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Dresdner Nachrichten : 23.11.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-11-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187011232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-11
- Tag1870-11-23
- Monat1870-11
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.11.1870
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»olstelner «IN, sche S«Il« und Sleinbutten, chlt die Atschbnnd- Rr. IL. Il«N anne mIt17'/»Nar. s Adler, ückerstraße 83. r»»8 nvbel kaust man lig bei se 7 erste Stage. -Gesuchs elckrer auch Tuba Engagement. Se nd Logis. Musikdirektor, et Chemnitz. olenm, 5 Pfd. » 2V Pf., f., L Ctr. 8 Thlr. IV««lÄe, chossergasse 7. gestempelte ;rli»xv, ,r Nur., o Mandel mpnchlt eni^tQr», Strasse 8. -Vvrk»uk. icsernes Tcheit- öhlr. bis vor das werde» anaenom- smann I. Linke, r. Rampeschestraftc ngcschaft. tn»«r Iliillt Ivttei» noblen, empfiehlt , zu den billigsten ivjxvi gang Badergasse. mmoden v. 4 Thlr. Näh- und Wasch, n. Auch reparirt. olirt, auch streicht :r, Tischler und gaffe 3. 1. St. piilvi r. ckt, empfiehlt »»es Thentus, lßncr Strafte l Sollheringe. lückwcise, Heringe, 5 Pf.. Erscheint l glich sriih 7 ttstellen m 2^ Thlr. a», Flaschcnreale;c, !e. I nischcstraße 24. »«- ichalb S Tage« Harnröhre, so- > entwickelten und ir Berlin rstrafte 56. rebst Gebrauchs gtschkft ir. l7,II »erkaufen r etr»8«n« cke und N. Aniiiunsr xee- K0»«INN»VI>. cige, , Bouguctö,schön r Strafte 4. ipfiehlt Riemer, trafte Nr. 23. lleilage. LLglich sriih 7 Uhr. Inserate «erden angenommen: bis Abends 6. TonntaaS: bIS Ätittagö 12 Uhr Martenstratze ll»; in Neustadt: Buchdruck er et d»a Joh. PLßlec, gr. «lostergasse ». Anzeigen in dies. Blatte staden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflager I»,V«o Exemplare. !«- Fkonnemenk: vierteljährlich 2") bei unentgeldliche ferung in'S Hau- Durch die Königl. P,S vierkeljährl. 22' eNgr. Einzelne Nummer» l Ngr Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepfch k Ntlchardt. — Verantwortlicher Redacteur: ÄUtlUS Nkichardt. Inseratenpreise.-, Für den Raum ein«e gespaltenen Zeit«: 1 Ngr. Unter „Eingesandt* die Zeile 2 Ngr. Nr.327. Fünfzehnter Jahrgang: Dresden. 23.. November .-»a— Laut einer Verordnung deö General-Intendanten, Gras Platen, erhalten die vier durchgehenden Begleitungömannschaiten von Gefangene», sowie die hier aufhältlichen Neeonvaicscentcn, gleich, ob Preußen oder Sachsen, schon seit vielen Wochen freien Eintritt in vaö Hostbeater. Wer Abends einmal den 3. und 4. Rang gemustert bat, konnte dort schon viele Wochen hinter einander lange Reihen von Soldaten besetzt finden, weiche von dieser Erlauvnift gern und dankbar Gebrauch machen. Es ist also dasselbe hier geschehen, wie in München, nur daft es hier schon lange und dauernd besteht und nicht bloS einmal und vorübergehend und mit dem Unterschiede, daft von hier aus kein solches telegraphisches Aufhebens gemacht wird. — Wir erwähnten neulich, daft für unsere Truppen, die sich sür die Wintersalson im Kriege vorberciten, in Dresden 40,000 Kapuzen zur Anfertigung bestellt und an verschiedenen Stellen ln Arbeit waren. Dieselben sind nunmehr fertig und werden wohl im Frankenlande gute Dienste leisten. Die Anfertigung 'jdieier Kopfbedeckung a la eauurino bat eine Menge Menschen, wenn auch nur auf kurze Zeit