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Dresdner Journal : 29.09.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-09-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187209299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-29
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 29.09.1872
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1872. 227 Sonntag, den 29. September DreMerImnMl «m—rluUd 6«« üootmüw» Lmollv» ?o«t- avä lr^Lapitil. Verantwortlicher öiedacteur: I. G. Hartmann. «r 7937385 7411 )52 42 7591 rtterie- v*. 1871 1871 1871 187, 1871 st 4504 5(^85 6651 699' ,44 794 l48 274 316 5188 58N 5895 5938 643! 6741 7225 7301 »85 132 «u» loos>m-t- ALrllol» ... 8 l^ilr jz)thrlloh; 1 HAr. 1b Itgr. Land ist bereit, ohne Enthusiasmus und ohne Wider willen die conservative Republik zu acceptiren, wenn diese Negierung stark genug ist, cs von den Frctionen zu befreien und ihm den Frieden, die Arbeit und eine ehrliche Freiheit zu gewähren. " An dem linken Centrum sei es, diese „Vernunftheirath" zu Stande zu bringen. 76 53 33 78 lokr»»»»« tritt iRkrMM 8 1'tUr ktswptzl^büUr, lich, jenes Regime mit dem allgemeinen Stimmrecht auszusöhnen? Ich bezweifle es und sehe nicht ein, wie ein ohne Unterlatz von der steigenden Woge der Demokratie getriebener König Widerstand leisten sollte. Die parlamentarische Monarchie wäre nichts, als rin Waffenstillstand zwischen zwei Revolutionen. Dabei spielen die Orleans eine zweideutige Rolle, an der sie nicht schuld sind, die aber doch schwer auf ihnen lastet. Man fragt sich, warum sie als Prinzen eines königlichen Hauses, als legitime Erben einer Krone sich von ihrem natürlichen Oberhauptc, dem Grafen v. Cham bord, kennen? Und erwidern sie, datz sie ihre Ge walt, nach dem Beispiele ihres Vaters, nur von der Nation selbst erlangen wollen, so liegt es auf der Hand, datz ihre Thronbesteigung infolge einer Volkswahl die Schwierigkeiten der Situation nur vermehren würde. Geliebt von der Bourgeoisie, zurückgewiesen von den Arbeitern, unbekannt auf dem Lande, würden die Or leans die Legitimisten, den Clerus, die Republikaner gegen sich haben. Dom ersten Tage an in der Defen sive, würden sie der Aufrrchthaltuug einer schwankenden Autorität alles Andere unterzuordnen genöihigt sein und Frankreich die so benöthigte Sicherheit nach autzen ebensowenig gewähren, wie die legitime Monarchie. Das Spiel der Opposition würde darin bestehen, sie zum Kriege zu drängen, und, wenn sie so weise wären zu widerstehen, würden sie geschmäht werden wie Louis Philipp und fallen wie er. Die Prinzen haben erklärt, sie ständen dem Lande zu Diensten. Was könnten sie heute Besseres thun, als die Republik acceptiren? Die ersten Bürger eines freien Volkes zu sein und zur Verfügung Frankreichs zu stehen, wenn es ihrer bedarf, ist das nicht genügend für den reinsten Patriotismus und den legitimsten Ehrgeiz?" — „Aus einem Staats streiche hervorgegangen, bei Sedan besiegt und gestürzt, sucht das Kaiserreich sich von einer vernichtenden Ver gangenheit loszumachen; seine Anl änger erheben wieder ihr Haupt, auf die Sorglosigkeit und den Leichtsinn eines vergeßlichen Volkes bauend. Man entschuldigt den Kaiser damit, datz er nicht den Charakter eines wahren Staatsoberhauptes besessen, datz er nicht gewutzt habe, was er wissen mutzte. Was nützt ein Souverän, wenn das Land ihm nicht getrost die Sorge für seine Vertheidigung überlasten kann? Seine Regierung hat genug gethan, um eine Familie, die immer nur zu unserm Unglück re