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Sächsische Dorfzeitung : 22.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-22
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189908229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990822
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-08
- Tag1899-08-22
- Monat1899-08
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 22.08.1899
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Exptd. u. Redaktion r^vvrn» Neustadt ll. Meißner Gasse 4. Lie Zcilung erscheint Ttcnftag, »«nncrstag und eonnadeud früh. Adonncmeut»- Preis: Sinteljährl. M. 1,50. Au beziehen durch die kaiserlichen Post- «stallen und durch unsere Boten. Lei freier Lieferung int Haus erhebt die P>si noch eine Ge bühr von 25 Pf. iilhsislhk DochnliiG Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Inserate werden biS Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: diel spalt, geile 15 Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inserate»' Annahmestelle«: Jnvalidendank, Haasenstein L Vogler, Rudolf Mosse, G. L. Taube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kesselsdorf, Hugo Müchler, Kötzschenbroda u. s. w. Ar. 98. Dienstag, den 22. August 1899. 61. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Unser Kaiser hat am Frei, tag bei der Enthüllung des Denkmals für das erste Sarderegiment zu Fuß auf dem Schlachtfelde bei St. Privat eine Ansprache gehalten, auS der vom ersten kis zum letzten Worte der Geist des Frieden- und der Versöhnung spricht. Sie wird angesichts der fast un entwirrbaren Zerfahrenheit unseres Nachbarreiche- Frankreich gewiß eine beruhigende Wirkung auf die seit zwei Jahrzehnten noch immer nicht verstummten Racheschreier in diesem Lande ausüben, wie ja neulich schon der Besuch Kaiser Wilhelm'- an Bord oeS fran zösischen Schulschiffes „Iphigenie" vor Bergen nicht ohne Einfluß auf die Stimmung weiter Kreise in Frankreich gegenüber Deutschland geblieben war. Der Kaiser sagte nemlich jetzt: „Ernste und weihevolle Erinnerungen umgeben den heutigen Festtag und lassen unsere Herzen höher schlagen. Mein 1. Garderegiment zu Fuß, vertreten durch meine Letbkompagnie, seine ruhmreichen F ihnen und viele alte Kameraden, die einstmals an dieser Stelle gefochten und geblutet haben, wird heute da- Denkmal für seine Gefallenen ent- hüllen. ES geschieht die- unter Theilnahme meine- jüngsten Regimentes und gleichsam der gesammten deutschen Armee, vertreten durch die Truppen des 16. Armeekorps. ES ist fast da- einzige Regiment gewesen, welches an dieser blutgetränkten Stelle durch ein Denkmal bisher noch unvertreten war. Und doch hat eS den vollen Anspruch daraus! Obwohl e- durch seine Geschichte eng an mein Haus gegliedert, zur Er ziehung der Prinzen und Könige desselben berufen, so recht eigentlich als ein Familien- und HauS-Regiment angesehen werden darf, so hat doch meine- Großvater- kaiserliche Majestät keinen Augenblick gezaudert, diese ihm so theuere Truppe voll für des Vaterlandes Wohl einzusetzen. Wie das Regiment gekämpft und geblutet und seinen Fahneneid gelöst, wie sein Verhalten deS großen Kaisers Lob, sein Leiden und seine Verluste Seine Thränen ihm verdient haben, lehrt die Ge schichte! Seinen unter dem grünen Rasen ruhenden Helden setzt daS Regiment mit mir, als seinem ältesten Lameraden, den Erinnerungsstein. Die gewählte Form des Denkmals ist abweichend von den sonst auf dem Echlachtfelde üblichen. Der gepanzerte Erzengel stützt iich, friedlich ruhend, auf sein Schwert, geziert mit dem stolzen Motto deS Regiments: sewper trüw (immer so). Ich will daher, daß dieser Figur auch eine allgemeine Bedeutung verliehen werde. Er steht auf diesem blut getränkten Felde gleichsam als Wächter für alle hier gefallenen braven Soldaten beider Heere, sowohl des französischen wie unsere-. Denn tapfer und helden- müthig für ihren Kaiser und ihr Vaterland find auch die französischen Soldaten in ihr ruhmvolle- Grab gesunken. Und wenn unsere Fahnen sich grüßend vor dem erzenen Standbilde neigen werden und wehmuthsvoll über den Grübern unserer lieben Kameraden rauschen, so mögen sie auch über den Gräbern unserer Gegner wehen, ihnen raunen, daß wir der tapferen Todten in wehmuthsvoller Achtung gedenken. Mit tiefem Danke und Aufblick gegen den Herrn der Heerschaaren, für seine unserem großen Kaiser gnädig bewährte Führung wollen wir uns