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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940112020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-12
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Vez«g».PreiH A »« H«vtlp»dilto« od«- »« k» Stadt» jairk «d da» Bororte» «richtete» Aut- arbrftellnl adgeholt: vierteliLdr>ich^l4L0. bei ^oeanalig« täglich»» -jusieltung in« tzan« >» ü^O. Durch dir Pos, bezog»» für Tkullchlaud und Orslerrrich: virn»l>ährlich ^ tz.—. Direct» tägliche Kreuzbandiendung i»1 Lu«laad: monallich ?.öO. DieMorg»»-«u«gabe ericheint täglich '/,7 Uhr, di« Abeud-Ausgabe Wochentag« ü Uhr. Xed«ctio» und Erveditiou: 2«dan»r»,affe 8. U»Irv»dttion ist Wochentag« onantrrbroche, geössaet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: k«, «e»«'s Lortt«. (Alfred ->ta). UaiversitätSslrabe 1, Laut« LSsche, K^harinenstr. 1». vart. und KSn>a«vla» 7. Abend, Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzetgen'Preir die 6 gespaltene Petitzeile 80 Pfg. Reciamen unter dem Redaetiou-ftrich (4a«» spalten) SO-g, vor den Familien Nachrichten (6 gespalten) 40-g. Slröhere Schnsleu laut unserem Prel«. verzelchaitz. Labellariicher und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Stztra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, obne Postbeförderung M.—, mit Postbesörderiulg 70.—. ^nnahmeschluk für ^uzeize«: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Worg« n-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- and Festtags früh '/^ Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stund« früher. Snzci-eu find stet« an die GMedtti», zu richten. Druck und Verlag von T. Polz in Leipzig. ^°21. Freitag den 12. Januar 1894. 88. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. 12. Januar. Der Reichsrag bat gestern die erste Lesung der Tabak- iieuervorlage begonnen. Wer aber erwartet baden sollte, laß die Debatte irgend welche« Licht auf die AuSsichlen dieser Berlage werfen würde, wird sich schwer enttäuscht süblcn. Man erfahrt au« dieser Debatte lucht«, als was man schon rerher wußte: die verbündeten Regierungen ballen die Bortage für die allein zweckentsprechende und werten >>ch auch durch ein ablehnendes Boluiu des Reichstags nicht beirren lassen, sondern mit der Forderung einer höheren Besteuerung des Tabaks immer wieder tommen; eie Areiconservativen stehen der Borlage srenntlich gegenüber, die Rationalliberalen gerbeill und das Zentrum, die ausschlaggebende Partei, in für die Borlagc, ..wie sie ist", nicht zu bade». Wofür Las Eciitrum zu haben ist, wird man wohl erst in der Eommission ersabren, m der sich zugleich bcrausstellcn wird, ob aus dem Wege, den das Zentrum für gangbar bält, eine Majorität zusammen ntbringcn ist, der auch die vcrbünteten Regierungen zu folgen vermögen. — Erfreulicherer und klärendercr Art war die vorgestrige Debatte des Reichstags über daö InvaliditätS- und A lterö-Versicherungsgesctz; sic kann als eine glänzende Rechtfertigung dieser arbenersreundlichcil Gesetze gebung betrachtet werden. Gegen die Grundlagen derselben lämpsteu eigentlich nur noch die frclsinnigen Redner an. AuS allen anderen Parteien wurde zwar die RcoisionSbetürslig- Icit anerkannt und