giert hat, für immer zu beseitigen. Das zweite Kaiser- reich^hat uns weder Freiheit, noch Ruhm gebracht, seine Rückkehr wäre die traurigste aller Restaurationen, denn sie würde keine unsrer Spaltungen heilen und uns eine im Innern wie nach autzen gleich schwache Regierung auforängen. Um diesen Preis einige Jahre materieller Ordnung zu erkaufen, ist zu theuer. Es ist ein Jrrthum, zu glauben, datz die Ordnung ein Monopol absoluter Regierungen sei; sicherer, als die Ge walt, setzt die Gerechtigkeit sie in den Geistern fest und hält sie in den Straßen aufrecht."—„Unter der revo lutionären Partei verstehe ich die Häupter der Com mune, die emeritirten Jakobiner und alle socialistischen Schulen, die an die Gewalt appelliren; eine Menge von verschiedenen, untereinander feindlichen Gruppen, die aber stets einig sind, das Bestehende umzustürzen: es ist die große Armee der Unwissenheit, des Elends und des Neides. Feind der Freiheit und des individuellen Eigenthums, hat sie gegen die Gesellschaft den Schwur Hannidal's geleistet und verfolgt mit allen Mitteln die Herstellung einer materiellen Gleichheit, welche den Un tergang der Civilisation und den brutalsten Despotis mus herbeiführen würde.—Von diesen vier poli tischen Parteien erscheinen dem Verfasser der vorliegen den Studie nur die beiden letztern zu fürchten. Die beiden erster» könnten nur durch die Assemblse ans Ruder kommen, diese aber sei, wenn sie auch wollte, nicht in der Lage, eine Monarchie zu errichten. Da gegen seien die Hoffnungen der Bonapartisten und Re volutionäre weniger thöri.ht, als man glauben wolle, und nur die Einsctzung einer festen Regierung könne Frankreich aus der drohenden Gefahr retten. „Das LmrÄu» Hummer»; 1 ^tvmpol»u»oül»s büma. kür cleu k»uw eiuor ^eepsltensu 2eü»r 1H Uzr. Outer „Lil>bv«w3t" cll» 2eller 8 dt^r. LroodeMeur Il^tiob, mit Ammcllims äsr Koma- «mcl kür ävu kolgeuäsu 1^. seine politische Schwenkung noch nicht vergessen, mit welcher er beim letzten Plebiscit zu Gunsten des Kai serreichs agitirte und stimmte. Um so schärfer fällt freilich sein gegenwärtiges Urtheil wider daS letztere aus, doch folgen wir der interessanten Schilderung der Reihe nach. „Der Krieg von 1870", so leitet Labou- laye die Charakteristik der französischen Hauptparteien ein, „hat eine seit lange von der Bühne verschwundene Partei wieder auf dieselbe zurückgeführt, ich meine die Legitimisten. Auf. allen Schlachtfeldern bat der Adel mit Heldenmuth gekämpft; er hat sich seiner Ahnen würdig erwiesen und die alte französische Ehre aufrecht erhalten. Das Vaterland hat in diesen braven Edel leuten die Erstgeborenen seiner Kinder erkannt, und es ist nicht undankbar gewesen. Die Wahlen von 1871 waren für die Legitimisten am günstigsten, welche in der Nationalversammlung vcrhältnißmäßig zahlreicher sich finden, als im Volke. Die Gelegenheit war gün stig, den monarchischen Glauben neu zu beleben. Dazu kommt, daß der Erbe so vieler Könige, der Enkel Heinrich's IV. und des heiligen Ludwig, ein Fürst ist, der die Verbannung würdig erduldet und, von Frank reich allein die Anerkennung und den Triumph seiner Rechte erwartend, niemals durch seine Prätendentschaft das Land in Unruhe versetzt hat. Sicher wäre die Sache des alten Königthums längst gewonnen, wenn die Religion der Vergangenheit in unseren Herzen lebte. Aber was ist flescheheu? Der Graf v. Cham bord ist nach Frankreich gekommen und hat nur Ein samkeit gefunden. In respectvollem Schweigen ließ das Volk einen Prinzen traurig weiterziehen, der