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Erzgebirgischer Volksfreund : 23.02.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-02-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193402234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19340223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19340223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Hauptausgabe und 1. Beiblatt in der Vorlage nicht vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1934
- Monat1934-02
- Tag1934-02-23
- Monat1934-02
- Jahr1934
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 23.02.1934
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Mz-evlrKsGer Dölksfieünd LS. Yedtuar 1SS4. Dtrläg: L M --Bm. Au«, Wallenstein, ein deutscher Staatsmann verlor den Glauben an Albrecht Wallenstein, Herzog zu Friedland. (Nach einem zeitgenössischen Gemälde). Die Mvr-nachi. Wallenstein zog nach Eger, wo er sich sicher glaubte. Die Armee bröckelte langsam ab. Die Offiziere, noch Landsknechte im Sinne des alten Säkulum, waren der Lage nicht gewachsen, verstanden das Neue überhaupt gar nicht. — Jetzt, in der Höch, sten Gefahr, sandte Wallenstein Boten an Bernhard von Wei mar und fordert? ihn auf, nach Eger zu kommen. Denn nun mehr ging es nicht mehr um seine Politik, sondern um seinen Kopf.. Weimar brach auf, kam aber bereits zu spät. Am 24. Februar 1634, um Mitternacht, wurde der Feldherr unter Bei hilfe des Kommandanten von Eger, des protestantischen Schot ten Gordon, des gleichfalls schottischen Oberwachtmeister Leslie und des irdischen Obersten Butler ermordet. Vorher waren die ihn, treu gebliebenen Offiziere Ilow, Terzky, Kinsky, Neumann wahrend eines Gelages abgeschlachtet worden, dann stieß der Ire Devereux im Schlafzimmer des Feldherrn dem schweigend Dastehenden die Partisane in die Brust. Im Tode breitete der Friedländer die Arme aus und fiel ohne einen Laut zu Boden. lieber "und erwünschter gewesen als der Krieg. Im Besitze der weilestgehxnden Vollmachten, die je ein Monarch seinem Tie haben sich ungern von einander getrennt, Kaiser und Feldherr, Der Einbruch des Schwedenkönigs Gustav Adolf in Deutschland, die schwere Gefahr, die von dorther mit einem Mal für die Gesamtstellung des Hauses Oesterreich sich erhob, brachte sie alsbald wieder einander näher. Indem Wallenstein im Sommer 1632 den König ohne Schlacht aus Süddeutschland nach Norddeutschland drängte, vollbrachte er seine mMärische Meisterleistuna. Aber der Feldherr selbst verlor den Glauben an die Ersprießlichkeit weiterer Kriegs- führung. Zehn siegreiche Schlachten, sagte er, würden den Kaiser doch nicht zum Herrn in Deutschland machen. Von Anfang an war rym das Spiel der Verhandlung General gegeben, erfüllte ihn fortab vollends der Gedanke, um den Preis der Ausgleichung der beiden Bekenntnisse in Deutschland Frieden zu schaffen. Indem er immer sorgloser die Helfer zu einem derartigen Werke wählte und sich immer stärker mit der Idee vertraut machte, den Frieden auch gegen den Willen des Kaisers, der an der katholischen Glaubensein heit festhielt, durchzubringen, geriet er in jene schuldhafte Verstrickung, die ein unvoreingenommenes Urteil nie anders denn als Verrat bezeichnen kann und aus der heraus er daS Schicksal seines Unterganges in Eger selbst heraufbeschwor. Drei politische Gedankengebäude stehen in diesen Ein-, gangsjahren des Dreißigjährigen Krieges einander gegenüber, keines ohne Größe: Die Verbindung kaiserlicher Reichsge walt uns katholischer Glaubcnseinheit bei Kaiser 'Mrdi-- - Mmd-«.