Delete Search...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.01.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040127010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904012701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904012701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-27
- Monat1904-01
- Jahr1904
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.01.1904
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
verugsgeMn ->ni»i!«»rl>a> f»' »kl»» NI tet t»al>» «eimaltier Zurraauni d»r» untere «o«, >«»«»»* und «»»«-»«. an boan- und r»«nta,«n nur rlnmav »Hi! »0P> .dunda»»wdit>ikKom- M.WnLre - Mt. Ke». , M. »0«». «ri etiimaltaer ZulieUun» durch die Poll S tlrl ivk»eveliell«eld>. im Aut- land mU «niivrechkndem Sulckiase. N »chdru« aller «riikel «. Original- Miiiellunoen mir mU deutlicher ^ u e I l e ii a n a a b e i.Dresd. Nacdr,") -uIüM diachirllaliche Lonorar- „>>vri!che kleiden miberülknchiiai: mivnlaniile Lianuikrivte werden nicht auldewakrt. releiramm-Sdrelf«: «achrlchte» rreode» Gkgröadel 1856. C)«. LoNivlOrrmteQ 8r. KlstjvstLt «Le» Lüaiz» vvQ öLeliveu. 8vI»alL«l»«1v>», IL»lLr»os, I-vssvrls. Lioresverkauk vn«»«Ien, 2. -auvtaeschLstSsieve: viaricnstr. 38/4V. /lnresgen-carlt. Unuadme von Ankllndlaunge» Klo nachmiiiagt S Ukr. Sonn- und gcicnagr »,,r Marienlirabe s» von N bis V-l Ulir Die r waliiaeBruiid- ieile ua. « Silben» so Pi«., 8n- kundiamige» auf der Vrwaiieiic Zeile W Li» i die slvalliae Zeile als „Ein- aciandt' oder auf Terllcite so Pia An Nummern nach Soun- und fteicr lagen i- de». 2wattige Gnindieuen so. «o be-, «o und so Pf,, nach be iondcrem Tarif. Auswärtige Auf tiaoc nur aeaen Poraiisbejalttuna. Bclegdinller werden mit 10 Pf,, berechnet. yernlvrechanlchluß: Amt l Sir. U und Str. ÜSSV. ß <nN8l. !8v^Ivr ^»Olilk. -? Lo!o«IaI« aren-IIanelliiax 65 ZLliLferstrasss Lelrütorstisssö 65. Lanobm» voo Insvi'ntvii „nll ^Ironnoine-nls kllr äio „F-L'osÜLLSL' 2V»crL^oLtorr". T4e;,«in«>si<rn5>8e 2«. ^oüleo »Nt! itb8«trplittkll ». 6ummNtisunx, Oberxumwi Mr Ur'tSdislev u. Kopamleurv. Lemksrät LenyaU oumml-tealiiilc^ vne»«i»ii »r«!n>»ir». ß Vaüüvrtroüella lovsedSaffeit, grösste vsusrksMKeit « >ler « ßLlsinksil-pianinos^ - IS. L xurantiort >^>nn<»^r»l»nile. kliii'lii'nlzelie Lmmmsseli Nr. 27. L-ltgtl: soivio Situ tüeho ^riilcot r»r ki'-nilc-m- z>llogo, »orzrobtuilt nacb eigviun bo- rvöbrtvn, von ckor alli-omoinon llanäcla- wuro abiioiellkttäviiiilaäeilvn, ompliehit iarl VevSsvkavIis Ltsbtisssmsllt 81flIVö8tl'S88ö 1!. .Kaisers Gebmtstgg. Hof»gck>icklen. Laudtngsverbavdliingen. B'bnwäckcrgebalte, Duelle,! Mutmaßt Wi>tert»ig: Volkskunde, Gcwc>bcl>eieiil. Gerichlsvelhaiidla. Slumano in Asiika. Russiiche Amwart.! Wärrrrer, veränderlich Mittwoch, 27. Jannar NW4. Zu Kaisers (vebiirtstag. Der 27. Januar ist lür das deutsche Volk der Tan im Jahre, an dem taS Bewußtsein der nationalen Zuiammengehötigteit über die Mtiglichkeit emporachoben und die denlsche Einheit von den Teiilichen im Reiche wie im Auslände in ihrem »ochsten persön lichen Tiäger geleiert wird. Seit dem glorreiche» 18 Januar vor nunmehr dreinnddleißig Jahren, als in dem alten Königsichlosse zu BeriMeS das deutsche Raiierrcich p>ok>amicrt winde, gilt die dentlchc Kaiserkrone allrnthalleii in deiilichen Landen und iidciall. wo die deutiche Nation durch ilnc ?l»gchviigen veitieten ist, als