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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-31
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1888
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früh «V. Ue-artisu und LrpedMon I»ha»»««gasse 8. -PrechKuudkn drr Krdnrlion: vormittag« 10—12 Uhr. RachmlitagS S—6 Uhr. ffttr »t, NLa^»« N-Mandi-, Vl-nutc, >»« m»Ot sich tx Nidariten nichl v«rdm«tlch. >«»ah«e »er für »te nSchfts«l«entze Nu««er tzefti«u,ten Inter« tr an «ochentagrn bis S Uhr Nachmuiags. an Lann- un» Aeftta,e« früh »,S ',.v Uhr. In drn Filialen für Ins.-Annahme: Otto vir««. Universitätsstraße 1. Leuts Lösche, Katharineostr. 23 Part, um KSvtgSplatz 7, nur bis '/„ll Uhr. täglich Uhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 3V5. Mittwoch dm 31. Octobcr 1888. Abonnement-Preis vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Bringerlohn b Mk.. durch die bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer Belegexemplar 10 Ps. Bebübre» für Extrabeilage» (in Taqedlatt-Forma« gesalzt) ohne Postdelörberung 60 Mk. mit Postbesöcderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Größere Schrille» laut uns. PceiSverzeich» TabellarUcher ».Z'ssernsatz nach höberm ^ Kellamrn unter dem »tedaction-strtch die.aarspall. Zeile bOPs., vor den Fam 1 lIe»itamrichteN die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet; an die tsx-r«iti«N za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasvumeraiulo oder durch Post» Nachnahme. 82. Jahrgang. Dem Kaiser zum Gruß. * „Welch eine Wendung durch Gotte« Fügung!" Diese au« dem Munde unseres hochseligen Kaiser« Wilhelm I. naih der Schlacht von Sedan geflossenen, seinen frommen »mV gottergebenen Sinn so recht herzinnig bckluidendrn Worte glauben wir an die Spitze der Begrüßung unsere« heute in Leipzig einziehen den geliebten Kaiser« setzen zu können. Seit langer Zeit lag e« in den Herzen unserer Bevölkerung al« inniger Wunsch verborgen, daß ihr da« Glück und die Freude deschieden sein möge, bei der Feier der Grundstein legung zum Reichsgerichtsgebäude da« Oberhaupt de» deutschen Reiche«, S«. Majestät den Kaiser, in unserer Stadt empfangen und begrüßen zu können. Und nun ist endlich der Tag der Erfüllung diese« heißen Wunsche« herbeigekommen, eia Tag, zu besten wllrdiger Begehung unsere ganze Stadtgemeind« sich wie zu einem Hochzeit«sest bräutlich geschmückt hat. Aber welche Veränderung hat durch de« Allmächtigen Willen seit jener Zeit, wo man sich mit dem festlichen Ereigniß, besten Glanz un« heute umfängt, zu beschäftigen begann, Platz gegriffen? Der Begründer de« Reiche«, der Helvenkaiser Wilhelm I., wurde durch den Tode«engel au« seiner wunderbar glorreichen Laufbahn ab» berufe», und wenige Monate später folgte ihm sein Helden- müthiger Sohn, Kaiser Friedrich, nach Gotte- unerforsch- lichem Rathschluß in die Ewigkeit nach. Es ist eine lange, schmerzen«» und thränenreichc Zeit, welche das deutsche Volk seit Anfang deS gegenwärtigen Jahre« durchzumachen gehabt hat; «< zeigte sich hierbei wieder, daß kein Volk der Erde inniger al« da« unsrige mit dem Wohl und Wehe seiner angestammten Herrschersamilien und besonder« seine« Kaiser hauses verknüpft, und daß die monarchische Treue im deutschen Vaterland trotz aller von einer verblendeten Partei dagegen gerichteten Bestrebungen kein leerer Wahn ist. Anstatt deS ehrwürdigen Kaiser« Wilhelm I. und de« nicht minder un» vergeßlichen Kaiser« Friedrich hält heute der jugendsrische und ooch schon so Willensstärke Enkel und Sohn, unser all verehrter Kaiser Wilhelm ll, in Leipzig seinen Einzug, begleitet