ihm nur ein Fremder und Unbekannter war. Der Graf v. Chambord hat sich über die Kälte des ihm gewordenen Empfangs wohl nicht getäuscht. Als er die weiße Fahne für sein Banner erklärte und wiederholte, daß er nicht der König der Revolution sein wolle, da fühlte er, daß die Ehre ihm, dem Repräsentanten vergessener Ideen und einer nicht rühmlosen Vergangenheit, gebiete, das Symbol seines Geschlechts treu zu bewahren und sein Glück seinem politischen Glauben zu opfern. Seine festen und würdigen Briefe sind eine Abdankung. Die legitimistische Partei ist nicht so resignnt wie der König, sie hat sich aus der Monarchie eine Religion, aus der Legitimität ein Dogma gebildet und ist überzeugt, daß außer dem Königthum kein Heil für Frankreich sei. In dieser Treue bis zum Aeußersten liegt etwas ungemein Achtbares, aber man sieht leicht ein, daß diese Doctrin der Legitimität und des göttlichen Rechts, welche die Stuarts und Bourbons ins Unglück gestürzt hat, in der Politik ebenso wenig wahr ist wie in der Religion. Es giebt keinen unschuldigen Jrrthum, denn früher oder später gebiert die Idee die That und aus einem falschen Princip kann nur Uebles hervorgehen. Die Restauration des Grafen v. Chambord wäre eine Re volution nach rückwärts (a roculvus), mit allen Uebeln, allen Thorheiten, allen Heucheleien, die eine Reaction im Gefolge hat. Es wäre die Gewaltherrschaft einer Minorität, der unsinnige Kampf der Vergangenheit ge gen die Gegenwart. Dieses Königthum würde seine Kraft lediglich aus der Ergebenheit einiger vornehmer Familien, dem compromittirendcn Eifer der Bischöfe und dem passiven Gehorsam der Armee schöpfen. Der Graf v. Chambord flößt mir zu viel Achtung ein, als daß ich ihm unter solchen Verhältnissen die Krone wünschen sollte. Es giebt Etwas, was trauriger ist, als der König der Revolution zu sein, das ist: der König der Gegenrevolution zu sein". — „Das parla mentarische Königthum", hiermit wendet Laboulaye sich den Anhängern der Julimonarchie zu, „ist vor einem Vierteljahrhundert gestürzt, die Prinzen v. Orleans in seinen Sturz mit sich fortziehend. Bei aller Hoch achtung, die man einer braven und ruhmreichen Familie zollt, darf man an deren Wiedererhebung zweifeln. Im Jahre 1830 erschien der Reformversuch, der fran zösischen Bourgeosie die politische Rolle der englischen Aristokratie zuzuweisen, ganz natürlich. Man weiß, wie dieser Versuch gelungen ist. Wäre es heute mög- Jnteresse und das komische Element darin nur spärlich vertreten. Daß ein Ankömmling in einer kleinen deut schen Residenzstadt, ohne die Kleider zu wechseln, auch nur kurze Zeit unerkannt eine Doppelrolle spielen könne, ist einfach unmöglich, daher nicht komisch, ebenso die Berechtigung des Titels der Oper keine erwiesene, wenigstens nicht dadurch, daß die Fürstin eine Ballade von Pyramus und Thisbe selbst erdichtet und com- ponirt hat und sie, zu einer Oper umgearbeitet, auf führen zu lasten gedenkt. — Am 15. d. hat die Eröff nung des kaiserlich concesstonirten Theaters zu Straß burg, verbunden mit den Theatern zu Mühlhausen, Col mar, Metz und Hagenau, stattgrfunden, und zwar, da das Straßburger Theatergebäude noch im Bau begriffen ist, in Mühlhausen, Colmar und Metz. In Mühl hausen wurde, nach Aufführung der Weber'schen Jubelouverture und Dortrag eine- selbstverfaßten Prolog- durch den Dirrctor Alexander Heßler, der „Don Juan" gegeben. In Metz spielt zunächst die französische Truppe unter der Oberregie von Le- veaux, welche am ersten Abende da- Uchard'sche