dos lcuchlrnde Cnmdol der Gcmeiilsamkeit und des Znsainnie»- ichlusses. als daS Sinublld der deutschen En>ig»ng »nd dcS natio nale» Gedankens. Darum ist der Geburtstag dcS Trägers dieser Krone der allgemeinste und voltslümiichsle nationale Festtag ge- woidcn. Fast drei Jahrzehnte hlndmch war solcher Festtag der 22. Mäiz. Kaiser Fiiedrich tollte es nicht beichiede» sei», seine» Gck'liltskag als Hcrckchcr zu feiern, und so wurde unmittelbar nach jenem auch heute noch unvcigeßlichcn Montage der 27. Januar der Kaisertag, a» dem die patnokischen Emvsilldllilgen und die nationalen Stimmungen des deutschen Voiles, soweit cS i» Zuversicht den Glauben an den Weliberns des Tculschlllms fehhäll. in Begeisterung inr den Ncichsgedankeii, wie er in des Kalscis Peison verköipert ist. zilsammenklinaen. Tie periönliche Einheit, die monaichiichcn Völkern in der gestalt ibrcS angcstnmnitcil Herlscheis gegiben ist, hat um io hichcre» Wert, je stärker, je iliachtvostcr die Pciiönlichleit drs Monarchen lst Ein Monaich. der als ivlcher nur ein Schallen- dascin lebt, ohne ureigene» Wissen, ohne die Kurst, seine pelsöu- iichen Neberzeligiingen in die Wagichale der E»»cheidn»gen zu fegm und die Slrltiiiig ans höchster irdischer Warte als ein die Masse der Sterblichen an Geist und Gemüt Neberiagender wiik- lich ausziilüllen. kann den Staatsgedankcn und das Biwnßtseüi der Zusammengehörigkeit nicht in dem Maße verkörpern und wirk sam vertreten, wie ein Heirschcr voll Seldstgesübl und stolzem Selbstvertrauen, der die Fähigkeit besitzt, veunoge seiner Borzüge des Kopses »nd des Heizens zu leiten und zu sühicn. der selbst die Hand am Steuer hält und aus allen Gebieten des Staats- iebens. im Innern und nach Außen, in allen große» Frage», welche die Zeit bewegen, seinen veriöiiliche» Willen, wenn es not tut. geltend zu mache» weiß. »Der Kaücr ist kein Philister!" hat vor einem Jahre von Kaller Wilhelm II. unser Reichskanzler Gras lbülow geiagt. Dieier Ausspruch ist der knappe, populär geiaßte Ausdruck der Wertschätzung unseres Kallers als einer nicht alltäg lichen monarchische» Er>chci»»»g. die nicht nach den gewöhnlichen DuichichnittSmaßcn erlaßt »nd beurteilt weiden kann, die eine» ureigenen, unverglcichücheir und unwägbaren Wert da,stellt. Nach des Grasen Bülow Zeugnis kann kein Herrscher mit ehrlicbercm. treuerem, wärmerem Herzen von seine,n hehren Beins«! erfüllt und auf des Volkes Wohl bedacht sein, als Kaller Wilhelm II. Ans allen seine» Kniidgebirngen. aus allen leinen unermüdlichen Bemühungen lür die geistigen u»v mate riellen Güter der Nation spricht stets eine durch die Eigenart des Temperaments und des Willens ausgezeichnete monarchische Persönlichkeit. Nicht immer wird die Art. wie unser Kauer seine Auffassungen und Willcnsrichtungcn zur Darstellung bringt und ihnen Geltung zu schaffen sucht, unbedingten Beifall finden: mit unter erweisen sich die unmittelbaren Regungen des Herzens stärker clls die nüchternen kühlen Erwägungen des Kopfes. Aber wo in aller Welt gibt es heute einen Herrscher, in dessen Per söniichkeit fast das gesamte öffentliche Leben so frisch, so Ursprünge lich, so lebhaft pulsiert, wie in dem Träger der deutschen Kaiser kröne k Mit Recht hat vor einem Jahre Graf Bülow im Reichs tage betont, daß »ns das Ausland oft genug um eine so scharf ausgeprägte und hervorragende