aus mannigfache vielleicht vermeidbare Belästigungen hingcwicscn; gegen eine prineipiellc Aendcrung cder gar vollständige'Au; Hebung des Gesetzes wurde aber doch fast .rllseilige Berwakrung eingelegt, auch von conservativer Seite für die ta »d wirtbschastlichen Arbeiter. Die äußere» Belästigungen, über die im Grunde mehr geklagt wird, als über die auferlcgten materiellen Leistungen, könne» und werden noch gemildert werden, mit der Leit werden sie auch durch die allmähliche Eingewöhnung immer leichter ertragen, und man darf nicht übersehen, daß naturgemäß die Lasten am Anfang immer mebr empfunden werden, als die Woblthalcii, die sich doch immer nur in einem beschränkten Umfang zeige» können. Die Stimmung im Bolk ist trotz vielfacher agitatorischer Ucber- ireibung und Irreleitung diesem Gesetz gegenüber nicht ungünstig. Vielleicht der stärkste Beweis für die Wchllkätigkeil dieser menschenfreundlichen Arbeitcrversicherungö-Gcsctzgcbniig ist die immer entschiedener bervortrclcnde Zustimmung der Soeial- bemokraten. Diese Partei iiimml Alles, waö ihr zur Ver söhnung der Classengcgensätzc in der heutigen Staatsordnung und von der bürgerlichen Gesellschaft geboten wirb, mit Miß trauen und rffeuer Abneigung entgegen , sic hat ja ein Partei- Interesse daran, in de» Arbeilerkreisc» keinerlei Befriedigung über die heutigen Zustände oder die Hoffnung aufkommen zu lassen, baß auch in der bestehenden Wcltorknung für die „Unter drückten" irgend etwas zu erreichen sei. Sie bat auch gegen diese ganze Gesetzgebung bei ihrem Entstehen gestimmt. Und nun verwahrt sic sich fast noch entschiedener als andere Parteien gegen jedes Rütteln an den Grundlagen eben dieser Gcsetz- .zrbung. In dieser fast widerwilligen und widerstrebenden Zustimmung liegt eine bedeutsame Anerkennung, daß vier etwa- oon Kober Bedeutung für das Wokl der Arbeilerclassc» geschehen isi. Es war auch bemcrkcnswertb, daß in der vor gestrigen Sitzung der Budget eoin Mission die neugefordcrle Stelle eines Direct orS im Reichsamt des Innern, die schließlich durch Cvnservative und Eentrum abgelednt wurde, von den socialdemokralischen Vertretern befürwortet wurde, weil sie mit den vermehrten Arbeiten aus soeial- politischem Gebiet begründet war. Die nur mit einer Stimme Mehrheit abgelebnlc Directvrstelle wird hoffentlich vom Plenum noch bewilligt werden. In Böhmen haben die entschieben czeckisch gesinnten bürgerlichen Angehörigen des Großgrundbesitze- gegen die EvalilionSpvlitik Stellung genommen. Es bade», wie mehrfach erwähnt, «'.7 Wähler dieses Wablkörper« sich z» einer Knutgebung vereinigt, in welcher neben dem Slaalörccht und der Gleichberechtigung das gemein same Vorgehen mit den czeckisch - nationalen Parteien als Programnipniwt bingrstelll wird. Indem diese 87 Wähler, an deren Spitze Baron Leonbarki und Gras Zdento Waldstcin stehen, sich für das Zusammen gehen mir den Inngczecben erklären, vollziehen sic eine Annäherung an die slawische Eoalition. Daß riese Secession alle Beachtung verdient, liegt aus der Hand, denn die Bewegung wird sich nicht auf den böhmischen Land tag beschränken, sonder» sich auch i»> RcichSratlie gellend machen. Daß cS zu einer solchen Scheidung komme» würde, war