Schauspiel „Fiammina" zur Darstellung brachte. — Eine junge Dresdnerin und Schülerin von Frau Börner-Sandrini, Frl. Helene Sttrl, machte neulich im Hoftheater zu Koburg mit günstigem Erfolge in der Partie der Azucena ihren ersten theatralischen Ver such. — Aus Wien ist als wichtigste- Ereignitz die am 1b.d.erfolgte Eröffnung de- neuen Stadttheater- unter Direction von Or. Heinrich Laude zu melden. Wie immer den Letztern der Parteien Hatz und Gunst umwogen mag, genannt wird er doch stets, nennt man dir besten Dramaturgen. Dafür hat seine vielseitige Wirksamkeit al- Bühnendichter und Bühnenleiter, al- Novelltst und Journalist gesorgt, zumal mimosenhafte Scheu vor der Orffentlichkeit und der Rrclame nicht zu seinen Eigenschaften gehört. Für Wien selbst knüpfen sich an Laube'- Namen allerdings noch ganz andere Erinnerungen. Der Laube'sche Musentempel ist ein wohnliche-, zierliche- und von einer gewissen Vornehm heit angehauchte- Theater mit seinen drei Rängen, sei ner geschmackvollen Drcorirung, die zwar die kostbaren Farben Roth und Gold vereinigt, ohne sie jedoch zu plumper Prachtsucht zu häufen. Da ist Licht und Raum, man steht und hört vortrefflich, und keine Un schönheit stört die Stimmung des Zuschauers, wenn auch der plastische Schmuck sehr bescheiden ist. Man gab nach einem Prolog der Dichterin Betty Paoli den „Demetrius" in der Laube'schen Bearbeitung, die trotz aller Verwahrungen und Entschuldigungen Laube's, welche derselbe auch bei dieser Gelegenheit wieder in einer Ansprache an das Publicum geltend zu machen suchte, jedenfalls eine unverzeihliche Versündigung an den Manen Schiller'- bleibt. Mit einer wunderbaren Thraterlogik erklärt Laube, er sei nicht im Stande, ein Schiller'schrS Fragment weiterzudichten, und setzt sich hin und schreibt den „Demetrius* zu Ende. Allerdings ist die Arbeit auch danach ausgefallen; Apollo und MarsyaS differiren weniger in ihrem Mustciren, als Schiller und Laube in ihren nebeneinander gerückten Versen. Die ursprüngliche Handlung ist in Laube'- Fortsetzung sich selbst entfremdet, die Charaktere ver wildern, die Spracht wird derb und roh. Die Auf führung, heißt eS in der „W. Abdp.*, bewährte aber mals Laube'- glückliche Gade, Talente aufzuspüren und zu schulen, ein Ensemble herzustellen. Wer bedenkt, daß diese Leute vor Kurzem erst aus allen Weltgegen- den znsammengekommrn sind, daß die wenigsten schon früher einer großen Bühne angehörtrn, muß Dem, wa- da geleistet wurde, alle Achtung zollen. — Am 24. d. M. ging im Wiener Stadttheater Franz Amtlicher Theil. Dreldeu, 22. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Re- gierungs-Rath von Erie gern das ihm von Sr. Kö niglichen Hoheit dem Großherzoge von Hessen und bei Rhein rc. verliehene Militär-Sanitäts-Kreuz annehme und kage. Grillparzer's letztes Trauerspiel „Ein Bruderzwist in Habsburg" zum ersten Male über die Breter. Die düstere Handlung des Stückes hat den Streit des Kai sers Rudolph II. mit seinem Bruder Mathias und da- tragische Schicksal von Rudolph's illegitimem Sohne Don Cäsar, der sein wüstes Leben im Kerker endet, zum Gegenstände und spielt in Prag, Ungarn und Wien. Der stürmische Beifall, mit welchem daS zahl reiche Publicum die Tragödie begrüßte, war nach den vorliegenden Berichten mehr, als eia Achtungserfolg; er war ein Ausdruck der mächtigen Wirkung, welche ein nicht den gewöhnlichen Weg dramatischer Technik einschlagendeS Bühnenwerk durch seinen eigenartigen tiefen Gehalt auSübt. Jos. Bayer schreibt in der „Pr.": „Wenn wir