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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-30
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1886
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nkdaction und Expedition Johauuesgasse 8. Sprechstunden -er Urdaniun. BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittag» ö—6 Uhr. «li, tu rluckgad, k>n,ct-nd«er vl-nutcripr, ««cht »ch tu «ctaclun nicht vcrdmdlich. Annabme »er für die «Schftfolge»tze Nummer bestimmte« Inserate a» Wochentagen bis S Ustr Nachmiktag-, an 2o»n- und Festtagen früh bi» '/,» Uhr. Zn den /ilialrn für Inf.-Annahme. Otto LIrmm, UniversitätSstraße 1. Louis Lösche, Katharinenstr. 23, p. mir bis '/j3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage ^lionnemenlspreis viertel,. 4'/, Mlr. iacl. Bringcrlodn ü Mk., Lurch die Post bezogen 6 Mk. Jede einz-lne Nummer 20Ps. Belegexeinplar 10 Pf. Gebüoren für Extrabeilagen li» Tageblatt-Format gesalzt) Ohne Postbesörderung 5.0 Mk. «»t Postdesördernng tX) Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uni. Pcel-verzeichniß LaVellanscher u.Zifiernlatz nach höherm Tarif Nrrlamrn aater dem Redactionssirich die 4geipalt. ZeUröOPs-, vor den Familtenna chrichtcn die Ügespallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« a» die ^rpcSltion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumernmlo oder durch Post- Nachnahme. 211. Freitag den 3». Juli 1888. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekamilmlichung. DaS 2 t. Slnck des diesjährigen Neichsgesetzölatke« ist bei uns eiiiaegange.i. und wird bis zun» 24. August d. I. auf dem Nall'hauHsaaie zur Einsichluahme öffcullich auShängen. Dasselbe enthält: ?l'r. 1677. Verordnung, belressend die Errichtung einer be sonderen Commission sür die Herstellung de« Nord-Ostsee-Eanrilö. Vom 17. Juli 1886. Leipzig, den 2V. Juli 1886. Der Nath der Ltadt Leipzig. 1)r. Georg«. Krumbiegel Sb--Verpach1ung. Die diesjährige Pflaumcnnutzung an der siskal. LantzStzerger Straffe von Stal. 4.3 bis 7.0 (Linoeuthal biS Laubes,rrnze) log gegen das Höchstgebot und unter den bei den Unterzeichneten Behörden einzuschenden Bedingungen verpachtet werden. Schrift liche Gebote aus dieselbe sind an die mnunterzeichnete stöutgl. Vaiiverwaltrrei (Bakuhossslraße 17, 1. Etage) bi- So««abeud de» Nl. Juli dis. 2».. Vorm. 1l Uhr, mit der Aulschrist: „Sstcrle ans Pflaumen", einzureiche». Die Oeffnung dieser Offerten erfolgt daselbst zu der angegebenen Stunde und werden die Reflectaiite» geladen, derselbe» beizuwodnen. Die Au-wahl unter denselben und der Zuschlag wird Vorbehalten. Leipzig, am 2b. Jul, 1886. Königliche Straffe»- «nb Wafierban-Iiispectto« I. Königliche Vauverwaltcrei. Mamltmachulig. Die von uns ansge'chrieöencn Adputz- und PflasterunqS» arbcilen für das Krankenhaus zu St. Jacob sind vergeben und werten die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 23. I»Ii 1856. