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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-06
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdartion und Lrpkditiou Johannesgasse 33. Aprtchll»»-kn drr Lrdariion. Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. ft,, >>, N>Ul«»dk «inattwdter vt-nulcrirle n'-chl - e>« Itkd«cn«u nichl virdinrlich. Annahme der sür die nächstfolgende Nnmmer destimmten Inserate an Wochentagen dl» S Uhr Nachmittag», an Sonn- und Sesttagen srnh dis V,0 Uhr. In drn /Uialrn für Ins.-^nnahme. Ott« klemm, Universitätsstraße 31, Lanis Lösche, Katharincnstraße 18. v. nur di» '/,S Uhr ^-24». Auzelger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Donnerstag den 6. September 1883. Auflage 18,1V0. Abonnements-reis viertelj. 4'/, Md. incl. Bringerloha S Ml., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2V Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren >ür Extrabeilaae» ohne Postbesörderung 3V Mk. Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile tv Pf. Eröhere Schrillen laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer u. Zisfernsatz nach höher« Tarif. lleclamen unter dem Uedactionsstrich die Spaltzelle 50 Pf. Inlerate find stets an die G>xprdtti«N zu senden. — Rabat« wird nicht grgeben. Zahlung prneoumorando oder durch Post- nachnahmt. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. NcliannlmiilhWg. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß die Expeditionen der Etadtwafferknnst wegen Reinigung der Lrcnlitäten Montag den 40. lanfendcn Monat- für da» Publikum geschlossen werden. Leipzig, am 4. September t8S3. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Clchoriu». Erledigt hat sich Misere den Buchbinder tzrdiiar- Pank Klötzer von hier betreffende Bekamilmachung vom 0. März diese- Jahres. Leipzig, am 9. September 1883. To» Poli;ri-?l»,t der Stadt Sechzig. Bretschneider. Resdr.Faldix. KSnigliche Alrademc der bildenden Ällste «nd Lun-gewcrbeschule M Leipjig. Frequenz letzten Jahre 807 Schüler. Tie Studien tm Wintersemester 188:1/84 beginnen Montag, drn l. Lctoder ». «>. Lte Taac-rnrke früh 8 Uhr, hic Abendkurse uni 5 Uhr. Ter Lehrplan nmfaftt alle Nnterrichtagebicte der bildk»- dcn Künste n»d de» KunstgrwcrbeS nnd berücksichtigt spccicll die Ansbtldnng ln den graphische» Künsten. Anmeldungen znr Aufnahme sind in der Zeit vom 10. bis mit Etz. dirsk» Monats in der Expedition der Kunstakademie, west licher Singel der Plrttzrnburg S.Stage, Nachmittags zwischen 4 und k Uhr zu bewirken. Leipzig, den 1. September 1883. Ter Tirector: Dr. Ludwig Niepcr. 8it2UNK äes ürstüelien LeiLirlrsvereins 6er 8tü6t Donnerstag, 4«u 0. Oeptemlwr 4denc1» 0 Ildr km 8a»Ie Ler -- lürote» stUrxernebuIe. Dngesorcknanir: 1) IlittlieUun«; de» llntkes der Stndt I>Ip?.!x beuUglicl» deyjoniireu dorrte, ilie »ick ru ntlcdtiieban IlNIti- leistun^en erkiitch erklärt Iiadsn. — 2) Die Xusetattunir ilcr 8cati<in»eimmar in den DeiobentinIIsn mit Leetion»- lnatrumsnten (lief. Dr. öloldeiiliauer). — 3) Vortriu- de» Dnter^ciclineteu Uber „Lrrtliebs Dispensation» -/oiitxnirse kUr 8oIiUler". Dr. kl. Dias». Nichtamtlicher Theil. Lönig Philipp. Ein sonderbarer Zufall hat cS gefügt, daß Gras Chambord am 24. August, Lein Geburtstag tcS Grase» von Paris, ge storben ist; rer „Figaro" hat deshalb mit Neckt gesagt, daß der Nus Do roi est mort, vivo Io roil kaum jemals besser gepaßt habe, als aus diesen imaginäre» Thronwechsel, denn Heinrich V. hat den Thron Frankreichs überhaupt nickt be stiegen und ob der Gras von Paris sich die Krone auss Haupt sehen wird, muß der Zukunft