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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930704016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893070401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893070401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-04
- Monat1893-07
- Jahr1893
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Bezugs-PreiS A h«Xt»»»ditt»» »d« de» i» Etnd«. öeiirk «X de» Vororte» errichtet«» «u«. -ubesielle» ,b,«tz,l»: otenrljüdrttch^a^ sei »»«imaliarr täglicher Znft«U»n, in« Hau» Us bLL Durch die Post bezog«, für Deutschland uud Oesterreich: vierte i>ihriich ^i 6.—. Direct» tägliche KreuzbaadieaLun« iX LXlaud: monatlich >« 7chü- Li» Morge»-»»«god« erscheint tigNch'/,? llh^ di» M»X«XgX« «ochruta»» » lltzr. LrLactio« «nd (krreLitio«: AoXnoXgafie 8. LieErveditto» tp Woche»t»g« »aaaterdroche» ge»S»«1 x» srflh « dt« «d»X 7 UX. Filiale»: Vit» Me««'» Eortt». (Alfred -atz»^ Uaiversitättltraß« 1« Le,l« Lösche. Iichxinxstr. 1«, pari. »X KS,ig«vl»tz 7. Morgen-Ausgabe. UchMer Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Slnzeigen-Prei- dle 6 gespaltene Petitjeile SO Pfg. Neclame» uuler demArdacti»»«strich sch«« spalte») 50-4, vor de» Famili«»»ichrichtr» (6gespalten) 40-^. Größere Schriften laut uajere« V»i«- verzeichaib- Tabellarischer uud Ltff«>ie> »ach höherem Tarif. Extra-Vri tagen (gesaltt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postdeförderung SO.—, mit Postbesörderu»g ^ 70.—>. Ännatsmefchlub für ^azelte»: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Kd». Morge»-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. koun- und Festtags früh '/,S Uhr. Lei den Filialen und AnuahmesleN«» je «t« halb« Etuad« frühe». A»zet»r» sind stet« an dt« ExPeditt»» zu richte». Druck und Verlag vo» L. Pol» i» Leipzig. ^ 338. Dienstag den 4. Juli 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutmachuu-. Dir öffentlich ausgeschriebene Lieferung und Verlegung von Grauitfchwrlle« entlang der Westseite de» AuguftuS-Platze» stad vergeben worden. Die anberücksichtigr gebliebenen Vewerber werdeu deshalb hier- durch aus ihren bez. Bngedvlen entlassen. Leipzig, am 27. Juni 1893. Der Rath der Gtadt Leipzig. le. 3245. De. Georgi. Lichorius. Gesucht wird der am LS. Februar 1852 in Neuschönefeld geborene Maurer Larl Gustav Falkner» welcher zur Fürsorge für seiue Familie an- zuhalteo ist. Leipzig, de» LS. Juni 1893. Der Rath der Stadt Leipzig, Rrmriiamt. Abth.U. RH. 1091 o, Hentschel. Räber. Nachdem der bisherige Referendar Herr De. lur. Traugott Withrli« JitiinS Friedrich »riigrr am l. diese« Monat« al« Lriinlnal-Eoniuiissar bei dem unlerceich- »etru Amte in Pflicht genommen worden ist, wird Solches hierdurch zur öifealltcheu Kenatniß gebracht. Leipzig am 3. Juli 1893. La« Poli^riamt der Stadt Leipzig. Stellvertretung: vr. Schmid. Dgr. Vitbstahls-Üekattutmachuug. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) L Stück Mailänder IS-KrcS.