von seinem treuesten Freunde und Bunde-geuosten, unserem erhabenen Lande-herrn König Albert. E« hat nicht sollen sein, daß wir einem von den beiden Männern, die als die kräftigsten Mithelfer am Baue de- Reiche« an Vesten Wiege gestanden, heute unsere dankbaren Empfindungen dar- zubringcn vermögen; dafür ist e« der im Werden jener Ereignisse herausgcwachsenc kaiserliche Nachkomme, Vesten Antlitz Leipzigs Bürger schauen und dem unsere Herzen be geistert entgegenjudeln. Und wahrlich, die patriotische Empfindung hat volle Ursache, wenn sie auch die Trauer um die beiden Heim gegangenen Führer der Nation nicht vergißt, doch froh aus zujauchzen, daß des Reiche« Geschicke wieder in so kräftiger Hand ruhen. Wenn man Alles Ta«, wa« seit dem S.Mürz d. I., an welchem Tage Kaiser Wilhelm I. die Augen schloß, an dem politischen Himmel Deutschlands mit unabwendbarer Schnelligkeit sich vollzog, sich vergegenwärtigt, so wird man gewiß finden, daß die Last aller damit verknüpften Ereignisse für Tenjenigen, auf dessen Schultern sie sich hauptsächlich senkte, eine ganz außerordentliche und an strengende war. Welche riesenhaste geistige und körperliche Thätigkcil ist in der verbältnißmäßig kurzen Spanne Zeit von dem Nachfolger aus Deutschlands Kaiserthron gefordert worden! Und dazu noch die tiefen seelischen Einwirkungen, deren oft erschütternde Tragik der großen Allgemeinheit wohl für immer verborge» bleiben wird. Eö gehörte die ganze Spannkraft eines von früh aus sorgfältig aus seine spätere Lebensaufgabe vorbereiteten, von glühender Liebe für sein Vaterland und treuester Hingebung an seine große Mission erfüllten, in ernster Lebenserfahrung trotz seiner jugendlichen Lebensjahre erprobten Manne« dazu, um eine solche Häufung von Arbeit der verantwortungSrcichstcn Art bewältigen zu können. Und dieser Mann, dem da« gelungen, der in der kurzen Zeit seiner Regierung schon bekundet, daß da« Bei spiel, welches ihm namentlich sein kaiserlicher Großvater gegeben, aus guten Boden gefallen ist, der nach dem Grund satz der Hohenzoller» handelt, daß der König der erste Diener de« Staate« sein soll, für den eS Bedürsniß und eine wahre Freude ist, alle Zeit für die Wohlsahrt seines Volke« uner müdlich thätig zu sei», dieser Mann ist unser Kaiser Wilhelm II., der beule, obgleich die großen Strapazen seiner Reise nack Südveutschland, Oesterreich und Italien unmittelbar hinter chm liegen, und obgleich er erst gestern von den Festlichkeiten in der alte» Hansastadl Hamburg und dem Besuch seines Kanzlers in FriedrickSruh zurückkehrle, unserer Stadt die hohe Ehre seine« Besuche« schenkt und Theil nimmt an dem feierlichen Act, welcher dem Bau de« ReichsgcrichtSgebäudeS gilt. Wenn wir gewöhnt sind, unseren Kaiser in erster Reihe al« den kräftigen Bewahrer und Förderer der militairiscken Rüstung de« Vaterlandes, aus welcher besten Sicherheit und Gedeihen nach außen berukt, zu betrachten, und wenn wir die ausgezeichneten soldatischen Eigenschaften de« hohe» Herr» freudig anerkennen, so wisst» wir doch auch, daß der Kaiser, getreu seinem Gclöbuiß, Deutsch land den Frieden erhallen wird, so lange da« über haupt mit den Erislenzbevingungen de« deutschen Volkes möglich ist. AlS Fricd.nSsürst scheute Kaiser Wilhelm II. «nicht die Strapazen der nordischen Reise, als grieven»sürst unternahm er die Reise nach Wien und Rom, und überall uchte er in dieser Eigenschaft in einer Weise, die ihm An- pruch aus den Dank aller Menschenfreunde erworben hat, Mm Nutzen seines Volke» und auch der anderen Nationen zu wirken. Und daß ihm da« gelungen, darüber kann trotz der Ausstreuungen