Herrscherindividualität, um einen so stark akzentuierten Monarchen beneidet. Wdil Kaiser Wilhelm kein Philister ist, sondern eine außer gewöhnliche Herrschernatur, so hat es nicht an Versuchen gefehlt, diese in ihren wesentlichen Grundzügen zu erfassen und den Charakter unseres Kaisers vom Standpunkte der unparteiischen Kritik oder der wissenschaftlichen Geschichtsbetrachtung schon heute sestzulegen. obwohl doch die Zeit zu einer abschließenden histo rischen Beurteilung des dritten Deutschen Kaisers aus dem Hohen- zollernhause noch nicht begonnen haben kann. So hat der Leipziger Historiker Karl Lamprecht in dem jüngst erschienenen Ergänzungsbande seiner deutschen Geschichte ein Charakterbild Kaiser Wilhelms ll. skizziert, das, mag es als treffend erkannt werden oder nicht, beweist, in wie seltenem Maße unser deutscher Herrscher daS allgemeine Interesse in Anspruch nimmt. Lamprecht bejaht die Frage, ob Kaiser Wilhelm seiner Person nach als Typus seiner Zeit betrachtet werden kann, und weist zur Be- gründung darauf hin, daß der Kaiser die Kräfte, die ihm das all gemeinen Gründen verdankte Steigen der monarchischen Gewalt von Tag zu Tag reichlich Zuwachsen läßt, in nicht minder reich lichem Sinne zur Betonung seiner Auffassung anwendet, und daß er daneben eine außerordentliche, rein persönliche Gewalt über Gedanken und Sinne seiner Umgebung besitzt. „Wer heute Minister hört, wird immer wieder erstaunt sein, bis zu welchem Grade sie nichts wisdergeben als Auffassungen des Kaisers: und wer jemals Gegner des Kaisers aus persönlichen Unterredungen mit diesem scheiden sah, wird sich nicht minder verwundert haben, bis zu welchem Grade sie. wenigstens während einer noch un mittelbaren Nachwirkung der kaiserlichen Worte, unter dem Zauber der Persönlichkeit des Herrschers standen." Als den auf fälligsten Zug in der kaiserlichen Politik glaubt Lamprecht den raschen Wechsel in der Wahl der Wege zu erkennen, auf denen die Erreichung der Ziele dieser Politik möglich erscheint: mit dem Wechsel der Wege fallen nicht selten alte Beziehungen, An knüpfungen, Personen, tauchen neue empor. In oft unglaublich kurzen Zeiträumen, sagt Lamprecht, wandeln sich die sekundären Konstellationen, die zu den allgemeinen und primären Zielen führen sollen, und die außer ordentlich entwickelte Assoz'cüionssähigkeit der kaiserlichen Natur fördert immer neue Kombinationen zu tage: dabei sollen sie rasch verwirklicht werden, und so ver bindet sich mit ihnen jene böige Form der Willensmeinung, jene Impulsivität, die den Zeitgenossen ebenfalls als ein Eharakier- zug des Kaisers gilt. Aus dem Lamprechtschcn Eharakterbilde Kaiser Wilhelms verdient noch der Hinweis auf die starke Wirkung der Persönlichkeit des Herrschers in Nation und Um gebung hcrvorgehobcn zu werden. „Ein stetig lebendiger Wille wirkt sich in tausend liebenswürdigen Einzclzügen aus und ge stattet dem Herrscher jenen häufigen Ortswechsel, der ihn in großen Teilen des Reiches gleichsam ständig heimisch macht: mit nicht zu unterschätzenden Wirkungen sür die Idee des Kaisertums überhaupt. Denn der Deutsche will seinen -Herrscher tät-g schauen von Angesicht zu Angesicht: keiner unserer großen Kaiser deS Mittelalters, der nicht ein großer Reiser gewesen wäre, keiner der wirklich bedeutenden hyheiizollernschcn Ahnen, der nicht ein gut Thcil seiner Hcrrschcrzcit