-Loose, Serie 6652 Nr. 42 »ad 49, vor ca Jahresfrist: L) et»r flldrrne Unter - Lavonettuhr — Schlüsseloufzug — ohne Goldrand, mit kurzer breiter Talmikette, am 29. v M.; 3) ein goldener Ring, neu, mit Brillant, vom 18. bis 19. v. M.; 1) eine lt-itlarinette mit Schnabel und 3 Llfeabeinnngen, in schwarzem Tuchsutteral, am 25. v. M.; 3) I Stück Elsenbetu-Villardbälle — ein rother, eia weißer and «in Kreuzball —, am >5 v. M.; S) et« ^««»oflene» Plaid mit wellig sichtbaren rochen Tapsen, a» SO. ». M; 7) ei» T««merüderziehkr, dunkelgrau glatt, mit dunkel braunem Futter, graue» Hornknvpsea und Lettchenhenkel, am 2b. v. M.; 8) eine seine schwache Bogen-Peitsche» gelblackirt, mit weißen geflochtenen Riemen. Mitte März d. I. S) 250 Stack grldr und 220 Stück rothe Mauersteine, seit Mitte v. M.; 10) ein Handwagen, vierrädrig, blaugestrichen, mit Kasten aufsad. hölzernen Sperr leisten und der Firma „kru»t Kullert, Lvuoo- »ita^, Daraus et« Packet schmutzige Wäscht, uugezeichuet, am 11) et« Leiterhandwagc«, vierrädrig, rothbraun gestrichen, an einer Leiter eine Sprosse ausgebrochen, am 24. v. M. Gttoaiae Wahrnehmungen über den Verblieb der gestodlenen Gegenstände oder über den Thäler sind ungesäumt bei unserer Triminalabtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 3. Juli 1893. La« Potizei-Amt der Stadt Leipzig. I« Srellvertretung: Dr. Schmid. Or. Fincke, Trim -Tomm. Gefunden oder al« herrenlos angcmeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. bis 30. Juni 1893 folgende, zum Theil auch schon srülier gefandene oder voo verübten Diebstählen herrührende Gegenstände: etne goldeue Ta«uen»hr mit Kette, riur stidcrur Herrru- »tzr mit Kette, Geldbeträge von 10, L und :t >i. eink grätzere Anzahl Brirsmarken, mehrere Portemonnaie» ohne Inhalt und m» Beträge« bi» zu 2 >1 40 H, lheils mit ansläudischeu Vriesmarlen, mehrere Armbänder, verschiedene Broschen, eine Radel. L Trauriuge, darunter einer mit eingrstochenem und «»»er mit eingravirtem Zeichen, mehrere LeihdauSscheine, eine Mappe mit Noten, ein Klemmer, 3 Brillen, mehrere Schirme, darunter ein bereits im Februar d. Js. gefundener Damenfonnenschirm, rin Paar Glagähandschuhe. 6 Paar gefütterte Schuh-Hintertheilr, ei» Damaslkopskisjenbezug, eine Anzahl Schlüssel, eia Stad Rund- eisen, ein Gijenstab zu einem Ambui.-Wagen, ei» zugefloaener Lanarienvogei, ein zugelausener Ziegenbock, eine Partie Vlri- r»tzr, riu »irr- und rin zweirädriger Handwagen. Zur Ermittelung der liigenthümer wird die« hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welch« im U. Quartal 1892 Fundgegenstände bei uns abgegeben haben, aus, dies» Gegen- stände zurückznfordern, audernsall« hierüber de» Rechten gemäß verfügt werdeu wird. Leipzig, de» 1. Juli 1893 La« Polizei-Amt 3er Stadt Leipzig. In Stellvertretung: l)r. Schmid. Ml. Leklinntmnlliung. Durch Herrn Friedensrichter Pätz sind dem Unterzeichneten Lomitt nachstehende Stidnegelder überwiesen worden: in Sachen zv B. '/- E S 2, . . AR. /. «. P. . 50, » » A Sch. V. F- Sch. » 10, worüber hiermtt dankend quittirt wird. Leipzig. 