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Dresdner Journal : 06.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186010067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-06
- Monat1860-10
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- Dresdner Journal : 06.10.1860
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Äbsnnrment-prrtst: -Lkrlicb: 5 rdlr. 10 tt^r. tu .j Iw Ln-Wn-, 1 „ 10 „ „ „ ttritt ?ott- »uä Uvuttlieb iu vr—4«u: 15 »-r. j tjt«»P«l»u- Lioeulu« Iiuww«ru: 1 tt^r. ) »cbluU KU»». riftratenpreise: kilr ä«u N»oio einer ueipulteoeu 2»U«: 1 Kss« ttuter „kiuxeiunat" ckl« Leit«: 2 Hssr. «rsttzrt«»: 1-blirb, mit ^nuaukwe äer 8ouu- uuä KututtuU», Xbeuä, kür ü«o soixeuäeu Dres-nerIMrml. Verantwortlicher Redactem: I. G. Hartmann. Snseratrnannahme auswärt«: lulpil^; k'». L»»xv»rirri», 6ommi-»lonUr «te» ttre-ckoer .Iourn»I»; ebeuäu-eldtt: U. Uk»»r»; kiltoa»: Isxxsrnsrrix t Vo»l.r»; NerUo: Ouneir-',et><-Unetik., tiurcuer»» - tinreuu; Ireweo: L 8«.ul.orrn; Lruokkarl «. R.: ^^roiii'icd« Lut.-t>k»uälul>ix; ILdl»: Xv<-l.r N«or«m; kuri«: v. <28, rue 6«, dou» euf-tu»); kr»^: l». k»»k.io»'» 8nekI>»»6Iuux. cheransgeder: XLui^I. Lrpeältiou äe» Ors-äner .louroul«, ! ' Nre»ste», tUurieattr»»»« !>'r. 7. Ämtlichrr Theil. Verordnung, dat AuSschreiben der katholische» Itirchemnlage be- treffend, vom 1. October 18LÜ. Au Deckung de» Bedarf» für di« römisch-katholischen Kirchen zu Dresden (mit Neustadt, Friedrichstadt, Frei berg und Meißen), zu L«ipzig, Chemnitz, Zwickau und Hnbertusburg, ist auch in dem laufenden Jahr rin« An lage zu machen. E» ist dieselbe von den in gedachte Kirchen Eingepfarrten nach de« durch di« Verordnnn- »»« 12. Octobrr 1841 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1841, «eite 2Z2 ) H. 7, 8, IV und 11 bestimmte« Sätzen, von denen jedoch die in 8- 1 »"b d. e. und <1. bestimmten Sätze für diesmal auf drei Littthrile, mithin auf re-p. Hb, Id und des von den betreffenden Parochianen zu entrichtenden Gewerbe oder Personalsteuerfatzes, hiermit herabgesetzt werden, zu zahlen Jeder Beitragspflichtige hat den ans ihn fallenden Beitrag hi» zum IS, November diese» Jahre» an die 8-18 genannte Recepturbrhörde unertnnrrt ab- zuführen. Das Lusschrriben einer Gchnlanlage bleibt auch für das Jahr 1860 ausgesetzt. Dresden, am 1. Oktober 1860. Ministerium de- Kultus und öffentlichen Unterrichts, von Aalkenftet« Heymann. Nichtamtlicher Theil. UeS-rsic-k. relegraphische Nachrichten. Zeitn«g»schan. (Presse. — Morning Chronicle. — Observer. — Daily News.) Taaesgeschichte. Wien: Von der Marine. Prinz Adalbert von Preußen. Sommaruga j. — Pesth: Ungarische Realschule. — Verona: Hinrichtung. — Venedig: Stimmung. — Berlin: Die Rückreise der Königin von England. Etadtverordaetenaagelegen- heiten. — Eisenach: Die Großherzogin zurück. — Paris: Brnedetti nach Aegypten. Unbegründete Ge rüchte. Nizzaer VertheidigungSanstalten. Vermischtes. — Bern: Die französische Fahnrnangelegenhrit. — Brüssel: Der König zurück. Der Zwiespalt in der liberalen Partei der Beendigung uahe. Vermischtes. — Turin: Parlamentsrede des Grafen Cavour. Die stcilianische Deputation. Neue Denkschrift nach Pa ri». Dankvotum für die Armee. — Genua: Kriegs gefangene. — Neapel: Da» zweite Gefecht bei Ca- jazzo. Tagesbefehl Garibaldi'». Stimmung der Stadt. AuS dem Lager der Königlichen. Garibaldi'» Antwort an Victor Emanuel. Wiederbeginn der Feindseligkei ten in Messina. — Palermo: Maßregeln de« neuen ProdictatorS. Anlehen gescheitert. Wiederbeginn der Feindseligkeiten in Messina. Eisrnbahnbau. — Lis sabon: Berichtigung. Herzog von Nemours.