", die naive Blanche, dramatisch vorführt. Der König ist der ritterliche, galante, besonders in seinen hier ge wählten, späteren Tagen zwischen empfindlichem Ehr geiz und fürstlich großmütigem Hochsinn hin- und schwankende Franz I. Die kleine Handlung ist sehr einfach und gereicht endlich dem Herzen de» König- zur Ehre, seinen kriechenden Hofschranzen zum Tpott. Es erfreut in dieser Arbeit die feine Empfin- duug de- Verfassers, dem e- freilich nicht vergönnt war, seinen Stoff erquicklich zu beleben und von der Art der öden Vorgänge eine unbehilfliche Steifheit und Eintönigkeit fern zu halten. Auch der Humor wirkt halb gemütlich und halb peinlich. Die Herren Klein und Swoboda spielten die beiden Haupt rollen, Franz I. und dessen Leibarzt, recht geschickt; Frl. Basts gab das Patenkind Blanche in ihrer be kannten Art für naive Rollen munter und allerliebst, zugleich auch ganz im Sinne der Zeichnung, ohne irgend zu überraschen. Nach diesem neuen Stücke wurdeu die Zuschauer noch überrascht durch sehr dankenswerte Gesangs vorträge von beliebten Kompositionen von Weber, Mendelssohn, Schubert, Jensen, Lassen. Hr. Riese, Frl. Malten und Hr. Scheitemantel fanden bei diesen Leistungen einen überreichen Beifall. Die kleine Vaudeville-Posse „Wer ißt mit", eine besonders im französischen Original sehr pikante Arbeit, wurde vor langen Jahren auf unserer Bühne oft ganz vorzüglich aufgeführt. Es war im Sinne des guten Geschmacks, sie wieder aufzunehmen. Frau Schuch spielt darin das Dienstmädchen des alten Rentier Duval mit komischer, kecker und zugleich durch Natürlichkeit und Anmut sehr reizender Wirkung. Auch Hr. Swoboda ist ganz im Wesen seiner Rolle. In Duvals Freund Appel entwickelte Hr. Schubert die bekannte Heiterkeit und Derbheit seiner guten Laune. O. B. oder auch nur nähere Beziehungen zu den Altdeutschen nachgesagt werden, die die Schurken sich als Opfer auSerkiesen. So berichtete erst in der Nummer vom 16. d. Mts. die amtliche ,Kandeszeitung für Elsaß- Lothringen" aus RichtolSheim (Kreis Schlettstadt), 14. März: „Der von hier gebürtige Benjamin Tag lang, welcher seiner Zeit zur Dienerschaft deS Herrn Statthalters in Paris gehörte und jetzt noch im Häuft der deutschen Botschaft daselbst weilt, besuchte im ver gangenen August einen Verwandten zu Gemar. Dieser Tag wurde für ihn verhängnisvoll. Im Laufe des selben schon war er von mehreren jungen Bursch n als Zielscheibe mancher Spötteleien ausersehen gewesen. In der nun folgenden Nacht, als Taglang den Weg nach Jllhäusern beschritt, sah er sich plötzlich von mehreren Personen umringt, welche ihn niederschlugen. Erst am andern Tage wurde man auf den scheinbar leblosen, in einer Blutlache liegenden Körper aufmerk sam, der sich unter sorgsamer Pflege nun bald erholte. „Nach vorstehendem Geschehnis dürfte es wohl überflüssig sein, den engen Zusammenhang dieser be dauernswerten Erscheinungen mit der protestlerischen Agitation noch besonders zu betonen. Leider ver streicht, wie in vorliegendem Fall, häufig eine längere Frist, ehe e- gelingt, der Thäter — eS sind immer mehrere gegen einen Einzelnen — habhaft zu werden, sofern dieselben sich der zu gewärtigenden Strafe nicht durch schnelle Flucht entziehen: einer guten Aufnahme in Frankreich sind diese „politischen Märtyrer" ja im Voraus sicher. . . Noch krasser fast ist der Vorfall in Ammerschweier (Kreis Rappoltswerler) — dem Geburtsort des der zeitigen Reichstagsabgeordneten Abbe Simonis, — der die Auflösung des Gesangvereins „Eintracht', her beiführte. Gelegentlich der letzten Reichstagswahlen nämlich führten sich die Vereinsgenosfen, wie aus einem der „LandeSzeitung" vorliegenden Bericht her vorgeht, „wie die Wilden" auf, bedrohten den Bürger meister und den Beigeordneten thätlich und begleiteten bei der Stimmzählung den Aufruf des Gegenkandi daten des Abbe Simonis mit Ausdrücken wie luthe rischer Schwob" und ähnliche. Es sollten, äußerte sich ein Mitglied des Vereinsvorstandes, zwei Guillotinen auf dem Marktplatze aufgestellt werden, oder doch zwei Häckselmaschinen, um den „Schwaben" die