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Dresdner Journal : 16.03.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-03-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186603164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-03
- Tag1866-03-16
- Monat1866-03
- Jahr1866
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- Dresdner Journal : 16.03.1866
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Seine Majestät der König haben Seine Durchlaucht den Fürsten Reuß zu Greiz älterer Linie, Heinrich XXII., unter die Ritter Aller« höchstihre» HauSordens der Rautenkrone ausgenommen. Dresden, 14. März. Se. Majestät der König ha ben allergnädigst geruht, die Portepeejunkrr Hingst vom 16., von Tümpling vom 1. Infanterie-, von Carlowitz vom 2. Jäger-, Perl vom 6. Infanterie-, Freiherrn von Oer vom 1. Jäger-, Edlen von der Planitz vom 11., Freiherrn von Friesen vom 10., Thimmig vom 12., von Trotha vom 16. Infan terie-, Trefurth vom 4. Jäger-, Herrmann vom 2., Freiherrn von Wagner vom 15., Aster vom 8. Infanterie-Bataillone, von dem Bussche-Hünne- frld vom 3. Reiter-Regimente, von Egidy vom Garde-Reiter-Regimente und von Schulte- vom 13. Infanterie-Bataillone zu Leutnants zu ernennen. Bekanntmachung, die Erweiterung des Paßkartenrayons betreffend, vom 7. März 1866. Auf Antrag der Holfteinschen Landesregierung ist der Beitritt des HerzogthumS Holstein zu dem zwischen der Mehrzahl der deutschen Regierungen bestehenden, vom 21. October 1850 in Dresden abgeschlossenen Paß- kartenvertrage und zu den ergänzenden Nachtragsver abredungen vom 7. und 8. Juli 1853 und 29. Juli 1858 beschlossen worden. Die Bestimmungen des Paßkartenvertrags und der Nachtrag-Vereinbarungen sind für da- Herzogthum Hol stein mit dem 1. März 1866 in Kraft getreten und die von den dortigen zuständigen Behörden ausgestellten Paßkarten nunmehr bei Reisen im Königreiche Sachsen als genügende Legitimationen anzusehen. Zur Ausstellung von Paßkarten sind im Herzog- thum Holstein folgende Behörden befugt: 1) die Polizeibehörden der Holfteinschen Städte für die ihnen unterlegten Diftricte, 2) die Oberbeamten der Holfteinschen Aemter und Landschaften in der Herrschaft Pinneberg und der Graf schaft Ranzau für die ihnen unterstehenden District«. Dresden, am 7. März 1866. Ministerium de« Innern. Frhr. v. Beust. Weiß. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern. In Gemäßheit § 6 der Verordnung über den Ge schäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 wird von dem Ministerium des Innern andurch bekannt ge macht, daß die B r e m e r S p i e g e l g l a s v e r s i ch e r u n g S- Gesellschast den Vorschriften in §§ 2—4 dieser Ver ordnung Genüge geleistet und insbesondere die Stadt Dresden zum Sitz ihres Geschäftsbetriebes für Sechsen gewählt hat. Uebrigens sind bei letzterem alle Versicherungen von Spiegelglas gegen Beschädigung durch Feuer, sowie ge gen alle sonst bei Gelegenheit und auf Veranlassung eines Brandes vorkommenden Schäden schlechterdings ausgeschlossen. Dresden, den 1. März 1866. Ministerium de« Innern,. Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. I)r. Wrinlig. Demuth. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegriphische Nachricht«». ZtitungSscha«. (Ost-Deutsche Post.) T«ßtSgeschichtt. Wien: Ministerialabtheilung für Post- und Telegraphenangelegenheiten. Bcnedek's Aufent ¬ halt verlängert. — Prag: Ercefse in Schüttenhofen. Vom Landtage. — Berlin: Die „Prov.