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Deutsche allgemeine Zeitung : 01.11.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-11-01
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184411018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18441101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18441101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 2704 in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-11
- Tag1844-11-01
- Monat1844-11
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 01.11.1844
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Nr. 306 1. November 1844. Freitag WM Deutsche Allgemein« Zeitung. r°M «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «eb-rblick. Deutschland. *Aus dem Ernestinischen Sachsen- Die Auswanderung. * Leimig. Die obergebirgischen Frauenvereine. — Sachsen und die Prä dicatsfrage. — Wahlverordnung in Württemberg. — Die Verfassung in Oldenburg. — Hamburger Sammlung für Klausthal. PreuHen. "Von der Oder. Der Staatsaufwand für die Confessionen- *Kreslau. Die Vorwahl der Candidaten des Bisthums. -f Erkürt. Die barmherzigen Schwestern. — Schmugglergefccht. — Freiligrath. — Der Handwerkerverein in Äcrlin. Nefkerreich. Wien. Erzherzogin Sophie. General v. Wrangel. Spanien. * Paris- Die Verfassungsänderungen. Die Königinnen. Es partero. — Die Staatsschuld und die Bevölkerung. — Angebliches Fa- milienprojcct. — Espartero's Manifest. Das Journal des Debats über die spanische Reform. Großbritannien. Das Morning Chronicle über Frankreichs Politik in Griechenland und Spanien. Die Einweihung der neuen Börse. Uebungs- geschwader- Der chinesische Vertrag. Der Lordmayor Frankreich. Das Journal des Debats über Belgien. Gomcr. Alge rien. f Paris- Politische Debatten. Belgien. Budget. Präsidenten. Schweiz. Verfassungsabstimmung in Wallis. Italien. Protectoratsverein in Mailand. Dänemark. *Von der dänischen Grenze. Die Successionsfragc. Die Adrcßdebatte. Der Sundzoll. Der Kronprinz. Schweben und Norwegen. Stockholm. Der Sundzoll. Rußland und Polen. *pon der polnischen Grenze. Die russische Flotte. Personalnachrichten. Wissenschaft und Ftunß. "Hamburg. Die Asche Karl Maria v. Wc- ber's- — Beschlagnahme einer Schrift- — Ehrcndoctorcn- — Denkmal Rossini's. — Büchereinfuhrzoll in England. Handel und Industrie. * Karlsruhe. Gasbeleuchtung. Möller. Cho- coladcfabrik- — Eisenbahnen. — Berlin. Neueste Nachrichten. dtnkündigungen. Deutschland. * Aus dem Ernestinischen Sachsen, 28. Oct. Nach den neuerdings in der Times (Nr. 295) über Bevölkerung, deren Vcrmch- rung und deren Werth geäußerten Ansichten scheint der von MalthuS in seinem berühmten Buch: ,,^n «»> Population", ausgesprochene Grundsatz, „daß jedes Uebermaß der Bevölkerung nachtheil- und gefahr bringend ist", in England vergessen und unbeachtet zu sein, trotz dem, daß dort vielleicht noch mehr als auf dem Kontinent Gründe zu dessen Aufrcchthaltung vorhanden sein dürften. Trotz alles Scharfsinnes der Argumentation fällt dem Artikel doch eine gewisse Inkonsequenz insofern zur Last, daß anfangs das Glück der großen englischen Menschenmenge als Mittel, ihr Gebiet und ihren Handel wie einen Mantel um die ganze Welt zu schlingen, gelobt, dann aber alle Auswanderung getadelt und die Arbeiterklassen zum Beharren im Mutterland aufgefodert werden. Das Erblicken eines Unglücks in der Uebervölkcrung wird für arges Unrecht erklärt, da der Menschen, als der edelsten Geschöpfe, nie