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Grmgmulh, Aff 1b 2841 V63. Bekanntmachung. Tie Lieferung :.»d das Besiegen von Granitschwcllen au den Fußwege» der Lampe - Strafte soll an einen Unter» nchmer in Accorb verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesdau-Berwallung, RctthhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 11, au» und können daselbst eingcseke» resp. entnommen werden. Bentgiicbe Offerten sind versiegelk und niil der Aufschrift: „(Granitschwcllen in der Lampe Strafte" versehe» ebcndasclosi und zwar biS zum 6. August 1856 Nachmittags 5 Uhr einzureiche». Wir behalte« uns die Bcsugniß vor, sSmmttiche Angebote adzulehnen. Leipzig, am 21. Juli 1886. DeS Raths der Stadt Leipzig Straftenban-Deputation. Ib. 2712. Bekanntmachung. Die Pflasterung des Platzes au der Kreuzung der Harkort-, Lampc-Strafte und der Kleinen Burggaffe soll au einen Unternehmer in Accord verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeite» liegen in unserer Tief bau-Verwaltung. Nathhaus, II. Etage, Zimmer Nr. 14, c»lS und können daselbst eingesebcn resp. entnommkn tvcrden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung des Platzes an der Harkortstrafte" versehe» edciidalelhst und zwar bis zum 6. August 1886 Nach mittags 5 Uhr einzurcichen. Leipzig, am 24. Juli 1886. Des Rathü der Stadt Leipzig Ib 2713 Straftcnba» - Deputation. Bekanntmachung. Die Belegung des östliche» Fußwegs der Rosenthal gaffe, -.wischen dem Ranstadter Steinwege und dem Haugk'fcken Hause mit Graiiilplallcn soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werken. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Fuftwrg in der Rosenthalgaffe" versehen edciidasetbst und zwar biS zu», 6. August 1886 Nach mittags 3 Uhr einzureiche». Wir behalten uns die Besugniß vor, alle Angebote ab zulebnen. Leipzig, am 24. Juli 1886. DeS RathS der Stadt Leipzig Ib 265g Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Ausbesserung mehrerer Wege i» dem JohanniS thale mit Kies und Sand soll an einen Unternehmer in Accerd verdungen werden. Die Bedingungen und die Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Ralhbau«, II. Etage. Zinimer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen resp entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Wege im JohanniSthale" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 6. August 1886 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Wir bebalteu un» baS Recht vor, die sämmtlichen An geböte abzutehnen. Leipzig, am 24. Juli 1886. DeS RathS der Stadt Leipzig In 4221 Straftenbau-Deputatioa. Anktkanuter Leichnam. Gestern früh ist am hiesigen Zoologischen Garten in der Pleiße der Leichnam eines unbekannten, nachstehend sigxalislrten Mädchen- ousgesunden und polizeilich ausgehoben worden. Nach polizeiärzt lichem Gutachten hat der Leichnam etwa 12 Stunden im Wasser geleaen. Wer über die Person der Verstorbenen AuSknvst zu geben ver mag, möge sich »nvcrweilt bei dem Unterzeichneten Polizeiamt melden welches nach Befinden die Besichtigung der Leiche gestatten wird. Leipzig, am 28. Juli 1886. Das Polizei-Amt »er Stabt Leipzig. I. Jonck, Pol.-Rath. vr. Wagler Llgnitlrment: Alter: etwa 20 Jahre; Grüne: I.