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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189509145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-14
- Monat1895-09
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1895
- Autor
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Riesaer G Tageblatt 48. Jahrs ^.r sl» Sonnabend, 14. September 18S5, Abends Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Äbends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei 'Abholung in den Expeditionen in Niesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei ins Haus I Mart 50 Ps., durch den Bricsträgcr frei inS Haus 1 Mark 65 Pf. Anzeigen-Anuahme für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag v Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich In Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstrasie SS. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. bis zum 30. dieses Monats bei Vermeidung zwangsweiser Beitreibung an die hiesige Stadthauptkaffe abzuführen. Riesa, am 14. September 1895. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stdlr h. GR44^ab1s4«S44 für das „Riesaer Tageblatt" erbitten uns spätestens bis Ih jD S 4) " Vormittags v Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Bekanntmachung. Die Gemeiudeanlagen auf den 3. Termin lfd. Js. sind baldigst, längstens aber «nd Anzeiger Wetlaü rnld Aiyrl-er). Telegramm.Adrrss. Hd m ckL K Femsprechstell« rage»la t Riesa. 444 «r. SO. der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. Deutschland und Rußland. A Ueber das Verhälmiß Deutschlands uns Rußlands zu einander spricht sich in Abwehr englischer Preßhetzcreien ein „Englische Versuche" überschriebener Artikel der „Hamburger Nachrichten" aus, der zweifellos Kriedrichsruher Herkunft ist. Die energische Zurückweisung richtet sich haupi'ä blich gegen den Londoner „Observer", der behauptet, daß zwischen Deutsch- land und Rußland Gegensätze wie kaum zwischen zimi an deren europäisch n Staaten beständen und daß ein Krieg gegen Rußland in Deutschland viel populärer sei, als dis Erneuerung des Kampfes gegen Frankreich; sodann aber a ch gegen den offiziösen „Standard", der sich ähnlich äußert und findet, daß di- Beziehungen zwischen Rußland und Deutsch land heute schlechter seien denn je. Demgegenüber führt der Artikel u. A. folgende, vom Fürsten Bismarck schon wieder holt entwickelte Argumente ins Feld: Wir wüßten nicht, worin die Gegensätze zwischen Deutschland und Rußland bestehen sollten. Wir haben mit Rußland keinerlei Abrechnung ükec vergangene Dinge vvrzuuchmen, keine G.enzen zu deri'tigen; andererseits kann Rußland nicht wünschen, die Zahl seiner polnischen Unterthanen aus Kosten Deutschlands zu vergrößern, und die Anschuldigung, daß Rußland auf dem Berliner Kongresse durch Deutschlands Verschulden benachtheiligt worden sei, findet auch aus der russischen Seite kaum noch in einem Maße Glauben, das für den Frieden bedrohlich werden könnte. Das deutsche Bünduiß mit Oesterreich und der Drc.bund aber entbehren jeder provocatorischen Tendenz und sind nur zur Sicherung des Friedens bestimmt. Es muß vernünftiger Weise als ausgeschlossen gelten, daß sich Rußland durch ein VLndniß herausgefordert fühlen kann, zu dessen Abschluß die deutsche Politik lediglich durch die Haltung Rußlands in den Jahren 1875—79 gedrängt worden ist . . . Wenn in unseren Be ziehungen zu Rußland eine Trübung stattgehabt haben sollte, so ist diese vorübergehender Natur gewesen. Die Theilnahme Deutschlands an der ostasiatischen Aktion lieferte den