beschäftigt, demnach ist der ärme ren Classe einiger Verdienst geworden; freilich waren die Löhne dafür verschieden; denn während einige Arbeitgeber 2 Ngr. für daö Exemplar zahlten, wurden einige der Kriegö-Kapuzen- IFabrikanten mit nur 15 Pfennigen bedacht. Da ist nun Mancher mit sehr trübseliger Miene abgezogen. — Wie Berliner Blätter berichten, sind sür die bevorstehende ReichstagS-Saison dem Vernehmen »ach Anträge am gesetzliche Regelung der staatliche» Pflicht zur auskömmlichen Versorgung der Invaliden, bez. Wittwcn und Waisen gefallener Soldaten der deutschen Armee in Vorbereitung begriffen. — Unter den in den Lazaretben jüngst vorgekommenen To desfällen hat die Section bc, einem Soldaten des 5. württcm- bergschen Infanterieregiments, Namens Dangeimaier, einen medicinisch interessanten Fall ergeben. Der genannte Soldat war am 6. August bei Worth schwer an der Gehirnschale ver wundet worden und zwar nach seiner Angabe durch einen Gra natsplitter. Am 20. November erlag er seinen Leiden. Man ffand jedoch, daß eine Cvasscpotkugcl tief in sein Gehirn cingc- dcungen war. Es wäre ohne den Sectionöbeiund kaum zu glauben, daß ein Mensch so viele Wochen mit einer Kugel tief im Gehirn eristiren könnte. (Dr. I.j — Die Feldpostbriefe der lSoldatcn, die sich über die Na tu ralverpflegung auSsprcchen, lauten allerdings sehr verschieden und ist die Lecture der unS häufig übersandten Schreiben eine sehr bunte. Freilich begünstigt dem einen Soldaten daö Glück mehr, als dem andern und so mag eS wohl kommen, daft der eine fammert, der andere lacht. Leute, die zur Feder in den Bureaur'o commandirt sind, erhalten allerdings ihr Gepäck nach- gefahren, eine Beauemlick'teit. die andere Soldaten entbehre» müssen. Die Verpflegung, die in den Tagen der Gefechts- Perioden etwas mangelhaft war, ist jetzt durch die schnelle Bc- Mltredacteur: Theodor Drodisch Mittwoch: 23. November 187V. P st örderung der Naturalien per Eisenbahn eine geregeltere ge worben, aber, daft, wie einzelne erzählen, die Mannsehaiten ge radezu im Paradiese leben, wo nur noch tic Eba fehle, ist falsch. Wer hinaus inuft in Wind und Wetter zur Fcldwacht, wird anders reden. Mancher Lantwehrmann, oder Reservist, der Frau und Kinder dabcim gelassen und sich die Unterstützung seiner Familieabdarbcn möchte, kann sich groften Genüssen nicht hingcbcn. Im klebrigen sind aber die Soldaten für die Liebes gaben, die sie anö der Hcimath erhalten, innigst dankbar. — Ei» nicht uninteressantes Bild aus dein Lagcrlcbc» liefert ein Brief auö Elaye, auch hier sind die Bewohner auö Furcht vor de» „l'ru->sic>n8" geflohen, so daft sich die Soldaten als interi mistische Besitzer der Grundstücke anichcn können. Daft bei solcher Iunggesellcnwirthfchast daö Obere nach unten gekehrt wird, ist leicht erklärlich. Früh, wenn der Trompeter zum „Futterschütten", d. h. für die Pferde, geblasen, krabbelt die ganze Blase aus dem Strohlager heraus und während Einige nach dem Stalle gehen, kocht ein Anderer die schwarze Mor- geiislippe, den Kaffee. Anstatt die „LalonS" zu fegen, setzt sich ein Dritter während der Zeit an'o Pianofortc und trommelt darauf verrückte Arien. Mittlerweile >erscheint ein Vierter mit einem Eimer Wasser und beginnt nun das allgemeine Waschen in einem, allen lichten Farben spottenden Gefäße. Alö Hand tuch dienen die schwarzen Vorhänge, während