-3 m; Haar« dunkelbraun; Augenbranue»: dunkel; Augen: grau: Zähne vollständig; Gesicht: rund; GesichtSsarbe: gesund; Gestalt: voll. krLitig; besondere- Sennzeiche«: unterhalb der rechte» vrn t ein Muttermal in Form einer Bohne lllridnng: brauner Strohhut mit braunem Anputz, schwarze« Jaqaet mit Sammetk-azen und großen Knöpfen, hlauwolleneS Taillenkleid, grau« und roihwolleaer Uaterrock, Corsett, u». gezeichnet es, »me«, leinene« Hemd, weiße StrOmps». gez. Läerjlmmchsbtndör. Lederstirfrlettr» mit «ommirMfti». Bffcne Schutzmanuütlle. Bei dem »inierzeichneien Gemeinderaihe soll sofort eine infolge Entlastung des bisherigen Inhaber- sreigewordene LchUtz«a«Ustellc wieder besetzt werden. Bewerber, dcne» »orzügltche Leugulffe ««» vmpschluggr« ;nr Seite stcdcn uiüffr«, haben ihre Gesuche uebst Angabe über ihre bisherige Thäiigkeit bis zu« 7. August 1886 anher einzureiche». Sohli-, am 29. Juli 1886. Der Gemriuderath. Singer. Nichtamtlicher Theil. Der Antrag von Hammerstein. In evangelisch-orthodoxen Kreisen ist man jetzt eifrig bemüht, den .Inhalt" zu prapariren, welcher, um mit der „Westdeutsche» Zeitung" zu reden, in da« leere Gesäß de« Hain »i erste in'scheu Antrag» gegossen werben soll. Die Petitionen unv Resolutionen, natürlich zumeist aus pastoralcr Milte, welche sich sür eine größere Freiheit, Selbstständigkeit und sür eine bessere Dotation der evangelilchen Kirche in Preußen auSsprechen, mehren sich von Tag zu Tag und Wer ken von der „Kreuzzeitung" und den ihr geistesverwandten Preßorganen an hervorragender Stelle repröducirl. Auch die Vorschläge, in welchem Unisange da« ";ld- bewiUignngSrecht des Landtag« in Anspruch genommen werden solle, gewinnen mehr und mehr eine greifbare Gestalt, und ist in dieser Beziehung ein Artikel von Interesse, de» die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" bcbuss „weiterer Orien- lirung ihrer Leser über Wesen und Tragweite des Antrag» Hainmerstein" zum Abdruck bringt. Der Artikel ist über- schricben: „DaS gute Recht der preußischen evan gelischen Kirche aus Gewährung einer Dotation seitens deö Staats", und führt der Verfasser gleich im Eingang seiner Ausführungen zwei Gründe au, weiche sür dieses „gute Recht" spreche», nämlich l) die bei Säkulari sation de« evangelischen KirckenvermögenS gemachten Ver> sprechuiigcn aus Gewährung einer ausreichenden Dotation und 2) die Gerechtigkeit und Parität, nach welcher es einerseits nicht mehr Wetter angeht, daß die eine Eonsession ii» Staate bevorzugt, die andere (und zwar die größere) in ungebührlicher Weise zurückgesetzl wird und andererseits die so beuachlheiliale Evnsessio» ein Recht aus eine angemessene Entschädigung für das ihr bisher erwiesene Unrecht erhalle. Indem sich der Verfasser nun die Erörterung des ersteren Grundes vom geschichlluhen und rechtlichen Slandpunck sür eine spätere Zeit vorbehält, tritt er an der Hand einer, aller dings zum Theil auf Schätzung beruhenden Statistik den Beweis dafür an, daß die katholische Kirche gegenüber der evangelischen von dem preußischen Staat in ' unbercchligter Weise in materieller Beziehung bevorzugt worden ist. Nach dem der Verfasser aus die Uulls <Io baluto rrnimanun vom Jahre 182l. als aus die Grundlage des Verhältnisses zwischen dem preußischem Staate und der katholischen Kirche, zurück- gegrissen und die von dem Staate damit eingegangenen Ver pflichtungen angeführt bat, legt er seiner Berechnung in der Zeit von 1822 bis 1867 ein Berhältniß in der Sielen zahl der Evangelischen zu den Katholischen von 62:38, für die Zeit von 1868 ein solches von 66:34 zu Grunde und gelangt dabei zu dem Resultat, daß die evangelische Kirche bi« zum März 1887, also bis zum Schluß des lausenden EtatSzahre«, im Berhältniß