vergegenwärtigen, daß auf den heutigen Tag die um des höchsten Richters Thron geschaarten Seelen aller derer, die einst in heißem Ringen sich auf diesem Felde gegenüberstanden, rm ewigen Gölte-- frieden vereint auf uns herabsehen!" Im preußischen Abgeordnetenhause fand schon am Sonnabend die dritte Lesung der Kanalvorlage statt. Nach lebhaften Debatten wurde über den Antrag des nationalliberalen Abgeordneten Bachmann, der auf Wiederherstellung der durch die zweite Lesung durch brochenen Regierungsvorlage lautete, die namentliche Abstimmung vorgenommen. ES waren anwesend 414 Abgeordnete, 32 enthielten sich der Stimmabgabe, sodaß 382 giltige Stimmen verblieben. Von diesen lauteten 147 auf Ja, 235 auf Nein: der Mittellandkanal wurde also mit 88 Stimmen Mehrheit abgrlehnt. In der angeschlossenen Abstimmung über den Bau deS Dortmund-Rhein-Kanals wurden 409 giltige Stimmen abgegeben, von denen 134 für und 275 gegen die Erbauung waren; hier stimmten auch die nationalliberalen und freisinnigen Abgeordneten argen die Vorlage, weil sie nach Ablehnung des Mittelland kanal- kein Theilwerk befürworten wollten. Die Kon servativen haben also ihre Absicht, den Bau beider Kanäle zu hintertreiben, erreicht. Die ganze Vorlage ist gefallen und wird nicht mehr an das Herrenhaus gelangen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt bezüglich dieser Ablehnungen: Den Erklärungen deS Reich-, kanzlers und Ministerpräsidenten Fürsten zu Hohenlohe und deS Vicepräsidenten deS Staatsministerium-, FinanzministerS l)r. v. Miquel, gemäß ist eS selbstver ständlich, daß die Regierung die Angelegenheit damit nicht für erledigt erachtet. Sie hält unbedingt und unentwegt an dem wohlerwogenen und al- nothwendig erkannten Kanalplane in seiner ganzen Ausdehnung fest und wird zu seiner Durchführung diejenigen Mittel anwenden, welche ihr zu Gebote stehen und ihr der Sachlage angemessen erscheinen. — Von anderer Seite und zwar seitens weiter politischer Kreise wird die Ansicht ausgesprochen, daß das Staatsministcrium diese Niederlage nicht zu überstehen vermöge, sondern seine Entlassung einretchen werde; vielleicht erfolge eine Umbildung deS Ministeriums unter Beibehaltung einiger jetziger Minister. Die Rückkehr deS Kaiser» nach Berlin wird für den heutigen Dienstag erwartet. Die Dreikaiserzusammenkunft wird sitzt osficiell in Abrede gestellt, ebenso aber auch da- Ge rücht von einem Zusammentreffen zwischen dem Fürsten Hohenlohe und dem Grafen GoluchowSki. AuS Wien lief am 18. August folgende Depesche in Berlin ein: Im Auswärtigen Amte wird heute die Sensations. Nachricht von der Zusammenkunft der drei Kaiser in Skiernewice osficiell für ganz unbegründet erklärt. Zugleich wird mitgetheilt, daß der Besuch deS Grasen GoluchowSki bet dem Fürsten Hohenlohe in Aussee kaum stattfinden werde, da GoluchowSki nicht zum Kaiser nach Ischl berufen sei. Fürst Hohenlohe werde wahrscheinlich nicht mehr nach Auffee zurückkehre«. — Dagegen wollte, wie weiter mitgetheilt wurde, Minister Graf GoluchowSki dem Staatssekretär Grafen v. Bülow auf dem Semmering einen Besuch abstatten. In Sachsen und Thüringen wirbelt ein dieser Tage erschienener Artikel de- „Vaterland-", deS Organ» der sächsischen konservativen Partei, in dem über eine Zurücksetzung der Sachsen im höheren Post dienste scharfe Klage geführt wird, viel Staub auf. Viele Zeitungen bemächtigen sich diese- Stoffes; ja selbst höhere Postbeamte äußern sich dabei in der Presse. Einer von diesen schreibt einem voigtländischen Blatte geradezu, die Thatsache der Zurücksetzung der Sachsen im höheren Postdienste erweise sich wohl am schlagendsten daraus, daß von den seit 32 Jahren iür den höheren Postdienst geprüften mehr als 150 Sachsen bis jetzt erst acht zu Posträthen befördert worden seien. Ein Anderer klagt, daß ein Sachse noch nie Obcrpost- direktor geworden sei. Die sächsische Staatsangehörig keit sei eben hierfür ein Hinderniß. Jetzt, wo man preußische Posträthe, die schon seit 6 bis 8 Jahren übergangen worden seien, nachträglich zu Oberpost, direktoren befördere, sei es wohl möglich, auch das an den sächsischen Postbeamten begangene Unrecht wieder aut zu machen. Das betreffende Blatt knüpft an den Abdruck dieser Zuschrift die Bemerkung: „Pflicht der Volksvertretung wird eS Hinfort sein, die Angelegen heit an maaßgebender Stelle zur Sprache zu bringen, damit die Bemühungen zur Wahrung der Interessen der