anheimgestcllt werden. So viel steht fest, daß die Anstalten für die Wiederherstellung der Monarchie in Frankreich so gut wie möglich gclrosjc» sind. Dem Grase» von Paris ist da» Geschick bube, sehr günstig gewesen. Eine Laune der Gräfin Chambord, vielleicht auch eine geheime Verabredung mit ihrem verstorbenen Gemahl verschloß dem Grasen von Paris die Theiiiiabme an dem Leichenbegängnis; in Görz »nd gerade diese Absage hat die Anhänger des legitimen KöniczthmnS genöthigt, z» der Frage der Erbfolge deS Oberhauptes der jüngeren Lime dcS Hanse» Bourbon Stellung zu nehmen. Schon bei der Ankunft de» Grasen von Paris in Frohsdvrs am 28. August mußte eS ciufscillen, daß er nicht von der Gräfin Chambord. sondern vom Grase» BlacaS emvfangcn wurde, obwohl ihr Gesundheitszustand ihr drn Verkehr mit dem Großbcrzog vo» ToScana gestattete. Die Weigerung hatte ihren wohlerwogenen Zweck, sie geschah dem Princip der Legitimität zu Gefallen, da« überhaupt bei der Leichenfeier in seiner ganzen Ausschließlichkeit zur Geltung gelangte. Die fromme, aber auch zugleich schlaue Italienerin hatte ihre Maßregeln gut getroffen Zuerst hieß eS, daß jedes Scbaugcpräiigc in Görz vermieden werden solle, der Gras sollte in aller Stille in der Gruft beigeseht werke», wo die sterbliche Hülle karl'S X. ruht. DaS war schon ei» verständlicher Wink für die Prinzen von Orleans, der Feier fern zu bleiben. AiS dieser Vorwand seine Kraft verloren hatte, erfolgte die Ablehnung dcS Empfange« LcS Grase» von Paris und als auch dadurch der Entschluß dcS Thron folgers. deni Leichcnbegängniß in Görz bcizuwohuen, noch nicht erschüttert war. wurde endlich als letzte» AnSkunjtS- miltel die Reihenfolge der Leidtragenden vorgcsckützt. in welcher »ach dem Wunsch der Gräfin dem Grasen von Paris ein untergeordneter Plah angewiesen werden sollte. Ob diese Jnlrigue im Einvcrsiändniß mit dem Grasen Chambord durckgesührt worden ist, läßt sich jetzt schwerlich »och seststellcn, aber eS wäre bei dem Charakter des Verstor benen nicht undenkbar, daß er den dem Grasen von Paris von ihm am 7. Juli bereiteten herzliche» Empsang nachträg lich bereut und angeordnct hätte, daß bei Gelegenheit d'eS Leichenbegängnisses den versammelten Leaitimisten die Ab neigung vcS Giascn Chambord kundqegcbc» werden sollte, den Grasen von Pari» al» vollberechtigten Tbronsolger an- zuerkennen. Damit würde die Anordnung nn Einklang stehen, daß die weiße Fahne Len Katafalk in der Klosterkirche von Eastagnavizza zierte und dem Lcickenzngc vorangciragen wurde. Unter dem Lilienbanncr bat daS Dodtcnamt und die Uebrrfübrung der Leiche stattgcsundcn, der starre Grundsah der Legitimität deS absoluten königtbum?, welchem der Gra von Chambord sein ganzes Leben hmdnrch trcugcblieben ist. wurde auch im Tobe noch als Richtschnur anerkannt, und bannt war freilich dir Unmöglichkeit der Versöhnung mit dem Ab kömmling de» Bürgerkönig» untrennbar verbunden. So wollte e» die Wiltwe de» Grasen Cbambord nnd da» ent sprach auch wohl den Wünschen Le» lehtcn der Bourbonen, aber der Zweck der ganzen ränkevollen Veranstaltung wurde dennoch nickt erreicht; di« Legitimisten daltr» sich an da». waS Graf Chambord am 7. Juli gethan hat, die nachträgliche Serie,ignung durch die Wiltwe hat für sie keine Giltigkeit. Die Legitimisten haben die Nothwcndigkeit erkannt» der von ihnen vertretenen Idee auch einen Inhalt, einen leben digen Träger zu geben, durch daS Princip allein kann dir Monarchie nicht wicderhergestellt werken und zudem waren ie ja keineswegs damit einverstanden, daß die tveiße Fahne die Stelle der dreifarbige» Fahne einnebmcn, daß die