zur katholische» Kirche die kolossale Summe von rund 174 Millionen Mark zu wenig erbalten Hai. Ferner weist der Verfasser „ach, daß die katholische Kirche große Summen über die verkragSinäßige Höhe erhalten habe; so beziehen z. B. die Bischöfe über die letztere jährlich 183,026 und während ein evangelischer Generatsuperlntendent 0000 „E Gehalt „eben einigen tausend Marl WvhnungSgeldzuschuß und Bureaukosten beziehe, ver füge ein katholischer Bischof über Summen bis zu 2lO.OOO Für die unvcrheiratheken Emeriten der katholischen Kirche verausgabe der Staat jährlich über 58,000 sür die meist verbeiralheten evangelischen Emeriten und deren Familien nichts; für die Seminarien der katholische» Kirche zahle er jährlich über >10,000 sür die evangelische» Seminarien nichts. Dieser Zustand ist aber nach der Ansicht de« Ver fasser« um so unerhörter und unerträglicher, als die Evan gelischen im Ganzen und Großen die Wohlhabende» seien und vielleicht Dreiviertrt der gesammten directen Steuern bezahlten. Zur Eorrectur dieser ungerechten Behandlung verlangt der VersalserZnun Folgende«: 1) Bildung einer Eommission in den beiden Häusern des Landtag«, welche den Umfang der stattgehabten Säkularisationen und da« Minus sestzustelle» hat, welches der evangelischen Kirche seit >822 im Berhältniß zur katholischen entstanden ist. 2- Gewährung einer Dotation welche einigermaßen der Summe der unbilliqerweise vorend balleue» Entschädigungen und Zuschüsse entspricht und zur Beseitigung der vielen und schreienden Nothstände in der evangelischen Kirche dienen soll (Hebung der Kirchen» und Seelscrgernotb), namentlich in den großen Städten und Industriebezirkcn, sowie der Diaspora, Ausbesserung der Ge hälter. welche zum großen Theil von denjenigen ver Subaltcrn- beaniten übertrossen werden, würdigere äußere Stellung der Generalsuperintendenten. Aufbesserung der Eirenten- geheilter. Fürsorge sür die Wtttwen und Waisen der Geist liche». Gründung von Seminarien :c.). 3) Für die Zukunft: Verlheilung der Staal-zuschusse zu dem Euttu« beider Eou- sesswnen «ach de» Eeeieuzabl derselbe». U» die Gewährung dieser Forderungen zu erlangen, empfiehlt der Artikel die soforkige Bildung eine- großen, die ganze preußische Monarchie und alle kirchlichen Parteien umfassenden Verein« zur Wah rung und Erringung der Rechte der evangelischen Kirche, welcher sich mit den Abgeordneten in Verbindung setzt, öffent liche Versammlungen hält und in der Presse diese hochwichtige Angelegenheit in stetem Fluß erhält. Vor Allein aber müßte» Immediateingaben an den König at« solchen und als suuuans episcapns um Gewährung der obigen Forderungen gerichtet werden. Wenn sich diese Agitation für die evangelische Kirche, wie hier beabsichtigt wird, in Wabrhcit zu einer umsangreiche» gestalten sollte und man mit positive» Vorschlägen und Anträgen an die gesetzgebenden Körperschaften heraittritt, so bars man mit Recht daraus gespannt sein, wie sich die sr-mitd- schasllich« Gesinnung, welche da« katholische Cenlrum während de« EullurkampseS slelS für die .Scywesterkirche" hegte unk in den sympathischsten Redewendungen zum Ausdruck brachte, bewähren wird. Auch der Stellungnahme der anderen Par teien und vorzüglich derjenigen der Regierung gegenüber dieien energisch auslauchenden