übelwollender Parteigänger kein Zweifel sein. Mögen noch so viel Unkenrufe von hier oder dort ertönen, der Einfluß der deutschen Kaiserreisen und de- persönlichen Eintretens unseres Kaiser« für die Ausrechthaltung de« Frie den« wird sich in der segensreichsten Weise geltend machen. Und in dieser Eigenschaft al« Frieden«sürst empfangen und begrüßen auch wir heute unfern Kaiser, wir begrüßen ihn ehrfurchtsvoll und begeisterten Herzens als den obersten Schirmherrn de» Rechte« in Deutschland, besten Einheitlichkeit durch die Feier der Grundsteinlegung de« ReichsgerichtSbaue« einen erhebenden Ausdruck findet. Nicht viele Jahre mehr wird e« noch dauern und der stolze Bau, in dem der höchste deutsche Gerichtshof sein eigene« Heim findet, wird sich dann erheben als ein würdige« Symbol der deutschen RechtSeinheit. Heute aber, wenn der deutsche Kaiser mit unserem geliebten König Albert, umgeben von den Vertretern der deutschen Bundesregierungen und de« deutschen Reich-tage-, vor dem Grundstein zum ReichSgerichtSgebäud« sehen wird, da muß gewiß einen Jeden das Gefühl frohen Danke« und patriotischer Zuversicht überkomme», daß wir in Deutschland dock ganz mächtig vorwärts gekommen sind. Aber e« ist noch eine ganz besondere Empfindung, die am heutigen Tage in unser Aller Herzen besonders lebendig wird E« ist da« die Empfindung herzlicher Freude über da« schöne und innige FreunbschastSverhältniß, welche« sich zwischen dem Kaiser und unseren, König Albert, zwischen den Häufen, der Hohenzoller» und der Wettiner immer mehr heraus- gebildet hat. Wir erblicken in diesem aus gegenseitigem vollsten Vertrauen beruhenden Verhältniß, in dem sich über haupt die Stellung von Kaiser und Reich zu den Einzel staaten, wie e» Gott sei Dank nunmehr zu beiderseitigem Segen besteht, widerspiegrlt, eine der stärksten Säulen unserer gegenwärtigen deurschen verfassungsrechtlichen Zustände, und wir hoffen zu Gott, daß e< immer s» bleiben möge. ES ist bekannt, welche Werthschätzung und Zuneigung König Albert schon in den Tagen, wo Kaiser Wilhelm ll. noch nicht zur Regierung gelangt war, demselben zollte, und wie er auS seiner Hoffnung, Deutschland werde unter der einstigen Herrschaft de» damaligen Prinzen Wilhelm Tage de« Glücke« und Wohlergehen« erleben, kein Hehl gemacht. Diese Hoffnung beruktc auf der Würdigung der au«zeze>ch»ele» Charaklereigenschaftcn des Prinzen und des vorzüglichen Bildungsgänge«, durch welchen derselbe für sein künftiges hohes Amt sich vorbereitet hatte. Wir wissen aber auch, daß die herzliche Zuneigung, welche schon der greise Kaiser Wilhelm I. sür unfern König Albert hegte, sich aus den gegenwärtigen Kaiser übertragen hat. ES ist ja auch in der menschlichen Natur begründet, daß der Enkel dem bewährten Freunde de« Großvater« die Treue bält, und ev liegen manche Züge vor, in denen sich der FrcunbschaslSbund zwischen Kaiser Wilhelm ll. und König Albert in herz erquickender Weise bekundet. Nicht allzulange ist e« her, daß in Leipzig ein deutscher Kaiser einzog, und ganz unwillkürlich drängen sich heute die Gedanken in jene bewegten Festlage zurück. ES war am 5. September 1876, als der Kaiser Wilhelm I. an der Seite de« König- Albert in Leipzig eintras, um Kcnntniß von der Beschaffenheit de« in der Umgebung der Stadt ver einigten königlich sächsischen Armeecorps zu nehmen. Großartig hatte sich auch an jenem Tage die Stadt geschmückt, und unbe- schreihlich war der allgemeine VvlkSjubel, mit welchem der Kaiser empfangen wurde. Es herrschte weit und hrcit nur eine Stimme der Anerkennung UberDas.waS damals unsere Stadt zu Stande gebracht hatte, und über