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Dresdner Journal : 25.01.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-01-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186501256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-01
- Tag1865-01-25
- Monat1865-01
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 25.01.1865
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^20. Mittwoch/ dm 25. Jmmr. 1865. Atzmowmentatzretst: ^tdritol»: 0 Ule. — ÜUr. t» I» a-»»,-« '4l»bet - 1 ., 1» .. „ (»rtt» ko«»- «»» tlolUdtUci» i» vr»chwoi 1b Kxr. 1 tLu»«w« ttmluoen»: 1 Ngr. 1 »ekl»U K1»«u. »uftrawlyrrtst: ä«o L»n» «io«r L»ll»r 1 Ngr. V»»« ,,LiQE—»Lä»" Li« L«U«: 2 Kxr. «rschrt«»: lolt ä«r So»»- »»s V*t«rMg«,G s1d«uck» tSr L»a tolgsuä«» Tug. Drrs-nerLoimml. Verantwortlicher Redactkur: I. G. Hartmann. Wtsrratmmmuchuu «»»tri»: Letp^g: b'u. S»ch»oi,»w»», 6oaurü«io»»r , 6»« vr«»<Ill«r ^o»r»»Ii; «k«aä»».: kl. 8nor.i», >!. Ii-r.«»«; S»»>kirrx--Itoo»; ä« Vool.ii»; L»rU»: 6«o»ivi'»cl>« vuek- k»o<U., tiwr»»»^»»'» Sirrvso; Ur«»»: S. 8«»l.»»v»z l.ovi» Sr»»«»»; kr»«t»rt ».^»»o»»'iot»o Luekk.; Vülo: Xvol.» LLv»»»»; k»rt»: v. 1-ö«li-»,»l» (28, in« <j« bvo, eol»»»): Vr»g: 1». >:«»l.rcn'» Suokd., Vt»»: Lvwploir <i. Ii. iVt«osr L«it«ox, 8t«t»»»pl. 887. ffrraoasebrr: ,, Röoizl. Lwp«<jitioo 6«« Vr«»äo«r ^ourn»I», vr—ä«o, tt»ri»»»tr»— tto. 7. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. relrgrapßisch« Nachrichte«. Zrit»»ßsschau. (Da» neue Programm der gothaschrn Partei.) Lages-rschichte Wien: Aus dem Abgeordnetenhause uad dem FtnanzauSschuffe. Lackenbacher abgrreist. — Berlin: LandtagSangelrgenheiten. Gedächtnißftirr für Schönlein. — Karlsruhe: Berkündtgung der En» cykltka. — Weimar: Landtagseröffnung. — Pa» riß: Proteste gegen die Encyklika. Dupin nicht tobt. — Bern; Handelsvertrag mit dem Zollverein. Ber» theilung von Kriegslasten. — Turin: Kammerver- Handlungen. — Madrid: CenatSverhandlungrn. Der Streit mit Peru. — London: CapitSn Grao frei- gelaffen. Nachrichten vom Eap. — Kopenhagen: Noch kein Gesandter für Berlin ernannt. — St. Petersburg: Russische Kirchen im Ausland«. Wis senschaftlich« Erprdttion. — New-York; KriegSnach- richten. Lchlestvlg Holstein. (Zinsenzahlung von der däni sche« Bank verweigcrt. Gegenerklärungen gegen die Stebzehner. Gedenkfeier, vermischtes) Erarnnuvae«, Versetzungen re. 1» öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proninzialuachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Budtsfin. Au» der Laufitz.) vermischte». Etngesandtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Keuilletan. Inserate, Tageskaleudrr. Börsen« Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 24. Januar. Im Abaeord- »etruhause waren beim Beginn der heutigen Sitzung die Tribünen überfüllt Anwesend waren die Mi nister v. Bodelschwiugh, v. Mühler, v. Selchow und Graf zu Eulenburg. Der Präsident verliest ei« eiugrgaugenrs Miuifterialschreibeu, welches dru Beschluß des Hause» in Bezug auf die Etuberu teud erklärt. Zugleich war rtu Schreiben des Herrn v. Saucken-Julieufelde eiugegaugen, worin dieser die Annahme der Wahl ablehut. Präsident Grabow bemerkt, daß durch diese Ablehnung das Miuisterialschreibeu gegenstandslos werde. Abg. v. Hoverbrck verzichtet ans einen desfallfigev An trag, weil er glaubt, daß noch andere (konflicte za schlichten sein werden. Das Haus geht nun zur