die jedenfalls einem Arzte gehörige Bibliothek wegen Mangels an genügen dem Zündmatcrial zum Fcucranmachen dient. Dann gcbt'S zu Tische an die obige Suppe mit SommiSbrod. hierauf in den sDienst biö um l l. 12, I. 2 oder 3 Uvr, je nachdem der Kock' der außerdem noch 3 Pferde zu warten und zu reite» hat, fer tig wird. Die Tafel besteht in Bezug auf ihr Menu heute auS !Rciö mit Rindfleisch, morgen auö Riiidflcisck' mit Reis, damit Abwechslung in die Sache kommt. Da das Wasser rar ist, spuckt jeder in seinen Löffel, wäscht ih» saudcr und trocknet ihn mit den Vorhängen ab. So wird auch das Reinigen der Trink- 'und Eftgeschirre immer 8 Tage ansacsctzt. Stach dem Mittags schläfchen folgt der Dienst bis Abends 7 Uvr, wo in verdünn tem Maftstabe, in Wassersuppe ioiipirt wird, soviel Jeder will. Me Capelle deö Hauses klecutitt ei» entrccfrcies Conecrt ani kein Pianoforte und zwar in ganz neuer Manier — nämlich sechsbändig; dazu Stauchen, Singen, Jodeln, Tanzen re. viö Uhr, wo sich die Hoven Herrschaften gemäß Corpöbesebl nach des Tagcü Last lind Mühen auf ihr Strohlager zu begeben haben, wo die Unterhaltung bis circa 12 Uvr fortgesetzt wird, bis alle der Schlaf umsängt. Weil Einer vielleicht bedeutend höher liegt alö der Andere, so kollert er unfreiwillig über 4 Ntann weg und wird, nachdem ihm eine doppelte Ration Rippenstöße verabreicht worden sind, nach schwerem und hartnäckigem Kampfe siegreich in seine Festung zurückgeworfen. Anderen Tagcö ver schlafene Gesichter, Glickcrstrcckc» und dann — derselbe Tanz. Wer sich nur annähernd in die Lage dieser Leute versetzt, dem wird klar werden, daft junge Leute, denen jedes Vergnügen abgeschnitten ist und fast Alles entbehren, mir eines Galgen- Humors sich befleißigen können. Dabei feuern die Pariser löwen- mähig auf die Truppen, treffen jedoch gar nicht und werden gründlich auSaelacht. . — Am Montag zogen durch die Straften Dresdens ver schiedene größere Trupps französischer Gefangener unter der üblichen militärischen Eöcorte, so unter Andern die Moritzstrafte und auch die Bautzncr Strafte entlang. Sonderbarer Weise zogen die Letzteren, cö waren wovl mehrere hundert Mann, mit lautem Gesang dahin. Man sollte meinen, daft Soldaten in solcher Situation, die sammt Ihrem Kaiser gefangen find, doch lieber eine ernstere Haltung annehmen sollten. Es läßt sich aber auch hier der französische Leichtsinn vollständig hcrauv- erkennen. — Se. Mas. der König hat gestern Mittag in Begleitung des Generaliieutenants v. Thielau de» am 8. October v. IS. enthüllten Brunnen mit dem Standbild der Kurfürstin Anna an der Annenkirche, im Beisein der Herren Oberbürgermeister Pfotenbauer, Stadtbaumeistcr Friedrich und des Bildhauers Hcnze in Augenschein genommen. — Die unter Bruch ivreö Ehrenwortes von hier flüchtig gewordenen beiden französischen Ofstcire sollen auf der Iohannes- gasse gewohnt haben. Wohin sie sich von vier gewendet, ist zur Zeit unbekannt, vcrmutben lässt sich, daft sie nach Oesterreich entflohen sind. — Stuck, aus Leipzig ist vorgestern Nachmittag einer der dort auf Ehrenwort internirtcn französischen Osstciere ver- schwungen und bis gestern noch nicht wieder zum Vorschein gekommen. — Unter den in den letzten Tagen zu Oificieren beförderten Untcrofficieren befindet sich auch der kön. Hofschauspieler Herr Koberstein. — Wie uns auS glaubwürdiger Quelle