Köpfe ab zuschlagen, u. s. w. Bekannt ist, daß Trunkenbolde, wenn sie sich Mut getrunken, gem „Vivs I» kraue«" in den Straßen brüllen. Wer da weiß, in welch' raffinierter Weise und mit welcher Planmäßigkeit die Verhetzung der dies seitigen Bevölkerung gegen Deutschland und die An gehörigen deS deutschen Volkes seit nunmehr 16 Jahren von „französischen Patrioten" betrieben wird; wer einen Einblick hat in das ruchlose Vorgehen der mit der elsaß-lothringischen Emigration verbündeten und sich großenteils aus derselben rekrutierenden und durch sie unterhaltenen Patriotenliga, der könnte sich eigentlich noch wundern, daß die auf dem empfäng lichen Boden gezeitigten Früchte dieser fluchwürdigen Agitation nicht noch schlimmere sind. Wenn es sich darum handelt, deutsches Wesen in den Kot zu ziehen, deutsche Interessen zu schädigen, be sonders aber die Wiedereingewöhnung der Reichsländer in deutsche Verhältnisse zu verhindern, so bequemt man sich sogar dazu, die Sprache der verabscheuten Deut schen selbst zu gebrauchen, was sich übrigens dadurch erklärt, daß ein anderer Weg nicht vorhanden ist, um sich der überwiegenden Mehrheit des Volkes verständ lich zu machen So gelangten in letzter Zeit aus Paris und anderen französischen Städten deutsche Übersetzungen von in französischen Revancheblättern u. s. w. erschie nenen Schmähartikeln unter Briefcouvert an die Lan deseingeborenen. Über dieselben scheint übrigens ein Nur eine Strophe. Novelle von Lrich Norden. (Schluß.) Ehe der Professor ein weiteres Wort sagte, wandte er sich zu der Kinderfrau. „Trine, gehen Sie mit Hilde zum Herrn Professor und sagen Sie ihm, wir würden bald nachkommen" „So haben Sie Papa schon begrüßt?" fragte Etelka. „Ja, gnädiges Fräulein," und MieSner lächelte. „Ich habe meinen alten Freund sehr überrascht. Ich bin gleich hinter dem Dorfe vom Wagen gestiegen, bin über die Dünen gegangen und trat so ganz un erwartet vor ihn hin. Ich konnte zufrieden sein mit dem Willkommengruß, den er mir bot. Wollen wir am Strand wandern, gnädiges Fräulein, oder wollen wir irgendwo einen Platz zum Sitzen suchen?" „Wandern", sagte Etelka leise, und fügte schnell hinzu, um ihre Ünruhe »u bemeistern: „Sie haben lange gewartet, Herr Professor, ehe Sie gesehen, was aus Ihrer kleinen Hilde geworden ist." Der Professor stand still. „Ich habe lange ge wartet, weil ich warten mußte, weil ich Zeit brauchte, einer Toten eine furchtbare Schuld zu vergeben, weil die Scham über eine furchtbare, folgenschwere Lüge mich von Ihnen fern hielt. Es war eine bittere Zeit, Etelka", er faßte plötzlich ihre Hand: „Als ich Ihnen meine Hilde brachte, habe ich in einem Ihrer Bücher eine in meiner Handschrift geschriebene Strophe ge lesen, Sie wissen es?" Etelka neigte ihren Kopf „Sie wußten damals schon, daß ich sie nicht ge schrieben, Sie wußten, wer es that?" förmlicher, auf dem Laufenden gehaltener Zivilstand bei unseren westlichen Nachbarn geführt zu werden. So brachte die Nummer vom 20. Februar d. I. det Schmutzblattes „L'Alsacien-Lorrain" einen Wahlaufruf zn Gunsten der Protestkandidaten auch in deutscher Sprache. Auch ein gegen den elsässischen VersöhnungS- kai.didaten Petri von Skaßburg gerichtetes Pamphlet war in elsässer Mundart verfaßt und gelangte von der anderen Seite der Vogesen her in die Hände fast sämmtlicher eingeborenen Wähler Erst im Verlauf der letzten Tage sind letztere mit gleichfalls in deut scher Sprache abgefaßten Schmähschriften gegen einen i)ochgestellten und hochangesehenen Staatsbeamten und gegen den jungen Frhrn. Zorn v. Bulach, aus derselben Quelle stammend und als Trauerbriefe über die Grenze geschmuggelt, belästigt worden. Zur Erreichung ihrer „patriotischen" Ziele ver schmäht die Liga gleichwie die Emigration kein Mittel; keine Lüge, auch die widersinnigste; keine Verleum dung, auch die niederträchtigste. Ihr Grundsatz scheint der Satz „ der Zweck heiligt das Mittel * zu sein. Die zahllosen Gesang-, Musik-, Turn-, Ruder- und andere ausschließlich aus Einheimischen bestehenden Vereine im Lande waren, mehr oder weniger, eifrig bemüht, dem gleichen Ziele zuzustreben. Was aber fast noch schlimmer auf die Gemüter der Bevölkerung wirkt, was noch mehr zum Sinken der Gesittung beiträgt, das ist der den Haß lehrende giftgeschwolltne Ton, in welchem die ultramontanen Blätter geschrieben sind, unter welchen sich namentlich der „Volksfreund" und der „Elsässer" durch Verbissen heit und Rüpelhaftigkeit auszeichnen. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennenl" Und nach alledem haben diese Leute noch die Stirn, von ihrer „erzieh lichen Mission" zu sprechen! ... Diese Beispiele sind hinreichend, um das in Aus sicht gestellte straffere Regiment zu rechtfertigen. Der Kaiferl. Statthalter Fürst Chlodwig v. Hohenlohe Schillingsfürst ist, wie heute gemeldet wird (S. „Tagesgeschichte", Berlin), nach Straßburg zurück- gekehrt und dürfen wir uns der Hoffnung hingeben, nunmehr bald eine Wandlung emtreten zu sehen. Eine Änderung der bisher üblichen Regierungsweise erscheint um so notwendiger, wenn man die immer kecker hervortretende Agitation der französischen Partei in Betracht zieht. Der „Neuen preußischen Zeitung" wird heute aus Pari- geschrieben: „Man hat mit Recht behauptet, daß der russische Rubel in Paris eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Ich kann aus meiner Erfahrung hinzufügen, daß auch elsaß-loth ringische Münze in Paris gegen Deutschland mit arbeitet. Meiner Ansicht nach ist es daher hohe Zeit, daß die deutsche Regierung nicht blos an das Wohl befinden der Elsässer, sondern jetzt endlich einmal an die eigene Sicherheit denkt und in den Reichslanden fest den Hebel ansetzt, um die ewige Quelle der Hetzereien gründlich zu verstopfen Es ist gewiß sehr edel ge wesen, die Sympathien der Bevölkerung gewinnen zu wollen, doch war diese Art deshalb nicht angebracht, weil man in den Reichslanden an die festen Zügel dec französischen Präfekten- und Mairedisciplin ge wöhnt, die Milde zu gern für Schwäche hielt, und glaubte alles thun zu dürfen, was man für gut be fand. Es gehörte eben nur geringer Mut dazu, sich als Held der Revanche bewundern zu lassen oder die Schreier offen zu ermuntern Macht die deutsche Re gierung einigen Hunderten der sogenannten „Notablen" erst einmal klar, daß sie rücksichtslos ausgewiesen wer den, wenn dies landesverräterische Geschrei kein Ende nimmt, und zeigt sie sogar an einigen Beispielen, daß sie keinen Augenblick sich scheut, Ernst mit den Schreiern zu machen, so werden auch die Patriotenliga und deren sinnesverwandte Blätter sich in Bälde einer bescheide neren Sprache befleißigen." Etelka schwieg. ,Lch ehre Ihr Schweigen, aber, o Gott! die Schuld der Toten wird dadurch nicht geringer. Be antworten Sie mir eine Frage, Etelka. Haben Sie geglaubt, daß ich die Zeilen schrieb?" „Ja, ich habe er geglaubt", erwiderte Etelka leise. Der Professor ließ ihre Hand los und wandte sich ab. „Mein Gott! und haben mich verachtet! O wie wenig haben Sie mich gekannt! und Etelka, Sie haben mich nicht geliebt!" Da legte sich eine Hand auf seinen Arm. Er wandte sich wieder um und schaute in EtelkaS Augen. „Etelka!" rief er plötzlich, „Du liebst mich doch!" Er legte den Arm um sie, zog sie an sich, schaute ihr in die Augen und fragte wieder: „Etelka! Du liebst mich doch?" „Ich liebe Dich doch, Johannes." „Endlich! endlich!" stieß der Professor hervor, und küßte ihren Mund und ihre Augen, „mein Gott! end lich!" Er nahm ihr den Hut ab, faßte ihren Kopf zwischen seine Hände und sagte ernst: „Das ist eine traurige Geschichte, mein Lieb! Um einer einzigen Strophe willen auseinander gerissen; durch eine Kluft getrennt, die nie zu überbrücken schien! Ich habe Di« verloren, mein Lieb, durch eine Lüge, und habe Dich gewonnen durch ein Grab. Fühlst Du den Schatten nicht? willst Du'S dennoch wagen mit mir? Kannst Du vergessen, welche Rolle die spielte, die meinen Namen trug?" ,Faß die Tote ruhen, Johannes, und zürne ihr nicht mehr. Ihre Schuld ward hart gestraft durch das Bewußtsein, daß sie Dich nicht glücklich gemacht habe. Laß sie ruhen."
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