die patriotische Haltung ihrer Be völkerung. Ten ehrendsten Beweis der Anerkennung empfing die Stadt Leipzig aus dem kaiscrl'chcn Munde selbst. Kaiser Wilhelm erließ vor seiner Abreise ein Handschreiben an den Rath der Stadt, besten Wortlaut mitzulbeilen wir unS heute nicht versagen können. DaS Handschreiben lantete: „Ich kann die Stadt Leipzig nicht verlassen, ohne derselben noch mal» auSznsprechen, wie sehr Mich der Mir hier bereitete Empfang gefreut und bewegt bat. Mir ist hier — wo vor 63 Jahre» der erste Schritt für die Vereinigung Deutsch lands mit blutigen Opfern erkäinpft wurde — überall eine so wobltbuende Darlegung der Sympathien sür die Einigkeit Deutschland«, verbunden mit warmer und treuer Anhänglich keit an de» Landesherrn, entgegengetreten, daß cS Mir ein wahres HerzenSbedürfiiiß ist, M-iner freudigen Befriedigung bicrübcr Worte zu gebe». Der Name der Stadt Leipzig ist bisher jederzeit unter den ersten genannt worden, wo eS die Ehre und Größe DculschlandS galt; Ich scheide von hier mit der festen Ueberzeugung. daß e» immer und sür alle Zeiten so sein wird. Wilhelm." Diese Ueberzeugung und Zuversicht, welche damals der nun in Gott ruhende erste deutsche Kaiser auSsprack, sie ist inzwischen nicht zu Schanden geworden, und sie wird, diese« Gelöbniß glauben wir beute, am Tage, wo wieder ei» tentsber Kaiser in Leipzig einzieht, im Namen der Bürgerschaft unserer Stabt oblegen zu können, ihr auch in Zukunft ein heilige« Vermächtniß sein. Leipzig war von jeher eine gut reichstreu gesinnte deutsche Stadl und wird es für alle Zeit bleiben; seine Bürger führen da« Bekenntniß ihre« entschie denen Eintretens sür Kaiser und Reich, sür Gesetz und Ord nung aber nicht bloS im Munde, sondern sie wissen diese Gesinnung, wie unter Anderem die Nrick'Slag-wahlen beweisen, in Thalen uiuzusetzcn. In diesem Sinne empfangen und begrüßen wir heute unser» geliebten Kaiser, der hoffentlich trotz der kurzen Zeit seiner Anwesenheit denselben günstigen Eindruck wie sei» kaiserlicher Großvater mit au« Leipzig hinwegnebmen wird. Nicht allein die äußeren Vorbereitungen, welche da« kaiserliche Auge vorsindcn wird, mögen Zeugniß von der Liebe und Verehrung oblegen, welche dem Kaiser hier entgegenschlägt, sondern ini Grunde der Herzen unserer Be wohner, davon möge der hohe kaiserliche Herr überzeugt sein, wurzelt die Treue und Hingebung sür Kaiser und Reich >» unzerstörbarer Weise. Und so wollen wir nur noch dem eine» Wunsche, der im Augenblick alle Gcmütber bewegt, AnSdruck geben, daß die Mächte deS Himmels sich heule gnädig erweisen und über unsere Stadl günstiges Fcstwcllcr be- schecren möchten. In dieser Begebung sind wir Menschen kinder freilich ohnmächtig, und c« bleibt uns nur übrig, das Beste zu hoffen, damit um so ungetrübter und begeisterter der Ruf erschallen kann: „Hoch Kaiser und Reich, hoch und dreimal hoch!" Unsere Änfyube in Afrika. Die Volksversammlung, welche am 27. Octobcr unter Be- tbcitigung des Oberpräsidentcii, de« Erzbischofs, deS General inperinlendenten der Rüciilp'.ovinz, der Generalität, der Regierungspräsidenten und vieler anderer hober Beamten und Ofsiciere in Kol» stattgesnndcn bat, ist zu einem bockerfren- Iichen vorläufigen Ergebnis; gekommen, welche« sich i» vier N-'sotutionen kiiiidglcot. Die erste derselben erklärt cS alS gemeinsame Pflicht und Ausgabe aller christlichen Staaten, die afrikanischen Sclavenjagden ;u unterdrücke», die zwelle ruft den Eongostaat, Portugal, England und Deutschland als Nächsibetbeiligte aus. den unvermeidlichen Kamps nachdrücklich ausznnchnien und durchzusHbren. die dritte drückt das