versichert wird, erhält die in der gestrigen Nummer unseres Blattes erwähnte, im englischen Viertel wohnende Ehefrau eines im Felde siebenden Landwcvrmanncö aus der (fasse des Säck's. Militär Hilss- vereinö keine Untcrstiiknng. Die Unterstützung dürfte wohl auö der Easse des Laudcö-Hilss-Vercinö ihr zuflieften. — Die muthwilligen Beschädigungen von Anlagen, Bau lichkeiten und Klinstdenkmäiern in hiesiger Stadt scheinen leider auch aufterbalb Dresden vorzukommen. So erzählt man unö, daft am 17. Nov. im Fasanengarten in Moritzburg zwei Statuen beschädigt worden sind. Der Timt verdächtig sollen vier junge Männer erscheinen, die an jenem Tage den gedachten Garten vcjucht haben. — ES scheint angezeigt, die hiesige Geschäftswelt insbe sondere die Banguiers und Geldwechsler auf's Neue vor Schwindler zu warnen, die aus England auf den Continent herüber kommen und hier falsche Anweisungen auf die Bank in London zu diseontircn versuchen. Zwei solchen Betrügern ist in diesen Tagen ein derartiger Betrug in Sachsen gelungen. Der Betrogene — der Cbei eines dortigen rcnommirtcn Bank hauses bat icdock, nock, rechtzeitig den Betrug entdeckt link soll so glücklich gewesen sei», die Schwindler in Lüttich fest- und sein Geld ihnen wieder abiiedmen zu lasten. * — In den lebten Tagen sollen wieder verschiedene Dieb stähle in unverschlossenen Vorbäusem an dort ausgcvangcn ge wesenen Kleidungsstücken vorgekomiacn sein. — Aus dem Atelier des'Herrn Goldarbeitcr und Juwelier Iävne aui dem Dolma Platz ist cme Denkmünze hcrvorgcgangen, welche wir nickst dlos denen empfehlen können, die ihre Verlognes um ein interessantes Stück vermehren wollen, sondern besonders Denen, die Freude an einem kleinen Werke der Kunst empfinden. Dieselbe hat die Gröfte eines Ncugroschcnö und zeigt ans der einen Leite die scharf geschnittenen und wohlgctroffcncn Köpfe des Kronprinzen und des Prinzen Georg, ans der anderen trägt sie auf einem eiserne» Kreuze die Gedenktage an die für die sächsischen Waffen so chrciwollen Schlachten von Metz und Sedan. Das Exemplar in Fcinsilbcr höchst sauber gearbeitet, kostet 15, stark vergoldet 20 Ngr. - Neulich Abend entwickelte sich eine seltsame Episode am Eibuser unk zwar am Ausgange der Carlstrafte, die eine An zahl Passanten verbeilockte. Cin Dienstmädchen war so in ge reizten Zustand gcratven, daft man dasselbe mit aller Gewalt von einem Sprunge in die Elbe advalte» muftte. Nur mit Müvc gelang cs, die Wütbcnte zu ihren Verwandten zu dringen. - Wie daö Manna in der Wüste, so war gestern zeitig Morgens der Fahrweg vor Nr, 2 und 3 der Moritzstraftc ganz mit nifchgedackcncn Dreierbrötchen bedeckt. Es mochten über 100 Stück gewesen sein. Dieses iinprovisirte Gratisstlihstückchcn hatte mehrere Passanten zum Steven vcranlaftt und Einsender Dieses sah mit Vergnüge», wie eine Frau und mehrere Lcvr- jungcn mit unvergleichlicher Schnelligkeit die Strafte wieder (stank macksten. Hier konnte man sagen: „Die Morgenstunde bringt Dreierbrötchen im Munde". Der wolsttvätigc Spender dieser stillen Licvcsgabe ist bis setzt nickst zu ermitteln gewesen. — Heute Abend 6 Uvr findet im Sing Saale dcrZstcsigc» Kreuzichllle das Iavressest des Gllstav-Adoli.Francnvcrcinö statt, bei welchem Herr vr. Rüling die Festrede halten wird. Alle, die sich sür die Gustav-Akolfs Sachc intcressircn, sind dazu herz, lick, cingcladen. — Am 