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Dresdner Journal : 04.02.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-02-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187002045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-02
- Tag1870-02-04
- Monat1870-02
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 04.02.1870
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187V 28 Freitag den 4. Februar. «rkw— I „ 1» .. Nvo»Ui-t> - - „ Ib „ Il»»«l»«U»»«»«r»: I ., I»*r»««- »rtttjRkrUed I 1'Ur. St-wo«Ix«dvkr, »a»i«rd»Ib a«» ktvrsck. 8>>o<t«, ko,t u»ä 8l«i»p«l»u-cUl»ssl»i»»». >»s»r«lrn»r«Ik: kN» L«o «»0M «io»r -«Ip»u«oe» L«u«: 1 vot«r „Lioye»»»ar" -U« 2eU«: i Hxr. «rschrinni: lAxUod , o»t Li»»o»dw» <t«r 8ooo- «o<t ^l»eu<t» Nu <l«i> svlxr»<1,» V-T Dres-mrIomwl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. >,ser»1nunn,»ym, «Zw-N«: U«tP»lU: K» 8»-»i>»r»rr,», 6oi»ioi^lo»>, - a«> vr«»äo,r ^ouro-I«: «d«»ä»».: N. Lvoi» t'oir; H,mdiu^ I«rU»- Vi„-L4ip«jss->»»«I-rrilLNut ». H.: K Voar.»», H»»Nni U»c>-lv»'»ck« Uuckk., Kun,»», ltvooi.i'» 8r«mso L. 8c«l.oir»; >r«,i»a: l«. 8rn>o««'» ^noonceo^urs-u, ar»«», Ni-» t r'Livnv; Lr»»IleinI » H : ^laüL'-Lke Nnvkk.; Lil»! Lo LLo»«»», k»ui»: 8^,^». l.Lr»ir», Nvi-i-ii«« Ll)»., <8, kl»o, <t» l» Lour»«-; kr-z: t ». L»«l.u:»', UuokI».- Vi«i> Ll.. O-r-l.!». Hrraurgrdrr: Urp-äitioo 6«» vrerällsr .Iooro»l>, Dr»»6«li, Ho. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 31. Januar. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht den in Ruhestand vesetzttn Stadt Hauptkassen-Controleur Friedrich Gottlob Roch hier die goldene Medaille vom Verdienstorden zu ver leihen. Dresden, 1. Februar. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen beruht, daß die Nachgcnanntcn dir ihnen verliehenen Königlich Preußi schen OidenSdeccrationen, nämlich: der Geheime Me- dicinalrath vr. Reinhard den Kronen Orden dritter Elaste, der Regierungs Assessor von Crtegern den rothen Adler-Ordi« dritter Elaste annehmen und tragen. Dresden, 1. Februar. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Kammersänger Tichatscheck da- von Seiner Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehene Ritterkreuz des Franz- Joseph-Ordens, inglcichen das ihm verliehene Ritter kreuz zweiter Elaste des Herzoglich Sachsen Ernestini- schen HauSordens annehme und trage. Bekanntmachung. Die dießjährigen Aufnahmeprüfungen der an gemeldeten oder noch anzumeldenden Aspiranten für das Königl. Sächs. Cadetten-Corps sollen den 20. April beginnen. Für die Anmeldung der Aspiranten, für deren An sprüche aus Cadelten- und Pensionä, stellen und für die bei erfolgter Aufnahme in das Cadetten Corps zu lei stenden Crzi. hungsbciträge re. ist das Regulativ für das Königl. Sächs. Kadetten CorpS vom 22. Januar 1869 maaßgcbcnd. Der gedruckte Auszug aus dem nur ermähnten Re gulativ, sowie gedruckte Formulare zur Anfertigung der nothwendigcn N ckionale sind durch die hiesige Buchhand lung von C. Höckner käuflich zu beziehen. Dresden, den 17. Januar 1870. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Vossische Zeitung. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Presse. — Neue freie Presse.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Düsseldorf. München. Wien. Paris. Florenz. Rom. Kopen hagen.