Beweis, daß Deutschland ernstlich gewillt ist, der russischen Politik so iveit als möglich entgegen zu kommen. Daß dies Bestreben andauert, erscheint an sich glaub haft und findet in der Person des jetzigen Reichskanzlers und dessen russischen Beziehungen eine Bestätigung. Die Intimität Rußlands mit Frankreich aber beruht nicht aus einem Interessengegensatz zwischen Deutschland und Rußland und wäre von deutscher Seite zu ver hindern gewesen, wenn nicht unter dem Grasen Caprivi die Ausrecht erhaltung des bilateralen Verhältnisses zu Oesterreich und zu Ruß land als „zu komplizirt" ausgegedcn worden wäre. Von welcher Seite man auch das deutsch rusjrsche Verhältniß betrachtet, es findet sich nirgends eine Partie, die der englischen Behauptung auch nur einen Schein von Berechtigung ve. liehe. Ebenso ist es eine Unwahr heit, wenn gejagt wird, ein Krieg gegen Rußland sei in Deutschland populär. Wir halten diese Angabe für eine Frivolität, die ebenso wie die übrigen englischen Unterstellungcn daraus berechnet ist, das Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland zu Gunsten Eng lands zu stören. Wir erblicken in diesen Versuchen der Londoner Presse einen Beweis dasür, daß die Beziehungen zwischen Deutsch land und Rußland sich befestigen. Eine Wiederverjchlechterung un seres Verhältnisses zu Rußland könnte nur auf indirektem Wege er folgen, dadurch, daß die deutsche Politik in demjenigen Interessen gegensätze, der thalsächlich die europäische Politik zur Zeit beh.rrscht, in dem russisch-englischen, nach der englischen Seite hin gravitirte und auch nur zu gravttiren schiene. In den po irischen Fragen, die hier bei aus dem Spiele stehen, sind so starte Interessen des russischen Reichs engagirt, daß Rußland begreiflicher Weise das Vertrauen, das es zu einer anderen europäischen Macht haben kann, nach der Hal tung bemißt, die der betreffende Staat in Bezug aus den russisch englischen Antagonismus in Asien und am Schwarzen Meere ein nimmt. Eine Parteinahme Deutschlands sür England aber gerade ist es, zu der die englische Presse in letzter Zeit mit den alle, ver schiedensten Mitteln zu verleiten strebt, mit Schmeichelei, Insolenz, Unwahrheit und allen sonstigen Mitteln Politischer Tartufferte. Es ist nicht zu bezweifeln, daß, sobalo kS den englischen Bemühungen gelungen wäre, neues Mißtrauen -wischen Deutschland und Rußland zu säen, jenseits des Kanals der Ton gegen uns sofort in unliebsamster Weise umschlagen und nicht nur in der Presse, sondern auch in den diplomatischen Geschäften alle Anmaßung in schärfster Weise -u Tage treten würde, deren man in England gegen Deutschland als „fest ländischen Basallen Großbritanniens" fähig ch. UebrigenS giebt der Besuch des Fürsten Hohenlohe in Petersburg, wo er in der herzlichsten Weise bet Hofe empfangen worden ist, die sichere Gewähr dafür, daß die englischen Perfidien ihren Zweck gründlich verfehlen. Dieser Zuversicht geben auch die „Hamb. Racke." Ausdruck, indem sie nicht daran zweifeln, „daß die erfreulicher Weise neuerdings angebahnte Wieder herstellung vertrauensvoller Beziehungen zwilchen den Höfen uns Kabinetten von Berlin und Petersburg durch den Be such des Fürsten Hohenlohe eine Förderung erfahren wird". Tasesgeschichte. Deutsche- Reich. Der Reichskanzler Fürst Hohen lohe wird Ansang nächster Woche wieder in Berlin eintreffen. Die Münchener „Allg. Ztg." schreibt zu dem Besuch veS- Kanzlers in Rußland: Bekanntlich hatte der Fürst während der letzten Tage schon auf russischem Boden geweilt, und zwar auf der litthauischen Herrschaft Werki, die