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Erzgebirgischer Volksfreund : 02.09.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-09-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-185709020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18570902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18570902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 540 als Seite 549 gezählt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1857
- Monat1857-09
- Tag1857-09-02
- Monat1857-09
- Jahr1857
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 02.09.1857
- Autor
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«7. er ^rMörrgWer Redigirt und verlegt von E. M. Gänner in Schneeberg und Schwarzenberg. dl« Stunde der Mit- Gabrielen- Blicke dem » zurKckschauernd «H-r (Fortsetzung.) Noch nie hatte Gabriele mit solcher Trauer und mit ähnlicher Entschlagung aller weltlichen Gedanken gebetet. Beim Anblicke der Leiche des jungen Manne» fiel ihr ihr eigenes Unglück ein, fie dachte an ihren, gleich diesem, in der Ferne unter fremden Leuten gestorbenen Bater, wo seine letzten Blicke keiner befreundete» Seele begegnet waren. Noch nie hatte fie so über diese» schreckliche Geheimniß nachgedacht, da- dein menschlichen Schicksale auf Erden ein Ende macht, denn fit hatte bi» jetzt nur mit dem Leben zu thun gehabt, war selbst boll Leben und Aussichten in eine heitere Zukunft ge- ' wesen; nun aber beugte fie vor dieser erhabenen Lehre gläu big ihr Haupt und betete im Stillen: „Mein Gott, wir find ja nur Staub und Asche! Du allein bist über den Tod erhaben!" Pfltchtttch folgte Susanne dem Gebete bi» zum letzten keguiew; dann aber, zufrieden ihre fromme Pflicht erfüllt zu haben, sagte sie, auf einem Lehnstuhle in der Nähe des Kamines es sich bequem machend: „Es ist so übel nicht hier, Gabriele, komm her, mein Kind, setze Dich zu mir, stelle Deine Füße auf den Feuerhund, es friert Dich! Heilige Mutter Gottes, was das für ein Wetter ist! Man könnte heute Abend die Flamme des Fegefeuers ertragen!" In der That ließ auch der schreckliche Nordwest seine ganze Gewalt fühlen, er pfiff durch die Fenster und den Schornstein, und trotz der lebhaften Flamme im Kamine, stand der Thermometer dieses großen Zimmers doch auf dem Gefrierpunkte. „Ich stehe dafür/' begann Susanne wieder, „daß sie in diesem Hause heute Nacht vor Schrecken fast sterben werden; die Dienstboten werden von nichts als Gespenstern träumen, und- morgen wird man in der ganzen Straße die sonder barsten Mährchen erzählen. Du sülchtest Dich doch nicht mehr, Gabriele?" „Nein, Mise Susanne," erwiderte fie in niedergeschlage nem, aber ruhigem Tone. So blieben fie denn eine geraume Weile bet einander fitzen, ohne daß ein Wort zwischen ihnen gewechselt worden wäre; die Eine gab sich ihren traurigen Betrachtungen hin, die Andere aber murmelte Paternoster vor sich hin, und schürte da- Feuer an. Ällmältg wurde es auch aus der Straße ru hig, und im Hause, sowie'in dem Todtenztmmer herrschte die tiefste Stille; man hörte nichts mehr, als hier und da den Rus des Nachtwächters, der die Stunde anzcigte und mit sei- nem eisenbeschlagenen Stocke auf dem Pflaster rasselte. Die Alte war endlich «ingenickt; Gabriele näherte sich ihr, als fie eS bemerkte, und , wie sie sich davon überzeugt hatte, überlief fie ein leises Beben, fie fühlte sich nun ganz allein, und ihre alte Furcht kehrte wieder zurück. Eine