Forderungen darf man mit Interesse eiitgegensehe», um so mehr, al« man jetzt dein Ham liier st ein'scheu Antrag eine Interpretation hauptsächlich nach jener Richtung bin verleibt, wo noch andere Elemente al« die kirchlichen ein gewichtige« Wort niilzusprechcn habe». E« wird vor allen Dingen daraus ankonimen, ob e« gelingt, ries- 'Anregung zu einer größeren, allgemeineren zu mache», und auch dann dürfte man ihr eine allzu warme Sympathie, vorzüglich von Seile» der Regierung, nicht citt- gcaenbriiigcn. Für die Ansichten der letzteren scheint eine ossiciöse Notiz, welche jetzt durch die Presse geht, bezeichnend zu sein, wonach die Nichtbetheiligung der Regierung an der Debatte über den Kleist-Retzow'sche» Antrag ii» Herrenhaus, welche auf eiuem Beschluß de« Staals- nnnisteriums beruhte, sich dadurch erklärt, daß erstens der Antrag, weil aus eine Schärfung der Parteigegensätze hinaus- lausend, gegenwärtig für inopportun gehalten wird, und daß zweiten« die Regierung an dem Standpunkte festbält, welchen Fürst Bismarck bereit« im Mai 1872 im Abgeord neten Hause wie folgt zum Ausdruck gebracht hat: .Ich kann für die Regierung den Standpuuct wahren, daß man von der Negierung eine« paritätischen Staate« nicht verlange» kann, sic solle consessionell nach irgend einer Richlung a»s- lrclen; da« kann eine Regierung nur dann, wenn sie eine StaatSreligion hat, wie wir sie nicht haben." Leipzig, 30. Jirli 1886. * Der „Hamburgische Eorrespondent" läßt sich mit Bezug aus den bekannten Artikel der „Berliner Politischen Nachrichten" über die Aussichten sür eine neue Branntweinsteuer-Vorlage Folgende« an« Berlin schreibe»: „ES verdiene hervorgebobea zu werde», daß i» jenem Artikel die Richtigkeit der von ibm gebrachlen Mit,Heilung, »ach welcher beiden Bewlech»nqen der süddeutschen öinanzniinisier in Pforzheim bereit» die Grundzüge einre neue» Biannttvcin-Lieuer.EntwurieS Vorgelegen hatten, »>cht deswillen werde. Man könne demnach aus die Ver- muihuiig kommen. daß jene osfieiöie Mitiheilung den Zweck Hütte, auf eine bevorstehende Auflösung des Reichstages vorzubcrcilen. Eine solche Deutung würde aber nach Allem, was verlaute, salsch sein. Der Wahrheit bei Weitem näher dürsten Diejenigen konimeii, die daran« den Schluß zöge», daß die neuen Sicuervorschläge den Beifall der süddeutschen Minister nicht gesunde» hüllen, und daß aus diesen, Grunde die Lösung der Branntwcinsteuersrage bis aus Weiteres ver tagt werden solle." Dazu bemerken die „Berliner Politischen Nachrichten" ossiciö«: W r können dem „Hamburgüchen Correspondenlen" versichern, daß sein Berliner Mitarbeiter schlecht unterrichtet ist, und Hallen im Ucbrige» Alles aufrecht, was wir vor Kurzem Uber die Chancen einer muen Branniweinsteuer Vorlage gesagt haben. Nur in einem Puncte hat der Berliner Eorrespondent des Hamburger Blattes Recht: indem er iiümlich der Vermulhung eat- gegentrill, daß unsere damaligen Mittheilunge» den Zweck gehabt Hütten, aus eine beabsichtigte Auslösung des Reichstages hiiiziidcuten. ES ist unS unerfindlich, ">ie tl.s.Iben zn einer derartige» Auslegung Anlaß geben konnten; sie to.c» thatsächlich nicht den geringsten Anhalt dafür. Grundfalsch dagegen ist die aus unserem Artikel gezogene Schluß- folgerung, sür welche der Correspoi dent cintrilt: daß „die neuen