3. Juli >893 Da« Somit« für die Ltnderbewahranftalt t» Leipzig-Aiiger-Lrottendors. I. A.: Reinhardt, Pasl. ew. Locialpolitische ttuudschau. e. Der Lärm der Wahlen ist verstummt. Die politischen Parteien halten Umschau auf dem Aampfselde; sie suchen^die Einzelheiten des schweren Ringen«, die Ursachen vo» Sieg und Niederlage festzustellen. Bezeichnend für diese Wahlen war da« stärker« Hervortreten zahlreicher wirtbschast»- politischer Forderungen. Dieselben wurden namentlich auch von den mittleren Enverb«classen, den selbstständige» Handwerkern und Kleinkausleuten erhoben, und sie baden, wie der Ausfall der Wadlen und die Begleiterscheinungen beweisen, einen starten Widerhall in der Wählerschaft gefunden. Auch die socialpolitische Seite der Forderungen de« Mittelstände« näher zu erörtern, die Anschauungen zu klären, daS Erreichbare von dem Unerreichbaren, da« sittlich Gute von dem Schlechten zu scheiden, w>rd eine ernste Pflicht der nächsten Zeit sein. Stärker als bei irgend einer früheren Wahl erklang der Ruf nach einschneidenden staatlichen Re- formen. Es würde von wenig Verständniß für die Bedürfnisse der Gegenwart zeuge», wenn man diesen Nus odne Weiteres als gänzlich underechligt zuriickweisen wollte. Es ist jedoch in der stillen Zeit, die ans die Erregung deS WahlkampfeS bosfenllich folgen wird, eine barte Nvlhwendigkeit auch für den Socialpoliliker, zur Besonnenheit zu niabnen und darauf hinzuwcisen, daß nicht Alles, mas man fordert, deshalb klug oder gut ist. Bei dem allgemeiner gewordenen Ruf nach der augenschrinlich von manchen Politikern für allmächtig gehaltene» Staatshilfe gilt eS auch nachdrücklicher zu betonen, daß diese Hilfe mit Vorsicht anziiwcnrcn ist. Es müssen »eben den Rechten vor Allem die Pflichten jedes Einzelnen betont werden. Auch a»S der letzten Wablbcwegnng kann man die Lehre ziehen, daß stattliche Reformen uud private WohlfabrtS» einrichlungen allein schroffe Elassengezensätzc »och keineswegs auSzugleichcn vermögen. Es muß das rein persönliche Wirken von Mensch zu Mensch auch im täglichen kleinen Bcrkebr hinzukommen. Unsere Sitte muß sich ändern; Reformen, Flugschriften und Borträge mit classenversvbnendcr Tenven; machen aus die arbeitende Bevölkerung nur geringen Eindruck, so lange die Besitzenden und Gebildeten in ihrer weit über wiegenden Mehrheit z» bequem oder zu hochsaiirend sind, sich persönlich um Denke» und Empfinden deS Arbeiters zu kümmern, gegen ibn Nächstenliebe auch in dieser Be> ziebung zu üben. Nickt Almosen verlangt der Arbeiter, wohl aber Verständniß für seine Lage und Achtung Bon keinem seiner Mitmenschen als Mensch zweiter Elasic behandelt zu werde», ist ein berechtigtes Verlangen jedes ehrenwertkcn Arbeiters. Er ist nickt mehr der stumpf dahin lebende Helot, er weiß, daß der Culttnfortschritt der Menschheit auch von ibm abhängt, er hat Einsicht und ein stark auSgrprägle« Ehrgefühl. DaS letztere soll nicht gemißbandelt, sondern durch ein tactvolleS persönliches Entgegcukouiiuen berück sichtigt, die erste« in die richtigen Wege geleitet sein. Beite« ist für die sogenannten höhere» Stänke eine leichte Ausgabe. Trotzdem haben sie dieselbe sträflich vernachlässigt. Auch ein Blick von dem politischen Blackselde hinweg in die reineren Freudeü der Natur ist beute für den Cocial- politiker nicht ohne Bitterkeit. Die Dürre der letzten Zeit wirkt in einzelne» Gegenden sehr niederdrückend aus die wirthschastlichen Verhältnisse der Landlente. Die Trockenheit zieht dem Bauer die Kuk aus dem Stall. H» Schleuder preisen muß er sein Vieh verkaufen, da kein Futter wächst. Hier ist rin NotbstantSgebict, aus dem lankwirtbsckastliche Eonsumvcreine, laiidmirthschastlicke DarlehnScassen und ähn liche