vorauszuseben, denn die beiden Strömungen, eine föderalistisch nationale, die den Anschluß an die Inngczechcn suchte, und eine rein agrarisch coiiscrvalive, waren schon immer lin Elnb der Grvßzroßgruiidbcsitzcr vorhanLeu. traten aber nicht zu Tage, so lange sie gemeinschaftlich der veutschliberalen Partei feindlich gegenüber itandc». Seitdem aber die adlige Gruppe inner Fürst Schwarzenberg sich den Dciilschltberalen gcnäbcrt bat, ist die grundsätzliche Differenz offen zu Tage getreten. Will der conservalioc Großgrundbesitz de» Eingang der Sceessionisten verschmerzen können, so muß er mit dem verfassungstreuen Atel näher znsaiiimcnrücke». Die Heide» Adclsgruppen würde» dann mit den Deutsche» im böhmischen Landtage die Majorität bilden. In der französischen Hauptstadt scheint man sich keiner Täuschung darüber biuziigebe», daß das von dem Schwur gerichte über Vaillant gelallte ToteSiirtbcil cbcnsobald ver gessen sei» wird, wie die Giäucllkaren diese« lliimenschen und seiner Vorgänger, und zwar vergessen nicht nur bei den Mallen, sondern auch bei der Mehrzahl der Kamiueriiiit- glicdcr. Zunächst wird tcni Eabinct allerbing« »och eine große parlamentarische Mebrbcit vvrauSgcsagt, weil die Ra dikalen. so lange der Eindruck de« Dynainilschrcckenü dauert, leine» Sturmlaus gegen das Eabinct wage» könne» und die Eonscrvativen aus dem gleiche» Grunde ihre Angriffe ver tagen müssen. Aber mau sürchiet, daß diese Virlaguag nur ans eine kurze Zeit sich erstrecken werte. „So lauge" — beißt e« in einer Pariser Eorrespontcnz >>es „Sckwäli. Merkur" — „die Erinzcrung der Abgeordnete» an die ausgestaiidcne eigene Gefabr wach und rege ist, drängt sie die Rücksicht aus die Wähler in den Hintergrund und verhindert jede Spaltung der Mehrheit. Mit der Zeit tritt jedoch der Einfluß der Wahlcomikö« wieder in den Vordergrund. Die Wähler »nd ihre örtliche» Wortführer baden de» Donner von Vaillant« Bombe nicht gekört; sic waren von der LchubnägclfUUung nicht bedroht; sic vergessen diese» kleine» „Zwischenfall" leicht; in ihre Erinnerung sind dafür um so fester die Wahlversprechen ihrer Vertreter cingegrabe», und sobald sie in den Ferien «oder auch schon vorder in ibrc» Elnb«) ernstlich an >enc Versprechen niakncn und den Ver treter» die Sporen in die Weichen drücken, dürfte die Mcbr- hcit dcS Eabinct« bedenklich zusamincnschrumpscn." Im italienische» Ministerium dcS Innern werden, wie der „N. Fr. Pr." au« Rom gemeldet wird, alle in den letzten Tagen in Umlauf gesetzten und merkwürdigerweise auch von der „Agenzia Slesani" ausgenommcncn Rachrichlc», wonach in Sicilien französische oder andere fremde Einslüsse lbätig wären, als vollständig unbegründet bezeichnet. Eine bobe Persönlichkeit bedauerte dem Be richterstatter gegenüber die Leichljertigkeit, mit welcher die abenteuerlichsten Gerüchte verbreitet und geglaubt wurden. Man sollte cs beispielsweise kaum für möglich halten, daß wenige Stunde» lang sogar die Nachricht von kriegerischen Vorbereitungen an der Schweizer Grenze für wabr gehalten wurde. In Sicilien und anderen Pro vinze» des Reiches mache sich nichts Anderes geltend, als das Streben des Arbeiter-Proletariats nach wirtbschastlickcr Unabbängigkeil und der unruhige