Adreßdrbatte über. Ein Antrag auf Vertagung berselbru wegen eiu- getretener Erkrankung des Abg. RrichruSperger wurde abgelehnt. Abg. Twesteu referirt: Dte An» träge der Susschußminorttät auf den Erlaß einer Adresse seien nach der Geschäftsordnung nicht zu beseitigen, einfache» Abweiseu rrfahr«ng»gr«äß aber erfolglos und erbitternd. Der Adreßrutwurf des Abg. Neicheu»pergrr sei theilweise den Ansich ten der Majorität de» Adreßau»schuffes entspre chend. Durch di« auswärtige» Erfolge sei die ') Bei der Abgeordmienwahl in Heiligenbeil-Eylau waren von 2SS Stimmen 117 auf den Namm v. Tetlau und 147 auf Saucken-Zuttenfctde abgegebm worden, während 1 Stimme auf Jaucken-Julienfelde lautete. Letztere wurde für ungUtig erklärt und eine zweite Wahl vorgenommen, bei welcher Herr v. Tetlau die Majorität erhielt. Da- Abgeordnetenhaus hat aber die Wahl v. Tettau S für unailtig und die de« Herrn v. Saucken-Julien- feld« für giltig erklärt, da e» unzweifelhaft sei, daß mit .Jaucken- Julien selbe' nur Herr v. Saucken-Jultenfelde gemeint sein könne, und ersuchte infolge dessen do» Präsidium, den Adg. v. Saucken- Julienfelde einzuladen, seinen Sitz im Hause einzunehmen. Stellung nicht verändert, eine Ausgleichung des Eouflict» erscheine zwar wünschrntwerth, doch hoff nungslos, da die Negierung dir Auerkenuuug einer unmodificirlen -eeresreform verlange, das Mili tärbudget seit 1863 fast um 3 Millionen erhöht habe und die Negierung bei früher« versuchen zu einer Verständigung eine Brrzichtlristuna de» Hau ses auf da» Grundrecht der Geldbewilligung ver langt, die aufgenommenrn Budgetberathuugeu ab- gebrochen und willkürlich geschaltet habe. — Gegen Wageoer's Entwurf betont Twestrn: die absolu tistische Prärogative sei mit der Verfassung und der Lolksfrriheit unverträglich und trenne Krone und Volk. Die Majorität de» Adreßausschuffes müsse sich gegen diesen Entwurf aussprechen und sei darin einig, daß eine Adresse unuöthig erscheine. Triest, Montag, 23. Januar, Mittags. Der hiesige Stadtrath ist durch kaiserliche Entschließung vom 21. d. M aafgelöst worden. Mit der Ueberlandpost find Nachrichten aus Kalkutta vom 23 v M. «ingetroffen. Die ge» gen die Bhutanesen opertrende ErpeditionSroloune hatte da» Kort Drwaugiri erobert. — In Nepal befürchtet man den Ansbruch eine» Bürgerkrieges. Die Nachrichten aus Hongkong reichen bi» zum IS. v. M Major Baldwiu uud Leutnant Bird find am 21 November v. I. bei Kamakura von de» Japanesen ermordet worden. Turin, Montag, 23. Janvar. In der De- putirtenkammer fand hrvte die Dt»cussiou über den Ansschußbericht, dte Tnriner Septewberereig- »issr betreffend, statt. Nicasolt ermahnt« zur Gin- tracht. Da» Urtheil über die Septemberereigniffe gehöre der öffentlichen Meinung und der Geschichte au, und eine Discusfion über dieselbe schließe Ge fahren in sich. Italien wolle keine Wortstrrite, sondern legislative Reformen. Er beantrage des halb Uebergang zur Tagesordnuug. Die Abgg. Mordini, Erispi u. Brofferio fordern Berathung de» Au»schußberichte» al» einen der Stadt Turin schuldigen Act der Gerechtigkeit. Die Minister de» Innern uud der auswärtigen Angelegenheiten unterstützen Nicasoli's Antrag, welcher bei der Abstimmung mit 146 gegen Kl Stimmen von der Kammer angenommen wurde; 13 Abgeordnete ent- hielte« sich her »hstimmnng. Dresden, 24. Januar. Bei der Umschau, die wir unlängst unter den Parteien