Gemeinschaskcn durch Beschaffung von Futtermittel» Gutes stiften können. Leider wird diese» segensreichen Ein richtungen von den Bauern noch viel zu wenig Beachtung geschenkt. Sic rufen auch beule in der Nolb um die Er haltung deS BielistandeS nach der Hllfe des SraaleS; dieselbe möge gern gewährt werden und wird in manben G:genke», wie die Verhältnisse augenblicklich nun einmal liegen, auch wünschenSwertb sein, aber die gegenwärtige Noch sollte auch unter den Landwirlbcn dazu führen, den große» Werlh der Selbsthilfe, wie sie sich in den landwirlhschastl cheu Ver einigungen aller Art offenbart, mcbr schätze» zu lernen. Denn noch beute ist eS erforderlich, da« alte deutsche Wort: „Selbst ist der Mann* in Ckrcn zu batten Allerdings darf die Selbsthilfe sich nicht wider daS Wohl der Gesaniiittbeit wenden. Falsch verstanden unk zur Unzeit angewendck, schlägt sie den eigenen Mann. Auch a»S den winbschasiliche» .Kämpfen der Gegenwart lassen sich zahlreiche Beispiele zum Beweise nennen. Besonders die Auffassung der Selbsthilfe, wie eS seitens der Arbeiter vielfach geschieht, ist sür dieie schon oft von bittere» Folgen gewesen. Es lag di: Gesabr vor, daß kiese Art vo» Selbsthilfe auch in naher Zeit durch eine» großen internationale» Bergarbeiterstreik, der vom Brüsseler Congreß bekanntlich beschlossen ist, wieder erstrebt werden sollte. Aus jenem Bergarbeitercougreß schlug die Streitlust hohe Woge». Doch scheint jetzt die Besonnen beit ihr Recht zu verlangen. Ein deu'schcs BergmanuS'ttalt schreibt, daß der Streik im nächsten Winter noch nicht statt- finden solle; man werde sick keinesfalls Hals über Kops uni den Achlslundeniag in eine ausgedehnte Streikbewegung stürzen. DaS ist jedenfalls sehr verständig, Besonnenheit aus diesem klippenreichen Gebiet der Selbsthilfe ist eine groß: Tugend. Der Streik scheint also auf unbestimmte Zeit binauSgesckoben zu sein, keineswegs aber die Agitation der Bergleute für den Achtstundentag Die Regierungen wie die Grubenverwaltungen werden nickt umhin könne», dieser Forderung ernst prüfend näher zu trete». Hoffentlich gelingt eS dann, auf diesem Gebiet unseres WirthschaftSlcdenS einen deftigen Kampf zu vermeiden. In England erörtert nian seit einiger Zeit dir Errichtung eines Arbeiter-Staa tSpensionSsonds. Zahlreiche Vor schläge sind in dieser Beziehung gemacht, und man ist inner den Freunden eine« solchen Fond» jetzt etwa über folgende Gekauten einig: da- Staat-vermögen soll dir Hälfte zu der Pension beitragen, die andere Halste soll von den Anspruchs berechtigten oder deren Freunden zugrscbossen werden Der Beitritt zu dem BcnsionSsontS soll nickt obligarorisck sein, sondern in daS Belieben jedes einzelnen Arbeiter- gestellt werden. England ist da« Land der Selbsthilfe. Diese sträubt sich auch dort gegen die Einrichtung eines derartigen staallicken PensivnsfondS und macht der Durchführung dieses Gedanken« Scvwierigkeiten. In Frankreich bat kürzlich der bekannte und in letzter Zeit vielfach scharf angegriffene Poli tiker Evnstan«, der .Mann mit der starken Hane", die Frage der Arbeitrrfiirsorge gleichfall« in einer großen. Aussehen erregenden Rede mtterönert. Eonstana will die Arbeiter gegen Unfälle genügend versickert sehen, er will, daß für erwerbSunfähiz