Steuervorschläge den Beisall der süddeutsche» Minister nicht gefunden hätten, und daß auS diesem Grunde die Lösung der Branntwcin- steuer.Frage bis aus Weiteres vertagt werden solle". Wir sind in der Lage, versichern zu können, daß die norddeutschen und süd- deutschen Minister einig sind in ihrem Bedauern über die Ablehnung der bisherigen Branntweinsteuer-Porlage, aber auch einig in der Urberzeugung von der Nutzlosigkeit einer neuen Vorlage, so lange nicht die Wühler die Nothwendigkeit einer anderweilen Besteuerung des Branntweins erkannt und dem entsprechend bei den Wahlen ootirt haben. * Die Ausweisung de« socialdemokratischen Agitator« RegierungSbaumeistcrS Keßler au» Berlin. Brandenburg und Braunsckweig gibt fortdauernd der Forlschrittö-Pressc Veranlassung, über die formelle Zulässig keit diese« Vorgehen« Betrachtungen anzuslelle». Natürlich kau» eö sich dabei nur um die Ausweisung an« Branbeiiburg bandeln; denn die Ausweisung au» Berlin ist aus Grund des SociaiistengesetzeS, die au« Braunschweig al« eine Folge der Ausweisung aus Brandenburg, aus Grund de« Gesetzes über die Freizügigkeit erfolgt. Die Ausweisung au« Brandenburg beruht näinlick aus einem allen preußischen Landeögesetze vom Jahre 1842. bas die Lanbespolizeibchvrdc ermächtigt, eine Person auSzuweiscn, welch« zu Zuchlhau« oder wegen eine« Verbrechen«, wodurch der Thäter sich al« einen sür die össeittiiche Sicherheit oder Moralität gefährlichen Menschen darstetlk, zu irgend einer anderen Strafe verurlhcilt worden oder in einer CorrectionSanstalt eingesperrt gewesen war. Der Ausgewiesene ist vor 13 Jahren allerdings einmal zu einer kurzen Freiheitsstrafe vernrtbeill worden, über deren Dauer und Veranlassung nichts bekannt ist. Doch kann da» voranaegaiigene Vergehen kein schwere» gewesen sein, da Keßler nach Verbüßung der Strafe noch zwei Jahre im StaatS- bausache thätig gewesen ist. Die Auffassung der gemäßigten Blätter geht dahin, daß nur schwere Verbrechen in dem an- gezogenen Gesetz gemeint seien, also die Ausweisung aus Brandenburg nicht hätte erfolgen dürfen. Man rälb Keßler, beim Obervenvaltung-gerichl RecurS gegen diese Entscheidung zu erbeben, deren Aushebung die Beseitigung der Ausweisung auS Braunschweig nach sich ziehe» würde DaS Obervcr- wallungsgericht hat jedoch bereit« emmat eine Entscheidung zu Gunsten der polizeilichen Praxi« gefällt, so daß ein »euer Recur« wohl «hu« Erfolg blieb«. * In feinem Hirtenbrief spricht der neuernannte Bischof von Mainz sich dahnr über den nvlhwcnbigen Gehorsam gegen Gott und die Obrigkeit aus: „Mit erhabene» Worten hat jüngst unser heiliger Vater Leo Xlll. die Fürsten und Völler daran erinnert, daß die Religion die unerläßliche Bedingung aller gesellschaftlichen, bürgerlichen und staatlichen Ordnung ist. Aller Gehorsam gegen Menschen hat seinen Grund in dem Gehorsam gegen Gott, wie der Apostel sagt: „Seid unterlhan jeder mensch lichen Erccttur um Gottes willen, sei eS dem Könige, welcher ver Höchste ist, sei eS den Statibaltern, als solchen, welche von lhin abgeordnct sind." (l. Petr. 2, 13. 14.) Weder einen Gott noch einen Herrn wollen die Männer anerkennen, welche den Umsturz in allen Ländern Europas schüren. Fürchte Gott den König! so hat von jeher Li: Kirche mit den Worte» dcS Weisen (Sprichw. 