—L o n- dou: Ein« angebliche Versicherung des Großfürsten Michael. — Kopenhagen: Vom Reichstage. — St. Petersburg: Papiergrldumlauf. Ernennungen, Bersetzuvgen rc. im öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzialvachrichte«. (Leipzig. Freiberg. Plauen. Meißen. LeiSnig. Kolditz. Frankenberg Wilsdruff.) Statistik und «olktmirthschast. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, S. vetoßer. Dir amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht in ihrer heutigen Moraruituutturr ein kaiserliche» Handschreiben an de» serbischen Patriarchen, wodurch die Abhaltung einer Gynod« der griechisch - «ichtunirten Bischöfe behufs Lorle^ng ihrer kanonisch begründeten Wünsche und Nnträar genehmigt, sowie die Ber einigung der griechisch-uichtuvirten Serben in Wien zu einer Pfarrgemeivde gestattet wird. Endlich verhei-t der Kaiser, auf Anstellung eine» griechisch- uichluuirte« Beamte« im Cnltusministerium be dacht sein zu «ollen. Pari», Donuerstag, 4. October, Abend». Die heutige „Patrie" stellt förmlich in Abrede, daß der Kaiser »ach Warschau gehen werde. Ancona, Douuerstag, 4. October. Ein La- aeöbefehl Victor Emanuel» drückt den »irmonte- fischen Soldaten die Zufriedenheit de» König» an» und kündigt die Zurücksevdung der Besiegten an. Weiter heißt es in de» ragesoefrhle: „Wir müs se« eine starke italienisch« Monarchie gründen; die Völker »erden uns einträchtig helfen?" Schließ lich zeiat der König den Kruppe« an, daß er den Oberbefehl über die Armee nun selbst übernehme. Genua, Donnerötag, 4. Octoher. Rach hier eiugegangrnen Nachrichten au» Neapel »ar da selbst «ine Depesche Garibaldi » vom l. d. Mt» mit der Meldung ringetroffen, daß er auf der gan zen Linie gesiegt habe und da- die Königlichen verfolgt wurden. Dresden, 5. October. Ueber VcnetienS Bedeutung schreibt die Wiener „Presse": „Die Klugheit gebietet es der sardischen Po litik, bezüglich VcnetienS beruhigende Worte zu sprechen. Graf Cavour hat in einem den Turiner Kammern gestern vorgelegten Expose die Erklärung abgegeben, daß es Piemont, oder eigentlich dem in Piemont ausgehenden Italien, nicht möglich sei, mit Oesterreich behufs Erobe rung Venetiens Krieg zu führen. Die Unmöglichkeit eine» solchen Krieges begründet Gras Cavour damit, daß di« Mächte fast einstimmig gegen einen Angriff sind, und daß rin derartiges Unternehmen eine fürchterliche Coali- tion der Mächte gegen Italien herbeiführrn würde. Ca- vour'S Erklärung, daß ein Krieg mit Oesterreich um Ve netien unmöglich sei, sagt mit andern Worten: Da heutige, von Victor Emanuel geführte Italien fühlt sich noch nicht stark genug, allein, ohne französische Hilfe, den Krieg gegen Oesterreich mit Aussicht auf Erfolg zu be ginnen. Der Gedanke, Venetien zu erlangen, läßt den italienischen Staatsmännern keine Ruhe mehr, und ist erst die Annexion im Süden vollzogen und Garibaldi mit seinen Schaaren wieder flügge geworden, dann wer den wir wohl Gelegenheit haben, uns an die heutigen Betheuerungen Cavour'S zu erinnern. Ein großer Theil der sogenannten