Ver trauen au», daß angesichts der in Ostafrika vor Allem durch die arabischen Sklavenhändler v-rvorgernseiien aufständilchen Bewegung die Ehre der deutschen Flagge und di» deutsche» Interessen von t-r Reichöregieriing wirksam gewahrt Wersen, -die vierte endlich leiht der Ueberzeugung Worte, daß emem Vorgehen, welche» ans der ewmülbigen Unterstützung des deutschen Volke» ohne Unterschied des religiöse» Bckennlniss.S uno der politischen Parleistelluiig rechnen könne, auch die thalkräslige Mitwirkung de« Reichstages nicht seblen werde. Diese Beschlüsse wurden unter dem Eindruck gefaßt, welchen eine vortreffliche Rete deS I)r. Fabri souior bervor- gcrusen batte. Tie beiden Hauptgedanken der Rede sind, daß die afrikanische Frage international und interconscssionelt lei. Der Kamps gegen die arabischen Sklavenhändler müsse vom Congoüaat, Portugal, England nnd Deutschland, die Führung deS Kampfe« tonne aber nicht durch eine europäische Armee unternommen werten, sondern nur durch freiwillige Erp-ditionen. wie die bereil« in Vorbereitung begriffene Einin Pascha-Expedition. Aber nicht von Zanzibar an«, soncern aus ankeren Wegen, die vorläufig »och geheim zu ballen seien, müsse daü Unternehme» < inen AnSgang nehmen. Nicht ein von deutschen Ossicieren g 'snbrtes NezercorpS könne den Kamps bestehen, sondern einige Hnnderl Freiwillige ans Deutschland müßten den Elrnndsn'ck bilden, an welchen sich am geeigneten Ort die schwarzen Träger anzuschließen hätten. Der Entsatz Eniin Pischa's trete jetzt in die zweite Linie zurück, der Hauptzw-ck sei der Kamps gegen die arabische» Sklavenhändler im Innern. Fabri erklärt aber da« Unter nehmen al« ein >'o bedeutende«, daß eS a»8 Prwatmilt.l» wck't in« Leben gerufen werden könne, beträchtliche Zuschüsse aus RcichSinitteln seien unentbohrlich. Um dein einen festen Hintergrund zu geben, werde die RcichSr giernng in den leitenden Ausschuß Commissare entsenden inüsin zur Förderung und Ucberwachung des U.ilernebmenS. Es wäre aber auch wlinschenSwertk. daß von England und von Seilen des Congostaatcs Expeditione» anSgecüslrl werden und daß eine Verstänoignng der Comilö« vielleicht in Brüstet stallst»'e Was England anbeirifft, so verkennt der Redner keines wegs die großen Berdicniie, welche fick, diese« Land nm die Unterdrückung LeS überseeischen SclavcnbantelS erworben liabe. andererseits aber verschweigt Fabri auch nickt, Vag England die heutigen Zustände in Afrika wesentlich durch seine falsche Politik ini Sudan verschuldet habe. In dieser Beziehung sagt Fabri, vollkommen m lleberciiistimmiiiig mit de» von UiiS vargelegten Anschauungen: ..Hat schon die überaus klägliche Politik und Niederlage England« im Sudan die Kraft und daS Sclbstverlrauen der inobamekaiiischen Welt in Afrika naturgemäß äußerst g-steige>t und fanalisch errc,,!. so konnte die zweite englische Niederla. e ini G biete des Arn- wimi die schlaue nnd grausame Politik de» iclavenjagenden Araberlbums nur noch mächtig Neigern . . . Enaiand in vor die Frage gestellt, ob es z» der Schmach seiner egypttich-n Sudanpolilik noch die Niedcrmctzklniig einer mit großen Hoff nungen begleiteten englischen Erpckition rnl ig ans fick nebmen will. E« bat schon manche Schritte a-iban in Nord- w - in Südafrika, die den Gedanken xolilikchw Abdankung verrieben. Wozu dann aber »och Nebenbuhlerschaft in Zanzibar, wozu dann die Abgrenzung einer englischen Jnlercssinsphärc >» Ostasrika?" Die interkonfessionelle Seite deS Kampfes geg-n die arabischen Scl.ivenbändler cbaraklerisirt Fabri folgendermaßen: „Ist erfreulicherweise der sogenannte Cnltnrkainps auch l