gewordene Arbeiter ans dem Lande staatliche Asyle eingerichtet werden und die Gewinn- betbeiligung der Arbeiter am Grschäfl«gewinn gesetzliche Regelung erfährt. S» wird dir Aufmerksamkeit der Politiker selbst unter den heftigsten Parteikämpsen und ernstesten Staarsactionen dock immer wieder aus die socialeu Forderungen der Zeit hi» gedrängt. Deutsches Reich. * Berlin, 3. Juli. Ueber die Zollverbandlungen mit Rußland wird dem .Scbw. M." von hier geschrieben: .Es herrscht hier in politischen Kreisen betreffs des russischen Handelsvertrags die Ansicht vor, daß Rußland sür seine landwirthsckasttlche» Erzeugnisse (außer Getreide auch Flachs, Hanf und andere Artikel) der deutschen Abnahme in höherem Grade bedarf als umgckehrt Deutschland dcö russischen Marktes sür seine Eiusuhrwaaren dorthin, deren Werlh sich allerdings auf die reckt erhebliche Ziffer von etwa 2liO Mill. Mark jährlich beläuft. Daß Dcutichland ohne russisches Getreide auSkom nien kau», bat da« Jahr I89l erwiesen, und in der Folgezeit würde es »och weit leichtergehe». Man glaubt daher nicht, daß cs Rußland aus dieAuwenduiig seine« Maxinialtarises gegenüber den« deutsche» Nachbar anloinmen lasse» wird, sondern daß eS weiter bemüht sei» wird, zu einem HantelS- abkoinnien die Hand zu bieten. Dies kan» sclbvcrständlick nicht darin bestehe», daß uns weiter nichts als der Mliiiuialtarij, also die jetzt schon bestehenden Zölle, als „Gege»z»gkstä»rniß" sür dicGewäln uug unserer crniäßiglen landwirlhschasttichenZölle auch an Rußland augeboten wird. Es hätte sonst die Geneigt heit Rußlands zum Abschluß eines Handelsvertrages mit gegen seitige» Zugeständnisse» vor nun fast einem Jahre gar nicht ausgesprochen zu werten brauchen, denn damals wußte man von eine»! Minimal- »»d Maximallarif noch nickt«. E« bandelte sich, wie deuischerseitS svsort betont wurde, von vornherein um Ermäßigung der bestehenden russi schen Zölle auf gewisse deutsche Einfuhrartikel. Wurde kiese Ermäßigung in genügender Höhe von Rußland zugestanden, so war Deutschland bereit, dem russische» Ge treide die Erleichterung deS Eintritt« über die deuttche Grenze zu gewähre», die eS Oesterreich-Ungarn und andern Staaten gewährt hat. Deutscherseits handelt eS sich in erster Linie um Kohlen und Eisenwaaren. Die Be reitwilligkeit zur Fortführung der Unterhandluugcn ist dis jetzt aus beiden Seiten vorhanden, weil ein Zollkrieg sür leinen der beiten Theilc einen Vortheil, i»i Gegcntbeil nur Schädigungen, hier der Industrie, dort der Laudwirlhschasl i» Aussicht stellen würde. Davon aber muß man sich in Rußland überzeugen, daß Deutschland einen ihm aus- gecriluaenen Zollkrieg mit dem östlichen Nachbar nicht als ein Unglück fürchtet, welches zu vermeiden man alle russischen Wünsche gewähren müsse. Die Regierung ist in der Lage, wenn eS durch Rußlands Haltung nöthig werden sollte, sofort durch eine» Zollausscklag von 50 Proc. ohne Mitwirkung des Reichstags deu GeircitezoU aus 7,5 ^ sür den Toppelcentner zu erhöhen, und außerdem würde eS ibr im »eugewäblten Reichstage nicht au einer Mehrheit fehlen, die »och weitergebcnke, den deutschen Markt sür Rußland völlig sperrende Zollerhöbungeil gut heißt. Man lau» hierüber in Petersburg nicht im Unklaren sein, und eS ist daher