con« titiitionclle Monarchie der absoluten weiche» sollte. Graf Cbambord allein trieb daS Princip der Legitimität ans die Spitze und dagegen gab c- keine» Widerspruch Jetzt ist dir Einigkeit sämniNlchcr RcyeZsteu Frankreichs zur Thatsache geworden. Sogar die Legitimisten vom reinsten Wasser, die Anhänger deS KöniglhumS in der Vcndbe und die früher päpstlichen Ziiaven des General Cbarelte haben dem Grasen von Pari» ihre Treue anSgcdrückt »nd der Herzog von Larochesoucauld und Herr v. Larcinty haben in gleichem Sinne gehandelt. Solchen schwer wiegenden Thalsachcu gegenüber beweisen die Slimiiieu der republikanischen Presse vo» Paris, welche von Bruch und Zcrwürsiiiß unter den Anhängern der Monarchie z» berichten wußten, nur, daß sie die Uneinigkeit bcrbciwünsche», weil sie die Einigkeit fürchten. Der alte General Cbaretle bat bei dieser Gelegenheit seiner Geschwätzigkeit zu sehr die Zügel schießen lasten, er hat niiSgeplandcrt, waS der Gras vo» Paris ilun im Vertrauen gesagt hat: „Herr General, ich rechne ans Sie" und Charctte konnte auch da» Geständniß nicht znrückhalten, daß er diese Worte für sich und seine Znaven al» Ebrcnverpsiichtmig acceptirt habe. Wir wissen auch a»S dein „Frangais", daß der Graf v. Pari» da» Weitere seinen Anhänger» überlasse» und- den Pflichten des Helden gemäß sich bis zur Hauptaclion passiv vcrbalten wird. Cr habe nicht nölhig zu sprechen, seine Griindsätze seien bekannt, er erkenne an, daß die Mit wirkung dcS Lande- zur Wiederherstellung der Monarchie nötbig sei und an den Senatoren, Depnkirtcn und an der Presse sei eS, daS Land über seine Interessen anfzuklären. Der Graf von Pari» hat tiefe Erklärung nicht unterschrieben, sie kann ihm also nicht als Prälendentenhandlniig angereclnict werde», aber der Wirkung nacn ist cS ein vollgiltigeS Dtanifest, kaum in geringer,», Grade wie die kniidgcbm,g'Plo»-PlonS vom 15. Januar. Auch die Aeußernng de» Grasen von Paris gegen den General Cbarelte hat mnwciselhaft einen prä- tendentale» Beigeschmack, sie klingt fast wir der Nus zu den Waste» ä älsorotion, aber auch diese» Wort wird für Ferrh kaum binreichen, »In ans Grund desselben da» AuSivbisung» decrcct sür den Grase» abzufastc». ES ist in der That eine höchst unbehagliche Lage, in welcher sich da» Miiiistcrinni Fern, befindet. In Wie», de», Wohn sitz de» Botschafters der französischen Republik, erweist der Kaiser von Oesterreich dem RcchlSnachsvlger dcS Grasen Cbambord die Ehre eines erste» Besuchs, aus welche »ach der Tradition nur Sonverainc Anspruch haben und dieser selbe Graf von Paris bält in der französischen Hauptstadt seinen trimiiphirenkcn Einzug, nachdem chm die gesammle royalistische Presse Frankreichs al» da» Haupt deS Hauses Frankreich begrüßt bat. In diesem Augenblick ist der Gras vo» Paris sür die Ruhe der französischen Republik ohne Frage eine Gefahr; die sranzösischc Regierung wird also mft Eifer nach einer Handhabe suche», m» sich 'dcS mibegneme» Feindes z» entledigen. Der Gras vo» Paris ist nach der ganzen Lage der Dinge Kronprätendent und tritt auch als solcher auf, wenn er auch seine Person dabei nicht direct exponirt, wie cS Prinz Napoleon gethan hat. aber seine Handlungsweise deckt sich nickt mit dem Dort laut dcS PrätondentciigefetzcS und da» crböbt die Schwierig- keile». mit welchen die Fcrry und Thibautin zu kämpsc» haben. ES fragt sich sogar, ob nicht rin BerbaiimingSkccret obne greifbare GcsetzeSvcrlctznng durch den Grasen die Slellune desselben »ock günstiger gestalten würde, denn ein Angris gegen seine Person würde ibn »nd seine Anhänger zur Ab wehr drängen. Wenn der Gras