24. 2l) unS ermahnt, lieber die Bestrebungen zur Hebung de« Loses der arbeitenden Elassen äußert sich der Hirtenbrief dahin: „Nichts ist unredlicher, als der Versuch, die Priester al« Gegner de« 'Arbeiterstandes und die Kirche al- Hinkerniß ihre« Wohles darzuslcllen. Ganz „n Gogenthcil ist Alle« da», was die Arbeit so schwer belastet, au» Kreisen erwachsen, welche den Giundsätzcn des Eknstculhums und der Religion mehr u»v mehr entfremdet sind. Andererseits haben Ver suche der jüngsten Zeit, die Arbeilerverbältiiisse zu bessern, bei jenen Männern die lebhafteste Unterstützung gesunden, welche Lurch die Liebe zur Kirche sich auözeicbncn. Eine vollständige Abschaffung von Mühe »»o Noth freilich kann von der Kirche und denen, die ihren Glauben bekennen, nie mals den Arbeilern versprochen werden. Wer solches ver spricht. ist ein Schwärmer oder Betrüge:. „Arme werdet ihr immer bei euch haben", spricht der Herr, und die Jahr hunderte haben dieses Wort bestätigt." * Das bayerische Gesetz- unv Verordnungsblatt Nr. 40 publicirt baSsotgenbcGenera lpalen t, die Ausschreibung des Haupttehensalles betreffend: Im Namen Seiner Majestät des Königs. Luitpold, von Gottes Gnaden Königlicher Prinz von Bayern, Regent. Wir entbieten allen und jeden Vasallen, wttche von Seiner Majestät dem Könige Otto und dem Königreiche Bayer» einige Lehen be sitzen, Unseren Gruß und Gnade zuvor und geben denselben mittelst gegenwärtigen GeneraipatenlS zu vernehmen: Nachdem gus das den 13. Juni laufenden Jahres ersolgle Ableben des Allerdurchlauchtig- steu, Großniächtigsten Königs und Herr» Ludwig II., Königs von Bayern, unseres viclgttiebtcn Neffen, Königliche Majestät, AUecböchst. seligen Aug-deateo- alle und jede zum Königreich- Bay rn gehörige Lehen sustiii,'geworden, sohin sich gebührt, solche Leben nunmehr von Seiner Ma rstät den, König Otto al« jetztmalig Allerhöchstem Landes herr», vouNcuem geziemendzurequirirc», zu cinviangen und deswegen die gewöhnliche Lehenpflicht. wie andere Schuldigkeit zu leisten, wie es die Lehcnrechle »nv Gesetze, insbesondere daS ELict vom 7. Juli 1808 über die Lchenvcrhaltnijse mit sich bringen: Befehlen W>c hiemit sänlmtlichen Basalle» Allergnädigst, daß sie hinsichtlich der Thronlchcn bei dem Siaatsiiitnisleriuni des k. Hauses und des Aeußeren und hinsichtlich der anderen Leben bei de» krcisregierungen, Kammern der Finanzen, dieselbe» nnierhalb der bestimmten Frist bei Benncidung der festgesetzten Strascn gehörig n'iuhe», die schul dige» Lehengebühren entrichten und der wirklichen Leh. iiSciiipfanqung an den lodan» anberaumt werdenden Tagosabrten gewärtig seien. Gegenwärtige Generalausschrc>bu»g soll durch das Gesetz- und Berordninigsblatl, dann durch die KreisamtSblättcr zur Kciintniß der Vasallen und deren Lehenlräaer gebracht werden. Gegeben in der Hau Pt-und Residenzstadt München am achizcbitten Tage de« Monats Juli im Jahre eintausend achthundert achtzig und sechs. Luitpold, des Königreichs Bayer» Bcrwescr. — vr. v. Riedel. Frhr. v. Crailsheim. « * » * Da« österreichische KricgSministerium hat beschlossen, zu den größeren Manövern keine Berussjorrrnalisten mehr zuzulasse», und ein ausschließlich aus Militair« be stehende« Preßbureau eingerichtet, welches auch im Kriegsfälle die militalrischc Berichlerstallung