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Dresdner Journal : 09.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188104095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-09
- Monat1881-04
- Jahr1881
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- Dresdner Journal : 09.04.1881
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öS 82. I» äe»6«nt»ck«° ^»krllck: . . 18 ^nit l'oot- uuä ^jilkrlicd: 4 Il^rk KO?k. gteu,,,«lru»ot>lttt! dioru. Linrslvv dummem: 10 ?s laseniteapr«!»,«: k^Ir ä»n kLuw «iavr kvtitLvil« LV kk. Outer „Luib«»oät" äi» bv kk. Nrvebvt»»»» l'Lzliek mit do»iu»kms ä«r 8oon- vn6 kHerlLjs» XiEvä« tilr clen kolsesoävn Sonnavmd, dm 9. April. 1881 DreMerImmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Io»er»1«i»»a»p»« »»WLrti: L«ip«tU: /> 6ollU»ii»t«oür 4— l>r»»äii«r ^onr»»1»; LEdorM >«rU» Vt« I^lp»lU L»»«I - ». M.: Daa»e»»«t«,n t l'oAier, L«rll» krLLktdrt ». U. U4»«k«Sl Kurl 4/«««, >«rU»: /l. K'u^nict, , Nr«««»: K ^c^totte,- Nr««i»»: /. üürvLU; kr«Lve«r1 ». N.: D ^arAe^ocliv Uueotl»o6Iwi^i OitrUr»: v L^UUer,- S«»L«v«r! <7. k»rt» L»rUv-rr«»ke«rt ». ».- It»NU»r1: Daut« t Do , L»«darU: D Heu«<-en, ^4 Äe»-»«r. H»r»»»r«d»rr ÜSniLl. Lipsäitioo <tv« t>r««<1lr«r I>r»«<1ev, Ao Sü Ämtlicher Theil. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem städtischen Sttaßenmeister Richter in Zwickau da» allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. »etrrstcht. Telegraphische Nachrichten. . zeitungsschau. (Presse.) Tagesgeschichte. (Berlin. Straßburg i. E. Metz. München. Hamburg. Wien. Prag. Bern. London. St. Petersburg. Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Eingesandtes. Kirchevvachrichtev. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Zur orientalischen Frage. Ernennungen, Versetzungen ic. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtr«. (Leipzig. Wurzen. Chemnitz. Zwickau. Freiberg. Hohnstein. Pirna.) vermischtes. Statistik nnd Lolkswirthsckaft. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichtr. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 7. April, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Senat» er- folgte die Beantwortung der Interpellation Pa- rirn's über die internationale Münzconferenz. Der Finanzminister Magnin wie» darauf hin, daß die Doppelwährung bi» zum Jahre 1875 in Wirk samkeit bestanden habe. Von da ab habe Deutschland da» Silber demonetistrt und die andern Nationen da durch genöthigt, die Ausprägung von Silberstücken ein- zuschränken. Frankreich sei bemüht gewesen, das Gleich gewicht wieder herzustellen und die Rolle des Silber» wie diejenige de» Golde» zu behaupten; zu demselben Zweck sei auch die Einladung an die Mächte behus» Theilnahme an der am 19. d. beginnenden Conferenz erfolgt. Frankreich, die Vereinigten Staaten, Holland, Italien und Spanien seien im Einvernehmen mit einander über da» Princip der Doppelwährung; in Deutschland mache der B.metolliSmu» Fortschritte; die öffentliche Meinung Belgiens und die englischen Han- delSkammern sprächen sich in der nämlichen Rich ung auS; man könne auf den Beitritt Englands hoffen, der alle Hindernisse beseitigen werde. Die Conferenz werde internationale MünzreglementS sichern; die französische Regierung werde den BimetalliSmuS unterstützen. Bon der Deputirtenkammer wurde die Inter pellation der Depntirten von Pari» über die Pariser Poliieipräfectur auf nächsten Montag an- beraumt. Eine von brr Negierung für die Erpe- dition gegen die Kbrumir» heute eingebrachte Cre- ditforderung von 5 695 VW Frc». wurde einstim mig bewilligt. Toulon, Donnerstag, 7. April, Abend». (W T. B.) Da« au» 8 Schiffen bestehende Mittel- meergesckwader ist hier eingetroffen und wird mor gen nach der algerischen Küste abgrhen. Rom, Donner»tag, 7. April, Abend». (W. T. B.) Der Senat nahm heute den Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung de» ZwangScourse», mit 115 gegen 8 Stimmen an. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde die gestern begonnene JnterprllatiovSdebatte fortgesetzt. Zanardelli stellt den Anttag, daß die Verhand lung über den die auswärtige Politik des CabinetS tadelnden Antrag Damiani's bis nach der Debatte über die Wahlreform vertagt werde, damit die erwar teten Reformen nicht durch eine mögliche Ministerkrisis verzögert würden. — Crispi spricht sich gegen die Vertagung aus, weil dadurch ein gewisser Zweifel in Bezug auf die Politik der Regierung entstehen könnte. — Der Ministerpräsident Cairoli bestätigte seine gestrige Erklärung und acceptirte die Vertagung der Berathung. — DepretiS hielt eine Debatte über die auswärtige Politik nicht sür angezeigt und sprach sich gleichfalls für die Vertagung aus. Bei der Abstimmung wurde indeß der von der Regierung angenommene Bertagungsantrag Zanar- delli's mit 192 gegen 171 Stimmen abgelehnt; 3 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung. Der Ministerpräsident Cairoli beantragt infolge diese» Abstimmungsresultatr» den Schluß der Sitzung, damit da» Cabinet die Befehle de» Königs ein- holea könne. Die Sitzung wurde darauf aufge hoben. Wie der „Diritto" meldet, hatte der Minister präsident Cairoli dem Könige die Demission des CabiuetS überreicht. Der König habe befohlen, seine Entscheidung abzuwarten. Die Panzerschiffe „Romano" und „Maria Pia" find heute von Spezzia nach Gaöta abgegangen. London, Donnerstag, 7. April, NachtS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung drS Unterhauses stellte Churchill die von ihm angekündigte An frage, betreffend die Unterstützung der „Freiheit" durch zwei Mitglieder deS CabinetS. Der GeneralstaatSprocurator James ant wortete, er sei vom UnterstaatSsecretär Duke und vom Admiralitätslord Brassey zu der Erklärung autorisirt, daß die Beschuldigung in jeder Art und in jeder Form eine unbegründete sei. ES hätte sich wohl geziemt, daß Churchill, bevor er seine Beschuldigung erhoben, erst deren Bestätigung nachgesucht hätte (Beifall); da aber die Befchuldigung einmal gemacht sei, müsse er Cchurchill auffordern, die Kronjuristen, daS Unterhaus und daS Publicum in den Stand zu setzen, sich über die Quelle einer so grundlosen Beschuldigung zu in- formiren. Churchill nannte Maltman Bary und den Schatz meister der „Freiheit* als seine Quelle und sügte hin zu, Beide seien in Bezug auf Dilke bereit, ihre Mit- theilung an der Barre deS Unterhauses zu erhärten. Brassey anlangend, so habe sich dessen Beitrag nicht auf die „Freiheit* bezogen. Dilke erklärte, er habe von der „Freiheit* bi» zum Erscheinen deS MordartikelS nichts gehört, bis dahin dieselbe auch nicht zu Gesicht bekommen; die Nachricht Churchill'- sei unwahr. (Beifall.) Churchill gab seiner Befriedigung darüber Aus druck, daß er daS Dementi einer so ernsten Nachricht herbeigeführt habe. Es erfolgte eine Interpellation über die Münz- conferenz. Auf eine Anfrage Hubbard'S antwortete der Unter- staatSsecretär Dilke, England habe Frankreich und der nordamerikanischen Union erklärt, e- könne in eine DiScussion über die Doppelwährung nicht willigen und muffe die Theilnahme bei der Münzconferenz ablehnen, wenn die Einladung nicht so gefaßt werde, daß sie einer jeden Macht völlige Debattenfreiheit lasse. Indien werde vielleicht durch einen Delegrrten vertreten sein, der aber über die Frage der Doppelwährung nicht stimmen solle. Der Marquis v. Hartington, der StaatSsecretär der Colonien, werde jedoch bereit sein, jeden zur Förderung der Herstellung de- Silberwerth» geeigneten Vorschlag in Erwägung zu ziehen. Die Frage einer separaten Vertretung gewlsser Colonien auf der Conferenz werde noch erwogen. DaS Unterhaus nahm im weitern Lerlaufe der Sitzung die irische Landbill in erster Lesung an, nachdem der Premier Gladstone die Bill in läa- gerer Rede erläutert hatte. Der Proceß gegen Most ist vor das Asfiseu- gericht verwiesen worden. London, Freitag, 8. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Lordfirgelbrwahrer, Herzog v. Argyll, hat wegen einer Meinungsverschiedenheit über ge wisse Punkte der irischen Landbill demisfiovirt. In einer Zuschrift an hiesige Morgenblätter hält Maltman Bary seine Behauptung aufrecht, daß der jetzige UuterstaatSsrcretär deS Auswärtigen, Dilke, ihm im September 1879 (wo er alfo noch Privatmann war) eine Geldsumme für die „Frei heit" übergeben habe. Bukarest, Donnerstag, 7. April, LbendS. (W. T. B.) Der Senat hat mit 34 gegen 5 Stim- men daS Gesetz, betreffend die Ausweisung von Ausländern, welche die Sicherheit drS Staates gefährden, mit einem Amendement angenommen, wonach Ermordung«- und Bergiftungsversnche gegen die Person eines fremden Staatsoberhauptes oder gegen die Mitglieder seiner Familie alS po litische Verbrechen nicht anzusehev find. Athen, Freitag, 8. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Sämmtliche Gesandte haben sich gestern Nachmittag gemeinsam zum Ministerpräsidenten KomunduroS begeben. Der deutsche Gesandte v. Radowitz verlas den identischen Vorschlag der Mächte, welcher von allen Gesandten unterzeichnet ist und ließ KomunduroS eine Abschrift zurück. Der Vorschlag besagt, die Mächte hätten, von dem Wunsche nach friedlicher Lösung der griechisch-tür kischen Krage beseelt, den letzten Vorschlag der Pforte bezüglich der Grenzregulirung gebilligt und verlangten die Annahme veSselben feiten Griechen- landS, indem sie gleichzeitig versprächen die Aus führung deS Vorschlags zu überwachen. Wenn Griechenland den Vorschlag ablehne, würden die Mächte Griechenland die weitere Unterstützung ent ziehen. KomunduroS erwiderte, er werde den Vor schlag der Mächte sorgfältig prüfen und nach reif licher Uebrrlegung sobald alS möglich definitiv be antworten. (Vgl. die Rubrik „Orientalische Frage* in der Berlage.) Dresden, 8. April. Da- Asylrecht und die AuSlieferungSpflicht steht unter den Gegenständen, welche die TageSpresse diScutirt, noch in erster Linie. Vor Kurzem nahmen wir Gelegenheit, an dieser Stelle auf ein Guwchten von Professoc F. Marten- in St. Petersburg über diese Frage hinzuweisen; heute haben wir Veranlassung, daS Gutachten einer andern völkerrechtlichen Autorität, deS Professor» Bluntschli in Heidelberg, mitzutheilen. Bei Letzterem fällt insbesondere in» Gewicht, daß er hinsichtlich der politischen Parteistellung dem liberalen Lager angehört und seiner Geburt nach Angehöriger eine- bei der Asylfrage am meisten betheiligten Staate-, der schweizerischen Eidgenossenschaft, ist. Für die Be- urtheilung der Frage ist e- von entschiedener Bedeu tung, daß Bluntschli mit Martens hinsichtlich der An schauung r öllig übereinstimmt, daß ein politische- Ver brechen aufhört, ein solche» zu sein, sobald ein gemeine» Verbrechen damit verknüpft ist, und daß in einem sol chen Falle für die ein Asyl gewährenden Staaten die. AuSlieferungSpflicht besteht. Bluntschli beginnt sein von der Wiener „Presse* mitgetheilte- Gutachten mit einer historischen Entwicke lung der Entstehung deS Asylrechts und weist alsdann auf die veränderten modernen Verkehrsverhältnisse hin, durch welche der Gedanke einer Solidarität der Völker und Staaten erzeugt wurde, welcher dieselbe verpflichte, einander in der Hand habung der Justiz beizustehen. Bluntschli sagt: Man hat früher viel darüber gestritten, ob eine AuSlieferungSpflicht nur dann vorhanden sei, wenn sie auf einen Vertrag, also auf den wechfelseitig ausge sprochenen StaatSwillen gegründet sei, oder ob dieselbe unter gewissen Bedingungen als eine völkerrechtlich« Pflicht von rechtSwegen gelte. Dieser Streit ist heute ziemlich müßig geworden, indem fast alle modernen Staaten zahlreiche AuSlieferungSverträge abgeschlossen haben. DaS Institut sür Völkerrecht hat in feiner Sitzung zu Oxford im September 1880 sich einstimmig dahin ausgesprochen, daß der Abschluß