liberalen deutschen Presse kann eS nicht begreifen, daß Oesterreich daran denkt, Venetien zu be haupten. Daß Oesterreich auS höher« politischen und militärischen Rücksichten eS sich selbst und Deutschland schuldig ist, diese so überaus wichtige Position bi» zum Aeußersten zu Vertheidigen, erscheint diesen deutschen Böo tiern als ein Verbrechen an der italienischen Nationali tät, und auf die Dauer als eine bare Unmöglichkeit. ES ist vor einigen Tagen hier eine Schrift (Das Festungs viereck von Oberitalien, seine Bedeutung für Deutschland, die Schweiz und da» Machtgleichgewicht von Europa, von Arestn, Hauptmann im k. k. Generalquartiermeisterstabe) erschienen, welche wohl geeignet ist, die Bedeutung der Stellung Oesterreich- in Venetien selbst dem Verblen- detsten klar zu machen, und gegenüber dem fortdauern den Geschrei von der Nutzlosigkeit dieses österreichischen Besitzes in Italien halten wir eS für ganz besonder zeitgemäß, der interessanten Schrift einige Apercus über die brennende venetianische Frage zu entlehnen. Von militärisch-politischen Erwägungen höherer Ordnung aus gehend führt der Verfasser der erwähnten Schrift au-, daß Oesterreich auf keinem Punkte seiner Grenzen so sehr exponirt ist, al» in Oderitalien, aus einem Krieg» schauplatze, auf welchem eS von seinen westlichen Nach barn wiederholt angegriffen wurde und wo di« höchst un günstigen Verhältnisse der unmittelbaren Vertheidigung der deutschen Südgrrnze die militärische Existenz im höchsten Grade gefährden. In Oberitalir» also mußte sich Oesterreich durch Kunst eine starke Stellung schaffen, und dadurch eine mittrlba.r, leicht durchzusührende Vrr- theidigung seines deutschen Besitzstandes ermöglichen. Zwischen dem Gardasee, den Alpen und dem Po ist ein strategisches Drfile von 7 bis 8 Merlen Breite, welches die gegen Tirol oder Wien gerichteten Operationen des Feindes überschreiten müssen, um an ihr Operationsob ject zu gelangen. Aus keinem andern Punkte kann der Feind mit seiner Hauptmacht durch. Diese wichtige Pforte Oesterreich» und Eüddeutschlands ist durch die sortifica- torische Verstärkung der Mincio und Etschlinie, durch da- berühmt« FestungSviereck gesperrt. Dies« Schließung ist so wirksam und energisch, daß sie die Operationen selbst der stärksten Annee zum Stillstand bringt, den Feind zu zeitraubenden, methodischen Angriffsarbeiten zwingt, und ein Vorschreitcn erst nach vollkommner Bc wältigung der Festungen, nach vollständiger Erschließung des Defilö» erlaubt. Tirol und die ganze Ebene Vene tien- erhalten dadurch die Eigenschaft ungeheurer ver schanzter Lager, wo sich di« österreichische Armee für den Entsatz vorbcreitcn, sammeln, das etwa in offener Feld schlacht verlorene Gleichgewicht der numerischen und mo ralische» Kraft wieder Herstellen, und von woher sie aus jede der feindlichen Flanken mit Ucberraschung fallen kann. Di« Befestigung dieses strategischen Defil-S hat weit mehr al» 100 Millionen Gulden gekostet. Die ungeheure Kraft diese- bapitals, in Befestigungswerke umgewandclt, hat das FestungSviereck Mantua, Peschiera, Verona, Legnago natürlicherweise sehr stark gemacht, weil sich diese Verstärkung auf einen Flächenraum von 14 Oua- dratmeilen concentrirt, weil diese Festungen durch ihre Mhe unter sich in strategischer Wechselseitigkeit ste hen, und gegen den Feind, welcher sich unter diesel ben hinein wagt, strategisch sämmtlich und gleichzeitig wirksam werden, somit die Vertheidigung jeder einzel nen und den Sieg der Vertherdigungsarmce erleichtern. So lange Oesterreich im Besitze dieser FcstungSgruppe ist, kann es strategisch nicht überrumpelt werden. Zur Verthkiblgung reicht eine verhältnißmäßiz geringe Kraft au». 