rch-n- polilisch abgewickelt, so zitiert die tiefe Erregung, die e. ,n kalkolischtn Kreisen bewirkt, doch noch ivettb n nach. T . ist eS ein sür jeden Ebrislen und Patertantssrennt willkommenes Ereigniß, daß plötzlich eine Frage vor ui S austaucht, welch ganz dazu angctl an ist. in einer einmüibige» nationale,' B - wegnng ihren starken AnSkrnck zu finde». Als Frage christ licher Humanität ist sie gegenwärtig von römisch-katbolischer Seite angeregt wv'ken. Wie eS sch-int, babe» mehr neck' alS i» Frankreich. Belgien und seltst in England, da > sckw so Große- in Sacken der Sclavenbesreinng und Unter drücknng deS EclavcnbandelS geleistet bat, die edle B siiebuiig des EardmalS Lavigerie in Denl'ckland Widerball ge funken. Auch in der evangelischen Bevölkerung wenden sich dem- selben steigende Sympalbie z». Mau kan» vullcichl sagen, daß seit den Tagen derKreuzzüge kein Gegenstand von so unmittelbar auf die Volksseele wirkender populärer Kraft die Aufmerksamkeit der Völker Europas beschäftigt hat, dem so unmittelbar ei» internationale» und interkonfessionelles Ge präge ausgedriickl war. al« die Angelegenheit» die unS heute hier vereinigt." In diesen Worten spricht sich eine wahrbast hohe und er habene Auffassung der Ausgabe au«, welche die am Colons sationLwerke in Afrika betheiligten Völker zu erfüllen haben, und es eröffnen sich Aussichten sür die Zukunft, welche voa der heilsamsten Wirkung für den Wellsrieven und die allgr» meine Wohlfahrt der europäischen Volker wie derer von Afrika sein werden. Schon als die westafrikanische Conferenz in Berlin tagte, wurde die Thatsache klar, daß aus dem Gebiete der Eolonisirnng und Cultivirung Afrikas alle euro päischen Völk r friedlich Zusammenwirken könnten, und der französische Minister Ferry begriff sehr wohl die große Tragweile der damals zur Berathung und Beschlußfassung vorliegenden Fragen sür das zukünftige Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich. Zu der internationale» Seite der Frage hat sich jetzt. Dank der Initiative de» Car dinal« Lavigerie. noch eine interkonfessionelle gesellt, die in diesem Augenblicke für Deutschland eine um so größere Wichtigkeit erhält, weil sie ein willkommene« Gegengewicht gegen die jetzt von Rom au« wieder aufge worfene Frage der weltlichen Herrschaft de« PapstcS bildet. Ans 'ein Felde der Huinamtät können sich die Vertreter aller Eoiisessionrn bereitwillig die Hände zur Erfüllung gemein samer Aufgaben reichen, und daß gerade der Kampf gegen i ie Sclavcrei eine der Unterstützung aller Consessionen würdige Rsbck'k ist, da« bat die Versammlung nn Gnrzenichsaale zu Köln unwiderleglich bewiesen. Trotz de« unmittelbar bevor stehenden Wahlkampfe», in welchen der Erzbischof von Köln persönlich und in seiner Eigenschaft als Kirchensürst eingetreten ist. hat er un dieser Versammlung theilgenomiucn, in welcher sich Bertreter aller Politische» Parteien und aller Consessionen sr edlich zusammciigefiinbei, Hallen. Wir hoffen zuversichtlich, daß sich auS der in Köln aus- cstreulen «-aal herrliche Früchte entwickeln werden, die nicht nur dem ColonisationSwerk in Afrika, sondern auch dem Welt frieden, der Stellung der Parteien im politische» Wettkampf und dem consessionellen Frieden zu Gute kommen werden. Ein allgemeiner .Kreuzzug zur Unterdrückung der Sklaverei ist in der Thal eine der gemeinsamen Unterstützung aller gesittete» Völker würdige Aufgabe. * Leipzig, 31. Oktober. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt die nachstehende Miilbeilung (den Text der Depesche französisch)t Das von Sr. Majestät dem Kaiser an den russischen Minister des Auswärtigen, Herrn von Gier«, zu dessen 5>0 jäbrigem Dienstjubiläum gerichtete Glückwunschtelegramat Halle folgenden Wortlaut: Ich ergreife mit besonderer Genngthuung die Gelegenheit, welche der Jahrestag, den Ew. Excellenz deute feiern, Mir liickek, um Ihnen Mein« besten Glückwünsche z„ senden und nr Ihnen den sicheren und zuverlässigen Vermittler der amt lichen und persönlichen Beziehungen zu begrüßen, die Mich an Meinen Iheuren Freund und nahen Verwandten. Se. Majestät den Kaiser Alexander, binden. gez. Wilhelm. Herr von GierS hat darauf geantwortet: Ties gerührt durch daS gnädige Zeichen deS Wohlwollens» da« Ew. Kaiser',. Majestät heule dierhergelangen zu lasten gcrnbt, bitte ich Ew. Majestät, zu erlauben, baß ich zu Ihren Füßen die Huldigung meiner tiefen Dankbarkeit niederlege. Ich bin glücklich, durch da« Vertrauen meines erbabenen SouverainS dazu berufen zu sein, Vermittler der sreund- schasllick'en Gesinnungen, die Ihn mit Ew. Majestät ver einigen, und der Traditionen herzlicher Freundschast zwischen de» beiten Ländern zu sein. (gez.) GierS. " Das dritte Hest der Gutachten auS dem Anwalt stande über den Entwurf eines bürgerlichen Gesetz buchs bringt einen hochinteressanten Anssatz des NechtS- . nivalis Re atz in Gießen, welctnr die Bestimmungen de« Entwurfs über die Schenkung in Vergleich mit dem ge läuterten NcchtSbewußtsein der heutigen Zeit Prüft und an der Hand zahlreicher Beispiele zu erheblichen Abänderungs vorschläge» im Sinne der deutschen Volks- und RcchtS- >'nscbnnn»g gelangt. Ferner enthält dos dritte Hest einen Aufsatz des Reclilsanwatt« Westrum in Celle über da» Recht der Scknldverhältnisse. De» bezüglichen Bestimmungen de« Entwurf« werden einzelne auch durch praktische Fälle erläuterte BerbesseningSvorsckiläge gegcnübergestcllt, der Ver fasser h>bt aber in der Einleitung seiner Aibeit hervor, daß er de» Entwurf im Ganzen für ein durchaus gelungenes Werk erachte. * Die „Norddeutsche Algemeine Zeitung" ist um Abdruck folgenden Schreiben» ersucht: „Für überaus zahlreich cingegangene freundliche Glück- wü»ick>e zu meinem 89. GebnrlSkage statte ich hierdurch herz lichen Dank ab. Graf Moltke, Feldmarschall." " Wie die „Weserzeitung" meldet, hat Se. Majestät der Kaiser aus Anlaß des glücklich vollzogenen Zollanschlusses von Breme» dein Bürgermeister Buff, iugleicbcn dem Sena'or Gitd-nicisier, sowie dem Senator I)r. Meicr eine krstl.r, Vase üb lsantt. Dem Con'ul H. H. Mercr hat Se. Majestät den Kronenorden 1. Cl. verlieben, Obcrbau- diccctor Franzius erlnelt den Kronenorden 2. Cl, Baurath Barke« den Kronenorden 3. Cl. * Aus München vom 27. berichtet die dortige „All- mc ne Zeitung": ..Ter bayerischen StaatSregierung wurde am Montag die Note de« BaticanS zugestcllk. i» welcher der Papst Lco XIII. erklärt, daß durch den Besuch des den ticken Kaiser» in Rom die römische Frage als nicht b-rü' k erachtet werden könne. Der heilige Vater werde nie ! auil l'.en, wie zuvor, gegen die mißliche Lage des beiligen > Süil les zu xroicstire» »nd an alle Katholiken die Bitte zu jchlen, nnaiisbörlich dahin zu wirken, daß die römische Frage gelöst werke." » * Man crinnert sich deS TrinkspruckreS. welchen Kaiser Franz Joses während der Anwcsenüeit unseres Kaisers i» Wien au» die preußische Armee ausbrachte, die c> als ei» Vorbild aller militairischen Tugenden be reich» te Wie inan der „National Zeitung" auS Wien schreibt, bat dieser Trinkspruch den Eindruck widcrgespicaelt, den brr Bericht des Erzherzog« Albrccht über die Ma növer von Müncheberg aus Kaiser Franz Josef machte, ei»
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