un beschreibliche Bangigkeit bemächtigte sich ihrer, ihr Herz klopfte heftig, sie erbleichte, ihre Stirn bedeckte kalter Schweiß, und um nur nicht- zu sehen, verbarg sie ihr Gesicht am Kaminge- fimse.' Ihre Einbildungskraft gaukelte ihr alle möglichen Schreckgestalten vor, fie sah daö ganze Zimmer mit Gespen Reich de- Glauben- die Oberhand über fie, ihre Gedanken wandten sich dem Jenseits zu; fie bedachte, , daß die Tret« nicht gleich dem Körper untergegangen sei, und daß dzr.'Hr den fie betete, mit Dankbarkeit von oben auf fie heraWM. Ein belebender Glaube, eine plötzliche Hoffnung M-eMfi sie. Es kam ihr vor, als ob sie ihn in jener Welt unter feiner menschlichen Gestalt, voll Kraft und ewigdr Jugend, W sehen werde. Sie schlug die Augen zum Himmel auf, al- ob er sich vor ihr öffnen und ihr da- End», diese» Geheim nisse- offenbaren sollte, dessen Anfang, sie gesöhaut^ Ich demselben AugMttcke gWtwächter uüter ihren Fettster» mit eintöniger j ternacht an. Von NeueMÄ Bette zu und al-bald rief st stern angesüllt, e- kam, ihr vor, al- ob st» ihren kalt« schon über ihre Schultern herwehen fühlte. Glücklb dauerte dieser aufregende Zustand nur einige H Gabriel« fuhr mit der Hand über di» Augen, gleichs ob fie sich von den Schreckensgestalten befreien well indem sie sich rasch umdrehte, ließ fie ihren Blick düvh da» - ganze Gemach schweifen. Alle- demVerstolbenen Angehörig» lag noch in buntem Durcheinander umher; feine über"^ * Kopfkissen hängende Uhr ging noch, sein Degen und sein lagen auf einem Stuhle, und seine silbernen Schnalle« ten von einem Schranke herüber. Dem Gebrauche g« waren die Spiegel bedeckt, damit da»'Bild de- Tobte» ! .,, au- ihnen zurückstrahle. Die um da- Bette herllmgestdÜft Wachskerzen brannten langsam, und ihr bleiche- Lichf .her« breitete einen noch düsteren Schimmer, al- die Finsterniß selbst war. H Gabriele versuchte es, den Leichnam fest anzublicke«. Und al- fie das blasse Gesicht zum zweiten Male betrachtet hatte,, war ihre Furcht völlig verschwunden, und hatte einem «it-,. lancholischen Gefühle der Mitleidens Platz gemacht; ste Meintet Der dem Tode zur Beute Gewordene war noch so jung und seine Züge hatten« nichts an ihrer männlichen Schönheit v»r- loren. Sein Mund schien zu einem freundlichen Lächeln, ge öffnet, nur der Schatten seiner langen Wimpern schien seine Blicke zu verhüllen; man hätte glauben können, er schlafe nur, so viel Ruhe und Heiterkeit thronte ans seiner Stirn, „Sterben! in solcher Jugend sterben! ist es denn auch möglich?" dachte Gabriele; „sollte die Seele wirklich Lieft« Körper verlassen haben? Wenn er bloS eingeschlummert wäre, der Schlaf gleicht ja dem Tode. O! guter Gott-! Deiner Allmacht wäre es ein Leichtes, ihn wieder zu erwickm! ES bedürfte nur eines Hauches von Dir, und er würde wieder erwachen! So legt man ibn morgen in daS finstere Grab, er verschwindet von dieser Welt für immer! Morgen lftgt er unter der Erde, unter den Füßen der Lebenden. O! mein Gott! mein Gott! wie ist der Tod so schrecklich!" Während sich das gute Mädchen mit diesen und ähnlichen Gedanken beschäftigte, saß fie blaß und unbeweglich, wie der, do, dessen frühzeitiges Ende fie beklagte; und verwandte kei nen Blick von dem Todtenlager; stumme Thränen rieselten . über ihre Wangen; sie hatte sich ganz in die Betrachtung,, dieses düster« Schauspiel- verloren. Bald jedoch gewann da»
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