vo» Paris überhaupt die Absicht bat, von seinem ihn, durch die Geburt verliehenen Neckt Gebrauch zu machen, so ist der Augenblick dazu jetzt gekommen, läßt er ibn ungenutzt vorüber, so wird er so leicht nicht wieder kommen und die republikanische StaatSfor», darf dann vorläufig in Frankreich als gesichert gelte», kenn von den Napoleonidcii bat die Republik nichlv mehr zu fürchten. LouiS Philipp ist der Mann de» TageS, aber nur. wenn er handelt, durch Uuthätigkcit geht auch sein Recht verloren. Leipzig, 6. September 1883. * Die „Norddeutsche AllgemeineZei tun g" bringt, aiiknnpsciid an einen Artikel deS „Journal de« DebatS" eine sehr sympathisch berührende Betrachtung über daö Brr- hältniß Deutschlands zu Frankreich, klar und be stimmt wird ausgesprochen, daß die Annahme, Dculschland sei beniübl, Frankreich zu stoliren, völlig unbegründet ist. „Für da» Verbällniß Frankreich« zu Deutschland selbst be ansprucht da« Letztere nickt- Anderes als da» Festhalte» an der völkerrechtlichen Basis, welche der Frankjurlcr Friede zwischen den beiden Nationen gi schasfc» hat, und welche beider seits ehrlich und offen respectirl, eine dauernde Bürgschaft der friedlichsten »nd besten Beziehungen der Nachbarrcicbe zu bieten geeignet wäre". DaS ist in der That die Auslastung, von welcher die ganze dculsche Nation getragen wird; wir wollen nicht nur Frieden, sondern Freundschast mit Miseren westlichen Nachbarn uutcrhallcn, »nd solche Beziehungen r» schassen, liegt lediglich in der Hand Frankreich». Mit Recht weist der Artikel der ..Norrd. Allgem. Zeitung" daraus hin, daß der gegenwärtige Neckt-zustand aufrecht erhalten und rcspcetirt werden muß, und daß, wenn in dieser Hinsicht Gefahr drohen würde, cS Deutschland gleich- giltig wäre, ob cS daS isoUrtc Frankreich, oder zugleich gegen ein halbe» Dutzend Verbündete sein Recht und seinen Besitz zu vertbcidigen hätte. In, klebrige» begegnet Frankreich nirgends deutscher Rivalität, wohin cS auch seine Blicke wendet, um die Grenzen seine» EinflustcS zu crweilern. Deutschland hat ihm weder in Tunis noch ans Madagaskar irgend welche Schwierigkeiten bereitet, ja cS dürste ihm viel leicht später einmal sogar zur Seile sieben, wenn cS nur den Wunsch »ach Revanche aufzngcben weiß — welcher „Reckt und Verminst entgegensteheii." Wir wünsche» von Herzen, daß dieser augenscheinlich auS dem Auswärtigen Amte stam mende Artikel deS Eindruck- in den Kreisen Ler französischen Politiker und Journalisten nickt verfehle. — Derselbe er scheint »nS übrigens wicktig gemig, nn: nickere Leler auch mit dem Wortlaut bekannt zu macheii. Ter Artikel lautet: Unter den Stimnien der Pariser Prelle hat da» „Journal de« DebatS" in der öffentlichen Meinung stets einen hervorragenden Platz eingenommen, und eS ist demzufolge durchaus verständlich wenn au« eine dieser Tage von ihm veröffenllichte kritische Ec- örterung der deulschen Politik in den großen Journalen de« Aus landes größere Beachtung gesunden hat, obwohl die darin ent wickelten «esichlSpuncte vor einer vbi'cüven Prüfung der That- achen i» keiner Hinsicht zu bestehe» vermögen, dllt den eigentlichsten tzlrundzug der deutschen Politik bezeichnet der Artikel der „Devot» da» Streben, Frankreich zu isoliren. indem sie mit Geschick und Erfolg die Annäherung anderer Mächte an Frankreich zu vereiteln »che. von der hohe» politischen Bedeutung de» „Journal des DebatS" würde nun mit vollem Recht die Begründung lenes Axiom- an» der politischen Geschichte de- letzten Jahrzehnt» bean- prucht werden können; ein solcher Beweis erscheint ledoch durch die Ereignisse selbst ausgeschlossen und