im Sattel oder im Wagen zugebracht hätte. Aus dem außerordentlichen Reichtum an Assoziationen aber crfließt dann dem Kaiser die schicksalsrciche Gabe des be geisterten Redners wie der Zauber und die Anmut der Unter haltung. Denn Ucbcrfluß an Gcdankenziisammeiibäugen bildet Leben in Aphorismen und damit Virtuosität der Gcdankenver- arbeitung in Rede und Gegenrede ebenso sehr aus wie Meister schaft des kurzen monologischen Wortes. Freilich nur des kurzen: hier kann der Kaiser geradezu als erster großer Vertreter des künstlerisch gerundeten Telcgrammes gelten wie als einer unserer besten Rhetoriker des repräsentativen Stiles." Wie manches in der rein persönlichen Art des Auftretens und der Wirksamkeit Kaiser Wilhelms sich auch zur Zeit einer sicheren historischen Auffassung und endgültigen Bewertung noch entziehen mag, vornehmlich deshalb, weil unser Kager nach des Grafen Bülow Zeugnis eine „impulsive Natur" ist, so läßt sich doch heute schon nuS der kaiserlichen Politik ein Grundzug als unveräußerlich und unverrückbar heraushcbcn und absondern, und zwar vielleicht wegen seiner Unabänderlichkeit als der auf die Dauer weitaus wirksamste und wertvollste: der starke Wille zur Erhaltung des Friedens. Dar Einzelne mag sich zu der Subjektivität so vieler kaiserlicher Willensäußerungen stellen wie er will: außerhalb jeder Kritik steht unanfechtbar fest unteres Kaisers Verdienst »m die Wahrung und Sicherung des Friedens und damit zugleich um diejenigen Güter, die nur in der Sonne des Friedens gedeihen können. Es gibt auf dem ganzen Erden rund keinen Fürsten, der. obwohl der kriegerische Lorbeer ursprüng lich seiner Natur gewiß nicht fremd sein mochte, mit so unab lässigem und so regem Eifer um die Abwehr aller Friedens störungen während seiner ganzen bisherigen RegtcrunaSzcit be sorgt gewesen ist wie unser Kaiser. Möge Kaiser Wilhelm II. noch lange dns Zepter als Jricdcnsfürst zum Segen der deutschen Nation führen! vcr'asie» mußten und z»m Kamvie gegen die Herero einberufen tt»d. hat der Boisiand des denticden LaudeskriegnbundeS einen Ausruf an seine Mitglieder erlassen. Dar Brand von Aalesund. Ehristiania. In der heutigen Sitzung deS Stor- things erklärte der Präsident: Wir sind alle tieferschüttert von dem Unglück, das Aalesund betroffen hat. Emen^Licht- Punkt aber bildet die große Opferwiiligkcit von allen Seiten, von unserem Königshause, unseren Gemeinden und von Privat leuten. Aber auch vom Auslände ist Opferwilligkeit in einem Maßstabe an den Tag gelegt worden, den wir uns nicht hätten träumen lassen, so von Dänemark, Schweden, England und Amerika, in erster Linie aber von Deutschland. Ein Name ist beule auf aller Lippen: Kaiser Wilhelm. Tie Schnellig keit, Hochherzigkeit, Opscrwilligkeit, Bereitwilligkeit und dos Organisationstalent, welches der Kaiser zeigte, haben allerorten die größte Bewunderung und Dankbarkeit hervorgerufen Wir haben immer gewußt, daß der Kaiser Wohlwollen und Liebe für unser Land hegt, aber einen solchen Beweis der Sympathie Sr. Majestät hat keiner erwarten können. Ter Präsident erklärte schließlich, er sei ermächtigt, den Dank der Nationalversammlung und des ganzen Volkes auszusprechen. Neueste Dra^tmeldmine» vom 26. Januar. Der <»crcro-4lusstiitid. Berlin. lPriv.