-Corresp." über die deutschen BundeSverhältnisse und den May'- schen Proceß. Abschluß des Handelsvertrags mit Ita lien. vr. Zachariä über den Beschluß deS Obertri- bunals. Die Bürgrrmristerwahl in Königsberg. — München: Die Frage wegen Besetzung deS CultuS- ministerpostenS. GcsetzgebungSauSschuß vertagt. Je suitencommissionen. — Kassel: Vom Landtage. — Karlsruhe: Errichtung eines statistischen Bürrau». — Gera: Judenzulassung beschlossen. — Paris: AuS dem gesetzgebenden Körper. Die Donaufürsten- thümerconferenz. — Madrid: Verbrannte Prisen. — London: Die Reformbill eingebracht. — Ehriftiania: Armeeorganisation. — Bukarest: Nationalgarde. HungerSnoth. Vorsichtsmaßregeln. — Belgrad: Luka Vukalovich. — Alerandrien: Ver mischtes. — Hongkong: Aus der neuesten Ueber- landpost. — New-Pork: AuS dem Repräsentanten- hause. Beamtenabsrtzung in Utah. — Mexico: Be festigungen an der Grenze. Schleswig * Holstein. (Klaus Groth. Etappenconven- tion. Verordnung wegen Bestrafung feindlicher Hand lungen gegen die souveräne Gewalt. Beisetzung der Leiche deS Pkinzen v. Noer.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnochrichten. (Leipzig. Zwickau. Schneeberg.) Vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. LageSkalevder. vorsennach« richte«. Tcltgrnphische Nuchrichtcn. * Wien, Donnerstag, 15. März. Wie die „Presse" meldet, hatte da» ungarische LandeSkommando den Beseht erhallen, sofort einen beträchtlichen Theil der Pesth-Ofner Garnison nach Böhmen abzusrnden. Pesth, Mittwoch, 14. Marz, Abends. Der in der heutigen Sitzung der Deputirteatasel verlesene (und bereits in voriger Nummer kurz erwähnte) Adreßent- Wurf auf da» königl. Reskript vom 3. d. M. erbittet faktische Anwendung der Nechtteantinnttil und erklärt, nicht nur ein gekrönter König, sondern jeder nach dem Erbfolgegtsrtz den Thron besteigende Regent sei schon vor der Krönung zur Beobachtung der Berfaffung verpflichtet, wivrigensall» mit jedem neuen Regenten pactirt werden mußte. Die Stände könnten, sagt der Adreßrntwurf weiter, in den religiösen Gefühlen de» Kaiser» nur rin Unterpfand für die Sicherung der Berfaffung für die gegenwärtige Generation «kennen. Eine verantwortliche Regierung sei die nothwendige Consequen; der 1848 eingeführten Gleichberechtigung; ebenso widerspreche die parlamentarische Regi«ungS- form dem EomitatSsystem nicht. Der Adreßentwurf wurde sehr beifällig ausgenommen. D« „Boh." entnkhmrn wir noch folgende Detail»: In Betreff jener Stelle deS RescriptS, wo angeführt wird, daß der zweite, dritte und vierte Gesetzartikel von 1848 mit den königlichen Rechten in directem Wider spruche stehen, sagt der Adreßentwurf: „Wir haben in unsrer unterthänigen Adresse ausgesprochen, daß wir die gesetzlichen Rechte unser- Monarchen nicht verkürzen wollen, und wir sind überzeugt, daß es stet» bei der Schaffung von Gesetzen ernst zu erwägen sein wird, ob eS zweckmäßig sei, irgend ein königliches Recht zu be schränken. Aber auf dem Gebiete der Erecutivgewalt bestimmen die Gesetze selbst die königlichen Rechte, und eS ist unmöglich, diese mit den Gesetzen in einen Ge- gensatzDzu bringen." Bezüglich der Amnestie wird die Hoffnung ausgesprochen, daß, „was unser bittendes Wort bei Ew. Majestät nicht erwirken konnte, die Ein gebung des väterlichen Herzen» Ew. Majestät möglichst bald verwirklichen werde." Der Schluß de» Entwürfe» lautet: „Wir bitten neuerdings, Ew. Majestät mögen unS und daS ganze Land von der schweren Besorgniß brsreien, daß ohne die factische Anerkennung der RechtS- continuität alles DaS, worin wir jetzt nach reiflicher Ueberlegung und vielleicht auch mit Opfern Übereinkom men, auf einer solchen Basis errichtet wäre, welche nach dem Beispiel der Gegenwart nicht wankend werden könnte. Wir setzen unser Vertrauen einzig und allein in da» väterliche