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Beilage. Landtagsverhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 2. Februar.) ß Statistik und BolkSwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. München, Donnerstag 3. Februar. (W.T.B.) Die gestern dem Präsidium der Kammer der Reichs- räthe übermittelte, vom 1. d. Mts. datirte könig liche Entschließung lautet: »Die Adresse der Kammer der Reichsräthe hat durch principiclle Angriffe auf den Gesammtbestand des ge genwärtigen Ministeriums, ohne jede thatsächliche oder gesetzlich greifbare Begründung, dem Geiste der Ver söhnung nicht entsprachen, welchen Ich in der Thron rede der Landesvertrctung entgegengebracht habe, und hierdurch die Möglichkeit ihrer Annahme für Mich aus geschlossen. Uebrigens werde Ich deshalb nicht ermü den, dem Lande die durch die Uebermacht der Partci- bcwcgung gestörte Ruhe wicderzugeben. Bon dieser Meiner Entschließung ist das Präsidium der Kammer der Reichsräthe sofort zu verständigen." Wien, Donnerstag, 3 Februar, Nachmittags. (W. T. B) Im Abgeordnetenhaus! stellte heute der Ministerpräsident v. Hasner daS neue Mini sterium vor. Der Standpunkt der Regierung sei übereinstimmcnd mit der Adresse drS Hauses. Der Ausgangspunkt der Thätigkeit deS Ministeriums sei die Verfassung, verbunden mit Entgegenkommen gegenüber berechtigten Wünschen nach Verfassungs änderungen. Die Regierung sei bestrebt, den In nern Frieden aufrecht zu erhalten. Der Minister- Präsident betont sodann die Nothwendigkeit der Fortbildung der Gesetzgebung, und der Ent- Wickelung der materiellen Interessen deS Rei- cheS. Bezüglich der religiösen Fragen seien vorhandene Lücken auüzufüllen. Die Regie rung werde die Religion schützen, die Gewissens freiheit und die Rechte des Staates wahren. Sie bitte um Unterstützung. Schließlich verspricht der Ministerpräsident stets eingedenk zu sein, daß daS Ministerium aus dem Parlamente hervorge gangen sei. Paris, Mittwoch 2. Februar AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS gesetzgebenden Körpers beantragte Grevy, die Kammer solle be- rechtigt sein, die bewaffnete Macht zum Behufe der Vertheidigung zu reauiriren; die Volksvertre tung sei eine souveräne Macht und dürfe nicht von der Executive abhängen. Der Minister Scgr.s weist daS Amendement als inconstitutionell zurück. JuleS Favre unterstützt dasselbe und erinnert au den 2. December. DaS Amendement wird schließ lich mit 217 gegen 43 Stimmen verworfen. Der Marschall Graf Regnault de St. Jean d'Angcly ist gestorben. Die „Patrie" erklärt die Nachricht, daß der Kriegs- und Marineministrr beschlossen habe, die Cadrcs der Land- und Seeoffiziere zu vermindern, für unbegründet. Paris, Donnerstag 3. Februar. (W.T.B.) Rochefort, Grousset und Dereure haben gegen daS sie zu ^e 6 Monaten Gefängniß nebst entsprechen den Geldstrafen verurtheilcnde Erkenntniß des Zuchtpolizeigerichts (im Preßproccssc der „Marsiil- laiw") nicht appellirt. Der letzte Termin ist ge stern Abend abgelaufen. DaS Urtheil kann nun vollzogen werden. Bern, Mittwoch 2. Februar. (W. T. V.) Das nrucrwählte Mitglied deS BundrSrathS, Er- resole, hat heute sein Amt angetreten und das Fi- nanzdcpartcment übernommen. Dnbs wird das politische und Challet-Venel das Postdepartement übernehmen. St. Petersburg, Donnerstag 3. Februar. (W T. B.) Das „Journal de St. P^tcrsbourg" dcmcntirt die Nachricht, wonach die jüngste russi sche Anleihe mit der orientalischen Frage, resp. mit Verhandlungen der Mächte über die Eonccn- tration türkischer Truppen an der montcnegrini- schen Grenze zusammenhänge. In Bezug auf den Orient, sagt daS genannte Blatt, thrilten alle Großmächte den Wunsch nach Frieden, und vor diesem einstimmigen, mit nöthiger Energie ausgc- drückten Wunsche könne die türkische Regierung nicht mutbwillig eine KrisiS Hervorrufen, welche ihren eigenen und den europäischen Interessen zu- widerlaufe. Dresden, 3. Februar. Die Berliner „VossischeZeitung" hatte in einem Artikel vom 30. Januar in Bezug auf die auswär tige Politik Preußens sich unter Anderm folgen dermaßen ausgesprochen: „Im verflossenen Jahre haben sich die diplomatischen Dissonanzen zwischen Oesterreich und Preußen glücklich verändert, ein Erzherzog hat eben in Berlin den Besuch des preußischen Kronprinzen in der Hofburg erwidert und auch mit Rußland