> diePMMHH MeS^tdisch-MLdetEenW^ testantenreiches unter schwedischer und vielleicht einmal brandenburgischer Führung bei König Gustav Adolf, die auf Gleichhaltung beider Bekenntnisse aufgebaute und mit den Interessen der Donau- und Balkanwelt verbundene deutsche Zentralgewalt des Hauses Oesterreich bei Wallenstein. Wer wollte bestreiten, daß der letzte Gedanke der aussichtsreichste war, schon darum, weil in seinem Plane das ganze Deutsch land und nicht bloß ein Bruchteil davon seinen Platz fand! Der Traum Gustav Adolfs versank mit seinem Schöpfer. Dem Gedanken der christlichen Einheit des Abendlandes har mit seinem Protestanten-Friedcu ein Jahr nach Wallensteins Tode der Kaiser selbst entsagen müssen. Für das Andenken des Toten aber wurden die kommenden Kriegsjahre, die er mit seiner Friedenspolitik hatte verhindern wollen, eine schwerwiegende Rechtfertigung, und heute vielleicht lebhafter als in vergangenen Tagen fällt aus solchen Erwägungen und Empfindungen Herans ein Heller Lichtstrahl auf die vom Zwielicht umfangene Gestalt. DerFrie-I«n-ee tritt in die Meltgefchichte eist Mit Genehmigung des Verlages Gerhard Stalling, Oldenburg i. O., veröffentlichen wir au» dem Werse A. Tiefenbach „Wallenstein. Ein deutscher Staatsmann* X Schriften an die Nation Nr. 16, in jeder Buchhandlung zu NM. ILO erhältlich), den nachstehenden Abschnitt. Im Winter 1624/25 lief in der Wiener Hofburg das erst« Schreiben des erlauchten Albrecht Eusebius von Wallensteip, Herzog von Friedland, ein, mit welchem er sich erbot, für den Kaiser eine Armee von 46 000 Mann aufzustcllen und sie in den Krieg zu führen. Man trug in Wien anfänglich Bedenk?«, gleichsam, als ob man hier schon die spätere Gefahr wittere. Es gab Rückfragen; 20 000 Mann würden doch genügen. Wal- lenstein antworiete, daß er am liebsten sofort 50 000 aufbringen würde. Wien entschloß sich: der Herzog von Friedland sollte zuerst 20000 Mann ins Feld stellen, „jedoch in fernerer Wer bung nicht beschränkt sein". Unter dem 25. Juli 1625 ward des Herrn von Wallenstein Bestallung zum „General-Obristen- Peldthauptmann" ausgefertigt und ihm ein „Jnterteniment" (Gehalt) von monatlich 6000 Gulden bewilligt. Cs war für Wien die höchste Zeit; just in diesem Momen? begann der bisher innerdeutsche Kampf europäische Ausmaße anzunehmen. England und Holland hatten Christian IV-, König von Dänemark, vermocht, dem Kaiser beu Krieg zu er klären und in den nierdersächsischen Kreis einzurücken, dessen Hauptmann der Däne als Herzog von Holstein war. Damit er weiterte sich die Kampffront zu ungeahnten Möglichkeiten. Bis her hatte der Kaiser, Ferdinand II. aus dem Hause Habsburg, juristisch und tatsächlich nur gegen unbotmäßige und aufrüh rerische Lind- und Reichsstönde gefochten, und die europäischen Mächte, von Spanien abgesehen, sich mit Subsidienzahlungen und kleinen diplomatischen Demonstrationen begnügt. Der Düne erschien als erster Condottiere fremder Mächte auf deut schem Boden. Jetzt erst, sieben Jahre nach jenem verhängnisvollen „Pra- der Fenstersturz" vom 23. Mai 1618, können wir von einem Kriege sprechen. — Wir müssen überhaupt in bezug auf jenes gewaltige Geschehen vor 300 Jahren alle Begriffe und Borstel- lungen umformen, die uns eine landläufige liberale Schul- Historik bisher vermittelt hat. Das Wort „Dreißigjähriger Krieg" vexführt zu der Annahme, daß es sich nm eine einheit liche Kampfhandlnng gehandelt habe, die mit einer Kriegs erklärung