Herz Ew. Majestät. Einzig und allein von der fürstlichen Weisheit Ew. Majestät erwarten wir eine solche Sicherstellung unsers VerfassungSlebens, welche unsern Herzen den Glauben wiedergiebt, daß Alles, waS der vereinigte Wille der Königs und der Nation beschlossen, auch in ferner Zukunft rechtlich und factisch bestehen wird, bis nicht der vereinigte Wille des Königs und der Nation andere Bestimmungen trifft." München, Donnerstag, 15. März. Die heutige „vayersche Zeitung" meldet, daß der Ob«»ollrath Gerbig, bayerjcher Bevollmächtigter beim Centraldureau deS Zollverein», zum Vertreter Bayern» für die sech zehnte Grnerolronferenz de» Zollverein» ernannt wor den ist. Kassel, Mittwoch, 14. März, Abend». Die Stände sind soeben aus allerhöchsten Beschluß vertagt. Die Minister motivirten die Vertagung durch Un wohlsein de» Landesherrn, welcher verhindert sei, über die wichtigen Vorlagen de» Gesammtministerium» eine Entscheidung zu treffen. Die Stände waren von der bevorstehenden Vertagung unterrichtet gewe sen und hatten vorher in geheimer Sitzung folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Die Ständeversammlung erklärt angesichts der Lage des Landes: „Die Staatsregierung verweigert im Widerspruch mit der Landesverfassung, dem Beschlusse der Bundesversammlung vom 24. Mai 1862 und dem gegebenen Fürstenworte dem Lande die volle Wieder herstellung seines Rechtes. Die Staatsregierung ver nachlässigt trotz der unausgesetzten Mahnungen der Lan- desvertretung fortwährend die Interessen der geistigen und materiellen Wohlfahrt des Landes. 2) Die Stände versammlung verwahrt sich gegen die unausbleiblichen Folgen einer solchen Mißregierung. 3) Die Stände versammlung beschließt gegen den frühern Justizmini- ster Pfeiffer und gegen den dermaligen Justizminister Aböe die Anklage wegen Versassungsverletzung (und ^jwar wegen Nichtzurückziehung deS provisorischen Ge setzes von 1851, wodurch die gesetzliche Mitwirkung der Stände bei Besetzung des Oberappelltionsgrrichts be seitigt wurde), genehmigt die bereits entworfene An klageschrift und beauftragt den bleibenden landständi- schen Ausschuß mit der Ausführung." * Schleswig, Mittwoch, 14. März, Abend«. Heute ist für da« Herzogthum Schleswig eine königl. Verordnung publieirt worden, wonach Unternehmun gen, welche darauf abzielen, den, dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von Preußen in den H«r- zogthümern zustehendrn Souveränetätsrechten zuwider, einer andern landesherrlichen Autorität gewaltsam Geltung zu verschaffen, mit Zuchthaus von 5 bi» 10 Jahren bestraft werden sollen. Wer öffentlich einen Andern für de« rechtmäßigen Souverän erklärt oder „als solchen bezeichnet", wird mit Gefängniß bestraft. (Vergl. den Wortlaut der Verordnung unter „Schles wig-Holstein".) New-Hark, 3. März, Morgen» (per„Allemannia"). Die „New-Bork Time»" «klart, da» Eabinet unter stütze die Politik de» Präsidenten Johnson einmüthig. Zahlreiche Deputationen haben demselben ihre Unter stützung angeboten. Die Staot»schuld betrug am 1. März 2820 Millionen und ist somit im Februar um 3'4 Millionen gewachsen. Der Wechsrlrovr» auf London stand 147*4; Gold- ogio 34A>; Bond» 103*4; Baumwolle 44, bester. Au» Rexiro wird gemeldet, daß die Republikaner am 7. Februar Alamo» uach fiebenstündigem Kampfe aenommen haben. Die Operatioueu der Kaiserlichen in den andern Lande»theilea waren «folgrriq. Dresden, 15. März. Di« Wiener „Ost-Deutsche Post" bespricht da» Thema, welche Haltung die Mittelstaaten bei einem möglichen Conflicte zwischen den deutschen Groß mächten annehmen würden, und kommt zu einem Re sultate, welches von den gestern