in Deutschland hielten, machten wir darauf aufmerksam, daß die gothaschr Partei, wenn auch noch mit einigem Zögern, wieder zu ihrem alten Programme, der preu ßischen Führung über Kleindeutschland greise. Seitdem ist dies in entschiedenerer Weise geschehen. Heute können wir bereit» mehrere Blätter, z. B. die „Deutsche All gemeine Ztg.", da» „Frankfurter Journal", die „Weser- Ztg.", daS Programm offen proclamiren hören. Auch alte Führer der gothaschen Partei treten wieder auf. Herr Brater hatte in seiner vor einem Vierlteljahr veröffentlichten Broschüre noch die Zurückhaltung beobach tet, daß er Preußen» Führung im Dunkeln ließ und auS der schleSwig-holsteinschcn Sache vorläufig daS Re sultat zog: alle Regierungen hätten sich dabet um den nationalen Credit gebracht, gestärkt gehe nur daS Volk daraus hervor. Dagegen erklärt jetzt Herr Professor H.Lu- ßer in Heidelberg in den „Preußischen Jahrbüchern" sich ohne Umschweife wieder für den „preußisch-deutschen Bundesstaat." Eine Offenheit ist der andern werth. Will man es versuchen, daS alte gothaschr Programm offen wieder in die Publicistik einzusühren, so mache man sich auch auf die frühere Gegnerschaft gefaßt, ja, man täusche sich darüber nicht, daß diese durch die Lehren deS letzten JahreS erheblich gewachsen ist. ES Ist unsrerseits wohl zu aeceptiren, daß selbst bi« gothaschen Parteipolitiker, indem sie zum Programm d§r Unterwerfung Kleindeutschlands unter Preußen zu- Wöffehre«, nicht umhin können, zu gestehen, daß dte Bundesversammlung recht daran gethan habe, sich ge- -en hje Ueberlassung der schleswtg-holstcinschen Sache an die deutschen Großmächte, also auch an Preußen, zu erklären. Um so weniger aber können wir Herrn Prof. Häußer begreifen, wenn er in der Zurückdrängung de» Bunde» von der schlrSwig-holsteinschcn Sache «in der nationalen Entwickelung zu Gute kommendes Ereigniß fleht uad den Augenblick herbrisehnt, wo auf den Trüm- p»ern d«S Bunde» sich die preußische Herrschaft über Deutschland Herstellen lasten würde. Wir wollen heute die Frage nicht wieder aufs Neue untersuchen, ob der Bund trotz seiner anscheinenden ZurücktretenS nicht viel, nicht Alle» dazu gethan hat, daß die Sache der Her- zogthümer au» dem Bereiche der Protokolle befreit wurde —? st« ist -l- ziemlich entschieden in der öffentlichen Mei nung zu betrachten —, aber mag man ihm so viel oder wenig Verdienste in der Sache zuschreiben, wie man will, Ein» steht doch fest, nämlich, daß das nichtgroßmächtliche Deytschlaud ei» deutsch-nationale» Ziel verfolgte, wäh rend die deutschen Großmächte theil» von eigenen HauS- intrreffen, tHeils von Rückficht auf andere Mächte geleitet wurden. Wa» für di« Neugestaltung, unter der Deutsch land seine Interessen am beste» verthetdigen könnte, sich daraus rrgiebt, bedarf keine» weitern Hinweises.' Daß der Bund gegenwärtig und schon seit dem Friedens schluss« unthätig bei der Entwickelung der Herzogthümer- angrlegrnheit ist, wird nicht bestritten. Man kann über diese passiv« Politik verschiedener Ansicht sein und die sächsische Regierung hat ja durch ihre Abstimmungen in Frankfurt bewiesen, daß sie die Opportunität einer sol chen BundeSpolitik nicht anrrkennt, aber Diejenigen lassen sich doch von den „Erfolgen" der großmächtlichen Politik blenden, welche meinen, der letzterer bliebe die Regelung und Entscheidung für immer und definitiv überlasten. Wenn