Geist gewisser Apostel, die sich selber nicht verstehen. Daß manche Forderung der Arbeiter gerecht sei und über kurz oder lang werbe erfüllt werte» müssen, sei unzweisclhaft. Gerade darin liege aber der Beweis, daß der Bewegung fremde politische Einflüsse scrnstcben. Es sei auch unioabr, daß die bobe Geistlickleil die unchristlichc Haltung ciiizelner Priester billige. Dieie Anklage sei durchaus nick't begründet. Im Gcgentbeil, die Erzbischöfe oon Eatania, Palermo, Messina unv Bari bätten seit Jahren ihr Bestes daran gesetzt, Arbeiter und Grunkberrc» von der Nothwciidigkcit einer gegenseitigen billige» Verständigung zu überzeuge». Also nochmals, schloß die obenerwähnte Persönlichkeit, die Ursachen »nd Quellen der Bewegung sind in Italien zu suche». Daß sic Schadenfrohen eine Gknngihuulig verschaff!, ist möglich, aber man wird dafür sorgen, daß ihre Freute »übt zu lange währe. — Es ist gewiß aiizucrkennc», daß das gegenwärtige italienische Ministerium die beste Absicht bat, die bestehenden socialen Schäden zu beseitigen, und es ist auch kaum daran zu zweifeln, daß ihm taS bis zu einem gewissen Grade gelingen wird, wen» ihm die oppositionelle» Parteien einige Iabre ruhiger Aibeit gönnen: aber wie aus uiiscrcin Leitartikel i»i beuligc» Morgen- blattc über die Zustände in Sicilien unleugbar hervorgcbt, ist das sociale Uebel dort durch die Schuld der wechselnden Regierungen sowobl, wie durch die EnlsiiNichiliig dcSniedcrcii Klerus so tief, so bis ins Mark dcS Landes gefressen, das; cs der ganzen ehrlichen Energie von Staat »nd Kirche, vor Allem aber rücksichtsloser Selbsterkenntnis; beiter Faetorcn bedarf, um eine nachhaltige Besserung berbeizusübren. Letzter Tage bat der grirchischr Ministerpräsident Tri kn p is der Kammer das Budget für l89I unterbreitet, aus taS man gespannt sei» konnte, weil zahlreiche, durch den griechischen Finan;bankerott in Mitleidenschaft gezogene ei» begreifliches Interesse daran bade», ;n erfahren, wie-Griechenland seine Finanzen zu saniren beabsichtigt. DaS für das Aus land Belangreichste in dem Voranschlag ist, daß die Staatsschuld mit 0012000 Golkfrancs. also nur mit .10 Proccnt des eigentlich schuldigen Betrages eingestellt ist. Im klebrigen weist der Voranschlag einen Ucbcrschuß von 781000 Drachmen aus. Das ist charakteristisch für die Finanzlage Griechenlands und für das Finanzgcnie TrikupiS'. Die jährlichen Verpflichtungen deö Staates, d. b. die Staatsschuld Heuer um 20 Millionen Francs in Gold durch die Zinsenrcduclion verringernd, ist er doch nur im Stande, kaum eine Million Papierdrachmcii als Ucbcrschiiß zusamnienzubringen. Sehr hoffnungsvoll ist das für die Gläubiger Griechenlands nicht! Ein osficicllcS Petersburger Telegramm brachte kürzlich die Meldung, daö russische Kriegüniinisteriuni bereite eine Gesetzesvortage vor, wonach die Ausnahme von jungen Leuten in die russischen Universitäten erst »ach Absolvirung dcS MililairdiciisteS staltzusiiitc» babe. Dieser Plan soll nunmehr thatsächlich verwirklicht werben; dem „Grashdanin" zufolge soll eine bezügliche Gesetzes Vorlage demnächst dem ReichSrathe unterbreitet werden. Da die Gesetzvorlagen tcr russischen Ministerien im Reichsratbc selten einer Opposition