sind von Monarch zu Monarch Freundschaftsbezeugungen aus getauscht. Das Alles ist geschehen, während der aus ¬ wärtige Minister und Bundeskanzler nicht am Sitz der Regierung vcrw.ilte, und man ist zweifelhaft geworden, ob seine Ansichten in der auswärtigen Politik maßge bend sind, oder ob die Fäden durch die unsichtbaren Hände einer Camarilla laufen." Ueber die Stellung Preußens zum römischen Stuhle zeigte sich die „V .Z." ebenfalls unbefriedigt. Auch dort sei „eine Bundesge sandtschaft, welcher eben ein preußischer Professor als geistlicher Rath beigegeben sei." Wenn auch die Frage heikelig sei, es müßten im Reichstage alle Anstrengungen gemacht werd n. „den Bundeskanzler zum Sprechen zu bringen." — Hierzu bemerkt nun heute die ministerielle „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": „Ob es dazu einer Anstrengung bedürfen wird, wissen wir nicht, bisher hat der Bundeskanzler keine Gelegenheit gehabt zu sprech:«. Was er zu sagen haben könnte, wenn dir Fäden wirklich durch uusichlbare Parzenhände gespon nen würden, ist uns noch weniger klar. Das muß aber Jedem, der etwas Anderes als die „Vossische" liest, deut lich sein, daß ihre Diplomaten nicht besonders infor« mirt sind. Es ist der Bundesgesandtschaft in Rom kein geistlicher Rath beigegeben worden. Und es ist eine be'annte Sache, daß die Reise Sr. königlichen Hoheit d.s Kronprinzen nach Suez über Wien in Ueberein stimmung m.t den Anträgen des Bundeskanzlers be- scdlossen worden ist, der sich behuss des betreffenden Vortrags bei Sr. Majestät, mit Unterbrechung seiner Cur, zu den Herbstmanöocrn nach Stargard begeben hatte." Tas neue österr eichischeMinisterium, dessen Const tuirung gestern amtlich publicirt worden ist (vgl. unter „Tagesgeschichte"), bildet in den neuesten Wie ner Blättern bereits den Gegenstand eingehender Er- ölterungru. Dieselben stimmen sämmtlich darin über- e n, daß die Situation eine ernste und die Aufgabe des Cabincts eine schwierige sei. Das düsterste Bild ent wirft die (alte) „Presse", welche an die Thatsachr an- knüpft, datz Keule vor drei Jakren der Sturz des Mi nisteriums Bclcrcdi bekannt wurde, und die Meinung ausspricht, daß dir Publicirung der neuen Ministcrliste „vielleicht den Enttäuschungen, die Mit dem Jahre 1867 für Oesterreich begannen, das Siegel der Vollendung aufdrücken" wird. Die„Pr." will die Erfolge des letz ten Tricuniums nicht verkennen oder wcgläugnen; aber wenn sie dieselben in die zwei Worte „Aurglcich mit Ungarn und Durchlöcherung des Concordats" zusam- menfassc, so sei damit zugleich gesagt, daß dieMitgl'e- der des ersten parlamentarischen Ministeriums fürCis- leithanien daran „herzlich unschuldig" sind. Während jenseits der Leitha die staatsrechtliche Opposition voll ständig verstummte und die nationalen Parteien von Jahr zu Jahr mehr in rein politische sich verwandelten, seien die Erblande, wie die letzte Sommersession der Dele gationen dargethan, unbedingt dem Schlepptau oer Ma gyaren verfallen, w il sie einfach außer Stande sich be fänden, ihre paritätischen Befugnisse zur Geltung zu bringen. Dies könne auch nicht anders sein, „da mit jedem Jahre die Lücken im Abgeordnetenhaus« immer weiter klaffen und die staatsrechtliche Opposition immer störrischer auftritt," da „das Ansehen der parlamentari schen Regierung so tief gesunken ist, daß die Minister sich mit PortefeuiUeanerbleten im Reichsräthe nur Körbe holen und zuletzt selbst die Ultramontanen sich erküh nen, uns den Fehdebrtcf ins G»sicht zu schleudern." Die neue Ministerliste enthülle „das offenkundige Ge heimniß, daß das Ministerium, an das zu glauben der NeiLsrath die Tschechen und die Polen, die Tiroler und die Slowenen zwingen will, allen Halt und alles Der- trauen selbst in den Reihen jener Partei verloren hat, aus deren Echooße es hervorgcgangen." Möge