Herr Prof. Häußer in dieser Politik der „Er folge" einen Anknüpfungspunkt für da» neue gothaschr Parteiprogramm sucht, so überläßt er sich wieder jenem SanguiniSmuS, den seine Partei gegenüber großen und ernsten Schwierigkeiten so oft bewiesen hat. Ob DaS, was über di« Verhandlungen zwischen den deutschen Groß mächten verlautet, geeignet ist, überhaupt eine glatte Er» ladigu^r der Sach« für gewiß erscheinen zu lassen, dar» uver suchen wir wenigsten- in der Tagetpreste umsonst nach gläubigen und beruhigenden Aussprüchen; ob aber Verhandlungen, in denen von Entschädigungen und Kom pensationen, «inseitigen Verfügungen über Thron, Land und Leute die Rede ist, dem deutschen nationalen Geiste Vertrauen darauf einflößen können, daß eine ausschließ lich großmächtliche Beherrschung seiner Kräfte Deutsch land zum Heile gereich« — daS überlassen wir getrost zur Erwägung der öffentlichen Meinung in allen deut schen Mittel- und Kleinstaaten, ohne em einziges Wort weiter darüber zu verlieren. Herr Pros. Häußer wirft rS den Mittelstaaten vor, daß sie im letzten Jahre nicht dazu hätten kommen können, rin Parlament einzuberusen und sich von ihn; in einer energi schen Politik wider die deutschen Großmächte unterstützen zu lassen. Daß dies nicht habe bewerkstelligt werden können, gilt ihm als Beweis dafür, daß von den Mit tel» und Kleinstaaten Nichts für die Durchdringung eine deutschen Verfastungswrrkes vom Geiste nationaler Mit wirkung zu erwarten sei. ES soll hier nicht noch ein mal de» Breitern die politische Unbilligkeit der Forderung auSgeführt werden, daß in so kurzer, so erregter Zeit die deutschen Mittel- und Kleinstaaten, zum ersten Male beiden deutschen Großmächten gegenübergestellt, eine Or ganisation mit dem vollendetsten konstitutionellen Apparate Herstellen sollten. Wohl aber wird, wer richtig gesehen hat, bemerkt haben, daß daS Streben, dem deutschen nationalen Geiste Kraft, Zusammenschluß und Aufschwung zu geben, von mehrer» Seiten beharrlich verfolgt worden ist, daß die Hoffnung steigt, eS werde immer weitern Boden bet Regie rungen und Völkern finden und Widerstrebungen, die noch hier wie da entgegenstehen, allmählich überwinden. Dem nicht - großmächtlichen Deutschland ist da» vorige Jahr eine Z'.it der ernstesten Selbstprüsung und bedeutender Erf.prung gewesen. Wir sprechen nicht nur von den Regierungen, vielmehr noch von den Völkern. Ein Blick ruf die TageSpreffe, auf daS ganze öffentliche Leben in xn Mittelstaalen genügt, um die» zu verstehen. Um es kurz zu sagen: Deutschland hat den Werth und daS Bedürfntß seiner Selbstständigkeit erkannt. Zum ersten Male und in so jähem politischen Wechsel bei den deutschen Großmächten entgegcnstehend, hat eS noch nicht die faktischen Leistungen zeigen können, deren rS fähig ist, aber seiner moralischen Leistungen braucht eS sich nicht zu schämen. Eben dadurch, daß es au» der früher» Politik, die e» nur in die gegenseitigen Ambitionen beider Großmächte al- verstärkendes oder mildernde» Ele ment hineinzog, herau»getreten ist und sich seine eigene, von keiner Großmacht beschirmte nationale Stellung nahm, hat e» einen mächtigen Schritt vorwärts gethan. Wenn man diese Wirkung überall zu Tage treten sieht, sowohl in dem Unterliegen der NationalvereinS- partei, al» in dem de» Ssterreichschen UltramontaniSmuS, in dem Suchen nach Einigung und Frieden zwischen Re gierung