begegnen, so dürfte der erwähnte Entwurf in »aber Zukunft Gesetz werden. Der höheren Bildung in Rußland wird damit ei» Schlag vcr ctzt Während der letzten Zeit nämlich erhoben die russischen Rückschriltöorgane bittere Klagen gegen eine angebliche „Uebcrbürtung" er Universitäten, welche Massen von Unzufriedenen schaffe», die dem Staate und der Gesellschaft gefährlich werden können. Diese Klagen sind, scheint cs, maßgebenden Ort« beherzigt worden, denn die erwähnte Gesetzvorlage würde unstreitig eine Vcr niinderniig der Uilwersitäisbörcr bcrbeisührcn. Da die russischen Studenten bei der Ausnahme in die Universität ich einer Eoneurrenzpriisuiig unterziehen muffen, so ist eS vc'lltoinmcii begreiflich, daß eine vierjährige Dienstzeit im Militair, welche nunmehr zwischen Gnmnasium und Uni- vcrsiiäl eingeschoben werde» soll, vielen Schülern die Möglichkeit und die Gelegenbcit benehmen wird, sich nach ibrer Dienstzeit für die UiliversitätS-Priisungen neuerdings vorzubercitc». Deutsches Reich. öl. Berti», l l. Januar. Gegenüber einer gänzlich un genaue» Mitlbeilung der „Franks. Zlg." über eine Aeußerung des ReichsiagSabgeerdnetcu Weber-Heidelberg hinsichtlich seiner Stellung zur Wc instcucr werben wir ersucht, sestzu- stcllen, daß der genannte Abgeordnete sich ;u einer Deputation des Buntes tcr Gastwirlbc in seinem Wahlkreise etwa dahin ausgesprochen bat, er sei gegen eine Besteuerung LeS gering- werlbigcii WeinproducicS, worin er eine Schädigung der 'Winzer erblicke, verhalte sich aber keineswegs ablehnend gegen eine Reichösteucr aus sogen. O-ualitätSwcin, Kunst- und Schaumwein. Bon einer Abhängigmachnng seiner Stellung nahme oon einem Fraelionsbeschlns; sei leine Rede ge wesen, ein solcher ist überhaupt bei een Rationalliberalen in wirkt,schasllichcn Fragen ausgeschlossen. Seine end gütige Slelluiigiialiine werde er davon abhängig machen, ob c« der Reichstags Eominission gelingen werde, eine richtige Grenze für den Beginn der Bcstcuernng und die Modalitäten derselben zu finden und damit eine Schädigung namentlich der klcincttii Weinbauern abzuwebre» — Das ActionSeomitü der Berliner Zeit- schrislenverlcger, uiterstützt von ander» 'Vereinen für die Interesie» der Schiislstcllcr, der Papier- und Buckdrucker- intustric, bat jetzt eine Pctctio» an ,e> Reichstag um Ab lehnung dcS Antrags Gröber aus Beschränkung des Eolportagc Buchhandels erlassen. Die Petition schätzt den aus der Annahme des CciitruuiantragS zu be fürchtenden Schaden für den Buchhandel und die damit zu samineiikängeiidc» Induffriecn ans 120 Millionen Mark und berechnet, daß l,o oo>» Personen brodle»« werden würben. ' Berlin. I I. Januar. Die im heutige» Morgenblatte tcö „Leip;. Tagcbl." telegraphisch kur; gemeldelc Mitlheilung tcr „Krcuzztg." üdcr de» vielbesprochenen Distanzritt des Lieutenant« ven Wedel von Berlin »ach Dresden bedarf der Ergänzung. Der Tkalbestand ist nach dem genannten Blatte solgcndcr: „Seit einiger Zeit bestellt bie Anordnung, daß jeder Licutcnaiil der Eavalleric etwa alle 2-1 Jahre einen größeren Ritt, welcher ans etwa 21 Stunden sich auSdehnt. auSzusiibrc» hat. Die 'Wahl des Zieles und die Zeit der Aiissnhrillig bleibt dem betreffenden Qssicicr über lassen. Run