besprochenen Erörte rungen der „Presse" sehr abweicht. Die letztere for- derte einfach, daß die deutschen Bundesstaaten ihre Mittel Oesterreich zur Verfügung in einem mit Preußen auS- brechenden Conflicte stellen sollten. Die „Ostd. Post" erinnert nun daran, in welchem Gegensätze die öster reichische Politik in der Herzogthümersrage zu dem Deut schen Bunde gestanden, wie es die Bundespolitik bei den in Frankfurt gestellten Anträgen und bei der Frage wegen Aufrechterhaltung der Bundesposition in den Herzogtümern durchkreuzt habe. Die „Ostd. Post" sagt: „Als Oesterreich, Gewehr bei Fuß, zuschaute, wie die Hannoveraner aus Rendsburg hinausgeworfen wur den, und schließlich noch in Frankfurt mitwirkte, ihnen und den Sachsen die Wege aus Holstein zu weisen: warnte die unabhängige Presse vergebens, daß dies Zerwürfniß mit den Mittelstaaten unsre eigene Stellung in den Herzogtümern erheblich schwächen müsse. Kaum anderthalb Jahre sind seitdem verflossen, und wenn wir heute schon so weit sind, daß sonst vernünftige Leute sich auch nur mit dem Gedanken an die entfernte Mög lichkeit tragen dürfen, Preußen könne einen ähnlichen Handstreich gegen die Brigade Kalik im Schildt führen, wie Oesterreich ihn gegen die Truppen Hake'S mit in Scene setzen half — so soll unS wahrlich Niemand die augenscheinliche Wahrheit abstreiten, daß einzig und allein unsre Jsolirung in Deutschland dem Grafen Bis marck den Muth giebt, sich auch nur mit solchen Phan- tasmagorien zu tragen. Ebenso haben wir Lauenburg - verkauft, ohne den Bund anzuhören; der WarnungSruf der Journale, Preußen werde seiner Zeit daraus ein Präcedenz schmieden, um Oesterreich auch die Cesfion Holsteins zuzumuthen, wurde mit dem genialen Argu mente beseitigt, daß Lauenburg klein und Holstein groß sei — leider wissen wir heute, daß diese geistreiche Un terscheidung dem Grafen BiSmarck nur insofern ein- leuchtet, als er uns für unsern Antheil an den beiden Herzogthümern mehr Geld bieten will. Jngleichen haben wir Alles gethan, um das Ansehen nicht nur der Ein zelstaaten, sondern auch de» Bundestage» zu untermi- niren, damit er ja nicht mit Erfolg in die schleswig- holsteinsche Frage dreinrede." Die Annäherung, erör tert die „Ostd. Post" weiter, müsse nicht von den Bun desstaaten durch den Hinübertritt zur österreichischen Politik verlangt werden, sondern Oesterreich habe sich dem Bunde anzuschließen. „Wenn" — sagt das Blatt — „die Mittel- und Kleinstaaten Vertrauen zu Oester reich fassen sollten; wenn der Bundestag selber in sei ner Präsidialmacht eine feste Stütze gegen die offen ausgesprochenen Bestrebungen Preußens, ihn lahm zu legen, erblicken sollte: dann war es unsre Sache, zu verhindern, daß der Bund nicht bald minorifirt, bald als eine Null behandelt wurde. Alle diese Sünden sieht man wohl in unserm auswärtigen Amte ein und man denkt wohl auch daran, sie einigermaßen wieder gut zu machen... Ob es wahr oder nicht ist, daß ein Mar- schallsrath in Wien Sitzungen hält, um gegen KriegS- eventualitäten Vorbereitungen zu treffen? Nicht minder nothwendig, ja noch nothwendiger scheint eS uns, daß man vor Allem mit Deutschland sich in da» nöthige gute Einverständniß seht, und dafür haben wir leider noch immer nicht die geringsten Anzeichen. Wir glau ben nicht, daß es selbst jetzt für Oesterreich zu spät ist, wieder einzulenken in die Bahnen jener ganz correcten Politik, die unsre Regierung zur Berufung des Herr« v. Beust auf die Londoner Confrrenz und zu der Er klärung am Bundestage bewog, daß sie bereit sei, di« Verwaltung der Herzogthümer an den Augustenburger zu übertragen — von der sie sich jedoch leider schon