sür die gesummte Presse be sorgen wird. * Wie man au« Konstantinopel meldet, hat der S nltan mittelst kaiserlichen IradeS a»beordnet, das; eines der süiis neuen Torpedoboote, welche die türkische Admiralität letzthin in Deutschland acquirirtc, den Namen des Kaiser- Wilhelm zu führen habe. * In Kairo ist die Meldung eine« egyptischen Osfi- cwrS cingelrosse», welcher auS Kassala entflohen ist und auSsagt, daß große Massen von Rebellen im Aiimarsch sind, aber unter sich selbst kämpfen. Der Bruder OSma» Dizma's wurde in einem dieser Gefechte getvdtet. Die Behörden er warten nur Ucbersälle von der Seite von Dongola. * lieber die Unruhen in Amsterdam werden der „Indöpeiidence belge" folgende Einzelheiten gemeldet: Eine große Anzahl Einwohner des Lindengracht und der be nachbarten Straßen hatte sich am Sonntag vereinigt, um einen unter dem Namen pallnzr - treßleon bekannten Volksspiele beizuwohuen. (Diese« einfältige und barbarische Spiel besteht darin, daß man einen Strick über einen Canal, von einem Hause zu einen: anderen zieht und in der Mitte desselben ein wenig über dein Wasser einen Aal aushüngt, welcher mit grüner Seise eingesck»niert ist. Der Aal hängt an eiuem Bindfaden, welcher durch die Kiemen gezogen ist; man säh.t nun in einem kleinen Boot mit großer Ge!chwi»digke>t unter den, Aal durch und indem man nach ihm weilt, sucht man de» Numvs vom Kopse abzureißen. Ta dies häufig mißlingt, so leidet daS Thier fürchterlich, um so mehr. je größer und stärker eS ist.) In Folge eine» Gesetze«, welche- die Thierquälerei untersagt, glaubte die Polizei einschreitcn und da» Spiel verhindern zu müssen. Daher der Skandal. Ter ganze Bezirk des Lindengracht ist sehr stark b.volkert und die Einwohner eilten herbei, um den Spielern »egen die Polizei beizusteben. Die Menge riß das Pflaster aus und warf Sieine aus die Polizisten. Ein Polizist wurde in einen Keller ge- Worten und ein Polizeicomimssar entging mit Mühe der Gesahe, in ein Bassin gestürzt zu werden. Das Fenster eines Bäcker«, unter welches ein anderer Polizeicommissar sich geflüchtet hatte, wurde in Stücke geschmissen. Einige Personen wirren aus die Böden gcstiege«. um von dort aus die Polizei Datziegel», Blume», tüpse. Bretter und selbst eiserne Fleischtüvse hinuaicr zu werfen. Die Polizei vertheidigte sich mit dem Stocke und dem Säbel, wobei einige Bürger Berwunduugen erhielten, welche ihre Ueberlühruiig »iS Hospital nothwendig machten. Al« dann endlich der Cties der Amsterdamer Polizei, Ban Deesburgh. mit bedeutenden Verstärkungen ankam, gelang eS, dl« Angreifer in die Flucht zu schlage», wobei einige 30 Verhaftungen vorgenommen wurde». E » gleichzeitig be ginnender Regen besorgte daS Uebrige und uin 0 Uhr Abends schien die Ordnung wieder hergeftellt zu sein. 4 Burger und 18 Polizisten waren verwundet. Unter den während der Ruhestörungen deS ersten Tage« Verhafteten besanden sich auch die Socialiften Eckhardt und Megem. In de« Letzteren Taichen fand man Steine. Gestern Nachmittag sandra neue Antommluagen von Meu chen aus vem Lindeagracht statt. Eine rothe nad ri»e schwarze Fahne wurden aus der Brücke vor VoudSbloemdwar-straat aufgezogen und in dew- selbe» Augenblicke durchzog eine Gruppe Socialiftea das Volk-
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