seiner Ge mahlin einst nut anderem weit ausgedehntem Grundbesitz im Zarenreiche durch die vielerwähnte Wittgensteinsche Erbschaft zugefallen war. Den größten Theil dieser, einen Werth von Millionen Mark repräsentirenden Liegenschaften hatte der Fürst im Laufe der letzten Jahre verkaufen müssen, da nach dem in Rußland jetzt geltenden Recht Nichtrussen Grund und Boden daselbst nicht dauernd besitzen dürfen. Zu Gunsten des Hauses Hohenlohe eine Ausnahme zuzulassen, hatte Kaiser Alexander III. sich nicht zu entschließen vermocht ; nur die Frist, binnen deren der Verkauf erfolgen sollte, hatte er über den gesetzlich festgestellten Termin hinaus verlängert. Trotz dem war Fürst Hohenlohe genöthigt, den ererbten Grund besitz weit unter d.m wirklichen Werthe zu veräußern; sür Werki aber scheint ein Käufer, der zu einem auch nur an nähernd entsprechenden Angebot bereit gewesen wäre, sich nicht gefunden zu haben. Unter diesen Umständen hat Kaiser Nikolaus II. dem deutschen Staatsmann nun gestattet, diese eine Besitzung wenigstens — es soll freilich zugleich die schönste und werthvollste sein — zu behalten. Es ist also wohl begreiflich, daß Fürst Hohenlohe nun seinerseits das Bedürfniß empfand, dem jungen Zaren sür diesen Beweis der Huld und des Wohlwollens persönlich seinen Dank aus zusprechen. Aus der kürzlich gemeldeten Nachricht aus Samoa, daß der Häuptling Tamasese mit dem deutschen und dem eng lischen Konsul eine Besprechung über den Friedensschluß ge habt habe, entnimmt die „Post", daß das Eingreifen deut scher und englischer Kriegsschiffe vor einem Jahre noch immer einwirkt. „Die Konsuln der Vertragsmächte bilden jetzt wie früher noch die höchste Instanz in allen staatsrechtlichen Frage» Samoas; sobald eine wichtige Angelegenheit zu ent scheiden ist, treten sie zusammen. Im Juli hatten die Kon- suln schon eine Versammlung abgehalten, als die Führer der Aufständischen, deren Haupt eben der junge Tamasese, ein Sohn des früheren Königs, ist, wieder zu einer Berathung sich im Innern der Insel Upolu versammelt hatten. Die Häuptlinge wurden an Bord des Kreuzers „Bussard" ein geladen und ihnen dort in ernstlicher Weise vorgehalten, daß man sie selbst ohne Weiteres sestnehmen werde, wenn sie den offenen Kampf wieder aufnehmen würden. Das half. Wenn nun Tamasese selbst mit Friedensvorschlägen nach Apia ge kommen ist, so geht daraus deutlich hervor, daß die Stim mung zum Frieden anhält. BemerkenSwerth ist, daß der Konsul der Vereinigten Staaten nicht dabei war. Im Sommer 18S4 wurde von der Regierung in Washington James Mulligan zum Generalkonsul auf Samoa ernannt. Er scheint seine Stellung in Apia indessen gar nicht ange treten zu haben. Bekanntlich hat die Union auch schon seit mehreren Jahren kein Kriegsschiff in den samoanischen Ge wässern, sie nimmt an den Demonstrationen der Schiffe ebenfalls keinen Antheil; die Bereinigten Staaten wollen sich offenbar die Hände frei halten und werden erst aus ihrer Zurückhaltung hervortreten, wenn di« neue, wahrscheinlich re publikanische Regierung am Ruder ist." Auf Grund an kompetenter Stelle eingezogener Erkun digungen kann das „Depeschenbureau Herold" versichern, daß die Mättermeldiing, der Prinzregent von Bayern habe der Sedanfeier und den Kaiserwanöoern bei Stettin nicht beige wohnt, weil zwischen dcm Berliner un) dem Münchener Hofe cme Spannung herrsche, vollständig irrig sei. Die Be ziehungen zwischen dem Kaiser u:d dem Prinzregenten seien nach wie vor die besten. Am 1. October d. I. werden bekanntlich in mehreren deutschen Küstenstädten Quarantäne.Anstalten