Alles zusammenfassen, so wird uns diese nachgelassene dramatische Dichtung Grillparzer's, abge sehen von dem hohen poetischen Rang, den sie ein nimmt, auch darum werthvoll und interessant sein, weil der Dichter so viel von der eigenen Seele und Gesin nung in dieselbe hinein getragen. Wir Schiller auf der Höhe seiner jugendlichen Begeisterung den Marquis Posa zum Dolmetsch seines idealcn Wollens, seiner kühnen Postulate gemacht, so hat der greise Grillparzer in die Brust seine- Helden hier einen guten Theil der eigenen dunkel umschatt« ten Stimmung, seine- entsagen den, auf sich selbst zurückgezogenen Idealismus hinrin- gelegt." — Offenbach'- neueste Arbeit, die dreiactige Operette „Der schwarze Corsar", erlebte am 21. d. im Theater an der Wien ihre erstmalige Aufführung, er fährt aber kotz des Aufgebot- aller Mittel der Reclame eine ziemlich entschiedene Verurtheilung. „Dichter und Komponist", sagt A. W. Ambro-, „scheinen sich da- Wort gegeben zu haben, einmal zu probiren, waS und wie viel man dem Publicum bieten könne." — Die große Orgel, welch« von der Direction der „Ge- Dresden, 28. September. Wir fahren heute in der auszüglichen Wiedergabe de- im „Journal des Debats" veröffentlichten Labvulaye'schen Briefes über die politische Lage Frankreichs fort. Nachdem der Verfasser nachzuwei- sen gesucht hat, wie bedenklich und unzulässig ein fer neres Verharren im Provisorium für die Zukunst des Landes erscheine, bekennt er sich, wie voraus zu sehen war, gegenüber den Parteimännern, die, ein Jeder nach seiner Farbe, versichern, das Land wolle die Legitimi tät oder die Julimonarchie, das Kaiserreich oder die demokratische und sociale Republik, offen zur Aufrecht haltung der bestehenden Regierungssorm, d. h. der con- servativenRcpublik mitThierS alsPräsiden- ten. Den Beweis für die Behauptung, daß diese Lösung allein den Wünschen der französischen Nation entspreche, leitet Laboulaye aus der Ohnmacht jener vier Parteien selber her, welche, bei der Indifferenz des Publicums, verbraucht und zerfallet seien. Als einer, der keiner Partei angrhöre und allen Regierungen, die seit vier zig Jahren in Frankreich auf einander gefolgt seien, fr«md geblieben, glaubt er eine unparteiische Beurthei- lung jener Parteien und ihrer Aussichten bieten zu können. Hier dürfte die Achillesferse des geistreichen Publtcisten zu finden sein; man hat dem einst so ge feierten Verfasser des „Prince.Carniche" in Frankreich Feuilleton. (Redigik von Otto Banck.) Rundschau über Theater und Musik. "j- Am 1. September wurde in Köln das neue Stadttheater mit einem dramatistrten Prologe Wolf gang Müller's von Königswinter und einer Festsympho nie Ferd. Hiller's, an welche sich die Aufführung von Lesstng's „Minna von Barnhelm" schloß, feierlich er öffnet. Das Theater bedeckt in der Breite von 100 und in einer Länge von 170 Fuß eine Grundfläche von 17,000 Quadratfuß. Seine Höhe dis zum untern Rande des Dache- beträgt 50 Fuß. ES ist nach dem, im Stile der deutschen Renaissance entworfenen Plane des Bauraths Raschdorff, der unter einer Anzahl von Cvncurrenzplänen den Vorzug erhielt, unter der oberen Leitung dieses Meisters auSgeführt worden. Die sieben Haupteingänge des Theater- befinden sich an der Ost sette. — Im königl. Theater zu Kassel haben die im vorigen Jahre begonnenen Montag-Vorstellungen clas- sischer Stücke zu ermäßigten Preisen seit Anfang d.M. wieder ihren Fortgang genommen. Den Mittelpunkt derselben wird rin ShakespearecykluS bilden. — „Py- ramu- und Thi-be" betitelt