100,000 Mann innerhalb de» FestungSviereck- kön nen monatelang einer doppelten Uebermacht da» Gleich gewicht halten, und so lange Oesterreich die Minciolinie inne hat, kann es mit Ruhe jeglichem Angriffe entgegen sehen. Durch die Behauptung Venetiens deckt Oesterreich in einer überaus günstigen Position die deutsche Süd grenze auf der Strecke vom Stilfser - Joch bi- an die Mündung de- Jsonzo. Venetien greift weit in die in ner» Provinzen der österreichischen Monarchie hinein, und sein Besitz girbt der Südwestgrenze desselben vom Stils ser-Joch bis an die Mündung des Po bei größerm Areal, günstigerer Eonfiguration und glücklicherm Vertheidigungs- verhältniffe eine Entwickelung von nur 36 deutschen Mei len. Nach dem Verluste VcnetienS würde die Grenzent wickelung Oesterreichs vom Stilfser-Jocke bis zum Jsonzo 24 Meilen mehr betragen und der Staatsvcrtheidigung im höchsten Grade nachtheilig sein. Von der Etsch bis an die Jsonzo-Mündung bildet die deutsche Südgrenze einen 50 Meilen langen, über die schwierigsten Gebirge laufenden Bogen. Alle Communicationen, die über Ti rol nach Bayern, über Kärnthen und Kram in das In nere der österreichischen Monarchie führen, convergiren gegen den Mittelpunkt dieses Bogens — die venetiani- schr Ebene. In diesem resourcenreichen Mittelpunkte stehend, in seinen Bewegungen durch nicht- gehindert, durch das FestungSviereck und Venedig in Flanken und Rücken vollständig gesichert, hätte der Feind die vollste Operationsfreiheit, jeden dieser Eingänge Deutschlands angreifen zu können, bei dem gleichzeitigen Interesse, nur einen derselben wirklich anzugreifeu. Oesterrreich müßte die ganze Gicnzstrcck« bewachen, und könnte auf jenem Punkte endlich doch nur schwächer sein, welchen der feindliche Hauptangriff sich auSerwählt. Bei Schio oder Baffano oder Belluno, oder auf allen drei Punkten könnte der Feind denipnstriren, um sich am Tagliamento schnell zu vereinigen und seinen Hauptstoß entweder ge gen Görz oder Villach zu führen. Kriqe Befestigung, keine Eisenbahn, keine strategische Combination kann die sen Nachtheilrn der unmittelbaren Vertheidigung der deutschen Südgrenze steuern. Jene 100 Millionen Gup- den, welche die Mincio- und Etschlini«, das ist eine Strecke von 6 bis 8 Meilen Länge, stark gemacht haben, würden, auf eine zehnmal längere Strecke übertragen, dieselbe kostspielig, doch nicht stark machen, und jene 100,000 Mann, welche dort die Operationen einer üder- legencrn feindlichen Armee jederzeit zum Stehen bringen können, würden hier eine Armee von nur 80,000 Mann niemals mit Erfolg aufzuhaltrn vermögen. Selbst bei geringerer absoluter Stärke wird der aus der venetiani schen Ebene operirende Gegner am Angriffspunkte stets der Stärkere sein, weil er gegen jeden Punkt dcS Bo gen» mit ganzer Stärke handeln kann, aber nur gegen einen mit ganzer Stärke handeln Wird. Ist daher di« nord-italienische Ebene mit ihren natürlichen und künst lichen VertheidigungSlinien