eröffnet werden. Die Aufgabe derselben wird darin bestehen, der Verschleppung des Texasfiebers, der Lungenseuche, Schafräude, Schafpocken, Schweinepest und Schweineseuche, sowie der Maul- und Klauenseuche vorzubeugen. Mit Rücksicht auf die durchschnitt liche Ansteckungsdauer der in Betracht kommenden Krankheiten ist die Dauer der Quarantäne auf vier Wochen bemessen, dazu tritt eine weilere thierärztliche Beobachtung am Be stimmungsort. Eine Herabsetzung der Quarantäne soll nur im Wkge eines besonderen Nachlasses eintreten. Der Reichs kanzler ist ermächtigt, für Thiere aus Ländern, in denen die betreffenden Seuchen zur Zeit nicht verbreitet sind, die Qua rantänezeit auf zehn Tage herabzusetzen, und in diesen Fällen unterbleibt auch die spätere Beobachtung am Bestimmungs ort. Die Secquarantäne ist dazu bestimmt, eine größere Sicherheit ber der Vieheinsuhr aus denjenigen Ländern zu bieten, in denen der Gesundheitszustand des Viehes im all gemeinen befriedigend ist. In Fällen besonderer Seuchen gefahr wird trotzdem der Erlaß von Einfuhrverboten nach wie vor nothwendig sein. Falls in einer der neuen Qua- rantäne-Anstalken eine ansteckende Thierkrankheit festgestellt ist, wird die betreffende Anstalt sofort geschloffen und der ge- sammte dort vorhandene Viehbestand abgeschlachtet werden. Eine Aeußerung des greisen Kaisers von Oesterreich, er sei ein wahrer treuer Freund des deutschen Kaisers und werde ein solcher bleiben, wird in weitesten Kreisen mit Ge- nugthuung vernommen werden. Die Durchführung des Beschlusses der preußischen Mi nisterien des Innern und des Cultus, betreffend die Schlie ßung der Krankenanstalt zu Mariaberg, soll, wie der „Köln. Ztg." aus Aachen mitgetheilt wird, in folgender Weise er folgen: 1) soll den Brüdern die selbständige Annahme und Pflege der Kranken untersagt werden; 2) soll durch den Staat ein Verwalter eingesetzt werden, der nach eigenem Ermessen über die Verwendung geistlicher und weltlicher Pfleger entscheiden kann; 3- wird die Prooinzialverwaltung bald Aerzte nach Mariaberg entsenden, welche bestimmen, ob die von der Provinzialverwaltung untergebrachten Kranken und Irren in eine Provinzialanstalt zu verbringen sind. Die Ernennung des bisherigen englischen Botschafters in Petersburg, Sir Frank Cavendish Lascelles, zum englischen Botschafter in Berlin wird nunmehr amtlich bekannt gegeben. Der bisherige englische Gesauste in Peking, O'Lonor, geht als Botschafter nach Petersburg. Sir Lascelles steht im 54. Lebensjahre. Schon mit 20 Jahren trat er in die diplomatische Carrier« ein; als jungec Attachee war er bereits einmal in Berlin. Im Jahre 1878 kam er als britischer Generalkonsul nach Aegypten, wo er sich so geschickt und brauchbar zeigte, daß man ihm 1879 den überaus schwierige» Posten in Sofia anvertraute. Sieben Jahre war er dort thäiig und entwickelte namentlich zur Zeit der Entthronung des Battenbergers große diplomatische Gewandtheit. De» bulgarischen Posten vertauschte er im Jahre 18S7 mit de« eine- bevollmächtigten Ministers in Bukarest, wo seine Thätig- keit gewissermaßen ein Gegengewicht gegen die Ränke de« russischen Gesandten Hitrowo bildete. Im Juli 1891 wurde Lascelles an Stelle Sir Henry Drummond Wolff's nach Teheran gesandt, wo er gleichfalls die Aufgabe hatte, die russischen Umtriebe zu paralyfiren. Seine Thätigkeit in Teheran sand so seh» die Anerkennung seiner Regierung, daß er Ende 1893 als Nachfolger de- verstorbenen Sir Robert Morier als Botschafter nach Petersburg versetzt wurde.
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