sich eine zwetactigr ko mische Oper, welche vor Kurzem im Stadttheater zu Frankfurt a. M. zum ersten Male in Scene ging. Der Componist derselben, Ludwig Gellert, ist ein geborener Frankfurter und dürfte mit dem Erfolge seine- Erstling-werke- zufrieden sein. Die „DtdaSka- lta" sagt, daß die Oper viele ansprechende und hübsche lyrische, daneben auch manche wirksame komische Mo mente enthält, im Ganzen sehr gut, wenn auch zu voll- saftig instrumentirt und bequem für die Singstimmrn geschrieben ist. Der Inhalt de- nach einer Novelle von Riehl bearbeiteten Textbuch- sei dagegen von geringem TagesgMichlr. Dresden, 29. September. Ihre Majestäten der König und die Königin werden, so viel bis jetzt bestimmt ist, das kgl. Sommerhoflager in Pillnitz am 5. October verlassen und mit Ihren königlichen Ho heiten der Frau Herzogin von Genua und dem Prinzen Thomas von «savoyen einen mehrwöchent lichen Aufenthalt in Schloß Weesenstein nehmen. Dresden, 28. September. Der erste allgemeine deutsche Handwerkertag hat am heutigen Tage seine Bcrathungen geschlossen. Das Interesse der Ne gierung an den Verhandlungen des Handwerkertags wurde durch das Erscheinen Jh«er Excellenzen der Her ren Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz und Abeken in der Eröffnungssitzung und durch die Anwesenheit des betreffenden Referenten im Ministerium des Innern bei spätern Discussionen bethätigt. In gleicher Weise bekundeten Se. Excellenz der Herr Kreisdirector v. Kön- neritz und die Vertreter der kommunalen Behörden, die Herren Oberbürgermeister Pfotenhauer und Stadtver- ordnctenvorsteher Hofrath Ackermann, ihre Theilnahme für die Versammlung. * Berlin, 27. September. Wie bereits ,im gestri gen Blatte) telegraphisch gemeldet, ist die Entschei dung der Staatsregierung in der Angelegenheit des Bischofs von Ermeland nunmehr erfolgt. Durch den nachstehenden, von der „N. A. Z.' ver öffentlichten Erlaß des Kultusministers Or. Falk vom 25. d. M. ist dem Bischof Di-. Krementz eröffnet wor den, daß die Staatsregierung sich genölhigt finde, die bisher aus Staatsmitteln für den Unterhalt desselben geleisteten Zahlungen bis auf Weiteres einzustcllen: „Berlin, den 25. September 1872. Unter dem 21. Mai d. I sind Ew. bischöfliche Hochwür den avsgesordert worden, mitteln einer entsprechenden amt lichen Kundgebung die Beeinirachtigung zu beseitigen, welche die DDr Wollmann und Michelis im offenen Widerspruch mit der im 8 57 A L-R. H. 11 enthaltenen Vorschrift des Lan- deSgesetz.S durch die öffentliche Verkündigung der über sie ver- haagteu Excommunication ^an ihrer bürgerlichen Ehre e>litten haben. Insbesondere aber sah sich die StaatSregierung geaen- übcr den Ausführungen des gefälligen Schreibens vom 20. März d. I venütoigt, eine unrweidcutige Erklärung dahin zu forsera, daß Sie gewillt seien, fortan die Staatsgesetze in ihrem vollen Umfang zu befolgen. Dusen Aufforderungen gegenüber haben Ew. Bischöfliche Hochwürden mittelst gefälligen Schreibens vom 15. 2uni d. I. Sich bereit erklärt, in einer besonderen Belehrung an die dor tigen Diöcesanen 2dre Ueberzeuguvg helvorzuhebeu, daß nach dem heutigen Staats- und Kirchenrecht durch die Ausschließung ans der Kirche die bürgerliche Ehre der Beiroffenen nicht beein trächtigt sei und überhaupt bürgerliche Rechtsfolgen nicht hcr- vorgerufen wilden. Sodann haben Hochdieselben in der zur Kenutuiß der StaatSregierung gelangten Jmmcdiat-Antwort vom 5. d. M. aus eia allerhöchstes Handschreiben vom 2. d. M- erklärt, daß Sie die Ihnen durch