begann, um fester Ziele willen von einigen ganz be stimmten Partnern durchgeführt wurde und mit einem AMH densschluß endete. Bor allem ist bisher der Eindruck worden, als seien alle Portner in vollster Erkenntnis MW wobei sie sich lediglich über dje/Dauer dessesbejr getäuscht hät ten. — All dies Ist in der Betrachtung schief. Jene Schulhistorik möchte vor allem den Kriegsanlaß darin suchen, daß der Bund der Protestanten, die „Union", und die Vereinigung der katholischen Fürsten, die „Liga", gereizt und voll wilder Spannung gegenübergestanden hätten, bis schließ lich die Schwerter aus der Scheide flogen, nm die große Frage, ob Deutschland katholisch oder evangelisch wciterlebcn solle, auf dem Kampfacker auszufechtcn. So einfach lagen die Dinge nicht — besser gesagt: nicht mehr. Die im Jahre 1608 in Ahau sen vom Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz gegründete „Union" umfaßte nur Württemberg, Pfalz-Neubnrg, Baden, Ansbach-Bayreuth und Anhalt. Der im Jahre darauf von, bayerischen Kurfürsten Maximilian formierten „Liga" traten nur die Krummstabträger von Augsburg, Passau, Regensburg, Konstanz, Kempten und Ellwangen bei. Beide Gruppen um faßten also nur einen Bruchteil der protestantischen und katho lischen Reichsstönde, waren überdies noch unter sich uneinig und drahten bis 1618 mehrere Male auseinanderznfalien. Gewiß hatte Maximilians Ueberfall auf die Freie Reichsstadt Donauwörth (1607), die er mit Gewalt rckatholisicrtc, die Ge müter mächtig erregt, aber an Krieg dachte niemand. In . Deutschland hatte Uber ein halbes Jahrhundert so etwas wie Frieden geherrscht, allen großen Konflikten war man aus gewichen; seit dem Schmalkaldifchen Kriege (1546) zerblättertcn die großen religiösen Gegensätze mehr und mehr. So müssen wir schon an eine große kosmische Gewalt glau ben, die dennoch die europäischen Völker in diesen gewaltigen 30jährigen Kampf hineinschickte, an ein großes Schicksalsgcsetz, das sich irgendwie das Jahr 1618 zum Stichtag wählte, um alle bis dahin schlummernden Wünsche, Konflikte, Verwicklungen und Gegenfätze mählich aufbrechen zu lassen und Europa zum Feld des Fackeltanzes zu machen. Ein Wort aus unseren La gen springt einem auf die Zunge, jenes Work, das der Eng länder Lloyd George über das Jahr 1914 aussprach; genau so wie diesmal sind vor 300 Jahren die Völker in den Krieg „hineingestolpert", mehr Getriebene als Treibende. Zu seinem M. Tv-eslag am 25. Februar 1SL4 von IlniversMsproWor Dk. Keinrich Aretschmayr-Wien. Am Zmlettchl -er Meinungen. Er ist dem deutschen Volke immer seltsam nahe gewesen, in Licht und Schatten, der Mann, in dessen Seele sich Ueber- Hebung und Untcrordnungsbcdurfnis so eigenartig verbinden, der verratene Verräter. Sein Wollen und Wirken hat stets aufs neue die Phantasie und das Wahrheitsverlangen der Zeitgenossen und Nachlebenden angeregt und aufgerufen, bid der große Dichter seinem Leben die klastische Gestaltung und d«r große Geschichtsschreiber ihm die klastische Beschreibung Hegev?