sächsischen Postbeamten von Erfolg gekrönt werden!" Wieweit die Behauptung, die sächsische Staatsangehörig keit sei ein Hinderniß der Beförderung in höhere Stellen, sich bewahrheitet, läßt sich natürlich nicht fest stellen. Zweifellos wird der Staatssekretär des Reichs. Postamtes in der Lage sein, diese Behauptung zu ent- I krästen. Keuilleton. Die Sünden der Väter. Roman von Osterloh. (Nachdruck verboten.) (23. Fortsetzung.) „Die Sache liegt nicht so schlimm, wie eS den Anschein halte", berichtete er. „Von den verschiedenen Zeugen ist auSgesagt worden, daß Leonhard fortgesetzt aus» Heftigste von dem jungen Menschen gereizt tvordeu sei; fast Alle stellen dem Letzteren da- denkbar schlechteste Zeugniß in Bezug auf Charakter und Kon. dmte auS, während über Leonhard'- Verhalten nur tioe Ttimme deS Lobe- herrscht. Auch ist der junge Mensch noch am Leden, wenngleich ein tödtlicher Aus gang nicht ausgeschlossen erscheint. Der Blutverlust var ziemlich bedeutend und der Bursche ist ohnehin von schwächlicher Konstitution, elend genährt, mit erb- lichen Anlagen zur Schwindsucht. — Wie der Fall liegt, ist eS außerordentlich bedauerlich, daß Leonhard «einem Rathe nicht gefolgt ist und sich sofort selbst gestellt hat; denn nun kommt zu dem andern noch die Aallage wegen Desertion. Auch dafür würde sich die Strafe mildern, wenn Leonhard zu sofortiger Umkehr zu bewegen wäre." Er konnte den Gedanken nicht los werden, daß die Frauen über Leonhard'- Aufenthalt mehr wüßten, al- fie sagen wollten. „Wenn da» möglich wäre!" rief Frau Andree. «Vie soll man ihn denn ausfindig machen, wenn er nicht selbst Kunde von sich giebt — oder wenn ihn die Polizei nicht entdeckt." Sie schlug die Hände vor'- Gesicht. Im Geiste sah sie ihren Leonhard an den Händen geschloffen, von Gendarmen tranSportirt wie ein gemeiner Verbrecher und die neugierige, glotzende Menge verfolgte ihn. Da haben sie wieder Einen erwischt! hieß eS. Und dieser E'ne war Leonhard, ihr edler, braver, tüchtiger Leonhard, ihr Stolz! Und Martha hatte die gleiche Vision. „Lieber todt al- so!" rief sie entsetzt. Aber die Mutter ver grub ihr Gesicht in die Hände. „Alle-, nur nicht todt — nur nicht todt!" mur« melle sie vor sich hin. Nach einem kurzen Stillschweigen nahm Hellmuth wieder da- Wort. „ES würde vielleicht einen guten Eindruck machen, wenn Ihr Euch einmal nach dem Verwundeten er kundigtet ", schlug er vor. Martha schüttelte sich, als graue ihr. „WaS geht un- dieser Mensch an? „Ich kann nicht", stöhnte Frau Dorothea. „Ich kann eS wirklich nicht." „Wie Sie wollen." Dievenow bestand nicht weiter darauf. Er ver abschiedete sich bald, da er noch unaufschiebbare Ge. schäfte zu erledigen habe und Martha war nicht un. zufrieden, daß er ging. Er war noch nicht lange fort, so meldete da» Mädchen, daß rin Mann draußen sei, der sehr herrisch die Damen zu sprechen verlange. ES war ein großer starker Mensch mit feuerrothem Gesicht und einer dicken Schnapsnase. Seine Kleidung war leidlich anständig, aber ein penetranter Fuselgeruch strömte von ihm aus und Gesicht und Auftreten trüge» den Stempel grenzenloser Gemeinheit. Er musterte erst mit frechen Blicken daS Zimmer, dann die beiden Frauen. Und als er in ihren Zügen nur zu deutlich den Ausdruck von Scheu und Furcht endeckte, stellte er sich breitbeinig vor Frau Andree hin und sagte mit rauher Stimme: „Ich bin Schmidt." Da er mit Nennung diese- Namen- offenbar nicht den geringsten Eindruck auf sie gemacht hatte, fuhr er ohne Weiteres fort: „Schmidt, dem Leo sein Stiefvater — wer der Herr Papa war, das wissen Sie wohl am Besten." Bei diesen Worten grinste er sie höhnisch an. Frau Andree wich erschrocken zurück; unwillkürlich mochte ihr Auge wohl nach dem Drücker der elektri schen Klingel geschweift sein, denn der Mann setzte sofort hinzu: „Klingeln Sie lieber nicht, Madame. Wir brauchen keine Zeugen zu unsrer Unterredung." „WaS wollen Sie von mir?" brachte j tzt mühsam Frau Andree hervor. „Da» können Sie wohl nicht errathen?" fragte er und stierte sie breitmäulig an. „Ihr Sohn, der saubere seine Herr, hat mir meinen Sohn — da- heißt meinen Stiefsohn — erschlagen. Todt ist er noch nicht, wird wohl aber draufgehen — und nun liegt er da und braucht Pflege und theuren Wein und theure Medicinen und theure Aerzte und wa- meine Person betrifft, so habe ich eben erst meine Frau be-
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