von AuSlieje- rungSverträgen zur Regelung einer sichern und geord neten Auslieferung zu empfehlen sei, daß aber die Auslieferung auch ohne Vertrag eine völkerrechtliche Begründung habe. Würde z. B. ein Staal sein Ge biet dazu mißbrauchen lassen, daß eine Räuberbande oder eine Falschmünzerbande von da, al- einem sichern Verstecke auS, Raubemsälle in ein benachbartes Gebiet unternehme oder dasselbe mit falschem Papiergeld über schwemme, so würde er sicher feine FreundeSpflicht gegen den bedrohten Staat mißachten und könnte diefer sich darüber mit Recht beschweren. Durchwegs beziehen sich die AuSlieferungSverträge nur auf schwere Verbrechen, nicht auf leichte Vergehen und niemals auf blofe Polizeiübertretungen, aus dem einleuchtenden Grunde, daß die letzteren nur eine locale Bedeutung haben und nur die ersten die allgemeine Rechtsordnung so stark erschüttern, daß alle Völker ihre Bestrafung wünschen müssen. In den älteren AuSlieserungSverttägen ist gewöhn lich kein Unterschied gemacht zwischen gemeinen und politischen Verbrechen ES wird vielmehr die Ausliefe rung auch in diesen Fällen, wie in jenen versprochen, zuweilen sogar vorzugsweise die Auslieferung von Hoch- verräthern ausbedungen. Nur einige Länder wie vor züglich die neutrale Schweiz, hatten schon seit Jahr hunderten die Uebung, den politisch Verfolgten, auch wenn sie eines Staatsverbrechens angeklagt und ver dächtig waren, ein Asyl zu gewähren. Die Schweizer betrachten mit gutem Grunde diese Ausübung des Ajyl- rechtS als eine Ehre und al- ein Kleinod ihre- Landes und weisen mit einigem Selbstgefühl darauf hiu, wie ost politisch Verfolgte der verschiedensten Parteien, Lonfervative und Liberale, Absolutisten und Radicale, Feuilleton. Nedigirt von Ott» Banck. K. Hostheater. — Neustadt. — Am 7. April: „Die Büste*, Lustspiel in 2 Acten nach der About'-, scheu Novelle von F. Zell. — „Die Dienstboten* Lustspiel in 1 Act von Benedix. (Frau Fried« Blumauer vom Berliner Hostheatcr al» Gast.) Die interessante, von unerschöpflichem Humor er füllte Berliner Künstlerin hat durch einige wiederholte Leistungen in verschiedenen Jahren da« hiesige Publi cum stet» so entzückt, daß ein Gastspiel von Frau Frieb-Blumauer zu einem FesttagSaenuß für die Theaterliebhaber Dresden» und speciell für die Freunde echter Schauspielkunst geworden ist. Man sieht bei ihr wie bei wenigen ihrer Genossinnen, bi« zu welcher merkwürdigen Vollendung sich durch gewissenhafte» Streben, durch wahren Kunsteifer rin außerordentliche« Talent auf klug begrenztem Gebiete entwickeln läßt. Bei der Genannten liegen die Hauptreize ihrer Wir kung in der geistreichen Auffassung und geschmackvollen Eopie de« realen Leben« und seiner Charaktere, die ost genug dankbarer und origineller für die Bühne sind, al« sie den Augen mittelmäßiger Köpfe erschei nen. Der schwachen schauspielerischen Begabung ist nicht bald eine Figur au« der täglichen menschlichen Gesellschaft dankbar genug, um studirt und für die Scene verwendet zu werden. E« geht da vielen Schau spielern wie den unbedeutenden Landschaftsmalern, welche in der Regel auf ihren Touren keinen Baum- Hlag, leinen Mittelgrund, kein malerische« Ensemble in der Natur finden können, welche- sür den Pinsel der Mühe werth wäre, indessen dem wirklichen Künst ler die Musestunden Methusalem'- zu kurz scheinen, um mit all' den köstlichen Motiven der Wirklichkeit fertig zu werden. Jene- gegen die lebendigen Vorbilder ringsumher stumpfe Auge treibt seinen Besitzer auf allen Gebieten de- Schaffens und der Reproduction statt zum Charak teristischen zur Laricatur. So empfangen wir so oft die Ausschreitungen der Uebertreibung, wo daS Ein halten der WahrheitSltnie den schönsten Genuß geboten hätte. Diese Verirrung, die ebenso häufig auS Effectsucht, wie auS Talentmangel entspringt, bewegt sich in der idealen Sphäre mit exaltirten Geberden und, ohne eS selbst zu wissen, auf den