ist deshalb von den „Debats auch nicht versucht worden. . . ^ ^ Eine auf Thatsachen und Handlungen beruhende, nicht n»S den Eingebungen sentimentaler Asfecle fließende Beiirtheilnng der deutsche» Politik seit drn, letzten Kriege würde in, Gegentheil nur die wohl- wollende »nd entgegenkommende Haltung zu constatiren in der vage ein, welche Frankrcich in allen Fragen der anSivärtigen eiten- Deutschland- erfahren hat, und welche anch in Zukunft sich überall brthätigcn wird, wo die srnnzüsische Interessensphäre sich in legitimer Weise geltend zu machen bestrebt ist. .... , .. Für das Bcrhältniß Frankreich- z» Dculschland selbst beansprucht da» Letztere nicht- Andere», al- da« Festhalten an der Völkerrecht- lichen Basis, welche der Frankfurter Friede zwischen den beide» Nationen geschahen hat, und welche, beiderseits ehrlich und offen reipecllit, eine dauernde Bürgschaft der friedlichsten und besten Be ziehungen der Nachbarrrich" zu bieten geeignet wäre. Die vorübrrgehrnden Trübungen der gegenseitigen Stimmung haben ihre Quelle nicht enisernt in jenen nicht existenten gehcimn»;- vollen poetischen Schnchzügen, welche die,.DebatS" der deutsche» Politik znichrciben wolle», sondern nachweisbar einzig und allem i» der bald lauler, bald mäßiger hervor,rrlcnden Neigung sranM. scher Stimmen, einen Vertrag, dcslen Rrcht-verbiiidlichkeit sie mit Gründen der Vernunst und des Rechte- nicht anzufcchten im Ltandc sind, unter drin Emslusse nationaler Empsindlichkeit al- ein Provi sorium hiiiznstellrn, das bei nächstbester Gelegenheit zu brechen al- eine Art von nationaler Ehrenpflicht gepriesen wird. Eine derartige Anlsnssliiig internationaler Rechtsverhältnisse, zu allgemeiner N»< Wendling gebracht, würde aber da- Chao-, den unaushörlichen Krieg Aller gegen Alle zur unvermeidlichen Folge habe», und nicht blo- da- engere Interesse Deutschland-, sondern da- der gesammten civi- lisirten Welt nmb sich gegen den versuch auslehuen, geltende Bcr- trüge aus solche Weise in Frage zu stellen. Frankreich selbst hat die Wohlthat diese- RespectS vor dem öffentliche» Recht ungetrübt so lange genossen, als eS im rechtlichen Besitze der Grenzländer sich befand, die c» seiner Zeit unter Benutzung -siu-stigrr Derhälinisse dem deutschen Reiche entrissen hatte. Und' n»r verlangen von Frankreich nur, daß e- den durch die Gerechtigkeit der Geschichte und die vertrage gewordenen Bestand rückhaltlos anerkenne, »in dauernd sreundschastliche Beziehungen z» ihm zu unterhalte». ES liegt also nur an Frank reich, sein Verhällniß zu Deutschland friedlichst zu gestalte». Ob dagegen Frankreich eine» versuch, de» gegenwärligen Reckt? bestand z» verändern, isolirt oder mit einem halbe» Dutzend Verbündeter unternimmt, darf für Deutschland nie in Belrachl komme»: »nter alle» Umständen gilt dann nur da» Gebot des Fest Haltens bi- ans de» letzten Mann. Rohm sonst die französische Nation auch ihre Blicke wenden mag, um die Grenzen ihre- EmstusseS z» erweitern, nirgends werde» sic deutscher Rivalität begegne»; die Wünsche Deutschlands beschiänken sich ans sein gute-Recht, welches festzuhallc» unser Volk allerdings unerschütterlich entschlossen ist. Einer beabsichtigten Störung de- Frieden- kann Deutichland deshalb nicht bezichtigt werde»; dieser Vorwurf kann nur diejenigen treffen, welche uner müdlich die Hoffnungen eine- grosten Volke» aus unerreichbare, illegiiinie Ziele zu richte» bestrebt sind Alle Ttaat-männcr, welche seit dem Frankfurter Frieden die Geschicke Frankrcich- geleitet haben, sind i» der Lage zu bezeugen, daß die answürtigc Politik ihres Lande- von denticher Seite