sein, daß mit der neuen Ministcrliste in der That noch ein Reich der „Hundert Tage" sür das Cabinet Herbst- Giskra anbrrcht. Der letzte Nagel zum Sarge der Ver- fassungsdogmatikcr sei und bleibe der Abschluß, den die Krisis gesunden, trotz Alledem. Ein Cabinet, mit dem starke zwei Drittel beider Kammern sich ein- verstanden erklären, suche demungeachtct sechs Wochen lang in beioen Häusern vergeblich nach College». Feuilleton. Dresden. Herr Friedrich Rohde führte dir Theil- nehmcr am wissenschaftlichen Cyklus am 31. Ja nuar in ein fcrnliegendes Gebiet, fern sowohl dem Stoffe als der Zeit und dem Raume nach, indem er über die Zeitrechnung der ältesten Indier als den Schlüssel zum Verständnisse der My hen sprach. Aus der Zahl der Tage eines Jahres, 360, mit Hin zunahme einzelner Tage als Überschuß entstehen durch mannichsaltige Multiplikationen und Combinationcn, die vier indischen JugS: Kaljug, Twaparjug, Tretajug, Eatijug, welche theils mit, theils ohne die Dämme rungen gerechnet werden und verschiedene Zahlen ent halten , je nach menschlichen oder göttlichen Jahren, denn 360 menschliche Jahre bilden nur ein göttliches. Wie Manu sich in Bramah, Vishnu und Shiva ver körpert, so geht aus den Monas die Dyas, Trias und Tetras hervor. Dem Stiere, der erst auf vier, dann auf drei, nachher auf zwei, und cndlich auf einem Beine steht, entspricht daS Sphtnxräthsel, denn die Grundlage der alten Mythen ist überall dieselbe, in Indien, wie in Persien, Aegypten, Palästina, Griechen land und im nordischen Lande der Edda, und zwar beruht sie auf astronomischen Beobachtungen. Mit den durch solche Berechnungen gefundenen Zahlengrößen stimmen nicht nur Angaben de- Homer und der Bibel zusammen, sondern auch Notizen, welche Oersted 1813 mttgethetlt hat in dem AuSzugr au- einem Briefe von Vr. Hansen über Halley'- Behauptung von vier mag netischen Polen der Erde und deren cyklischer Bewegung. Diese Annahmen führte der Vortragende gründlich durch; und wrnn auch der Zusammenhang der Mythen der verschiedenste« Böller im engen Rahmen einet Vortrags nicht außer allen Zweifel gestellt werden konnte, so war doch die Uebereinstimmung oft über raschend. —k— Die Vögel deS AristophancS. Von Moritz Heydrich. In der Geschichte der Cvmödie steht Aristophanes auf dem Gebiete des phantastisch-satirischen Märchcn- lustspiels, auch Shakespcare's romantischer Lusttpicl- bchandiung gegenüber, in so einsamer, kühner Origi nalität, daß in einer anschaulichen Betrachtung der epochemachenden Richtungen der antiken und modernen Comödicngenien der attische Volksdichtcr und Comödten- veteran nicht fehlen darf. Er erreichte den Kunstzwcck der Cvmödie in durchaus eigenthümlicher, scharf aus geprägter Behandlungsweise. Auf dem Gebiete der Tragödie hat Shakespeare die ethischen Mängel der künstlerisch vollendeten griechischen Tragödien, die, vom religiösen Glauben bedingt, in der Behandlung des Schicksals, der Schuld, des Lei dens lagen, durch seine christliche Behandlungsweise vollständig überflügelt, und doch steht auch jetzt noch die griechische Tragödie in der naiven dramatischen Objectivität ihrer Charaktergestalten, in der farbenreich sten Pracht und Phantasicgluth echttragischrr Stimmung, in der Behandlung der Leidenschaft, der Shakespeare'- schen unzweifelhaft am nächsten. Die Charaktergestalten der griechischen Tragödie waren ganz wie bet Shakespeare künstlerisch-ideale Spie gelbilder der Charaktere de- wirklichen, deS politischen Leben-. ' Woran dir Griechen im Leben selbst scheiter ten, da- schauten sie im magischen Phantasirbilde ihrer Volk-bühne. Die leidenschaftlich sich selbst zer störenden historischen Charaktere deS Themiftokles, Pau sanias, Alctbiade- sind in den typischen, künstlerisch- idealen Spiegelbildern der Sophoklcischen Tragödie noch jetzt