8. November wurde in Elzcnberg bei Glauchau das Gräsc'sche Wohnhaus (stö aus die Umfassungsmauern durch Feuer zerstört. — Am 12. Abends 6 Uvr ist im Bahnhöfe zu Zwickau der Hllisbremscr David Weift aus Langenbernston von einem Zuge überfahren und gctödtet worden. Von der Königl. Bair. Polizci-Direetion in München wird ein Eleve der Gewerbeschule in Nürnberg. Namens Lut loff, zur Ermittelinig ausgeschrieben, der sieh im August d, I. von Nürnberg entiernt hat um eine Vergnügungsreise über München und Salzburg nach Insbrnck anzutreten. aber seit seiner Abreise bis jetzt keinerlei Nachricht über seinen Verbleib gegeben hat. Der Vcrmiftte ist >5 Jahre alt, kräftiger, unter setzter Statur, hat dunkelblonde Haare lind (staue Singen; für seine Ermittelling ist die nickst unansehnliche Belohnung von 200 Gulden ausgesckt, — In El'cmttix Vak am 20. d. Abends ein junger Man» mit schwarzem Sck'nurrbärtck'en. dessen Persönlichkeit nock, nickst sestgestcllt ist, im Chcnmitzstusse seinen Tot gefunden. Wie inan behauptet, sei er dort mit einem Vclocipede sehan an- gcsavren, habe durch das Anprallen an der Barriere jedenfalls das Ucbcrgcwickst verloren und sei somit ins Wasser gestürzt. — Angckünbigte Gerichtsverhandlungen. Donnerstag, den 24. November, finden folgende Einspruchsver- handlungStermine statt: Vormittags 9 Ubr wider Ernst Robert Julius Scheibe vier, wegen Diebstahls. — 10V< Uhr wider Carl August Ientzsch hier, wegen Versuchs eines ausgezeichneten Diebstahls. Vorsitzender: Gerichtsrath Ebert. — IU/« Uhr Privatklagsache Georg Clemens Ruick's wider Christiane verehel. Herrmann in Tharandt. Vorsitzender: Gerichtörath Einert. Dresden, 22. November. Der Mecklenburger spielt die Nolle, die ihm zugetheilt wurde, nicht gerade in einer von glücklicher Originalität zeugenden Auffassung. Drei Tage war ihm die Loirearmee vollständig aus dem Gesicht gekommen, war ihm förmlich unter den Händen verschwunden, und erst als ihm vom großen Generalstab in Versailles der Befehl zuging: wenn er die Loirearmee gar nicht im Süden finde, sie versuchsweise im Norden zu suchen, unternahm er die Recognoscirung nach Dreux, Ueber den dort errungenen winzig kleinen Erfolg muß ein Offizier seines Generalstabes einen überschwenglichen Bericht an den König in Versailles gerichtet haben, der denselben zu dem bekannten Telegramm an seine Gemahlin veranlaßt?. Dieser kleine und der weitere nicht sehr bedeutende Erfolg bei Chateau- neuf haben es nämlich gar nicht verhindert, daß sich die Loire armee nach Norden zu gewendet hat. Dort versuchte der Mecklenburger, sie aus Evreux zu vertreiben; die Franzosen melden amtlich, daß es ihnen nicht gelungen ist, daß die Preußen geworfen wurden, und Wolffs Tclegraphenbureau schwächt diese französische Depesche dahin ab, daß die Preußen noch in der Umgegend von Evreux stehen. Viag das Ereigniß bei Evreux auch nicht so vortheilhaft für die Franzosen ausgefallen sein, als sie darzustellen belieben, wir entnehmen dem Schweigen des deutschen Generalstabs hierüber mindestens so viel, daß der Mecklenburger bisher keine großen Vortheile errungen hat, daß er eifrig bemüht ist, dem seinen kühnen Flankenmarsch nach Norden zu fortsetzenden Feind sich an die Fersen zu heften, ohne diese Bewegung ernstlich hindern zu können. Dieß wird mit der Stunde vorüber sein, in welcher nicht