zu viel wer den könnten, jede Geburt eine Segnung sei und daher nie zu einem Fluche werden könne. Läßt sich die Behauptung in Beziehung auf den ganzen Erd ball im heutigen Zustande der Dinge allenfalls noch verthcidigcn, so gehört doch offenbar das dafür gebrauchte Argument in die Kategorie der Spe- cioscn, die recht blenden, allein nie zu überzeugen vermögen. Eine Wir kung kann im rechten Maße wohlthätig, allein nichtsdestoweniger im Uc- bermaßc unheilbringend sein. Dafür bietet die moralisch-physische Welt unzählige Beispiele dar. Eine Eigenschaft in rechter Mitte ist Tugend, Laster im Extrem. So ist es mit Sparsamkeit und Geiz, mit Freigebig keit und Verschwendung, mit Glaube und Aberglaube, mit Milde und Schwäche rc. So ist es mit den belebend-schaffenden, zum Leben un entbehrlichen Elementen des Feuers und Wassers, der Wärme und Feuch tigkeit, die in rechter Mitte reichen Segen, im Uebermaße Fluch und Vernichtung bringen. Und so ist es auch mit der Bevölkerung, die bis zu einer gewissen Grenze zum Staatswohle, zu dessen kräftiger Entwicke lung unentbehrlich ist, wahrend jeder Schritt über jene hinaus zu Noth und Armuth, zur Unzufriedenheit und Entsittlichung führt. Bedenkt man, daß der Staatszweck weniger auf die Vermehrung seiner Angehö rigen als auf die ihres Glücks und Wohlseins gerichtet sein muß, so wird man sich auch mit der Behauptung cinvcrstchcn, daß, wenn auf einem ge gebenen Raum eine gegebene Bevölkerung sich eines Wohlseins erfreut, was durch deren Zuwachs gestört werden würde, dessen Abwehrung zur Rcgicrungspflicht wird. Diesem von den Weisen des Altcrthums, von Solon, Plato und Aristoteles*) empfohlenen Grundsätze folgend, ver wendeten Griechen und Römer ihre überzählige Bevölkerung zu Begrün dung jener weitverbreiteten, blühenden Colonien, deren Ucbcrreste der herr lichsten Bau- und Bildhaucrwcrke, so weit der Zahn der Zeit und die Barbarei sic verschonte, wir noch heute als unerreichbar bewundern. In gleichem Sinne hat England gehandelt, was seit Jahrhunderten mit Bil dung und Ausdehnung seiner Colonien unaufhörlich und erfolgreich be schäftigt war; und Gleiches muß auch vom übrigen Europa und nament lich von Deutschland geschehen, wenn nicht anders Pauperismus und Ar- beitcrunruhen zur traurigen Tagesordnung werden sollen. Die jetzige Be völkerung unscrs Wcltthcils, zwischen 220—2Z0 Mill, schwebend, erhält einen jährlichen Zuwachs von mehr als l Mill. Menschen, deren Woh nung, Nahrung und Beschäftigung Verlegenheiten herbciführcn muß, da die dazu erfoderlichen Mittel weder so schnell noch so ausdauernd zu ver schaffen sind, als cs die unbeschränkte Zeugungskraft des Menschen er- heischt. Fehlt cs in Rußland, in Oesterreich nicht an großen, wenig be völkerten, culturfähigcn Strecken und sind kleinere auch in Preußen, Han nover und Baiern vorhanden, so ist zu deren Benutzung allemal Aus wanderung erfodcrlich, da in Sachsen, Schwaben und den Rheinländern der cultursähige Boden für die Menge der arbeitsfähigen Arme unzurei chend ist, und wir es lebhaft bedauern würden, wenn der rüstige, geduldig unermüdete, zum Landbau vorzugsweise befähigte deutsche Volksstamm an Spindel und Wcbcrschiff immer mehr verkümmern müßte: denn daß dies durch anhaltende Fabrikarbcit geschieht und in den eigentlichen Fabrik orten ein verkümmerter Menschenschlag aufwächst, darüber lassen die eng lischen Reports und unsere deutschen Conscriptionslistcn, die bereits für solche Orte 50—60 