uns vollständig lebendig veranschaulicht. Es sind farbenreiche historische Portraits aus dem wirklichen Leben, wie von Rubens und Rembrandt, in b.stimmtestcr Natureigenthümlichkeit, und doch im prägnantesten künstlerisch-idealen Spiegelbilde geschaffen. Das Schicksal, das die antiken Tragiker, sei es aus dämonischer Scheu, sei cs aus Selbsttäuschung, in tie- fis undurchdringliches Dunkel hüllten, es entschleierte sich in ticstragischcr Gestalt in der Geschichte selbst, als rin von den Menschen sich selbst geschaffenes. Die treibende Seele, der Fruchtkci u sihrer Tragödie ging wie bet Shake'peare durchaus von der Darstellung selbst- erlebtcr Leidenschaft aus. Ihre Tragödie schritt dicht bis an die Grenze der modernen Schickjalstragödie, ja bis an die der historischen Tragödie Shakespcare's. Sie ist das treueste Spiegelbild der Geschichte Athens, und d.ese selbst die ergreifendste, erschütterndste Tragödie, die je ein Volk erlebte, rasch rmporsteigend zum höch sten Glück durch energischste Leidenschaft, ebenso plötz lich auf schwindelnder Höhe durch sie stürzend in Ohn macht und Schmach, in trostlose Verwirrung und Knecht schaft. Die Tragödie keines andern Volkes ist so durch- aus mit dem wärmsten Herzblute selbsterlebter Leiden schaft gedichtet worden, wie die griechische. Nie waren dir Tragiker echtere Propheten und Seher, echtere Volk-- dtchter. Wer die Leidenschaft selbst gcfühlt und erlebt hat, der versteht ihre Tragödie. Ganz dasselbe gilt Wort für Wort auch von ihrer Comödte. Plato rieth dem Dionys die Lectüre der Aristophanischen Comödien, um den Charakter der Athener kennen zu lernen, der sich auch uns noch in ihnen wunderbar treu abspieaelt. Athen war auf dem Gipfel seiner Macht. Die sieg reichen Frriheit-kämpfr gegen dir persischen Eroberung-- Die- bekunde offen die pyrrhuSartige Natur des er fochtenen Sieges. Die Verfassung sei rettungslos ver loren, wenn das neue Cabinet nicht mit allem Nach drucke daran arbeite, „dem Parlamente durch die Wahl reform eine breite Basts in der Gcsammtbevölkcrung zu verschaffen", waS sich freilich nicht durch „einfache Decretirung directer Wahlen* erreichen lasse. — Die „Neue freie Presse" bezeichnet die Ministcrkrists und den Vollzug der Umbildung dcs Ministeriums als ein „beispielloses Interregnum", welches ihr oft den Wunsch entlockt habe, „lieber die gestürzten Gegner im Amte und ihr unglückliches Experiment erproben zu sehen, als daß unter scheinbarer Fortdauer eines ver fassungsmäßigen Regimes dieses von Tag zu Tag mehr discreditirt wurde." Schon deshalb, weil diesem pein lichen Zustande endlich ein Ziel gesetzt worden, sei die Neugestaltung des Ministeriums, welches nun vollend- einen bürgerlichen Charakter trage, freudig zu begrü ßen. Die drei neu ins Amt tretenden Männer seien redliche Freunde des österreichischen Volks und bereit, sich sür die Sache der Verfassung einzusetzen; denn wahrlich, heute bilde in Oesterreich, wenigstens unter der konstitutionellen Partei, das Ministerportefeuille nicht im Entferntesten den Gegenstand des Ehrgeize-, sondern hier sei sich, wer es übernimmt, des Opfer- bewußt, das er damit bringt. Die „N. fr. Pr." ci- tirt dann den Ausspruch eines gefeierten Parlaments redners, der ein Ministerium mit den Worten ablehnte, zum Curtius fehle ihm der Muth, und sagt: „Auch auf dem österreichischen Forum gilt es, eine ungeheure Kluft zu schließen, und immerhin ist es möglich, daß da- neue Miniskrium, wie die römischen Wahrsager forderten, sich in den Schlund werde stürzen muffen, damit der Abgrund sich schließe. Aber cs wird nun, denn unsre Zeit kann der heidnischen Seherfabeln entraihen, von der Staatskunst der Minister abhängen, daß sie nicht nöihig haben, sich nach römischem Vorbilde zu opfern, sondern ihre Mission in glücklicher Weise voll bringen." Dies