-Tcl.j Zum H er c r o-A nfst a nd meldet ein Kapstadter Telegramm der „Daily Mail", nach mäßigen Schätzungen seien die aufständischen Stämme etwa 15 OOO Mann stark, die in der Mehrzahl schlecht bewaffnet seien. Aus allen Teilen des Landes treffen Meldungen über furchtbare von den Herero verübte Grausamkeiten ein. Die deutschen Truppen, die kürzlich Ketmanshoop verließen, seien von den Herero umzin gelt, überwält'gt und gefangen genommen worden. Tie Ge fangenen seien entsetzlichen Martern unterworfen und dann lebendig verbrannt worden. Den Offizieren wurden die Glieder abgeschnitten »nd die Augen mit den Daumen herausgequetscht, dann ließen die Herero die Sterbenden auf dem Felde liegen. Hendrik Witboi-bleibt treu. Es seien Verhandlungen im Gange, um den deutschen Truppen die Landung in Port Nolloth zu gestatten. An hiesiger maßgebender Stelle ist eine Bestätigung dieser Nachrichten nicht cingctrofscn, doch ist dicser- halb eine Anfrage an den deutschen Konsul in Kapstadt gerichtet worden, auf welche die Antwort alsbald erwartet wird. Man hofft, daß dieser die Richtigkeit der Meldung nicht bestätigen wird, da er diese wohl aus eigenem Antriebe hierher weiter gegeben hätte, wenn sie in glaubwürdiger Form in Kapstadt auf getreten wäre. Berlin. fPrlv-Tel) Zn gnnsten der deutschen Krleaer- vcrelire in Südwesrasrika, deren Mitglieder sämtlich Haus und Hof Berlin. (Priv.-Tel.) Reichstag. Die Beratung des Reichsamts des Innern wird beim Titel: Staats sekretär fortgesetzt. — Aba. Werner (Wirtschaft!. Bereinig.) stellt sest, daß es außer den sozialdemokratischen Arbeitern glück licherweise mich noch andere Arbeiter gebe, die, im Gegensatz zu den Sozialdemokraten, die sozialpolitische Fürsorge der Regierung durchaus anerkennen. Allerdings habe auch er noch Wünsche, so betreffs der Arbeitskammern, billigerer Verwaltung der Be- russgenoffenschasten, besserer Fürsorge auch sür das Handwerk usw. Wenn Graf Posadowsty neulich gemeint habe, das Handwerk habe auch letzt noch einen goldenen Boden, so habe er sich durchaus getäuscht. Redner wendet sich dann gegen Konsumvereme, Warenhäuser, Mängel im Submissionswesen usw., durch die der Mittelstand geschädigt werde, und verlangt mehr Entgegenkom men gegenüber dem Mittelstände. — Staatssekretär Graf Posa» dowsky erklärt , er habe neulich nicht gesagt, das Handwerk sei nicht mehr zu halten, wie man chm untergelegt habe, er habe nur gesagt, was sich überlebt habe, sei nicht mehr zu halten, und so sei auch der allgemeine Befähigungsnachweis im Handwerk heut zutage nicht mehr mö^ich. — Sächsischer Vundesratsbevollmäch- tigter Gehcimrat Dr. Fiicher konstatiert gegenüber den gestrigen Darleannsen des Abg. Fischer-Berlin, daß rn Crimmitschau die sächsische Negierung und die sächsischen Behörden sich durchaus >m Rahmen ihrer gesetzlichen Befugnisse gehalten haben. Die Be- borden hätten nur sür Ruhe und Ordnung gesorgt. Ein durch seine sprunghaften Anschauungen sich auszeichnender Professor habe zwar den Behörden nachgesagt, sie hätten die streikenden Arbeiter sopar mißhandelt. Das sei selbstverständlich falsch. Un wahr ici mich, daß die Bcbördcn gegen streikende Arbeiter Partei ergriffen batten: gm Bahnhofe bei dem Eintreffen Arbeitswilliger hätten sich Szenen abgespielt, die nahezu an Aufruhr streiften. lLncben links.s Herrn Triinborn möchte er wegen seiner gestrigen Aeußerung über Crimmitschau zurusen: „Es tut mir in der Lecke Weh, daß ich