anznnohincil, daß Rußland es verziehen wird, Er mäßigungen einiger seiner jetzigen Zölle Deutschland gegen über cintrelcn zu lasse», wie eS das Frankreich gegenüber gelka» bat, um auch seinerseits enlsprechenbe Vortheile zu crrcicheu. Dabei dürste mehr heraustomliic», als durch An wendung de- Marimaltariss und die dadurch bedingten dem scheu G-genmaßregelu." «> Berlin, 3. Juli. Tie Debatte im preußischen Abge- orduetcnhause über Ausrechierbaltung oder Aushebung der Staffeltarife sür Getreide und Müblenfabritatr hat den eigentliche» Ebarakier des Streites der Interessenten in das hellste Lickt gestellt. Tie Lauvwirtbschast im Osten will die Stasfcltarije, uui in Mittel- und Westdeutschland einen besseren Abiatz für ibr Gelrcike zu erlangen, die Lanbwnthschasl >ni Westen bekämpft die Staffeltarife, weil die Eoncurrcnz deö Ostens mit dem Auslaute aus deu westlichen Märkten die Ge- treikezölle zum Tbcil illusorisch macht. Die Vertreter der Interessen des Westens und Mitteldeutschlands, wie Horn, Frkr v. Plettenberg, Leer, Schmitz-Erkelenz, Stengel, Herold, v. Hoenöbroech, aus der einen, die Vertreter des Ostens, wie Ritter und Klose, auf der andere» Seile — wie man siebt, Mitglieder aller Parteien, schienen nicht geneigt, Pardon zu geben. Bei Inleresscusragen Ln bclanutlich die Gemüiblichtei« aus. Die östlichen Land- wirtbr erklärten rund heraus: Gönnt Ihr u»S die Staffel tarife nickt, so laßt uns auck mit Euren Eanälcu zufrieden. Der srciconservaiive Herr Stengel, der die Schädigung der Provinz Sachsen durch die Staffeltarife beklagte, bot den Herren im Osten als Ersatz — die Aufhebung deS IdcnttlätSnachwciseS bei der Aue-subr von Gctrcidr, ohne zu bcbeulen, daß davon der Westen und Süden ebensowenig etwas wissen will als vo» den Stasseltarison. Anscheinend traf der Abg. Tsckoppe (Breslau) den Nagel aus den Kopf, als er meinte, wa« der Weiten bekämpfe, seien nicht eigentlich die Staffeltarife, sondern die Fracht ermäßigung; die Lankwirlbe im Westen verlangten nickt nur Schutzzöllr gegen vaS Ausland, sondern auch Schutzzölle gegen da- Silland, d. h. den Osten und das, meinte er, sei „wenig genügsam!" Mit dem Pflug und der Egge würden leine Reichtbümer erworben, erklärte Cckmitz Ertrlenz! Nacktem sc der Streit einige Stunden gedauert batte, niachle endlich ein Ech ußanirag der Sache ein Ente; aber bei der Ab- stinii! u >g entwickelte sich ein tottes Rennen; beite Anträge, der Antrag Eckels gegen, der Antrag SchecUer z» Gunsten der Slaffcltariffc sanken die Zustimmung der Mehrheit — ein Ergebnis, welche« mit allgemeiner Heiter keit begrüßt wurde. V. Prrltn, 3. Juli. (Delegr.) Die „Nordd. Allg. Ztg." vernimmt: Die neue Militairvorlage weicht von dem Anträge Huene nur in ganz untergeordnete» Puncten ab Zunächst sollen anitatl 24 nur 23 Pionier Bataillone formirt werden. In Bayern sollten statt 2 Bataillone zu 5 Eowpagnirn 2 Bataillone zu 4 Eompagnien und l Bataillon zu 3 Eoiupagnicn gebildet werden. Diesk Absicht ist wegen de« Abstrich« an der Frietenspräsenz aufgrgebrn. Die übrige» Aendrrungrn sind lediglich redaktioneller Natur. Verlitt, 3. Juli. lTelegrauim.) Hirsch« Burea» verbreitet folgende Meldung: Sicherem Vernehmen nach bal es sich bei der langen Evnserenz, welche der Kaiser am