letztere würde die „9t. fr. Pr." „voll Zuversicht" erwarten, wenn sie nicht wägte, „daß ein politisches Unternehmen dieser Art nicht durch Mi nister, sondern nur unter der regsten Tyeilnahme der Bevölkerung selber gelingen kann." Im Kampfe wider erbitterte Gegner, um die Veriassung zu retten, helfe der „Katechismus der liberalen Partei" allein so we nig, wie man den Hungrigen mit einem Leckerbissen zu befriedigen vermöge. Man täusche sich nicht, daß der Verlauf der Krise der Sache der Verfassung em pfindlich geschadet habe; die Freunoe derselben seien entmuthigt, die Gegner zu neuem Widerstande förm lich aufgcfordert worden. Die Ausgabe, vor welcher das Ministerium heute stehe, sei schwieriger als je, und außerdem sei es „beladen mit einer potenzirten Ver antwortlichkeit, denn mit seinem Erfolge sind die künf tigen Geschicke Deutschösterreichs vielleicht unwiderruf lich verknüpft." Die „N. fr. Pr." schließt: „Das Mi nisterium Hasncr darf sicher sein, daß die Partei ihm folgt, wenn es eine thatkräftige Politik entfaltet, so wie es unfehlbar dem unerbittlichen Schicksale der Er folglosigkeit verfällt, wenn es mit Halbheiten seine Tage zu fristen versuchen sollte. Es hat zu wählen zwischen dem Ruhme und dem Fluche." Tagesgeschichte. Dresden, 3. Februar. Die Erste Kammer hat heute den Deputanonsbericht über das k. Decret, den Entwurf eines Gesetzes über die Presse betreffend, be- rathen und wird diese Berathung morgen fortsetzen. — In der Zweiten Kammer wurde heute die gestern begonnene Berathung des DeputattonsberichtS über das Ausgabcbudget sür das Ministerium des Aus wärtigen fortgesetzt und erledigt. In Nachstehendem geben wir das Resultat der Abstimmungen: Pos. 72, Ministerium des Auswärtigen nebst Kanzlei, wurde nach dem Anträge der Deputation in der von der Regierung geforderten ' Höhe mit 14,340 Thlr. normalmäßig und 3500 Thlr. transitorisch ge- gelüste brachten Athen die herrlicher Blüthc. In der kurzen Zeit der Periklcischen Periode wurde das Gewal tigste und Schönste der bildenden und der ihr innigst ver wandten dramatischen Kunst geschaffen. Aber mit dem Glück kam rasch auch der trunkenste Ucbermuth, die wildeste fanatischste Aufgeregtheit und Unruhe demokratischer Herrschaft. Die Hegemoniekämpse Spaitas und Athens brachten im 30jährigen Brudeikriege den verheerendsten Verfall alter Zucht und Sitte und völligen National untergang der sich selbst zerfleischenden griechischen Volksstämme. Die zügelloseste Entartung der Demo kratie, die mehr und mehr frechste Pöbelherrschaft wurde, wird nun eben in dcs Aristophanes' Comödien im phantastisch-grotesken Bühnenspiegclmit genialster Kunst- vollcndung anschaulich gezeigt und gegeißelt. Er wollte das hereinbrechende Verderben aufoalten, er geißelte mit dem Flammenschwerte der komischen Muse als Ver treter der alten Marathonszeit die zügellos frechen Partrileute, die in blinder Tollheit sich selbst und Griechenland zerstörten. Ein oft markerschütternd Na gender, tief elegischer Schmerz des echtesten Patrioten ist der Grundton seines dionysisch-bacchantischen Hu mors, ein herzbrechender Kummer über den Verfall der Kunst, der Sitte, der im Kriegstumulte, im Waffen- grkltrre seiner Zeit mehr und mehr zunahm, Alles überfluthend. Wie er in der Cvmödie der „Ritter" da- Volk, den Demo- al» alten, jähzornig auffahre«, den Murrkopf abspiegelte, der vom Paphlagonter, dem verwegensten Volksführrr, durch Schmeicheln und Markt- schreterei sich blind gängeln ließ, bi- ein in Gemein heit ihm noch überlegener Wursthändler ihn al- bur lesker, tragikomiscber HanSwurst und Volk-tyrann, als Held des TageS auSstach, der dem alten Demos noch mrhr Schnittlauch und Sellerie in die Bratenbrühe rührte und zu den Filzpantoffeln auch «och eine«
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