ist vom 2. Garde-Ulanen-Regiment beim Fe«illetsn. Auf und nieder. Roman von Edwin Heinz. cVLc Rc->e rcrtciMm , (Fortsetzung.) „4cun mein Onkel auch nickt : dann müßten die Beiten sic schuldig geblieben sein. Im GrldauSgeben ist mein Onkel sehr zäh. Kurz und gut. Berger hat irgend etwas vor und das kann sich nur um Milli handeln ... Na meinetwegen. Ich habe nicht- dagegen." Unter den Gesprächen war cs Abend geworden. Eckart empfahl sich, er wurde zum Bleibe» aufgcsortert, allein er ging. Er habe noch zu schreiben. In der Tbat, er schleuderte nach Hause und stieg langsam, munter pfeifend die Treppe hinauf. In seinem Zimmer sak cS jetzt reckt gcmütblich an«. Nicht nur Kübne, sondern auch andere Verleger kauften von idm, so daß er sein Lager alter und älterer Sacken bald geräumt batte, auch sonst fand er Beschäftigung in Arrange ments u. s. w. in Hülle und Fülle. Sein «Schicksal balle sich mit einem Mal gewendet seit er das OpuS bei Kübne loS- aeworden war. Bon wem aber Kühne kaufte, von dem kauften auch die Andern, denn man wußte, Kübne batte eine feine Nase für das, was ging. Jetzt warf sich Fritz mit aller Macht aus die Eomposition einer Oper, zu der ihm schon vor einigen Jahren ein Schauspieler einen Text ge schrieben batte. Fritz batte im plötzlichen Schaffensdrang daS alle vergilbte Manuscript wieder hcrvorgesucht und sich fleißig an die Arbeit gemacht. Und sie ging rüstig von Statten. Eine srobe Hoffnung stieg in idm aus. Sollte ihm wirklich ein Keller Stern anfgegangen sein? Er glaubte eS säst, aber e» waren zwei Sterne, die braunen Augen Friedas waren e«, die ihm leuchteten und ihm neue Anregung und innere Befriedigung gaben. V. Wie im dritten Stocke zufrieden Eckart saß, so saß im ersten Stock, sreili d in der Küche, zufrieden Buchdruckcrei- besitzrr Julius Trübe. Sein Unternehmen ging ibm nach Wunsch. Sein Bruder batte ibm bereitwilligst bei der Bank Eredit eingeränmt und das große Areal war in seinem Be sitze Ludwig und Runge hatten nur eine» kleinen Thril. Trüb« I balle sich die Zeichnungen und Pläne mit in die Wohnung I gebracht und stubirtc sic eifrig. Milli lehnte hinter ihrem Baker, kielt ihn umschlungen und guckte mit Aufmerksamkeit in biePläne. Frau Trübe saß aus dem umgekehrten Waschfaß und strickte. Zuweilen fuhr sie mit der Rakel nach dem Kopfe und kratzte, im Uebrizen aber körte sie, ohne etwas zu sagen, den Er klärungen ihres Mannes zu. „Hier", erklärte dieser, indem sein rechter Zcigcsinger aus dem Plane bcrumsubr. „gebt die Straße nach Munipcndorf. Hier hinten liegt bie Windmühle und hier beginnen schon die ersten Häuser von Mumpcndorf. DaS Areal ist i» festen Händen. Da giebtS »icktS. Hier vorn liege» Karl'S Scheunen mit den Wiesen, der Eomplex ist !