Proc. Dienstuntaugliche Nachweisen, keinen Zwei fel übrig. Wird ferner in jenem Artikel der Times mit der Ermahnung an Grundbesitzer und Pächter, sich mehr an die Bearbeiter als an den Bo den anzuschlicßen, die Bemerkung verbunden, „daß der Mensch daS beste Vich sei", so glauben wir diese als unwürdig und unwahr rügen zu müssen. Denn ist allerdings für manche Arbeiten die intelligente mensch liche Hand unentbehrlich, so zeigt sich dagegen bei der Mehrzahl des heu tigen Fabrikbctricbs Thier und Maschine wohlfeiler als der Mensch und hat eben dadurch die doppelt ungünstige Thatsache hcrbeigcführt, daß ein Ucbcrfluß der Arbeiter vorhanden und deren Verdienst ein so hcrabgedrück- ter ist, daß er zum nothdürftigcn Unterhalte kaum ausrcicht und an eine bessere physisch-moralische Ausbildung nicht zu denken ist. Und da in un serm hoch civilisirtcn westlichen Europa, in unserer heutigen selbstsüchtig ccntralisirendcn Zeit eine baldige, kräftige Verbesserung jenes Uebels zu den Unwahrscheinlichkeiten gehört, so muß der Mensch gleich der Biene den alten Stamm und Stock verlassen und eine andere Heimat, Eigcn- thum und Vaterland da suchen, wo seine Kräfte mehr wcrtb sind, wo er sich freier zu bewegen, selbständiger zu entwickeln vermag. Also Auswan derung! Allein wie und wohin diese erfolgen soll und kann, das ist die schwierige, in allen öffentlichen Blättern fortwährend verhandelte Frage, die auch mich vielfach beschäftigt hat, ohne bis jetzt zu etwas Anderm als Wünschen und fruchtlosen Planen gelangen zu können. Abgesehen von einer Kritik einzelner Vorschläge und von den nach und nach schwierig wer denden Niederlassungen in den Vereinigten Staaten bürsten wol drei Punkte die Aufmerksamkeit deutscher Negierungen zunächst verdienen: Tejas, die Mosquitoküste und die östlichen Oonauufcr; ich schweige über Algerien, da ich nach Maßgabe srühercr Erfahrungen dem französischen Colonisa- tionstalcnte nicht recht vertraue. Für die beiden zuerst genannten Punkte haben bereits Vereine hochstehender Männer Vorschritte gethan, während sonderbarerweise für die dritten, uns näher liegenden Lande noch nichts geschehen ist. Daß die mittlere und obere Region von Tejas ein herrli-, chcs, auch für eine deutsche Bevölkerung vollkommen geeignetes Land ist, läßt sich nach den darüber vorliegenden deutschen, französischen und eng lischen Reiseberichten nicht bezweifeln; was wir aber von den bürgerlichen und politischen Verhältnissen dieses Landes hören, empfiehlt die Aufschie bung eines dahin gerichteten Colonisationsplans, da die hier und da noch durch Wilde bedrohte Sicherheit der Person und des Eigcnthums in einer spärlichen, wenig zuverlässigen Bevölkerung keine Gewähr findet, und ein Schutz verheißender, fest geregelter Zustand der Dinge erst nach Entschci- *) Die Erinnerung an Aristoteles läßt vic Bemerkung beifügen, daß junge Männer, die sich der Staatsökonomic widmen, folgende Schriften nicht ungelesen lassen mögen: „Die Politik" von Aristoteles, „Der Fürst" von Maechiavelli, „Der Geist der Gesetze" von Montesquieu und „lieber Bevöl kerung" von Malthus, da in ihnen wol das Höchste und Beste enthalten ist, was über Zweck und Grundformen des Staats nur irgend gesagt werden kann- Viel ausgezeichnetes hierher Gehöriges enthalten auch die beiden er sten Bände von Tocqueville's „vömocratio clo l'^möriguö", ohne jedoch eine Gleichstellung mit jenen Werken zu gestatten.
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