für Oesterreich verloren, so kann da- zwischen dem Po- und Donauthale liegende Gebirgsland mit seinen zahlreichen, schwer zu vertheidi genden Communicationen nur als Roquir-Terrain für größere Armeen angesehen werden. Oesterreich wäre da her bemüßigt, diese Armeen mit allmählicher Prrisgedung der südwestlichen deutschen Provinzen im Donauthale zu concentrirc«, und erst daselbst die Hauptschlacht über den Besitz derselben entscheiden zu lassen. Besitzt der Feind einmal da» Festungsviereck und die venetianische Ebene, so besitzt er die Schlüssel Tirols, Inner-Oesterreichs mit allen Rocatlinien, welche zum Kriegstheater an der Do nau führen. Der Kampf in Deutschland würde nicht mehr am Rhein, er würde am Brenner und Inn, an der Drau beginnen. Die Vertheidigungslinic deS Rheins, Ulm, wäre umgangen, Augsburg oder München und Wien die nächsten Operationsobjecte deS Feinde-, und ein neues System deutscher Bundessestungen für den Süden Deutschlands nothwendig. Durch den Besitz Süd tirol-, durch das Vordringen in da-Donauthal wird der Feind den glücklichsten Stand der Rhein - Vertheidigung paralysiren, vernichten. Die Katastrophe in Süddeutsch land ist aber gleichbedeutend mit einer Umgehung der Bunde-- und preußischen Rheinfrstungen. Der Feind besitzt den Rhein von Straßburg bis Basel, und durch den Besitz Tirols verlängert, durch Befestigung von Augs burg (1809) und Regensburg verstärkt, eine stankirende Bast- gegen die Elbe. An das Schicksal Norddeutsch lands ist aber auch das Schicksal Belgiens und Holland geknüpft. Sind die Stützen Deutschlands, Oesterreich und Preußen, geschwächt oder niedergeworfen, so stürzt das politische Gebäude deS Deutschen Bundes zusammen, und, wie schon einmal, herrscht fremde Willkür neuer dings über Deutschland und Europa. — Dies der Kern der oben erwähnten Schrift über die Bedeutung der Stel lung Oesterreich- in Venetien für Deutschland. Danach kann man den Patriotismus und die politische Voraus sicht jenes Theiles der deutschen Publicistik brurtheilen, der nicht müde wird, dem arglosen Philister vorzudemon striren, wie überflüssig Venetien für DeulschlandS Sicher heit, und wie gut es wäre, wenn da- Viereck sich in den Händen der Italiener befände. Daß Italien, wenn keine Aenderung cintritt, in Ermangelung eigener militärischer Kräfte mehr und mehr zum Knechte Frankreichs herab sinken muß, und fall- es Venetien gleichfalls annexirt hätte, den französischen Armeen den Weg in das Herz DeulschlandS offen hallen würde; das wird von der go- thaischen Publicistik mit der größten Gcmüthsruhe igno- rirt. Man schreit laut aus, wenn Posen an seine Na tionalität erinnert, man hat nicht den Muth einer That für Schleswig und Holstein, aber weil eS Italien gilt, Feuilleton. Der texanische Grenzbewohner. Erzählt von P-ldvi» Milllhausen *) («chlu, au« Ar. «Z ) „In wenigen Minuten," fuhr der Erzähler fort, „hatte ich meine Wohnung erreicht, sprang an der Stelle »»rbei, wo mein« besten Pferde, di« ich nie zur Heerde ließ, zu stehen pflegten; sie waren verschwunden; doch dieses nicht beachtend, stürzte ich in dir Stube, wo ich »ich durch einen Blick überzeugte, daß Keiner der Meinigen fehlte. Ohne rin Wort zu sprechen, aber innig beglückt, reichte ich meiner Frau, welche den jüngsten zweijährige« Sohn auf ihren Knien hielt, die