und Völkern und in der Förderung eine- ge meinschaftlichen Fortschritte- auf der Bahn deutscher kon stitutioneller Entwickelung, so muß man über eine Ver kennung dieser ganzen Zett staunen, welche sich gerade in der jetzt wieder aufgenommenen gothaschrn Parteiagi- tation ausdrückt. Denn welch« neue Elemente der Kraft kann jene Partei hoffen, au» den Erfahrungen de» letz ten Jahres zu ziehen? Sie wendet zunächst die Taktik an, daß sie gewissermaßen die Selbstständigkeit der klei nen deutschen Staaten gegenüber dem in Preußen so heftig auftrrtrndrn AnnrrionSfieber beschirmen zu wollen erklärt. Sie sagt: ihre Politik sei e», zwischen zwei „Extremen" vermitteln zu wollen. Da» eine „Extrem" bestehe in der AnnerionStendenz Preußen», daS andere in der — Bewahrung der Selbstständigkeit gegenüber dem preußischen Staate! Der auSgleichrnd« Mittelweg aber sei der d«r Urbergabr mehrer EouveränetätSrechtr an Preußen. Daß man in Dem, wa» Jemand von Gotte»« und Rechtswegen hat, besitzt und auSübt, rin „Extrem" sehen soll, welche» zu Gunsten eines Andern, der gern Alle» haben will, durch Herausgabe «ine» Thrile» ge mildert werden muß, ist «in Grundsatz, der wenigstens auf den Beifall eines Besitzenden nicht rechnen darf. Wohlgemerkt, r» handelt sich nicht um ein Aufgeben für Deutschland, sondern rin Aufgeben für Deutsche. ES fragt sich aber nun weiter: Warum sollen be deutende Rechte der Selbstständigkeit von den deutschen Staaten an Preußen abgetreten werden? Herr Prof. Häußer und seine publieistischen Parteigenossen führen in Beantwortung besten Alles wieder auf, was wir seit 15 Jahren zur Unterstützung ihrer Politik von ihnen vernommen haben: Nur dann sei „Deutschland" mäch tig und gewappnet genug, um seine Interessen den frem den Großmächten gegenüber zu stellen; nur dann könne „Deutschlands" Verfassung vom Geiste nationaler Selbst bestimmung getragen werden; nur dann endlich sei der Gefahr vorgebeugt, daß Preußen, dem Drange der Macht entwickelung folgend, die Staaten bi» zur Mainlinie annectire und damit Deutschland zerreiße. Wie gesagt, die» sind nur Sätze, welche seit 15 Jahren unermüdlich von jener Partei vorgetragen, von anderer Seit« wider legt wurden und nur im verwichenen Jahre mehrere Mo nate lang auS der Press« abhanden gekommen waren. Ohne breitgesponnene Polemiken darüber auS früherer Zeit hier wieder aufnrhmen zu wollen, ist eS doch eine nicht ganz unverdienstlichc Arbeit, jene alten Sätze im Lichte der neuesten Erfahrungen zu untersuchen. Daß die preußische Macht durch die Verfügung über alle materiellen Kräfte der deutschen Mittel- und Kleinstaaten sich wesentlich vermehren würde, ist richtig. Ob Preußen aber al» deutsche Macht den übrigen Großmächten gegenüber einen Kestern Stand al» jetzt haben würde, ist weniger gewiß. Schon früher gehörte der ganze Wunderglaube der gothaschen Parteipolitike, Feui l^e t o n. Neisrskizzen au» Italien von M. B. Lindau. m. «enna. (Fortsetzung au» Nr. 18.) Während unser Zug brausend durch die Tunnels fuhr, erzählte mir mein Reisegefährte, wie diese Tunnel», deren größter eine halbe deutsche Meile lang ist und die bi» jetzt alle andern derartigen Bauten übertreffrn, durch den Riesentunnel de» Mont-Ceni» übertroffen werden wür den, der eine Länge von ungefähr 1A geographischen Meilen (12,500 Metre») haben wird. Man nennt ihn irtthümlich den Tunnel de» Mont-CeniS, obgleich