bei dem Abschlusse des Wiener Friedens ohne Zuziehung Feuilleton. p. Dresden. Am 12. März hielt der königl. sächs. Alterthumsverein unter dem Vorsitz Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg seine erste Versammlung in dem neuen Vereinsjahre. Da durch eine Verhinderung des Herrn Hofmarschalls Frhrn. v. Friesen der ange kündigte Vortrag über die Geschichte des königl. Schlosses leider auSfallen mußte, konnten nur die GeschästSein- gänge erledigt werden. Zuerst wurde die Mittheilung gemacht, daß die Theile des Altars von Nibra, welche in den neurestaurirten Altar nicht wieder ausgenommen wurden, dem Museum des Vereins überlasten seien. Dann wurde rin Schreiben deS Herrn v. Römer aus Steinpleis vorgelesen, worin derselbe, unter Beilegung einer Zeichnung, den Verein um sein Gutachten über einen unter einem alten Hause in Zwickau gefundenen goldenen Ring ersucht. Da, nach der Zeichnung zu ur- theilen, der Stein dieses Ringes wahrscheinlich rin rö mischer ist, erklärte sich der Verein als solcher für incom- petrnt zu einem Gutachten, beschloß aber, einem sach verständigen Mitgliede die Zeichnung zur Prüfung und Begutachtung vorzulegen. Der Altrrthumsverein zuFrei- berg bat um die Mittheilung einiger Doubletten, welche schon früher beschlossen, bis jetzt aber noch nicht auSge- führt war; eS wurde bestimmt, dem Beschlusse gemäß diese Doubletten, einige gebrannte und eine riserne Ofenkachel, abzugeben. Dann folgte der Bericht über daS in einer voraufgegangenen Directorialsitzung vor läufig festgestellte Budget, welches eine Einnahme von etwa 700 Thlr. und eine Ausgabe von etwa 460 Thlr. nachwie». Dasselbe wurde ohne Widerspruch genehmigt. Rach der Mittheilung, daß die archäologische Gesellschaft in Belgien zu dem vom 12. bis 21. August d. I. in Antwerpen stattfindenden archäologischen Kongreß eine Einladung geschickt habe, folgte die Neuwahl deS Di rektoriums, welche eine Bestätigung aller Mitglieder desselben auch für das neue Vereinsjahr ergab. Da» Jahrbuch d« deutschen Ghake»pe>regrsrllschaft. Bei Gelegenheit der dreihundertjährigen Jubelfeier Shakespeare's in Weimar,^ zu welcher Dingelstedt'S großartige Unternehmung der Gesammtaufführung der englischen Historien des Dichters würdig durchgeführt wurde, constituirte sich die Shakespearegesellschaft, um die Pflege Shakespeare's in Deutschland durch alle Mittel wissenschaftlicher und künstlerischer Association zu fördern. Sie beschloß sofort die Gründung einer Shakes- pearebibliothek und die Herausgabe eines Jahrbuchs, welches letztere bestimmt ist, die vereinzelten Bestrebun gen für das Studium und Vcrständniß des Dichters zusammenzufassen, ein Führer durch die auSgebreitete ShakeSpeareliteratur zu werden und auch der Bühne in Bezug auf Shakespeare gebührende Aufmerksamkeit zu widmen. Die Redaction desselben wurde Fr. Badenstedt anvertraut. Sein Programm bezeichnet als JnhaltSauf- gabe deS Jahrbuchs: philologische Sicherstellung und Interpretation deS UrterteS als Grundlage aller ShakrS- pearestudien; Schilderung de» Einflusses Shakespeare'» auf die Gebiete deS geistigen Schaffen» bi» zu unsrer Zeit; Betrachtung der scenischen Darstellungen seiner Dramen auch in der Gegenwart und Auffassung der Charaktere; bibliographische Uebersichten; Abhandlungen über die Komposition der einzelnen Stücke und aufklä- rendr historische und ästhetische Untersuchungen. Wir möchten letztere» bestimmter so fassen: höhere ästhetische Kritik der Dramen Shakespeare»; culturhistorisch: Dar stellung und Erläuterung der Zeitzustände, unter drnen der Dichter schrieb; literarhistorisch: Erforschung seiner Beziehungen zu