stet- ausS Wohlwollendste behandelt worden ist. Diese Politik ist keineSweg- arm a» Erfolgen, welche de», sranzSsische» Nationalgcsühl ebenso wie den materiellen Interessen der Nation zu gerechter Genugthimne gereichen könne», und ihre Ergkbniiie selbst sollten vielleicht am dringendsten davon abinahnen, die Ziele der nationalen Entwickelung in einer Richtung zu suche», in welcher trotz aller Zuversichtlichkeit der Ncvancheprediger Recht »nd Vernunft ihnen undezwinglick ent gegenlrcten. * Ter BundeSrath hielt am TienStacz Mittag im RcichSanit dcS Innern eine Sitzung ab. Aus der Tages ordnung standen zunächst Mittbcilmigen über die Beschlüsse deS Reichstag» i» Betreff der internationalen Fischerei-Con vention und deS Handelsvertrag» mit Spanien, sowie in Betreff der Petitionen wegen Ermäßigung de-/Zolls au Rosinen und Korinlben. E» folgten dann ein Antrag, be treffend die Dechargirnug der Lasse de« RechnungShoseS sür 1881/82, »nd der mündliche AuSschußderickt, betreffend die Abänderung de» amtlichen Waarenverzetchniffe» in Bezug auf Weinbeeren und Weinmaische. * So sehr bei der Beratbung der jüngsten kircken- politischen Novelle da» Entgegenkommen der preußischen Regierung und der konservativen Partei von den ultramon- taneu Blätter» gepriesen wurde, so tauchten doch sofort nach Erlaß dr» Gesetzes von Neuem die bekannten „Schwierig keiten" aus, welche sich in verschiedener Richtung bewegten und deutlich zeigte», daß die Beseitigung der „Dcelsorgeiivth" nickt in erster Linie de» Herren vom Centrum am Herzen lag. Von den bedeutsamen Vergünstigungen, die da» Gesetz den Biicköfen a» die Hand giebt. ist fast noch keine benutzt worde:. um dein Pfarrermangel in den „verwaisten" Diöccscn abzubelfen, nur Bischof kormn hat in den letzten Tagen sechs Geistl.che, die noch vor dem Jahre 1873 ibre Borbildunc beendet batte», zn HilsSgeistlicben berufen. Daß er hierbei bereit» mit den, Gesetz in Consiict gerathcn ist, wie die „Köln. Ztg." meldet, wollen wir einstweilen noch nickt sür begründet erachte». Aber charakteristisch ist e» wiederum, daß die „Germania" von Neuem „Schwierigkeiten" au-sliidig macht, wenn die nicht nach den bestehenden gesetzliche» Vor, sckris'ten vorgebilveten Geistlichen, welche in nicht-anzeige pflichtigen Fällen von den Bischöfe» verwendet werden sollen. Dispensation von den aus die Vorbildung bezüglichen Bestimmungen von der Negierung nachzusuchen habe». Wir glaiiben. daß die „Schwierigkeiten" in dem Grade znnrhmcn, alS Aussicht aus Nachgiebigkeit von Seile» der Regierung vorhanden scheint. Bleibt die preußische Regierung endlich einmal fest, so werden solche Schwierigkeiten bald überwunden sein und neue sich nicht fortwährend «infindcn. * Die „Nordd. Allg. Ztg." läßt sich au« Stuttgart, 3». August, schreiben: „ES solle», wie e» vor einiger Zeit hieß, diplomatische Verbandlungen zwischen Württemberg und Oesterreich geschwebt haben bezüglich de« Eintritt« de» Herzog« Albrecht von Württemberg ,n die österreichische Armee. Herzog Albrcckl ist ein Sohn de» zur katholische» Linie bc» Ickwäbische» Königshauses gehörigen Herzog« Philipp von Württemberg und der Erzherzogin Maria Theresia, einer Tochter de« Erzherzog» Albrecht. Ob jene Verhandlungen nun gescheitert sind, oder ob sie gar nicht stattsanden (sie wurden damal», wie man sich erinnern wird, allerding» i» Abrede gestellt), wissen wir nicht. Jetzt veröffentlicht der „StaatSanzeiger" die Ernennung dcS Herzog« Albrecbt zum Lieutenant 4 la snits de» UlancnregimeittS König Karl Nr. 19. Herzog Albrecht befand sich mit seiner Mutter und Schwester in den Ickten Tagen