der Punkt, wo er di« cottischen Alpen durchbohren soll, durch den großen Gipfel des Mont-d'Ambin von dem Paffe de» Mont-EeniS getrennt ist und fast drei Meilen weiter westlich liegt. Da» Verdienst de» auf einer gründlichen Prüfung diese» Theil» der Alpenkette begründeten Plane» zur Au»führung eine» Tunnel» gebührt einem Herrn Ms» dail in Bardonnrchr. E» hätte sich in der That kaum eine kürzere Linie für einen von so mäßiger Höhe aus gehenden Tunnel aufstndrn lassen. Der nördliche AuS- gang bei dem Flecken Modam liegt ungefähr 3900 Fuß über dem Meere; von hier au» wird die Tunnelbahn bi» zu einer Höh« von 4377 Fuß ansteigen und dann in sehr mäßiger Neigung den südlichen AuSgang bei dem Dorfe vartzonnech« (4344 Fuß über dem Meere) ge winne«. Di« Hauptschwterigkett diese» großartigen Un ternehmen» lag in dem Umstand«, daß di« Höh« de» über dem Tunnel sich erhebenden Gebirge» die Anlegung von verttcale« Schachten unmöglich machte, womit man auf der eine« Seite den Luftzutritt erleichtert, auf der an dern die Möglichkeit gewonnen haben würde, dte Arbeit an verschiedenen Punkten zugleich zu beginneu und fort ¬ zuführen. Man überzeugte sich nach genauer Untersuchung, daß daS Werk bei dem Verfahren, welche» seither bei der gleichen Unternehmungen angewendet worden war, wenig sten» 36 Jahre erfordern würde, vorausgesetzt, daß eS den Arbeitern möglich wär«, in einem Schacht von sol cher Tiefe und in der durch fortwährende Pulvererplo- sionen verderbten Luft zu rristiren. Es mußten daher, um jene zwei Hauptschwierigkeiten zu überwinden, Ma schinen erfunden werden, die nicht blo» die Luftzuführung zu erleichtern, sondern auch die Arbeit schneller zu för dern vermochten, als dies auf dem gewöhnlichen Weg« de» Sprengens möglich gewesen wäre. Englische, belgi- sche und schweizerische Ingenieure versuchten die Lösung der schwierigen Aufgabe, aber sämmtliche Vorschläge, die man der Prüfung werth fand, litten an irgend einem wesentlichen Mangel, bis endlich drei piemontestsche In genieure die in den verschiedenen Plänen und Vorschlägen enthaltenen Vorzüge vereinigten und die Bohrmaschine erfanden, welche schließlich zur Anwendung gekommen ist. Eia Wasserfall von ungefähr 60 Fuß Höhr bietet dte bewegende Kraft, durch welch« die Luft comprimirt und die im Innern de» Tunnel» zur Ventilation uud zu gleich zur Bohrarbeit selber und zur Beseitigung de- abgesprengten Material» verwendet wird. Die Arbeit ist im August 1857 begonnen «ad der Tunnel seitdem durch schnittlich im Jahre auf beiden Seiten zusammen um 400 MetreS vorgetrtebrn worden, so daß gegenwärtig viel leicht noch über 10,000 Metre» zu durchbohren sind. Die Kosten de» Unternehmen» find auf 60 Millionen Franc» veranschlagt, doch dürfte, wie mein Gewährsmann meint«, diese AnschlagSsume noch bedeutend überschritten werden. Auf Italien kommen davou ungefähr und wurde vor einiger Zett im italienischen Parlament officiell berichtet, daß der Tunnel wahrscheinlich im Jahre 1875 eröffnet «erden würde. Da» ist freilich noch «ine lange Frist, während welcher, vorausgesetzt, daß dte Natur selber keine wesentlichen Hindernisse in den Weg legt, das junge, an Geld nicht überreiche Königreich, bet dem Aufwand« für ein großes kriegsbereites Heer noch manchmal in die Lage kommen kann, diese Riesenarbeit des Frieden» ruhen zu lassen. Ich konnte mich bet dem Gedanken an die