«ooo Quadratmeter groß und hier kommt unser Areal. Die Straße gebt mitten durch. Hier hinter kommt die Easerne und weiter links der Excrcicr- platz. Ein Stück muß der Staat von mir und Karl kaufen, wenn er bauen will. Hier reckt- ist schon der städtische Bebauungsplan fertig, da liegen noch 40 Meter zwischen meinem Bebauungsplan. Ick mache nun eine Straße nach der Easerne, eine nach dem Thorc zu »nd zwei Parallelstraßen, das giebt allein an der Mumpeiikorfcr Edauffec zwölf Eck häuser. Die Plätze will ich behalte». Die sind die beste Eapilalanlage. Den andern Kram verkaufe ick. Vier Häuser baue ich gleich und zwar auf Plätze, die mir allein gebören. Bis zum Juli haben wir sic bock und am l. Oclobcr können die Leute schon bincinziehen. Die Baugclder werde ich schon kriegen. Die Hauptsache ist, daß ich ei» paar Plätze verkaufe um die Rcslkausgelber abzustoßcn. Da bin ich nicht bange darum, da« wird schnell gehen. Jetzt muß ick aber fort, ich habe noch mit Wildcnbain zu reden, auch Ludwig und Runge erwarten mich in der Versammlung. Die Stadt- verorbnctcnwablen sollen besprochen werken " Er war kaum einige Minuten fort, da klingelte eS. „Ter Vater wird etwas vergessen haben", meinte Frau Trübe. „Ick werde ja sehen", bcinerktc Milli und ging langsam hinan« um zu öffne». Milli war ein wenig erstaunt, den Referendar Berger vor sich zu scben, als sic öffnete. Dieser war nicht im Ge ringsten besangen. „Papa zu Hause? Fräulein Trübe?" „Nein, der Papa ist anSgegangcn, er ist ganz kurze Zeit fort, sind Sie cbm nickt begegnet?" „Nein, nein", versickerte Berger, obgleich er im Hause gegenüber gestanden und gewartet hatte, dis Trübe daS Haus verließ. Mclli vöthigte ihn, herein zu kommen. Berger versicherte. daß cS ihm sehr leid tbue, Herrn Trübe nicht zu treffen, er habe ihm einige interessante Mitlbeilungen zu mache», doch wolle er die Einladung nickt ableknen „Wer ist denn ta, Milli?" hörte man von der Küche her Frau Trübe fragen. „Herr Referendar Berger", rief Milli sckmcikend zurück. Gleich daraus sak man Frau Trübe mit der Kuckenlampc im Salon verschwinden unv Milli war so gut geschult, daß sic cs noch fertig brachte, durch einige Rcdeiisarlc» Berger einige Minuten aus dein Vorsaalc sestzuhalicn, bis sic glaubte, baß ihre Mutter die weiße» Sbirtingbezüge von ven Möbeln entfernt hätte. 'Wirklich öffnete auch FrauTrübe bald tie Thürc. Die linke Aprillust batte die Stube leidlich ko» ihrer son stigen eisigen Kälte besreit. trotzdem war cö noch ziemlich frostig. Die Möbel stanken alle so kalt da. die Ordnung war peinlich, aber gerade diese Ordnung gab der Wohnung etwas nngemütklich steifes, so daß Berger nur in unbehag licher Stimmung Platz nahm. Er setzte sich in einen ikm angebolenen Lehnsessel und cntschuldigle nochmals sein spätes Kommen mit einer wichtigen Nachricht, die er für Herrn Trübe gehabt bade, die aber, so beruhigte er wieder, doch immer noch nicht so dringend sei, nn> nickt eine» Aufschub bis aus morgen zu vertragen. Milli war auch viel zu klug, uni i» Berger wegen dieser wichtige» Nachricht zu dringen, sic durchschaute kiese Finte ganz wohl, nur ibrc Mutter erkundigte sich neugierig im Laufe de« Gespräches noch ein paar Mal danach. Da« Gc spräch wollte erst nicht recht in Fluß komme». Berger war ein wenig befangen und Milli war viel z» phlegmatisch, vielleicht auch lauernd, um da« Gespräch zu belebe». Endlich war daS Eis tzebrochcn, und Berger erzählte in fließender Weise, daß er >etzl kauernd bei der Staatsanwaltschaft bliebe und baß er jetzt sein Asscssorcxamen mache. „Wie lange dauert cS denn noch, bis Sie Staatsanwalt werden", fragte Milli. „DaS kann sich sehr schnell macken", erwiderte Berger, und