steifen Beinen der Parodie; im ConversationSstück, im Schwank, in der derb ge sunden VolkSscene aber wird sie nicht wie dort lächer lich, sondern sie verliert alle Lustigkeit, denn sie be leidigt dadurch, daß sie den niedrigen Geschmack, der sie erschuf, auch beim Zuschauer al- selbstverständlich vorauSfetzt. von solchen Abwegen hat der Gast mit glücklichem Gefühl für da- rechte Maß und mit scharfem Blick für die Wirklichkeit ihr eminente» Talent fern ge halten. Sie weiß im Natürlichen ohne Abschweifungen und comödiantische EScamotagen das Komische und Humoristische auszufinden. Die Uebergänge und Zwlschenfarben sind dabei mit besonderer, organisch zusammenhängender Feinheit dem Leben abgelauscht. Die» bewie» die Künstlerin in der Rolle der Madame Michaud, einer wundersam treuen, halb französischen und mit Recht halb deutschen Volksgestalt, in welcher der Grundton der Gutmüthigkeit, die Mischung de» Gelddünkels mit dem gemüthlichen, servilen Kleinbür- gerthum und der hausbackene Mutterwitz auf der breiten Unterlage totaler Bildungslosigkeit überrafchend festgehalten waren. In diesem Stücke spielte Frl. v. Ernest den Lehr ling Risotto (eine frühere Rolle des Frl. Zivser) sehr munter, keck und charakteristisch. „Die Dienstboten* wurden sehr gut gegeben. Die Rolle der Christiane von Frau Frieb-Blumauer ist eine genrebildlichc Schöpfung und Localcharasteristil von wundervoller Vollendung, ergötzlich, aufheiternd und in jeder neuen Scene so neu überraschend wie nicht leicht ein anderer Theatergenuß. Diese Leistung kann ein Triumph deS Realismus auf seinem speclkllen und zwar in diesem Falle sehr harmlosen Gebiete ge nannt worden. O. Banck. In der Thalmühle Novell« von M. I. Nu pp. (Fortsetzung ,u Nr. 81.) Frühling warS geworden, blühender, duftender Frühling, der kalte, verschlossene Herzen öffnet, betrübte tröstet und aufrichtet, und zuweilen selbst Solchen, die ihren eigenen ersten HerzenSfrühling traurig verblühen sahen, frischen Muth und neues Hoffen bringt. Ein wahre» Wunder vollzog er an Müller Klau- diuS, denn in diesem erweckte er, ihm selbst unbegreif lich, die Lust zum Reisen. Rosine war hock erstaunt, als der Later ihr mit- theilte, daß er große Neigung habe, mit ihr in die Schweiz zu reisen. Wenn auch die Jahreszeit für diese Gegend noch früh, so sci ja jetzt das Wetter so schön, und später könnte er nicht gut von Hause weg. Rosine freute sich über des Vater- Vorhaben, und so waren sie in wenigen Tagen reisefertig und zogen „im wunderschönen Monat Mai* dem herrlichen Schweizerlande zu. Rosine und ihrem Vater ward vermöge ihre- für Naturschönheiten empfänglichen Sinn- Genuß an Herz und Auge zu Theil, dem sich Jede- nach seiner Art mit Entzücken hingab. Als sie schweigend, in stille Andacht versunken, von der Rigispitze den Sonnenuntergang bettachteten und auf die Welt unter ihnen herniederblickten, da war es Rosine unter dem Eindruck der sie mächtig erfassenden großartigen Natur zu Muthe, al» müßte sie jene», sie noch oft beherrschende, ungestüme Sehnen abstreifen können, denn hier erschien e- ihr so stein und egoistisch, die Seele ganz au-gefüllt zu haben mit dem eigenen steinen Ich. An den lieblichen Ufern de- Züricher See- wollte der Vater auf der Heimreise noch einige Tage ver weilen. Der Aufenthalt dort gestaltete sich durch liebe Bekanntschaften, die sie dort machten, noch zu einem äußerst angenehmen. Besonder» war die» ein auf Urlaub sich befindender Rittmeister v. Horst, welcher vom ersten Tage an Rosinen'» Tischnachbar war und sich lebhaft um ihre Gunst bemühte. Dazwischen un terhielt er sich aber auch mit dem Vater sehr freund lich, und e» fanden sich mancherlei Berührungspunkte zwischen den Beiden Die Geselljchaft mochte verschiedene Ausflüge zu sammen, und auch Rosine fand den Rittmeister, al» „Reisebekanntschaft* betrachtet, ganz angenehm, wenn
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