Gottes Wort auferlegte Pflicht, den SlaatS- gesetzeu in rollem Umfange Gehorsam zu leisten, treu erfüllen würden. Die Staatsregierung verkennt weder das Entgegenkom mende dieser Erklärungen, noch die Gesinnung, welche ihnen zu Grunde liegt; das Bestreben nach einer Wiederherstellung des friedlichen Verhältnisses zwischen Staat und Kirche würde sich mit den diesseitigen Wünschen um so mehr begegnen, als man diesseits selbst den Sch-iu einer Beeinträchtigung der katholischen Kirche oder einer Schädigung ihrer Jatereffen zu vermeiden bemüht ist. ES geschieht nicht ohne aufrichtiges Bedauern, wenn die StaatSregierung sich gleichwohl außer Stande sicht, in Ew. bischöflichen Hochwürden Erklärungen die Bürgschaften zu fin den. welche sie im Interesse des «staats und seiner Angehöri gen zu forderu verpflichtet ist. Die ru Aussicht genommene Belehrung, welche überdies bisher nicht erfolgt ist, enthält die verlangte Kundgebung nicht und die Aeußerung in der Jmmcdiat Antwort ist mit ErwägunaS- gründeu und Zu!ätzen versehen, welche die uuveränderie Fest haltung Ihres Standpunktes darthuu. Der Gegensatz zwischen deu von Ew. bischöflichen Hoch würden vertretenen staatsrechtlichen Anschauungen und den Nichtamtlicher Theil. Uederstcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schan. (Journal de- Döbats.) TagrSgeschichte. (Dresden. Berlin. Finsterwalde. Düs- feldorf. Wien. Paris. Lugano. Madrid. Kopenhagen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichten. (Plauen. Glauchau. Großen hain. Zittau. Löbau. Lunzenau.) Beilage. LnS de« österreichischen Rothbnche. Vermischtes. Telegraphische Nachrichten. Pesth, Freitag, 27. September, Nachmittags. (Corr.-Bur.) Der BudgetauSschuß der ReichSrathS- delegation erledigte iu seiner heutigen Frühfitzung die Titel III, XVHI, XIX und XX des Ordi- uariumS des KriegSbudgetS. Zumeist wurde auf die im Borjahre bewilligten Summen zurückgegrif- fen mit dem Zuschläge, der durch die seitherige Steigerung der Preise votbweudig geworden. Der Ausschuß nahm ferner da- Ordinarium des Ma riuebudgrtS nach den Anträgen der Regierung an, unr wurde die beantragte Gagenerhöhung der Ma- rinegeistlichkeit abgelehvt. Lugano, Freitag, 27. September. (Corr.-Bur.) Die FriedrnSliga hat heute ihre Conferenzen ge schloffen. (Vergl. unter „Tagesgeschichte".) Kopenhagen, Freitag, 27. September. (W. T. B.) So weit sich da- Resultat der Wahlen zum LolkStbing übersehen läßt, werden von den dis jetzt bekannten gewählten 100 Abgeordneten — von den Färöer-Inseln find die Wahlen noch nicht bekannt — etwa «0 der Partei der Linken, 4ff der dieser grgenüberstehenden Partei zuzuzählen sein. Unter den Neugewählten befinden sich 3 bis dahin ganz unbekannte und etwa 9 Abgeordnete ohne bestimmt ausgeprägte Parteifarbe, während 1V bis 11 Abgeordnete im Wesentlichen der Par tei der Linken angehöreu. 1oser»teo»no»bme »nsrrli-k: LolpAU: LraMtrtett«-, Ovmwiomovär üs« Dreoüoer llovnmli; «benüa» : 17. Ln-ker, L'uoen l'ort u. A Na» durx v»rNu-Nti«n-r»1prjx-v»»»I-Lr«»l»u-rrio^fur1 ». N.: et l^vA/er,- Lorlm-V1,<m-L»u>durg-rr«i>k- kurt r. Il.-LLocken: A/o«««,' LerUo: Äeteme^e»', 7/. ^tbrecbt, Lrewoor L.Kebkotte,- Lr„I»u: D.Ltanven'o Kumm u. rrooktart o. bl.: L ^aeAer'eetie o. ^//errmann'i>cdo öucbk., Daub«<s k>o./ krox: 1>. LArZreb'» Lucbd ; ckewmtr: kort«: Aava», Da/itte, Lettin- Visu: Statlxort: Daube <K6V. ttkrnusxedorr klönial. Lxpeäition äs» Dresdner .lournok, Dreeäeu, blorzaretbeli^gses Ho. 1.
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