in einen leicbien humoristisch gefärbten Ton übergebend, meinte er, daß eS dann bald Zeit sein werde, sich nach einer Frau Staatsanwalt umzusehcn. Als er so gesprochen hatte, siel eS Fra» Trübe plötzlich ein. daß sic dem Gaste dock auch ctwaö vorsetzen könnte, sic entfernte sich und machte sich in rer Küche zu schaffen. Bald daraus körte man die Vorsaal- ibürc geben Milli blieb bei dem Scherze ziemlich kalt. Sie ivußtc jetzt, wo Berger hinaus wollte und im Geiste überlegte sie sich die Cbancen einer Heiratb mit ibm. Von Liede empfand si« lewe Spur, rnellncht war sie gar nicht im Stande zu licke», abcr Bcrger inißsicl ihr nickt. Er konnte ganz hübsch rctcii, er sak wobl und kräftig an«, etwas aufgedunsen zwar, das kam abcr vom vielen Biertrinkc», und das konnte si» schon ihrem zukünftigen Gatte» abgcwöknen, und Frau Staats anwalt zu werde», da« loniite ihr schon gefalle» Als daher Berger, den günstigen Augenblick benutzend, ibrc Hand ergriff und bald »» Ecker; und halb im Ernst sraglc, ob sie denn Lust kabc, seine juristische Earric're mit ihm zu lbeilen, sagt« sic nickt nein, sontcrn meinte bloS, daß dies doch ganz an ihm läge, woraus er sic etwas an sich zog und fragte, ob sie die Seine werden wollte. Sic sagte weder ja noch nein, ließ sich rukig von il»n auf die Elirnc küssen und erduldete »och einige andere Zärtlichkeiten mit der ihr cigentkümlichcn Gleichinuth. „Ta waren wir also verlobt, süße Milli", flüsterte Berger und drückte einen Kuß auf ihre kalten Lippe». „Ja", sagte sic, „aber Dn mußt recht bald StaatSanwalt werken". „Ta verlaß Dich daraus", erwiderte er. Tie Verlobung war erfolgt. Etwa« sehr frostig Zwar, bas kam Bcrger auch so vor, indessen er tröstete sich, daß Milli schon mit tcr Zeit liebenswürdiger werden würde. Da kam auch Frau Trübe wieder. Sic brachte einen Krug mit Bier und drei Gläser. AIS sic cintrat, machte Milli nicht die geringste» Anslallen, sich auS den Armen Bcrger'S zu befreien. Bcrger ließ sie saust loS und ging i» aller Form aus die 'Mutter zu, Weilte ihr mit, das; Milli einverstanden sei, seine Frau zu werbe» und bat »m ihre Einwilligung. Die Mutter war überrascht über diese allzu schnelle Entwickelung der Dinge, denn wen» auch Bcrger in der letzten Zeit Milli auffallend de» Hof gemacht batte, so batte sic doch einen so schnellen und, wie sic in ihrer Antwort binzusctztc, befrie digende» Abschluß nickt erwartet. Sic war »un freilich mit der Tbatsackc einoerstanten »nd hoffte auch, daß cS ibr Mann sein werte. Berger empfand liier wieder unangenehm die Küble des Glückwunsches, als er aber da« GlaS erhob und in einigen lustig klingentcn Worten ,nm Anstößen aus forderte, da lbanie auch Milli auf. Sic stieß mit Lache» au, nannte Berger ihren einzigen Max und gab ihm aus freien Stücken einen herzbastc» Kuß. Nu» fühlte sich Berger sicher, er wurde ausgeräumt und küßte sogar nach einiger Ueberwintnng seine Schwiegermutter. A»ck> diese wurde beiter, nahm nochmals die Schlüssel, diesmal aber die zur Weintlstc, und kani bald mit ci» paar Flaschen Wein zurück. Ein Schwiegersohn und ein rcspectadler Schwieger sohn, das vertrug schon eine kleine Ausgabe mehr. Lustig
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