Hand, und dann erst gewahrt« ich die schreckliche Bläffe, welche ihre sonst so lebensfrischrn Gesichtszügr bedeckte. Ich war tief bewegt und beobachtete sie traurig, als sie mi» mit leidender Stimme die Erlebnisse des Tages erzählte. Al« nämlich nach Beendigung der MittagSmahlzrit die größer» Knaben, jeder von ihnen ausgerüstet mit einem tüchtigen Stück Brod, der ältere auch noch mit einer Büchs« bewaffnet, fröhlich lärmend wieder zu den Heerde» geeilt waren, hatte sich meine Frau in den ans Haus stoßenden Garten begeben, um dort Unkraut auszugäten. Unfern jüngsten Sohn hatte sie iu den Schatten einiger jungen Maissiauden gelegt, wo derselbe bald in Schlaf verfiel. Nach Verlauf einer kurzen Zeil ging die fleißige Hausfrau iu dir Hütte, um auch dort ihre Arbeiten nicht zu vernachlässigen, und da sie den fest schlummernden Kleinen nicht wecken wollt«, die Stell« aber, wo derselbe schlief, vom Hause au- vollständig übersehen konnte, so litt beffen . Reisen in die Kelseugrbisge R»rbam»et-a« . itwzig, Hermaui, Uüsl,noble.- ließ sie ihn ungestört auf seinem schattigen Lager. Plötz lich rief rin leises Schnauben der Pferde sie anS Fenster, und einen Blick durch dasselbe werfend, gewahrte sie zu ihrem namenlosen Schrecken den Kopf eines Indianer», der kaum zehn Schritte von dem schlafenden Kinde auS dem MaiSfelde kroch. Wa- die arme Frau bei diesem Anblicke empfand, brauche ich Ihnen Wohl nicht zu be schreiben; sie blieb indessen vollkommen im Besitze ihrer Ueberlegung. Um den Versteck des Kinde» dem Wilden, dessen Absicht sie nicht kannte, nicht zu verrathen und es ihm dadurch preiszugeben, hütete sie sich wohl, ihre Wachsamkeit durch die geringste Bewegung kund werden zu lassen, ja noch mehr, sie schlich leise in den Winkel, wo unsre Hund« schnarchten, und fesselte dieselben an einen Block, worauf sie meine Büchse ergriff und sich hinter der Thür so aufstrllte, daß sie da» Kind über wachen konnte. Der Indianer war unterdessen kriechend bi» in die Mitte des HoseS gelangt, wo dichte Kletten büsche ihn verbargen, al» ein zweiter Kopf sich aus dem Maisfelde schob, der, nach dem Hause hinüberblickend, meiner Frau «in gräßlich bemalte», einäugige» Gesicht zeigte. — Da sie mein früheres Zusammentreffen mit einem auf diese Weise gezeichneten Indianer kannte, so wurde ihr Entsetzen jetzt noch gesteigert; doch mit Auf bietung ihrer ganzen Kraft vermochte es die treue Gattin, ihre Gefühle zu unterdrücken. E» war ihr nicht fremd, daß da» Erwachen de» Kinde» dasselbe in die Hände der Räuber liefern mußte, die sich an diesem Tage freilich nur das Stehlen von Pferden zur Aufgabe gemacht zu haben schienen, aber auch gewiß nicht die Gelegenheit versäumt haben würden, «in Weißes Kind mit zu ihrem Stamme zurückzubringen. In Todesangst bewachte also meine Frau mit der Büchse in der Hand den schlum mrrndrn Knaben, wobei sie durch di« Thürspalte die Br wegungen der Wilden beobachtete oder leise den Hunden drohte, welche unruhig zu werden begannen. Die beiden Indianer hatten sich vorsichtig den Pferden genähert; dieselben schnaubten anfangs wild und ungefügig, ließen sich dann aber ruhig den Lasso um den Hals schnüren und folgten willig den Räubern, die geräuschlos in daS Bett deS nahen Baches glitten und sammt ihrer Beute hinter dem dichten Buschwerke verschwanden. Um