« haben, Schiller und Ranke. Wenn heute zum Dreihundertiahrestag seines Todes unserer leidenschaftlich von Gedanken politischer Neuord- nungen erfüllten Gegenwart eine Lebenswürdigung des Feld herrn? besonders nahe liegt, so werden weniger die Erstaun lichkeit seines Aufstiegs und die Schrecken seiner Katastrophe, weniger die militärischen Taten als vielmehr die Gedanken Und politischen Pläne Wallensteins inmitten des Maßen Dramas, jn dem um die Zukunft Deutschlands ge- kämpft wurde, bctrachtenswert erscheinen. Sein Leben ftcigt nicht rasch zu den Sternen 'empor. Er zählte fast vierzig Jahren als ?r, durch die Gunst des Erzherzogs und Kaisers Ferdinand II. gefördert, in den Eingangsjahren des Dreißig jährigen Krieges ausgedehnte Landschaften und Reichtümer ,N Pohmen NNd damit eine ungewöhnliche Stellung gewann. Es war kein unbekannter Mann, der sich im Frühjahr 1625 erbot, dem Kaiser neben und das heißt über der deutschen Fürsten-Armee ein kaiserliches Eigenheer aufzustellen und zu «ihren. Jin Herbst 1583 aus wahrscheinlich doch halb- veutschem, protestantischem Geschlechte geboren, dann Katho- iik geworden, viel m Krieashandlungcn hernmgekommen, ging er nun in Glück und Glanz hinein, trug die kaiserlichen Waffen siegreich , an die Ostsee, in die Marken des Königs bon Dänemark, des deutschen Protestanteuführers, hinauf, zewänn zu Master und Lande fast souveräne Gewalt über die Armee, wnroe Reichsfürst und Herzog von Mecklenburg, erschien als der Mann, der das protestantische Deutschland unter den Willen des katholischen Kaisers zwang. In Wallenstein lebten von Anfang an ausgedehnte Vor- stellnngcn einer mächtigen kaiserlichen Zentralgewalt im deutschen Reiche. Die vier großen Jähre von 1625 bis 1629 sind ganz von ihnen erfüllt. Er wollte das Haus Oesterreich Über Dänemark, Holland, Schweden hinweg zur Vormacht in der Ostsee und znr Erbin der dahinsinkenden Hanse machen, eine mächtige Ländcrgruppc von der Ostsee bis zur Adria sollte Deutschland — dies hat schon Schiller wohl erkannt — schützend und zugleich zwingend umfassen, die Zerstörung der schwedischen Flotte und der Vormacht von Venedig in der tldria sollten diesem ostdeutschen Staat dcS Hauses Oester reich im Norden und Süden gleichsam wirtschaftliche Aus- falltore schaffen. Dieser ostdeutsche Staat würde als Grund- ^a«.._hiug?rei<^ di^ MrM WaMvoMomMenheit -über die Verschiedenheit der Konfessionen und der deutschen Landesobrigkeiten mit ihrem Partikularismus und Födera- lismus hinweg zu erstrecken und die so gesammelten Kräfte des neu aufgerichteten deutsch-kaiserlichen Imperiums zu einem entscheidenden Feldzug in die Türkei und zur Wieder- aufrichtung des zweiten, des byzantinischen Kaiserthrons ein- zusetzen. . 'Man schelte diese Gedanken des siegreichen Trägers kaiserlicher Machtvollkommenheit nur nicht Phantasie! Ernes freuich war notwendig: daß der Kaiser selbst sich entschlossen an die Seite seines Generals stellte. Eben das geschah nun nicht. Der Imperialismus absoluter deutscher Kaderpolitik, wie Wallenstein ihn dachte, gab keinen Raum für konfessio- . nell« Rücksichten, der politische Reichseinheitsaedanke stand ihm höher als die konfessionelle Frage. Kaiser Ferdinand II. aber verblieb innerhalb der traditionellen Gedanken seines Hauses, innerhalb deren eine politische Einheit ohne Glaubenseinheit unvorstellbar war. So gerieten Kaiser und Feldherr, durch den Gedanken starker Reichseinheitsgewalt verbunden, durch die religiöse Frage getrennt, in Gegensatz, der Kaiser erließ im März 1629 das Restitutionsedikt ganz gegen den Willen des Feldherrn und gab dem Drängen der m ihrer Landesgewalt durch Wallenstein tödlich bedrohten deutschen Fürsten Rauin, seinen General als Unruhestifter zu entlassen. Links: Der Mord an Wallenstein nach einer zeitgenössischen Darstellung. Recht«: Der'Hof des Stadthauses in Eger, in dem Wallen stein am 25. Februar 1884 durch Verrat seiner Nnter- fühter den Tod fand.
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