Sonnabend mit dem EultuSmiaister Bosse batte, um die polnische Dck ulsrage im Zusammenhänge mit den letzten Reich«tag«wahlen gebandelt. Berlin, 3. Juli. (Telegramm.) Nach einer Hirsch « Bureau auS Hamburg zugehcnden Mittheilung wnrdeu sämuttliche Eonsuln amtlich dahin verständigt, daß fortan di« eiiilausenten fremden Schisse, ebenso wie bei der Eiofabrt in einen Krieg-Hasen, die üblichen Galutschstsse abzugebeii haben. DaS betreffende Reglement werde im Laufe deS Monats auS dem kaiserlichen Militaircabinet hier erwartet. Auch die Salutbatterie sei bereit« hergeriHtet. (ES kann sich natürlich nur um die fremden Kri«>ssch»sfe handeln. Red. des ,F. T.") V. Berlin, 3. Juli. (Telegramm.) Der Minister- resident in Luxemburg, Graf Wallwitz, ist behufs ander weitiger Verwendung von seinem Posten abberufen worden. ---- Berlin, 3. Juli. (Telegraoi m.) Die .Nordd. Allg. Ztg." melket, ebenso wie Freiherr von Elz habe sich auch der ebcnsaUS zur Wissmann-Expcdition gehörige Arzt Notwer rc» englischen Behörden gelegentlich de« Transport« der Kanoncnbovte sür den Nyassasee im hohen Grad« behilflich gezeigt. Ueberbaupt soll zwischen den Engländern und deü Herren der Wissmann-Expedition da« best« Einvernehmen herrschen. — Für die Stelle deS zweiten Viceprasidenten de« Reichstags kommt diesmal bekanntlich ein Natlonallibe- ralcr >» Betracht. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen, doch wird, der „Magteburgischen Ztg." zufolge, hier uud da l)r. Bürklin sür diesen Posten vorgcschlageu. * Pose». 2. Juli. Die Jahresberichte der polnischen Ge nosse »schäften lassen erkennen, dag die Polen ln ihrem Stroben, sich vo» den Deutsche» abzusondern, erfolgreich sind. Dt« land- schaslliche Bank Hai in den vier Jahren ihre- Bestehen« mit Hilf« der später gegründeten landschaftlichen Geuossenschasleo in Posen und Thor» bis jetzt 5680 da Land parcellirt. Daraus sind 41? selbst ständige Wirlyschaslen neu gebildet worden. Der Gesiwuniumsatz betrug 6661316 die letzte IahreSdivioende 8 Proc. Seit dem John 1891 besieht ferner eine Geiivssenjchajt sür Meliorationen, dt« bi« j«tzt aus 40 großerkn, 9 kleiner«» Gütern und tu 9 G«mrind«ll techniscy« Arbeiten ausgcsühr« hat; auch sie vertheilte 8 Proc. Dividende. Die polnische Nusttcalhank vermittelt die Beleihung ländlicher Gennd- jlucie. Am Schluffe deS Geschäftsjahre« waren ihr 132 Objekt» mit 476030 verwändet. Nechnel man zu diesen Einrichtungen die in fast ollen Slädien der Provinzen Posen und Wrllprenhe» br- slehcnden polnischen Borschuhvere»»«, dir zu einem besonder»» Verband« vereinigt sind, jo muh man zugeben, daß di« Pole» mit aller »rast sich finanziell selbstständig »u machen snchen. Ei» sind wiltdichasttich unzweijethaft erstarkt. Denn erst in den letzten Jhlyr»« hat sich die Bildung eines Mittelstände« vollzogen, der sich schon ihatkräilig genug jühlt, auch ia der politischen Bewegung Beachtung zu fordern. * Hannover, 2. Juli. Der Verein „Invalide" beging, wie schon kurz berichtet wurde, dir Feier de« Tage« von Langensalza am Dienstag Nachmittag im Palmengarten. Nachbem verschiedene Hochs auögebracht, auch rin Parade- marsch auSgesührt worden, ergriff Kaiilmerherr v. Münch hausen das Wort, um der Hoffnung Au-oruck zu geben, Laß derHerzog von