Dich in der Gesellschaft sch'!" Herr Pfarrer i Schink, der gestern vom Abg. Fischer so angegriffen worden sei, chabe nur seiner ehrlichen Ucberzeugung Ausdruck gegeben. Ein Verbot i der Wechnachtsbescherunaen in Crimmitschau sei überhaupt nicht ! erfolgt, sondern nur ei» Verbot von Ansprachen, weil damit übcr- ! Haupt nur ein Fest des Friedens in ein solches des Hasses um- gewandelt werde» sollte. Dem Wunsche des Kewerveoercriis in s Crimmitschau entsvrcchend, verliest Redner schließlich eine Er klärung des Vereins, in welcher gegen die neulichc Bcha»"M»g Bebels protestiert wird, daß die Kleingewerbetreibenden in Crim- smitschau so gut wie vor dem Ruin ständen. — Abg. Mugdan lFreis. VolSp.s: In der Sozialpolitik sei noch viel zu tun. Be dauerlich sei, das; die Gewerbevorschristen noch zu oft von den Arbeitgebern übertreten würden, und daß dann die Straftn zn niedrig ausstelcn. Sehr zu wünscbcn sei vermehrte Anstellung auch weiblicher Aussichtsbcaintcn. Bcfrciuna der Aufsichtsbcamtcn von anderen Arbeiten, sowie Anstellung solcher Beamten für das Handelsgewcrbe. Die nächste Revision der Krankenversichcrungs- geietzgebmig müsse auf die Gefahr hin. daß sic noch etwas länger auf sich warten lasse, eine gründliche sein, damit nicht aller Paar Jahre wieder eine Revision notwendig würde. Die Acrzte und die Krankeulaffen solle man sich ruhig mit einander streiten lassen. Er müsse aber aus Eirund der gcncmen Kenntnis der Dinge erklären, in einer sozialdemokratisch geleiteten Kranken kasse ist es absolut uniröglich, eine Stelle als Kassenarzt zu be kommen, wenn man nicht selber Sozialdemokrat ist. (Hört, hört! Widerspruch »nd große llnruke aus der äußersten Linken ! Ge- nau so sehe es ans mit der Anstellung auch der übrigen Kassen- beamtcn. s.Hört, höri!) Die Aerztesragc bei den Kasten ist eine reine Geldfrage. Man habe bei Emanation, des Gesetzes leider die Kassen nicht auf eine genügende finanzielle Basis gestellt; um so wichtiger erscheine es. die Kronkenversicberung mit der Invalidenversicherung luwimneu zu tun. Ohne freie Äerztewabl sei jedenfalls eine Verbesserung der Krankenpflege nickt möglich. Redner gibt dann noch seiner llebcrzciigung Ausdruck, daß die Sozialdemokratie kein Reckt habe, sich als alleinige Arbeiter partei aiMsehen. Der größte Teil der Arbeiter gehöre auch heute noch den bürgerlichen Parteien an. — Abg. Erzberger lZentr.) führt ans. daß seit 1884 das Zentrum die grauen Fort schritte ans soziolvolit lckcnr Gebiete angeregt habe: Sonntags ruhe, gesundhcftslicber Marimalarbeitstag, Frauen- und Ktndcr- schutz. Hnterher freilich hätten die Sozialdemokraten nach be kannter Marrscher Maxime stets alles, was das Zentrum ver langte, zu übertrumpfen gesucht Jedenfalls sei fett 1884 Be deutendes geschaffen. Weiter äußert Redner eine Reihe von Wünschen, z. B. betreffs Abschaffung der Bureauarbeit .an Sonn- tacen, Unterstellung der Straßenbahnen unter die Gewerbeord nung, Molkcreibctrieb an Sonntagen. Wohnraume bet Ziegelei- betrieben »sw. — Abg. -Hcyl zu Herrnsheim lnat.-lib.) hat in der Thronrede soz alvolitische Ankündigungen vermißt. Der zehnstündige Mgximnlarbeitstgg für Frauen müsse elngefühn werden. Gemeingefährliche Streiks müßten 'durch weiteren Ans- lzau des Systems der Einigungsä,nter bekämpft werden. Be-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page