nicht durch voreiliges Geräusch die Gefahr zurückzurufen oder die Aufmerksamkeit von vielleicht noch in der Nähe weilenden Indianern zu erregen, veränderte meine Frau nicht eher ihre Stellung, als bis das Kind erwachte und nach ihr rief. Dir Büchse fallen lastend, stürzte sie zu demselben hin, und schnell wie ein Gedanke war sie mit ihm ins Hau» zurückgekehrt, hatte die Thür hinter sich verschlossen, und nun erst stellten sich die Folgen der Todesangst ein, welcher meine Frau so lange ausgesetzt gewesen. Eine schmerzhafte Lähmung befiel ihren ganzen Körper, doch schleppte sie sich mit dem Kinde und den Waffen noch auf den HauSbodcn, von wo auS sie durch die Oeffnungen im Dache die nächste Umgebung genau übersehen konnte. Erst gegen Abend, al» daS Dich und hinter diesem unsre muthwilligen Söhne, um welche sie cbensalls in größter Sorge geschwebt hatte, heimkehrten, hielt sie dir Gefahr für abgewcndet; sie stieg hinab, öffnete das Haus und sendete mir sogleich den Knaben entgegen. „Trotz unsrer großen Vorsicht waren mir und einigen meiner Nachbarn also wieder Pferde geraubt worden. Dieses Mal schloß ich mich den Nachsehendcn und, wie sich auSwieS, den vergeblich Nachschenden, nicht an; der Zustand meiner Frau bekümmerte mich zu sehr. Die Angst um ihr Kind hatte den Keim einer tödllichen Krankheit in ihre Brust gelegt, wodurch sie aus mehrer« Wochen an» Bett gefesselt wurde; sie erholte sich zwar wieder etwa-, doch n,ch vier Monaten ging de» Fluch des Wilden an mir in Erfüllung, ich stand mit meinen fünf Söhnen am Sarge meiner braven, getreuen Lebens gefährtin. Ich begrub sie auf einer Schwellung der Prairie, die ich von meiner HauSthür aus übersehen konnte. Um das Grab zog ich von starke» Pfosten eine Einfriedigung, befestigte an derselben ein Bret, und da ich selbst nicht gut schreiben kann, so zeichnete ein Nach bar den Vor- und Zunamen meiner Frau aus dasselbe Auch den Tag ihrer Geburt und ihre» Todes ließ ich aufschreiben, sowie einen schönen Spruch auS der Bibel Ich bin kein Meister im Lesen, doch wenn ich jeden Morgen von meiner Hütte au- die Blicke nach der Ruhe stätte meiner so braven Frau hinübersendete, dann las ich wie in einem Buche die Beschreibung der glücklichen Tage, die ich mit ihr verlebte, aber auch der Einsamkeit, in welche ich durch ihren Tod verseht war." Hier seuszte der alte Mann, rieb sich mit der Rück scite der gebräunten Hand die Augen und fuhr dann fort: „Nur noch einmal sah ich die Prairieblume auf dem Grabe blühen. Besorgt um meine Söhne, dir schon anfingcn, ihre Rachepläne zu schmieden, den Comanche- Jndianern ewige Feindschaft gelobt hatten und dadurch sehr leicht hätten zu Grunde gehen können, verkaufte ich eine- TageS mein Eigenthum an einen einwandernden Geistlichen. Die Sachen, von denen ich mich ungern trennen mochte, packte ich auf einen, von vier tüchtigen Pferden gezogenen Wagen und trat dann auf der Gila- Straße die lange Landreis« nach Ealifornien an. Seit Jahren bin ich nun schon hier, doch kann ich eS nicht verhehlen, daß ich vor meinem Ende noch gern einmal daS Grab meiner Frau Wiedersehen möchte; wahrschein lich aber sind schon Häuser auf demselben und um das selbe herum gebaut worden," schloß mit rauher Stimme d.» alte Grenzbewohner seine Erzählung.
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