zum Besuch am königlichen Hoflager in iriedrichShafen. Nunmehr sind die hohe» Herrschaften wieder »ach Gmündcn znrückackehrt. Bemerkt sei »och, daß Herzog Albrecht durch seine» Vater nach dem Prinzen Wilhelm, fall» dieser keinen männlichen Nachkomme» haben sollte, die nächste Anwartschaft auf den wiirttembergischen Thron hat." » * » * In Krakau werden, wie man un» von dort mittheilt, ür die SobieSki-Feier großartige Vorbereitungen ge trosten. Die Stadt wird überaus glänzend geschmückt sein, wczn die Bürgerschaft und der polnische Adel Galizien« eine bedeutende Sniume beigesteuert habe». Alle Festtheilnehmer erscheinen in Nationaltracht und der Andrang derselbe» dürste ein massenhafter sei». Sckon gegenwärtig sind alle Fremden zimmer in den Hotels zu hohen Preisen vermiethet und auch in der Stadt bält eS schwer, für die Festtage noch eine Stube ,u erhallen. Ans einer Wiese, am Wege zum Schlosse de« fürsten EzartorpSki, wird ein große» Zeltlager für die Frst- theilnehmer errichtet. — Wie die Krakauer Blätter melden, werden die Gäste au» dem Großherzogthum Posen sehr zahlreich sein. Da alle Gäste, wie erwähnt, in polnischer Nationaltracht erscheinen, die au» Posen kommenden aber besorge», die preußische Regierung könnte ihnen ihrer National tracht wegen Schwierigkeiten in den Weg legen, so ist Bor- orge getrosten, daß die Posener Gäste sich in O-wiecim, der ersten galiziscben Einbruchstation, umkleiden können. Tuch auS Prag wird eine czechische Deputation erwartet. * In Pest ist die Lage nach wie vor eine sehr ernste. Da? Ministerium TiSza, welche» fortwährend mit der Autorität der Negierung geprahlt, wird dem Sturme, den e» entfesselt, kaum Stand halten können. Die Opposition hat sich im Lause der letzten Wochen thatsächlich bedeutend verstärkt «nd etzl ihre Angriffe gegen die Negierung mit großer Heftigkeit ert. Die OppositionSbliitter schreien täglich in da» Land hinaus, daß die Regierung fallen müsse, wenn Uber Ungarn nickt eine verderbliche politisch - wirthschastliche Katastrophe hercinbrechen soll. In den kleineren Städten und aus dem Flacklande ist e» der Opposition auch wirklich gelungen, die Masse der Bevölkerung gegen die Negierung auszureizen. Antifcmitcn und sonstige Gegner des Ministerium» Hove» über daS ganze Land ein AgitationSnctz gebreitet, au» allen Tl,eilen VcS Reiche» laufen fortwährend beunruhigende Nachrichten ein, kurz die Zustände Ungarn» sind so trost lose, daß man nur mit Bcsorguiß >n die nächste Zu kunft blicken kann. — WaS die antisemitischen Unruhe» betrifft, die, wie c» sich jetzt herauSstellt, von den Leitern der Agitation nach einem verabredeten Plane angezettelt wurden, so scheinen sich diese auch aus Oberungarn erstrecke» zu wollen. Wenigsten» wird aus K a s ch a u gemeldet, daß inEperjeS und Bartfeld, wo ziemlich viel Juden wohnen, mehrere Läden derselben geplündert wurden und die Bauern in den benachbarten Dörfern Miene machen, über die Juden bcrzusallen, weil diese allein an den hohen Steuerlasten, welche die ländliche Bevölkerung zu tragen habe, Schuld seien. Aebnlicbe unsinnige Dinge, welcbe die Bauern gegen die Juden erbittern, werden auch in anderen Gegenden deS ungarischen Flachlandes verbreitet und von den Leuten geglaubt. Nack einer Depesche auS Kasch au ist von dort bereit» eine starke Militairabtheilung nack EpcrjeS und Bartfeld zur Unter drückung der Unruhen abgegangen. — Wie daS Blatt deS Antisemiteiisührer» Jstoczv triumphirend nackweist, haben im Lause der letzten Wochen in 37 ungarischen Städtchen oder Flecken Ausschreitungen gegen die Juden stattgefunden. * lieber die