seinen Vorgängern ««d Aettgenoffen Der seit Kurzem edirte erste Band des Jahrbuchs*) beweist den regen Eifer und die umsichtige Kenntniß, womit Bodenstedt dies verdienstliche Unternehmen be gann und die dabei für den Anfang bestehenden Schwie rigkeiten überwand. Daß das „Erreichte" in diesem ersten Jahrgange — auch nach der Meinung des Her ausgebers — noch hinter dem „Erstrebten" zurückbleibt, werden die Kenner und Verehrer Shakespeare's, für deren engern Kreis das Jahrbuch seinen Zwecken nach bestimmt ist, natürlich finden; und sie werden eingedenk bleiben, daß nur ihre Theilnahme an dem Unternehmen das allmähliche Ergänzen des Fehlenden fördern kann. Wissenschaftlich Tüchtiges ist mancherlei in diesem Jahr gange geboten und mehrere Aufsätze sind von bleiben dem Werthe für die ShakeSpeareliteratur. Professor Koberstein giebt eine kurze, scharf gezeich nete Darstellung des fortschreitenden Bekanntwerdens „Shakespeare's in Deutschland". Professor Delius be leuchtet in einer gediegenen, speciell analysircnden Ab handlung über Shakespeare's Sonette die diesen ge wordenen, auf persönliche Verhältnisse und Lebensbe- zirhungen des Dichters deutenden Auslegungen. In zweifelloser Weise und in strenger historisch-philologi scher Forschung weist er diese, mit mehr Phantasie als gesundem Sinn thätigen Interpretationen zurück und rettet den Sonetten die natürliche Quelle ihre- Ur sprung»: die freie dichterische Production. Professor Ulrici behandelt da» Vrrhältniß Christoph Marlowe'» zu Shakespeare und führt in sehr ausführ lich gründlicher und auch sehr wahrscheinlicher Weise den Bewri», daß die beiden, Marlowe zugeschriebenen alten Stücke, welche dem zweiten und dritten Theile Heinrich » VI. zu Grunde liegen, nur Jugendarbeiten Shakespeare'» sein können. *) H«rlH' Gear» Reimte Ein Aufsatz „Hamlet in Frankreich" von Professor K. Elze legt dar, wie „Hamlet" gewissermaßen der bahnbrechende Pionier für Shakespeare's Dramen im Auslande war, und giebt eine interessante Anschauung von der nationalen Antipathie des französischen Geistes gegen das Verständniß Shakespeare's. Mit manchen Ansichten des Verfassers kann man sich indessen schwer lich einverstanden erklären. Die herbe Abweisung de» Werkes von Victor Hugo zeigt nicht von richtiger Wür digung desselben sowohl für Frankreich als für un». Neben irrthümlichen Vorstellungen, Oberflächlichkeiten und brillant pointirten Phrasen, die der französische Standpunkt wenn nicht entschuldigt, doch erklärt, hat Victor Hugo Aussprüche dichterischer Schätzung über Shakespeare in charaktcrisirender Art über seine Dra men und einzelne ihrer Figuren gegeben, die bedeutend und genial in Gedanken und intuitiver poetischer Auf fassung vielen deutschen doctrinären Detaildeuteleien glänzend gegenüberstehen und mit ihren großen An schauungen und kühnen befruchtenden Ideen weit lebens kräftiger wirken. Einen ähnlichen gedankenanregenden Werth durch Geist, innere Wahrheit und Darstellung darf auch — und ohne Concurrenz in dem Jahrbuche — A. Schöll'» Aufsatz „Shakespeare und Sophokles" in Anspruch nehmen: eine Parallele zwischen Briden hinsichtlich der äußern Ueberlieferung ihrer Werke, hinsichtlich ihr« Bühne und ihrer klassischen Bedeutung. In „Marginalien zum Othello und Macbeth" giebt H. Köster seine Ansichten über einige sich widersprechende Stellen und über DeSdemona und Lady Macbeth. Er geht nicht dabei von wohlmotivirten Ausgangspunk ten zu so writ führenden unmotivirten und hineinge- muthmaßtrn Konsequenzen, daß da» kleine Maß der Wahrheit in seinen Bemerkungen — z. B. über Des-
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