vielleicht mehr als halbstündige Fahrt, welche einst dieser Tunnel erfordern würde, eines gewissen Grauen» nicht erwehren, denn unser eigener Ang durchbrauste die Tunnel der Apenninen mit so verwegener Schnelligkeit, da» Schnau fen der Lokomotive, da» Rollen der Räder, da» Rütteln und Poltern der Wagen verursachte in dem engen fin stern Raume einen so bedeutenden Lärm, daß sich dte Minuten, dte jeder dieser Tunnel nur in Anspruch nahm, zu einer unausstehlich qualvollen Länge auSdehntrn. Die heißblütig« Schnelligkeit, womit man auf den italienischen Bahnen im Allgemeinen zu fahren pflegt, wurde mir ge rade hier in den Tunneln und aus den Viadukten, Däm men und Brücken der Apenninrnbahn besonder- auffällig; e» schien mir, als müßte man damit einen Mangel an Pünktlichkeit in der Abfahrtszeit auSgleichen. von der schlechten Beschaffenheit der Wagen zweiter Klasse habe ich bereit» gesprochen ; fi« wurde mir auch hier wieder recht fühlbar und wir wurden von Station zu Station mit Leuten in Berührung gebracht, deren äußere Erschei nung theilweise den bescheidensten Begriffen von Reinlich keit widersprach und von welchen einzelne dasselbe ver wilderte und abenteuerliche Aussehen hatten, wie di« Ge stalten, welche da» Amt von Bahnwärtern versehend, an den einsamen BahnhäuSchen vor dem vorüberbrausenden Auß« ihr« Honneur» machten. Bald nachdem der Ang noch einige klein« Tunnel am südlichen Lbhackge der Apenninen durchflogen hat, befin den wir un» in de« reizenden Lhale der Polcevera. An Rebenhügeln und freundlichen Bergabhängen prangen male rische Landhäuser und verkünden die Näh« Genuas, von besten lang ausgedehnter bergauf und bergab laufender Umwallung schon hier und da auf Berggipfeln sich er hebende Thürme sichtbar werden. E. Pier-d'Arena, die letzte Station, mit seinen zahlreichen hohen Schornsteinen eine lebendige Industrie, mit seinen schönen Palästen und Villen eine wohlhabende Bevölkerung verkündend, gilt bereits als Vorstadt von Genua. Von hier auS zweigt sich die kurze Bahn nach dem nicht minder industriellen, aber kleinen Betri ab, da- allein 50 Papierfabriken zählen soll. Diese Zweigbahn, auf welcher täglich 50 Züge hin- und hergehen, erfreut sich einer bedeutenden Frequenz, und eS wird kaum rin Fremder in Genua gewesen sein, der sie nicht zu dem lohnenden AuSfluge nach der be rühmten Billa Pallavicini benutzt hat. Hinter E. Pier- d'Arena erspähen wir den Leuchtthurm und da- Meer; ein Tunnel führt unter dem Festungswalle und dem Ca stelle hinweg und der Bahnhof von Genua ist erreicht. (Fartsetzung solgt.) s Da» am 21. Januar vom Leipziger Künstler verein veranstaltete Fest im Schützenhause ist nach den Berichten Leipziger Blätter sehr glänzend ausgefallen. Dasselbe beehrten Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg von Sachsen, der Großherzog von To», eana, der Erbgroßherzog von Weimar und der Erbprinz von Rruß mit ihrer Gegenwart; auch da» größer« Publi cum hatte, trotz de» hohen Preise» einer Eintrittskarte, welcher S resp. 2 Thlr. betrug, sich sehr zahlreich an de« Feste betheiligt. Eröffnet wurde letztere» durch di« Ouver türe zu „Dam« Kobold" von Karl Reinecke, welch« pas send auf da» hierauf folgend« Festspiel „Dornröschen", eine Märchendichtung mit Musik und lebenden Bildern, vorbereitete. Die schwungvoll« Dichtung, welche vom
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