Stimmung und die Vorgänge in Kroatien schreibt man uns von oerkrainisch-kroatischen Grenze: Nur der nationale Größenwahn nnd die ganz unglaickliche An maßung der ungarischen Regierung konnten cS zu Stande bringen, zu den vielen Schwierigkeiten, welche ohnedies die innere Lage Ungarns bietet, anch noch die kroatische Frage herauszubeschwören. Diese ist keineswegs sei« dem jüngücn Sturm gegen die AmtSschildrr mit magyarischer Aufschrift entstanden, sondern e« ist schon fast «in Halde» Jahrhundert, daß man in Kroatien die vollständige Trennung vo» Ungarn anstrebt, weil dieses erstcrcni gegenüber von seinen Vergewaltigungen und Magyarisirungsveriuctien nicht »blassen will. Im Jahre 1848 führte der kroatiicb-ungarische Sonslict geradezu einen blutigen Krieg herbei, dein schließlich Ungarn unterlegen ist. Die Kroate» hoben damals treu zu Oesterreich gehalten nnd zwar iu der Hoffnung, dieses werde die Nationalität des Landes achten und schützen, was auch wirklich cine Zeit lang geschehe» ist. Aber brr sür ganz Oesterreich nnd seine Machtstellung wenig glückliche Ausgleich, den Herr v. Neust mit Ungarn geschloffen, brachte anch Kroatien wieder als „Rebenland" unter die Herrschait des MagyariSmns. — Die Stimmung, welch« gegenwärtig i» ganz Kroatien herrsch«, ist jener vor dem Kriege des Jahres 1848 überaus ähnlich. Heute, wie damals, ist daS gesammle kroatische Volk in allen seinen GcscllschastS- sch chie» fest entschlossen, den ungesetzlichen Zumulhungen der Magyaren Widerstand zn leisten, we-balb sich ,n Kroatien kaum eine Hand zur Wiederanbringung der Amt-ichilder mit ungarischer Aufschrift finden dürste, salls man ans dieser in Pest wirklich be stehen sollte, war trotz aller MinisterralhS-Beschlüsse noch sehr sraglich erscheint. Man darf nämlich nicht überleben, daß eine seitens der Magyaren gewaltsam durchgeführlc Wiedeianbringmig jener Wappen'chnder zu Ereignissen der rrnstesten Art führe» könnte, welcher Belorgniß sich bekanntlich selbst der zurückgelrelen« Bann- Gras Pcjatschewitsch im Vereine mit allen kroatischen ReqierunaS- beamle» angcschloffen hat. — In Agram herrscht vorläufig in Er wartung der Dinge, die a»S Pest k> inmen sollen, wieder Ruhe, allein eS wird jevenfalls von der Klugheit und de» Entschlüsse» der Pester Regierung abbänge», ob diese Ruhe anch eine dauernde bleiben soll. Auch in den übrigen kroatischen Städten sind seit der Entfernung der mißliebige» Wavvenschilder neue Störungen nickt vorgesallen. AIS besonders bemerken-werth sür die einmüthige Stimm»«- der gelammten kroatischen Bevölkerung »ins: mich hervorgehode» wtrden, daß binnen wenigen Tagen im ganzen Lande sämmtltche Wappenschilder mit ungarischen Ailischristen entsernt wurden, ohne daß di« Behörden dagegen eiuichreite» konnten oder wollten. Gegen- wärtig giebt e» mir Schilder imt Anstchrislcn in kroatischer Eproche, welche auch thatsächlich die einzig gesetzliche im Lande ist. — Ueber die Bauernerhebung in Zagorien, deren Umsang »nd Charakter viel bedeutender waren, als von den osfleiösen Bester und Mener Blättern zugestanden wnrde, erfährt man setzt, daß sich etwa 800 bi- 1000 bewaffnete Bauern nach den Bergen be geben, wo sie zwei förmliche Lager bezogen baden, in denen eS nicht an Lebens»,titeln fehlt. Die kroiiiiche Regierung beabsichtigt, die Bauer» im gütlichen Wege zur Rückkehr in ihre Dörfer zu ver» «nlasien, wozu bereit», nach den jüngstrn Nachrichten, Beryandlaaaen angekuüpft worden sind. — Aus der Handelsstadt Sissek wird gemeldet, die Aufregung gegen die Magyaren sei dort eine so hoch-
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