blos Friedrich Carl, sondern auch seine drei Armeecorps in Gefechtsstellung eingerückt sind. Die bisherige Metzer Belagerungsarmee hat von Metz aus täglich 3 bis 5 Meilen machen müssen, um westlich hinter Paris eintreffen zu können. Unterwegs hatten diese Truppen sehr oft kleinere Gefechte zu bestehen. Freischärler und einige Trupps Mobilgardisten suchten ihren Vormarsch zu verhindern. Natürlich war das ganz vergeblich, jetzt aber machen sich größere Massen auf. So verkündet die Regierung in Tours, daß es dem Sohne Garibaldi s, Ricciotti, gelungen sei, von Süden aus vorzubrechen und in Chatillon an der Seine 7 — 800 Mann Preußen theilweise gefangen zu nehmen, theilweise kampfunfähig zu machen. Dies wäre, die Wahrheit vorausgesetzt, ein äußerst kühnes Manöver gewesen, würde aber nicht mehr bedeuten, als daß Garibaldi versucht, den Deutschen in den Rücken zu fallen, keinesfalls aber hat er den Vormarsch selbst unterbrechen können Binnen Kurzem wird Friedrich Carl, die Armee des Mecklen burgers eingerechnet, IM,000 Mann unter sich vereinigen, und eine solche tüchtige Armee, wie die seinige, braucht nur zur Entscheidungsschlacht niit der Hauptmacht der Franzosen zu kommen, um sie auch schon gewonnen zu haben. DaS endliche Schicksal der Loirearmce kann zwar einige Tage durch kühne Märsche und geschicktes Manövriren, durch Ausweichen da, wo man sie sucht, durch Auftauchen da, wo man sie nicht erwartet, verschoben werden; unausbleiblich ist es trotz alledem, Sic wird sich auch, nachdem sie sich mit der Bretagnearmee verbunden hat, nicht dadurch retten können, daß sie ihre Vereinigung nüt der Bourbaki'schen Armee vollzieht. Diese Vereinigung ist ihre nunmehr immer klarer hervortretende Absicht, die sie dadurch zu erreichen trachtet, daß sie in einem möglichst großen Bogen nördlich ausschwcnkt, während Bombaki ihr entgegenstrebt. Diese Absicht zu vereiteln, dürfte die Aufgabe Manteuffel's sein, der sich zu diesem Behufe zwischen beide cinzuschieben hätte. Er ist auf dem Wege dazu. Bei Laföre und Ham sind seine Truppen das erste Mal handgemein geworden mit Abtheilungen der Bourbaki'schen Armee und sie schlugen die letzteren. Die unter Manteuffel gestellte l. Armee hat also eine verschieden artige Ausgabe Ein Theil derselben wird dazu verwendet^ die an der belgischen Grenze liegenden französischen Ostfestungen zu belagern, mit seiner Hauptmacht eilt er nach Paris, um die Vereinigung Bourbaki's und der Loirearmce zu Hintertreiben. Nimmt man dazu den Kriegsschauplatz im südlichen Ostfrank reich: Werver contra Garibaldi und Lyoner Rhonearmce, so findet man. daß der Krieg, welcher bis vor Kurzem auf wenige einzelne große Punkte concentrirt schien, sich auf einmal in ge wattiger Ausdehnung ausgcbreitet hat. Man bekommt ein un gefähres Bild, wenn man annimmt, daß es die Absicht der Franzosen sei , von allen Seiten aus die Paris belagernden Deutschen anzm ücken. Diese stellen der von Norden drohenden Loirearmce Friedrich Carl und den Mecklenburger, Bourbaki den General Manteuffel und dem etwa von Süden vordring enden jüngeren Garibaldi die Besatzungen der Etappenstraßen entgegen, während sie im Mittelpunkte des Riesenkessels dir Riesenfestung Paris umklammern und in den über Toul unh Verdun führenden Eisenbahnen einen stark bewachten Schienen^
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