Eumberland bald in Hannover ein; ieben werde. „Es regt sich überall in Deutschland und es scheine» Anzeichen vorhanden, daß wir der Verwirk lichung unseres Wunsches, unseren Herzog hier zu sehen, näher rücken, daß er seinen Einzug Hallen wird unter dem deulschen Reichsadler an der Seite Sr. Majestät de« Kaiser«, welcher, vom Verein „Invalide" empfangen, vom Pferde steigen " weiter kam Herr v. Münchhausen nicht, weil der überwachende Polizeicommiffar die Versammlung auslöste. Die „Volksztg." hält die Auslösung für ungesetzlich und «heilt mit, baß wegen der Maßregel Beschwerde ein» gereicht sei. * T>rz a. d. Lahn, 2. Juli. Auf daS Telegramm eines KricgervereinS in Niederbrccheu bei Limburg hat der Kaiser den alten Soldaten sür ihren HulviguugSgruß als eine» Beweis ihrer königStreuen Gesinnung bulvvoll gedankt. Wie eS mit dieser Gesinnung eigentlich bestellt ist, läßt sich, so schreib^ die „Köln. Ag-*, am besten darau» erkennen, daß bei der Stichwahl in Riede?brcchen, die einen Tag vor der Absendung de« HuldigungStelrgrammS statl- sand, von 277 Stimmen genau 6 sür den Freund der Militairvorlage, Landwirlb Fink, 27t aber für den klerital- kcmokratischeii Gegner der Militairvorlage, Herrn P. P. Eabcusly in Limburg, abgegeben wurden. Die königStreue Gesinnung würde sich wirksamer bekunden, wenn die Mit glieder des KriegervercinS sich nicht von dem klerikale» Ein flüsse unterjochen ließen. * Bingen, 2. Juli. Da Albert Traeger da- ReichStagS- niandat ji>l seinen alte» Wahlkreis Varel annehme» wird, so sinket hier eine Nachwahl statt, für die man. der.Franks. Ztg." zusolge, von freisinniger Seite Herrn Reinh. Schmidt» Elberfeld als Eantitalen aufsteUcn wird. Eine auf nächsten Mittwoch einberuseiie Vertrauensmänner-Bersatuniluna der freisinnigen Partei wird hierüber definitiven Beschluß fassen. lAn Herr» Prof. Virchow, ten die „Voss. Ztg." in Vor schlag brachte, scheint im Wahlkreise Bingen-Alzey Niemand zu denken! Red.) * Lt» ahburg, 2 Juli. Zu interessanten Ergebnissen führt ein Vergleich rerje» gen Zahlen, welche die sogenannten Septeniiatswahle» im Iabre >88? hier im Neichsland er gaben. und reu Zahlengruppen, welche dir dit«,ährige Wahl rarbielet. Gewählt haben im Jahre 1887 262 263 Wahl berechtigte, in diesem Jahre 248 4Sl. Damals wurden lauter prolcstlerische Abgeordnete gewählt und eS entfielen inSgesammt aus dieselben 208 359 Stimmen; in diesen, Jahre vereinigen die klerikal protestleriscken Reich-lagS-Abaeordnrten nur «ine Siinimenzahl von l08 444 aus ihre Namen, also rund lOO uoo L t i m men weniger al» vor seckS Jahren. Damals gab eS nur 43 993 regierungsfreundliche Summeo, heute sind dieselben aus 78 682 angewacksen. Freilich ist der übnge Ibeil der den Protestlern abgrkenden Stimmen der social- bemokraiischrn Partei ziigesallen. und zwar sind die» 4L l8S Stimmen. Im Iabre >887 gab eS ungiftige Stimmen 8748, Heuer sogar 9236; zersplittert waren damals NOS, i» diesem Jahre 1513 Stimmen * Baffan, 2 Juli. Die Eentru m»p artri im Wahl kreis Passau wollte dem Bauernbund entgegenkommen »od dessen Eankidaten, den Bürgermeister Wimmer von Eglsee, auch ihrerseits aufstellen. DaS Anerbieten wurde jedoch vom Bauernbund abgelrhot. *
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